WM-SPECIAL. Jungs, Ihr seid fantastisch: Bronze! foto: fivb

WM-SPECIAL Jungs, Ihr seid fantastisch: foto: fivb Bronze! VOLLEYBALL-MAGAZIN 11•2014 SEITEN 6 •7 WM-SPECIAL Der Weg zu Bronze Georg Grozer b...
Author: Karola Hummel
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WM-SPECIAL

Jungs, Ihr seid fantastisch:

foto: fivb

Bronze!

VOLLEYBALL-MAGAZIN 11•2014

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Der Weg zu Bronze

Georg Grozer berichtete spät am Abend bei der Medaillenparty, wie Heynen ihn beim Trainingslager im Mai in Kienbaum einschwor: „Er nahm mich mit auf die Terrasse, sagte mir, dass er mich erst wieder fit machen will, um dann mit mir eine Medaille zu holen. Ich habe ihm das von Anfang an geglaubt.” Bekanntlich versetzt Glaube Berge. So auch im deutschen Team, das nicht die besten Individualisten, aber dafür andere Stärken hat. Heynen kennt den Unterschied: „Wir waren gegen Frankreich nicht besser, aber wir haben gekämpft”, der den Gegner explizit lobte: „Sie hätten die Medaille auch verdient gehabt.”

Man muss in der Geschichte schon bis ins Jahr 1970 zurückgehen, um eine deutsche

fotos: conny kurth (2), fivb

Mannschaft zu finden, die mit so viel Kampfgeist und Selbstvertrauen zu Werke ging

Kraftpaket par excellence: Gegen die gewaltigen Angriffe von Georg Grozer hat es jeder Block schwer

Niemals aufgeben: Sebastian Schwarz rettete den Ball sogar dann noch, als er schon auf der Seite der Franzosen war

Nach neun Siegen in 13 Spielen wurden jedoch die Deutschen mit Bronze dekoriert. Längst fühlten sie sich heimisch in der SpodekHalle von Kattowitz, wo sie vom ersten bis zum letzten Tag aufschlugen. Niederlagen gab es nur gegen Weltmeister Polen (im Halbfinale), gegen den WM-Zweiten Brasilien (im Auftaktspiel), gegen Olympiasieger Russland (erste Zwischenrunde) und gegen Frankreich (zweite Zwischenrunde). Bemerkenswert war dabei: Nach jeder Niederlage präsentierten sich die Deutschen als Stehauf-Männchen. So auch nach dem äußerst knappen 1:3 im Halbfinale gegen die Gastgeber, als drei von vier Sätzen mit zwei Punkten Unterschied endeten. „Niemand hatte auf der Rechnung, dass wir so stark dagegenhalten”, sagte Heynen. Und nur wenige glaubten, dass Kraft und Willen ausreichen, um im entscheidenden Spiel über sich hinauszuwachsen. Doch dieses Team hat alle eines Besseren belehrt. Klaus Wegener 䊏

Am Schluss schmerzte jeder Schritt, jede Bewegung wurde zur Qual: Doch Georg Grozer biss sich durch, bis die Medaille endlich da war. Er holte im Spiel um Bronze gegen Frankreich den Matchball raus, den er zwar vergab, aber da gab es ja noch Denis Kaliberda, der die Partie mit einem wuchtigen Angriff beendete. Punkt, Satz, Sieg, Bronze, WM-Historie. Danach war dann auch wieder Energie zum Feiern da. Wie bei den Kollegen vom Fußball beim WM-Triumph in Brasilien, als Bastian Schweinsteiger bis zum Umfallen kämpfte und danach auf der Party Vollgas gab. DVV-Präsident Thomas Krohne pries seinen Diagonalangreifer: „Georg Grozer ist unser Schweinsteiger.” Der Star war mit Oberschenkelproblemen ins Spiel gegangen, im zweiten Satz umgeknickt und bekam auch noch einen Ball ins Gesicht. Egal. Augen zu und durch!

Heynen schwor Grozer auf eine Medaille ein – der Star glaubte dem Trainer jedes Wort Der Augenblick nach dem Matchball war der emotionale Höhepunkt des dreiwöchigen Abenteuers bei der 18. Weltmeisterschaft. 44 Jahre zuvor hatte die DDR als Weltmeister 1970 Geschichte geschrieben, seither gab es für deutsche Männer nichts mehr zu gewinnen. 2014 war alles anders: Bundestrainer Vital Heynen gab schon nach der Qualifikation am 5. Januar das Ziel vor: „Ich will aus Polen eine Medaille mitbringen.” Kapitän mit Übersicht: Jochen Schöps fand in jeder Phase der WM Lösungswege und behielt einen klaren Kopf VOLLEYBALL-MAGAZIN 11•2014

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Mittel zum Zweck: Lukas Kampa, Dirk Westphal und Georg Grozer mit einem Medaillenplakat als Anschubhilfe

WM-Souvenirs: Kapitän Jochen Schöps füllt die Trophäenschatulle mit goldfarbenen Glittersternchen

Ein Slip in schwarz-rot-gold: Georg Grozer (mit Physio Ulf Nitschke) trug ihn drei Wochen – mit Zwischenwaschen

WM-Impressionen

alle fotos: conny kurth

Deckel drauf und zu: Denis Kaliberda zeigt, was man mit einer WM-Trophäe so alles anstellen kann

Manuelles Update: Markus Steuerwald präsentiert seine Autogrammkarte mit den aktuellen Daten: 3. Platz WM 2014 VOLLEYBALL-MAGAZIN 11•2014

Engagiert nicht nur auf dem Spielfeld: Dirk Westphal gab auch bei den Feierlichkeiten Vollgas

Der Triumphator betritt die Kabine: Vital Heynen führte das deutsche Team zu Bronze – auch er durfte sich feiern lassen SEITEN 10 • 11

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Eine Medaille des Glaubens Deutschland hatte schon immer gute Volleyballer, nun gibt es auch eine Mannschaft, die an ihre Qualitäten glaubt. Der Baumeister des Erfolgs heißt Vital Heynen. Der Bundestrainer erklärt, wie er seinen Spielern das Siegergen implantierte Herr Heynen, wir sprechen uns wenige Tage nach dem Gewinn der Bronzemedaille. Beschäftigen Sie sich noch oft mit den tollen Tagen in Polen oder kreisen Ihre Gedanken schon um die EM im kommenden Jahr?

