ZWISCHENBERICHT LEUPHANA SOMMERAKADEMIE - FLENSBURG 2008 VORWORT

Das Projekt Leuphana Sommerakademie wurde 2007 von mir an der Leuphana Universität entwickelt. Die Universität reagierte damit auf ein Problem, das angesichts des demographischen Wandels immer weniger ignoriert werden kann: Jugendliche an Schulen, die zur Ausbildungsreife führen sollen, schöpfen ihre Potenziale oft nicht aus. Gründe dafür gibt es viele, die Gesellschaft traut ihnen nichts zu, das Elternhaus unterstützt sie zu wenig. Viele reagieren mit Resignation. Die Erfahrung hat uns auch gezeigt: Das größte Problem ist das geringe Selbstvertrauen der Schüler. Wenn sie nicht vollkommen sicher sind, eine Aufgabe bewältigen zu können, versuchen sie es erst gar nicht. Dies hat auch Auswirkungen auf Mut und Ausdauer für eine Bewerbung oder die weitere Schulausbildung. Die Frage, die wir Pädagogen uns stellen müssen, lautet: Wie lassen sich diese Jugendlichen wieder aktivieren? In der Sommerakademie zielen wir vor allem auf eine Veränderung der Selbsteinschätzung bei Jugendlichen ab. Ziel des Modellprojekts ist es dabei, die Schülerinnen und Schüler für den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt fit zu machen. Aus diesem Grund thematisiert die Leuphana Sommerakademie sehr ausführlich das Thema Beruf. Die Berufsorientierung und die damit verbundenen Kenntnisse über Selbstpräsentation und formale Grundlagen einer Bewerbung ist eine von drei Säulen der Sommerakademie. Die Stärkung der Jugendlichen findet jedoch notwendigerweise in einer weiteren Säule auch auf einer grundsätzlichen Ebene statt: in Gruppen- und Einzelcoachings versuchen wir ihr Selbstbewusstsein aufzubauen. In einem dritten Bereich fördern wir die Grundqualifikationen in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch, damit der weitere berufliche Lebensweg nicht gleich am schlechten Zeugnis scheitert. Konkret verwirklicht werden diese Ziele während drei Wochen in den Sommerferien in Deutschund Mathematik-Crashkursen, Modulen zu Auftreten und Bewerbung, einem PC-Kurs, einer Holzwerkstatt, der Erprobung von Berufen im

Berufsbildungswerk, dem Einstudieren eines Musicals und einem Schülerparlament. Die Finanziers der Leuphana Sommerakademie haben erkannt, dass für die schwächeren Jugendlichen frühzeitig etwas getan werden muss, um sie für die Bildung einer solidarischen und produktiven Gesellschaft nicht zu verlieren. Die Agentur für Arbeit in Flensburg, das TheodorSchäfer-Berufsbildungswerk und der VersatelMultimediafonds haben sich daher dankenswerter Weise in diesem Jahr entschieden, das Projekt für 30 Schüler aus dem Raum Flensburg möglich zu machen. Die Durchführung, die im Folgenden vom Betreuerteam kommentiert wird, war ein voller Erfolg, wie auch erste Ergebnisse aus der Befragung der Schüler beweisen, die Anfang 2009 vollständig ausgewertet sein werden. Ohne das große Engagement und die Einsatzbereitschaft des Betreuerteams wäre ein solches Projekt unmöglich. Ich danke den Betreuerinnen und Betreuern der Leuphana Sommerakademie Flensburg daher sehr, dass sie die Theorie mit Leben gefüllt haben. Inzwischen sind die Jugendlichen bereits in die zweite Phase der Projekts eingestiegen: die Nachbetreuung. Einmal wöchentlich treffen sie sich mit Studierenden der Universität Flensburg in Kleingruppen, wo die positiven Entwicklungen aus den Sommerferien stabilisiert und ausgebaut werden. Auch hier zeigt sich die positive Wirkung: Wenn auch nicht immer gleich motiviert, so können doch bisher fast alle Schülerinnen und Schüler zu einer Teilnahme bewegt werden.

Prof. Dr. Kurt Czerwenka Leuphana Universität Lüneburg, Dezember 2008

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30 Namen entfernt !

