top Betriebsleitung Brandenburg fällt völlig ab. Spitzenreiter im Westen ist Niedersachsen, obwohl die Holsteiner sich immer einbilden, sie seien es. „Schlusslichter“ sind Hessen und Bayern. Anders sieht es beim Gewinn je ha aus. Dieser liegt im Osten deutlich niedriger. Sind die Betriebe also unrentabler? Vorsicht! Dort sind etwa 80 % der Flächen gepachtet. Die Pachtpreise liegen aber laut Agrarbericht nur zwischen 80 E/ha in Brandenburg und 180 E/ha in Sachsen-Anhalt. Doch auch im Westen ist der Pachtanteil gar nicht mehr so niedrig. Im Nordwesten und Bayern liegt er bei 50 bis 60 %. In Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sogar bei 75 %. Und die Pachtpreise sind mit 170 E/ha (Baden-Württemberg) bis 350 E/ha (Nordrhein-Westfalen) deutlich höher. Ferner sind im Westen mehr Lohnansätze für Familien-AK aus dem Gewinn je ha abzudecken. Im Ergebnis liegen im Westen die Gewinne je ha zwischen 367 E je ha in Schleswig-Holstein („Schlusslicht“!) und 560 E/ha in Nordrhein-Westfalen.

Wo wird im Ackerbau noch Geld verdient?

auf Seite 26 zusammengefasst. Die folgenden Kennzahlen gelten für Einzelunternehmen und Personengesellschaften (z. B. GbR). Was fällt auf?

Übersicht 1: Durchschnitts-Kennzahlen der Ackerbau-Testbetriebe (2001/02 bis 2003/04)* Bundesland

Schleswig-Holst. Niedersachsen Nordrhein-Westf. Hessen Rheinland-Pfalz Baden-Württemb. Bayern Brandenburg Mecklenb.-Vorp. Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

Fläche Arbeitskräfte Gewinn ha AK je U je LF 100 ha Betrieb

Gewinn U je ha

104

1,6

37 700

367

111 69 75 86 75 63 259 324 196 273 231

1,6 2,5 2,3 2,5 2,8 2,9 1,0 0,9 1,1 0,9 1,0

51 000 38 300 30 600 34 600 35 600 30 800 29 300 67 300 41 200 66 600 52 500

460 560 410 403 478 491 114 208 211 244 226

Eigen- Eigenkakapital- pitalrenänderung tabilität U je ha % 61 0,1 105 149 63 42 143 70 14 51 54 26 65

1,5 0,9 -1,1 -0,5 0,2 -0,3 -5,4 16,2 1 6,2 3,4

Übersicht 2: Diese Erträge erzielten die Testbetriebe 2001 bis 2003 ��

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s stimmt: Die Zahlen des eigenen Abschlusses sind wichtiger als die der Berufskollegen. Aber: Für die richtige Einschätzung der Lage kann der Vergleich mit anderen, gleich gelagerten Betrieben durchaus hilfreich sein. Außerdem wird es mal wieder Zeit, die bundesweite Wirtschaftslage im Ackerbau unter die Lupe zu nehmen. Denn es stellt sich schon die Frage: Wird im Ackerbau überhaupt noch Geld verdient? Und wo sitzen die Spitzenreiter, welche Regionen hinken hinterher? Eines vorweg: Die Zahlen, die wir unter die Lupe genommen haben, sind die Testbetriebsergebnisse der Ackerbaubetriebe aus den Jahren 2001/02 bis 2003/04. Die Ergebnisse sind dreijährige vom Bundesministerium (BMVEL) bereitgestellte Durchschnittswerte, die für jede Region anhand einer großen Zahl von Betrieben ermittelt wurden. Als Ackerbaubetrieb gilt dabei, wer mehr als 67 % seines Einkommens (anhand des Produktionsprogramms geschätzt) im Ackerbau erzielt. Aber wie misst und vergleicht man am besten die „wirtschaftliche Lage“? In Übersicht 1 haben wir die wichtigsten Kennzahlen zu Größe und Rentabilität für die Haupterwerbsbetriebe zusammengestellt. Achtung: Aktiengesellschaften, GmbHs und Genos-

senschaften (juristische Personen), die vor allem im Osten zu finden sind, sind in den folgenden Übersichten nicht erfasst. Deren Ergebnisse haben wir im Kasten oben

