November 2013
WOHNEN AM SEE SCHMERIKON
Visualisierung , Projekt Corinna Menn / Mark Ammann
Studienauftrag Wohnen am See Die Gemeinde Schmerikon verfügt über wenig Baulandreserven. Insbesondere besteht eine steigende Nachfrage nach Mietwohnungen in der Nähe zum Zentrum, welche auch durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen sind. Das neue Raumplanungsgesetz fordert zunehmend verdichtetes Bauen, damit die wertvollen Landressourcen möglichst optimal genutzt werden können. Das Grundstück der Ortsgemeinde beim Bahnübergang Allmeindstrasse erscheint –auch aus Sicht der kantonalen Raumplanung– für eine nachhaltige Überbauung sehr geeignet. Elektrizitätswerk und Ortsgemeinde beschlossen deshalb, dieses Projekt gemeinsam und ohne primäres Renditedenken anzupacken. Vorgaben der Ortsgemeinde waren dabei, dass das Land nicht verkauft werden dürfte und Mietwohnungen zu erstellen seien. Eine Baukommission nahm die Planung an die Hand und leitete einen Studienauftrag in die Wege. Die hohe Komplexität der Aufgabenstellung (Gewässerabstand, Schnittstelle der öffentlichen Ufernutzung und dem Anspruch an Privatraum, gute Eingliederung in die Seeanlage, magnetische Induktion der SBB-Fahrleitungen etc.) war dabei eine besondere Herausforderung. Bei der Wettbewerbsausschreibung waren die Ansprüche der Bauherrschaft zur Schaffung von kostenoptimiertem Wohnraum mit den Wünschen künftiger Bewohner nach zahlbarem Wohnraum und standortgerechten Innen- und Aussenräumen,
Gemeinsam für unser Dorf sowie die Anliegen der Bevölkerung nach einer ansprechenden Formensprache und guten Eingliederung ins Dorfbild in Einklang zu bringen. Die Büros Gigon Guyer, Zürich, Schiess Tropeano Zürich, Raeto Studer, Basel sowie Corinna Menn und Mark Ammann, Chur stellten sich dieser Aufgabe und lieferten hervorragende Beiträge ab. Eine qualifizierte Jury mit Fach- und Sachpreisrichtern beurteilte die Arbeiten und kam einstimmig zum Entschluss, das Projekt von Corinna Menn zur Weiterbearbeitung zu empfehlen. Nachdem alle Wettbewerbsbeiträge der Öffentlichkeit am 6. November vorgestellt und diskutiert wurden, soll an dieser Stelle etwas ausführlicher auf das Siegerprojekt von Corinna Menn eingegangen werden. Die Ausführungen sollen dazu dienen, diesen Ansatz weiter zu entwickeln und damit realisierbar zu machen.
Liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Schmerikon Ende 1998 gründeten Elektrizitätswerk und die Ortsgemeinde Schmerikon die Baugesellschaft Seefeld. Auslöser war die unschöne Baulücke im Gebiet der ehemaligen Garage Obersee. Nachdem die Planung mit auswärtigen Investoren zu keinem Resultat geführt hatte, beschlossen die beiden Partner, welche eine starke Bindung zum Dorf besitzen, gemeinsam eine Wohn- und Gewerbeüberbauung zu realisieren. Ziel war, im Zentrum altersgerechten Wohnraum zu zahlbaren Mietpreisen zu schaffen. 2003 konnten die Wohnungen bezogen werden und aufgrund der positiven Erfahrungen wurde der Konsortialvertrag dahingehend ergänzt, dass die Gesellschaft auch weitere gemeinsame Projekte im Interesse des Dorfes realisieren könnte. 2005 erwarb die Ortsgemeinde von den SBB südlich der Geleise rund 5‘000 m2 Land, was die Möglichkeit eröffnete, hier gemeinsam eine weitere Wohnüberbauung von hoher städtebaulicher Qualität zu planen. Wir freuen uns, Ihnen das Siegerprojekt eines 2013 durchgeführten Studienwettbewerbes vorstellen zu dürfen und sind auf Ihre Reaktionen gespannt. Markus S. Blarer
Thomas Kuster
