Wieviel Martin Luther steckt in Ihnen?

…einer von uns

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Die Evangelische Kirche in Karlsruhe feiert 500 Jahre Reformation und Martin Luther. Vom 05.03. bis 31.10. 2017.

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78 Veranstaltungen: Gottesdienste, Feste, Kunst und Präsentationen, Konzerte, Vorträge, Theater und vieles mehr.

Feiern Sie mit.

EVANGELISCHE KIRCHE IN KARLSRUHE

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22 von uns. 22 Skulpturen von Künstler Harald Birck. 22 Menschen von Luther inspiriert. Prof. Dr. Gerhard Seiler ist einer von ihnen.

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22 Impulse Martin Luthers, ausgewählt von unserem Luther-Botschafter und Theologen Prof. Dr. Wilfried Härle.

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Inhaltsverzeichnis

06 | Inhaltsverzeichnis 07 | Worte zum Projekt, Pfarrer Dirk Keller

28 | Katharina von Bora, die Ältere: Reformation und Seelsorge, Reformation und die Aufgabe des Seelsorgers

08 | Grußwort Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh

30 | Kenji und „Heiner:: Reformation und Fürsorge

09 | Grußwort Dekan Dr. Thomas Schalla

32 | Prof. Dr. Wilfried Härle: Reformation und Theologie

46 | Julia Nigmann: Reformation und die junge Lutherin, Reformation und Bild & Glaube

33 | Leonardo Iaci: Reformation und Arbeit

48 | Wilhelm Baur: Reformation und Medien

34 | Georg Schäfer und Emily Hug: Reformation und Musik

49 | Martin Luther: Reformation und Ökumene

36 | Schülerin Antonia: Reformation, Schule und Bildung

50 | Herzlichen Dank an unser Projektteam

38 | Gabriele Calmbach-Hatz: Reformation und Wirtschaft

50 | Diese Unternehmen unterstützen unser Projekt

39 | Dr. Friedrich Hoepfner: Reformation und Innovation

51 | Spendenaufruf

10 | „Luther – einer von uns“ 500 Jahre Reformation und Martin Luther 12 | Das Festprogramm 14 | Einführung in Luthers reformatorische Theologie 16 | Wie die Reformation nach Baden kam 19 | Harald Birck: „Nicht den Moment des Aufhörens verpassen!“ 24 | Dr. Melitta Büchner-Schöpf: Reformation und Freiheit

40 | Prof. Dr. Gerhard Seiler: Reformation und Politik

25 | Ruth Spanagel: Reformation und das Priestertum aller Gläubigen

41 | Klaus Schroth: Reformation und Recht

26 | Pfarrer Hanns Löw: Reformation und Verkündigung & Bekenntnis, Reformation und Sterbevorbereitung

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42 | Frank Zöller: Reformation und Verantwortung 43 | Rudi Vogel: Reformation und Genuss

44 | Ekkehard Löffler: Reformation und die Lutherrose 45 | Annette Büschelberger: Reformation und Schauspiel

51 | Bildnachweis und Impressum

Von Anfang an wollten wir mit Luther sichtbar in den Alltag der Stadt gehen. Dahin, wo Menschen tagtäglich leben, lieben, arbeiten, genießen. Mit Harald Birck aus Berlin haben wir einen geistverwandten Künstler gefunden, der mit seinen Büsten markante Köpfe schafft von Kindern, Frauen und Männern, die Luthers Anliegen verkörpern. Im eigens in der Stadtkirche entstandenen Atelier hat Harald Birck in je drei bis vier Stunden mit seinen Modellen Hingucker geschaffen, die in einer Wirtschaft genauso stark wirken wie im Museum oder Theater.

In jedem Menschen, der mir zur Zeit begegnet, steckt ein Martin Luther Martin Luther hat Karlsruhe nie besucht. Dazu ist die Reformation zu lange her und die Fächerstadt zu jung. Trotzdem fühlen sich auch nach 500 Jahren Menschen in unserer Stadt mit seinen evangelischen Anliegen verbunden und leben, was er hinterlassen hat. Mit dem Projekt „Luther – einer von uns“ habe ich mich in meiner Stadt Karlsruhe auf die Suche nach diesen Menschen und Luthers Themen gemacht. Mit fünf Lebensbereichen hat es angefangen: Politik, Gottvertrauen, Fürsorge, Theologie und Musik. Und ich war überrascht, dass so gut wie alle bereit waren, mitzumachen und sich zu unserem Projekt öffentlich zu bekennen – stadtbekannte und unbekannte Bürger gleichermaßen. Luther wirkt weiter in Karlsruhe!

Große Kunst und wegweisende Theologie verbinden sich im Projekt. Mit unserem Lutherbotschafter Prof. Dr. Wilfried Härle haben wir einen Partner, der mit Sorgfalt und Sachkenntnis Luthers bleibende Botschaft in verständliche Worte fasst und durch die Büsten sprechen lässt.

Zuletzt danke ich allen auch bisher ungenannten Unterstützern im Vorder- und Hintergrund sowie unseren Modellen. Ich bin zuversichtlich, dass auch 500 Jahre nach Luthers Wirken in Wittenberg seine Sache in Karlsruhe weitergeht – vielleicht ja auch durch Sie, der Sie gerade diese Zeilen lesen.

Ihr Pfarrer Dirk Keller Leiter des Projektes „Luther – einer von uns“ Pfarrer an der Stadtkirche Karlsruhe

Aus den ersten fünf sind 22 Köpfe geworden. Und wir könnten immer so weitermachen. In jedem Menschen, der mir zur Zeit begegnet, steckt ein Martin Luther. Entweder weil er couragiert, zuversichtlich, zupackend, fürsorglich oder einfach so ist wie er. Eben wie „Luther – einer von uns“.

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Gesicht zeigen – das ist ein Motiv der Reformation

„Luther – einer von uns“. Unter diesem Motto sind Sie in Karlsruhe zu zahlreichen Veranstaltungen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum eingeladen. An Luther fasziniert: er war mutig und frei, aber auch fehlbar und von Zweifeln geplagt – eben einer von uns. Sein Gesicht steht bis heute in der Öffentlichkeit für Gottvertrauen, für Freiheit, für einen aufrechten Gang und für die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Luther hat Gesicht gezeigt und seine Überzeugungen klar und deutlich vertreten.

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Dabei ging es ihm nicht darum, einen möglichst schönen Eindruck zu hinterlassen oder ein geschminktes, glattes Idealbild zu zeigen. Luther hat um den Glauben gerungen, dass Gott uns Menschen trotz unserer Fehler freundlich ansieht. Seine Botschaft war: Christus ist das Gesicht, das über uns leuchtet und einen neuen Glanz in unsere Welt bringt. Weil er uns freundlich anschaut, so wie wir sind: mit unseren Lachfalten, aber auch unseren tief heruntergezogenen Mundwinkeln und auch den Narben, die das Leben in unser Gesicht eingezeichnet hat. Die Liebe von Christus spiegelt sich in meinem Gesicht, ebenso wie in den Gesichtern anderer Menschen, auch in denen, die mir fremd sind. Gesicht zeigen – das ist ein Motiv der Reformation, das in unserer Gesellschaft wichtig ist: in den Kirchen, in Politik und Recht, in Wirtschaft, Bildung und Kultur und im alltäglichen Leben. Gesicht zeigen heißt: Wir stehen ein für die Freiheit; wir machen deutlich, dass wir zusammengehören; wir übernehmen Verantwortung füreinander.

Ich freue mich, dass sich so viele Menschen in Karlsruhe an den Feierlichkeiten und Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum beteiligen und ihr Gesicht zeigen in Gottesdiensten und Konzerten, in Vorträgen, Podiumsdiskussionen oder Aktionen für Kinder und Jugendliche. Das Kunstprojekt mit dem Berliner Maler und Bildhauer Harald Birck macht die reformatorische Herausforderung besonders sichtbar. Zweiundzwanzig Menschen zeigen neben dem Reformator ihr Gesicht und machen deutlich: Das ist mir wichtig, dafür stehe ich ein. Gottvertrauen macht mutig und frei! Herzlichen Dank allen, die dieses Projekt ermöglicht haben. Möge Gottes Angesicht leuchten über unserer Erde und ihr Frieden schenken und der Glanz Christi sich auf unseren Gesichtern spiegeln.

Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden

Martin Luther ist einer von uns. Das Projekt der Citykirchenarbeit stellt die Person Martin Luthers ganz in den Mittelpunkt. Die theologischen Debatten seiner Zeit, die Einsichten und Dimensionen seines Wirkens werden damit in die Stadtgesellschaft von heute hineingezogen. Es geht um ein persönliches Vorbild im Glauben, aber auch um die Rolle der öffentlichen Kirche in einer pluralistischen Gesellschaft und um die Relevanz des christlichen Glaubens für den Alltag in unserer Stadt.

Für ein couragiertes und öffentliches JA zum christlichen Glauben Die Evangelische Kirche erinnert in diesem Jahr an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Der Mensch und Theologe Martin Luther spielt dabei eine besondere Rolle. Es gab viele Reformatoren und die Idee der Reformation hatte viele Unterstützer. Trotzdem verbindet sich mit seinem Namen, was in Kirche und Gesellschaft durch die Reformation in Bewegung gebracht wurde. Ihre Impulse sind noch immer für die Zukunft der Kirchen wichtig.

Heute führt uns die Auseinandersetzung mit Martin Luther zurück zum Kern des evangelischen Glaubens. Zugleich führt sie uns in die ökumenische Weite. Wir feiern die Reformation deshalb als ein Christusfest, das den Blick auf die gemeinsamen Wurzeln im Glauben lenkt. Und wir erkennen, dass das Wissen um den eigenen Standpunkt eine wesentliche Voraussetzung für den Dialog in einer zunehmend multireligiösen Gesellschaft ist. Das Projekt soll auch zu diesem Dialog beitragen.

Martin Luther werden wir in diesem Jahr an vielen überraschenden Orten unserer Stadt begegnen. Menschen von heute haben sich dafür in die Tradition Luthers gestellt und stehen ein für ein couragiertes und öffentliches JA zum christlichen Glauben. Ich bin gespannt auf den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt. Ich danke Pfarrer Dirk Keller und seinem Team für das großartige Projekt und wünsche ihm die gebührende Resonanz in der Stadt. Citykirchenarbeit soll die Kirche in der Stadt sichtbar machen. Das geschieht durch dieses Projekt in besonderer Weise.

Dr. Thomas Schalla Dekan der Evangelischen Kirche in Karlsruhe

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Luther – einer von uns Die Evangelische Kirche in Karlsruhe feiert 500 Jahre Reformation und Martin Luther

„Luther – einer von uns“ quer durch die Gesellschaft 22 Personen aus unserer Stadt ausgesucht und sie vom Theologen Prof. Dr. Wilfried Härle ausgewählten Themenbereichen zugeordnet, über die sich Luther – jeweils belegt durch Zitate – so seine Gedanken gemacht hat.

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bei den verschiedenen Präsentationen bewundert werden können. Selbstverständlich konnten nicht alle Themen angesprochen werden, aber selbst diese kleine Auswahl zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig der Einfluss Martin Luthers und die Reformation auf unser heutiges Leben noch sind. Einige Beispiele:

Als begleitende Kunstaktion modellierte der Künstler Harald Birck die 22 Köpfe der betreffenden Personen in Ton, die

Bildungschancen für Alle

Der Reformator Martin Luther ist noch immer einer von uns. „Er prägt bis heute die deutsche Politik und die deutsche Moral, die deutsche Psyche und den deutschen Geschmack, die Mode und die Esskultur, die Kunst, die Literatur und das Theater“, befand Tobias Becker im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über Luther. Auch als „Erfinder der deutschen Seele“ wurde er schon bezeichnet. Kurz und gut: Luther ist überall. Damit das auch sichtbar und begreifbar wird, haben Pfarrer Dirk Keller und seine Mitarbeiter von der Evangelischen Kirche in Karlsruhe für ihr Projekt

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Oben links: Die Evangelische Lutherkirche in der Durlacher Allee. Mit einem Festgottesdienst und Lutherfest am 5.03. 2017 beginnt das Projekt. Oben Mitte: In der Evangelischen Stadtkirche am Marktplatz in Karlsruhe endet am Reformationstag, den 31.10. unser Jubiläum. Oben rechts: Die Evangelische Christuskirche am Mühlburger Tor, Karlsruhe. Unten links: Im Zeichen der Ökumene – die Katholische Stephanskirche in der Erbprinzenstraße, Karlsruhe. Unten rechts: Die Evangelische Kleine Kirche in der Kaiserstraße, Karlsruhe.

