ZWANGSARBEIT UND KATHOLISCHE KIRCHE

ZWANGSARBEIT UND KATHOLISCHE KIRCHE 1939-1945 Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung Eine Dokumentation Herausgegeben im Auftrag der...
Author: Andreas Geisler
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ZWANGSARBEIT UND KATHOLISCHE KIRCHE 1939-1945 Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung Eine Dokumentation

Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz von KARL-JOSEPH HUMMEL und CHRISTOPH KÖSTERS

2008

FERDINAND SCHÖNINGH PADERBORN • MÜNCHEN • WIEN • ZÜRICH

VERÖFFENTLICHUNGEN DER KOMMISSION FUR ZEITGESCHICHTE IN VERBINDUNG MIT WILHELM DAMBERG • HANS GÜNTER HOCKERTS RUDOLF MORSEY

HERAUSGEGEBEN VON ULRICH VON HEHL

REIHE B: FORSCHUNGEN • BAND 110

ZWANGSARBEIT UND KATHOLISCHE KIRCHE 1939-1945

Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung Eine Dokumentation

FERDINAND SCHÖNINGH PADERBORN • MÜNCHEN • WIEN • ZÜRICH

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT DER HERAUSGEBER ........................................................................ 9 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................ 13 GLOSSAR ............................................................................................................... 17 I. ZWANGSARBEIT UND KATHOLISCHE KIRCHE 1939-1945 EINE HISTORISCHE EINFÜHRUNG .............................................................. 27 1. Forschungs- und Quellenlage .......................................................................... 27 a) »Zwangsarbeiter« und »Kirchen im Krieg« ............................................ 27 b) »Zwangsarbeiter« - begriffsgeschichtliche Beobachtungen und kirchliche Definition .......................................................................... 30 c) Quellen .................................................................................................... 34 2. Die Dokumentation ......................................................................................... 38 a) Grenzen des Untersuchungsgebiets ......................................................... 38 b) Die Kriegsgefangenen ............................................................................. 39 c) Diözesanberichte, Datendokumentationen, Tabellen ............................... 40 3. Entstehung und Entwicklung kirchlicher Einrichtungen bis zum Vorabend des Zweiten Weltkrieges ................................................................ 42 a) Seelenheil, Organisation und Konfession ................................................. 42 b) Rechtsträger und Einrichtungsfinanzierung .............................................. 45 c) Ordenspersonal und Angestellte ............................................................... 50 d) Gefährdungen bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs ........................... 52 4. Katholische Einrichtungen in der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft .......................................................................................... 54 a) Inanspruchnahme und Arbeitskräftemangel ............................................. 54 b) Himmlers »Klostersturm« ......................................................................... 63 c) Bewährung im Krieg und Schutz für die Schwachen ................................ 66 5. Katholische Einrichtungen und der Einsatz von Zwangsarbeitern ............................................................................................. 68 a) Zivilarbeiter und Kriegsgefangene ........................................................... 68 b) Zahlen und Einrichtungsstrukturen ........................................................... 71 c) Kriegsdynamik und Fluktuation ............................................................... 74 d) Herkunft und das Problem des »gerechten Lohns« .................................. 78 e) Jugendliche Arbeitskräfte in Land- und Hauswirtschaft ........................... 83 f) Versorgung und das Gebot der Nächstenliebe .......................................... 91 g) Konfession und Seelsorge.......................................................................... 97 h) Kriegsende, Todesfälle und Displaced Persons ...................................... 108