■ Die Flächenausstattung zeigt das bekannte Ost-West-Süd-Gefälle. ■ Während im Osten etwa 1 AK/100 ha Standard sind, steigt der AK-Besatz mit abnehmender Betriebsgröße auf fast 3 AK je 100 ha. Und das bei fast gleichem Produktionsprogramm! ■ Die Gewinne je Betrieb liegen in den ostdeutschen Ländern zwischen 41 200 E in Sachsen und 67 300 E in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Das sandige

Grundsätzlich sagt man ja Kapitalgesellschaften nach, dass nur der „shareholder value“ und die Verzinsung des Eigenkapitals zählt. Aber auch für Familienbetriebe und GbRs ist es von Interesse, wie hoch die Eigenkapitalverzinsung ist. Dazu wird vom Gewinn vorab ein Lohnansatz abgezogen. Ob dieser pauschale Abzug immer der Wirklichkeit entspricht, ist fraglich. Auch hat die Bewertung der Anlagegüter in der Bilanz einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis. Doch sprechen die Ergebnisse eine deutliche Sprache: Negative Werte in Hessen,

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Die größeren Betriebe im Osten haben die Nase vorn – denkt man. Aber stimmt das auch? Halvor Jochimsen hat die Zahlen der Testbetriebe verglichen. Seine „Hitliste“ der Ackerbauregionen wird manchen überraschen.

Die Betriebe im Osten haben mehr Fläche, die im Westen eine höhere Wertschöpfung je ha. Fotos: Heil (2), Höner

Kapital und Arbeit zu wenig entlohnt

* Haupterwerbsbetriebe als Einzelunternehmen oder Personengesellschaften (KG, GbR); ohne juristische Personen (AG, Genossenschaft, GmbH)

Quelle: Auswertung Testbetriebe 2001/02 bis 2003/04 (ohne juristische Personen)

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Rheinland-Pfalz, Bayern und Brandenburg. Der Rest vom Westen kümmert bei 0,1 bis 1,5 % Rendite. In den neuen Ländern werden bessere Werte erreicht: Spitzenreiter ist hier der Norden (Mecklenburg-Vorpommern) mit stolzen 16 % – fast schon wie die Deutsche Bank. Wie kommt das? Hintergrund ist der bescheidene Kapitaleinsatz für Boden, Gebäude und Maschinen. Hinzu kommt der geringe Eigenkapitalanteil. Zum Vergleich: Bei gleicher Höhe des Eigenkapitals sind die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern 26-mal größer als in Bayern! Nicht in Übersicht 1 dargestellt ist der Gesamtarbeitsertrag je AK. Er ergibt sich aus dem Gewinn, zuzüglich der gezahlten Fremdlöhne und abzüglich eines Zinsansatzes für das Eigenkapital von 3,5 %. Das Ganze wird dividiert durch die Anzahl aller Arbeitskräfte (in AK). Auch dies Ergebnis verdeutlicht die überwiegend unzulängliche Entlohnung von Arbeit und Kapital in der Landwirtschaft. Der auf die Arbeit entfallende Gewinnanteil liegt im Westen zwischen 4 300 E in Bayern, 5 500 E in Schleswig-Holstein und 12 000 bis 14 000 E beim Rest. Die neuen Länder erreichen – abgesehen von Brandenburg – Werte zwischen 20 600 und 30 800 E je AK. Der gewerbliche Vergleichslohn von 26 500 E wird überwiegend nicht erreicht. Auch auf die Gefahr hin, als „kapitalistischer Ausbeuter“ zu erscheinen: Für den mitarbeitenden Unternehmer ist nicht der mittlere Arbeitsertrag aller AK entscheidend. Wichtiger ist, was ihm verbleibt, nachdem die Mitarbeiter bezahlt worden sind. Diese Kennzahl „Arbeitsertrag je nicht entlohnte Familien-AK“ kennt der Agrarbericht aber unverständlicherweise nicht.

