Wie soll ein Biogarten aber aussehen, wenn ein Bioverband ihn als solchen ausloben

Visionen im naturnahen Grün Konventionelle oder biologisch gebaute Naturgärten. Wie viel Bio kann, darf oder muss es sein? welt die Grundlagen, ein ...
Author: Reinhold Stein
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Visionen im naturnahen Grün

Konventionelle oder biologisch gebaute Naturgärten. Wie viel Bio kann, darf oder muss es sein?

welt die Grundlagen, ein biologisches Gleichgewicht zu erreichen. Nun trifft der Biogarten mit seinem hohen Wildpflanzenanteil, der Bauweise und der Pflege auf einen Naturgarten und sie verschmelzen zu einer Einheit, die nicht mehr zu trennen ist. Und genau so sollte die gedankliche Idee eines Biolandgartens mit unseren Naturgärten untrennbar verschmelzen und sich gegenseitig unterstützen. Jetzt noch ein paar Worte über Biowildpflanzen und warum diese: § Zum einen teurer sind § Und zum anderen eventuell auch noch mickriger aussehen. Naturgarten am BauFritz-Musterhaus (St. Goarshausen-Heide) mit Naturteich, regionalen Natursteinen und heimischen Wildpflanzen in Bio-Qualität.

Zu Beginn einige Fragen: Wie viel Bio erwartet der Kunde im Naturgarten? Ist ein Naturgarten auch automatisch Bio? Was bedeutet Bio für den Garten?

Grundlagen des biologischen Gartenbaues: § Bodenschonende Bearbeitung § Bodenleben fördern § Kein Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln § alle Materialien, die verarbeitet werden, müssen ökologisch einwandfrei sein § Pflanzen und Saatgut müssen, wenn am Markt vorrätig, aus Bioanbau kommen Und warum dieser Aufwand? Das kann doch alles beim Kunden noch Bio werden! Sieht der Kunde das auch so??? Wird vielen Kunden vielleicht etwas verkauft, bei dem dieser denkt, es sei Bio? In meiner täglichen Praxis kommen immer wieder Menschen auf mich zu, denen Pflanzen verkauft wurden, von denen sie

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glaubten, es seien Wildpflanzen, die biologisch angezogen wurden. Oftmals ist beides nicht der Fall und das ärgert einen dann am meisten. Ich erlebe aber auch immer wieder, dass Bauwerke als naturnah verkauft werden, die diesen Ansprüche ebenfalls nicht genügen. Deshalb denke ich, dass jeder von uns im Naturgarten e.V., der Gärten plant oder baut, darüber nachdenken sollte, wie man sich von diesen Trittbrettfahrern beim Kunden schon auf den ersten Blick unterscheiden lässt. Wie soll ein Biogarten aber aussehen, wenn ein Bioverband ihn als solchen ausloben würde? Jetzt kommt die Frage: „Sind in einem Biogarten auch Wildpflanzen oder müssen die Pflanzen nur aus Bioanbau kommen?“ Dies ist leicht zu beantworten: Ein Biogarten ohne Wildpflanzen ist wie ein Auto ohne Motor. Es kommt kein Leben in ihn und er braucht immer, z.B. im Kampf gegen die Schädlinge den Menschen als unterstützenden Partner. Erst mit Wildpflanzen gibt man der Tier-

Die biologische Anzucht ist erheblich aufwändiger als die konventionelle Anzucht: § Pflanzenschutz in der Vermehrung ist nur bedingt möglich § Freiflächen und Wege werden mechanisch gesäubert § Biologische Dünger und Pflanzenpflegemittel sind teurer § Gute Topferden kosten wesentlich mehr als Standard-Torferden Auf der Kostenseite muss man auch den nicht unerheblichen Aufwand für das Kontrollverfahren erwähnen. Denn im Gegesatz zu konventionell arbeitenden Betrieben müssen Biobetriebe alles, was im Betrieb geschieht schriftlich dokumentieren und nachweisen, dass sie sauber arbeiten. Sie tragen außerdem noch die jährlichen Verbandsbeiträge und Prüfungskosten. Aber dieser Aufwand bringt auch erhebliche Vorteile, wie z.B. § keine belastete Gärtnereien § sauberes Grundwasser, da keine chemisch-mineralischen Stoffe ins Erdreich versickern § der Torfabbau wird auf ein verträgliches Maß reduziert § die Menschen arbeiten in einem Umfeld, das sie nicht krank macht.