ALLGEMEINE DATEN

Betreuerteam Das Betreuerteam bestand aus 21 Personen. Fünf Fachkräfte und drei Studierende wurden von der Leuphana Universität akquiriert: - Tyll Wibben (Mathematik und Kampfsport) - Tammo Krüger (Auftreten und Coaching) - Anne Zimmermann (Musical) - Julia Caspar (Musical) - Inga Petri (Schülerparlament) - Philipp Oelenberg (PC und Sport) - Hauke Bussenius (PC und Sport) Darüber hinaus stellte das Theodor-SchäferBerufsbildungswerk folgende Fachkräfte: - Valeska Greve, Erzieherin mit lerntherapeutischer Zusatzausbildung (Campleitung) - Carsten Hinz, Erzieher und KfZ-Meister (Holzwerkstatt) - Harald Niespor, Erlebnispädagoge (Holzwerkstatt, spez. Freizeitangebote) - Heidrun Lamping, Technikerin im Gartenbau, Ausbilderin (Betreuung, Nachtdienste, Freizeitangebote, Sozialprojekte, Lesezeit) - Knut Stender, Erzieher (Betreuung, Nachtdienste, Freizeitangebote, Sozialprojekte) - Jörg Peters, Tischler (Begleitung der Berufsbildungswerk-Fahrten, Betreuung, Nachtdienste)

- Dieter Koch, Anleiter im Gartenbereich (Begleitung der Berufsbildungswerk-Fahrten, Betreuung, Nachtdienste) - Sarah Rohwer, Erzieherin (Betreuung, Nachtdienste, Freizeitangebote, Sozialprojekte) - Johann Koller, Raumausstattermeister, Ausbilder (Durchführung und Dokumentation der Tage im Berufsbildungswerk) Andreas Arndt (Fotographische Dokumentation, Betreuung, Freizeitangebote) Kirstin Schumann, Erzieherin (Betreuung, Freizeitangebote, Sozialprojekte) Besonderer Dank für ihre große Unterstützung und ihren großen Einsatz gilt der Leiterin des Jugendaufbauwerks Sylt, Brigitte Wendt. Darüber hinaus engagierten sich folgende Personen bei den Bewerbungsgesprächen am Personaler-Tag: Ernst Petersen (Inhaber der Firma Martin Knudsen), Christian Nielsen (Inhaber der Firmen Georg Nielsen Autohaus GmbH und Georg Nielsen Metallbau GmbH), Susanne Hubert (Inhaberin der Firma Michel’s Backhüs), Kathrin Wilke, (Inhaberin der Firma Insel a company), Birgit Muhr (Leiterin des Altenzentrums SyltWesterland), Volker Schacht (IHK Flensburg), Dr. Jens Junge (Versatel Multimediafonds)

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GESAMTABLAUF DES CAMPS

Die 30 SchülerInnen reisten am 21.07.2008 im Jugenaufbauwerk auf Sylt gegen Mittag an. Nach der Schlüsselvergabe und einem gemeinsamen Mittagessen begann der Kennenlerntag. In den per Losverfahren gebildeten Kleingruppen äußerten einige Schüler ihren Unmut. Sie seien von ihren Eltern dazu gezwungen worden, würden nicht freiwillig teilnehmen. Das Programm sei ihnen zu umfangreich, sie hätten sich auf Freizeit eingestellt. Dennoch konnten sich alle SchülerInnen schnell auf die Gegebenheiten einlassen. Die MitarbeiterInnen verstanden es mit ihrem großen Engagement, die Teilnehmerinnen zum Mitmachen zu motivieren. Während der gesamten Zeit blieben die so genannten Schlüsselqualifikationen, wie Pünktlichkeit, Auftreten, Leistungsbereitschaft, etc. ein ständiges Thema, an dem intensiv gearbeitet werden musste. Nach dem Fehlermachtag, an dem die TeilnehmerInnen sich an verschiedenen Stationen auf vielfältige Art ausprobieren und die Erfahrung machen konnten, dass Fehler im Leben dazu gehören, sie aus diesen lernen können und nicht alle Menschen die gleichen Stärken haben, starteten die regulären Tagesabläufe. Es fanden Crashkurse in Mathematik, Deutsch und Computer, eine gemeinsame Lesezeit, Karate- und Bewerbungstraining sowie das