Natürlich beschäftige ich mich ständig mit der WM. Ich kann gar nicht anders, weil ich ständig auf unsere Medaille angesprochen werde. Und da muss ich dann antworten – ich bin ja ein höflicher Mensch. Das ist ein schönes Gefühl, und ich hoffe, dass wir noch oft Bronze, Silber und Gold gewinnen. Aber wenn du mehr als 40 Jahre wartest, weißt du, dass solche Momente besonders sind. Die wollen wir wieder erleben. Deshalb denke ich schon an die EM 2015. Sie haben bereits am Abend nach dem Gewinn von Bronze eine neue Parole ausgegeben. „Wir wollen ins EM-Finale!”

Wenn du etwas Neues erreichen willst, musst du dich diesem Druck stellen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Wer sich nach einem Erfolg zurücklehnt und sagt, „das war schön, mal schauen, was jetzt kommt”, der wird einen Rückschritt erleben. Das will ich nicht. Ich brauche die nächste Herausforderung, um weiter nach vorn zu kommen. Ich treffe mein Team erst im April 2015 wieder. Also musste ich die Spieler schon jetzt auf das neue Ziel einschwören.

Indem ich niemals über die Vergangenheit geredet habe. Es interessiert mich nämlich nicht, was früher war. Es interessiert mich nur, was heute und morgen passiert. Ich weiß, dass Deutschland über 40 Jahre keine Medaille geholt hat. Aber die Frage, woran das gelegen hat, habe ich den Spielern nie gestellt. Wir haben die Vergangenheit ausgeblendet und nach vorne geschaut. Jeder, der Sie erlebt hat, weiß, dass Sie ein Volleyball-Verrückter sind. Stimmt es tatsächlich, dass Sie am Tag nach dem Gewinn der Bronzemedaille schon wieder das Training bei ihrem Klub in Bydgoszcz geleitet haben?

Sicher, das stimmt. Ich habe schon am Montag wieder gearbeitet. Was sollte ich machen, mir bleibt ja nur wenig Zeit, um die Mannschaft auf die Meisterschaft vorzubereiten.

Hand aufs Herz: Haben Sie auch mal gezweifelt?

Eigentlich nicht. Für mich waren zwei Dinge wichtig: Zum einen, die Spieler davon zu überzeugen, dass wir eine Medaille holen können. Das hat von Anfang an funktioniert. Ich habe immer gesagt, dies ist eine Medaille des Glaubens. Sechs Monate vor Beginn der WM hat im Ausland keiner geglaubt, dass wir das erreichen können. Aber wir haben gezeigt, dass du wirklich viel schaffen kannst, wenn du im Kopf dafür bereit bist. Und der zweite Baustein?

Das war die Frage, ob wir das, woran wir glauben, auch spielerisch umsetzen können. Dass uns das gelungen ist, macht mich stolz. Ich weiß allerdings auch, von wie vielen Kleinigkeiten so etwas abhängt. Wir können ja nicht sagen, dass wir die Einzigen sind, die es können. Es gibt so viele Mannschaften, die richtig gut sind und es nicht schaffen. Du brauchst dafür auch ein bisschen Glück. Aber die beiden Dinge, die wirklich wichtig für uns waren, die haben wir toll umgesetzt. Welchen Anteil an diesem Erfolg hat der Verband?

Einen großen. Wir hatten eine perfekte Vorbereitung, zudem stehen Präsident Thomas Krohne, Liga-Chef Michael Evers und der Vorstand voll hinter uns. Wir haben mit Layenberger einen neuen Trikotpartner und mit UNICEF einen weiteren Partner gefunden. Dass der Fanclub eine Reise zur WM gemacht hat, ist bei der Mannschaft mit großer Freude registriert worden.

Das Credo des Bundestrainers: „Wir kämpfen um jeden Punkt!”

Werden Sie mit Ihrem WM-Kader von Polen auch den Weg zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro bestreiten?

Im Prinzip schon. Ich habe schon 2012 gesagt, dass ich 20 Spieler im Blick habe, mit denen ich nach Rio will. Volleyball ist ja keine Sportart, bei der eine Entwicklung schnell funktioniert. Junge Spieler kommen nicht zu dir und sind dann in drei oder sechs Monaten super. Das dauert Jahre. Das heißt jedoch nicht, unser Kader ist jetzt schon komplett. Nichts zu ändern bedeutet Stagnation, und das wollen wir nicht. Es werden also jedes Jahr ein oder zwei neue Spieler dazukommen. Aber der Kern dieser Mannschaft bleibt zusammen.

Code im Suchfeld eingeben und weitere Informationen finden! Schon beim ersten Interview mit Heynen kurz nach seinem Amtsantritt war klar: Der Mann aus Belgien hat einen unglaublichen Elan und ist ein Grenzgänger

Webcode: vm 111401

Das klingt ziemlich hart. Sie hätten sicherlich lieber erstmal zwei oder drei Wochen Urlaub gehabt, um den Erfolg zu genießen und alles sacken zu lassen.

Überhaupt nicht. Nach zwei Tagen zuhause wird mir langweilig. Für meine Familie wäre das natürlich schöner, und da bin ich auch in der Pflicht, aber mir macht es überhaupt nichts aus, ein Training zu leiten. Volleyball ist mein Hobby. Egal, wer mich fragt, ob ich mit ihm in die Halle gehen will: Ich sage immer ja. Beim Spiel um Platz drei gegen Frankreich haben Sie bei einer Video Challenge so lange und intensiv beim 2. Schiedsrichter insistiert, bis er für Deutschland entschieden hat. Wollten Sie Ihrer Mannschaft damit den ultimativen Kampfgeist vorleben?

