ZRH Safety Newsletter

ZRH Safety Newsletter Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser Mit dem neuen ZRH Safety Newsletter möchten der Flugplatzleiter und das Safety Office...
Author: Heidi Dittmar
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ZRH Safety Newsletter Vorwort

Sehr geehrte Leserinnen und Leser Mit dem neuen ZRH Safety Newsletter möchten der Flugplatzleiter und das Safety Office von Unique (Flughafen Zürich AG) vierteljährlich die Kenntnisse über operationelle Verfahren und Vorsichtsmassnahmen auf dem Flughafen Zürich vertiefen, Informationen zu Unfällen und Vorfällen vermitteln und so zu einem gesamthaft sicheren Flugbetrieb beitragen. Der ZRH Safety Newsletter umfasst folgende Rubriken: Safety Basics Unter «Safety Basics» werden grundlegende Verfahren, Regeln oder Gesetzmässigkeiten zum Schwerpunktthema des jeweiligen Newsletters vermittelt. Fallbeispiele Die Rubrik Fallbeispiele zeigt aktuelle Fälle zum Schwerpunktthema auf. Den Leserinnen und Leser werden vertiefte Hintergrundinformationen und Verhaltenstipps gegeben. Experteninterview Erfahrungen und Darstellungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Flughafen Zürich zu den im ZRH Safety Newsletter aufgenommenen Themen werden in «Experteninterviews» zusammengefasst. Vorfälle und Unfälle Die Leserinnen und Leser sollen durch den ZRH Safety Newsletter für Gefahrensituationen sensibilisiert werden. Dazu enthält jede Ausgabe die Rubrik «Vorfälle und Unfälle», welche aktuelle Ereignisse auf dem Flughafen Zürich sowie weltweit aufzeigt. Für das aufmerksame Durchlesen des Newsletters und den damit zusammenhängenden Beitrag zu einer höheren Sicherheit am Flughafen Zürich bedanken wir uns bei allen Lese­ rinnen und Lesern. Fragen zum ZRH Safety Newsletter, aber auch zu anderen Safety – Themen können gerne an folgende Adresse gerichtet werden: [email protected]. Mit den besten Grüssen Rainer Hiltebrand Chief Operating Officer Member of the Executive Board Unique (Flughafen Zürich AG)

Daniel Bircher Safety Officer Unique (Flughafen Zürich AG)

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10|2008

ZRH Safety Newsletter Arbeiten bei schwierigen Sichtverhältnissen Unique (Flughafen Zürich AG)

Editorial

Inhalt · Editorial

Die Tage sind bereits merklich kürzer geworden, die Bäume verlieren ihre ersten Blätter, der Sommer ist vorüber. Dies ist die Zeit, wo sich frühmorgens die ersten dichten Nebelbänke auf dem Flughafen Zürich zeigen. Der Flughafen Zürich wurde in einem ehemaligen Moor gebaut. Grosse Flächen auf und um das Gelände sind heute noch Feuchtgebiete. Zusammen mit dem Neracher Ried im Norden und der Glatt im Westen geben diese soviel Feuchtigkeit an die Luft ab, so dass sich in der kühleren Jahreszeit oft dichter Nebel bildet. Im europäischen Vergleich hat Zürich nach Mailand am zweithäufigsten Nebel. Im dichten Nebel sind die Flugzeuge auf die Zuverlässigkeit ihrer Instrumente bzw. der Naviga­ tionsanlagen auf dem Flughafen angewiesen. Mit grösseren Abständen zwischen startenden und landenden Flugzeugen wird den schwierigen Sichtbedingungen Rechnung getragen. Aber nicht nur der Flugverkehr wird vom Nebel beeinflusst, sondern auch die Fahrzeuge, der sogenannte bodengebundene Verkehr. Sei es starker Regen, Schneefall, Nebel oder einfach Dunkelheit – schlechte Sichtverhältnisse erfordern die volle Konzentration. Diese Konzentration muss bei schlechten Sichtverhältnissen besonders bewusst wahrgenommen werden. Jeder von uns trägt dabei die Verantwortung, dass wir uns den Sichtverhältnissen entsprechend auf dem Flughafen Zürich bewegen. In den Low Visibility Procedures für den bodengebundenen Verkehr werden spezielle Vorschrif­ ten bei schlechter Sicht auf dem Flughafen Zürich festgehalten. Diese wurden nun überarbeitet und sind per 1. Oktober 2008 in Kraft getreten. Anlass genug, um den ersten ZRH Safety Newsletter dem Thema «Arbeiten bei schwierigen Sichtverhältnissen» zu widmen.