Aus dem Jurybericht An diesem speziellen Ort von Schmerikon eine Wohnüberbauung zu entwerfen erwies sich als eine interessante Aufgabe und eine besondere Herausforderung. Aufgrund der städtebaulichen Analysen aller Projektteams kommt man zur Erkenntnis, dass aus dem ortsbaulichen Kontext und der Entwicklungsgeschichte keine eindeutige städtebauliche Haltung abgelesen werden kann. Der Ort ist einmalig, ebenso die Wohnnutzung an dieser Lage. Durch die Bebauung dieses Areals wird unausweichlich eine Veränderung eingeleitet, welche jedoch bewusst und qualitätsvoll erfolgen soll. Das Beurteilungsgremium ist überzeugt, dass dieser Ort wegen der schönen Lage und der hervorragenden Erschliessung für ein zusätzliches Wohnungsangebot in Schmerikon bestens geeignet ist. Zudem wirkt der momentane Arealzustand für die Öffentlichkeit nicht besonders einladend. Mit der Wohnüberbauung bietet sich daher auch die Gelegenheit, gegenüber heute eine attraktivere Situation für die Bevölkerung entlang der Hafenanlage zu schaffen. Mit der Überbauung soll eine neue Identität geschaffen werden, welche die Nahtstelle zwischen dem öffentlichen Seeufer im Westen, dem Industriegebiet im Osten, der Bahnlinie und dem dahinter liegenden Wohngebiet im Norden qualitätsvoll besetzt. Im Spannungsfeld zwischen dem haushälterischen Umgang mit dem Boden, den wirtschaftlichen Erwartungen der Bauherrschaft und der Einordnung in das Siedlungsgefüge zeigte sich, dass die angestrebte Ausnützung im Bereich von 0.75 bis 0.80 ein verträgliches Mass darstellt. Hier entstehen etwa 35 Wohnungen von hoher Wohnqualität an einer verkehrstechnisch hervorragenden Lage. Das Areal hinterlässt im heutigen Zustand den Eindruck einer nicht sonderlich attraktiven Brache, mit wenigen Aufenthaltsqualitäten. Wie die Projekte zeigen, wird mit einer Überbauung zwar ein massgeblicher Teil des Areals privat genutzt. Trotzdem wird der Ort für die Öffentlichkeit an Qualität gewinnen, so dass hier letztlich durchaus eine Win-Win-Situation entsteht. Die Höhenentwicklung der Bauten war Gegenstand intensiver Diskussionen. Zur Verifizierung der Gebäudedimensionen wurde das Areal in Kenntnis der Projekte nochmals begangen. Es zeigte sich, dass alleine die Betrachtung der Höhenentwicklung der Gebäude der Sache nicht gerecht wird. Es geht letztlich um die
Flugaufnahme, rot markiert das Baufeld
gesamtheitliche Beurteilung jedes einzelnen Projektes, in allen Dimensionen, wie Höhenentwicklung, Grösse des Fussabdruckes, architektonische Ausformulierung, Materialisierung, Einfügung in den Landschaftsraum etc. Es zeigte sich, dass unterschiedliche Gebäudetypologien zu schlüssigen Lösungen führen können. Die Führung des Verkehrs gab zu einigen Diskussionen Anlass. Fussgängerweg, Kantonaler Veloweg sowie die Fahrzeugerschliessung des Pavillons und des Seeuferareals südlich der Bahnlinie müssen gleichermassen an der neuen Überbauung vorbeigeführt werden. Es zeigte sich, dass die offensichtlich naheliegendste Linienführung, entlang der Bahnlinie am nördlichen Arealbereich, im Widerspruch steht zu verschiedenen Vorschlägen, hier die Parkierung der Autos oberirdisch anzuordnen. Das Beurteilungsgremium kam zum Schluss, dass bei allen Projekten die Verkehrsführung auf der Seeseite problemlos zu bewältigen ist. Generell ist von einem sehr geringen Aufkommen von Fahrzeugen für die Versorgung des Pavillons sowie des Unterhalts des Seeuferbereiches auszugehen, sodass ein Mischbereich mit dem Langsamverkehr (Velos und Fussgänger) eine vertretbare Lösung ist (für diese Entscheide sind jedoch Kantonale Stellen abschliessend zuständig). Dabei hatte beim Beurteilungsgremium die Gestaltqualität dieses öffentlichen Raums sowie das Flächenangebot zugunsten der Öffentlichkeit auf der Seeseite ein ganz grosses Gewicht, nicht zuletzt weil die Berücksichtigung der öffentlichen Anliegen ein massgeblicher Beitrag zur Akzeptanz des Projektes bei der Bevölkerung sein wird. Dabei ist