Armes Schleswig-Holstein!? Der wichtigste „Zeiger“ für die wirtschaftliche Lage ist für viele Landwirte die Eigenkapitaländerung. Sie gibt an, ob der Gewinn ausreicht, um Privatentnahmen für Lebenshaltung, Wohnen, Versicherungen, Altersvorsorge und Steuern abzudecken. Dazu werden die Entnahmen mit den über das Betriebskonto gebuchten Einlagen (Gehälter, Rente, Kindergeld, usw.) saldiert. Das Ergebnis ist die Eigenkapitaländerung (laut Bilanz). Sie ist in allen Ländern im Mittel positiv. Aber: Aussagekräftiger wäre eine Bereinigung um die private Vermögensbildung und -auflösung, also um Vermögensumschichtungen. Als Mindestumfang der (bereinigten) Eigenkapitalbildung sollten in Familienbetrieben etwa 10 000 bis 15 000 E erzielt werden. Das ist notwendig, um betriebliches Wachstum, Tilgung und private Vermögensbildung zu finanzieren. Im Mittel wird dieses Ziel in allen Ländern verfehlt. Das ist bedenklich! Spätestens an dieser Stelle fragt man sich,

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top Betriebsleitung

Übers. 3: Juristische Personen in den neuen Ländern

Wie erfolgreich sind Großbetriebe wie Genossenschaft, AG und GmbH?

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isher nicht in der Auswertung enthalten waren Genossenschaften, GmbHs und Aktiengesellschaften. In den neuen Bundesländern bewirtschaften diese so genannten juristischen Personen im Durchschnitt fast 1 700 ha LF (Testbetriebe des Agrarberichts). Wie nutzen diese Unternehmen den Größenvorteil im Ackerbau? Die wirtschaftlichen Ergebnisse dieser so genannten juristischen Personen sind schwierig mit denen von Familienbetrieben und GbRs zu vergleichen. Letztere wollen einen möglichst hohen Gewinn, um Familienarbeit und Eigenkapital zu entlohnen. Bei den juristischen Personen erhalten alle Arbeitskräfte bis hin zum Chef einen zuvor vereinbarten Lohn. Als Ziel verbleibt: Eine hohe Rendite des eingebrachten Kapitals – ganz gleich ob das der Genossen oder Gesellschafter. ob die Zahlen der Testbetriebe eigentlich repräsentativ für das jeweilige Bundesland sind. Das soll nach dem Landwirtschaftsgesetz so sein, ist aber kaum durchführbar, da die Betriebe ja freiwillig daran teilnehmen. Also vergleichen wir einmal die AckerbauTestbetriebe Schleswig-Holsteins mit etwa 650 buchführenden Betrieben des dortigen Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes. Die mittlere Flächenausstattung und das Niveau der Naturalerträge stimmen gut überein. Das Ergebnis aber erschreckt: Die Gewinne dieser 650 eigentlich repräsentativen Betriebe liegen sogar 25 % unter den Gewinnen der in Übersicht 1 beschriebenen Testbetriebe – und die waren schon nicht befriedigend. Armes Schleswig-Holstein!