Safety Basics · Low Visibility Procedures für den ­bodengebundenen Verkehr Fallbeispiele · Gefährliche Begegnungen im Nebel  xperteninterview E · Verhalten bei schlechter Sicht – Experten im Gespräch Vorfälle und Unfälle · Ereignisse auf dem Flughafen Zürich · Ereignisse weltweit

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Safety Basics

Low Visibility Procedures für den ­bodengebundenen Verkehr

Zur Vermeidung von Unfällen und Störungen von Flugzeugen und Navigationsanlagen durch Fahrzeuge gelten auf dem Flughafen Zürich spe­zielle Vorschriften bei schlechter Sicht. Diese sind in den «Low Visibility Procedures für den bodengebundenen Verkehr», kurz LVP-BV, fest­gehalten. Per 1. Oktober 2008 wurden die bisherigen Regeln angepasst. Nachfolgend die wichtigsten Punkte dazu: Hinweis Ab Herbst 2008 ist auf dem Flughafen Zürich ein neues Low-Visibility-Pro­ zedere in Kraft getreten.

A. Selbstverantwortung Jeder Fahrer passt sein Verhalten und die Geschwindig­ keit bei schlechter Sicht den Bedingungen an. Fahrten sind auf ein Minimum zu beschränken. Bei schlechter Sicht informiert sich jeder Fahrer unter der Nummer 043 816 21 01 über den Status der LVP-BV. Bei Orientierungsverlust soll sofort angehalten und die Airport Authority unter 043 816 21 11 informiert werden. B. S  perrung einzelner Strassen und Strassenabschnitte Strassen in unmittelbarer Pistennähe stellen bei schlechter Sicht ein besonderes Risiko dar. Die Ost-, West-, Bravo- und Rietstrasse (zwischen Schoren- und Bravostrasse) sind daher gesperrt. Zum Schutz der Navigationsanlagen ist ausserdem die Kreuzung Glatt­strasse – R7 ge-

sperrt. Es ist die Umfahrungsstrasse Stand­ plätze-W zu benutzen. Die Himmelbachstrasse ist zwischen den Toren 112 und 113 für Fahrzeuge gesperrt, die schwerer als 3.5t sind. C. Keine Bau- und Unterhalts­arbeiten Bau- und Unterhaltsarbeiten sind nur sehr beschränkt und nur mit Bewilligung der Airport Authority erlaubt, dies gilt ebenso für Reinigungsarbeiten auf der Bewegungsfläche (Pisten, Rollwege und Standplätze). Schneeräumung und Enteisung der Bewe­ gungsflächen können mit Bewilligung des Towers bzw. von Apron Control durchgeführt werden, wenn die Fahrzeuge bzw. Konvoi­ führer mit einem Transponder aus­gerüstet und über Funk ständig erreichbar sind. D. Aktivierung und Deaktivierung Aktivierung und Deaktivierung der LVP-BV werden über den Betriebsfunk blau 1 und das automatische Telefondurchsagesystem bekannt gegeben. An den Toren 101 und 130 werden Einfahrende auf die aktive LVP-BV aufHinweis merksam gemacht. Die Bewilligung der Verkehrsleitstelle zu Fahrten auf den pistennahen Strassen garantiert keine E. Dokumentation Koordination mit dem Rollverkehr. Der Fahrer ist Die ausführliche Version nach wie vor selber verantwortlich, auf kreuzende der LVP-BV, Merkblätter Flugzeuge zu achten. sowie spezielle Ausnah­ meregelungen können bei Airport Authority ange­fordert oder im Internet unter www. unique.ch herunter geladen werden. Gut zu Wissen Bei schlechter Sicht ist die Selbstverantwor­ tung jedes Fahrers auf dem Flughafen noch mehr als üblich gefordert. Folgende Punkte sind dringend zu beachten: •J  eder Fahrer ist selber verantwortlich, über den aktuellen Status der LVP-BV informiert zu sein •F  ahrer mit wenig Erfahrung auf dem Flughafen ordern im Zweifelsfall bei Airport Authority ein Begleitfahrzeug •Z  ur besseren Orientierung muss bei LVP in jedem Fahrzeug eine Übersichtskarte des Flughafens mitgeführt werden.

