Wissenschaftliches Arbeiten Marketing & Sales 5. Semester

Ziele der Lehrveranstaltung • Einführung und Anleitung in das wissenschaftliche Arbeiten • Anforderungen an wiss. Arbeiten und Texte • Befähigung zur Verfassung einer wiss. Arbeit nach sorgfältiger Quellenrecherche und den Grundregeln des Zitierens • Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten • Kollegiales Feedback

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Welche Fragen werden wir klären? • Worum geht es beim wissenschaftlichen Arbeiten? Ziele der Forschung und Wissenschaft • Welche Themen sind wiss. von Interesse? • Wie formuliere ich Forschungsfragen? • Wie gehe ich methodisch vor? • Wie komme ich an die richtige Literatur? • Wie baue ich meine Arbeit auf? • Wie zitiere ich richtig? • Wie muss ich meine Arbeit formal gestalten? • Nach welchen Kriterien wird meine Arbeit bewertet?

Ablauf der Lehrveranstaltung Modul 1 Einführung wiss. Arbeiten Modul 2 Formvorschriften, Zitieren Modul 3 Literaturrecherche

Modul 4 Coaching-Einheiten

LiteraturRecherche, Artikel, Erstellen Bachelorararbeit

Abgabe der Arbeit

Modul 7 Feedback Bachelorarbeit

Modul 5 + 6 Empirische Methoden, Messtheorien

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Pflicht- und Zusatzliteratur • Hienerth, Claudia / Huber, Beate / Süssenbacher Daniela (2009): Wissenschaftliches Arbeiten kompakt. Wien • Diekmann, Andreas (2007): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Wien • Bänsch, Axel (2003): Wissenschaftliches Arbeiten, 8. überarb. Aufl. München; Wien • Eco, Umberto (2005): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. 9. Auflage. München • Ebster, Claus/Stalzer, Lieselotte (2003): Wissenschaftliches Arbeiten: für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler • Bortz, Jürgen/Döring, Nicola (2006): Forschungsmethoden und Evaluation. 3. Auflage. Berlin; Heidelberg; New York • Kruse, Otto (2005): Keine Angst vor dem leeren Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 10. Aufl. Frankfurt

Lehrveranstaltungsleistung • Die Benotung der Lehrveranstaltung erfolgt auf Basis der Bewertung der Einzelleistungen. Aufschlüsselung siehe Syllabus. • Gesamtpunktzahl = 50 Punkte • Die Bachelorarbeit muss für sich positiv sein und wird in eigener LV bewertet.

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Wissenschaftl. und journal. Artikel • Themenschwerpunkt: Sales (für beide Artikel) • Artikel muss aus einschlägiger Fachliteratur aus dem Jahr 2009 stammen. • Wiss. Artikel muss mindestens 3 Seiten umfassen und einen Einleitungsteil und eine Zusammenfassung beinhalten. • Deckblatt für wiss. Artikel mit folgenden Inhalten: Titel, Autor, Zeitschrift, Seitenanzahl, Datum/Ausgabe, Inhaltsbeschreibung/ Kurzzusammenfassung (in Summe max. eine A4Seite, Zitierregeln anwenden). • Wiss. Artikel und Deckblatt sind in Papierform ans Office Management zu übermitteln und im Moodle hochzuladen.

Bachelorarbeitsbewertung • Formulierung Problemstellung • Zielsetzung, Fragestellungen, Conclusio • Klarheit, Struktur, Gliederung, Inhalt • Formale Gestaltung, Sprache, Genauigkeit, Rechtschreibung, Grammatik, Einhaltung Umfangvorgabe • Literaturbearbeitung, Zitierweise, Literatur- & Quellenverzeichnis

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Worum geht es beim wissenschaftlichen Arbeiten?