Große Unterschiede bei Ertrag und Aufwand Doch zurück zu den großen Rentabilitätsunterschieden zwischen den Regionen. Was sind die Ursachen? Übersicht 2 zeigt die Durchschnittserträge der ausgewerteten Betriebe. Die Unterschiede sind erheblich: ■ Günstige Standorte für Getreide und

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Testbetriebe Fläche Arbeitskräfte Gewinn/Jahresüberschuss Gewinn/Jahresüberschuss Eigenkapitalrentabilität Eigenkapitaländerung

Durchschnitt 1 696 ha LF 1,3 AK/100 ha 34 E/ha 59 400 E 3% 13 E/ha

Übersicht 3 zeigt, dass beim Arbeitskräftebesatz die Chancen der Betriebsgröße nicht genutzt werden. Zum Teil mag das daran Quelle: Testbetriebe 2001/02 bis 2003/04 liegen, dass der Viehbesatz höher ist als in verglichenen Familienbetrieben und GbRs mit Schwerpunkt Ackerloren? Ursache der gedrückten Rendite bau. Bei den Naturalerträgen sind keine ist der höhere AK-Besatz. Dahinter steckt Unterschiede erkennbar. Die Arbeitserwohl der Konflikt, dass viele Miteigentüledigungskosten sind bei den juristischen mer (Genossen, Gesellschafter oder AkPersonen höher und der Pachtanteil auch. tionäre) gleichzeitig Mitarbeiter im UnBesonders interessant: Die juristischen Perternehmen sind. Sie wollen – verständlisonen weisen geringere Verbindlichkeiten cherweise – vor allem ihren Arbeitsplatz aus und werden von Jahr zu Jahr kleiner erhalten und einen ordentlichen Lohn be– kein Betriebswachstum! ziehen. Immerhin liegen die geschätzten Im Ergebnis ist die Zielgröße „EigenLohnkosten in den juristischen Personen kapitalrendite“ mit nur 3 % tendenziell gemit 24 000 E je AK wesentlich höher als ringer als in den Einzelunternehmen und in den Familienbetrieben mit 18 000 bis GbRs in den neuen Ländern (Ausnahme 19 000 E je AK (Ausnahme Brandenburg). Brandenburg). Geht der Vorteil der Größe Und das kann nicht allein am besser verdurch die Ineffizienz der Rechtsform verdienenden Geschäftsführer liegen. Raps sind Schleswig-Holstein, NordrheinWestfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Abfallende Erträge, die eine Wettbewerbsfähigkeit erschweren, finden sich in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen und Thüringen. ■ Bei Kartoffeln zeigen sich im dreijährigen Mittel hohe Erträge in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. ■ Zuckerrübenerträge von über 50 t/ha gibt’s in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und im Süden. Bei den Umsätzen je ha (ohne Prämie) ergeben sich erstaunliche Unterschiede zu Lasten Ostdeutschlands (siehe Übersicht 4). Dies liegt wohl kaum daran, dass nur wenige dieser Betriebe die Umsatzsteuer pauschalieren. Ursache ist eher der geringere Anteil an Hackfrüchten und anderen Intensivkulturen in der Fruchtfolge. Ferner fällt auf, dass die Ackerbaubetriebe im Westen einen deutlich höheren Umsatz aus der Tierproduktion erzielen. Da spielt natürlich auch die neue EU-Definition eine Rolle, nach der „Ackerbaubetriebe“ eine umfangreichere Veredlung haben dürfen als früher. Dadurch passen

z. B. die Angaben für Schleswig-Holstein so gar nicht ins Klischee: Statt großer viehloser Güter mit Getreide und Raps sind die Testbetriebe im Mittel „lediglich“ 100 ha groß. Zurück zu den anderen Ländern: Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit im Ackerbau sind die Kosten der Arbeitserledigung (einschl. Lohnansatz). Dazu muss natürlich der Teil abgezogen werden, der auf die Tierproduktion entfällt. Das geht nur schätzungsweise. Die Ergebnisse sind aber trotzdem interessant: ■ In den neuen Ländern liegen die Kosten der Arbeitserledigung bei 450 bis 500 E/ha in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. ■ Thüringen und Sachsen kommen auf 530 bzw. 580 E/ha. ■ Erschreckend hoch und kaum wettbewerbsfähig liegen die Mittelwerte (!) im Westen mit 730 E in Schleswig-Holstein und 790 E/ha in Niedersachsen. ■ Besonders problematisch sind die Werte der restlichen Länder mit 940 E/ha in Hessen bis 1 080 E/ha in Bayern. Allein die Arbeitserledigungskosten „fressen“ den gesamten Umsatz der Pflanzenproduktion auf.