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Fallbeispiele

Gefährliche Begegnungen im Nebel

Fallbeispiel 1 Fakten Datum 25.02.2008 Ort Flughafen Zürich, Rollweg Mike, im Bereich der Fahrstrasse Wetter Starker Nebel (Sicht ~ 50 m) Folgen keine

Beschrieb Gefährliche Situationen zwischen Fahrzeugen und Flugzeugzeugen bei starkem Nebel. «Ich beobachtete unter anderem, dass es im Bereich der Fahrstrasse auf dem Rollweg Mike zu einem Fastzusammenstoss kam. Zwei Fahrzeuge, die hintereinander fuhren, konnten nur noch durch Ausweichen einen Zusammenstoss mit einem geschleppten Flugzeug verhindern. Sie kreuzten den Rollweg vom Standplatz Charlie Richtung Dock-B. Der Nebel war so stark, dass man vom Balken ‹Stopp bei Rollverkehr› die gelbe Roll-Linie des TWY-Mike nicht mehr sehen konnte.» Das geschleppte Flugzeug war Richtung Werft unterwegs. Laut Aussage des einen Fahrzeug­ lenkers habe er das Flugzeug vor dem Kreuzen nicht ausmachen können.

«Lessons Learned» Bei schlechten Sichtverhältnis­ sen (Dunkelheit, Regen, Nebel, Schneefall) gelten die folgen­ den Vorsichtsmassnahmen: • Geschwindigkeit anpassen (Schritttempo) • Bremsbereitschaft einneh­ men • Mit dem Gehör fahren (Fenster herunter lassen) • Blick nicht von der Fahrbahn abwenden • Sich nicht durch technisches Equipment (Funk) ablenken lassen

Fallbeispiel 2 Fakten Datum 30. Dezember 2007 Ort Bukarest International Airport, Rumänien Wetter Starker Nebel (Sicht ~ 250 m) Folgen Totalschaden Fahrzeug und Flugzeug, keine Verletzten

Um 11.25 Uhr erhielt der Tarom Flug ROT 3107 (Boeing 737-300) die Bewilligung, um für den Start auf die Piste zu rollen. In der Folge kontaktierte die Flugsicherung die Unterhalts­ gruppe, um die Piste zu räumen. Der Control­ ler erhielt jedoch keine Antwort. Um 11.26 Uhr erhielt Tarom-Flug ROT 3107 die Startfrei­ gabe.

Beschrieb Unfall Tarom-Flug 3107 vom 30.12.2007 auf dem Flughafen Bukarest: Kurz vor 11.00 Uhr fuhr eine Gruppe von vier Mitarbeitern des Unterhalts auf dem Flughafen Bukarest mit zwei Fahrzeugen auf die Piste 08R, um Wartungsarbeiten an der Pistenbefeuerung durchzuführen. Die Horizontalsicht betrug 250 m bei dichtem Nebel. Die Gruppe arbeitete an zwei verschiedenen Orten auf der Piste.

Das Flugzeug beschleunigte und kollidierte mit einer Geschwindigkeit von 135 km/h mit dem Unterhaltsfahrzeug rund 600 m vom Pistenbeginn entfernt. Durch die Kollision des Flugzeugtriebwerkes mit dem Fahrzeug kam die Boeing 737-800 von der Piste ab und schlitterte mit einem abgebrochenen Fahr­ werk rund 140 m über den gefrorenen Boden neben der Piste.

Um 11.04 Uhr verliess das Unterhaltspersonal die Piste wegen eines landenden Flugzeuges.