Einüben eines Musicals und der Bau des dazugehörigen Bühnenbildes statt. Zwanzig SchülerInnen nahmen an dem Musicalprojekt teil, 10 Schüler entschieden sich für die Teilnahme an der Holzwerkstatt. Die Verantwortlichen Harald Niespor und Carsten Hinz bauten dort zusammen mit den Jugendlichen das Bühnenbild für das Musical und erstellten kleinere Holzarbeiten. Gleichzeitig fuhr an drei Tagen in der Woche eine Gruppe von jeweils zehn Personen zur Berufsfelderprobung ins Theodor-SchäferBerufsbildungswerk nach Husum. In verschiedenen Projekten lernten die Teilnehmerinnen drei verschiedene Berufsfelder (Textil, Holz, Farbe) kennen. Zusätzlich fanden auch noch Sozialprojekte statt. Am Abend tagte das Schülerparlament. Zudem wurden vielfältige Freizeitangebote gemacht. Insbesondere die sportlichen Angebote, wie Fußball, Hockey und Gleichgewichtsspiele wurden von den SchülerInnen gerne angenommen. Viele Jugendliche genossen auch die wunderschöne Umgebung, indem sie mit den BetreuerInnen schwimmen gingen. An den Wochenenden fanden Bogenbau und schießen, ein Kurs in Wellereiten, Ausflüge ins Hallenbad, Radtouren, Schiffsfahrten sowie eine Wattwanderung von der Insel Amrum nach Föhr statt. Auch bei diesen Angeboten konnten die unterschiedlichsten Fähig- und Fertigkeiten einzelner entdeckt werden. Bei der 8 Kilometer langen Wattwanderung, beim Bogenbau und 4

CRASHKURSE

Deutsch Der Deutsch-Crashkurs war konzeptionell angelehnt an das Lesecurriculum von Steffen Gailberger (Gailberger, Juli 2007). Zu Anfang wurde das „Salzburger Lese-Screening für die Klassenstufen 5-8“ (SLS 5-8; vgl. Auer et al. 2005) durchgeführt und dabei eine durchschnittlichen Lesekompetenz der SchülerInnen ermittelt. In den folgenden Wochen wurden dann berufs- und alltagsbezogene Sachtexte (vgl. Bergmann & Selka 2006) bearbeitet, mit dem Ziel das Markierverhalten und die Informationsentnahme, sowie eine geeignete Vorstellung des Erarbeiteten zu verbessern. Dieses geschah in Einzel-, Partneroder Gruppenarbeit, mit abschließenden Präsentationen vor der Gruppe. Durch eine offene Unterrichtsform wurde die Motivation der Jugendlichen und die Lebendigkeit des Kurses gefördert und so ein möglichst großer Input erreicht. Gelesen wurde der Jugendroman „Isola“. von der Autorin Isabel Abedi. Die Stunden wurden sehr gut angenommen, die Mitarbeit der Jugendlichen war insgesamt sehr gut. Sie waren im Rahmen ihrer Möglichkeiten kreativ und kommunikativ und es entstand eine gute Gruppendynamik. Das Zusammenleben in Wohngruppen mit den Jugendlichen hat eine persönlichere Ebene ermöglicht, die den Zugang zu den Einzelnen verbesserte und so eine erfolgreichere Zusammenarbeit ermöglichte. Der straffe Zeitplan hat die Jugendlichen sehr angestrengt, so dass die Motivation gegen Ende der 3 Wochen Sommerakademie etwas nachlies. Grundsätzlich haben alle Schülerinnen und Schüler jedoch Fortschritte erzielt. Dorothee Goedecker Mathematik Das Angebot eines Mathematikkurses war sehr wichtig. Die Defizite schon bei den Grundrechenarten waren alarmierend. Inhalt des Lehrstoffes und Lehrstofffülle waren frei. So konnte gezielt auf die Bedürfnisschwerpunkte der einzelnen Gruppen eingegangen werden ohne einen einheitlichen Lehrplan bedienen zu müssen. Dies war für die