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Warum sehen einheimische Wildpflanzen oft mickriger aus als Wildpflanzen aus einer konventionellen Gärtnerei?

und geben Mindeststandards für die Produktion und Verarbeitung von ökologischen Erzeugnissen vor.

In der konventionellen Gärtnerei werden meist nur Klone vermehrt, die in der Standarderde sehr gut wachsen. Dadurch sehen alle Pflanzen gleich aus. Bei diesen fehlt aber jegliche genetische Vielfalt, die wir für eine Wildpflanzung benötigen. Mager angezogene Pflanzen, die natürlich nicht so prächtig aussehen, kommen im Garten an ihrem Standort dafür besser zurecht als andere hochgepuschte Pflanzen..

Biologische Anbauverbände folgen vergleichbaren Grundregeln, unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten sehr deutlich und richten sich nach eigenen Standards. Die Anbauverbände haben innerhalb des übergeordneten Rahmens einen Handlungsspielraum.

Ein konventioneller Galabauer hat einmal zu mir gesagt: „Eure Pflanzen haben zwar beim Kunden mehr Erklärungsbedarf, wenn die Pflanzen geliefert werden und er meint „man sieht ja kaum etwas“. Aber nach 4 - 5 Wochen haben diese die konventionellen Stauden überholt, da diese oft erst mal rückwärts gehen, bevor sie anfangen am neuen Platz zu wachsen. Auch die Anwuchsrate bei geringer Pflege ist bei den Biopflanzen wesentlich höher.“ Friedhelm Strickler

Der Biogedanke

Wir könnten dazu beitragen, dass dieser Gedanke jetzt auch Einzug im naturnahen Garten- und Landschaftsbau hält: Privatgärten, Firmengelände, öffentliches Grün und Spielräume könnten zukünftig biologisch & naturnah geplant und gestaltet werden. Wie könnte das aussehen?

Der Weg zum Fachbetrieb für biologischen, naturnahen Garten- und Landschaftsbau (Planung, Gestaltung und Pflege). Pflanzen Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf heimischen Wildpflanzen in biologischer Qualität. Sie sind keine Wegwerfware, sondern langlebig und robust, wenn sie standortgerecht gepflanzt werden. Nach An-

Natursteine Niemand kann sich einen NG ohne Natursteine vorstellen – doch woher kommen sie? Vom Baustoffhändler um die Ecke? Deutschland gehört zu den weltweit größten Importeuren indischer Natursteine, über 20% aller indischen Exporte gehen nach Deutschland. Hauptsächlich Grabsteine, aber auch Pflaster-, Bordsteine, Schotter, Brunnen sowie im Bahn-, Hoch- und Innenbau, Deko und Bildhauer. Indische Steine sind wegen der schönen Struktur und günstigen Preise sehr beliebt. Doch wie ist es möglich, dass indische Steine trotz des weiten Transportwegs so günstig sind? Steinerne Zeugen des Unrechts In Indien arbeiten ca. 1 Million Menschen in Steinbrüchen, Der Verband der indischen Steinexporteure AIGSA (All India Granit and Stone Assocciation mit Sitz in Bangalore) spricht von 5-10 % verbotener Kinderarbeit in den Steinbrüchen, inoffiziell gibt es dort 30-65 % Kinderarbeit (unangekündigte Kontrollen). Der Kauf “billiger“ Steine in den Industrieländern ist mit Ausbeutung und extremer Armut der betroffenen Arbeiter (Wanderarbeiter, Schuldknechtschaft, Sklavenarbeit) und Kinder verbunden. Das ist ein nicht zu akzeptierender Skandal.

