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Workshop 3: Gewalt in der Pflege Berliner Pflegekonferenz 8. November 2016 in Berlin

Claudia Vaupel Dipl.-Psychologin

Grundlagen der Prävention und Rehabilitation Fachbereich Gesundheitsschutz – Psychologie Hamburg

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Gliederung

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Grundpflichten des Arbeitgebers Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen.

Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben. ArbSchG § 3 (1)

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Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen.

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Gewalt gegenüber Pflegekräften und Betreuern Studie zur Häufigkeit von erlebter verbaler und körperlicher Gewalt    

Krankenhäuser Einrichtungen der Altenpflege Ambulante Dienste Wohnheime, Werkstätten für Menschen mit Behinderung

Schablon et al. 2012

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 Standardisierte Befragung mit SOAS-R – Fragebogen zur Erfassung von Aggressionen  Responserate: 31,3 %  N = 1.891

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Gewalt erfahren in den letzten 12 Monaten 100% 86%

90% 80%

79%

78% 71%

70%

70% 60%

63%

60%

56% 51%

50% 40% 40% 30%

10% 0% Krankenhaus

Ambulante Pflege

Stationäre Altenpflege

Verbale Gewalt

Schablon et al. 2012

Behi Werkstatt

Körperliche Gewalt

Behi Wohnheim

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20%

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Art der Gewalt Krankenhaus

Stationäre Werkstatt für Altenpflege behinderte Menschen

Beschimpfung

77%

75%

65%

Rassistische Belästigung

7%

-

7%

Sexuelle Belästigung

10%

13%

7%

Schläge

28%

35%

21%

Tritte

22%

17%

16%

Bisse

11%

11%

8%

Kratzen

42%

52%

20%

Einsatz von Gegenständen

13%

15%

25%

38 (2%) der Fälle wurden als Arbeitsunfall gemeldet Schablon et al. 2012

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Erfahrungen mit

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„Fass mich nicht an, du Penner!“ (demenzerkrankt, männlich, 83 Jahre alt) XXX – X00x/Datum – Seite 9 von Gesamtseitenzahl

Im Pflegewohnheim bekommt man so einiges zu hören … Was macht das mit ihren Beschäftigten?

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Belastungsempfinden aufgrund von Gewaltereignissen Belastungsempfinden (alle) Gemessen auf einer Skala von 1-10 Niedrig (1-3 nicht/wenig belastend)

32%

Mittel

36%

Hoch (8-10 sehr belastend)

Schablon et al. 2012

32%

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(4-7 belastend)

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Gewalt gegenüber Pflegekräften Häufig Gewalt erleben

Odds Ratio

Alter < 30 Jahre

1,8

Stationäre Altenpflege

1,6

Gute Vorbereitung der Einrichtung

0,7

Hohe Belastung durch Gewalt 2,1

Stationäre Altenpflege

0,5

Gute Vorbereitung der Einrichtung

0,6

Schablon et al. 2012

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Körperliche Gewalt wöchentlich

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Mögliche Folgen aus Übergriffen Kognitive und Emotionale Symptome

Scham

Soziale Symptome

Wut Angstreaktionen

Schreckhaftigkeit

Unsicherheit in der Arbeitsumgebung Selbstzweifel/ Kompetenzzweifel

Schulderleben

Vermeidungssymptome

Geschehensverleugnung

Vorzeitige Jobaufgabe

übermäßige Wachsamkeit

Demotivation

Schlechtere Arbeitsbeziehungen Schlechteres Verhältnis zu Klienten Hoffnungslosigkeit

Stressreaktionen

Ärger Frustrationen

Depression

Aggressivität

Walter 2012, Schablon 2012, Maercker & Hecker 2015

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Negative Veränderung von Kognitionen und der Stimmung

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Mögliche Folgen aus Übergriffen Körperliche Symptome

Kopfschmerzen

Psychosomatische Beschwerden: Magen-Darm-Erkrankungen Muskelverspannungen

Substanzmittelgebrauch

Nackenschmerzen Schlafstörung Bluthochdruck

Angststörungen

Übermäßige Wachsamkeit Gewichtszunahme/ Gewichtsabnahme Posttraumatische Belastungsstörung

Walter 2012, Maercker & Hecker 2015

Erschöpfung

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Depression

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Maßnahmen des Arbeitsschutzes betreffen:

Davor

Danach

Prävention von Gewalt, Aggression Unterstützung und Intervention während des Ereignisses Nachsorge - Hilfeleistung für betroffene Beschäftigte und die Institution nach kritischen Ereignissen

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1. 2. 3.

Akut Ereignis

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Präventionsmaßnahmen TOP T

echnische

 Räumliche Ausstattung  Gute Beleuchtung

O 

 möglichen Ausgang im Freien



 Hilfesystem für den Notfall installieren, z. B. Zutrittsregelungen, Tür& Notrufsysteme

  

 Personen-NotsignalAnlagen  …….

     

Anwendung pädagogischer Konzepte ManagementCommitment Führung schulen Gefährdungsbeurteilung Vorkommnisse systematisch erfassen und auswerten Vorgehensweisen und Verantwortlichkeiten festlegen Übergaben / Checklisten Sicherstellen festgelegter Pausenintervalle Team- statt Einzelarbeit bei erhöhter Gefährdung Ggf. Ahndung von Straftaten ….