Was ist Wissenschaft? • Grundlegendes Problem – Ziele und Inhalt der Wissenschaft sind nicht objektiv definierbar, – werden von der Scientific Community festgelegt. • Der kleinste gemeinsame Definitionsansatz – Ziel der Wissenschaft ist es, Hilfe zur menschlichen Daseinsbewältigung zu leisten. • Weiterführende Definitionen – Kognitives Wissenschaftsziel – Wahrheits- und Erkenntnisinteresse – Praktisches Wissenschaftsziel – Gestaltungsinteresse – Weiterentwicklung von Forschungsmethoden

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Wissenschaftliche Aussagesysteme • Ausgangslage – Jede Wissenschaft muss dem wissenschaftlichen Fortschritt dienen. – Wissenschaft manifestiert sich in Aussagen und Aussagensystemen. • Aussagen und Aussagensysteme tragen zum wissenschaftlichen Fortschritt bei, wenn sie folgenden Kriterien genügen: – Neuheit – Wahrheit – Informationsgehalt

Kriterien wissenschaftlicher Aussagesysteme Informationsgehalt - Realitätsbezug - Vergleichbarkeit

- Eigenständigkeit - Originalität - Kreativität

Neuheit

Wissenschaft

- Wertfreiheit - Widerspruchsfreiheit - Falsifizierbarkeit - Intersubjektivität

Wahrheit

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Was zeichnet Wissenschaft aus? • Systematisches/methodisches Vorgehen – Offenlegung der Systematik des Handelns – nicht „was“ man macht ist wissenschaftlich, sondern „wie“! • Begriffsdefinitionen • Intersubjektive Nachvollziehbarkeit – Wenn Sie so einmal einen Nachmittag in der Bibliothek nach Definitionen von ,wissenschaftlich‘ suchen, wächst unwillkürlich der Verdacht, dass man hier v.a. Schaum um eine recht simple Sache schlägt. Wenn wir nämlich aus allen diesen Begriffsbestimmungen einen gemeinsamen Nenner bilden, kommt so etwas wie ,systematische und nachvollziehbare Befriedigung von Neugier‘ heraus. Das klingt wenig prätentiös, und soll es auch nicht sein. Wenn Sie nur systematisch und nachvollziehbar nach der Wahrheit suchen, so ist das Wissenschaft“ (Krämer 1992, S. 6f.).

Was zeichnet Wissenschaft aus? • Trennung von Wahrheit und Objektivität – Distanzierung – Wertefreiheit • Kein allgemein gültiger Ansatz (Viabilität) • Empirisch induktive bzw. deduktive Methode • Hypothesengenerierung- bzw. prüfung • Falsifikationsprinzip (Popper) • Ziel: Intersubjektive Gültigkeit von Aussagen (Objektivität)

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Gütekriterien wissenschaftlicher Arbeiten • Objektivität – Ausmaß, in dem Ergebnis unabhängig von Anwendern des Messinstruments ist (Durchführung, Auswertung)

• Reliabilität (Verlässlichkeit) – Ausmaß für die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen – Methoden zur Reliabilitätsmessung: Paralleltest, Testhalbierung, Test-Retest

• Validität (Gültigkeit) – Ausmaß, in dem tatsächlich das Richtige gemessen – Wird tatsächlich das untersucht/gemessen, was gemessen werden soll?

Weitere Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten • Sachlichkeit – Kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Bezug auf die Fragestellung und das Thema. – Persönliche Stellungnahme ist zwar zulässig, muss als solche erkennbar sein, muss sachlich und darf nicht emotional sein.

• Eindeutigkeit – nur eine Interpretationsweise möglich

• Vollständigkeit – alle relevanten Informationen dargestellt Hauptziel bei der Erstellung von Messinstrumenten ist die Konstruktion valider Messinstrumente. Objektivität und Reliabilität sind die Minimalvoraussetzungen dazu.

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Wie schreibe ich eine wissenschaftliche Arbeit?

Es gibt keine Patentrezepte dafür, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt!