wichtig, dass klare Regeln vereinbart werden, um langfristig ein konfliktarmes Nebeneinander von Wohnen und öffentlicher Nutzung zu gewährleisten. Das Wohnungsangebot und die Wohnungsgrössen sind in den Projekten überraschend übereinstimmend umgesetzt worden. Demgemäss liegen die Kostenkennzahlen in einem engen Bereich. Die angebotenen Wohnungen eignen sich für unterschiedliche Haushaltformen und Altersgruppen im mittleren Preissegment. Nach Einschätzung des BeurteiIungsgremiums weisen alle Projekte Wohnungen die zu marktgängigen Mietpreisen führen aus, sodass sich die Diskussion auf die eigentlichen Wohnungsqualitäten im engeren Sinne konzentrieren konnte. Insgesamt zeigten die vier Projekte unterschiedliche Lösungen zur gestellten Aufgabe, welche dem Beurteilungsgremium eine differenzierte Diskussion zur gestellten Aufgabe ermöglichten. Das Beurteilungsgremium bedankt sich bei allen Projektverfasserinnen und Verfassern für die interessanten Projekte und die geleistete Arbeit. Wettbewerbsteilnehmer: • raeto studer architekten gmbh, Basel www.raetostuder.ch • Corinna Menn / Mark Ammann, Chur www.corinnamenn.ch • Pfister Schiess Tropeano, Zürich www.pstarch.ch • Annette Gigon / Mike Guyer, Zürich www.gigon-guyer.ch
Projektbeschrieb Corinna Menn / Mark Ammann Der Ort ist historisch geprägt von mehrfachen und tiefgreifenden Transformationen. Während der Zeit des natürlichen Uferverlaufs ist das Gebiet Teil des Sees. Mit dem Bau der Bahnlinie setzt ein Prozess der „Verlandung“ ein, und vom jahrzehntelangen Brachland an den Geleisen wird der Ort allmählich Teil des gebauten Ufer-Grüngürtels. Nach wie vor prägen aber starke aussenräumliche Dissonanzen den Ort: Am See hat sich eine atmosphärisch reiche Schilf- und Baumlandschaft entwickelt, die an ihrer Rückseite auf einen brachen Raum an der Bahnlinie trifft. Dieses Vakuum macht deutlich, dass der Ort stadttypologisch an einer sensiblen Schnittstelle zwischen dem mit Solitärbauten punktuell besetzten Ufergürtel, den orthogonal angelegten Grossformen der Industrie im Osten und der historischen, kleinteiligen Dorfbebauung liegt. Unser Perimeter ist Teil des Ufergürtels, der sich in drei Zonen verschiedener Aussenraumqualität gliedert: Im Westen befindet sich eine für Aufenthalt und Freizeit angelegte Zone, die beim geplanten Pavillon ihren Abschluss findet. Sie wird an eine lineare, rückwärtige Promenade angebunden, die das Rückgrat und die Verbindung zum Dorf schafft. Östlich des Pavillons wechselt die Vegetation zu relativ dichtem Baumbestand, der sich als parkartiges Gebiet bis an den Aabach zieht. worin sich auch der Perimeter befindet. Städtebauliche und landschaftsräumliche Setzung Der Eingriff nimmt die Haltung ein, vorhandene Qualitäten des Ortes maximal zu erhalten und zu respektiefen (Baumbestand, Pavillon) und die Chance zu nutzen, durch eine gezielte volumetrische Setzung eine städtebauliche Klärung zu erreichen. Der Wohnbau wird als linearer Körper an die nördliche Perimetergrenze gesetzt, er nimmt sich als privates Gebäude formal und in seiner Lage bewusst von der Präsenz am See zurück und fügt sich in den beendenden Baumbestand. Charakteristischer Markstein und räumlicher Abschluss der öffentlichen Uferanlage bleibt der Pavillon. Infolge des grossen Bahnabstandes und der Zufahrtssituation kann die Setzung des Wohngebäudes allein jedoch die nötige Raumfassung im Osten
Übersichtsplan