Fotos (3) © Kerstin Lüchow

Was bedeutet der Begriff „Biologischer Landbau“ (Bio)? Nahrungsmittel und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse werden unter Beachtung von Ökologie und Umweltschutz hergestellt. Im Vordergrund steht eine nachhaltige Ressourcennutzung unter Berücksichtigung der Stoff- und Naturkreisläufe. Detaillierte Richtlinien garantieren die Verwirklichung der Grundsätze

Bio-Richtlinien gibt es bisher nur für die biologische Erzeugung von Pflanzen, für artgerechte Tierhaltung und für die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln.

gaben unserer Produzenten könnten sie in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden, um den Bedarf für biologische, naturnahe Gärten abzudecken. Beim Saatgut ist das Angebot noch sehr gering, aber durchaus steigerungsfähig.

Abgrenzung vom „grauen Markt“: Zertifiziertes Wildpflanzensaatgut eines Vermehrungsbetriebes der Rieger-Hofmann GmbH

„Bio“ als Lebenseinstellung: Staudengärtnerei Gaissmayer kultiviert gesunde, widerstandsfähige Pflanzen in Bio-Qualität.

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Die Verantwortung liegt beim deutschen Käufer: § Selbstverpflichtungen, keine Steine aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu kaufen. § Xertifix (2005) vergibt Gütesiegel für Natursteine, die ohne Kinder- und Sklavenarbeit abgebaut werden (sowie Rugmark und TransFair). § Natursteine aus Mitteleuropa und vorhandene, schadstofffreie Alt- und Recyclingmaterialien verwenden. § Natursteine aus der Region: www.natursteinverband.de

Dieser Punkt sollte aus Naturgarten-Sicht diskutiert werden: Was ist ökologischer? Artenreiche Trockenstandorte aus Sand, Kies, Schotter oder Wildpflanzenbeete auf vorhandenen (unkrautfreien) Böden? Müssen es immer nur Wildpflanzenbeete sein oder wo sind die Gemüse-, Kräuterund Naschgärten mit Bio-Pflanzen? Wie gehen wir im Bio-Naturgarten mit dem Thema Kompost, Bodenfruchtbarkeit, Fruchtfolgen (Gemüse) und Bodenbedeckung um? Wie viel Torf darf in den Wildblumentopf?

© MISEREOR

Boden, Substrate + Zuschlagstoffe

Arbeitswirklichkeit im indischen Steinbruch: Minderjährige Kinder arbeiten mit gefährlichen Werkzeugen - unbeaufsichtigt, ohne Schutzkleidung, unterbezahlt, ohne Trinkwasser bei sengender Sonne.

2.500 Produkte mit etwa 700 verschiedenen Holzgiften (2003), 1988 wurden in West Deutschland über 48.000 t HM verbraucht, Tendenz leicht rückläufig.

Hölzer

HM sind Wirkstoffe, Wirkstoffgemische oder wirkstoffhaltige Zubereitungen die den Befall von Holz durch Holzzerstörende oder Holzverfärbende Organismen (Pilze, Insekten, Bläuebildung) verhindern oder bekämpfen.

Einer der gesündesten Baustoffe (Holz) wird zum giftigen Sondermüll, wenn er gedankenlos mit „Holzschutzmitteln“ be-

Gesundheitsgefährdungen sind allgegenwärtig: Herstellung (Arbeiter), Transportunfälle, Anwendung, Unfall (Kinder), akute und chronische Vergiftung, teure Sanierung oder Entsorgung (Umweltbelastung, Verbrennung - Dioxine),

Der Industrieverband Bauchemie schätzt die Zahl der Holzschutzmittel auf ca.

© Kerstin Lüchow

handelt wird. Das Wort Holzschutzmittel (HM) suggeriert eigentlich etwas Positives, passender für toxische Mittel wäre jedoch das Wort „Holzgift“.

Nicht nur dekorativ, sondern lange haltbar: unbehandelte Hölzer aus Mitteleuropa.