individuelle Betreuung sehr vorteilhaft. Der Schwerpunkt aller Gruppen lag auf dem Extrahieren von Daten aus Texten und der anschließenden Problemlösung mit dem Dreisatz. Hier hatten 26 von 30 Lernenden zum Teil erhebliche Schwierigkeiten, konnten sich aber mit zwei Ausnahmen im Laufe des Camps stark verbessern. Zu einem Gutteil lag das, nach meinem Dafürhalten, an der zum Schulunterricht verschiedenen Lernsituation: ohne Leistungsdruck und ohne die bekannten Gruppenstrukturen lernten die SchülerInnen konzentrierter. Problematisch war die dichte Lage zu anderen Unterrichtsräumen, was zu Störungen durch andere Lernendengruppen führte. Die Zeiten zwischen den Kursen waren zu knapp bemessen, was zunächst zu entschuldigten Verspätungen führte und schließlich von den Jugendlichen als Grund für Verspätungen vorgeschoben wurde. Hier waren sehr enge Absprachen unter den Fachkräften nötig. Eine weitere Aufsichtsperson mit mathematischen und mathematikdidaktischen Kenntnissen wäre für Gruppen- und Stillarbeiten sehr hilfreich gewesen und für das kommende Jahr unbedingt zu bedenken. Tyll Wibben Computer Es fand täglich ein einstündiger Computerkurs statt. Nach Absprache mit dem Modul Auftreten wurde der Kurs eng auf das Thema Bewerbungsunterlagen und Bewerbungstraining abgestimmt. Die Ziele des PC-Kurses bestanden darin, Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer zu verbessern, insbesondere Word und Grundzüge in der Anwendung von Powerpoint. Vermittelt wurden diese Kenntnisse anhand der Erstellung von Bewerbungsunterlagen sowie der Informationsbeschaffung und deren Darstellung zu verschiedenen Themen. Insbesondere durch die enge Verzahnung mit dem Modul Auftreten konnten den SchülerInnen hier sehr viel vermittelt werden. Philipp Oelenberg/ Hauke Bussenius

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AUFTRETEN UND COACHING

Zu diesem Bereich gehörte die Vermittlung der formalen Anforderungen an Bewerbungsunterlagen sowie die individuelle Begleitung bei der Erstellung dieser Unterlagen. Auch das Auftreten im Bewerbungsgespräch und eine Vorbereitung auf Gesprächsinhalte wurden hier geübt. Um dies zu erzielen gab es diverse Einheiten, z.B.: • • • • • •

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Die konkreten formalen Anforderungen an die Bewerbung Umsetzung in div. Einzelschritten; hierzu WORD- Kenntnisvertiefung Auseinandersetzung mit der Frage, welche Kompetenzen ArbeitnehmerInnen (AN) aus ArbeitgeberInnensicht (AG) haben sollten Wege, wie AG im Bewerbungsverfahren versuchen, sich hiervon ein Bild zu machen Ermittlung der Fähigkeiten und Erfahrungen, die für AG interessant sein können, bei den SchülerInnen das 3-Säulenmodell der Arbeit (Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, Soziale Arbeit) und seine Auswirkungen auf das Erwerben von Kompetenzen und Erfahrungen, sowie auf Frustration mit Arbeitslosigkeit Übungen zu „Welcher Schritt, welcher Beruf ist für mich realsiertbar? Was wird hierbei gefordert?“ Abläufe von Bewerbungsgesprächen, mögliche Fragen und Antworten (individuell) von beiden Seiten Auftritt in der Bewerbung, Körpersprache, Sprache, Inhaltsvermittlung, sowohl im Forumspiel, als auch in Simulationen und Auswertung eines ‚echten’ Gespräches. Umgang mit Stress und Prüfungsangst

Die SchülerInnen nahmen das Angebot des Bewerbungstrainings in Kombination mit dem PC-Kurs sehr gut an. Sie erstellten Unterlagen und erarbeiteten ein sicheres Auftreten in Bewerbungssituationen, das von den externen Personalern, die für ‚echte’ Bewerbungsgespräche am so genannten Personaler-Tag gegen Ende der Sommerakademie hinzukamen, sehr positiv bewertet wurde. Es fanden Vorstellungsgespräche für folgende Berufe statt:

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Bäcker/in Bäckereifachverkäufer/in Tischler/in Gastronomieberufe Fachlagerist/in Büroberufe Altenpfleger/in Informationselektroniker/in

Im Modul Auftreten war durch die Zusammenlegung mit dem PC-Kurs genügend Zeit vorhanden, um hieran individuell zu arbeiten, auch ein Motivationstief zu durchstehen und anschließend akzeptable Ergebnisse vorweisen zu können. Die abwechslungsreiche Gestaltung und das ‚Umkreisen’ des Themas, bei dem immer wieder Wechsel zwischen Auseinandersetzungen mit persönlichen Fragen und formalen Umsetzungen stattfand und stückweise vertieft wurde, kam sehr gut bei den SchülerInnen an. In diesen Bereich gehörte die Unterstützung bei Problemen von SchülerInnen untereinander, persönlichen Problemen, sowie bei der Klärung des Umganges mit schweren Regelverstößen. Es sollten einzelne Impulse zur Fortentwicklung der Schüler gegeben werden. Die ursprünglich als Angebot auf Nachfrage konzipierte Coachingeinheit wurde im Laufe dahingehend geändert, dass ein situativer Zugang gesucht wurde. Hierzu diente Ansprache bei Freizeitsituationen oder anderen passenden Momenten. Hierdurch konnte bei einzelnen SchülerInnen Impulse der Auseinandersetzung mit ihrer Rolle im Alltag, in Konflikten und auch im Familienleben gesetzt werden. Persönliche Visionen konnten freier formuliert und thematisiert werden. Es ist während der Sommerakademie insgesamt gelungen, den SchülerInnen Positiverlebnisse zu verschaffen, die diese sonst nie erlebt hätten. Es wurden neue Rollen und Aktivitäten ausprobiert, sowie Fähigkeiten entdeckt und gefördert. Tammo Krüger, Jugend-Coach

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MODUL MUSICAL

In diesem Bereich wurde ein Jugend-Musical erarbeitet, dass sich in drei Bereich gliederte: Tanz, Gesang und Schauspiel. Im Bereich Tanz wurden gemeinsam mit den SchülerInnen Choreographien entwickelt und einstudiert. Im Bereich Gesang wurden mit den Jugendlichen Chor- und Sologesangsstücke erarbeitet und am Klavier begleitet. Die Soli wurden in Einzelstunden erarbeitet. Im Bereich Schauspiel wurden Gruppenszenen über Improvisationen erarbeitet. Die Schauspieltexte wurden an die Improvisationen der Jugendlichen angepasst. Einzelszenen wurden oft parallel zu Einzelgesangsproben erarbeitet, so dass jeder Betreuer eine Gruppe übernehmen konnte. Wenn während der Probe Konflikte bei den Schülern auftraten, teilten sich die Betreuerinnen auf. Die Talente der Jugendlichen konnten in das Konzept eingearbeitet werden. Die Betreuerinnen entwarfen zudem Plakate und Flyer, die auf der Insel verteilt wurden. Das Bühnenbild wurde gemeinsam mit den Jugendlichen als freiwillige Freizeitaktivität besprüht.

stellte nicht nur die Halle zur Verfügung, sondern richtete sich mit ihrem Ferienbetreuungsprogramm nach unseren Proben. Die Aufführung des Musicals schließlich war sehr gut besucht und die Jugendlichen sehr zufrieden mit ihrer Vorstellung. Problematisch in der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen war der straffe Zeitplan der gesamten Sommerakademie. Manche Jugendlichen reagierten auf die ungewohnte starke Belastung mit fehlender Motivation, was die Zusammenarbeit zuweilen erschwerte. Allgemein: Ein fachlich und menschlich kompetentes Team konnte gut mit anfallenden Problemsituationen umgehen. Die 20-minütigen Supervisionen jeweils vor den Essenszeiten waren sehr hilfreich und notwendig. Während dieser Zeit wurden Probleme mit den Jugendlichen angesprochen, Absprachen zu einheitlichen Regeln getroffen und Unstimmigkeiten geklärt. Besonders durch den engen Kontakt zu den Jugendlichen konnte bewirkt werden, die Jugendlichen aus ihrem Alltagstrott zu holen und neue Perspektiven zu eröffnen. Die Einteilung der Betreuer als Aufsichtspersonen in den Wohngemeinschaften der Jugendlichen ermöglichte einen besonders engen Kontakt, der auch alltägliche Lebenssituationen einschloss. Die Betreuerinnen wurden nicht nur als Lehrer, sondern auch als Vertrauenspersonen und Vorbilder wahrgenommen Der Erfolg des Musicals, eine beachtliche Gruppenleistung, wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht dieser enge 24-stündige Kontakt bestanden hätte.