Planung und Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit • Auslösungs- und Orientierungsphase – Formulierung des Forschungsproblems

• Planungs- und Vorbereitungsphase – Konstruktion des Erhebungsinstruments – Festlegung der Untersuchungsform

• Ausführungsphase: Datenerhebung • Bearbeitungsphase: Auswertung – Systematisierung der Daten, Quellenauswertung – Ggf. Aufbau eines analysefähigen Datenfiles – Ggf. Statistische Datenanalyse

• Abschlussphase: Bericht, Wiss. Arbeit

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Entstehungsprozess einer wissenschaftlichen Arbeit • Themensuche und Themenwahl • Aufstellen eines Zeitplans • Grundrecherchen • Stoffordnung und Arbeitsgliederung • Schreiben der Erstfassung • Inhaltliche Überarbeitung • Korrekturlesen und Reinschrift • Nochmaliges Korrekturlesen und Prüfen der Formalia • Endfassung

Von einer interessanten Fragestellung zur empirischen Untersuchung • Themensuche • Literaturstudium • Bewertung von Untersuchungsideen • Untersuchungsplanung • Theorieteil als Grundlage der Empirie • Durchführung der Untersuchung • Auswertung des Untersuchungsergebnisses • Anfertigen des Untersuchungsberichts, der wissenschaftlichen Arbeit

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Grundansprüche an eine wissenschaftliche Arbeit • Grundstrukturierung • Strukturierter Aufbau, Gliederung, Gliederungslogik, „roter Faden“ • Definitionen, Prämissen, Offenlegen des Untersuchungsdesigns/der Arbeitsschritte • Stil und Sprachregeln • Literaturbearbeitung und Zitierweise • Eigenständigkeit, Erkenntnisfortschritt, Originalität

Typen wissenschaftlicher Arbeiten • Haus- oder Proseminararbeit – ca. 10-15 Seiten; Erlernen wissenschaftlicher Techniken; Themen meist vorgegeben • Seminararbeit – ca. 15-40 Seiten; theoretische Betrachtung und Diskussion eines Themas • Bachelorarbeit – ca. 20 - 50 Seiten; wissenschaftliche Betrachtung und Diskussion eines Themas • Diplomarbeit – ca. 100 Seiten; Nachweis zur Qualifikation zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten • Dissertation – ca. 200 Seiten+; originäre wissenschaftliche Eigenleistung mit methodischer Fundierung; besonderes Augenmerk auf Beitrag zum Erkenntniszuwachs im entsprechenden Fach • Habilitation: ca. 500 Seiten

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Wissenschaftliche Literatur versus Belletristik • Wissenschaftliche Literatur

• Belletristik

– wahr bzw. soll wahr sein – behandelt Realität – Aussagen gehen über die Anekdote hinaus – logisches, systematisches Vorgehen – basiert auf Literatur – Leser weiß, wie Aussagen zu Stande kommen – Quellen werden dokumentiert – Begriffe werden definiert

– erfunden, könnte wahr sein – behandelt Fiktives oder Reales – Aussagen betreffen einen Sachverhalt – nicht notwendigerweise logisch – Leser weiß nicht, wie Autor zu seinen Aussagen kommt – selten Quellen – Quellenangaben fehlen – allgemeines Begriffsverständnis

Quelle: In Anlehnung an Rößl 2008

Wie formuliere ich ein interessantes Thema?

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Forschungsschwerpunkte Marketing & Sales • Marketing und Vertrieb im Ausbildungssektor • Sales Management, KAM, Qualifikation von Verkaufspersonal, Verkaufsprozesse, Ethik im Verkauf • Aktuelle Managementsysteme und Instrumente in Marketing und Vertrieb • Integration vs Differenzierung von Marketing & Sales • Marketing- und Vertriebscontrolling • Personalführung in Marketing und Vertrieb • Markeninszenierung und -dramaturgie in neuen Medien • Neue Technologien in der Distribution • Handelsmarketing • Konsumentenverhalten

Wissenschaftliche Arbeit an der FH

FH

FORSCHUNG

Forschungsfragestellung

PRAXIS

Fragestellung aus der Praxis

Thema für Seminar-, Bachelor-, Diplomarbeit

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Wie formuliere ich die Forschungsfrage? • Je konkreter die Forschungsfragestellung umso besser! • Die Arbeit soll die Forschungsfrage beantworten! • Die Forschungsfrage kann in einzelne Teilfragen zerlegt werden! • Die Fragen konkretisieren die Zielsetzung. • Die Formulierung der Forschungsfragen gibt den Inhalt, Umfang und Aufbau der Arbeit vor! • Der wissenschaftliche Beitrag besteht in der eigenständigen, wissenschaftlich fundierten Beantwortung der Frage!