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Können wir generell auf HM verzichten? Wissenschaftlich fundierte Antworten gibt es nicht, wir müssen auf Erfahrungswerte von Schreinern, Tischlern, Baubiologen und Naturgärtnern und auf gute Literatur zurückgreifen. Beispiele aus anderen Ländern zeigen jedoch, dass Hölzer ohne chemische HM langlebig und haltbar sind (Firmenliste Lignum plus: Lawinenverbauungen, Dachschindeln, Brücke in der CH, Pfähle und Pfosten im Weinbau) Empfehlungen für den Bio-Naturgarten: Hölzer (Edelkastanie, Eiche, Robinie, Lärche, Douglasie) aus dem mitteleuropäischen Raum verwenden. Wer Hölzer mit FSC Siegel kauft, schützt die Regenwälder, aber auch heimische Wälder:

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Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die das erste System zur Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft schuf, betreibt und weiterentwickelt (Gründung 1993, Toronto_Kanada). Der FSC entwickelte einen allgemeinen und länderübergreifend einheitlichen Standard, der aus 10 Prinzipien und Indikatoren besteht: z.B. die Wahrung der Rechte indigener Völker, die Gewährleistung von Biodiversität, Schutzfunktionen des Waldes und Landschaftsschutz, die Erhaltung von Wäldern mit hohem Schutzwert, die Anlage von Plantagen (Druck auf so genannte „Naturwälder“ mindern) Auch in Deutschland gibt es FSC-Hölzer: 2006 haben erstmals 32.000 ha Bundeswald in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern das Gütesiegel des FSC erhalten. August 2007 waren es schon 594.000 ha (dies entspricht etwa 5% der Waldfläche in Deutschland).

Kunststoffe Unser tägliches Leben ist ohne Kunststoffe nicht mehr vorstellbar. Auch im Garten- und Landschaftsbau kommt man mit unterschiedlichen KS in Berührung: § PE: Teichbau, Mulchfolien u.a. Folien; Rohre, Kanister.. § PVC: Drainrohre, Dachrinne, Gummistiefel, Teichbau § Thermoplastische oder Flexible Polyolefine (TPO, FPO): neu, für Teichbau (PP oder PE Ausgangsmaterialien). Gute Einsatz- und Verarbeitungseigenschaften, sehr gut recyclingfähig, gute thermische Verbrennung. 100% teurer als PVC § EPDM: Ethylen-Propylen-Terpolymer/ Ethylen-Proplyne-Dien Kautschuk. Synthese Kautschuk. 50-100% teurer als PVC § PP, PU, Glasfaserverstärkter Kunststoff (Rankgitter) u.v.a. Problematik: Die Tatsache, dass es ausgeklügelte Recyclingverfahren gibt, sollte nicht über die Umweltproblematik von KS hinwegtäuschen. Das größte Problem bei vielen KS ist die

Entsorgung: Die (polymeren) Bestandteile der Kunststoffe sind zum einen nicht wasserlöslich und zum anderen nicht in der Lage, die Zellmembranen von Mikroorganismen zu passieren. Das heißt, eine Wechselwirkung mit lebenden Organismen ist außer bei den biologisch abbaubaren Kunststoffen weitgehend ausgeschlossen. Dies hat zwar den Vorteil, dass Polymere als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden können (biologisch inaktiv), aber eine Umwandlung in der belebten Natur ebenso ausgeschlossen werden kann. Kunststoffe verrotten also nur sehr langsam. Gefahr geht auch von den Additiven der Kunststoffe, wie Weichmachern, Farbstoffen oder Flammschutzmitteln aus. PVC ist dabei besonders gefährlich und darf nur in speziellen Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden. Auch wenn es in Deutschland flächendeckende Rücknahmesysteme für PVC gibt, auch wenn PVC „gute“ Werkstoffeigenschaften hat und preisgünstig ist, sollte es mit Blick auf die Herstellung und endgültige Entsorgung nicht im biologischen Naturgarten verwendet werden. Seit 1990 forscht man an biologisch abbaubaren KS. Das sind alle KS, die durch Zusatz von natürlichen Polymeren oder Zuckern, Bernsteinsäure, Milchsäure von Bakterien aufgeschlossen und somit kompostiert werden können (Polyester, Polyamide, Polyesterurethane, Polysaccaride). Problem: Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit bedeutet fast immer eine Verschlechterung der Werkstoffeigenschaften.