Julia Caspar/ Anne Zimmermann, Tanzpädagoginnen

Die Grundschule Hörnum war ein hilfsbereiter und sehr entgegenkommender Partner. Die Schulleiterin

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MODUL MUSICAL

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SPORTANGEBOT

Kampfsport In diesem Bereich wurden Karatestunden gegeben. Durch den Einsatz von Schlagpolstern und anderem Spezialequipment hatten viele der Schüler zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre eigene Kraft und die von Anderen zu erfahren und einzuschätzen, ohne Angst vor Schmerzen oder Verletzungen haben zu müssen. Zudem ist das Schlagpolstertraining körperlich sehr anstrengend, so dass aufgestaute Energie nicht in Form von zerstörerischem Frust, sondern in vorgegebener Bahn abgegeben werden kann. Das Modul war somit eine gute Ergänzung zu den anderen Tagespunkten. Die Halle war ideal für das Training. Die räumliche Trennung vom Camp sorgte für eine höhere Konzentration. Die Anzahl der nicht am Training Teilnehmenden war im Durchschnitt 2. Die Gründe waren vor allem Stören des Unterrichts und kleinere Verletzungen. Für die zukünftige Planung wäre es in diesem Bereich sinnvoll, eine weitere Betreuungsperson abzustellen. Tyll Wibben Gruppen- und Freizeitaktivitäten Es wurde ein breites Spektrum an Bewegungserfahrungen und -möglichkeiten angeboten, wobei häufig mehrere Aktivitäten parallel liefen. Ziel in diesem Bereich war im Sinne einer strukturierten Freizeit Ausgleich zum

anstrengenden Sommerakademie-Alltag zu schaffen. In der Regel fanden am Strand sportliche Aktivitäten, wie Frisbee, Drachen fliegen, Beach Volley- und Fußball, Boule, Wikinger Schach und Schwimmen, statt. Im JAW wurden Mannschaftsspiele wie Basketball, Streethockey und Fußball angeboten. Weitere Angebote waren Gleichgewichtspiele mit Pedalos und Kippelbrettern sowie Aktivitäten in den Kellerräumen, wo Billard, Dart, Tischfussball, Tischtennis und Fitness- und Krafttraining unter professioneller Anleitung durchgeführt wurden. In den einzelnen Disziplinen wurden neben praktischen Erfahrungen auch theoretische Hinweise gegeben und Zusammenhänge erklärt. Allgemein: Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachkräften empfanden wir als sehr produktiv und erfolgreich. Wir konnten uns sehr gut ergänzen. Jeder hatte die Möglichkeit von den Erfahrungen, Kenntnissen und dem Fachwissen des Anderen zu profitieren. Probleme und Anregungen konnten in den täglich mehrfach stattfindenden Betreuertreffen angesprochen und geklärt bzw. umgesetzt werden. Die Organisation verlief problemlos, damit war der Ablauf für die Jugendlichen klar nachvollziehbar und strukturiert. Zurückblickend würden wir einige Anregungen und Erfahrungen weitergeben. Im Hinblick auf die Pausengestaltung wäre es unserer Meinung nach sinnvoll Phasen der Entspannung zwischen Modulen und Crashkursen einzuräumen. Zur Sicherstellung der Arbeitsbereitschaft der Schüler war es unerlässlich Pausen einzubauen, um eine Überlastung zu vermeiden. Abschließend sehen wir als Lehramtsstudenten das Projekt der Leuphana Sommerakademie als Gewinn an, sowohl für uns persönlich als auch für die teilnehmenden Jugendlichen. Wir konnten zahlreiche nützliche Erfahrungen sammeln, uns in Problemsituationen bewähren und Kenntnisse in die praktische Arbeit mit Jugendlichen einbringen, die über die normalen Anforderungen des Schulalltags hinausgingen. Philipp Oelenberg/ Hauke Bussenius