Bildung war für den Reformator ein großes Thema: er wollte, dass jedes Kind – ob Junge oder Mädchen – Lesen und Schreiben lernt. Ihm haben wir übrigens die Groß- und Kleinschreibung zu verdanken, mit der heute noch viele zu kämpfen haben. Zudem schuf er bei seiner genialen Bibelübersetzung in eine deutsche Sprache, die auch überall verstanden wurde, neue Wortschöpfungen und Redewendungen. Die Musik war für Luther ein Geschenk Gottes. Er selbst war ein geübter Sänger, Lautenspieler, Komponist und Texter von über dreißig Liedern und er führte den deutschsprachigen Gemeindegesang ein. Manche sehen darin auch den Beginn der typisch deutschen Unterscheidung zwischen E- und U-Musik.

Virtuoser Einsatz der Medien

Es geht auch um Genuss.

Für die Verbreitung seiner Ideen nutzte der Reformator virtuos die alten und neuen Medien: gedruckte Flugschriften, Bücher, Bilder, Lieder, Schauspiele. Luther gehört mit über 500 Bildern allein aus der damaligen Cranach-Werkstatt zu den am häufigsten abgebildeten Personen der deutschen Geschichte.

Luther schätzte gutes Essen, trank gerne Bier und Wein – und alles am liebsten in Gesellschaft seiner Frau, von Freunden, Studenten und Professoren. Sie führten dabei Gespräche über alle nur erdenklichen Themen. Vielleicht sieht sich mancher Stammtisch in dieser Tradition. Doch bei allem Respekt für Martin Luther: er war kein Heiliger. Er hatte seine Fehler und manche Ansichten sind aus heutiger Sicht untragbar. Aber wer ist schon unfehlbar? Martin Luther bestimmt nicht – denn er ist einer von uns. So isch´s halt g´worre Fünf Kirchen sind an diesem Projekt beteiligt: die evangelische Stadtkirche am Marktplatz zusammen mit der Kleinen Kirche an der Kaiserstraße, die Lutherkirche an der Durlacher Allee, die Christuskirche am Mühlburger Tor und im Zeichen der Ökumene die katholische Kirche Sankt Stephan in der Erbprinzenstraße. Luther wollte keine neue Kirche gründen, er wollte nur reformieren. Aber wie sagt der Karlsruher: „So isch´s halt g´worre.“

Martin-Luther-Büste von Harald Birck, das Vorbild für unsere 22 Köpfe

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Volles Programm!

Ein Festprogramm für alle Sinne. Vom 05.03. bis 31.10. 2017 500 Jahre Reformation und Martin Luther sind wahrlich ein guter Anlass, mit allen Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern unter dem Motto „Luther – einer von uns“ zu feiern. Predigten und Gespräche, Essen und Trinken: Luther hätte vermutlich seine wahre Freude an unserem Programm.

Glanzvoller Auftakt des Projekts am 5. März 2017 in der Evangelischen Lutherkirche.

Gottesdienste mit theologischen, musikalischen und künstlerischen Akzenten.

22 repräsentative Luther-Büsten in vielen, attraktiven Werk-Präsentationen.

Talkrunden, Referate und Podiumsdiskussionen rund um 500 Jahre Reformation

Oratorien, Chor- und Orgelkonzerte und Madrigale sind unüberhörbare Programmpunkte.

Im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes predigt Prälat Traugott Schächtele über die Reformation und Martin Luther. Der Künstler Harald Birck, Lutherbotschafter Prof. Dr. Wilfried Härle und Projektleiter Pfarrer Dirk Keller präsentieren die 22 Büsten und die entsprechenden Luther-Bezüge der Kunstaktion „Luther – einer von uns“. Im Anschluss eröffnet Dekan Dr. Thomas Schalla das vergnügliche Lutherfest. Gastgeberin ist Pfarrerin Ulrike Krumm von der Lutherkirche.

Die Theologie Martin Luthers und ihr Verständnis ist zentrales Element unseres Projektes. Lutherbotschafter Prof. Dr. Härle thematisiert die Aufgaben der Theologie und Generalintendant Peter Spuhler, spricht und predigt neben vielen anderen Mitwirkenden, z.B. über die Macht des Wortes. In allen beteiligten Kirchen feiern wir szenische und musikalisch geprägte Festgottesdienste.

Die Präsentationen der vom Künstler Harald Birck gestalteten Skulpturen, insbesondere zum Auftakt am 5. März 2017 in der Lutherkirche und zum Abschluss am Reformationstag in der Stadtkirche am 31. Oktober 2017, sind ein fester Bestandteil des Programms. An den vorgesehenen, endgültigen Standorten übergeben wir die Büsten im Rahmen von Gottesdiensten, Andachten und Vorträgen.

Talkrunden im Modehaus Schöpf zum Thema „Zivilcourage“, eine Podiumsdiskussion im Gartensaal des Schlosses, beispielsweise über die neuen Medien und Vorträge über die Bedeutung Luthers und seinen Einfluss auf unser heutiges Leben sorgen – jeweils an ganz unterschiedlichen Orten – für eine informative und unterhaltsame Auseinandersetzung mit den weiten Themenfeldern „Reformation und Martin Luther“.

Zum ersten Mal ist in Karlsruhe das Oratorium „Luther in Worms“ zu hören. Auch der „Internationale Orgelsommer“ mit internationalen Organisten aus aller Welt ist dabei. Schauspieler vom Badischen Staatstheater setzen Themen wie Sterben, Recht und Gerechtigkeit und das Wirken Martin Luthers in Szene. Mit markigen Luthersprüchen wird die Schauspielerin Annette Büschelberger im Vogelbräu-Biergarten für deftige Unterhaltung sorgen.

Das Genießen – ob beim Hoffest, beim Lutherfest oder den Festen in den Kirchengemeinden – gehört bekanntlich auch zu Luther.

Krönender Projekt-Abschluss am Reformationstag, in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe, am 31.10. 2017.

Man kann mit Lutherbier einander zuprosten, sich Speisen wie zu Luthers Zeiten schmecken lassen oder gebackene Lutherrosen naschen. Die Kinder dürfen natürlich nicht fehlen. Neben Frühstücksund Kindergottesdiensten sind u.a. ein Filmgottesdienst und ein Theaterstück über einen Fußballtrainer und Gottes Gnadenzusage im Programm.

Bei einem ökumenischen Gottesdienst mit unserem Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und dem katholischen Erzbischof Stefan Burger werden noch einmal alle 22 Büsten des Projekts „Luther – einer von uns“ zu sehen sein. Das wird ein starkes Zeichen der zunehmenden Verbundenheit unserer beiden Kirchen.

Eine ausführliche Übersicht aller 78 Termine haben wir in unserem ausführlichen Veranstaltungskalender und auf unserer Website zusammengestellt. Auf unserer Facebook-Seite informieren wir Sie zeitnah über die einzelnen Veranstaltungen.

Ein Festgottesdienst und heiteres Lutherfest zum Auftakt unseres LutherJubiläums am 5. März 2017 in der Lutherkirche.

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Künstler Harald Birck aus Berlin in seinem Karlsruher Luther-Atelier in der Stadtkirche.

Die Chöre des Cantus Juvenum geben acht Konzerte.

In der Evangelischen Stadtkirche werden am Reformationstag alle 22 Skulpturen nochmals präsentiert.

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Einführung in Luthers reformatorische Theologie Reformation und Theologie Wie wurde Martin Luther zum Reformator? Das war ihm jedenfalls nicht in die Wiege gelegt, als er am 10. November 1483 in Eisleben geboren wurde. Gute Ratschläge Seine zur Schwermut neigende Mutter hat ihm die Devise mitgegeben: Man muss sich bei den Menschen beliebt machen. Sein als Bergmann aufstrebender Vater hat ihm beigebracht, dass im Leben alles vom beruflichen Erfolg, von Geld und Ansehen abhängt. Bei den Verwandten in Eisenach lernte er schließlich, dass es noch wichtiger sei, rechtzeitig vor dem Tod seine Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen. Martin Luther versuchte, alle drei Ratschläge zu befolgen. Er wurde ein umgänglicher Mensch. Er wählte das Studium der Rechtswissenschaften. Und

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als am 2. Juli 1505 ein Blitz dicht neben ihm einschlug, gelobte er Anna, der Schutzheiligen der Bergleute, ein Mönch zu werden. Zwei Wochen später trat er in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Damit hatte er den von der Kirche empfohlenen Weg zur ewigen Seligkeit gewählt. Verzweifelte Perspektiven Aber diese Rechnung ging für ihn nicht auf. Zwar erfüllte er alle Klostergelübde (Armut, Keuschheit und Gehorsam) ohne große Anstrengung, auch nahm er alle Möglichkeiten des Gebets, der Beichte, der Buße und des Fastens intensiv wahr, aber er fand nicht zum inneren Frieden mit Gott. Warum? Weil er aus der Bibel wusste, dass es das größte Gebot ist, Gott von ganzem Herzen zu lieben. Aber diese Liebe konnte er durch all sein Tun nicht in sich erwecken. Er erfüllte die Gebote und Ratschläge der Bibel und der Kirche ja nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus Liebe zu sich selbst, um

nicht in die Hölle zu kommen. Ihm wurde verzweifelt bewusst, dass man unter der Androhung von Verdammnis Gott nicht lieben kann. Das trieb ihn in einem mehr als zehn Jahre dauernden inneren Ringen im Kloster in die Verzweiflung. Was sollte er denn tun? Eingang zum Paradies gefunden Die Antwort, die er schließlich beim Apostel Paulus und beim Propheten Habakuk fand, hieß: Vertraue auf Gottes Gnade! Als ihm diese Einsicht zuteilwurde, fühlte er sich wie neu geboren und ins Paradies versetzt. Seine Beziehung zu Gott wurde zurechtgebracht nicht durch sein eigenes Tun, sondern durch das Empfangen und Annehmen dessen, was Gott in Jesus Christus getan hat, indem er sich selbst erniedrigt, Mensch wird und sogar den Tod am Kreuz auf sich nimmt. Tiefer kann Gott sich nicht zum Menschen herunterneigen. Das zu erkennen, wurde für Luther zu der reformatorischen Entdeckung, die er nicht für sich behalten konnte und wollte. Indem er seine römisch-katholische Kirche an dieses Zentrum des christlichen Glaubens erinnerte,

Das Luther-Denkmal in Stotternheim erinnert an das Blitz-Gelöbnis Luthers, Mönch zu werden.

Luther, durch den Kirchenbann zum Ketzer erklärt, wird auf dem Reichstag in Worms 1521 mit der Reichsacht belegt und für vogelfrei erklärt. wurde er zu einem Reformator, der beim Kirchenvolk – vor allem in Deutschland – große Zustimmung fand, aber vom Papst als Ketzer verurteilt und mit dem Bann belegt wurde. Dem folgte alsbald die Ächtung durch den Kaiser. Die reformatorische Bewegung fand dadurch nicht ihr Ende. Sie führte aber – gegen Luthers ausdrücklichen Willen – allmählich zur Entstehung einer eigenen, eben der Evangelischen Kirche.

Entstehung der Evangelischen Kirche(n) Den Beginn des Prozesses, in dem die Evangelische Kirche entstand, bildete die Entscheidung von Landesfürsten und Städten, die reformatorische Predigt einzuführen. Dazu wurden geeignete Prediger eingestellt und der Gottesdienst von bestimmten Vorstellungen befreit, z. B. dass der Opfertod Jesu Christi auf unblutige Weise wiederholt werde.

Als Luther und Melanchthon im Jahr 1527 aufgefordert wurden, die evangelischen Prediger und Gemeinden zu visitieren, mussten sie freilich feststellen, dass deren Bildungsstand und die Qualität der kirchlichen Arbeit sehr zu wünschen übrig ließ. Luther verfasste darauf 1529 den Kleinen Katechismus für Kinder und einfache Leute sowie den Großen Katechismus für die Pfarrer. Melanchthon schrieb 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg das Augsburgische Bekenntnis. Damit waren die drei wichtigsten evangelischen Bekenntnisschriften formuliert, die zusammen mit den altkirchlichen Bekenntnissen bis heute die Lehrgrundlage für die evangelische Kirche bilden. Durch den Augsburger Religionsfrieden von 1555, der den weltlichen Landesfürsten und den Städten die freie Wahl der Konfession zubilligte, und durch den Westfälischen Frieden von 1648, der dieses Recht den einzelnen Christen zugestand, wurde die konfessionelle Teilung unseres Landes bis heute besiegelt.

Humanist und Theologe Philipp Melanchthon, aus Bretten. Er war neben Luther eine treibende Kraft der deutschen Reformation. Aber die evangelischen Kirchen verzichteten weiterhin darauf, eigene Bischöfe einzusetzen. Sie übertrugen diese Aufgabe den jeweiligen Landesherren als den „ersten Christen im Land“. Das endete erst mit der Weimarer Reichsverfassung von 1919. Durch die von ihr verfügte Abschaffung der Staatskirche wurden die evangelischen Kirchen genötigt, endlich eigene Kirchenleitungen einzurichten.