mitteln (neben dem Preis) das mangelnde Vertrauen in die Echtheit dieser Produkte ist (bes. im konventionellen Supermarkt). Der Biobereich hat sich dieser Problematik erfolgreich gestellt.

Hier müssen wir uns aktiv um Informationen bemühen und nachfragen, welche Alternativen und Bezugsquellen zur Verfügung stehen.



Zertifizierung Biologisches; naturnahes Grün? Ist doch alles Betrug!? Nein… ….. nicht, wenn es verbindliche Richtlinien gäbe, die bei der Ausschreibung/ Planung und Ausführung berücksichtigt und regelmäßig von unabhängigen Kontrollstellen kontrolliert werden. Untersuchungen (1990) haben ergeben, dass die wichtigste Kaufbarriere seitens der Verbraucher gegenüber Öko-Lebens-

Seit 1993 ist der „graue“ Markt im Biobereich bereinigt und sog. „Pseudo-Bio-Produkte“ sind weitgehend verschwunden: Die EG-Bio-Verordnungen 2092/91 (EWG) und EG Nr. 1804/99 regeln die Kennzeichnung von Bioprodukten im ökologischen Landbau. Danach muss jeder Betrieb, der seine Produkte mit „Öko, Bio“ oder Ähnlichem kennzeichnet, die gesetzlichen Regeln des Öko-Landbaus (Erzeugung und Vermarktung) einhalten und sich dem EU-Kontrollsystem unterziehen. Alle Bio-Betriebe werden einmal jährlich von Kontrolleuren unabhängiger Zertifizierungsorganisationen (22 Kontrollstellen in der BRD) kontrolliert. Zusätzlich werden bei einzelnen Betrieben oder Firmen unangekündigte Kontrollen durchgeführt. Herkunftsnachweise und Zertifizierung sind nicht nur bei den Erzeugerbetrieben, sondern auch im biologischen, naturnahen GaLaBau wichtig, wenn wir uns von der Konkurrenz abgrenzen möchten.

Sonstiges Es gibt noch viele Themen, die über den bisherigen NG Gedanken hinausgehen, in den bisherigen Fachbetriebsrichtlinien jedoch größtenteils schon enthalten sind. Beispiele wären:





Pflanzenschutz und Düngung (Aus)wirkung von Spritzmitteln auf Menschen, Pflanzen, Tiere, Boden. Problematik Dünger (Auswaschung von Phosphaten in Gewässer); Pflanzenschutz gemäß Bioland-Richtlinien Vor jedem baulichen Eingriff ist eine Bestandsaufnahme der schützenswerten Fauna und Flora zu machen: Vorhandene Lebensräume sind zu erhalten bzw. qualitativ aufzuwerten. (Siedlungsraum und freie Landschaft) Umweltfreundliche „künstliche“ Nisthilfen, Unterschlupf- und Überwinterungsmöglichkeiten für die heimische Fauna zusätzlich verwenden. (Käferbeete, Totholz als Gestaltungse-

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lement, Wildbienenhäuser, Nistkästen…) Minimum an Maschineneinsatz. Hierbei ist auf eine umweltgerechte Ausrüstung (z.B. biologisch abbaubare Hydrauliköle, emissionsarme Geräte mit z. B. Katalysator oder Geräuschdämmung) zu achten. Einsatz von Ölen auf pflanzlicher Basis (Beton, Maschinen+Geräte) oder biologisch schnell abbaubare Öle Materialien verwenden, die bei der Herstellung oder späteren Entsorgung minimale Umweltbelastungen erzeugen. Es sind die jeweils ökologisch empfehlenswertesten Materialien mit positiven Ökobilanzen zu verwenden. Keinesfalls dürfen die Materialien als Sonderabfälle gelten. Umweltgifte sind tabu. Nicht nur neue Baustoffe, sondern Alt- und Recyclingmaterialien einsetzen. Umwelt- oder Recyclingpapier für Firmenflyer; ökologische Büromaterialien und –möbel Beleuchtung im Garten: Solarlampen oder Ökostrom Möglichst wenig erneuerbare Energie- und Rohstoffvorräten verbrauchen, regenerative Energien berücksichtigen.