Nein, das ist doch normal. Die Spieler, die Trainer, die Betreuer – jeder Einzelne in unserem Team weiß, dass wir absolut alles geben, um zu gewinnen. Mit dieser Einstellung treten wir an. Wenn das Spiel dann vorbei ist, und wir haben verloren, gehen wir ans Netz und gratulieren unserem Gegner. Aber bis es so weit ist, kämpfen wir um jeden Punkt. Genau das war bei dieser Situation der Fall. Natürlich war der französische Trainer danach sauer auf mich, aber ich hätte erst dann aufgegeben, wenn mir der Schiedsrichter die Gelbe Karte gezeigt hätte. Interview: Felix Meininghaus 䊏

fotos: fivb

Der Motivator: Vital Heynen lebt mit jeder Faser für Volleyball und den Erfolg

Gute Spieler hat Deutschland schon seit Jahren. Das Problem war bislang, dass sie es gemeinsam nicht auf den Punkt brachten, weil sie nicht an sich glaubten. Wie haben Sie es geschafft, der Mannschaft das Siegergen zu vermitteln?

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Die Helden von Kattowitz Lukas Kampa (27, Zuspieler, Czarni Radom/ POL): Regisseur mit viel Auslandserfahrung, Sohn des ehemaligen Nationalspielers Ulrich Kampa, eingefleischter Fan des VfL Bochum, Unicef-Pate. Heynen: „Lukas hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Mannschaft im Turnier gewachsen ist. Er wurde völlig zurecht zum besten Zuspieler der WM gewählt.” Sebastian Kühner (27, Zuspieler, BR Volleys): Hält Kampa den Rücken frei und ist nicht nur der einzige Linkshänder im Team, sondern auch als Aufschlag-Spezialist wichtig. Heynen: „Sebastian hatte nicht viele Einsätze, ist aber dennoch ein super zweiter Zuspieler. Unterstützt die Mannschaft, kommt rein und macht gute Sachen.” Georg Grozer (29, Diagonalangreifer, Belogorie Belgorod, RUS): Stolzer Träger von insgesamt acht Tattoos, auf Vereinsebene alles gewonnen, gebürtiger Ungar, Deutschlands Superstar und Sohn seines gleichnamigen Vaters („Hammer-Schorsch”), telefoniert vor jedem Spiel mit seiner Frau. Heynen: „Er hat ein richtig gutes Turnier gespielt und allen gezeigt, dass er eine Medaille holen will. Diese Botschaft hat er mit mir in die Mannschaft getragen. Im Spiel um Platz drei war er nicht topfit, aber er wollte unbedingt spielen.”

foto: conny kurth

Jochen Schöps (30, Diagonalangreifer, Asseco Resovia Rzeszow/POL): Kapitän und Kopf der Mannschaft, verlängerter Arm des Bundestrainers. Prädikat „Besonders Wertvoll”, weil er alles kann, Triplesieger 2007 mit Friedrichshafen. Heynen: „Jochen hatte eigentlich eine zu kleine Rolle. Wenn er reinkommt, macht er immer das Richtige. Er ist der Moderator des Teams, arrangiert alles für und um die Mannschaft.” Denis Kaliberda (24, Außenangreifer, Jastrzebski Wegiel/POL): Ständig Flausen im Kopf, schon einer der Weltbesten auf seiner Position, kleckert immer beim Essen. Heynen: „Er ist der Spieler mit dem größten Potenzial. Ab und zu vielleicht nicht perfekt, aber insgesamt ein sehr gutes Turnier. Vielleicht der beste Allrounder der WM.”

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Sebastian Schwarz (28, Außenangreifer, Trefl Gdansk/POL): Die personifizierte Ruhe mit enormer Sprungkraft, verliert nie die Nerven, im Nebenjob Student im Fach International Management. Heynen: „Er hat im Spiel um die Bronzemedaille gegen Frankreich ein super Match gemacht und war da unser bester Angreifer.” Dirk Westphal (28, Außenangreifer, Czarni Radom/POL): Der Sandspezialist im Team, erreichte zweimal die Beach-DM in Timmendorfer Strand, Gesellschafter bei einer Firma für Rohkostprodukte und Einziger im Team ohne Smartphone. Heynen: „Ein super Joker, auch wenn er das nicht gerne hört. Wenn er reinkommt, hilft er uns jedes Mal.” Christian Fromm (24, Außenangreifer, Sir Safety Perugia/ITA): Das Küken und der Brecher über außen, wurde 2014 ins Allstar-Team der italienischen Liga gewählt und ist Schildkrötenliebhaber. Heynen: „Frommi hatte kein leichtes Turnier, weil er oft draußen war. Gegen Polen hat er super gespielt, und ich bin froh, dass er wieder reingefunden hat.”

Max Günthör (29, Mittelblocker, VfB Friedrichshafen): Emotionaler Leader der Mannschaft. Gab nach zweijähriger Babypause in diesem Jahr sein Comeback in der Nationalmannschaft. Er hat ein abgeschlossenes Bachelor-Studium im Fach Produktion und Automatisierung. Heynen: „Max ist für viele Bereiche wichtig: Sein Verständnis für Volleyball, seine positive Energie für die Mannschaft, und dann spielt er auch noch gut.” Marcus Böhme (29, Mittelblocker, Fenerbahce Istanbul/TUR): Der Längste (2,11 Meter), spielte bereits für alle drei deutschen TopKlubs Berlin, Friedrichshafen und Haching. Heynen: „Er ist die Ruhe selbst. In meinen Augen hat er von allen meinen Spielern das beste Turnier gemacht. Ich freue mich wahnsinnig, dass er ins Allstar-Team gewählt wurde.” Tim Broshog (26, Mittelblocker, Noliko Maaseik/BEL): Spitzname „The Tower”, bringt bei 2,05 Meter imposante 114 Kilogramm auf die Waage. Ein ganz ruhiger Zeitgenosse, ausgebildeter Automobilkaufmann.