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Wie die Reformation nach Baden kam Martin Luther und die Reformation in Baden bis heute Die Markgrafschaft Baden ist zur Reformationszeit eine kleine, wenn auch aufgrund des Titels nicht ganz unbedeutende, Markgrafschaft am Oberrhein. Karlsruhe existiert noch gar nicht. Regiert wird von Pforzheim aus. Markgraf Christoph I. (1475 – 1515) gelingt es, sein kleines Territorium, das auf Gebiete rund um Pforzheim, im Breisgau und Lörrach zurückgreifen kann, kontinuierlich auszubauen und innerlich zu festigen. Die drei Söhne Christophs I. teilen die Hinterlassenschaft des Vaters. Der in Baden regierende Markgraf Philipp I. ist Statthalter im Reichsregiment. Sein Kanzler Hieronymus Vehus übernimmt daher die Verhandlungen mit Luther auf dem Wormser Reichstag. Die Linie des Hauses Baden bleibt ganz habsburgisch. Zu sehr ist man abhängig von der Gnade des

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Oben: Bildnis des Cristoferus Marchio Badensis, Christoph I. von Baden, 1511, von Hans Baldung Grien (2). Links: Die obere und untere Hard an der Alb. Links oben erkennt man Durlach und den Turmberg. Panoramakarte, um 1590. Kolorierte Zeichnung nach einem Plan des Generallandesarchivs, kopiert von W. Bender 1882 (1).

Kaisers. Als Philipp 1533 ohne Nachkommen stirbt, teilen seine Brüder Bernhard und Ernst das Erbe unter sich auf. Sie können sich aber erst nach längeren Streitigkeiten einigen. Die Teilung von 1535 hat für 250 Jahre das Schicksal der Markgrafschaft bedingt und bewirkt, dass sich der Besitz der beiden Linien von Süden nach Norden zweimal durcheinander schichtet.

der Bevölkerung getragen wird. 1551 verbündet sich Moritz von Sachsen mit anderen Fürsten und es gelingt, Karl V. zur Flucht zu zwingen. Im Passauer Vertrag (1552) werden den Protestanten weitgehende Rechte zugesichert und im Augsburger Religionsfrieden von 1555 bestätigt. Von nun an hat der Landesherr das Recht, die Reformation in seinem Gebiet einzuführen.

Zu Beginn der 1530er-Jahre wird die Reformation in vielen Gebieten und Reichstädten des Heiligen Römischen Reiches eingeführt. Kaiser Karl V. tritt der von ihm als Ketzerei verstandenen evangelischen Auffassungen im Reich entgegen.

Baden traut sich

Nachdem Karl V. 1544 außenpolitisch den Rücken frei hat, hofft er zunächst durch ein Konzil (Trient 1545) oder durch eine Reihe von Religionsgesprächen, die Glaubenseinheit wiederherstellen zu können. Gleichzeitig sichert er sich die Unterstützung des protestantischen Fürsten Moritz von Sachsen und schlägt gegen das geschwächte evangelische Bündnis (Schmalkaldener Bund) los. Der vom Kaiser in der Folge gewonnene Krieg führt 1548 zum sogenannten Augsburger Interim, in dem der Kaiser versucht, die Zeit zurückzudrehen und den Protestantismus zu vernichten. Es kommt zum Widerstand, der nicht nur von den Fürsten, sondern auch von weiten Teilen

Nach dem Passauer Vertrag führen eine Anzahl von weltlichen Herrschaften im Südwesten Deutschlands die Reformation durch. Auch Markgraf Ernst von Baden-Pforzheim soll Pläne dazu gehabt haben,

schreckt aber weiterhin vor einem möglichen Konflikt mit dem Regenten des katholischen Vorderösterreich, Erzherzog Ferdinand zurück, der seine Ansprüche auf die badischen Gebiete im Breisgau anmeldet, die von habsburgischem Gebiet umklammert sind. Markgraf Karl II. setzt sich auf dem Reichstag sehr für den Augsburger Religionsfrieden von 1555 ein, der es den weltlichen Reichsständen freistellt, die Reformation einzuführen. Mit dieser Absicherung und auf Drängen von Herzog Christoph von Württemberg wagt es Karl II. dann, die Reformation auch in der Markgrafschaft Baden-Durlach durch den Erlass einer neuen Kirchenordnung am 1. Juni 1556 einzuführen. Württemberg, Basel und die Pfalz schickten Theologen, da Baden keine Hochschule besitzt.

Die Einkünfte aus dem säkularisierten Kirchengut werden für Stipendien zur Ausbildung der Theologen in Tübingen und Basel verwendet.

Oben: Titelblatt der Kirchenordnung von 1556 (4). Links: Markgraf Karl II. von DurlachBaden, auch „Karle mit der Tasch’“ genannt, erstellt etwa 1627 (3).

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Die neuen Verhältnisse

Die Reformation – 1556 wurde eine der württembergischen verwandte Kirchenordnung erlassen – sucht Karl ohne Anwendung von Zwangsmaßnahmen durch Verhandlungen und Abfindung der Geistlichen und Ordensleute durchzusetzen. So beweglich er in der Behandlung der einzelnen politischen und konfessionellen Fragen war, so fest hält er an dem einmal vollzogenen Konfessionswechsel. 1565 verlegt er die Residenz von Pforzheim nach Durlach, nachdem er dort ein Schloss erbaut hat (1689 zerstört). Seitdem führt die Linie den Titel Baden-Durlach. Von dort aus wird 1715 Karlsruhe gegründet. Eine neue Kirchenordnung Die Vorbereitung der Reformation und die Abfassung der Kirchenordnung wird einer Kommission unter Vorsitz des Kanzlers der Markgrafschaft Baden-Pforzheim, Martin Achtsynit (auch Amelius), übertragen. Mitglieder der Kommission sind die Tübinger Theologen Jacob Andreae, die sächsischen Theologen Maximilian Mörlin und Johann Stössel sowie der Heidelberger Hofprediger Michael Diller. Nebst den Theologen gehören der Kommission die markgräflich badischen Hofräte Johann Sechel und Georg Renz an. Achtsynit wird erster Direktor des Kirchenrates. Karl selbst wird Landesbischof der Evangelischen Kirche und tritt damit die

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Durch häufige Visitationen soll sichergestellt werden, dass nur noch lutherische Pfarrer tätig sind und die Kirchenordnung eingehalten wird. Zahlreiche katholische Pfarrer werden ausgewiesen. In seinen südbadischen Herrschaften bestreitet Ferdinand von Österreich Karl das Recht, die Reformation einzuführen.

Johannes Brenz, Reformator und Theologe konzipierte die „Große württembergische Kirchenordnung“ von 1559 (6).

Jacob Heerbrand, Theologe und Reformator, um 1590, war an der Schlussredaktion der Kirchenordnung beteiligt (5).

Nachfolge der bisher jeweils für Teile seiner Herrschaft zuständigen Bischöfe von Straßburg, Speyer und Konstanz an. Die unterschiedlichen theologischen Positionen beeinträchtigen die Arbeit der Kommission, werden aber von Kanzler Achtsynit ausgeglichen.

Letztlich übernimmt man aus politischen Gründen weitgehend die Kirchenordnung Württembergs, die Johannes Brenz 1553 konzipiert hat. Für die noch im Herbst 1556 durchgeführte erste Kirchenvisitation stellt Württemberg auch noch den angesehenen Theologen Jacob Heerbrand zur Verfügung, der an der Schlussredaktion der Kirchenordnung beteiligt ist. Für das badische Oberland ernennt Karl den Baseler Theologen Simon Sulzer zum Generalsuperintendenten. Baden wird damit theologisch lutherisch im Brenzschen Sinne geprägt.

In der Folge trennt sich das Haus Baden kurz nach der Teilung des Landes 1556 in einen evangelischen und einen katholischen Zweig. Als die beiden Markgrafschaften durch Erbfolge 1771 wieder unter Markgraf Karl Friedrich zusammenkommen, hat dieser die Weitsicht und Souveränität, mehrere Glaubensrichtungen zuzulassen und zu Akzeptanz und Toleranz aufzurufen. Diese Linie der weitsichtigen Toleranz in religiösen Fragen prägt seitdem die Markgrafschaft Baden und das spätere Großherzogtum.

„Nicht den Moment des Aufhörens verpassen!“ Über Harald Birck, malender Bildhauer und bildhauernder Maler Der Berliner Bildhauer und Maler Harald Birck schuf im Rahmen des Kunstprojekts „Luther – einer von uns“ eine 22-teilge Skulpturen-Serie von couragierten Menschen, darunter 20 Bürgerinnen und Bürger Karlsruhes, die sich durch ihr Leben, ihre Werte und ihr Wirken zur Reformation und Martin Luther bekennen. Das temporäre, kleine, aber helle Kirchturmatelier in der evangelischen Stadtkirche am Marktplatz ist ausgesprochen kopflastig. Die Fenster an den drei Wänden lassen Licht auf ungewöhnliche Köpfe fallen. Sie stellen unter anderem eine jugendliche Chorsängerin dar, einen ehemaligen Oberbürgermeister, einen Obdachlosen, eine geschätzte Schauspielerin, einen stadtbekannten Brauer, einen sizilianischen Arbeiter, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, einen Martin Luther.

Alle haben eins gemeinsam: sie sind aus Ton. Der Schöpfer dieser faszinierenden Skulpturen ist der Künstler Harald Birck. Er ist Bildhauer, Maler, Fotograf und sehr geduldig.

Geduldig ist auch sein betagter Hund Pablo, der immer dabei ist und den Birck immer öfter die Treppen hinuntertragen muss. Birck, in Heidenheim geboren, arbeitet und lebt in Berlin und in Görzke, einem Dorf in Brandenburg. Er studierte in den 80er Jahren an der Staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe und war Meister-

schüler von Professor und damaligem Rektor Klaus Arnold. „Wir zeichneten und malten nach Modell ohne Ende. Etwas vor sich zu haben, auf das ich reagiere, war und ist für mich sehr inspirierend.“ Die Mitarbeit unter anderem bei der Ausführung der Wandmalerei im Badischen Staatstheater unter Arnolds Anleitung betrachtet er als „Praktikum an der großen Wand“.

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Birck sieht sich als bildhauernden Maler. Seine Skulpturen sind für ihn dreidimensionale Bilder, die je nach Ansicht dem Betrachter unterschiedliche Eindrücke vermitteln. „Gelernte Bildhauer kommen meistens nicht vom Sockel weg.“ Deshalb haben seine Skulpturen einen angedeuteten Oberkörperansatz und Kleidung. Sie sind nach unten offen und bekommen dadurch eine scheinbare Leichtigkeit, trotz ihrer merklichen Überlebensgröße von fast 70 cm. Die Struktur der Oberfläche ist rau gefurcht. Durch Bircks typisches Stilmittel, diese besondere Textur, erzeugen die Köpfe – je nach Entfernung des Betrachters – eine andere Wirkung.

Wieviel Abstraktion lasse ich zu?

Der Schöpfungsprozess eines Kopfes beginnt mit einem Papierknäuel, auf das Birck die Tonschichten aufträgt und anschließend mit Fingern und Messer modelliert. „Entscheidend dabei ist, nicht den Moment des Aufhörens zu verpassen. Wie in der expressiven Malerei, muss auch bei meinen Skulpturen noch was offen bleiben. Sie müssen noch lebendig sein.“ Zum Unterschied von anderen Materialien verändert sich das Kunstwerk aus Ton nach Abschluss des Modellierens jedoch noch unabhängig vom Künstler: beim Brennen mit Gas bis zu 1100 Grad

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Ich bin auch für das innere Bild der Person zuständig

ändern sich Farbe und Größe. „Darauf muss sich ein Künstler erst mal einlassen und dies akzeptieren. Dieses Vertrauen, das ich in das Material setze, hat mir meine Frau und ausgebildete Töpfermeisterin Cordula gegeben.“ Die Farbigkeit kommt fast ausschließlich aus den sechs verschiedenen – von rötlichen bis grauen – Westerwälder Tonsorten. Nur ganz dezent – und auf den ersten Blick kaum zu sehen – hat er an einigen Stellen Engoben, eine Suspension von Tonmineralien und Metalloxiden, eingesetzt.

Ein Blick in Harald Bircks Luther-Atelier in der Karlsruher Stadtkirche am Marktplatz.