Grundtypen verschiedener Fragestellungen Fragetyp

Leitfrage

Beschreibung

Was ist der Fall? Wie sieht die „Realität“ aus? Sieht die Realität wirklich so aus?

Erklärung

Warum ist etwas der Fall?

Beispiel Wie hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 1995 verändert?

Prognose

Wie wird etwas künftig aussehen? Welche Veränderungen werden eintreten?

Warum hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 1995 in best. Art und Weise verändert? Wie wird sich die Arbeitskräftemobilität in der EU künftig verändern?

Gestaltung

Welche Maßnahmen sind geeignet, um bestimmtes Ziel zu erreichen?

Wie kann die Arbeitskräftemobilität in der EU gefördert werden?

Kritik / Bewertung

Wie ist ein bestimmter Zustand vor einem bestimmten Hintergrund zu bewerten?

Wie sind die Maßnahmen der EU bez. der Arbeitskräftemobilität in Hinblick auf Chancengleichheit zu bewerten?

(in Anlehnung an Karmasin/Riebing 2006) Umfangreiche Forschungsarbeiten wie Dissertationen oder Habilitationen umfassen meist alle fünf Fragetypen als Unterfragen!

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Tipp Pitfalls bei der Formulierung der Forschungsfrage Ungeeignet sind • Fragestellungen, die im Rahmen einer Seminaroder Bachelorarbeit nicht bewältigt werden können! • Fragestellungen, die auf eine reine Deskription des Ist-Zustands abzielen! • Reine JA-/Nein-Fragen • Themen, die für Bachelor- bzw. Diplomarbeiten an der FH keine interessanten Fragestellungen aus der Praxis beinhalten! • Fragestellungen, die nur auf die Problemlösung für einen Betrieb abzielen (Beratungsleistung) und keinen Anspruch auf allgemeines Interesse am Thema haben!

Wie gehe ich methodisch vor?

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Theoretisches Vorgehen Theoretische Untersuchungen • Wissenschaftliche Theorien dienen der Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Sachverhalten. • Theorien sind der Fachliteratur zu entnehmen. • Theoretische Arbeiten setzen sich mit der Fachliteratur auseinander (Vergleich, Wertung, Ableitung, etc.). • Rein theoretische Untersuchungen haben an der FH (Praxisbezug) Argumentationsbedarf! • Theoretische Abhandlungen sind jedoch das Fundament jeder Arbeit!

Empirisches Vorgehen Empirische Untersuchungen • Empirische Untersuchungen sollen allgemeingültige Ergebnisse bringen. • Durch empirische Untersuchungen soll festgestellt werden, inwieweit sich Theorien, Voruntersuchungen und Annahmen in der Realität bewähren (Deduktion). • Eine weitere Aufgabe der empirischen Forschung ist es, in der Realität Muster und Besonderheiten zu erkennen, die durch die bestehenden Theorien nicht abgedeckt sind und neue Annahmen bringen (Induktion).

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Induktion versus Deduktion • Induktion – logisches Schließen von besonderen auf allgemeine Aussagen • Ableiten von Hypothesen anhand Einzelbeobachtungen • Hans Maier ist aus Wien, Franz Maier ist aus Wien, Susi Maier ist aus Wien – alle, die Maier heißen, sind aus Wien. – Vorsicht: widerspricht der Invarianz (Unabhängigkeit von Raum und Zeit) – erfordert Definition von Prämissen und Kontext