nicht leisten. Aus diesem Grund bildet ein kompakter Baumkörper als Kopf die volumetrische Anbindung an den Siedlungskontext und die räumliche Fassung der Allmeindstrasse. Diese Setzung ist in Abstimmung mit dem Projekt des Herbag-Areals zu lesen, das eine Doppelbaumreihe entlang der Allmeindstrasse als Anbindung an den Dorfkern vorsieht. Der Baumkörper formuliert städtebaulich eine präzise Überleitung vorn Siedlungsgebiet in den Grünraum des Ufergürtels und ist darin Gelenk zwischen dessen nördlicher und südlicher Fortsetzung. Dritte Massnahme der städtebaulichen Setzung ist ein linearer Körper entlang der Bahn, der in Verlängerung der Böschung den volumetrischen „Rücken‘ fortsetzt und den nördlichen Erschliessungsraum fasst und den Eingriff typologisch an das Siedlungsgebiet bindet. Umgebung Der durch den Pavillon markierte Wechsel des Öffentlichkeitsgrades und der Vegetation wird beibehalten. Der Besucher taucht im Westen des Perimeters in den verträumten Aussenraum am Hafen, der von hohen Baumgruppen und dem Schilfgürtel am Wasser geprägt ist. Dieser geht über in eine Bepflanzung mit hohen Gräsern, in denen das Gebäude sitzt. Der öffentliche Kiesweg zieht sich vom Pavillon her als teils ausgeweitetes Band dem Wasser entlang, das den Zugang zum Bootssteg und zurückgezogene Sitzmöglichkeiten bietet. Der nördliche, halbprivate Erschliessungsraum ist asphaltiert und mündet im Westen als untergeordnete, funktionale Verbindung an den
Pavillon. Das Projekt verfolgt die Absicht, einen komponierten hohen Baukörper an den rückwärtigen Siedlungsraum anzubinden und dadurch den bestehenden öffentlichen Freiraum mit einem kleinen Fussabdruck maximal freizuspielen. Das schmale, hohe Volumen steht morphologisch in Bezug zu den Industriebauten und orientiert sich an Firsthöhen bestehender Wohnbauten. Das Wohnhaus ist an dieser speziellen Lage ein Solitär mit situativer Anbindung an seinen Kontext. Konzept Gebäude Weitere zentrale Herausforderung des Ortes ist die Abgrenzung zwischen öffentlichem und privatem Raum. Die Grenzen werden baulich formuliert, das Wohnhaus beinhaltet die privaten Aussenräume, der umgebende Rest ist öffentlich. Die Idee des Gebäudes ist, das Wohnen als kompakten inneren Kern zu formulieren, der von einer umlaufenden Aussenraumschicht ummantelt wird. Im Norden wird in den ausgestanzten Geschossplatten ein vertikaler Garten als Raumleiter mit den verglasten Treppenhäusern vorgelagert. Seitlich ziehen sich die hervorgezogenen Geschossplatten um das Gebäude und greifen nach Süden als Gartenzimmer in den Baumbestand aus. Im Schnitt wird das Gebäude durch einen eingezogenen Sockel und das Anheben des Erdgeschosses vom öffentlichen Grund klar abgesetzt. Neben dem privaten ,,Gartenzimmer“, das an die Wohnung angelagert ist, bieten die Dacheinschnitte einen für die Bewohner zugänglichen Pflanzgarten.
Wohnungserschliessung über den bahnseitigen Laubengang
Erschliessung und Wohnung Der Wohnbau hat einen kollektiven Haupt- und Gästezugang vom Baumplatz her, während an der Seite der Parkierung Nebeneingänge kurze Zugänge ermöglichen. Die Erschliessung der Treppenhäuser ist im Erdgeschoss durch eine das gesamte Gebäude durchmessende Rue interieure gebündelt. Damit bleibt das Haus als Ganzes erlebbar und zerfällt nicht in Hauseinheiten. Aus der Rue interieure führen die Treppenhäuser durch den vertikalem Garten hindurch in die Wohngeschosse. Die Dacheinschnitte werden treppenhausweise für die gemeinsamen Dachgärten genutzt, die es auch den unteren Geschossbewohnern ermöglichen, den wunderbaren Weitblick über den See zu geniessen oder Tomaten zu züchten. Der im Sinne eines verdichteten Bauens angelegte Baukörper möchte trotz der kollektiven Wohnform in der Wohneinheit eine hohe Indi-
Modellaufnahme, 4 1/2 Zimmerwohnung, Blick vom Wohnzimmer aus in Richtung des Gartenzimmers