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Übers. 4: Erhebliche Unterschiede beim Umsatz �������������� ������������������

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Quelle: Auswertung Testbetriebe 2001/02 bis 2003/04 (ohne juristische Personen) Landwirtschaft würde es wirtschaftlich besUnd das Fazit? ser gehen, wenn sie die Prämie erhalten, ������������ ������ ������������������ aber keinen Ackerbau betreiben müssten. Das Ergebnis lässt sich recht einfach zu������ Der „Markt-Gewinn“ ist ein „Markt-Versammenfassen: Die durchschnittliche Er����� lust“! Dies ist kein Vorwurf an die Landtragslage der deutschen Ackerbaubetriebe ����� wirte, aber eine Kritik an der bestehenist unbefriedigend! ����� den Agrarpolitik. Insofern geht die letzte Aber es gibt beachtliche Unterschiede: Agrarreform schon in die richtige Rich■ Die Hitliste der Länder wird von ����� tung: Prämien gibt’s auch mit Mulchen. Mecklenburg-Vorpommern und Sach����� ����� ����� ����� ����� �

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Nun lebt kaum ein Landwirt vom Markt allein. Der Staat greift vielfältig ein. Neben Direktzahlungen, wie Flächen- und Tierprämien, kommen Zahlungen im Rahmen von Agrarumweltprogrammen, die Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten, Investitionszuschüsse und Dieselbeihilfe hinzu. In Übersicht 5 (auf Seite 28) haben wir die erzielten Gewinne mit der Summe aus Flächen- und Tierprämien verglichen. Ein ernüchterndes Bild. Können Sie am Stammtisch Ihrem nichtlandwirtschaftlichen Nachbarn dies erklären? In Schleswig-Holstein z. B. lagen im Durchschnitt der letzten drei Jahre die Gewinne genauso hoch wie die Prämien. Also kein Gewinn vom Markt, nur die Zahlungen vom Amt bestimmten das Einkommen. In den übrigen westdeutschen Ackerbaubetrieben stammen 50 bis 70 % des erwirtschafteten Gewinns aus dem EUHaushalt. Weitaus erschreckender sieht es in den ostdeutschen Ackerbaubetrieben aus. Nur ein Teil der staatlichen Prämien kommt überhaupt als Einkommen an, der Rest ist „Schlupf“. Die bittere Erkenntnis ist: Vielen in der

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Bauer am Markt oder beim Staat?

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top Betriebsleitung

Übers. 5: Gewinn vom Markt oder vom Staat? ������������

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Quelle: Auswertung Testbetriebe 2001/02 bis 2003/04 (ohne juristische Personen) sen-Anhalt angeführt – falls man den Gewinn je Unternehmen heranzieht. ■ Bezogen auf den Hektar lauten die „Sieger“ allerdings Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. ■ Bei der wichtigen Eigenkapitalverzinsung führen Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. ■ Das Schlusslicht bildet bei allen Kennzahlen Brandenburg. Allerdings sind dies immer Durch-

schnittswerte. In allen Bundesländern gibt es auch sehr erfolgreiche Ackerbaubetriebe. Das heißt: Die beruflich „Grünen“ müssen sich auch weiter mühen. Nur wer als Ackerbauer an der Produktionstechnik feilt und die Kosten im Griff hat, nur wer die Arbeitserledigung billig schafft und ausreichend groß ist, der bleibt wettbewerbsfähig. Eine höhere Wertschöpfung je Hektar ist nur noch durch Spezialkulturen oder die Tierhaltung möglich.