„Bei Porträts – ob Malerei oder Bildhauerei – gibt es immer die Diskussion um die Frage: “Wieviel Abstraktion lasse ich zu?“ Denn die Ähnlichkeit mit der Person muss ja vorhanden sein. Ich bin als Künstler aber nicht nur für das äußere, sondern vor allem auch für das innere Bild der Person zuständig – so wie ich es sehe. Deshalb führe ich mehrstündige Gespräche, in denen ich mich auf den Menschen einlasse, auf seine Gefühlswelten eingehe.“ Es ist immer ein Balanceakt zwischen der Sicht des Künstlers und des Porträtierten. Birck hat sich mit seinen Tonköpfen einen Namen gemacht. Ein Projekt begann mit den Besuchen eines Freundes, der in Berlin als Pfarrer eine Art Kantine für Obdachlose, die „Citystation“, betreute. „Ich lernte

Symphatisch und engagiert: der Berliner Bildhauer und Maler Harald Birck. einige von ihnen kennen, hörte mir ihre Lebensgeschichte an und erfuhr viel über ihr hartes Leben auf der Straße.“ Daraus entstand schließlich ab 2006 in Zusammenarbeit mit der Stadtmission das Projekt „Auf Augenhöhe“ mit 70 Porträtbüsten, die danach in diversen Ausstellungen zu sehen waren. Sogar im Arbeitsministerium stehen inzwischen zwei Skulpturen. Aber auch Prominente mussten sich in Geduld üben und saßen bei ihm Modell.

Dann kam Luther! „Mein Vater war Pfarrer und somit bin ich mit meinen vier Schwestern in einem protestantischen Milieu aufgewachsen. Für mich war Martin Luther ein Held. Da war für mich 2010 die Auftragsarbeit einer Lutherbüste in Bronze vom Luther-Hotel Wittenberg etwas Besonderes.“

Nun ist Martin Luther wieder sein Thema: diesmal allerdings wieder in Ton und in Karlsruhe. Unter dem Titel „Luther – einer von uns“ hat er für das Projekt von Pfarrer Dirk Keller und der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe inzwischen über 20 Porträtköpfe – wie anfangs erwähnt – von Menschen aus dieser Stadt geschaffen, von denen manche mit einem modischen Accessoire aus der Lutherzeit ausgestattet wurden. Für Birck gab und gibt es keinen Unterschied in der Intensität der Auseinandersetzung mit den doch sehr verschiedenen Personen. „Alle waren und sind für mich gleich wichtig.“ Genau das erkennt man bei jedem der modellierten Köpfe des Künstlers Harald Birck. Zum Auftakt am Sonntag, 5. März 2017, um 10 Uhr werden alle Büsten in der Karlsruher Lutherkirche zu sehen sein. Danach wird jede zu ihrem speziellen und endgültigen Standort gebracht und dort in einer Präsentation gewürdigt. Die Termine sind im Veranstaltungskalender aufgeführt. Zum Abschluss können am Reformationstag. Dienstag, 31. Oktober 2017 um 20:00 Uhr, nochmals alle Büsten in der Karlsruher Stadtkirche am Marktplatz bewundert werden.

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22 von uns! Die 22 Büsten des Kunst-Projektes auf einen Blick

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Ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. 22 Menschen zeigen neben dem Reformator ihr Gesicht und machen deutlich: Das ist mir wichtig, dafür stehe ich ein. Gottvertrauen macht mutig und frei! Erleben Sie die vollständige Büstengruppe an zwei Tagen: am 5. März 2017, ab 10:00 Uhr in der Lutherkirche und am Reformationstag, am 31. Oktober 2017, ab 20:00 Uhr in der Stadtkirche am Marktplatz.

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„Ich kann nicht anders, hier stehe ich.“ Martin Luther über Freiheit und Gewissen „Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen, weil es weder sicher noch lauter ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. [Ich kann nicht anders, hier stehe ich.] Gott helfe mir. Amen.“ Dieses Luther-Zitat ist der Schluss seiner Antwort, mit der er in Worms auf die wiederholte Aufforderung des Kaisers reagierte, seine (Irr-)Lehren zu widerrufen. Sie hieß nicht einfach: „Ich kann und will nichts widerrufen“, sondern Luther gab dafür auch eine Begründung: „Mein Gewissen ist in den Worten Gottes gefangen“. Die Szene in Worms, die manche Ausschmückungen und viele Darstellungen gefunden hat, zeigt vor allem, dass ein Mensch, der sich in seinem Gewissen durch die Wahrheit gebunden weiß, frei, aufrecht und unerschrocken auftreten

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kann. Und dazu braucht man keinen „Auftritt“ vor Kaiser und Reich, dazu reichen schon die vielen alltäglichen Situationen, in denen es gilt, seinen Mann oder seine Frau zu stehen. Dr. Melitta Büchner-Schöpf stand jahrzehntelang als Ministerialdirigentin im Wirtschaftsministerium ihre Frau. Als spätere geschäftsführende Inhaberin vom Modehaus Schöpf ließ sie sich in ihrem Protest gegen die U-Strab nicht beirren. „Ich bin bereit für das einzutreten, wovon ich überzeugt bin, auch wenn ich damit auf Widerstand stoße. Es hat mich immer beeindruckt, wie Luther als einfacher Mönch gegen die beiden damaligen Weltmächte – die Katholische Kirche und den Kaiser – aufstand, um seine Überzeugungen durchzusetzen.“ Veranstaltung zum Thema 17. Juni
2017, 14:30 Uhr: „Zivilcourage“ – Talk im Modehaus, mit Frau Dr. Melitta Büchner-Schöpf, Modehaus Schöpf, Karlsruhe am Marktplatz, Eintritt frei

„ ... durch die Taufe zu Priestern geweiht.“ Martin Luther über das Priestertum aller Gläubigen „Was aus der Taufe gekrochen ist, das kann sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht ist, obwohl es nicht jedem zusteht, solche Ämter auszuüben. Denn weil wir alle gleichermaßen Priester sind, darf sich niemand selbst hervortun und wagen, ohne unser Bewilligen und Erwählen das zu tun, zu dem wir alle gleichermaßen berechtigt sind.“ Dass alle Christen Priester sind, ist keine Erfindung Luthers, sondern steht so in der Bibel. Das besagt, dass alle durch die Taufe eine unmittelbare Beziehung zu Gott haben, die nicht von einer menschlichen Vermittlungsinstanz abhängig ist.

Gott bietet uns sozusagen das Du an und ist immer für uns zu sprechen. Das heißt auch, dass alle Christen selbst beten, die Bibel lesen und auslegen können. Aber da alle dieses Recht haben, braucht es dort, wo Christen zusammenkommen, eine Verständigung darüber, wer für die Gemeinschaftsaufgaben am besten geeignet ist. Diese Geeigneten soll man dazu beauftragen (ordinieren). Deshalb gibt es auch in den reformatorischen Kirchen Männer und Frauen, die als Pfarrer und Bischöfe tätig sind. Sie schützen das Allgemeine Priestertum vor willkürlichem Gebrauch. Ruth Spanagel war jahrzehntelang die gute Seele der Stadtkirchengemeinde. Sie besuchte Kranke, tröstete Unglückliche und packte überall an, wo fleißige Hände gebraucht wurde. Ehrenamtlich und bescheiden lebte sie ihr Christsein ganz selbstverständlich im Alltag – ganz im Sinne von Luthers Idee des „Priestertums aller Gläubigen“. Veranstaltung zum Thema 15. Mai 2017,
10:30 Uhr: Gottesdienst mit Präsentation und Übergabe der Büste von Ruth Spanagel, Evangelische Stadtkirche, Karlsruhe

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„So beabsichtige ich, nur den Knechten und Mägden zu predigen.“ Martin Luther über Verkündigung und Bekenntnis „Wenn ich auf die Kanzel komme, so beabsichtige ich, nur den Knechten und Mägden zu predigen. Um Melanchthons oder der ganzen Universität willen, wollte ich nicht ein einziges Mal auftreten. Denn sie können in der Bibel wohl selbst lesen. Wenn man aber den Hochverständigen predigen und bloß Lehren und Meisterstücke von sich geben will, so steht das arme Volk da wie eine Kuh.“

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Was Luther hier zu seinem eigenen Predigen sagt, möchte man sich für alle Pfarrerinnen und Pfarrer wünschen. Wer so predigt, dem geht es nicht darum, seine gebildeten (oder eingebildeten) Hörer zu beeindrucken, sondern einfachen, normalen Menschen etwas verständlich zu machen, womit sie in ihrem Leben etwas anfangen können. Wer – wie Martin Luther oder Pfarrer Hanns Löw – vor seinen Hörern nicht glänzen, sondern ihnen etwas Nahrhaftes geben will, hat vermutlich auch mehr Courage auf der Kanzel das zu sagen, wovon er selbst überzeugt ist, auch wenn man sich damit nicht beliebt macht oder sich sogar in Gefahr bringt. „Mach‘s Maul auf“! Wenn Pfarrer Hanns Löw in der Stadtkirche predigte, saßen die Männer der Gestapo unter seiner Kanzel und registrierten penibel jedes seiner kritischen Worte über die Gesellschaft. Auch seine jüdische Haushälterin fand bei ihm Schutz. Orientiert hat er sich allein an Worten der Bibel. Löw wusste sehr wohl, dass sein Verhalten gefährlich war, aber den Mut für sein Bekenntnis konnte ihm keiner nehmen.

„Dass du den Tod willig annimmst und nicht fürchtest.“ Martin Luther über die Sterbevorbereitung

Stadtkirchenpfarrer Hanns Löw war von 1934 bis 1966 Seelsoger der Altstadtgemeinde und hat im 2. Weltkreig und kurz danach viele Karlsruher auf dem Friedhof beim Abschied begleitet.

„Nun sieh, was soll dir dein Gott mehr tun, damit du den Tod willig annimmst, nicht fürchtest und überwindest? Er zeigt und gibt dir in Christus das Bild des Lebens, der Gnade und der Seligkeit, damit du dich nicht vor dem Bild des Todes, der Sünde und der Hölle entsetzest.“ Im Gegensatz zu all denen, die den Menschen angesichts des Sterbens mit Tod, Sünde und Hölle drohen und Angst machen wollen, empfiehlt Luther den entgegengesetzten Weg: Er rät, diese Schreckensbilder hinauszuwerfen und durch Bilder von Leben, Gnade und Himmel zu ersetzen! Kennen oder haben Sie solche Bilder? Oder wo sind sie zu finden? Bevor man sich auf diese Suche begeben kann, soll man freilich – so Luther – seine irdischen Angelegenheiten

ordnen (Schulden zahlen, Testament verfassen) und sich mit seinen Mitmenschen aussöhnen, soweit das nötig ist. Sonst wird man nicht frei für den Abschied von dieser Welt. Während des 2. Weltkrieges war Pfarrer Hans Löw allein für alle evangelischen Sterbenden und deren Angehörige in ganz Karlsruhe zuständig. Auch bei einer Massenbeerdigung nach einem Bombenangriff spendete er den Hinterbliebenen seinen Trost und gab den Verzweifelten ihre Zuversicht zurück. Veranstaltungen zum Thema Sonntag, 12. März 2017,10:30 Uhr: „Sterben helfen“ Szenischer Gottesdienst, Evang. Stadtkirche, Karlsruhe Sonntag, 4. Juni
2017, 10:30 Uhr: „Pfingstgottesdienst“ mit Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Präsentation und Übergabe der Büste von Pfarrer Hanns Löw, Evang. Stadtkirche, Karlsruhe 6. Juni
2017, 20:00 Uhr: Präsentation der Büste von Pfarrer Hanns Löw, Infocenter Hauptfriedhof, Karlsruhe 29. Juni
2017, 18:00 Uhr: „Sterbevorbereitung“ Vortrag von Prof. Dr. Wilfried Härle, im Infocenter des Hauptfriedhofs, Karlsruhe, Eintritt frei

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„Trost der Seele und Kräftigung des Glaubens an Gott.“ Martin Luther über die Seelsorge „Die Seele des Menschen ist ein ewiges Ding gegenüber allem, was zeitlich ist. Darum darf sie nur mit dem ewigen Wort und nicht mit menschlichen Gesetzesvorschriften und altgewohnten Traditionen regiert und angefasst werden.“

Mit der Seele des Menschen ist das so eine Sache. Sie ist ein zartes, leicht verletzliches Gebilde. Manche Anatomen oder Pathologen suchen sie immer noch irgendwo im menschlichen Körper, heute vorzugsweise im Gehirn – wahrscheinlich weiterhin vergeblich. Die Seele des Menschen ist so etwas wie seine Ansprechbarkeit für das wirklich Wichtige im Leben. Dazu gehören die Gefühle, die Mitmenschen, und dazu gehört vor allem Gott. Wer sich von Gott ansprechen lässt, kann spüren, dass in ihm etwas Ewiges angelegt ist, das mit dem Tod nicht vergeht. Damit sollte man schon im Leben behutsam und sensibel umgehen – bei sich selbst und bei anderen. Gute, verständnisvolle Worte sind dafür besonders geeignet. Veranstaltung zum Thema 9. April 2017, 10:00 Uhr: „Katharina von Bora – eine von uns“ Gottesdienst mit Präsentation und Übergabe der Büste, in der Kapelle des Diakonissenkrankenhauses Rüppurr