• Deduktion – logisches Schließen von allgem. auf besondere Aussagen • Alles was 4 Beine hat, ist ein Tier – Ein Tisch hat 4 Beine – Ein Tisch ist ein Tier • Ableiten von Hypothesen von vorhandener Theorie – Vorsicht: „Alle Sätze der Logik sagen dasselbe – nämlich nichts“ (Wittgenstein) – widerspricht Neuheit und Informationsgehalt

Empirische Forschung • Zweck der empirischen Forschung ist es, Hypothesen zu gewinnen oder zu prüfen! • Hypothese – formuliert Zusammenhang zwischen zwei oder mehr Variablen (unabhängige und abhängige Variable). – wissenschaftliche Annahme über reale Sachverhalte (empirischer Gehalt) in Form von Konditionalsätzen. Sie weisen über den Einzelfall hinaus (Generalisierbarkeit) und sind durch Erfahrungsdaten widerlegbar (Falsifizierbarkeit). • Eine Hypothese ist bei induktiver Vorgehensweise das Resultat (Hypothesengenerierung), bei deduktiver Vorgehensweise der Ausgangspunkt (Hypothesenprüfung) der empirischen Forschung!

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Hypothesen: Wenn-Dann-Aussagen • Beschreiben den Zusammenhang zwischen Variablen – Wenn-Dann-Aussagen (Wenn a dann b) – Deterministisch oder probabilistisch (Sozialwissenschaft) – Unabhängige Variable (wenn) – Abhängige Variable (dann) • Implikation: – Wenn A, dann B; falls /A, dann B oder /B – A ist hinreichende Bedingung • Äquivalenzbeziehung: – Wenn A, dann nur B – Wenn /A, dann /B – A ist notwendige Bedingung

Hypothesen: Je-Desto-Aussagen • Beschreiben den Zusammenhang bei kontinuierlichen Variablen – Monoton steigend: positiver Zusammenhang – Monoton fallend: negativer Zusammenhang – U-Förmig oder umgekehrt U-Förmig: nicht monoton – S-Förmige Zusammenhänge

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Individual-, Kollektiv- und Kontexthypothesen • Individualhypothese – Abhängige und unabhängige Variable sind Individualmerkmale – Je niedriger das Einkommen einer Person, desto eher ist diese Person Alkoholiker

• Kollektivhypothese – Bezieht sich auf Zusammenhänge zwischen Kollektivmerkmalen – In sozial schwachen Gebieten ist der Anteil der Alkoholiker höher

• Kontexthypothese – Unabhängige Variable ist ein Kollektiv-, die abhängige ein Individualmerkmal – Je höher die Integration in einer sozialen Gruppe, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sich Person, die Mitglied dieser Gruppe ist, abweichend verhält.

Beispiele für (Nicht-)Hypothesen • Hypothese – Produkte mit einer großen Markenbekanntheit, haben auch eine engere Bindung an die Marke. • falsifizierbar! • Wenn-Dann-Satz

• Keine Hypothese ist: – Es gibt Unternehmen, die eine hohe Markenbekanntheit und eine enge Markenbindung haben. • nicht falsifizierbar! • Es-gibt-Satz

– Hohe Markenbekanntheit kann zu einer engeren Markenbindung führen • nicht falsifizierbar! - immer wahr (Tautologie) • Kann-Satz

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Explanation versus Exploration • Nach Abschluss der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema ist zu entscheiden, ob der Stand der Forschung die Ableitung und Überprüfung einer (theoretisch) begründeten Hypothese zulässt • oder ob der Stand der Forschung dies nicht erlaubt und daher eine gezielte Hypothesensuche erforderlich ist (explorativer Forschungsansatz).

Explorative Untersuchungsansätze • Explorative Interviews – Gruppendiskussion, Expertenbefragung, narrative Interviews, etc.

• Feldbeobachtungen – Beobachtung im Unternehmen, im Supermarkt, etc.

• Fallstudienanalysen – Anhand von konkreten Beispielen werden Zusammenhänge gesucht, etc.

• Qualitative Inhaltsanalysen – Textanalysen, Interpretation und Vergleich von Berichten

• etc.