Sie gewannen Bronze und strahlten wie Goldjungs. Die WM-Helden im Kurzportrait: Wer sie sind, wie sie ticken und wo sie spielen. Zudem verrät Bundestrainer Vital Heynen, was seine Spieler und die Betreuer auszeichnet Heynen: „Tim ist wie eine Uhr. Er macht immer seine Aufgabe, und das sehr solide. Ein super Kerl und immer bereit.” Michael Andrei (29, Mittelblocker, Topvolleys Antwerpen/BEL): Der Spätstarter im Team, absolvierte erst im Dezember 2013 sein erstes Länderspiel: Heynen: „Auch wenn Michael nicht so viele Einsatzzeiten hatte, ist er ein sehr guter Spieler, der alles für die Mannschaft macht. Da kann ich in Zukunft drauf aufbauen.” Ferdinand Tille (25, Libero, Skra Bełchatów/ POL): Bester Libero der WM 2010, super Technik, ein ruhiger Zeitgenosse, Student im Fach International Management. Heynen: „Tille hat am Anfang viel gespielt und sich dann leider verletzt. Bis dahin war es eine Super-WM von ihm.” Markus Steuerwald (25, Libero, Paris Volley/FRA): Bester Libero der Olympischen Spiele 2012 in London, pusht das Team, hat auf Vereinsebene alle Titel geholt, ist Liebhaber des US-Sports.

Heynen: „Es ist ein Luxusproblem von Deutschland, dass wir zwei überragende Liberos haben. Beide verstehen sich super, sie streiten sich nie, aber ich muss zwischen ihnen immer eine Entscheidung treffen.” Bundestrainer Vital Heynen (45, Belgier, Bundestrainer seit 2012, zudem Trainer bei Transfer Bydgoszcz/POL): Der DuracellMann ist immer unterwegs, immer unter Strom. Denkt nur an Volleyball, 24 Stunden am Tag sind zu wenig für ihn. Heynen: „Mein Ziel ist es, Leute glücklich zu machen. Das ist mir – glaube ich – mit dieser WM und mit dieser Mannschaft gelungen.“ Co-Trainer Stefan Hübner (39, Trainer bei der SVG Lüneburg): Heynen: „Er ist unser spezieller Mann für die Mittelblocker, die alle an ihn glauben.” Co-Trainer Roberto Santilli (49, Italiener): Heynen: „Roberto bringt bei uns ganz viel Wissenschaft rein. Er betrachtet das Spiel von einer anderen Seite und ergänzt damit die Erfahrungen von Stefan und mir.”

Athletik-Trainer Fons Vranken (62): Heynen: „Wir haben 13 Spiele in 20 Tagen absolviert und konnten im letzten Satz immer noch Gast geben. Das sagt eigentlich alles. Fons macht ganz viel für die Mannschaft, er ist immer voll dabei.” Physiotherapeut Ulf Nitschke (41): Heynen: „Er hat goldene Hände und wird von der Mannschaft deshalb auf Händen getragen. Ganz einfach ein super Kerl.” Teamarzt Dr. Dieter Heinold (59, seit 25 Jahren dabei): Heynen: „Unser Doc schließt extra für uns vier Wochen seine Praxis. Vielleicht war es manchmal ein bisschen langweilig für ihn, weil wir so wenige Verletzte hatten. Aber mir war das, ehrlich gesagt, ganz recht.” Scout Jan Kahlenbach (28, Co-Trainer bei den CV Mitteldeutschland): Heynen: „Sein Problem ist, dass er einfach zu viel arbeitet. Aber im Ernst: Jan ist ein super Mann, der alles für uns macht. Wir müssen ihm immer sagen, dass er aufhören soll.“ Teammanagerin Britta Brisken (32, DVV-Sportreferentin): Heynen: „Sie ist eine Super-Managerin, die alles um das Team arrangiert und organisiert. Damit hält sie uns den Rücken frei.” 䊏

Willst Du auch so schmettern wie Georg Grozer, zuspielen wie Lukas Kampa oder blocken wie Marcus Böhme? Schreib uns eine Mail an [email protected] und wir sagen Dir, wo Du den passenden Volleyballverein findest. Zur WM machte der Fanclub Deutsche Volleyball-Nationalmannschaften erstmals eine Fanreise. Auch Du kannst unter unter www.fanclub-dvv.de Mitglied im Fanclub werden – und zwar kostenlos (!). Wenn du unsere Volleyball-Nationalteams in Beach und Halle auf Bagger und Schlag verfolgen willst, dann kannst du das auf Facebook und Twitter tun.

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WM-SPECIAL

Creme de la Creme Tolle Auszeichnung für zwei deutsche Nationalspieler: Zuspieler Lukas Kampa und Mittelblocker Marcus Böhme erhielten einen Individual Award als Beste ihrer Kategorie. Auch das belegt, wie stark sich die deutsche Mannschaft in Polen präsentierte

foto: fivb

Ehre, wem Ehre gebührt: Als die besten Spieler der WM gekürt wurden, waren mit Lukas Kampa und Marcus Böhme auch zwei Deutsche dabei