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NACHBETREUUNG - ZWISCHENBERICHT

Allgemeines Die Betreuung wird von Studenten/innen der Universität Flensburg gewährleistet, die aus unterschiedlichen Fakultäten der Universität Flensburg kommen und in 2er Teams mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten. Es haben sich sechs Gruppen an fünf verschiedenen Schulen gebildet. Die Treffen finden zum Teil in der Schule, aber auch an anderen Lernorten statt. Alle Schüler/innen, auch die beiden Abbrecher, werden regelmäßig zur Teilnahme an den Treffen motiviert und dazu angehalten, sich bei terminlichen Überschneidungen zu entschuldigen. Zwischen den meisten Nachbetreuern und ihren Schüler/innen hat sich mittlerweile ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Daraus resultiert, dass die Teilnehmer/innen auch mit außerschulischen Sorgen und Nöten zu den Nachbetreuer/innen kommen und es dadurch möglich wird mit Schüler/innen individuell zu arbeiten. Die Treffen finden regelmäßig wöchentlich statt. Es wird mit verschiedenen Schwerpunkten gearbeitet, je nach Bedarf und Wunsch der Schüler. In einigen Gruppen wurden Bewerbungstrainings durchgeführt, in anderen liegt der Schwerpunkt auf der schulischen Unterstützung und Lehrstellensuche. Die Gruppen gehen zudem zu einem Flensburger Fotografen, um Bewerbungsfotos machen zu lassen. Zum Zwecke des Vertrauensaufbaus haben die Nachbetreuer auch kleine Unternehmungen organisiert, wie z.B. Bowling oder gemeinsames Kochen. Teilnahme der Schüler/innen Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten, die sich hauptsächlich aus mangelnder Motivation der Jugendlichen, terminlichen und räumlichen Schwierigkeiten zusammensetzte, haben die Nachbetreuer/innen jetzt einen festen Rahmen geschaffen. Dennoch ist die zusätzliche Motivation der SchülerInnen zur Teilnahme immer wieder erforderlich, häufig steht insbesondere die mangelnde

Unterstützung der Eltern im Wege. Ein Schüler kann aufgrund schwerer psychischer Probleme weder am regulären Schulunterricht noch an der Nachbetreuung teilnehmen, er ist aber entsprechend betreut. Zwei Schüler sind mittlerweile in einem örtlichen Rotarier-Projekt zur Berufsorientierung involviert, so dass ihre Teilnahme an der Nachbetreuung bis auf weiteres aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist. Sie sind jedoch gut und im Sinne der Nachbetreuung durch diese Maßnahme betreut. Die zuständigen Nachbetreuer erkundigen sich zudem weiterhin regelmäßig bei den Schülern nach dem Stand der Dinge, um sie gegebenenfalls wieder einzuspannen. Ein Schüler ist mittlerweile in einer Ganztagesmaßnahme des JAW zur Berufsqualifizierung und ist dort ebenfalls so gut aufgehoben, dass eine Teilnahme an der Nachbetreuung nicht mehr notwendig ist und zudem zeitlich nur sehr schwer zu realisieren wäre. Durch die Nachbetreuung ist gewährleistet, allen Teilnehmern der dass zu Sommerakademie weiterhin Kontakt besteht. Betreuung der Nachbetreuer Die studentischen Nachbetreuer werden monatlich supervidiert und treffen sich zu diesem Zweck mit Frau Rebekka Lauritzen, Sozialarbeiterin in Flensburg. Frau Lauritzen steht bei Bedarf auch außerhalb dieser Treffen 11