Die politisch „Grünen“ müssen begreifen, dass ihre – oft berechtigten – Ziele mit diesen Zwängen in Einklang gebracht werden müssen. Umwelt- und Naturschutz gehen nur mit den Bauern und mit rentablen Betrieben. Die häufig schlechte Ertragslage der Landwirte – vor allem im Westen – führt auch künftig zu Betriebsaufgaben, spätestens im Generationswechsel. Gut ausgebildete Landwirtskinder wollen zu Recht nicht für 2 bis 7 E/AKh arbeiten. Aber auch in den Kapitalgesellschaften und Genossenschaften im Osten steht trotz der Größe nicht alles zum Besten. Weiterer Wandel im Management und der Rechtsform ist nötig. Staatliche Transferzahlungen sind, wie man sieht, zur Existenzsicherung unverzichtbar. Erstrebenswert sind aber alle Anstrengungen, die Zahlungen aus den EUund Staatshaushalten auf die Haushaltsgelder der Verbraucher abzuwälzen. Dahin gehören sie. Bauerneinkommen sind keine Staatsangelegenheit. Auf Dauer ist der kritischen Öffentlichkeit und den Freunden am Stammtisch nicht zu vermitteln, dass das Einkommen vom Amt und nicht vom Acker kommt.

Was bringt die Zukunft?

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elbstverständlich ist eine GewinnproDurchschnittsbetrieb des jeweiligen Bungnose für die nächsten Jahre kaum deslandes, bei unveränderter Flächenausmöglich. Vor allem die Preisentwicklung, stattung (vergleiche Übersicht 1 auf Seiaber auch die Zuckermarkt-Reform berte 24). Die Ergebnisse sind vermutlich gen große Unsicherheiten. Und: Die Beüberschätzt, weil die endgültigen Hektartriebe werden weiter wachsen und ratisätze niedriger liegen werden. Inwieweit onalisieren. dies durch die größere Fläche (BruttoWie können sich Betriebe entwickeln: Allein die staatlichen Direktzahlungen statt Nettofläche) ausgeglichen wird, ist Flächenwachstum? Höhere Wertschöplassen sich grob vorschätzen. Wir haben derzeit fraglich. fung je ha? Oder beides? die Auswirkungen der Agrarreform für den Zeitraum bis Das Ergebnis (Übersicht 6): Übers. 6: Folgen der Agrarreform Unter den getroffenen Annah2009 kalkuliert. Dabei wurde die Umverteilung von Ackermen ergeben sich beachtliche für die Ackerbau-Testbetriebe* zu Grünlandprämien nur für Umverteilungen im Vergleich Hessen und Sachsen-Anhalt zum Durchschnitt der letzten Schleswig-Holst. – 6 800 E Bayern + 200 E angenommen. Die für diese Jahre. Betroffen sind vor allem Niedersachsen + 100 E Brandenburg + 1 000 E Betriebe weniger bedeutenden die Ackerbaubetriebe in den Nordrhein-Westf. + 200 E Mecklenb.-Vorp. – 4 800 E Tierprämien wurden zu 2/3 beneuen Ländern und SchleswigHessen + 200 E Sachsen – 7 100 E triebsindividuell belassen. DauHolstein. Ursache dafür ist nicht erkulturen wurden zur Hälfte nur die regional unterschiedliche Rheinland-Pfalz + 2 200 E Sachsen-Anhalt – 7 300 E dem Ackerland zugeschlagen. Höhe der Ackerprämie (im VerBaden-Württemb. + 300 E Thüringen – 4 900 E Prämienkürzungen wurden begleich zur alten Flächenprämie), rücksichtigt. sondern auch der Anteil bisher * Änderungen der Betriebsprämie für die Jahre 2005 bis 2009 im Vergleich zum Durchschnitt 2001/02 bis 2003/04 Die Kalkulation zeigt die nicht prämienberechtigter FläPrämienänderung für den chen und die Betriebsgröße.

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Stimmt der Agrarbericht überhaupt?