In den Sekunden vor der Siegerehrung verlor Lukas Kampa 50 Euro. Denis Kaliberda hatte mit ihm gewettet, dass er zum besten Zuspieler der WM gekürt wird. Kampa ging darauf ein und musste büßen. Er wird es verschmerzen können, schließlich wurden die Individual Awards mit einer Prämie von je 10 000 Dollar versüßt. Erstmals erstellte die FIVB aufgrund der Statistiken und der Eindrücke einer Jury ein Team der besten Sieben – siehe Kasten auf Seite 17. In den Statistiken finden sich Georg Grozer als bester Aufschlagspieler und Denis Kaliberda als zweitbester Angreifer wieder. Unter den besten Sieben stehen mit Lukas Kampa und Marcus Böhme ebenfalls zwei aus dem Bronze-Team. Vielleicht hätte Lukas Kampa einfach den Worten seines Vaters Uli vertrauen sollen. Der Ex-Nationalspieler (100 Länderspiele) war gemeinsam mit Mutter Sabine als Zuschauer in der Spodek-Halle und kam später auch bei der Feier im Restaurant „Stare i Nowe” – übersetzt „Altes und Neues” – vorbei. Dort berichtete er stolz: „Ich wusste immer, dass Lukas einer der ganz großen Zuspieler ist.” Seit 2007 gehört der Angesprochene zum Kreis der Nationalmannschaft, spätestens bei der WM trat er aus dem Schatten seiner Vorgänger Simon Tischer, Frank Dehne und Patrick Steuerwald heraus. Auch auf Vereinsebene geht der Junge aus dem Ruhrgebiet seinen Weg: Friedrichshafen, Bottrop, Piacenza, Belgorod, Kharkiv,

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Modena und aktuell im polnischen Radom – das sind seine Stationen. Für Kampa hatte das Jahr nicht gut begonnen, in Modena wurde er ins zweite Glied versetzt, weil der Klub kurzfristig den Brasilianer Bruno engagierte. Kampa fand sich damit ab, in Kattowitz sagte er selbstbewusst: „Ich glaube, ich habe hier auf dem Feld die passende Antwort gegeben.” Zu den Prämierten gehört auch Mittelblocker Marcus Böhme, der mit seiner Größe von 2,11 Metern ohnehin schon zu den Riesen zählt. Auch ihm war die Aufregung anzusehen: „Nach dem Matchball und bei der Ehrung habe ich ein paar Tränchen vergossen.” Böhme hat sich unter den Mittelblockern zur Nummer eins entwickelt. Bundestrainer Vital Heynen schätzt ihn auch „als Leader dieser Gang”, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Anders als die meisten seiner Teamgefährten war Böhme erst eine Saison im Ausland (Altovere Umbro in Italien), meist glänzte er in der Bundesliga bei Topklubs wie Berlin, Friedrichshafen und zuletzt Haching. In der kommenden Spielzeit geht Böhme für Fenerbahce Istanbul ans Netz, wo man sich auf den besten Mittelblocker der WM freut. Für die deutsche Mannschaft verdoppelte sich bei den Individual Awards die Ausbeute gegenüber der Weltmeisterschaft 2010 in Italien. Damals wurde Ferdinand Tille als bester Libero geehrt. Klaus Wegener 䊏

Spielplan und Ergebnisse der Männer-WM in Polen Vorrunde: 30.8. bis 7.9.

2. Zwischenrunde: 16. bis 18.9.

Gruppe A

Gruppe B

Gruppe G

in Wroclaw 1. Spieltag (30./31. August): Polen – Serbien 3:0 (19, 18, 18) Argentinien – Venezuela 3:0 (23, 17, 19) Australien – Kamerun 3:0 (22, 15, 18) 2. Spieltag (2. September): Serbien – Argentinien 3:1 (17, -20, 21, 21) Venezuela – Kamerun 3:1 (22, 21, -31, 14) Polen – Australien 3:0 (17, 19, 22) 3. Spieltag (4. September): Argentinien – Kamerun 3:0 (17, 18, 23) Serbien – Australien 3:1 (23, 22, -22, 17) Polen – Venezuela 3:0 (20, 13, 14) 4. Spieltag (6. September): Argentinien – Australien 3:0 (18, 19, 18) Serbien – Venezuela 3:0 (20, 17, 22) Polen – Kamerun 3:1 (-25, 23, 16, 22) 5. Spieltag (7. September): Australien – Venezuela 3:2 (20, -23, -21, 16, 9) Polen – Argentinien 3:0 (20, 20, 23) Serbien – Kamerun 3:1 (21, -24, 27, 17)

in Kattowitz 1. Spieltag (1. September): Brasilien – Deutschland 3:0 (21, 19, 17) Finnland – Kuba 3:2 (-18, -21, 25, 23, 12) Korea –Tunesien 3:1 (-24, 24, 21, 18) 2. Spieltag (3. September): Deutschland – Kuba 3:0 (16, 21, 19) Finnland – Korea 3:0 (22, 24, 15) Brasilien –Tunesien 3:0 (18, 10, 17) 3. Spieltag (5. September): Kuba – Korea 3:1 (21, -23, 14, 22) Deutschland –Tunesien 3:1 (13, 19, -21, 12) Brasilien – Finnland 3:0 (25, 21, 24) 4. Spieltag (6. September): Kuba –Tunesien 3:2 (-16, 20, 23, -20, 13) Deutschland – Finnland 3:1 (20, -19, 24, 19) Brasilien – Korea 3:2 (-21, 13, 21, -17, 13) 5. Spieltag (7. September): Finnland –Tunesien 3:0 (18, 14, 20) Deutschland – Korea 3:0 (13, 16, 21) Brasilien – Kuba 3:1 (-22, 23, 18, 17)

in Kattowitz 1. Spieltag (16. September): Frankreich – Deutschland 3:0 (15, 24, 22) 2. Spieltag (17. September): Deutschland – Iran 3:0 (15, 21, 19) 3. Spieltag (18. September): Frankreich – Iran 3:2 (20, 23, -22, -19, 9)

