Xxl-paddelfestival

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Author: Dagmar Günther
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{ Das XXL-Paddelfestival begeisterte zum Saisonstart Kanufahrer aller Disziplinen

Am 13. & 14. April starteten 3000 Paddler und Interessierte aus ganz Deutschland im Kanupark Markkleeberg bei Leipzig mit dem XXL-Paddelfestival in die Saison. Neben dutzenden Workshops, Führungsfahrten, SUP-Rennen, Flutlicht-Boatercross und Testival begeisterten besonders das Veranstaltungsgelände und der kostenlose Betrieb der pumpengespeisten Wildwasserstrecke: über 10.000 Fahrten in zwei Tagen sind ein Wort!

Kanu 03.13 | 41

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A9

Daniela, Berlin:

Daniel, Bielefeld:

Klaus, Leipzig:

»Ich bin schon

»Ich bin spontan

»Ich freue mich

zum dritten Mal

mit ein paar

besonders

hier im Kanu-

Freunden im

darüber, dass ich

park Markleeberg. Das

Bus hergefahren und

hier so viele Leute

Festival gefällt mir

jetzt zum ersten Mal in

wiedergetroffen habe,

bisher sehr gut. Beson-

Markkleeberg. Wir

die ich irgendwann mal

ders freue ich mich auf

wollten in erster Linie

beim Paddeln kennen-

den Workshop, den ich

mit unserem eigenen

gelernt habe. Dafür war

für morgen gebucht

Material auf die Wild-

die Wildwasserstrecke

habe. Nächstes Jahr bin

wasserstrecke, haben

zeitweise etwas zu voll

ich beim Paddelfestival

aber auch schon einige

für meinen Geschmack.«

auf jeden Fall wieder

Boote und Paddel

mit von der Partie.«

getestet. Es sind insge-

Mitte April. Eben noch surrten die Spanngurte auf dem vollgepackten Dach des Kanu-MagazinBus verheißungsvoll im Wind, jetzt geht auf der Autobahn in Richtung Leipzig gar nichts mehr. Stau. Es ist Freitagabend und wir sind auf dem Weg zum allerersten XXL-Paddelfestival in Markkleeberg. Was war das doch ein langer Weg bis hierher, nicht nur auf der Autobahn. Im Vorfeld gab es einige Hürden zu überwinden. Wo soll das Festival stattfinden? Und vor allem wann? Wer macht mit? Wer übernimmt welche Aufgaben? Und wann hört dieser verdammte Winter endlich auf? Hinter den Kulissen wurde verhandelt, gerungen, diskutiert und organisiert. Jetzt stehen wir in der Blechlawine und hoffen, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Und dass das Wetter mitspielt. Der Bus rollt ein paar Meter weite­r. Wird schon werden. Was, wenn doch keiner kommt? Zumindest dies­e Befürchtung erweist sich als unbegründet, wie wir bei der Ankunft am Kanupark Markkleeberg feststellen: Auf der Strecke wird schon fleißig gepaddelt, hauptsächlich Slalomfahrer, aber auch ein paar Freestyler tummeln sich bereits auf dem Wasser. Einer trägt sogar Kurzarm. Yes! Noch mehr begeistert uns die Anlage. Zwei Wildwasserkanäle, der eine Weltcup-, der andere anfängertauglich, treffen sich in einem Zielbecken, von dort geht es direkt hinaus ins Leipziger Neuseenland. Und mitendrin genießt man von der Caféterasse den Blick über die gesamte Anlage. Besser geht’s nun wirklich nicht. Als ich dann am Samstagmorgen erwartungsfroh aus dem Schlafsack blinzle, ist mir jedoch gar nicht nach aufstehen – es ist bewölkt, windig und kalt. Aber dann wandert der Blick zur Strecke und ich traue meinen Augen kaum: Da ist Leben drin, und zwar jede Menge. Noch haben die Slalom­artisten Vorfahrt, doch im Zielbecken scharren schon Horden von Freizeitkanuten mit den Paddeln. Als dann die Wettkampftore aus dem Weg gezogen sind, gibt es kein Halten mehr. Große Boote, kleine Boote, Plastikboote, Gummiboote – alles, was schwimmt, stürzt sich in die Fluten. Ich bin aus dem Häuschen und die Besucher auch. Vor allem der Standortvorteil sticht: Raus aus dem Creeker, zehn Meter über Land und rein in die neueste­n Seekajak-Pfeile. Oder doch lieber eine gemütliche Runde im Kanadier? Oder auf dem SUP? Paddlerherz, was willst du mehr? Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit außerhalb der Szene vielleicht? Bitteschön. »Panorama«, das Mitgliedermagazin des Deutschen Alpenvereins mit einer Auflage von über 500.000 hat gleich zwei Redakteure zum Paddelfestival geschickt, die vom bunten Treiben der Kanuten berichten wollen. Die Kletterer Stefanus Stahl und Nils Best­e saßen noch nie in einem Wildwasserkajak und bekommen von Kajaklehrer Marcus Moser einen Crashkurs verpasst. Bereits Sonntagmittag schaffen sie den kleinen Kanal – und sind gestoked!