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„Die Aufgabe des Seelsorgers ist, dass er an die Armen denke!“ Martin Luther über die Seelsorge „Nächst der Predigt des Evangeliums ist die vornehmste Aufgabe eines guten Seelsorgers, dass er an die Armen denke.“ Seelsorger sind für Luther zuerst Prediger, und zwar solche, die verständlich, ehrlich und kurzweilig reden, sodass man ihnen gerne zuhört und etwas lernen kann. Daneben betont Luther die Seelsorge, die zugleich Leibsorge ist, und die wir heute „Diakonie“ nennen. Und dann kennt Luther auch noch die ganz persönliche Seelsorge, mit der ihm seine Ehefrau Käthe immer wieder aus seinen Depressionen geholfen hat. Ihm selbst gelang es ihre Sorgen zu verstehen und neue Zuversicht zu geben. Dabei bedienen sich beide gerne des Stilmittels der Übertreibung, durch das sie scheinbar

die Schwermut oder die Schwarzseherei des anderen bestätigen, ihn oder sie dabei aber in Wirklichkeit ein wenig auf den Arm nehmen, sodass der andere schließlich über sich selbst lachen muss. Katharina von Bora war Luthers Ehefrau und zugleich seine Seelsorgerin. Ihr vertraute er und sie war seine Krankenpflegerin, denn der Reformator litt unter Nierensteinen und Gallenkoliken. Die Diakonissen im Rüppurrer Krankenhaus haben in diesem Geist Patienten an Leib und Seele geholfen. Sie sind „geistige Schwestern“ Katharina Luthers. Veranstaltung zum Thema 25. Mai 2017,
10:00 Uhr: „Jahresfest Diakonissenkrankenhaus“ Gottesdienst mit Festvortrag von Prof. Dr. Wilfried Härle, Diakonissenkrankenhaus Rüppurr

Rechts: Die Büste von Katharina von Bora wird in der Kapelle des Diakonissenhauses aufgestellt.

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„Denen, die wirklich arm sind, muss man helfen.“ Martin Luther über die Pflicht zur Fürsorge „In einem christlichen Volk soll es keine Armut und keine Bettelei geben, sondern Fürsorge und soziale Verantwortung, damit Armut und Bettelei gar nicht erst entstehen.“ Als eine Folge von Luthers Reformation hörten viele Menschen damals auf, Messfeiern für ihre verstorbenen Angehörigen zu kaufen oder für ihr Seelenheil Stiftungen an die Kirchen zu machen. Damit versiegte eine große kirchliche Einnahmequelle. Außerdem verließen zahllose

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Mönche und Nonnen ihre Klöster und kehrten ins bürgerliche Leben zurück. Das führte an vielen Orten dazu, dass Klöster geschlossen werden mussten. Damit entstanden gesellschaftliche Probleme, denn die kirchlichen Einnahmen waren zu Teilen für Klosterschulen und für die Armenfürsorge verwendet worden. Zudem waren Klöster Orte, an denen Menschen in Notsituationen Hilfe finden konnten. Luther erkannte diese Probleme frühzeitig und setzte sich seit 1520 konsequent für eine Neuordnung des Schul- und Sozialwesens in der Verantwortung des Adels, der Städte und der Bürger ein, damit die frei gewordenen Geldmittel nicht zu deren Bereicherung, sondern zur Vermeidung oder Linderung von Not genützt würden. So trug er zur Entstehung sozialer bzw. diakonischer Einrichtungen bei, die bis heute ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft sind.

Kenji Fritz ist 43 Jahre alt und hat eine Behinderung. Seine Eltern Berthold und Teruko Fritz sind für Unterstützung dankbar: „Fürsorge bedeutet für uns, dass der Starke dem Schwachen hilft. Wir sind froh, dass unser Sohn im zukünftigen Gemeinschaftswohnhaus betreut werden kann.“ Trägerin des Hauses ist die Johannes-Diakonie Mosbach. Projetleiterin Janina Amelung: „Stark für Menschen – das ist unsere Grundhaltung! Wir begleiten Menschen in ihrem Alltag, machen uns an Stellen stark für sie, wo es ihnen selbst nicht möglich ist. Wir sind offen für Menschen mit Unterstützungsbedarf.“

„Heiner“ ist ein regelmäßiger Gast der Bahnhofsmission. Er ließ seinen Kopf zwar modellieren, möchte aber anonym bleiben. Susanne Daferner Leiterin der Bahnhofsmission: „In der Bibel heißt es: ´Klopfet an, so wird euch aufgetan´ – und so verstehen sich die Bahnhofsmissionen. Wer immer um Hilfe nachfragt wird eingelassen. Wenn dieser Mensch durch unsere Zuwendung und Anteilnahme etwas gestärkter und zuversichtlicher wieder geht, haben wir unseren Auftrag erfüllt. Luther prangerte mutig Missstände an, war unbequem, so wie wir es sein müssen, um für Schwache und Hilfsbedürftige einzutreten.“

Veranstaltungen zum Thema

Veranstaltungen zum Thema

26. April 2017, 14:00 Uhr: „Fürsorge: Ein Zuhause für Hilfebedürftige“ Präsentation und Übergabe der Büste „Kenji“, Johannesdiakonie, Karlsruhe, Feldstraße 11

28. April 2017, 14:00 Uhr: „Fürsorge im Sinne Luthers“ Gottesdienst mit Präsentation und Übergabe der Büste „Heiner“, zusammen mit dem „Tag der Bahnhofsmission“, Hauptbahnhof Karlsruhe

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„So sehe ich wohl, dass es mirs weit, weit fehlt.“ Martin Luther über gute Theologen „Wer das Gesetz und Evangelium recht unterscheiden kann, der darf als ein guter Theologe gelten. Ich hätte gemeint, ich könnte es, weil ich so lange und so viel davon geschrieben hab; aber wenn es ans Treffen geht, so sehe ich wohl, dass mirs weit, weit fehlt!“ Wie kommt Luther darauf, dass man dann ein guter Theologe ist, wenn man z. B. die Zehn Gebote richtig vom Evangelium unterscheiden kann? Weil das Gesetz sagt, was wir Menschen zu tun haben und wofür wir verantwortlich sind. Das dürfen wir nicht auf Gott abschieben. Das Evangelium sagt dagegen, wie Gott uns das Leben und die Zuversicht gibt, die wir täglich brauchen. Das können wir uns nicht selbst beschaffen. Beides gehört zum Leben. Aber wer es nicht richtig unterscheiden kann,

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schläft, wo er eigentlich hellwach und aktiv sein sollte, und er rennt wie ein Hamster im Rad, wo er abwarten und auf Gott hoffen müsste. Diese Fähigkeit zur Unterscheidung wünscht man nicht nur Theologen, sondern allen Menschen. Dr. Wilfried Härle ist emeritierter Professor für Systematische Theologie/ Ethik an der Universität Heidelberg. Heute arbeitet er als theologischer Autor, Vortragsreisender und Seelsorger an einem Stuttgarter Seniorenstift. Unser Karlsruher Lutherbotschafter Prof. Dr. Wilfried Härle ist deutschlandweit bekannt für seine anschaulichen und überzeugenden Texte über die Bedeutung des christlichen Glaubens. Als Redner und Prediger spricht er die Sprache unserer Zeit und erreicht Herz und Verstand seiner Zuhörer. Darin ist er einer von uns, der Martin Luthers Anliegen wirksam vertritt. Veranstaltungen zum Thema 8. März 2017, 19:30 Uhr: „Vom rechten Unterscheiden“ Die Aufgabe der Theologie, Evang. Lutherkirche, Karlsruhe, Durlacher Allee 23 18. Juni
2017, 10:30 Uhr: Gottesdienst mit Lutherbotschafter Prof. Dr. Wilfried Härle, Evang. Stadtkirche, Karlsruhe

„Der Mensch soll und muss arbeiten und etwas tun.“ Martin Luther über den Wert der Arbeit „Der Mensch soll und muss arbeiten und etwas tun, aber doch daneben wissen, dass ein anderer ihn ernährt als seine Arbeit, nämlich Gottes Segen. Die Welt glaubt und erkennt aber nicht, dass eine gehorsame Magd, ein treu arbeitender Knecht und eine gebärende Frau einen betenden Mönch weit übertrifft, der nur auf sein Ansehen schaut, jene aber auf den Befehl und die Ordnung Gottes.“ Das sogenannte protestantische Arbeitsethos, das zu recht einen zweideutigen Ruf hat, stammt eher von dem Schweizer Reformator Calvin als von Luther. Insbesondere der Gedanke, dass man am wirtschaftlichen Erfolg ablesen kann, dass man von Gott erwählt ist, passt gar nicht zu Luthers Denken.

Wichtig ist für ihn jedoch zweierlei: Erstens: Der Wert der Arbeit bemisst sich nicht an dem, was man damit verdient, sondern daran, was sie zum Gemeinwohl beiträgt. Zweitens: In der Arbeit soll ein Mensch seine Begabungen zur Geltung bringen können. Wenn das gelingt, wird der Beruf zur Berufung. Ist das ein realistisches Ziel oder nur ein schöner Traum? Mit siebzehn Jahren kam Leonardo Iaci von Sizilien nach Karlsruhe. Er war Lagerarbeiter, aktiv als Betriebsrat und ist jetzt im Ruhestand. „Für mich bedeutet Arbeit einerseits Anstrengung, Monotonie, Ausbeutung. Anderseits auch Würde, Teamgeist, Begegnungen mit Menschen. Ich bin katholisch und ein wenig stolz, beim Luther-Projekt mit meinem Kopf dabei zu sein.“ Veranstaltung zum Thema 8. Juni
2017, 18:30 Uhr: „Der Wert der Arbeit“ Podiumsveranstaltung mit Präsentation der Lutherbüste, DGB-Kreis Mittelbaden, Karlsruhe, Ettlinger Straße 3A

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„Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes.“ Martin Luther über die Musik „Wer die Musik verachtet, mit dem bin ich nicht zufrieden. Denn die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes. Sie vertreibt auch den Teufel, und macht die Leute fröhlich; man vergisst dabei allen Zorn, Unkeuschheit, Hoffart, und andere Laster. Ich gebe nach der Theologie der Musik den nächsten Platz und die höchste Ehre.“ Die Liebe zur Musik hat bei Luther ihren theoretischen Grund darin, dass er die Gefühle der Menschen ernstnimmt und hochschätzt, die von der Musik angesprochen und durch sie zum Ausdruck gebracht werden. Zudem hat er die Musik selbst praktiziert: Er war ein guter Lautenspieler, hat gerne gesungen und mehrere Melodien und sogar eine kleine Kantate komponiert. Dabei hat er gemerkt, dass Musik eine wunderbare Therapie für die menschliche Seele ist.