Gruppe C

Gruppe D

in Danzig 1. Spieltag (1. September): Russland – Kanada 3:0 (21, 19, 21) Bulgarien – Mexiko 3:0 (16, 17, 21) China – Ägypten 3:1 (20, 20, -23, 31) 2. Spieltag (3. September): Kanada – Bulgarien 3:2 (-17, 17, -20, 24, 8) China – Mexiko 3:1 (-20, 19, 20, 20) Russland – Ägypten 3:0 (22, 15, 15) 3. Spieltag (5. September): Bulgarien – China 3:0 (23, 23, 19) Kanada – Ägypten 3:0 (14, 19, 22) Russland – Mexiko 3:1 (-21, 20, 14, 17) 4. Spieltag (6. September): Bulgarien – Ägypten 3:2 (22, 24, -23, -20, 11) Kanada – Mexiko 3:0 (17, 18, 19) Russland – China 3:0 (22, 11, 21) 5. Spieltag (7. September): Mexiko – Ägypten 3:2 (-16, 20, 21, -21, 10) Kanada – China 3:0 (24, 25, 17) Russland – Bulgarien 3:2 (-20, -23, 20, 23, 11)

in Krakau 1. Spieltag (31. August): Iran – Italien USA – Belgien Frankreich – Puerto Rico 2. Spieltag (2. September): Iran – USA Belgien – Puerto Rico Italien – Frankreich 3. Spieltag (4. September): USA – Puerto Rico Frankreich – Iran Italien – Belgien 4. Spieltag (6. September): Frankreich – USA Iran – Belgien Puerto Rico – Italien 5. Spieltag (7. September): Frankreich – Belgien Iran – Puerto Rico USA – Italien

Halbfinalspiele: 20.9. in Kattowitz Brasilien – Frankreich Polen – Deutschland

3:2 (18, -23, 23, -22, 12) 3:1 (24, 26, -23, 21)

Spiel um Platz fünf: 20.9. 3:1 (16, -23, 21, 22) 3:2 (21, -17, 16, -21, 11) 3:0 (23, 22, 24) 3:2 (23, 19, -19, -18, 15) 3:0 (19, 17, 20) 3:2 (-20, -20, 23, 13, 12) 3:0 (15, 8, 20) 3:1 (18, -14, 19, 27) 3:1 (-26, 15, 16, 26) 3:1 (-19, 17, 15, 21) 3:1 (23, 15, -21, 20) 3:1 (-19, 19, 23, 22) 3:2 (14, -21, 20, -22, 12) 3:0 (17, 22, 14) 3:1 (18, 20, -23, 17)

1. Zwischenrunde: 10. bis 14.9. Gruppe E

Gruppe H in Lodz 1. Spieltag (16. September): Polen – Brasilien 3:2 (22, -22, -14, 18, 15) 2. Spieltag (17. September): Brasilien – Russland 3:0 (22, 20, 21) 3. Spieltag (18. September): Polen – Russland 3:2 (22, 22, -21, -22, 11)

Gruppe F

in Lodz 1. Spieltag (10. September): USA – Polen 3:1 (27, 22, -25, 23) Serbien – Italien 3:0 (19, 27, 22) 2. Spieltag (11. September): USA – Serbien 3:1 (-23, 29, 17, 21) Polen – Italien 3:1 (-19, 18, 20, 24) 3. Spieltag (13. September): Frankreich – Serbien 3:1 (-25, 23, 23, 20) Polen – Iran 3:2 (17, 16, -24, -19, 14) 4. Spieltag (14. September): Iran – Serbien 3:1 (25, -22, 22, 18) Polen – Frankreich 3:2 (18, -21, 23, -22, 12)

in Kattowitz 1. Spieltag (10. September): Brasilien – Bulgarien Deutschland – China 2. Spieltag (11. September): Brasilien – China Deutschland – Bulgarien 3. Spieltag (13. September): Brasilien – Kanada Russland – Deutschland 4. Spieltag (14. September): Brasilien – Russland Deutschland – Kanada

in Bydgozscz 1. Spieltag (10. September): Frankreich – Argentinien 3:1 (-21, 17, 27, 18) Iran – Australien 3:1 (23, 21, -21, 17) 2. Spieltag (11. September): Iran – Argentinien 3:0 (15, 23, 16) Frankreich – Australien 3:1 (22, 18, -30, 17) 3. Spieltag (13. September): Argentinien – Italien 3:1 (-17, 21, 28, 21) USA – Australien 3:0 (15, 19, 20) 4. Spieltag (14. September): Argentinien – USA 3:2 (-19, 26, 20, -23, 11) Italien – Australien 3:1 (23, 14, -21, 18)

in Wroclaw 1. Spieltag (10. September): Russland – Finnland 3:0 (10, 18, 16) Kanada – Kuba 3:2 (-25, 18, -23, 11, 13) 2. Spieltag (11. September): Kanada – Finnland 3:0 (25, 25, 19) Russland – Kuba 3:1 (18, -23, 15, 19) 3. Spieltag (13. September): China – Finnland 3:2 (-22, 22, 23, -20, 14) Kuba – Bulgarien 3:0 (23, 18, 28) 4. Spieltag (14. September): Finnland – Bulgarien 3:0 (18, 21, 18) China – Kuba 3:2 (-19, 20, -18, 20, 11)

3:0 (15, 21, 21) 3:0 (19, 22, 17) 3:0 (14, 23, 18) 3:1 (16, 15, -23, 17) 3:0 (19, 23, 27) 3:0 (17, 18, 24) 3:1 (21, -24, 19, 19) 3:0 (26, 22, 23)

in Lodz Russland – Polen

3:0 (19, 21, 18)

Finalspiele: 21.9. in Kattowitz Deutschland – Frankreich Polen – Brasilien

3:0 (21, 24, 23) 3:1 (-18, 22, 23, 22)

Endstand bei der WM 2014 Gold: Polen Silber: Brasilien Bronze: Deutschland 4. Frankreich 5. Russland 6. Iran 7. USA, Kanada 9. Serbien, Finnland 11. Argentinien, Kuba 13. Bulgarien, Italien 15. Australien, China 17. Venezuela, Mexiko, Belgien, Korea 21. Kamerun, Tunesien, Puerto Rico, Ägypten

Individual Awards der WM 2014 Bester Angreifer: 1. Ricardo Lucarelli (BRA), 2. Murilo Endres (BRA) Bester Blocker: 1. Marcus Böhme (GER), 2. Karol Klos (POL) Bester Libero: Jenia Grebennikov (FRA) Bester Zuspieler: Lukas Kampa (GER) Bester Diagonalangreifer: Marius Wlazly (POL) MVP der WM: Marius Wlazly (POL) Der MVP der WM erhält 30 000 Dollar als Prämie, alle anderen bekommen je 10 000 Dollar.