Sämtliche Passagiere konnten das Flugzeug unverletzt verlassen.

«Lessons Learned» Bei Arbeiten auf Pisten und Rollwegen bei schlechten Sicht­ verhältnissen (Dunkelheit, Regen, Nebel, Schneefall) gelten die folgenden Vorsichtsmass­ nahmen: • Funkbereitschaft stets sicherstellen • Arbeiten nur wenn zwingend notwendig und wenn, dann so kurz als möglich • Aufenthaltsort und Arbeits­ dauer aktiv bekannt geben • Der Flugunfallbericht liegt noch nicht vor; die Ursachen für den Unfall sind somit nicht abschliessend geklärt

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Experteninterview

Was macht das Fahren bei schlechter Sicht (Nebel, Dunkelheit, Schnee, Regen) auf dem Vorfeld denn so schwierig? Peter Frei: Rollende Flugzeuge heben sich bei Dunkelheit von den unzähligen farbigen Lichtern (Gebäude, Fahrzeuge, Hindernisfeuer, Rollwegfeuer) schlecht ab. Bei Regen sind die Bodenmarkierungen kaum noch zu erkennen, bei Schnee sind diese gar nicht mehr sichtbar. Ausserdem muss man als Fahrer den verlän­ gerten Bremsweg berücksichtigen und dementsprechend seine Fahrweise anpassen. Bei Nebel werden Fahr- und Flugzeuge erst sehr spät erkannt. Zudem kann man mit Orientie­ rungsverlust konfrontiert werden. Heinz Meng: Die Orientierung wird erheblich erschwert durch die teilweise unsichtbaren Bodenmarkierungen. Bei Nässe und Dunkel­ heit wird das Licht der Scheinwerfer am Boden und der Vorfeldbeleuchtung reflektiert. Die Sichtverhältnisse sind dadurch noch stärker eingeschränkt und reduziert. Bei Nebel sind Referenzpunkte kaum noch zu orten. Gute Ortskenntnisse auf dem Vorfeld sind eine Voraussetzung, damit Unfälle verhindert werden können. Martin Miescher: Dies ist abhängig vom Fahrzeugtyp. In PW's und Traktoren befindet sich der Fahrer in unmittelbarer Bodennähe Die Sichtweise wird dadurch zusätzlich einge­ schränkt (auch bei schönem Wetter). Wenn nun bei schlechten Sichtverhältnissen die Innenscheiben beschlagen, ist das Problem­ paket komplett: Das eine ergibt dann das andere. D.h. oftmals geschehen Unfälle aufgrund einer falsch eingeschätzten Situation oder weil man das andere Fahrzeug bzw. Hindernis schlicht und einfach nicht gesehen hat. Roger Angst: Die Markierungen sind zum Teil nicht mehr sichtbar, Distanzen abzuschätzen wird erheblich erschwert.

Peter Frei Head of Airport Authority Unique (Flughafen Zürich AG)

Verhalten bei schlechter Sicht – Experten im Gespräch

Waren Sie als Fahrzeuglenker am Flughafen Zürich schonmal in einer brenzligen Situation, die durch schlechte Sichtweise bedingt war? Peter Frei: Richtig brenzlig wurde es zum Glück noch nie. Es kam schon ein paar Mal vor, dass ich bei Dunkelheit rollende Flug­ zeuge erst spät erkannt habe. Es hat aber immer für einen Stopp in ausreichender Distanz gereicht. Heinz Meng: Nein, zum Glück bisher nicht. Erhöhte Aufmerksamkeit, eine den Wetterver­ hältnissen angepasste Geschwindigkeit und umsichtiges Verhalten haben mich bis heute vor einer brenzligen Situation bewahrt. Martin Miescher: Ja, ich habe schon alles erlebt. Richtig brenzlig wird es häufig im Winter, wenn man die Fahrstrassen durch den bedeckten Schnee nicht mehr erkennen kann. Wie bereiten Sie sich auf schlechte Wetterverhältnisse als Fahrer vor? Peter Frei: Ich fahre langsamer und schaue mich besser um. Ich kenne die Gefahren der reduzierten Sicht und achte besonders auf diese Situation. Heinz Meng: Im Winter ist entscheidend, dass vor Fahrantritt alle Fensterflächen am Fahrzeug von Schnee und Eis befreit werden. Das einwandfreie Funktionieren der Fahrzeug­ beleuchtung muss überprüft werden. Das Motto, das stets berücksichtigt werden sollte: «Sehen und gesehen werden!» Martin Miescher: Bei schlechten Sichtverhält­ nissen öffne ich das Fenster und fahre dann auch nach dem Gehör. Ich fahre sehr vorsich­ tig und mit erhöhter Aufmerksamkeit. Man muss stets darauf vorbereitet sein, dass ein Flugzeug plötzlich im Nebel vor einem auftauchen kann. Roger Angst: Saubere Scheiben – auch von innen – sind bei schlechten Wetterverhältnis­ sen sehr wichtig. Ausserdem sollte man die Lichter kontrollieren. Die Fahrgeschwindigkeit muss natürlich der Situation angepasst werden.