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Diesen Impuls Luthers hat die evangelische Christenheit von Anfang an in Form von Gesang und Kirchenmusik aufgenommen. Es wäre eine wunderbare Folgerung aus dem Reformationsjubiläum, wenn Menschen wieder mehr singen würden. Christian-Markus Raiser, Organist, Kirchenmusikdirektor und Komponist. Er leitet den Bach-Chor, CoroPiccolo am Cantus Juvenum. Außerdem unterrichtet er Orgel und Chorleitung. „Singen und Musizieren ist seit Jahrtausenden Ausdruck für Freude, Lob, Trauer und Trost. Darin liegt der unschätzbare Wert der Musik. Aus diesem Grund liebe ich meinen Beruf als Kirchenmusiker: ich kann Musik machen und Menschen damit erfreuen und dabei weitergeben, was mir selbst wichtig ist. Dazu gehört auch in hohem Maße, Kinder und Jugendliche an diese Form der Musik heranzuführen und dafür zu begeistern.“ Georg Schäfer, 11 Jahre, Orgelschüler und singt im Konzertchor des Cantus Juvenum für Knaben. „Manchmal ist die Musik das Schönste in der Kirche. Sie drückt aus, was ich mit Worten allein niemals sagen könnte und sie macht mir Freude.“

Emily Hug, 17 Jahre, singt im Konzertchor des Cantus Juvenum für Mädchen. „Ich fühle mich wohl in der christlichen Umgebung zu sein, beispielsweise eben durch das Singen. Bei Luther bin ich zwiegespalten: einerseits finde ich seine Haltung zu den Juden inakzeptabel, anderseits bewundere ich, was er für die Religion bewirkt hat.“ Veranstaltungen zum Thema Emily 19. März 2017, 10:00 Uhr: „Musik ist eine gute Gabe Gottes“ Gottesdienst mit Präsentation und Übergabe der Büste „Emily“, Evang. Christuskirche, Karlsruhe Georg 21. Mai 2017,
19:00 Uhr: „Musik zur Ehre Gottes“ Gottesdienst mit Präsentation und Übergabe der Büste „Georg“, Kleine Kirche, Karlsruhe

26. März 2017, 18:00 Uhr: Oratorium „Luther in Worms“ von Ludwig Meinardus, Evang. Stadtkirche, Karlsruhe, mit Eintritt 4. April 2017, 19:00 Uhr: „Ein feste Burg ist unser Gott“ Bachkantaten zu Lutherliedern, Evang. Lutherkirche, Karlsruhe, mit Eintritt 24. Juni 2017, 19:00 Uhr, „Der gesellige Luther“ Konzert im Hof der Evang. Stadtkirche, Karlsruhe, Eintritt frei 29. September 2017, 20:00 Uhr: „Von der Freiheit“ Lieder von Luther – frei interpretiert, Kleine Kirche, Karlsruhe, mit Eintritt 8. Oktober 2017, 10:00 Uhr: „Gambenconsort Les Escapades“ Musik zur Reformation im Gottesdienst, Evang. Christuskirche, Karlsruhe, Riefenstahlstraße 2, Eintritt frei

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„Die Welt bedarf guter, fähiger Männer und Frauen.“ Martin Luther und die Aufgabe der Schulen „Es wäre doch allein schon dieser Grund ausreichend, um die allerbesten Schulen für Knaben und Mädchen an allen Orten aufzurichten, dass die Welt, um auch nur ihren weltlichen Stand äußerlich zu erhalten, guter, fähiger Männer und Frauen bedarf … Warum sollte man dann nicht solche Schulen einrichten …, dass die Kinder mit Vergnügen und Spiel lernen können …?“ Auch als Luther noch keine eigenen Kinder hatte, hat er sich schon nachdrücklich für eine Verbesserung des Schulwesens, und zwar für Jungen und Mädchen, eingesetzt.

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Er wollte Schulen, in denen die Kinder Freude am Lernen haben, in denen auch ihr Interesse an spannenden Geschichten und ihr Drang nach körperlicher Bewegung ausreichend Raum bekommen. Ihm war es wichtig, dass Kinder durch die Erziehung in Elternhaus und Schule nicht gedrillt und eingeschüchtert werden, sondern reiche Möglichkeiten bekommen, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Wenn man sich seine Ideen und Vorschläge zur Schule anschaut, bekommt man glatt Lust, dort Schüler oder Lehrer zu sein. „Mitzuerleben, wie aus einem Klumpen Ton mein Kopf neu entstanden ist, war toll.“ schildert Antonia Ehlgötz, 10 Jahre, Schülerin an der Grundschule der Evangelischen Jakobusschule. Für Schulleiterin Claudia Wagenbach bedeutet Christsein „Freiheit, Liebe, angenommen sein, eingebunden in ein großes Ganzes und getragen sein. Luthers Mut, sein Ringen um Wahrheit faszinieren und begeistern mich.“

„Gute Bücher oft lesen, das macht gelehrt.“ Martin Luther und die Bedeutung der Bildung „Viele Bücher machen nicht gelehrt, viel Lesen auch nicht, sondern gute Bücher und diese, so wenig es auch sind, oft lesen, das macht gelehrt in der Schrift und fromm dazu.“

Ulrich von Hutten, ein humanistisch geprägter Zeitgenosse Luthers, hat in der Zeit der Reformation einmal geschrieben: „Die Wissenschaften blühen, die Geister erwachen, es ist eine Lust zu leben.“ Von dieser Begeisterung für die Erforschung der Welt – auch der Welt des Glaubens – war auch Luther ergriffen. Deshalb konnte er die Vernunft als eine geradezu göttliche Gabe preisen und sich zusammen mit seinem Freund und Kollegen Melanchthon für die Verbesserung des Studienbetriebs an der neuen Universität Wittenberg einsetzen. Wichtig war ihm dabei, dass die Wissenschaft ihren scholastischen Elfenbeinturm verlässt und sich auf die alltägliche Erfahrung und das praktische Leben bezieht.

Veranstaltungen zum Thema 9. März 2017, 18:00 Uhr: „Luthers Impulse für die Bildung“ Themenabend, Evang. Jakobusschule, Sengestraße 7, Karlsruhe 27. April 2017, 18:00 Uhr: Präsentation der Büste „Luther und Bildung“, Evang. Jakobusschule, Sengestraße 7, Karlsruhe

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„Lieber mit Gott arm, als mit dem Teufel reich.“ Martin Luther über das verantwortungsvolle Wirtschaften „Die Habgier ist eine Wurzel allen Übels. Aber auch unter den Kaufleuten muss man noch einige finden, die zu Christus gehören und lieber mit Gott arm als mit dem Teufel reich sein wollen. Und es ist nicht zu leugnen, dass Kaufen und Verkaufen notwendige Angelegenheiten sind, auf die man nicht verzichten und die man durchaus christlich handhaben kann.“ Mit seiner Überzeugung von der Habgier als einer Wurzel allen Übels steht Luther nicht allein. Von Aristoteles im vierten Jahrhundert vor Christus bis zur Weltwirtschaftskrise zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Christus besteht darin große Einmütigkeit. Aber dass es so ist, heißt für Luther nicht, dass es immer und überall so sein und bleiben muss.

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Und tatsächlich gibt es aus der Menschheitsgeschichte zahlreiche Beispiele dafür, dass Habgier und Geiz durch Großherzigkeit und Freude am Teilen überwunden werden können. Vorwürfe helfen dazu wahrscheinlich am wenigsten. Aber die Erfahrung, dass wir mehr haben, als wir brauchen, kann ermutigend wirken. Und Beispiele von großzügigen Menschen, die glücklich sind, stecken an. Gabriele Calmbach-Hatz ist geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens PapierFischer und im Vorstand der City Initiative Karlsruhe aktiv. „In meinem Familienunternehmen sind mir christliche Werte wichtig. Ich gehe so mit meinen Kunden und Mitarbeitenden um, dass ich Ihnen immer in die Augen sehen kann. Es geht mir um Fairness und Wertschätzung. Das scheint mir ganz im Interesse Martin Luthers zu sein.“ Veranstaltung zum Thema 26. April 2017,
19:00 Uhr: Präsentation der Büste „Wirtschaft“ im Haus PapierFischer, Kaiserstraße 130, Karlsruhe

„Ein Mut, der da trotzig und kühn ist.“ Martin Luther über die Förderung von Innovationen „Das hebräische Wörtchen ‚Geist‘ sollte man passenderweise verdeutschen: ‚ein Mut, der da trotzig und kühn ist‘. Denn die geistliche Stärke liegt nicht in den Knochen oder Muskeln, sondern das Herz und der Mut machen‘s. Umgekehrt heißt ‚Schwachheit‘: verzagt und feige sein und es am Mut fehlen lassen.“ Luther war ein mutiger Mensch. Er hat sich nicht gefürchtet oder weggeduckt – weder vor dem Papst noch vor dem Kaiser noch vor dem Teufel. Luther war auch alles andere als ein Fürstenknecht. Sogar seinem eigenen Kurfürsten und Beschützer Friedrich dem Weisen gegenüber hat er eine freche Lippe riskiert, wenn der ihm mit dem Entzug seines Schutzes drohte und ihn so einschüchtern wollte. Und woher hatte er diesen Mut? Aus seinem Vertrauen auf Gott, also aus dem

Glauben! Dadurch kann einem Menschen eine Zuversicht zuwachsen, die ihn unabhängig macht von Geld, Beziehungen und Einfluss. Mit solchem Mut im Herzen kann man auch Neues unternehmen und wagen, bei dem es noch keine Erfolgsgarantie gibt. Offen für Neues: Dr. Friedrich Hoepfner unterstützte den Komponisten Wolfgang Rihm bereits, als dieser noch nicht so bekannt war. Über seine Stiftung fördert er junge Menschen und ihre innovativen Ideen. Unter seiner damaligen Leitung war Hoepfner die erste deutsche Brauerei mit einer eigenen Website. „Ich unterstütze mit dem Cyberforum – das Netzwerk für Hightech-Unternehmer – die Startups im IT-Bereich. Als Business-Angel coache ich Gründer auf ihrem Weg in die unternehmerische Selbständigkeit und helfe bei einem soliden wirtschaftlichen Start. Luthers riskante neue Wege der Reformation ähneln dieser ungewissen Startphase. Wie bei ihm gehören viel Mut, Beharrlichkeit und Offenheit für das Neue dazu.“ Veranstaltung zum Thema 29. September
2017, 16:00: Uhr „Reformation und Innovation“ Vortrag und Präsentation der Büste im Cyberforum, in der Hoepfnerburg, Haid und Neu Straße 18, Karlsruhe, Eintritt frei

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„Dass Gott keine Lust am Morden, Töten und Würgen hat.“ Martin Luther über die Politik „Die Obrigkeit ist ein Zeichen göttlicher Gnade, dass Gott keine Lust am Morden, Töten und Würgen hat. Denn sonst richteten die Menschen sich selbst zugrunde und fräße einer den andern auf nach dem Sprichwort: Wer stark ist und es gut kann, der steckt den andern in den Sack.“ In Zeiten von internationalem Terrorismus und Bürgerkriegen muss man nicht lange begründen, warum ein Mensch wie Luther auf die Idee gekommen ist, dass „die Obrigkeit“, das heißt eine ordnungsgemäße politische Autorität, „ein Zeichen göttlicher Gnade“ für die Menschen ist. Zwar kann auch sie Hass, Egoismus, Habgier und Aggression nicht ausrotten, aber sie kann versuchen, deren Auswirkungen einzudämmen. Das gilt nicht nur für den nationalen und internationalen Bereich, sondern ebenso im regionalen und loka-

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len Bereich, also dort, wo Kommunalpolitik gemacht und verantwortet werden muss. Um zu verhindern, dass einer den andern in den Sack steckt, braucht man auch da Persönlichkeiten, die Rückgrat haben und sich am Gemeinwohl statt an Einzel- oder Gruppeninteressen orientieren. Für den ehemaligen Oberbürgermeister Gerhard Seiler war und ist das Gemeinwohl ein lebenswichtiges Anliegen – auch nach seiner Amtszeit. Ein Beispiel dafür ist seine gelungene Rettungsaktion für den damals vor der Insolvenz stehenden KSC. „Luther begleitete mich mit einer Weisung des Paulus: die Menschen seien einander untertan, jeder Bürger dem anderen, die Bürger dem Bürgermeister, aber auch der Bürgermeister jedem Bürger. Ich wollte der Stadt Bestes, aber ich wollte auch jedem Menschen in unserer Stadt helfen. Der Blick aus dem Rathaus auf die Stadtkirche half mir dabei.“

„Niemand soll in eigener Sache Richter sein.“ Martin Luther über die Rechtspflege „Ein Richter muss vor allem rechtschaffen sein, aber nicht nur rechtschaffen, sondern auch weise, gescheit, ja auch kühn und tapfer. Denn wer alle Streitfälle recht richten und mit dem Urteil durchgreifen soll, wird oftmals gute Freunde, Verwandte, Bekannte, Reiche und Mächtige erzürnen, die ihm viel nützen oder schaden können. Darum muss er geradezu blind sein, Augen und Ohren verschließen, nichts sehen oder hören als das, was unmittelbar zur Sache gehört, und danach sein Urteil fällen.“ Ein Grundsatz Luthers für jedes Gemeinwesen lautet: „Niemand soll in eigener Sache Richter sein.“ Dann stellt sich aber die Frage: wer stattdessen? Die Antwort ist so trivial wie plausibel: Es sind die Organe der Rechtspflege, allen voran die Richter. Bei schweren Konflikten verweist

Luther die streitenden Parteien, auch die politischen Autoritäten (Fürsten, Könige und den Kaiser), auf den Rechtsweg. Er vertraut auf die Stärke des Rechts als wirksamstes Mittel gegen das Recht des Stärkeren. Das schließt freilich große Erwartungen an eine unbestechliche Justiz ein, zumal Luther sich dessen bewusst war, welche Versuchungen es auch in diesem Bereich gibt. Im Hinblick darauf darf man es als einen Segen bezeichnen, wenn ein Staat nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich ein Rechtsstaat ist – damals wie heute. Auch Rechtsanwalt Klaus Schroth ist überzeugt: „Das Recht ist die Grundlage zur Ordnung eines Zusammenlebens in der Gesellschaft mit dem Ziel, den Rechtsfrieden zu bewahren oder wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang hat im Strafrecht der „Täter-Opfer-Ausgleich“ eine großer Bedeutung. Für den auf diesem Gebiet tätigen Juristen gilt es, in geeigneten Fällen zu vermitteln und damit zu versuchen, den Rechtsfrieden wiederherzustellen. Veranstaltung zum Thema 7. Juni 2017, 15:00 Uhr: Präsentation der Büste zum Thema „Recht“, Bibliothek des Oberlandesgerichts, Hoffstraße 10, Eintritt frei