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WM-SPECIAL

Ein Volk flippt aus Max Günthör brachte es nach der Siegerehrung auf den Punkt: „Hier haben die richtigen gewonnen. Team, Fans und die ganze Nation haben es verdient.” Ganz Polen befand sich in den Tagen der WM im Ausnahmezustand, was sich am Finaltag abspielte, war die Krönung. Ob die Polen in Breslau, Lodz oder Kattowitz spielten, überall waren die Hallen ausverkauft. Zudem gab es an verschiedenen Plätzen Public Viewing, wie vor der Spodek-Halle in Kattowitz. Mit geschätzten 20 000 Fans, eine sechsspurige Straße wurde sicherheitshalber gesperrt. Wer es nicht zur Halle schaffte, der blieb in seiner Stammkneipe. Denn überall wurden die Spiele mit polnischer Beteiligung live übertragen. Schon im letzten Jahr war die Stimmung bei der EM gigantisch, damals wurden jedoch die sportlichen Ziele verfehlt. Trainer Anastasi musste gehen, aus Frankreich wurden Stephane Antiga und als Co-Trainer Philippe Blain verpflichtet, nun sind sie Weltmeister.

Da kommt Neid auf: In Polen zelebrieren die Menschen Volleyball als Nationalsport. Den zweiten WM-Titel nach 1974 haben sich die Fans und das Team von Trainer Stephane Antiga verdient. Für Vital Heynen ist klar: „Die Liga wird die stärkste der Welt.”

Dabei hatte das Team einen langen und steinigen Weg zu gehen, verlor zum Auftakt der ersten Zwischenrunde gegen Weltligasieger USA mit 1:3, schaffte aber die Wende durch ein 3:1 gegen Italien und ein 3:2 gegen Frankreich. In der zweiten Runde waren zwei Fünf-Satz-Kraftakte gegen Brasilien und Russland nötig, im Halbfinale gegen die Deutschen mussten die Polen ebenfalls kämpfen, um sich durchzusetzen. Nach dem 18:25 im ersten Satz des Finales schien der Traum vom Titelgewinn im eigenen Land zu platzen. Doch gepusht von der Energie der Fans, fand die Mannschaft zurück auf den Erfolgskurs. Die Familie von Margareta Kozuch, Spielführerin der DVV-Frauen, stammt aus Polen. Mindestens eimal im Jahr fährt die Nationalspielerin zu den Verwandten. Sie kann also nachvollziehen, woher diese Begeisterung kommt: „Volleyball ist in diesem Land der Nationalsport. Die Menschen haben den Sport verstanden, weil

die meisten als Kind, im Verein oder auch einfach in der Familie selbst gespielt haben.” Noch vor der Saison 2011/2012, als Margareta Kozuch in der polnischen Liga bei Trefl Sopot ihr Geld verdiente, erlebte es der Profi, dass sich ein Taxifahrer mit ihr während einer Fahrt über Volleyball unterhielt. Der kannte zwar seinen Fahrgast nicht, wusste aber über alles Mögliche aus der Volleyball-Szene zu berichten. Bundestrainer Vital Heynen hat diese Begeisterung ebenfalls kennengelernt. Er glaubt an eine große Ära im polnischen Volleyballs: „Die Liga ist jetzt schon eine der stärksten in Europa. Noch ein, zwei Jahre und dann ist sie die Nummer eins.” Der zweite WM-Titel nach 1974 sorgt für einen weiteren Schub. Heynen und sechs seiner Nationalspieler sind also am richtigen Ort, um an der Begeisterung teilzuhaben. Klaus Wegener 䊏

fotos: fivb

Irre: Die Begeisterung in Polen war gigantisch. Nach dem Finalsieg gegen den Favoriten aus Brasilien jubelten das Team (kleines Foto) und das ganze Land

VOLLEYBALL-MAGAZIN 11•2014

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WM-SPECIAL

Der Bronze-Coup der Männer-Nationalmannschaft liegt zwar schon einige Wochen zurück, doch die Begeisterung ist immer noch riesengroß. Der Redaktion des Volleyball-Magazins wurden tolle Videoaufnahmen zur Verfügung gestellt, die den Betrachter in die Momente der glücksgetränkten Feierlichkeiten zurückversetzen. Nationalspieler Christian Fromm fing mit seinem Smartphone die schönsten Bilder des Abends ein, dank seiner freundlichen

Erlaubnis kann sich nun jeder mitten in den Jubelszenen der deutschen Spieler wiederfinden. Von den Gesängen im Bus auf dem Weg zur Siegerehrung begleitet das Video das feiernde Team bis zum Humba im goldenen Konfettiregen. Bundestrainer Vital Heynen tanzt dort völlig losgelöst mit seinen Spielern, denen man den abgefallenen Druck nach dem Turnier ansieht und ihnen ihr redlich verdientes Siegerbier gönnt. Ein Highlight, wie Sebastian Schwarz den Gassenhauer „Atemlos” von Helene Fischer zu den ersten Tönen der polnischen Nationalhymne anstimmt, um dann von der Stimmgewalt von fast 13 000 Menschen in der Spodek in Kattowitz übertönt zu werden, die das Lied innbrünstig mitsingen. Aus der Perspektive Fromms sind wir alle bei der Siegerehrung dabei – dies sind Aufnahmen, die sich kein Volleyball-Fan entgehen lassen sollte. pag 䊏