Heinz Meng Leiter Ramp Safety Unique (Flughafen Zürich AG) Martin Miescher Stv. Leiter Ramp Safety Unique (Flughafen Zürich AG) Roger Angst Ramp Safety Officer Swissport International Ltd.

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Ereignisse auf dem Flughafen Zürich

Rollmanöver Fahrzeug kreuzt knapp vor einem rollenden Flugzeug Ein VIP-Fahrzeug behindert beim Überqueren des Rollwegs «Inner» Richtung India-Stand­ plätze ein Flugzeug der British Airways. Von Januar bis August 2008 haben sich auf dem Flughafen Zürich rund 40 ähnliche Vorfälle mit Fahrzeugen ereignet.

Hinweis Safety Office Die Minimaldistanz für ein Kreuzen vor einem Flugzeug beträgt 200 m, hinter dem Flugzeug 100 m; ein paar zusätzliche Sekunden warten, bis dass das Flugzeug vorbeigerollt ist, lohnt sich auf jeden Fall. Das Ramp Safety Handbuch enthält weitere Informationen zu diesem Thema.

Verkehrsunfälle bei bodengebundenem Verkehr Kollision von zwei Personenwagen auf der Frachtstrasse bei regnerischem Wetter Bei Regen fuhr ein Personenwagen von der Fracht in die Frachtstrasse hinein und übersah den heranfahrenden Personenwagen. Die Sicht war wegen den herumstehenden Containern beeinträchtigt. Für den zweiten Fahrer, der aus dem GAC Richtung Terminal A unterwegs war, schien es nicht klar ersichtlich, dass ein Auto aus der Fracht fahren würde. Er konnte nicht mehr bremsen und so touchierte das andere Fahrzeug den Personenwagen. Hinweis Safety Office Es passieren immer wieder Kollisionen mit Equipment oder der Infrastruktur beim Rückwärtsfahren. In den letzten drei Jahren ereigneten sich auf dem Flughafen Zürich mehr als 80 Unfälle beim Rück­ wärtsfahren. Enge Standplatzverhältnisse und die kurzen Turnaround Zeiten begüns­ tigen solche Vorfälle; auf jeden Fall muss jederzeit eine Hilfsperson beim Rückwärts­ fahren assistieren.

Kollision beim Rückwärtsfahren mit Infrastruktur auf Standplatz A03 Aussage der beteiligten Fahrzeuglenker: «Ich wollte auf dem Standplatz A03 rückwärts fahren und schaute in den linken Rückspiegel auf die Handzeichen des Arbeitskollegen. Ich hielt das Fahrzeug an, doch es war zu spät, um die Kollision zu verhindern…» Hinweis Safety Office Solche Vorfälle geschehen wöchentlich auf dem Flughafen Zürich; dabei treten die Vorfälle aus unterschiedlichen Ursachen auf. Unaufmerksamkeit und Stress sind dabei am häufigsten feststellbar. Wegen Sekundenschlaf kollidiert Fahrzeuglenker mit einem Betonelement Aussage des Fahrzeuglenkers: «Ich fuhr von den Delta-Standplätzen Richtung A4, als ich kurz vor dem Tor 102 einen Sekundenschlaf hatte und rechts in die Betonelemente fuhr. Ich wurde nicht verletzt». Hinweis Safety Office Der Sekundenschlaf ist nicht zu unter­ schätzen und kann jedem von uns passie­ ren; eine kurze Pause zwischendurch und kontinuierliches Durchlüften des Fahrzeu­ ges muss zwingend vorgenommen werden.