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Explanative Ansätze • Zusammenhangshypothesen – hohe Ausprägung bei einem Merkmal geht mit hoher Ausprägung bei einem anderen Merkmal einher (Korrelationen)

• Unterschiedshypothesen – Unterscheiden sich zwei Gruppen bei unterschiedlicher Ausprägung der unabhängigen Variable voneinander signifikant

• Veränderungshypothesen – Untersuchung von Veränderungen im Zeitablauf, Analyse der Abweichungen, z.B. Veränderung der Arbeitslosenrate

• Einzelfallhypothesen

Qualitativer versus quantitativer Ansatz • Qualitativer Ansatz – Realität wird verbalisiert, beschrieben, abgebildet, interpretiert. – Hypothesengenerierung

• Quantitativer Ansatz – Realität wird quantifiziert – Hypothesenprüfung

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Ziele / Art von Untersuchungen Abhängig vom Stand der Forschung • Explorative Untersuchung – Der untersuchte Bereich ist relativ unbekannt – Häufig Vorstudien, Pretest; qualitative Methoden

• Deskriptive Untersuchung – Beschreibend; Häufigkeiten, Diagnose – Amtl. Statistiken fast ausschließlich deskriptiver Natur

• Prüfung von Hypothesen und Theorien – Steht im Mittelpunkt der empirischen Sozialforschung – Soll Unsicherheiten vermindern und Fehlerquellen unter Kontrolle bringen

• Evaluationsstudien – Analyse der Wirkungen und Nebenwirkungen einer Maßnahme

Bewertung der Untersuchungsideen • Wissenschaftliche Kriterien – Präzision der Problemformulierung – Empirische Untersuchbarkeit – Wissenschaftliche Tragweite

• Ethische Kriterien – – – – –

Wissenschaftlicher Fortschritt versus Menschenwürde Persönliche Verantwortung Informationspflicht Freiwillige Untersuchungsteilnahme Vermeidung psychischer und körperlicher Beeinträchtigungen – Anonymität der Ergebnisse

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ESOMAR Guidelines

ESOMAR Guidelines

• ICC/ESOMAR International Code of Marketing and Social Research Practice – Erstmalig 1948 von der European Society for Opinion and Marketing Research herausgegeben – 1986 Fusion mit den Richtlinien der International Chamber of Commerce (ICC) – Richtlinien zu den wichtigsten ethischen und wirtschaftlichen Prinzipien der Marktforschung – freiwillige Selbstbeschränkung der ESOMAR Mitglieder – regelt das Verhalten gegenüber Probanden und Kunden – Volltext: http://www.esomar.org/uploads/pdf/ps_cg_icccode. pdf

ESOMAR Guidelines

Ausgewählte Rechte der Probanden

3. Respondents' cooperation in a marketing research project is entirely voluntary at all stages. They must not be misled when being asked for their cooperation. 4. Respondents' anonymity must be strictly preserved. If the Respondent on request from the Researcher has given permission for data to be passed on in a form which allows that Respondent to be personally identified: • (a) the Respondent must first have been told to whom the information would be supplied and the purposes for which it will be used, and also • (b) the Researcher must ensure that the information will not be used for any non-research purpose and that the recipient of the information has agreed to conform to the requirements of this Code.

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ESOMAR Ausgew. Rechte des Probanden: Guidelines Aufklärung über Aufzeichnungen • 7. Respondents must be told (normally at the beginning of the interview) if observation techniques or recording equipment are being used, except where these are used in a public place. If a Respondent so wishes, the record or relevant section of it must be destroyed or deleted. Respondents' anonymity must not be infringed by the use of such methods.

Wie baue ich die Arbeit auf?