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Inhaltsverzeichnis

6. Kirchliche Wege der Wiedergutmachung ............................................... 114 a) Entwicklungen seit 1945 ................................................................ 114 b) Der Entschädigungsfonds und der Versöhnungsfonds der katholischen Kirche ................................................................... 117 7. Fazit ........................................................................................................ 124 II. DATENDOKUMENTATION ........................................................................... 128 1. Verzeichnis der Graphiken und Tabellen ................................................. 128 2. Graphiken ................................................................................................. 130 3. Tabellen ................................................................................................... 134 III. DIÖZESANBERICHTE .................................................................................. 159 1. Bistum Aachen ......................................................................................... 159 2. Bistum Augsburg ..................................................................................... 177 3. Erzbistum Bamberg .................................................................................. 189 4. Erzbistum Berlin ...................................................................................... 197 5. Bistum Dresden-Meißen .......................................................................... 211 6. Bistum Eichstätt ....................................................................................... 224 7. Bistum Erfurt ........................................................................................... 229 8. Bistum Essen ............................................................................................ 241 9. Erzbistum Freiburg und Deutscher Caritasverband .................................. 256 10. Bistum Fulda ............................................................................................ 271 11. Bistum Görlitz .......................................................................................... 282 12. Erzbistum Hamburg ................................................................................. 285 13. Bistum Hildesheim ................................................................................... 289 14. Erzbistum Köln ........................................................................................ 303 15. Bistum Limburg ....................................................................................... 323 16. Bistum Magdeburg ................................................................................... 344 17. Bistum Mainz ........................................................................................... 355 18. Erzbistum München und Freising ............................................................ 373 19. Bistum Münster ........................................................................................ 390 20. Bistum Osnabrück .................................................................................... 405 21. Erzbistum Paderborn ................................................................................ 418 22. Bistum Passau .......................................................................................... 435 23. Bistum Regensburg .................................................................................. 445 24. Bistum Rottenburg-Stuttgart .................................................................... 458 25. Bistum Speyer .......................................................................................... 476 26. Bistum Trier ............................................................................................. 489 27. Bistum Würzburg ..................................................................................... 502

Inhaltsverzeichnis IV. DER ENTSCHÄDIGUNGSFONDS DER DEUTSCHEN BISCHÖFE: ARBEITSAUFTRAG, ARBEITSWEISE UND ERGEBNISSE .................... 521 1. Weichenstellungen ................................................................................... 521 2. Arbeitsweise ............................................................................................ 523 3. Ergebnisse ................................................................................................ 528 4. Kirchlicher Entschädigungsfonds und Bundesstiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« .................................................................. 531 V. DIE ARBEIT DES VERSÖHNUNGSFONDS DER KATHOLISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND ...................................................................................... 535 1. Hintergrund der Einrichtung des Versöhnungsfonds und Zusammenhang mit dem Entschädigungsfonds ........................................ 535 2. Auftrag und Vergaberichtlinien ............................................................... 537 3. Informationstätigkeit ............................................................................... 539 4. Ziele und förderungsfähige Maßnahmen ................................................. 539 5. Antragsberechtigte ................................................................................... 540 6. Förderungsumfang ................................................................................... 541 7. Warum hat die Deutsche Bischofskonferenz Renovabis mit der Verwaltung des Versöhnungsfonds beauftragt? ...................................... 541 8. Allgemeine Entwicklung der Förderung .................................................. 542 9. Ausblick ................................................................................................... 547 10. Beispiele für vom Versöhnungsfonds geförderte Projekte ...................... 548

ANHANG ............................................................................................................... 553 Verzeichnis der Dokumente ............................................................................ 555 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS .................................................. 629 I. Ungedruckte Quellen ...................................................................................... 629 II. Gedruckte Quellen und Literatur .................................................................... 640

PERSONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER ..................................................... 679