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„Ein freier Herr und dienstbarer Knecht zugleich.“ Martin Luther über die Verantwortung „Damit wir gründlich erkennen, was ein Christenmensch ist und wie es mit der Freiheit steht, die ihm Christus erworben und gegeben hat, will ich diese zwei Sätze aufstellen: - Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. - Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Freiheit ist wie eine Medaille: sie hat zwei Seiten. Die eine Seite heißt: Freiheit wovon? Die andere Seite heißt: Freiheit wozu? Das hat Luther von Paulus gelernt, der im 1. Korintherbrief 9,19 schreibt: „Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, auf dass ich möglichst viele gewinne.“

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Luther hat diese beiden Thesen an den Anfang der kurzen Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ gestellt, die er im Jahr 1520 geschrieben und Papst Leo X. gesandt hat. Damals hatte er noch die schwache Hoffnung, er könne auch den Papst für eine grundlegende Reformation der Kirche im Geist der christlichen Freiheit gewinnen. Wo das gelingt, zeigt es sich daran, dass beides miteinander vorkommt: Freiheit aus Glauben und Dienst aus Liebe, und zwar so, dass das Zweite aus dem Ersten folgt. Frank Zöller hat einen eigenen Betrieb und ist Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik. Er hat die Verantwortung für seine Mitarbeiter, er engagiert sich für die Ausbildung von Jugendlichen. „Verantwortung bedeutet für mich ein Vertrauensvorschuss auf Antworten für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Christsein bedeutet für mich, Erinnerung an die Lehren von Jesus Christus und mit diesen Lehren mein Leben zu gestalten. Luther hatte den Mut zur Veränderung – das verbindet uns.“ Veranstaltung zum Thema 19. Mai 2017,
12:00 Uhr: Präsentation der Büste „Freiheit und Verantwortung“, Haus der Innungen, Rüppurer Straße 10, Karlsruhe (geschlossene Gesellschaft)

„Bierbrauen und Gottvertrauen.“

und es auch gar nicht versuchen soll. Das setzt freilich voraus, dass man darauf vertraut, dass ein Anderer, Größerer die Welt schließlich und endlich zum Guten lenkt. Und dieses Vertrauen kann man sich nun wieder nicht selbst erarbeiten und besorgen. Aber es ist schön, wenn es einem zuteilwird. Dann sollte man es genießen – notfalls auch mit Wein.

Martin Luther und das Bierbrauen „Ich bin dem Ablass und allen Papisten entgegengetreten, aber mit keiner Gewalt. Ich habe nur Gottes Wort verkündigt, gepredigt und geschrieben, sonst hab ich nichts getan. Das Wort Gottes hat, wenn ich geschlafen habe oder wenn ich Wittenbergisches Bier getrunken habe, so viel getan, dass das Papsttum so schwach geworden ist.“ Dass Biertrinken ein Ausdruck von Gottvertrauen sein kann, versteht sich nicht von selbst. Die meisten Menschen würden diesen Zusammenhang wohl von sich aus nicht herstellen. Luther stand dem reichlichen Biergenuss der Deutschen an sich ablehnend gegenüber, aber er hat vor allem das abendliche Biertrinken mit Freunden als Ausdruck dafür empfunden, dass ein Mensch nicht alles lenken, richten und schaffen kann

Braumeister Rudi Vogel gründete 1985 Karlsruhes erste Hausbrauerei, der Vogelbräu. „Gegen alle Widerstände konsequent sein Ziel verfolgen und sich nicht beirren lassen, das bewundere ich an Luther. Ausgesprochen sympathisch und naheliegend finde ich natürlich Luthers Vorlieben für gutes Bier, schmackhaftes Essen und gesellige Tischrunden. Zum Wohl!“ Veranstaltung zum Thema 18. Juni
2017, 12:00 Uhr: „Bierbrauen und Gottvertrauen“ im Vogelbräu, mit Anstich des Lutherbieres, Luther-Gerichten und markigen Lutherworten von Annette Büschelberger, Karlsruhe, Kapellenstr. 50, Eintritt frei

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Die Lutherrose – das Markenzeichen Luthers Martin Luther über die Lutherrose Schon früh benutzte Luther eine weiße Rose als Siegel, auch um damit seine Veröffentlichungen von Fälschungen zu unterscheiden. Am 14. September 1530 erhielt er vom sächsischen Kurprinzen Johann Friedrich einen goldenen Ring mit der Lutherrose. Diese wurde nun sein Wappen und ist bis heute ein vielfach verwendetes Zeichen Lutherischer Kirchen. Luther hat sie als „Merkzeichen meiner Theologie“ bezeichnet und folgendermaßen gedeutet: „Das Erste sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hat, damit ich mich selbst erinnere, dass der Glaube an den Gekreuzigten uns selig macht. Obwohl es ein schwarzes Kreuz ist, lässt es doch das Herz in seiner natürlichen Farbe, verdirbt also die Natur nicht, tötet nicht, sondern

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erhält lebendig. Dass ein solches Herz aber mitten in einer weißen Rose steht, soll anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt nicht wie die Welt Friede und Freude gibt. Darum soll die Rose weiß und nicht rot sein. Diese Rose steht in einem himmelfarbenen Feld, weil solche Freude ein Anfang der zukünftigen himmlischen Freude, aber noch nicht offenbar ist. Und in diesem Feld einen goldenen Ring, weil diese Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlicher ist als alle andere Freude und Güter, wie das Gold das höchstköstlichste Erz ist.“ Eine Kurzfassung dessen lautet: „Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn’s mitten unterm Kreuze steht.“ Selbstverständliche Hilfsbereitschaft ohne großen Aufhebens und feinen Humor zeichnen den selbstständigen Transportfahrer Ekkehard Löffler aus. „Für mich zeigt Gott sich in der Schöpfung. Ich denke, ich bin ein Suchender-Zweifelnder-Hoffender, und letztlich bleibt ein großes Vertrauen, trotz offener Fragen. Das Vertrauen trägt mich wohl durchs Leben.“ Veranstaltung zum Thema 25. März 2017,
11:00 Uhr: „Die Lutherrose“ Präsentation des Luthergebäcks von Bäckermeister Reinmuth, Anna-Lauter-Straße 13, Karlsruhe

„Der Bibel ist nichts Menschliches fremd.“ Martin Luther über Theater und Schauspiel „Wenn Schauspiele wegen gewisser obszöner Passagen oder Zoten nicht aufgeführt werden sollten, dann dürfte man die Bibel auch nicht lesen; denn auch in ihr ist teilweise von Liebeleien und Ähnlichem die Rede.“ Luther hat recht: Der Bibel ist – ebenso wie dem Theater – auch in erotischer Hinsicht nichts Menschliches fremd. Da ist von Inzest, Prostitution, Verführung, Vergewaltigung, Ehebruch die Rede, weil das alles im Leben auch vorkommt. Würde man verbieten, das zu zeigen und anzuschauen, würde es nicht verschwinden, sondern allenfalls verdrängt. Für Luther sind solche Phänomene wie ein Spiegel, in dem man sich selbst ehrlich betrachten kann. Was man dabei zu sehen bekommt, muss man nicht immer schön finden. Aber das könnte der erste Schritt dazu sein, dass das Leben für einen selbst und

für andere noch ein bisschen menschlicher wird. Sie ist eine gefragte Schauspielerin und Regisseurin: Annette Büschelberger, festes Ensemblemitglied am Badischen Staatstheater, spielte markante Hauptrollen in Lutz Hübners „Richtfest“, Euripides „Troerinnen“ oder in „Schatten“ von Elfriede Jelinek. „Wir predigen nicht, wir spielen – das Ziel ist dasselbe: der Mensch. Ich glaube an den Menschen! Aber ich zweifle nicht daran, dass es eine Energie gibt, die wirkmächtiger ist als jede Kreatur.“ Veranstaltungen zum Thema 11. Mai 2017, 19:30 Uhr: „Was fragt uns Luther heute?“ – im Studio des Badischen Staatstheaters, Hermann-Levi-Platz 1, Eintritt frei 18. Juni
2017, 12:00 Uhr: „Bierbrauen und Gottvertrauen“ – im Vogelbräu, mit Lutherbier und -Speisen, dazu markige Lutherworte der Schauspielerin Annette Büschelberger, Karlsruhe, Kapellenstr. 50, Eintritt frei 17. September
2017, 10:30 Uhr: „Kohlhaas und Luther“ – Szenischer Gottesdienst, mit Schauspielern des Badischen Staatstheaters, Evang. Stadtkirche, Karlsruhe, Eintritt frei 22. September 2017, 19:00 Uhr: „Wem Gnade gebührt ...“ – Theaterstück der Kinderstadtkirche, Kleine Kirche, Karlsruhe, Eintritt frei

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Katharina von Bora floh aus dem Kloster und wurde durch die Heirat mit Luther die erste evangelische Pfarrfrau. Sie bekam sechs Kinder, organisierte den Haushalt und hatte ihren Platz als gleichberechtigte Partnerin am Tisch bei Luthers Gesprächsrunden.

„Mit Bilderstürmern halte ich es nicht.“

„Mein Herr Käthe.“ Luther zu seiner Frau.

Veranstaltungen zum Thema

Martin Luther über seine Frau „Ich würde meine Käthe nicht gegen Frankreich oder Venedig eintauschen. Zum ersten deshalb, weil Gott sie mir geschenkt und mich ihr gegeben hat. Zweitens erfahre ich oft, dass andere Frauen größere Mängel haben, als meine Käthe sie hat. Obwohl sie auch schon etliche hat, hat sie dagegen doch auch zahlreiche große Qualitäten.“

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Martin Luther über Bild und Glaube Katharina von Bora, Luthers Ehefrau in jungen Jahren. Julia Nigmann, als Pfarrerin im Raum Heidelberg tätig, steht Modell für die junge Katharina von Bora, die Luthers Ehefrau wurde. Beide Frauen ähneln sich sehr – nicht nur äußerlich. Frau Nigmann untersucht in ihrer Doktorarbeit, wie Luther zu seinen reformatorischen Einsichten über die menschliche (Un-) Freiheit kam. In seinen Predigten, Briefen und Schriften aus der Zeit von 1505-1517 sucht sie nach Spuren, an denen sich erkennen lässt, wodurch er allmählich davon überzeugt wurde, dass der Mensch nicht frei darüber verfügen kann, das Gute zu wollen und zu tun. Um das herauszupräparieren, muss man – wie Katharina – „zahlreiche große Qualitäten“ und viel Ausdauer besitzen. Auch das verbindet die beiden.

„Bilder, Glocken, Messgewänder, Kirchenschmuck Altarlichter und dergleichen halte ich für frei. Wer will, kann es auch lassen. Obwohl ich Bilder aus der Heiligen Schrift und von guten Geschichtserzählungen (Historien) für nützlich, aber doch für eine Sache der persönlichen freien Entscheidung halte. Denn mit den Bilderstürmern halte ich es nicht.“

Luther gehörte nie zu den Bilderstürmern. Im Gegenteil: Als die unter Führung seines Fakultätskollegen Karlstadt anfingen, ihr Unwesen zu treiben, verließ Luther die Wartburg und kam trotz Acht und Bann nach Wittenberg und predigte eine Woche lang gegen diesen Versuch, Menschen mit Gewalt ihre Glaubensbilder zu nehmen und zu zerstören. Seine Begründung hieß: „Wir müssen alle für uns selbst sterben und dann gewiss sein, woran wir glauben und worauf wir hoffen“.

29. Juni
2017, 20:00 Uhr: „Glaube und Bild“ Vortrag Prof. Dr. Härle, mit Präsentation der Büsten im Landesmuseum Schloss, Eintritt frei 18. August
2017, 18:00 Uhr: „Die Lutherin“ Gottesdienst im Landesmuseum Schloss, mit Predigt und Vortrag von Prof. Dr. Härle 17. September 2017, 10:00 Uhr: „Argula, Käthe und die anderen“ Gottesdienst am Frauensonntag, im Gemeindesaal der Luthergemeinde, Karlsruhe, Eintritt frei

Da kann keiner den anderen vertreten. Und darum darf auch kein Mensch einem anderen vorschreiben, welche Bilder des Glaubens für ihn richtig und wichtig sind. Diese Botschaft hat die Menschen in Wittenberg so überzeugt, dass der Spuk des Bildersturms nach dieser Predigtwoche vorbei war.