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ines zeigt diese Auswertung: Der „Ernährungs- und agrarpolitische Bericht“ mit seiner Darstellung der Testbetriebsergebnisse ist unverzichtbar zur Standortbestimmung. Daher lohnt sich auch eine Diskussion der Schwachpunkte. Das Testbetriebsnetz soll die „Lage der Landwirtschaft“ richtig darstellen. Selbstverständlich bemühen sich alle – die buchführenden Landwirte, die Buchstellen, die Behörden und Kammern in den Ländern und das Bundesministerium (BMVEL) – korrekte Abschlüsse zu erstellen, zu sammeln und auszuwerten. Aber beschreiben die Ergebnisse der Betriebstypen und Länder die wahre Ertragslage der Landwirtschaft? Zweifel sind angebracht: ■ Zwar gibt das Landwirtschaftsministerium vor, wie viele Betriebe der verschiedenen Typen (z. B. Ackerbaubetriebe) in den Ländern ausgewertet werden sollten. Und die Hochrechnung berücksichtigt auch die tatsächliche Agrarstruktur. Die Bedenken beziehen sich eher auf die konkrete Auswahl z. B. der Ackerbaubetriebe in einer Buchstelle oder Landesbehörde. Sind diese repräsentativ? Oder geben Bauern und Buchstellen die schlechten Abschlüsse lieber nicht weiter? Wollen

die guten Betriebe aus Rücksichtnahme auf die agrarpolitischen Schlussfolgerungen vielleicht nicht mehr mitmachen? Führen die zeitigen Abgabetermine im Herbst und das Freiwilligkeitsprinzip dazu, dass die erfolgreicheren Betriebe teilnehmen? Eine nach statistischen Gesichtspunkten einwandfreie Zufallsstichprobe ist das jedenfalls nicht. Aber es ist die zweitbeste, machbare Lösung. Das Landwirtschaftsministerium stellt eine gute Übereinstimmung bei Ertrags- und Leistungsdaten mit der amtlichen Statistik fest. Ich vermute, dass die Realität vielfältiger und die tatsächlichen Gewinne noch schlechter sind. ■ Die Bewertung in der Bilanz erfolgt nach handels- und steuerrechtlichen Vorgaben. Zu einer betriebswirtschaftlichen Sichtweise ergeben sich insbesondere beim Boden und Feldinventar Abweichungen. So enthalten die Ackerbau-Testbetriebe beispielsweise in Schleswig-Holstein (steuerliche) Werte von im Mittel 18 200 E/ha Eigenland. Die Kaufpreise liegen schätzungsweise aber bei 15 000 E/ha. Entscheidender ist die Abweichung beim Feldinventar. Während betriebswirtschaftlich am 30.6. im Ackerbau bei geringem Hackfruchtanteil Werte von

600 bis 700 E/ha angemessen wären, enthalten die Testbetriebe wegen der steuerlichen Wahlrechte im Mittel nur zwischen 8 E/ha (Schleswig-Holstein) und 453 E je ha (Rheinland-Pfalz). Alle Rentabilitätskennzahlen sind daher verzerrt. Auch die Hitliste der Länder. ■ In die Rentabilitäts-Kennzahl „Eigenkapitalverzinsung“ geht beim Agrarbericht der steuerliche Bodenwert ein. Die Kammer- und Länderstatistiken hingegen setzen für den eigenen Boden vorab einen ortsüblichen Pachtpreis ab, um die problematische Bodenbewertung zu umgehen. Damit ergibt sich eine andere Rendite. Vorsicht also bei Vergleichen! ■ Der Gewinn aus der Landwirtschaft ist für die Bauern im Haupterwerb entscheidend. Aber in vielen Fällen lebt die Familie auch von Lohneinkünften des Ehepartners, von Gewerbe wie Direktvermarktung oder Fremdenverkehr, von Zinsen oder Mieteinnahmen. Auch Kinder- oder Wohngeld spielt eine Rolle. Um die wirtschaftliche Lage der Landwirte darzustellen ist daher das „Gesamteinkommen der Unternehmerfamilie“ maßgebend. Seit 2003 fehlt diese Kennzahl im Agrarbericht. Warum? H. Jochimsen

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