Perfekter Veranstaltungsort, perfektes Wetter (zumindest am Sonntag), perfekte Paddler. Zwei »Embedded Journalist« lernten sogar in zwei Tagen das Wildwasserpaddeln. Am Ende meisterte einer sogar den großen Kanal mit Marcus Moser im Doppeltopo.

samt mehr Aussteller hier als ich erwartet habe. Die Atmosphäre ist toll und ich hoffe, dass das Paddelfestival nächstes Jahr wieder stattfindet.«

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Frank, Jena:

D

er Olympiasieger hat gekniffen. Eigentlich war Daniele Molmenti, K1-Goldmedaillengewinner von London, als »Hase« für den Jedermann-Boatercross am Samstagabend vorgesehen, doch am Ende hatte die Vorbereitung in Sachen Slalomsaison für den Italiener doch Vorrang. Olympischer Geist wehte trotzdem: Für die gut 40 Freizeitpaddler galt es, David Schröder vom deutschen Olypmpia-Zweier Schröder/Henze auf die Pelle zu rücken. Dessen Partner Frank hatte sich vor wenigen Wochen die Schulter ausgekugelt (gute Besserung an dieser Stelle), und da sich so ein C2 alleine schlecht paddeln lässt, kam Davi­d die Abwechslung im Plastik-K1 gerade recht. Pünktlich zur blauen Stunde versammelte sich das Starterfeld im Zielbecken der Anlage und fieberte dem Start entgegen. Für die richtige Atmosphäre sorgte das Flutlicht und Sprecher Olli Grau, der den immer noch zahlreichen Zuschauern ordentlich einheizte. Der Wettkampfmodus beim Boatercross ist simpel: Pro Lauf gehen vier Paddler gleichzeitig auf die Strecke, die zwei Schnellsten kommen eine Runde weiter. So weit, so gut, doch wer würde gleich im ersten Heat auf Schröder oder einen der anderen durchtrainierten Slalomartisten treffen? Verstohlen versuchte sich der ein oder andere im Zielbecken, wo sich die Startgruppen per Zufall zusammenfinden sollten, von den »großen Fischen« fernzuhalten. Die hatten erwartungsgemäß auch den meisten Bumms in der Flosse und zeigten der Konkurrenz in den Vorläufen meist nur das Heck. Das Feld wurde gnadenlos ausgesiebt, zwischen den Läufen blieb den Paddlern kaum Zeit zum Verschnaufen – kostet doch jede Minute Wasserzeit auf dem pumpenbetriebenen Kanal bares Geld. Um die tickende Kostenuhr scherten sich Jasper Polak und seine drei Mitstreiter nicht, als sie im Halbfinale spontan ohne Paddel antraten. Unter dem johlenden Applaus der Zuschauer setzten sich Polak und Malte Schröder im langsamsten Lauf des Abends durch und zogen ins Finale ein. Dort warteten auf die beiden Freestyle-Spezialisten Olympionike Schröder und Ex-Slalom-Ass Robert Süßenbach. Baggy-Pants gegen Neoprenhose also. Für viele war die Sache klar: Gegen die DuracellPerformance von David Schröder ist kein Kraut gewachsen. Doch mit Kräutern kennt man sich in Holland aus und so setzte Jasper vom Start weg alles daran, David durch Abdrängen aus dem Rennen zu nehmen. Mit Erfolg. Zur Freude des Publikums glich das Finale mehr einem Gladiatoren-Wettkampf als einem normalen Boatercross. Führungswechsel, Eskimorollen, Hilfsschleifen im Kehrwasser – es war alles geboten. Kurz vor dem Ziel musste auch Favorit Schröder rollen, den Sieg und damit eine schicke Lettmann Granat­e holte sich Robert Süßenbach vor Malte Schröder, der sich über eine neue Schwimmweste von Stohlquist freute. Gratulation! 44 | Kanu 03.13