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„Als wären die Engel selbst Botenläufer.“ Martin Luther und die Medien „Also durchliefen meine 95 Thesen in vierzehn Tagen fast ganz Deutschland, als wären die Engel selbst Botenläufer und trügen’s vor aller Menschen Augen; denn alle Welt klagte über den Ablass und besonders über Tetzels Artikel. Und weil alle Bischöfe und Doktoren still schwiegen und niemand der Katze die Schelle anbinden wollte, wurde der Luther gerühmt, dass doch endlich einmal einer gekommen wäre, der eingriffe.“ Mit Gutenbergs Buchdruck wurde die Reformation schnell zu einer Massenbewegung in Deutschland. Im Jahre 1520 sollen 90% der Bevölkerung lutherisch gedacht haben. Ein neues Medium war erfunden, dem bis heute noch schneller und weltweit wirkend gefolgt wird.

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Wilhelm Baur (1895-1973) zählt zu den großen Zeitungspionieren der Nachkriegszeit. Als er 1946 die Lizenz zur Gründung der Badischen Neuesten Nachrichten erhielt, war dies für ihn Auftrag, die Zeitung in christlich-liberalen Werten zu verankern. Mit Charisma und Tatkraft machte Wilhelm Baur die BNN zum großen Zeitungshaus der nordbadischen Region, geleitet davon, dass eine starke Demokratie von unabhängigem und profiliertem Journalismus lebt. Wilhelm Baur war überzeugter Katholik. Mit Luther teilt er die Prinzipientreue, die Standfestigkeit und das Vertrauen in die Kraft des geschriebenen und gesprochenen Worts. Die Wilhelm-Baur-Stiftung setzt bis heute Zeichen karitativen Geistes – im Sinne des ökumenischen Ausgleichs. Veranstaltung zum Thema 04. Oktober
2017, 19:00 Uhr: „Neue Medien“ Podiumsdiskussion über Nutzen und Risiken heutiger neuer Medien. Unter anderem mit dem langjährigen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prof. Wolfgang Huber und dem international bekannten Leiter des ZKM, Prof. Peter Weibel. BNN-Chefredakteur Dr. Klaus Gaßner moderiert den Abend. Im Gartensaal des Schlosses, Eintritt frei

Ein Gott, ein Glaube, eine Kirche Reformation und Ökumene „Ich möchte fürwahr sehr gern ein rechtes Konzil sehen, damit vielen Sachen und Leuten geholfen würde.“ Die Hoffnung auf ein allgemeines Konzil, an dem auch die Reformatoren und die evangelischen Stände beteiligt wären, hat Luthers ganzes Wirken begleitet. Aber das geplante Konzil wurde immer wieder verschoben, bis es schließlich am 13.12.1545 (zwei Monate vor Luthers Tod) in Trient eröffnet wurde und (mit Unterbrechungen) bis 1563 dauerte. 1551 wurde den Vertretern der evangelischen Stände freies Geleit zugesichert, aber sie wurden nicht in die Verhandlungen einbezogen. Vermutlich war damals schon zu viel „Porzellan zerbrochen“ worden, als dass es noch zu einer Einigung hätte kommen können.

Erst seit dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) sind ökumenische Hoffnungen erwacht und es kam zu Annäherungen zwischen den Kirchen, die vor allem zu einer veränderten Atmosphäre geführt haben. Luthers Hoffnung auf ein Konzil, durch das „Leuten geholfen würde“, bleibt ein wichtiges Ziel. Martin Luther würde sich wundern, wie beide Kirchen inzwischen das Gemeinsame suchen. Dabei ist der Mut des katholischen Dekans Hubert Streckert zu bewundern, denn in seiner Kirche, St. Stephan, ist eine Lutherbüste für ein halbes Jahr zu Gast und neue, aktuelle Thesen werden hier an die Thesentür geschlagen. Dass der katholische Erzbischof Stefan Burger und der evangelische Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh am Reformationstag gemeinsam einen Gottesdienst halten, wäre vor nicht allzu langer Zeit unvorstellbar gewesen. Veranstaltung zum Thema 19. März 2017, 19:00 Uhr: Gottesdienst „Luther – einer von uns?!“ Kath. Citykirche St. Stephan, Karlsruhe 1. April 2017, 11:00 Uhr: „Thesenanschlag – die 95 Thesen der heutigen Zeit“ Offene Kirche, Kath. Citykirche St. Stephan, Karlsruhe

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Herzlichen Dank an unser Projektteam

Eine gute Idee ist immer nur so gut wie ihre nachhaltige und erfolgreiche Umsetzung. Das gilt ganz besonders für unser anspruchsvolles Luther-Projekt:

78 Veranstaltungen in acht Monaten und auf fünf teilnehmende Kirchen und deren Einrichtungen verteilt. Das wird eine Herausforderung, die wir nur mit Euch meistern. Danke an alle, die unsere Veranstaltungen organisieren und vorbereiten, die unsere Gäste unterhalten und betreuen, die Skulpturen Harld Bircks behutsam transportieren, die Räumlichkeiten vorbereiten, dekorieren und wieder aufräumen. Das alles schaffen wir nur mit unseren ehrenamtlichen Helfern und Unterstützern im Vorder- und Hintergrund. Eben mit euch. Martin Luther hätte seine wahre Freude an uns.

Herzlichen Dank an unsere Sponsoren

Unseren Dank richten wir an die Karlsruher Unternehmen, die unser LutherProjekt fördern und tatkräftig unterstützen. Wir bedanken uns für das Engagement und das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen. Danke auch für die

Empfehlungen, die so manche Tür geöffnet haben. Unser besonderer Dank gilt zudem jenen Unternehmer/innen, die sich als Luther-Modelle für unser Kunstprojekt zur Verfügung gestellt haben. Unsere Sponsoren in alphabetischer Reihenfolge: Badische Neuste Nachrichten, Baden TV der Vogelbräu Karlsruhe die neue Welle Evangelische Bank Karlsruhe, Heimattage, Modehaus Schöpf Hoepfner Bräu, PapierFischer, Reinmuth, Bäckerei & Konditorei, Sparkasse Karlsruhe, Stadt Karlsruhe

Ihre Spende für „Luther – einer von uns“

Fotografien Chöre, Seiten 3,12: Cantus Juvenum Karlsruhe e.V., Bildrechte 2015 ONUK Fotografie Bernhard Schmitt M.A. Fotografie Grußworte Seite 5: Pfarrer Dirk Keller, Stadtkirche Karlsruhe, Fotografie Mona Breede, Karlsruhe

Seite 7: Dekan Dr. Thomas Schalla, Evangelische Kirche in Karlsruhe Seite 10: Luther-Illustration, © Erica GuilaneNachez/fotolia.com

Wir wollen im 500. Jubiläumsjahr die Reformation und Martin Luther in Karlsruhe auf besondere Weise sicht-, spür- und erlebbar feiern. Mit Ihrer freundlichen Spende unterstützen Sie unser Projekt. Herzlichen Dank.

Stichwort: „Luther – einer von uns“ Evangelische Kirche in Karlsruhe IBAN: DE86 5206 0410 0005 0200 50 BIC: GENODEF1EK1

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Fotografie Seiten 1,2,14, 19: Isa Devise, Berlin; Büste Harald Birck, Berlin, eigenes Werk

Seite 6: Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Evangelische Landeskirche Baden

Ihre Spende ist steuerlich abzugsfähig. Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie eine Spendenbescheinigung wünschen. Informieren Sie uns auch, wenn Ihre Spende an einen bestimmten Verwendungszweck gebunden sein soll.

Fünf von vielen: Nur mit Euch schaffen wir das. Danke, Peter Sürig, Rosemara Ribeiro-Mellmann, Dagmar Hock, Pfarrer Dirk Keller und Dr. Hans-Joachim Richter.

Bildnachweis

Fotografie Kirchen innen: Seite 10: Stadtkirche Karlsruhe, Ralf Ammann, Karlsruhe Seiten 10 + 11: Lutherkirche, Christuskirche, Kleine Kirche und St. Stephanskirche; Fotografie Jürgen Krüger, Karlsruhe, die Fotos entstanden im Rahmen des Buchprojekts „Die Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge“; Hauptautor, Verfasser Jürgen Krüger, erschienen im Verlag Regionalkultur 2015 Fotografien Seite 12 + 13, von links nach rechts: Lutherkirche innen: Fotografie Jürgen Krüger, Karlsruhe (siehe zuvor) Atelierbild oben: Mona Breede, Karlsruhe Kapelle unten: Harald Birck, Berlin Choraufnahme: Cantus Juvenum Karlsruhe e.V., (siehe zuvor) Kindergruppe: Evang. Jakobusschule, Karlsruhe Rudi Vogel und Mitarbeiter: Ferdinand Sparenberg Menschengruppe, Vortrag: © Thaut-Image/fotolia.com Stadtkirche innen: Ralf Ammann, Karlruhe Fotografie und Bilder Seite 14 + 15, von links: Lutherbüste: Mona Breede, Karlsruhe Denkmalstein: Pastor Holger Janke, Hamburg Illustration Worms: © traveler116/istockphoto.com Bild Melanchton: © nickolae/fotolia.com

Impressum Bilder, Fotografien Seite 16, 17, 18: Seite 16: (1) Situationsplan über die Gegend, in welcher im Jahre 1715 die Residenzstadt Karlsruhe erbaut wurde. 
Stadtplan - Panoramakarte, um 1590. Kolorierte Zeichnung nach einem Plan des Generallandesarchivs, kopiert von W. Bender 1882, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XVI 1 Seite 16: (2) Hans Baldung Grien, Bildnis des Cristoferus Marchio Badensis, Christoph I. von Baden, 1511, München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1926:419 D Seite 17: (3) Markgraf Karl II. von Baden-Durlach, Stadtarchiv Karlsruhe, 8/PBS I 267; Markgraf Karl II. von Baden-Durlach, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung, Porträtsammlung, Inventar-Nr. PORT_00060155_01 Seite 17: (4) Kirchenordnung wie die in der Marggraveschafft Baden, Pfortzheimer theils, auch and. Marggrff. Carlins .. soll gehalten werden, Tübingen 1556, Signatur: 945838 4 Liturg. 305 x 945838 4 Liturg. 305 x Permalink: http://www.mdz-nbn-resolving.de/ urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10164264-6 Seite 18 links: (6) Johannes Brenz, Kirche Westheim, Foto Tobias Hofmann.67 Seite 18 rechts: (5) Jacob Heerbrand, um 1590. Professorengalerie der Universität Tübingen, Inventar: 97/113

Herausgeber: Evangelische Stadtkirche Karlsruhe Pfarrer Dirk Keller Evangelisches Pfarramt der Alt- und Mittelstadtgemeinde Kreuzstraße 13 · 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 - 9 20 49 16 Telefax: 0721 - 20 53 82 [email protected] www.stadtkirche-karlsruhe.de Medium: Kostenlose Informations-Broschüre zum Projekt „Luther – einer von uns“, anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation und Martin Luther 2017 Redaktion, verantwortlich: Pfarrer Dirk Keller, Leiter des Projektes „Luther – einer von uns“ Beiträge von: Pfarrer Dirk Keller, Prof. Dr. Wilfried Härle, Dr. Uwe Hauser, Alfred Godulla, Änderungen vorbehalten Gestaltung und Realisation: Sparenberg Concept, Stutensee, Design: Atelier Lofent

Fotografien, Büsten und Menschen, Seiten 4, 5 10, 11, 20 bis 49 komplett:

Fotografien: Siehe nebenstehenden Bildnachweis

Harald Birck, eigene Fotografie, eigene Werke

Druck: Badische Neueste Nachrichten, Badendruck GmbH, Karlsruhe, Telefon 0721/789433

Seite 27: Porträt-Foto Pfarrer Hanns Löw, Archiv Stadtkirche Karlsruhe, Seite 46: Katharina von Bora: © zu_09/istockphoto. com Seite 49: St. Stephanskirche, Jürgen Krüger, Karlsruhe Seite 50: Gruppenbild, Ferdinand Sparenberg, eigene Fotografie Seite 50: Sponsoren-Logos, mit Genehmigung der Unternehmen

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Ein Projekt der Evangelischen Kirche in Karlsruhe, unter Leitung von Pfarrer Dirk Keller. Stadtkirche Karlsruhe Evangelisches Pfarramt der Alt- und Mittelstadtgemeinde Kreuzstraße 13 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 - 9 20 49 16 Telefax: 0721 - 20 53 82 [email protected] www.stadtkirche-karlsruhe.de www.luther2017-karlsruhe.de www.bit.ly/Luther2017-Karlsruhe Facebook: Luther 2017-Karlsruhe

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