NACHBETREUUNG - ZWISCHENBERICHT

für Hilfestellungen und besondere Fragen zur Verfügung. Dies betrifft auch den Bereich der Unterlagen und Ausarbeitungen (z.B. für das Bewerbungstraining). Es wurde weiterhin vereinbart, sich nicht nur über Probleme im Umgang mit den Jugendlichen auszutauschen sondern auch über die Erfolge und die Methoden, die dazu geführt haben. Für den Austausch von Informationen und Arbeitsmaterial wurde für die Nachbetreuer ein Downloadbereich auf der Internetseite www.leuphana.de/sommerakademie eingerichtet. Neben den monatlichen Treffen und der Einzelberatung im Bedarfsfall vereinbart Frau Lauritzen auch ein Treffen mit den einzelnen schulischen Gruppen, um dort eventuell auftretende Schwierigkeiten gemeinsam zu lösen.

sie ermutigte, die Jugendlichen hier an die Hand zu nehmen und die bestehenden Beratungsangebote zu nutzen. Ende Januar fand zudem zur nachhaltigen Motivation der Schüler ein Nachtreffen im Flensburger Jugendtreff „Die Exxe“ statt. Es nahmen 20 Schüler, 5 Nachbetreuer, Frau Lauritzen und 3 Betreuer aus dem Sommerakademie-Team an dem Treffen teil. Über einen Beamer wurde die DVD zum Musical von der Sommerakademie geschaut. Am Ende des Treffens bekam jeder Jugendliche sein eigenes Exemplar der DVD mit nach Hause. Projektbüro Leuphana Sommerakademie, Lüneburg

Sonderveranstaltungen Damit die Nachbetreuer ihre Jugendlichen auch zum Thema berufliche Zukunft optimal beraten können, wurde ein Schulungstermin mit der Berufsberaterin Sabine Liebherz vereinbart, bei der sie den Nachbetreuern das Angebot der Agentur für Arbeit erläuterte und sie ermutigte, die Jugendlichen hier an die Hand zu nehmen und die bestehenden Beratungsangebote zu nutzen. Ende Januar fand zudem zur nachhaltigen Motivation der Schüler/innen ein Nachtreffen in dem Flensburger Jugendtreff „Die Exxe“ statt. Es nahmen 20 Schüler/innen, 5 Nachbetreuer, Frau Lauritzen und 3 Betreuer aus dem Sommerakademie-Team an dem Treffen teil. Die DVD vom Musical von der Sommerakademie wurde gemeinsam angesehen. Am Ende des Treffens bekam jeder Jugendliche sein eigenes Exemplar als DVD mit nach Hause.

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SCHÜLERBEFRAGUNG

Die Befragung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Sommerakademie hat gezeigt, dass die Jugendlichen mit dem Projekt positiv erreicht worden sind. Trotz der großen Anstrengung, die den Jugendlichen abverlangt wurde und die für viele ungewohnt war, haben 12 von 30 Schülern das Projekt mit „gut“ bewertet, 8 sogar mit „sehr gut“. Es ist dabei besonders bemerkenswert, dass besonders positiv auf die Selbstwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler Einfluss genommen werden konnte. Nur je 2 Schüler benennen die üblichen Faktoren Spaß und Freunde auf die Frage „Worauf bist du besonders stolz. Immerhin ein Drittel (n=10) der Jugendlichen kann jedoch artikulieren, besonders stolz auf das bewiesene Durchhaltevermögen zu sein. Die persönlichen Erfolge sehen die Jugendlichen zu über einem

Drittel (n=12) im Bereich des Auftretens und Bewerbungstrainings. Hier fühlen sie sich nach eigenen Anhaben nun erheblich sicherer. Auch wenn viele Jugendliche bemängelten, dass sie zu wenig Freizeit gehabt hätten und die Sportangebote sowie das Musical-Projekt ihnen am meisten Spaß gemacht hätten, nannten sie auf die Frage „Was hat Dir besonders viel gebracht?“ die Crashkurse und das Modul Auftreten. Hier haben sich die Schüler/innen nach eigenen Angaben auch besonders angestrengt. Besonders hervorzuheben ist der Erfolg des Personaler-Tages. Je 12 Schüler/innen bewerten diesen Tag mit „gut“ bzw. „sehr gut“. Offenbar bestanden hier besondere Ängste, die durch die Erfolgserlebnisse während der Gespräche abgebaut werden konnten.

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