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Grundstrukturierung Jede wissenschaftliche Arbeit baut auf einer einfachen Grundstrukturierung in 3 Teilen auf! • Basisabschnitt – Konkrete Zielsetzung – eindeutige Fragestellung

• Kernabschnitt – Bearbeitung der Zielsetzung, Behandlung der Frage

• Schlussabschnitt – Präsentation der Ergebnisse

Basisabschnitt • „Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen“ (Anton Bruckner). • Präsentiert wird: – Relevanz des Themas, Problemstellung – Zielsetzung der Arbeit – Präsentation der Forschungsfragestellung – Vorgehensweise – Aufbau

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Kernabschnitt •Die Ausführungen im Kernabschnitt sind ausschließlich auf die Beantwortung der Zielsetzung und der Themenfrage auszurichten. •Die Aussagen basieren auf Literatur oder den empirischen Ergebnissen; keine nicht-wissenschaftlich fundierten oder persönlichen Erfahrungen.

– Prüffrage:

Handelt es sich um einen notwendigen Teilschritt in der fragestellungsbezogenen Argumentations/Beleg-/Beweiskette?

– aber:

Argumentations-/Beleg-/Beweiskette muss lückenlos sein. Jeder für die Zielerreichung erforderliche Argumentationsschritt muss in der Arbeit dokumentiert sein!

Schlussabschnitt • Im letzten Teil der Arbeit werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst. • Es wird die Forschungsfrage beantwortet bzw. wird erläutert, wie weit man bei der Beantwortung der Forschungsfragestellung gekommen ist. – d.h. man präsentiert, was man herausgefunden hat. – man erläutert (begründet), welche Aspekte noch offen bleiben (und damit Themen für weitere Forschung liefern). So werden interessante Ansatzpunkte für neue Arbeiten gefunden! • Ev. können im Schlussabschnitt auch

persönliche Bemerkungen, Erfahrungen oder Bewertungen enthalten sein!

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Stoffordnung und Arbeitsgliederung • Gliederung sollte sich bei der Literaturrecherche ergeben! • Inhaltliche Ansprüche • Formale Ansprüche – konsequente Gliederungsklassifikation – tatsächliche Untergliederung – vollständige Untergliederung – richtige Zuordnung von Ober- und Unterpunkten – kriterienreine Gliederung – richtige Gliederungstiefe

Inhaltliche Ansprüche an eine Gliederung • Verständlichkeit und Aussagefähigkeit der einzelnen Gliederungspunkte – Die Gliederungspunkte sollen kompakt mitteilen, worum es im betreffenden Abschnitt geht. • Falsch ist z.B.: 1. Theoretische Ansätze 2. Geschichte

• Richtig ist: 1. Theoretische Ansätze zu ECR 2. Geschichtlicher Überblick über die Entwicklung im Einzelhandel

– Andererseits sollen Überschriften bei gegebenem Inhalt so prägnant wie möglich sein. • Keine Sätze oder Fragen als Überschriften!!!

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Konsequente Gliederungsklassifikation Numerische Klassifikation: 1.

Einleitung 1.1. ... 1.1.1. ... 1.1.2. ... 1.2. ... 2. ...

Tatsächliche Untergliederung • Gibt es Unterpunkte zu einem Überpunkt, so müssen es mindestens 2 sein! • Eine Untergliederung ist eine Unterteilung und teilen macht nur Sinn, wenn man nachher mindestens 2 Teile hat. Falsch:

Richtig:

1. Sortimentspolitik

1. Ermittlung von Preiselastizitäten

1.1. Sortimentssteuerung

1.1. Einzeloptimierung

2. Handelsmarkenpolitik

1.2. Sortimentsoptimierung 2. Preiskalkulation

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Vollständige Untergliederung • Zwischen einem Oberpunkt und dem nachgeordneten Unterpunkt dürfen nur die Untergliederung ankündigende Texte stehen! 2.4. Entwicklung der Produktivitäten im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel Hinsichtlich der Produktivität von Verkaufsfläche, Personal und Kassen unterscheiden sich Lebensmittelgeschäfte unterschiedlicher Größenklassen. bzw. Im folgenden Kapitel werden Lebensmittelbetriebe unterschiedlicher Größenklassen in Hinblick auf Unterschiede in der Verkaufsflächen-, Personal und Kassenproduktivität untersucht. 2.4.1. Verkaufsflächenproduktivität ..... Inhalt 2.4.2. Personalproduktivität ..... Inhalt 2.4.3. Kassenproduktivität ..... Inhalt

• Inhaltlich besetzte Zwischentexte widersprechen einer logischen Gliederung!