Vorfälle und Unfälle

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Metallteile auf Fahrstrasse Die Kantonspolizei hat gemeldet, dass eine Patrouille diverse Metallteile (sog. Foreign Object Debris oder FOD) auf der Fahrstrasse entlang den Standplätzen A41 und A44 aufgefunden habe. Eine Wischmaschine wurde im Anschluss aufgeboten. Ausserdem nahm ein Airport Manager einen Augenschein von den Geschehnissen. Anhand der Metallteile und den gefundenen «Schleuderspuren» könnte es sich um Überreste eines sich zerlegenden Gepäckwagens handeln. Ausser dem Gummi­ abrieb ist an der Infrastruktur (Strasse) kein Schaden entstanden. Gelandetes Flugzeug hat möglicherweise einen Bolzen auf der Piste verloren Meldung einer Cockpit Crew aufgrund eines Outside Checks an zuständige Station, dass nach der Landung möglicherweise ein Bolzen verloren gegangen ist. Line Maintenance in­formiert die Airport Authority, dass das Flugzeug möglicherweise einen Bolzen von ca. 2 cm Durchmesser verloren haben könnte. Der diensthabende Airport Manager macht daraufhin eine Pistenkontrolle auf der Piste 16, findet jedoch nichts. Hinweis Safety Office Überall auf dem Flughafen werden lose Gegenstände auf dem Beton gefunden; solche müssen unbedingt aufgelesen werden, da sie für die herumrollenden Flugzeuge eine grosse Gefahr darstellen. Ein sogenanntes FOD kann schwerwie­ gende Folgen haben und sowohl startende wie landende Flugzeuge gefährden. Solche Vorkommnisse sollen von den Cockpit Crews möglichst unmittelbar gemeldet werden.

Schlecht eingestellte Hebebühne führt zu Kollision mit Frachttor Aussage des Mitarbeiters: «Ich hatte den Auftrag, mit der Hebebühne das Flugzeug zu entladen. Ich unterliess es, die Höhe der Hebe­ bühne zu überprüfen. Nach dem die TW abgestellt waren, versuchte ich das Frachttor zu öffnen. Dies ging zuerst nicht, weil es ein Problem mit dem Strom gab. Da wir verschie­ dene Modelle von Hebebühnen haben, bei welchen die Höhe der Führungsschienen und des Geländers unterschiedlich sind, muss man sehr genau auf die Höhe achten. Als ich das Tor öffnete, kollidierte dieses mit dem Geländer.» Hinweis Safety Office Eine sorgfältige Überprüfung oder Kont­ rolle des Equipments kann solche Vorfälle verhindern. Von rund 40 analysierten Vorfällen mit Schäden an Equipment, Fahrzeu­ gen oder Flugzeugen seit März 2008 ist rund ein Viertel auf «Nichteinhalten von Vorgaben oder Arbeitsabläufen» zurück­ zuführen. Jetblast fegt Triebwerkabdeckungen von parkierten Flugzeugen herunter Der Flug UZB3552 beginnt auf TWY R8 anzurollen, durch den Jetblast (ca. 70m Distanz) wurden die Triebwerkabdeckungen der parkierten HB-VOF, C525 auf dem Standplatz zum X07 heruntergefegt und Steuerflächen bewegt. Hinweis Safety Office Trotz grosser Distanz können aufgrund von Jetblast Equipment oder Fahrzeuge fortgeblasen werden; auf dem Flughafen Zürich gibt es pro Jahr ca. 5 Vorfälle.