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Seit diesem Jahr als Sponsor der deutschen Volleyballer aktiv: Die Layenberger Nutrition Group, mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern, ist mit seinen Produkten deutschlandweit in Drogeriemärkten, im ausgewählten Lebensmittelhandel und im Online-Handel erfolgreich vertreten. Layenberger steht für Kompetenz im Bereich „Weight Management“ und hat seit jeher einen engen Bezug zum Sport. „Volleyball ist ein dynamischer, anspruchsvoller Mannschaftssport. Dabei ist er fair und nicht mit Allüren behaftet, die in populären Sportarten gelegentlich anzutreffen sind. Wir sind überzeugt, dass Volleyball an Bedeutung gewinnen wird. Das macht die Sportart für uns attraktiv. Die guten Gespräche mit den DVV-Verantwortlichen, allen voran Herrn Thomas Krohne, haben uns dazu veranlasst, die deutschen Hallen-Nationalmannschaften zu unterstützen”, sagt Geschäftsführer Harald Layenberger: „Der Erfolg mit der Bronzemedaille der Männer in Polen war für uns eine erste, tolle Bestätigung für unsere Entscheidung.“ Als innovatives, schnelles und flexibles Team ist Layenberger besonders mit der Marke „Layenberger Fit+Feelgood“ im Bereich der Formula-Diäten und „Layenberger LowCarb.one“, der eiweißreichen, kohlenhydratreduzierten Produktlinie am Markt vertreten. Getreu dem Motto „Schmeckt! Wirkt trotzdem“ sind die Konsumenten körper- und ernährungsbewusst, wollen dabei aber nicht auf Genuss verzichten.

Mit der Marke Layenberger LowCarb.one werden Produkte für LowCarb-Ernährer tauglich gemacht, ob Protein-Riegel oder LowCarb.one Protein-Shakes. Besonders stolz ist Layenberger auf den Erfolg des LowCarb.one Protein-Müslis. Mit mehr als 40 Prozent Eiweiß und weniger als 20 Prozent Kohlenhydraten überzeugt es nicht nur Profi-Sportler. Sich ambitionierte Ziele setzen und diese mit Kreativität, Kampfgeist und Leidenschaft zu erreichen, das ist es, was Layenberger mit Volleyball verbindet. Das Layenberger-Team freut sich, den DVV und seine Nationalmannschaften unterstützen zu können und wird die Aktivitäten der Frauen, Männer und der Junioren auch auf der Facebookseite www.facebook.com/Layenberger.Sport begleiten. Mehr über Layenberger Premium Products erfahren Sie unter www.layenberger.com. 䊏

Redaktionspost WM-Medaille zum Discountpreis 20 Tage haben sie gebaggert und geschmettert was das Zeug hält, da drüben im volleyballverrückten Polen, sie haben die Bälle übers Netz geprügelt und sich zu Bronze geballert. Und ich finde, man sollte mal ganz laut DANKE sagen. Den Jungs um Georg Grozer und Lukas Kampa und Bundestrainer Vital Heynen. DANKE für ein Riesenturnier, für die erste WM-Medaille seit 44 Jahren und vor allen Dingen DANKE dafür, dass dieser internationale Erfolg kaum was gekostet hat. Topleistungen zum Discountpreis: Das geht nur mit den deutschen Volleyballern! Diese 14 jungen Männer, die sich vier Wochen lang auf die WM vorbereiteten und in Polen drei Wochen ackerten, haben das nahezu kostenlos getan. Ehrenamtlich sozusagen – ohne Prämien vom klammen Verband, ohne Ausgleichszahlungen vom DOSB, mit Aufwandsentschädigungen, die den Namen nicht verdienen, weil sie unter dem Hartz IV-Satz liegen, stattdessen mit Verzicht auf den Urlaub im Sommer, auf Freunde und Familie. Diese Mannschaft war für wirklich für Deutschland unterwegs, sie trägt das Nationaltrikot aus den richtigen, aus aufrichtigen Gründen. Auch wenn das heutzutage irgendwie niedlich naiv klingt. Das breite Publikum allerdings hat davon nicht viel mitbekommen, große mediale Beachtung fand die WM hier in Deutschland leider nicht. Die Übertragungsrechte des Weltverbandes FIVB kosteten viel Geld. Zu viel für ARD und ZDF und zu viel für die privaten Sender. In Nationen wie in Polen, Russland, Brasilien oder den USA ist Volleyball deutlich populärer. Dort zahlen die Sendeanstalten den aufgerufenen Preis. Quoten und Einnahmen stimmen. Hierzulande leider nicht. Für die deutschen Männer, die auch Weltklasse verkörpern, ist das eine fürchterliche Situation, die sich mit Hilfe der aktuellen Erfolge hoffentlich bald ändern wird. Die Bronzemedaille der deutschen Mannschaft ist übrigens kein Zufall, sondern eine logische Konsequenz. Ex-Bundestrainer Stelian Moculescu schob den Prozess bereits vor den Spielen 2008 in Peking an, schickte damals junge Leute wie Georg Grozer oder Jochen Schöps zu internationalen Topklubs. Eine ganze Spielergeneration sammelte so wichThomas Kunze ist 35 Jahre alt, für den tige Erfahrungen auf höchstem Niveau, und MDR als Sportreporter tätig, und Verfasser das auf eigene Faust.Die Typen, die jetzt dieses Radiobeitrags, der zum flammenden für den DVV am Netz unterwegs sind, sind Plädoyer wurde. Im Winter ist Biathlon gestandene Männer. Sie sind clever, weltgewandt, mehrsprachig. Sie spielen seine Sportart, im Sommer Volleyball. in Frankreich, in Russland, in Italien Als Spieler schaffte Kunze es mit dem oder in Polen. Sie sind im Weltvolleyball CV Mitteldeutschland bis in die 1. Liga, geachtet und respektiert – nur eben Zuhause, wo er sich über zwei Einsätze freuen durfte. da haben sie es schwer. Die deutschen Volleyballer sind mit diesem Wahnsinnsturnier in Polen und mit der Bronzemedaille in Vorleistung gegangen. Sie haben geliefert, ohne das überhaupt jemand bestellt hätte. Das nächste Ziel heißt Rio 2016, Olympia. Hoffentlich mit mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung. foto: fivb

Hautnah dabei – ein Video zum Genießen

Mit freundlicher Genehmigung des Mitteldeutschen Rundfunks VOLLEYBALL-MAGAZIN 11•2014