Richtige Zuordnung von Ober- und Unterpunkten • Stellenwert und Gliederungsebene müssen übereinstimmen! Falsch: I. Absatzpolitische Instrumente a. Produktpolitik b. Preispolitik c. Distributionspolitik II. Kommunikationspolitik III. Finanzpolitische Instrumente

Richtig: 1. Absatzpolitische Instrumente 1.1. Produktpolitik 1.2. Preispolitik 1.3. Distributionspolitik 1.4. Kommunikationspolitik 2. Finanzpolitische Instrumente

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Kriterienreine Gliederung • Die Untergliederung hat nach inhaltlich zweckmäßig erscheinenden Kriterien zu geschehen. • Dabei kann ein und dasselbe Themen nach unterschiedlichen Kriterien gegliedert werden. • Allerdings darf jeweils nur ein Kriterium verwendet werden. • Eine Vermischung von Gliederungskriterien für die einzelnen Untergliederungen soll nicht vorkommen.

Bsp. Kriterienreine Gliederung 1. Produktpolitik 1.1. Einführungsphase 1.2. Wachstumsphase 1.3. Reifephase 1.4. Sättigungsphase 1.5. Rückgangsphase 2. ... 1. Produktpolitik 1.1. Politik hinsichtlich funktioneller Produkteigenschaften 1.2. Politik hinsichtlich ästhetischer Produkteigenschaften 1.3. Politik hinsichtlich sozialer Produkteigenschaften 2. ... 1. Produktpolitik 1.1. Produktpolitik in der Einführungsphase 1.2. Politik hinsichtlich ästhetischer Produkteigenschaften 1.3. ... 2. ...

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Richtige Gliederungstiefe • Sinn der Gliederung ist es, Verständnis zu fördern! • Gedanklich verbundene Texte sollten nicht durch eine Untergliederung zerrissen werden! • Die Frage nach der richtigen Gliederungstiefe ist jene nach dem goldenen Mittelweg! • 1., 2., 3., ist genauso falsch wie 2.1.1.4.3.5. • Daumenregel: – Der Mindesttextumfang für einen eigenen Gliederungs-punkt sollte in einer Bachelorarbeit zumindest eine halbe Seite umfassen! – Der Maximaltextumfang pro Gliederungspunkt beträgt in einer Bachelorarbeit rund 3 Seiten

Mögliche Bausteine einer Gliederung 1. Einleitung 1.1. Problemstellung 1.2. Zielsetzung 1.3. Forschungsfragestellung 1.4. Methode 1.5. Aufbau der Arbeit

2. Definitionen (Hauptteil) 3./4. ... (Hauptteil) 5. Zusammenfassung und Ausblick auf offene Fragen

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Tipps für das Erstellen der Gliederung • Während des Literaturstudiums sollte sich die Gliederung von selbst ergeben. • Wichtige Themen, die sich bei der Literaturrecherche herauskristallisieren, sollten notiert werden! • Wichtige Inhaltspunkte (Bausteine) der Arbeit können mit Kernthesen und Stichworten auf Kärtchen/Zetteln notiert werden. • Die Kärtchen können dann angeordnet, verschoben werden, bis der Aufbau der Arbeit steht! • Erst wenn die grundsätzliche Gliederung fertig ist, kann mit der Arbeit begonnen werden!

Tipps für die Gliederung innerhalb des Kapitels • Bezug des Kapitels zur Zielsetzung, Fragestellung • Ist das Kapitel für das gewählte Thema relevant? Bedeutung des Kapitels in der Gesamtdarstellung. • Konkreter Bezug zum speziellen Thema! • Was ist Gegenstand des Kapitels? • Was soll über den Gegenstand gesagt werden? • Welcher methodische Weg wird dazu eingeschlagen? • Ev. Zusammenfassung am Ende des Kapitels • Schlüssiger Bezug von einem Kapitel zum nächsten (roter Faden!)

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