Titel Vorfälle und Unfälle

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Ereignisse weltweit

Aircraft Handling und Push-Back Mechaniker stürzt tödlich auf das Vorfeld beim Versuch, während eines Gewitters die vordere Bordtüre zu schliessen (Tunica Municipal Airport, USA) Am 10. Juli 2008 stürzte ein Mechaniker auf dem Flughafen Tunica (Utah, USA) von der vorderen Bordtüre auf das Vorfeld. Dabei zog er sich tödliche Verletzungen zu. Gemäss Angaben der Airline und den Passagieren in den ersten Sitzreihen hatte der Mechaniker versucht, die vordere Bordtüre zu schliessen, da heftige Windböen und Regen den Hauptein­ gang und die Galley durchnässt hatten. Während die Cabin Flight Attendant auf die Seite trat, damit die Türe geschlossen werden konnte, rutschte der Mechaniker vom Türgriff ab und stürzte auf den Vorfeldboden. Tödliche Verletzung eines Mechanikers durch ein Triebwerk (Flughafen Teneriffa, Kanarische Inseln, Spanien) Am 16. Juli 2008 wurde ein Flugzeugmechani­ ker durch Berührung mit dem Triebwerk eines Airbus A320 tödlich verletzt. Der Mechaniker war während Triebwerkstandläufen durch ein Triebwerk angesogen worden. Hinweis Safety Office Dies ist der fünfte bekannte Fall seit dem Jahr 2003, der zu schweren oder tödlichen Verletzungen im Zusammenhang mit laufenden Triebwerken führte. (1 Fall in Moskau mit Air Astana, 1 Fall in El Paso mit Continental Airlines, 2 Fälle in Beauvais und Dublin mit Ryanair). Für Arbeiten im Umfeld ist zwingend die Gefahrenzone vor dem Triebwerk oder beim Propeller (= Intake-Area) zu beachten. Erhebliche Beschädigung eines Flugzeug durch Parkieren beim Gate (Labert-St. Louis International Airport, STL) Am 07. September 2008 wird auf dem LabertSt. Louis International Airport (STL) ein Flugzeug des Typs MO-Beech 1900D N122UX während des Parkierens beim Gate erheblich beschädigt. Das Flugzeug wurde durch einen Marshaller und einen Wing Walker zum

Standplatz geführt. Nachdem das Flugzeug mit dem rechten Flügel mehrere Hindernisse überflügelt hatte, wurde der Pilot durch den Marshaller angewiesen, eine Kurve einzulei­ ten. Während des Abdrehens kollidierte der Flugzeugrumpf mit einem überhängenden Teil eines Gebäudes und wurde beschädigt. Personen wurden beim Vorfall nicht verletzt. Unaufmerksamkeit verursacht Flugzeug­ zusammenstoss (Charlotte-Douglas International Airport, CLT) Am 28. Juni 2008 wurde auf dem CharlotteDouglas International Airport (CLT) ein Bombardier CL-600-2C10 durch einen Truck zurück gestossen, um zur Startbahn rollen zu können. Dabei gab es eine Kollision mit einer stehenden Bombardier CRJ200. Beide Flugzeuge wurden dabei erheblich beschädigt. Gemäss PSA Airlines benutzten die Ground Crew Members infolge von Gewitter in unmittelbarer Nähe keine Headsets. Die CRJ 200 hatte nach dem Pushback auf die «taxi-clea­ rance» gewartet. Der CRJ700 befand sich auf dem Standplatz, als von Ramp Control die Clearance Delivery kam. Der Wing walker befand sich an der linken Flugzeugseite in deutlicher Sicht des Truck-Fahrers, als der Pushback gestartet wurde. Der Wing walker ging davon aus, dass der Truck-Fahrer das Flugzeug nur ungefähr 10 Fuss bewegen würde. Als der Truck-Fahrer mit dem Pushback weiterfuhr, gab ihm der Wing walker ein StoppZeichen, der Truck-Fahrer bemerkte diesen jedoch nicht, was dann zur Kollision führte. Schwere Verletzung eines Mechanikers beim Pushback (San Francisco International Airport, USA) Am 16. August 2008 wurde auf dem San Francisco International Airport eine Boeing 777300 durch einen Mechaniker und einen Ramp Employee vom Gate weggefahren. Dabei geriet der Mechaniker in das Bugfahrwerk des Flugzeugs und wurde schwer verletzt.