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VORWORT DER HERAUSGEBER Im Zweiten Weltkrieg wurden ausländische Arbeitskräfte millionenfach zur Arbeit in der deutschen Kriegswirtschaft gezwungen. Lange Zeit blieb unbeachtet, daß Zwangsarbeiter auch in kirchlichen Einrichtungen eingesetzt waren. Die katholische Kirche hat sich seit Bekanntwerden der ersten Einzelschicksale im Jahr 2000 ihrer historischen Verantwortung gestellt: Sie hat aktiv nach Opfern des nationalsozialistischen Arbeitseinsatzes in katholischen Ökonomien, Anstalten, Heimen und Krankenhäusern geforscht, sie aufgesucht und ihnen die Hand zur Versöhnung gereicht. Im August 2005 wurde der abschließende Bericht des Entschädigungsfonds veröffentlicht, im Oktober 2006 dann die Arbeit des Versöhnungsfonds bilanziert: 587 Überlebende konnten in einer symbolischen Geste für erlittenes Unrecht finanziell entschädigt werden. In 206 kirchlich geförderten Projekten wurden Wege der Aussöhnung vertieft oder neu beschritten. Zugleich ist die Kirche diesem Kapitel ihrer jüngsten Vergangenheit nicht ausgewichen, sondern hat sie historisch-kritisch untersucht. Mit der Aufgabe, abschließend »eine übergreifende wissenschaftliche Dokumentation der Quellenmaterialien« vorzunehmen und zu publizieren, beauftragten die deutschen Bischöfe seinerzeit die Kommission für Zeitgeschichte. Die vorliegende Publikation enthält in Beiträgen und Zahlen die Ergebnisse aus den 27 deutschen Diözesen. Geschildert werden jeweils der Gang der Recherchen, die kirchengeschichtlichen Rahmenbedingungen und die Einrichtungsverhältnisse; sodann der Zwangsarbeitereinsatz, die Bemühungen der Seelsorge und markante Einzelschicksale. Jeder Bericht schließt mit den seit dem Sommer 2000 erfolgten Versöhnungsinitiativen und einer Zahlendokumentation. Allerdings sind die vielen Einzelbefunde ohne ihre vielgestaltigen zeithistorischen Zusammenhänge nicht zu verstehen. Eine ausführliche Einführung lenkt den Blick auf die Geschichte und Organisation des kirchlichen Einrichtungswesens und skizziert das Selbstverständnis von Einrichtungsträgern bzw. Einrichtungspersonal, das vor allem in den Kernbereichen der Pflege und Erziehung vornehmlich aus Ordensfrauen bestand. Gefragt wird, wie sich die gleichermaßen traditionsgebundenen und ökonomischen Interessen folgenden katholischen Einrichtungen unter dem Druck kriegsbedingter Notwendigkeit und totalitärer Herausforderung durch das NS-Regime verhalten haben. Die Geschichte des Zwangsarbeiter-Einsatzes zeigt, wie sehr die katholischen Einrichtungen Teil der Kriegsgesellschaft waren, und wie ambivalent und spannungsreich die Beziehungen zu ihr verliefen. Vor diesem Hintergrund erschließen sich die insgesamt geringe Anzahl der eingesetzten Zwangsarbeiter ebenso wie die individuellen Schicksale der Opfer. Der nachweisliche Einsatz von fast 6.000 jungen, vornehmlich aus Polen, der Ukraine und der Sowjetunion deportierten Männern und Frauen war unerläßlich, um den jeweiligen Einrichtungsauftrag