Robert, Tschechien:

»Ich finde das

»Ich bin extra

Paddelfestival

aus Tschechien

toll. Die Stim-

angereist und

mung ist gut und man

muss sagen, dass es

kann endlich mal Boote

sich der weite Weg

und Material in Ruhe

definitiv gelohnt hat.

und vor allem unter

Ich habe heute schon

echten Bedingungen

zahllose Boote der

ausprobieren. Ich selbst

Firma Lettmann auf

habe schon zwei Boote

dem Markkleeberger

getestet. Und wenn es

See ausprobiert.«

dann noch umsonst ist, macht es natürlich noch mehr Spaß!«

Aussteller Jochen Lettmann, Moers:

»Unsere mitgebrachten Wildwasser­ testboote waren im Prinzip die ganze Zeit auf dem Wasser. Die Touringboote wurden nicht ganz so viel getestet, weil es heute relativ windig war und auf dem See Wellen gingen. Gleich gehe ich selbst erst mal eine Runde auf den Wildwasserkanal.«

3-2-1-los! Im Zweiminutenabstand gingen die 40 Boatercrosser in Vierergruppen auf die Strecke, die zwei schnellsten kamen je eine Runde weiter. Im Finale profitierte Robert Süßenbach von den harten Positionskämpfen vor ihm und zog auf dem letzten Viertel an allen vorbei. Kanu 03.13 | 45

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Aussteller Jan Kellner, Augsburg:

»Ich bin als Aussteller für die Marke Palm hier und wirklich begeistert. Das Interesse ist riesig, noch viel größer als wir vorher gedacht haben. Letztendlich war sogar so viel los, dass ich am Samstag selbst nicht zum Paddeln gekommen bin.«

Karsten, München:

»Ich habe alle SUP-Boards gefunden, die ich testen wollte. Außerdem waren die Wellen, aber auch das Flachwasser perfekt, um die Bretter auf Herz und Nieren zu testen. Nur das Wetter ist noch ausbaufähig. Wenn alles gutgeht, werde ich morgen noch die Wildwasserstrecke mit meinem SUP in Angriff nehmen.«

Simone, Berlin:

»Wir haben es

Promis beim Paddeln, von oben nach unten und von links nach rechts: Alfred Spreu baut zwar gute Luftboote, ist im Wildwasser aber alles andere als eine Luftnummer. Falk Bruder führte einige der 68 angemeldeten Paddler im Kajak durch Leipzig. Auch Frank Schröer (Sport Schröer) und Raimund Bulczak (Kanu-Out-Door) hatten Spaß.

leider nicht geschafft, unsere eigenen Boote mitzubringen. Aber zum Glück konnte ich mir

D

as Paddelfestival soll vor allem eines sein: Treffpunkt für Kanuten aller Klassen, um zusammen zu paddeln, sich auszutauschen und gemeinsam die Saison einzu­läuten. Obendrein sollten sich die Endverbraucher ein Bild vom Angebot der Kanubranche machen können. Die Premiere in Markkleeberg hat gezeigt, dass dieses Konzept ankommt. Mehr als 3000 Paddler und Bald-Paddler und über 10.000 Befahrungen der beiden Wildwasserstrecken sprechen eine deut­ liche Sprache. Wohi­n man auch blickte, überall freudestrahlende Gesichter. Dass das Wetter am Samstag nicht optimal war? Hey, wir sind Paddler und nicht aus Zucker. Auch dass man teilweise trockenen Fußes über den Kanal hätte laufen können, weil so viele Boote unterwegs waren, schien niemanden sonderlich zu stören. Frei nach dem Motto: Zusammen ist man weniger allein. Und noch etwas hat das Paddelfestival bewiesen: Hinter den Marken aus der Kanubranche stecken tatsächlich echte Paddler, die sich keine Gelegenheit entgehen lassen, selbst ins Boot zu steigen. Manch einer staunte nicht schlecht, als er sich im Kehrwasser auf einmal neben Schlauchboot-Papst Alfred Spreu wiederfand, oder von Jochen Lettmann höchstpersönlich überholt wurde. Doch kommen wir von den alten Hasen zu den jungen Hüpfern. Am Sonntag rief die Firma Palm zur Junior-Trophy. Beim Geschick-