Vorfälle und Unfälle

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Vorfälle und Unfälle

Rollmanöver Flugzeug kollidiert mit Beleuchtungsmasten (Chania International Airport, Kreta, Griechenland) In der Nacht vom 14. Dezember 2007 kolli­ dierte eine Boeing 767-383ER von Arkefly auf dem Chania International Airport (Kreta) während des Rollmanövers mit einem Beleuch­ tungsmast. Das Flugzeug wurde, während sich die Kollision ereignete, durch ein Followme Fahrzeug geführt. Gemäss Angaben der Flughafenbehörden führte die Kollision zu einem Abbruch eines 70 cm langen Stücks einer Tragfläche.

Crash zwischen Flugzeugen von Egyptair und Saudi Airlines Am 23. Dezember 2007 kollidierte eine A340212 von Egyptair mit einer Boeing 747 von Saudi Airlines. Als die A340 auf dem Weg zur Startbahn bei der Boeing 747 vorbeirollte, ereignete sich die Kollision. Die rechte Tragflügelspitze der A340 touchierte das Rumpf­ ende der Boeing 747 und verursachte bei der Boeing dadurch erheblichen Schaden (Bild zum Vorfall unter: www.tinyurl.com/ywcvtk). Hinweis Safety Office Die engen Platzverhältnisse auf dem Flughafen Zürich bergen ebenfalls ein grosses Gefahrenpotenzial für rollende Flugzeuge. Das exakte Rollen auf den Taxiway Center­ line garantiert die Hindernisfreiheit gegenüber korrekt abgestellten Flugzeugen und Equipment.

Impressum

Runway Incursion Beinahe-Kollision zwischen zwei Flugzeugen (Flughafen Allentown PA, USA) Während des Startmanövers am 19. Septem­ ber 2008 sahen die Piloten der Bombardier CRJ-700 des Mesa Airlines Flug 7138 mit 60 Passagieren ein Kleinflugzeug vom Typ Cessna R172K auf der Landebahn 06; bei einer Geschwindigkeit von rund 120 Knoten bremsten sie abrupt und konnten dem vierplätzigen Kleinflugzeug gerade noch ausweichen, wie der Lehigh-Valley-Flughafen bei Allentown und die Flugunfallbehörde (NTSB) mitteilten. Die Mesa CRJ-700 verfehlte die Cessna bei dem Zwischenfall dank eines Ausweichmanö­ vers um drei Meter. Niemand wurde verletzt. Während des Vorfalls herrschten «night visual meteorological conditions». Die Cessna war kurz zuvor gelandet und hatte offenbar den ihr zugewiesenen Taxiway zum Verlassen der Landebahn verpasst und dies

dem Air Traffic Controller gemeldet. Der Air Traffic Controller in Ausbildung hatte dem United-Express-Flug irrtümlicherweise die Startgenehmigung erteilt. Nach dem die MESA Crew den Funkspruch des Cessna Piloten gehört hatten, konnten sie bei einer Geschwindigkeit von rund120 Knoten den Start abbrechen. Hinweis Safety Office Die Flugzeugbesatzung der startenden CRJ-700 konnte eine Kollision vermeiden, weil sie am Flugfunk hörte, dass sich die Cessna noch immer auf der Piste befand. Informationen über Verkehrsbewegungen (Flugzeuge, Fahrzeuge, Personen) auf einer aktiven Piste sind für eine anfliegende oder landende Flugzeugbesatzung von zentraler Bedeutung.

Redaktion: Unique (Flughafen Zürich AG) Druck: www.bmdruck.ch © Unique (Flughafen Zürich AG) Postfach CH-8058 Zürich-Flughafen www.unique.ch

Der ZRH Safety Newsletter informiert regelmässig über Safety Themen am Flughafen Zürich. Gerne nimmt das Safety Office Beiträge oder Vorschläge für Themen auf. Mailen Sie uns Ihre Anliegen an:[email protected]