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Vorwort der Herausgeber

auch unter Kriegsbedingungen aufrechterhalten zu können. Gemessen an der Gesamtzahl von geschätzten 13 Millionen Zwangsarbeitern war der Anteil der in katholischen Einrichtungen beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte verschwindend gering. Die Versöhnungsarbeit der katholischen Kirche begann nicht erst, als im August 2000 separat ein kirchlicher Entschädigungsfonds und ein kirchlicher Versöhnungsfonds eingerichtet wurden. Beide Fonds reihen sich in eine Kette katholischer Versöhnungsinitiativen ein, deren Anfänge bis in die sechziger Jahre zurückreichen. Die Berichte, die der Deutsche Caritasverband bzw. das katholische Hilfswerk Renovabis in ihrer Eigenschaft als verantwortliche Fondsträger über den Abschluß ihrer Arbeiten vorlegen, resümieren einen weiteren beachtenswerten Höhepunkt im längeren und erfolgreichen kirchlichen Versöhnungsengagement. Diese umfassende Dokumentation beschließt die im August 2000 begonnenen kirchlichen Bemühungen um Entschädigung, Versöhnung und Erinnerung der Opfer von Zwangsarbeit in katholischen Einrichtungen während der NS-Diktatur. Die umfassende Veröffentlichung der Ergebnisse wäre ohne die Mithilfe Vieler nicht denkbar gewesen. Es ist den Herausgebern daher eine angenehme Pflicht, ausdrücklich jenen zu danken, die an der Entstehung der Dokumentation beteiligt waren. In den Diözesanarchiven waren die Leiter und ihre Mitarbeiter nicht nur beauftragt, den Spuren der Opfer in den spärlichen Quellen nachzugehen. Sie steuerten ebenso ihre Rechercheergebnisse in komprimierter Form zur Dokumentation bei wie die Verantwortlichen des Kirchlichen Suchdienstes und des Hilfswerkes Renovabis. Der Dank gilt daher namentlich Jeanine Freches, Dr. Birgit Osterholt-Kootz (Bischöfliches Diözesanarchiv Aachen), Doris Bauchrowitz, Prof. Dr. Herbert Immenkötter, Dr. Stefan Miedaner (†), Dr. Erwin Naimer (Archiv des Bistums Augsburg), Dr. Josef Urban (Archiv des Erzbistums Bamberg), Ursula Pruß (Arbeitsstelle für Zeitgeschichte im Erzbistum Berlin), Dr. Birgit Mitzscherlich (Archiv der Diözese Dresden-Meißen), Dr. Bruno Lengenfelder (Diözesanarchiv Eichstätt), Dr. Michael Matscha (Bistumsarchiv Erfurt), Dr. Martin Annen, Dr. Baldur Hermans (Bistum Essen), Monika Čajkovac, Dr. Christoph Schmider (Erzbischöfliches Archiv Freiburg), Gabriele Witolla (Archiv des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg), Dr. Edgar Kutzner (Bistumsarchiv Fulda), Dr. Winfried Töpler (Bistumsarchiv Görlitz), Martin Colberg (Diözesanarchiv Erzbistum Hamburg), Dr. Thomas Scharf-Wrede (Bistumsarchiv Hildesheim), Dr. Ulrich Helbach (Historisches Archiv des Erzbistums Köln), Joachim Rotberg, Prof. Dr. Thomas Schüller, Dipl. theol. Barbara Wieland (Diözese Limburg), Dipl. theol. Lic. iur. can. Daniel Lorek (Zentralarchiv des Bistums Magdeburg), Dr. Hermann-Josef Braun (Dom- und Diözesanarchiv Mainz), Dr. Peter Pfister, Volker Laube M. A. (Archiv des Erzbistums München und Freising), Dr. Bernhard Frings, Peter Sieve (Bistum Münster, Offizialatsarchiv Vechta), Dr. Hermann

Vorwort der Herausgeber

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Queckenstedt (Bistumsarchiv Osnabrück), StR i. R. Peter Möhring, Prof. Dr. Ulrich Wagener (†) (Erzbistum Paderborn), Dr. Herbert Wurster (Archiv des Bistums Passau), Msgr. Paul Mai (Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg), Dr. Herbert Aderbauer, Dr. Stephan Janker, Dr. Annette Schäfer (Diözesanarchiv Rottenburg), Prof. Dr. Hans Ammerich (Archiv des Bistums Speyer), Dr. Martin Persch, Dipl. theol. Michael Meiser (Bistumsarchiv Trier) und Erik Soder von Güldenstubbe (Ordinariat der Diözese Würzburg), schließlich Thomas Adamczyk, René Massier, Ferdinand Michael Pronold (Kirchlicher Suchdienst, München / Stuttgart) und Dr. Gerhard Albert sowie Markus Leimbach (Renovabis, Freising). Unentbehrliche Hilfsdienste leisteten die Mitarbeiter und Kollegen in der Forschungsstelle der Kommission für Zeitgeschichte. Markus Bodler M. A., Petra Cartus M. A., Dr. Annette Mertens, Simon Oelgemöller, Annika Triller M. A. und Dr. Olav Zachau wirkten in verschiedenen Stadien an der Vorbereitung des Manuskripts und der Erstellung der Datendokumentation mit. Dr. Bernhard Frings und Dr. Erik Gieseking setzten sich über das übliche Maß hinaus für den erfolgreichen Projektabschluß ein, indem sie die mühselige, aber unerläßliche Endredaktion und -gestaltung der vielen Zahlentabellen, Texte und Verzeichnisse mit akribischem Fleiß und zuverlässig erledigten. Henning Tetz erstellte das Register. Ihnen allen sei für ihren nimmermüden Einsatz vielmals gedankt. Dem Verlag Ferdinand Schöningh in Paderborn schließlich gebührt Dank und Anerkennung für die routinierte Zusammenarbeit bei der Drucklegung. Bonn, im März 2007

Karl-Joseph Hummel u. Christoph Kösters