vidualität und Raumqualität bieten. In Anlehnung an ein „komprimiertes Einfamilienhaus“ werden die Räume in Grösse und Proportion bewusst unterschiedlich determiniert und teils mit Überhöhen differenziert. Die resultierende Raumfolge bildet verschiedene Poché-artig gefasste Räume. Diese Raumfigur setzt sich über einen Steg fort und führt in das in den Garten gesetzte Laubenzimmer, das durch ein Holzgeflecht räumlich abgeschirmt wird. Ausdruck und Konstruktion Der architektonische Ausdruck wird durch die in Ortbeton erstellten Geschossplatten determiniert. Im Zusammenspiel mit den vertikalen Schotten der Wohnungstrennwände und Liftkerne bilden sie das Tragwerk, das einen flexiblen Wohnungsausbau ermöglicht. Das Erdgeschoss ist vom Boden abgehoben und ruht auf einem Kranz von Unterzügen,
Das Haus erscheint mit einer flossartigen Leichtigkeit in den Grünraum gesetzt, der die Konditionen des Ortes am Wasser und des labilen Baugrundes widerspiegelt. Während die Nordseite durch die herausgeführten Geschossplatten einen strengeren, horizontalen Ausdruck erhält, ist die Parkseite verspielter und tritt in einen Dialog mit den Bäumen. Die vorgelagerten Gartenzimmer erzeugen eine differenzierte Schichtung, die den Bau sowohl vertikal als auch horizontal lesbar macht, Die Fenster sind in Holzelemente integriert, die als Teil des Ausbaus begriffen werden und das Betongerüst ausfachen. Das Holz der Geländer und Laubeneinfassung verleiht dem Haus einen wohnlichen Ausdruck und bindet es in den landschaftlichen Kontext ein.
Situation
Grundriss, 3 Obergeschoss
Wohnung 4 1/2 Zimmer 110 m2
Wohnung 3 1/2 Zimmer 92 m2
Wohnung 2 1/2 Zimmer, Loft 78 m2
Verfasser Architektur Corinna Menn / Mark Ammann Dipl. Architekten ETH / SIA Beratung Landschaftsarchitektur mavo, Martina Voser Dipl. Architektin ETH Beratung Bauingenieur Ingegneri Pedrazzini Dipl. Bauingenieure ETH / SIA
Querschnitt
Längsschnitt Längsschnitt
Norfassade Nordfassade
Südfassade Südfassade
Beurteilung Projekt Corinna Menn / Mark Ammann Dem Entwurf liegt eine sorgfältige städtebauliche Analyse zugrunde, welche aufzeigt, dass die heutige Situation massgeblich mit dem Transformationsprozess zu tun hat, welcher mit dem Bau der Bahnlinie ausgelöst wurde. Dadurch wurde das alte Dorf Schmerikon vom See getrennt. Der Ort ist heute ein eigentlicher Schnittpunkt von verschiedenen Siedlungsmustern, nämlich dem nördlichen Wohngebiet und dem östlichen Industriegebiet. Wohnnutzung hat an dieser Lage eine Sonderstellung. Als Fazit dieser Analyse kommen die Verfassenden zum Schluss, dass aus dem heutigen Kontext weder eine schlüssige Dichte noch eine architektonische Haltung hergeleitet werden kann. Mit der Überbauung ist an diesem Ort eine neue Identität zu schaffen. Kern des Projektes ist ein linearer Baukörper, der weitest möglich zur Bahnlinie gerückt wird und auf beiden Seiten mit einer Filterschicht oszillierende Übergänge zum öffentlichen Raum schafft. Diese Raumschichten sind geschickt differenziert. Auf der Nordseite liegt die geometrische Erschliessungsschicht, mit den entlang der Bahnlinie angeordneten Unterständen für die Autos und Velos. Die Anzahl Autoabstellplätze ist um 14 unterschritten. Auf der Südseite liegen die frei angeordneten Türme mit den „Gartenzimmern‘‘, welche zusammen mit dem vorgelagerten Baumbestand eine angemessene Distanz zwischen Wohnen und öffentlichem Park bilden. Der vier- bis fünfgeschossige Baukörper zeigt eine vertretbare Höhenentwicklung an diesem Ort. Die Differenzierung des Dachgeschosses, die Staffelung der Balkonschicht mit drei bis vier Geschossen, sowie der relativ kleine Fussabdruck des Gebäudes führen zu einer kubischen Gesamterscheinung, welche den Bau an diesem Ort gut verankert. Die Erschliessungssituation ist etwas unentschieden. Die offene Autoparkierung lässt auf einen siedlungszugehörigen „Wirtschaftshof” schliessen. Gleichzeitig werden hier der kantonale Veloweg und die Fahrzeugerschliessung zum südlichen Bahnareal durchgeführt. Aus Sicht des Beurteilungsgremiums wäre vorzuziehen, sowohl den Veloweg als auch die Zufahrt zum Pavillon auf der attraktiven Seeseite zu führen. Die Zufahrtssituation mit dem „Baumdachplatz” wirkt zu gesucht und überzeugt weniger. Der vorge-