P

ersonenbezogene

 Schulung über das Gefährdungspotenzial am eigenen Arbeitsplatz, über psychische Auswirkungen von Aggressionen …..  Training zum frühzeitigen Erkennen konfliktträchtiger Situationen (z. B. Deeskalationstraining)  Ausbildung von betrieblichen Erstbetreuern in Psychologischer Erstbetreuung.......

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 Kameraüberwachung

rganisatorische

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Maßnahme: Risikoanalyse    

Übergabe Checkliste Teambesprechungen Biografiearbeit Vorteile

Wahrnehmungsschulung Professionalisierungshilfe für jüngere Berufsanfänger Vermittlung von Handlungssicherheit fördert Teamzusammenhalt

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   

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Gewaltprävention > Risikoanalyse

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Abderhalden 2005

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Deeskalationstraining Richter, Dirk:…. hinter (nahezu) jeder aggressiven Handlung steckt ein Problem Walter et al:…..“die meisten Aggressionssituationen im Gesundheitswesen sind die Folge vielfältiger Einflussfaktoren und kündigen sich meist an…“

Dirk Richter: Non-physical conflict management and de-escalation, in: Dirk Richter, Richard Whittington (eds.): Violence in Mental Health Settings: Causes, Consequences, Management. New York: Springer 2006, S. 125-144

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 Verstehen der Situationsdynamik – Was geht einer aggressiven Handlung voraus?  Verstehen auf organisatorischer Ebene  Verstehen auf persönlicher Ebene  Deeskalationsstrategien - Deeskalationstechniken erlernen

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Sekundärprävention – Exemplarische Betreuungskette

Auffanggespräche

Innerbetriebliche Maßnahme

Beratungsgespräch Psychotherapeutische probatorische Sitzungen

BGW

Psychotherapeuten

Wiedereingliederungen

Innerbetriebliche Maßnahme

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Psychotherapeutische Weiterbehandlungen

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Wir unterstützen unsere Mitgliedsbetriebe…

 Organisationsberatung  Beratung durch unsere RehaManager, ggf. Traumabehandlung

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 Trainings zur Professionalisierung im Umgang mit Gewalt und Aggression (PUGA)  Zuschuss Deeskalationstrainerausbildung  Broschüren,zB. „Gewalt und Aggression in Betreuungsberufen“

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www.bgw-online.de „Umgang mit Gewalt und Aggression“

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Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit! Es sind Fragen offen geblieben? Claudia Vaupel

Telefon 040-20207-3239 E-Mail: [email protected]

25

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BGW Grundlagen der Prävention und Rehabilitation Gesundheitswissenschaften Pappelallee 33/35/37 22089 Hamburg

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Literatur: ArbSchG § 3 (1) Abderhalden C, Grieser M, Kozel B, Seifritz E, Rieder P. Wie kann der pflegerische Beitrag zur Einschätzung der Suizidalität systematisiert werden? Psych. Pflege Heute 2005; 03 Boldt A: Patientenübergriffe in Mitgliedsbetrieben der BGW, 2002 Deans C: Nurses and occupational Violence. The Role of organizational support in moderating professional competence. Australian Journal. Australian Journal of Advanced Nursing, 2003 DGUV-Information 206-018. „Trauma –Psyche – Job“ .Ein Leitfaden für Aufsichtspersonen, Berlin, 2015 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/206-018.pdf DGUV: Empfehlungen der Gesetzlichen Unfallversicherung zur Prävention und Rehabilitation von psychischen Störungen nach Arbeitsunfällen http://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/themen_a_z/psychische_belastungen/documents/psych_stoerung1.pdf Eurofound 2008:38 European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions“ (Eurofound): http://www.eurofound.europa.eu/surveys/smt/ewcs/results_de.htm http://www.eurofound.europa.eu/de/surveys/european-working-conditions-surveys

EU-OSHA 2010: 62; EU-OSHA 2002

Maercker, A., Hecker, T. & Heim, E. (2015). Personalisierte Internet-Psychotherapie-Angebote für die posttraumatische Belastungsstörung. Der Nervenarzt, 86(11), 1333-1342. Richter, Dirk: Non-physical conflict management and de-escalation, in: Dirk Richter, Richard Whittington (eds.): Violence in Mental Health Settings: Causes, Consequences, Management. New York: Springer 2006, S. 125-144 Richter, Dirk: Deeskalation von Konfliktsituationen - Strategie zur Vermeidung von Zwangsmassnahmen. Psych. Pflege Heute 20 (2014), 221-225 Schablon A, Zeh A, Wendeler D, Peters C, Wohlert W, Harling M, Nienhaus A: Frequency and consequences of violence and aggression towards employees in the German healthcare and welfare system: a cross-sectional study. BMJ Open 2012;2:e001420. doi:10.1136/bmjopen-2012-001420 Walter G, Nau J, Oud N: Aggression und Aggressionsmanagement – Praxishandbuch für Gesundheits- und Sozialberufe. 2012

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Ketelsen R, Pieters V: Prävention durch Nachbereitung – Maßnahmen zur tertiären Prävention. In: Ketelsen R, Schulz M, Zechert C (Hrsg.), Seelische Krise und Aggressivität. Psychiatrie-Verlag: Bonn, 2004