46 | Kanu 03.13

hier beim Paddelfestival

lichkeitswettkampf im Zielbecken der Wildwasserstrecke konnten junge Paddlerinnen und Paddler zwischen 8 und 14 Jahren zeigen, was sie draufhaben. Lautstark angefeuert von den stolzen Eltern und zahlreichen Zuschauern, durften sich die Nachwuchsracer gleich im Anschluss in der Reigenfolge ihrer Platzierung auf dem reich gedeckten Palm-Gabentisch wertvolle Präsente aussuchen. Klar, dass sich bei solch einer Kulisse auch die Sonne nicht lumpen ließ und mit voller Kraft vom Himmel strahlte. Das bessere Wetter am Sonntag war auch der Grund dafür, dass sich deutlich mehr Leute auf die Stand-Up-Boards trauten als am Vortag. Logisch, gibt es doch schönere Vorstellungen, als von einer Windböe ins sechs Grad kalte Wasser geschubst zu werden. Wenn überhaupt, hätte man das in der Nähe von Neil Newton Taylor tun sollen. Der Swiftwater-Rescue-Instruktor spulte Safety-Workshop um Safety-Workshop ab und machte fit in Sachen Strömungsrettung. Wem das zu nass war, der erkundete auf einer geführten Tour die nahe Metropole Leipzig oder das weitläufige Neuseenland. Soweit ich das beurteilen kann, hat auf jeden Fall niemand nur faul rumgesessen, sondern alle haben sich das Feierabendbier am Lagerfeuer redlich verdient. Ach ja, gecampt werden durfte zu paddlerfreundlichen Preisen direkt auf der Anlage – nämlich ganz umsonst. Dank­e auch dafür, Kanupark Markkleeberg!

völlig unkompliziert ein Kajak ausleihen – ganz ohne Papierkram. Die Stimmung ist hervor­ ragend und ich habe noch nie so viele Paddler auf einem Haufen gesehen. Heute Abend gehen wir noch zum Filmvortrag. Da freu’ ich mich drauf.«

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Aussteller Seppi Strohmeier, Clevedon, England:

»Ich bin mit Jan für Palm beim Paddel­ festival und extra aus England angereist. Auch ich habe es leider tagsüber nicht aufs Wasser geschafft. Aber für den JedermannBoatercross bin ich gemeldet, da werde ich alles geben.«

Andrea, Greifswald:

»Ich paddle erst seit einem Jahr und habe hier beim Festival die Gelegenheit genutzt und verschiedene Boote ausprobiert. Außerdem habe ich mich zum ersten Mal ins Wildwasser gewagt. Die Veranstaltung hat sich für mich total gelohnt. Ich würde nächstes Jahr auf jeden Fall gerne wiederkommen.«

Anfassen und ausprobieren erwünscht. 32 Marken nutzten die Gelegenheit, sich dem Endverbraucher zu präsentieren. Ein Erfolg auch die Workshops des BV KANU, die für jede Disziplin das passende Angebot hatten.

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ur ein Buchstabe trennt das Festival vom Testival. Viele Anbieter sind dem Ruf des Paddelfestivals gefolgt und haben Boote, Paddel und Ausrüstung mit nach Markkleeberg gebracht. Keine Frage, das ursprünglich angedachte Motto »Alle Marken, alle Modelle« konnte bei der Premiere noch nicht realisiert werden. Aber nach dem Erfolg der Veranstaltung wäre es doch gelacht, wenn im nächsten Jahr nicht noch mehr Aussteller den Weg nach Sachsen zum Kanupark finden würden. Die meisten Besucher freuten sich jedenfalls über die Möglichkeit, neues Material zu testen und zu vergleichen. Und wenn das Lieblingsboot gerade ausgeliehen war, musste eben die eigene Ausrüstung herhalten. Oder man tauschte kurzerhand ganz unbürokratisch mit dem Kehrwassernachbarn das Boot. Und auch wir vom KANU-Magazin hatten die fünf Kajaks aus dem Wildwassertest dabei. Eben noch in Markkleeberg, jetzt schon im Heft – nachzulesen auf Seite 60. Auf der Heimfahrt haben die Gurte wieder gesurrt – aber ich war längst zufrieden der Rückbank eingeschlafen. Und Stau gab es auch keinen.  Philip Baues 48 | Kanu 03.13

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