schlagene Bodenbelag ist für die Intensität der Benutzung nicht funktionstüchtig. Die Wohnungen weisen trotz sparsamem Flächenbedarf ein äusserst reichhaltiges Raumgefüge auf. Die Zimmer sind schön proportioniert und gut möblierbar. Das Konzept mit den überhohen Wohnräumen führt zu einem zusätzlichen Raumerlebnis und gibt ein Gefühl von hoher Individualität. Im zweiten Obergeschoss wird die Flexibilität des Wohnbereichs durch die Stufen zum überhohen Wohnbereich jedoch etwas eingeschränkt, hat aber auch einen besonderen Charme. Die Dachwohnungen sind ebenfalls attraktiv, jedoch nicht optimal über den darunterliegenden Wohnungen positioniert (Sanitärbereich/Küche). Diskutiert wurde die Frage der Nutzung der Dachgärten, welche zu gewissen Immissionen gegen die Attikawohnungen führen könnten. Eine direkte Zuordnung dieser Aussenbereiche zu den Attikawohnungen würde deren Attraktivität massgeblich steigern. Die unteren Wohnungen hätten dadurch jedoch keinen Zugang zur grosszügigen Fernsicht. Lebhaft diskutiert wurde das Konzept der „Gartenzirnmer“ bezüglich des Spannungsfeldes von Offenheit und Privatheit. Die offenen Gartenzimmer, welche die BewohnerInnen Wind und Wetter erleben lassen, entsprechen jedoch dieser einmaligen Lage am See. Sie leisten einen massgeblichen Beitrag an den ortsspezifischen Charakter der Überbauung. Die Fügung von Aussenraum zum Wohnhaus erfolgt durch die leichte Abhebung des Erdgeschosses zum Boden. Diese Massnahme schafft Klarheit bezüglich der Abgrenzung von Park und privatem Wohnbereich. Der grosszügige Parkraum zum See ist jedoch wenig differenziert ausgestaltet. Hier wäre ein attraktiveres Angebot zugunsten der Öffentlichkeit eine gute Geste, welche auch ein Beitrag zur Akzeptanz des Projektes in der Bevölkerung leisten könnte. Insgesamt überzeugt das Projekt durch eine subtile Einfügung an diesem Ort, einen architektonischen Ausdruck, welcher einem „Haus am Wasser” angemessen ist sowie durch Wohnungen, die eine ausserordentlich hohe Wohnqualität und grosse räumliche Vielfalt aufweisen.
Empfehlung Das Beurteilungsgremium empfiehlt der Bauherrschaft einstimmig das Projekt des Teams Corinna Menn / Mark Ammann zur Weiterbearbeitung und Ausführung.
Beurteilungsgremium Fachpreisrichter Eloisa Vacchini, dipl. Arch. EPFL/SIA/OTIA Franz Bamert, dipl. Arch. ETH/SIA Hans-Jörg Ruch, dipl, Arch. ETH/SIA/ BSA Peter Ess, dipl.Arch. FH/SIA/ BSA, Zürich Lukas Schweingruber, Landschaftsarchitekt BSL Patrick Blarer, Architekt, Bauherrenberater Sachpreisrichter Markus Krauer, Ortsgemeinde Schmerikon Markus S. Blarer, Elektrizitätswerk Schmerikon Félix Brunschwiler, Gemeindepräsident Schmerikon Prof. Dr. iur. Lukas Gschwend, Verband Zürichsee Landschaftsschutz mit beratender Stimme Anna Hausmann, Iic.phil.nat., Kreisplanerin, AREG SG Markus Baumgartner, Raumplaner der Gemeinde Schmerikon
Projektvisualisierung von ca. 850m Projektdistanz
Projektvisualisierung von ca. 550 m Projektdistanz
Projektvisualisierung von ca. 250 m Projektdistanz
Ausstellung des Siegerprojektes im Haus Hirzen, Hauptstrasse 2: Dienstag, 19. bis Freitag 22. November 2013 während der Bürozeiten am Freitag, 22. November von 18.00 bis 20.00 Uhr und Samstag, 23. November von 10.00 bis 12.00 Uhr stehen Ihnen Baukommissionsmitglieder für Fragen zur Verfügung