Schlussworte Wir haben uns entschieden – Friedhelm als Firma und ich als Kundin: • „Bio“ ist nicht nur ein Schlagwort der Werbebranche, sondern bezeichnet eine ganze Lebenseinstellung. Wenn wir biologisch arbeiten und leben bedeutet das, sich in allen Lebensbereiche zu engagieren. • Indem wir Bio-Standards (in der Garten- und Landschaftsgestaltung, bei der Kultur von Saatgut und Pflanzen sowie bei der Verwendung von umweltverträglichen Baumaterialien) einhalten, übernehmen wir Verantwortung für Mensch und Natur und damit für die Lebensgrundlagen kommender Generationen. • Im bnG (biologischen, naturnahen Grün) verwenden wir Materialien, die umweltfreundlich sind und unter sozial gerechten Arbeitsbedingungen hergestellt werden. • bnG ist eine Chance: Festgefahrene

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Verhaltensmuster aufbrechen, offen für Neues sein, Infos beschaffen, uns weiterentwickeln. Unsere Aufgabe besteht auch in einer sorgfältigen Aus- und Weiterbildung mit starken Partnern: Forschung und BioAnbauverband (mindestens zwei Tage/Jahr Weiterbildung) Nur wenn sich viele NG-Betriebe beteiligen und neue NG-Betriebe mitmachen, nur wenn wir Verbraucher uns Bio-Naturgärten „leisten“, geht diese Entwicklung weiter. bnG… ist Selbstverpflichtung und Zielsetzung zugleich, wir, d.h. der Naturgartenverein und jeder einzelne könnte eine Vorreiterrolle übernehmen und nach außen sichtbar machen. bnG ist nicht für Spinner oder die Müslifraktion, sondern es ist naturnahes Grün der Zukunft?! Im Zuge der Klimaerwärmung sollte es jedem Gartenbesitzer ein Anliegen sein, seinen Garten biologisch planen zu lassen, anzulegen und zu bewirtschaften.

Wir sollten uns zu unseren eigenen NGZielen und Fachbetriebs-Richtlinien bekennen, an Bio-Partner binden und durch unabhängige Kontrollstellen zertifizieren lassen. Wenn nicht die Fachbetriebe des NG, wer sollte denn sonst diesen Weg in Deutschland gehen? Kerstin Lüchow

Kerstin Lüchow, Dipl.-Ing. agr. (Fachrichtung Gartenbau). Geschäftstellenleiterin Naturgarten e.V., D- Heilbronn. Seit 20 Jahren BioKundin. Friedhelm Strickler, Wildstaudenproduzent der Versandgärtnerei Strickler, D-Alzey. Beide arbeiten im entsprechenden Arbeitskreis Naturgarten e.V./ Bioland mit.

Aktueller Stand Alle, die dieses Jahr nicht in Grünberg dabei sein konnten, haben wieder jede Menge Referenten und spannende Vorträge verpasst. Dabei ging es nicht nur um Gärten, Bautechnik oder Pflanzenverwendung im gärtnerischen Sinne, sondern es wurden auch nachdenkliche Worte über Naturgärten im Klimawandel, Naturgärten im Spannungsfeld der Gegenwart oder biologische Naturgarten geäußert. Diesen Gedanken liegt ein wichtiger Wunsch zugrunde, nämlich mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen. Welchen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz können Naturgärtner und Naturgärten leisten? Reicht es, nur Biowildpflanzen einzusetzen und auf Spritzmittel zu verzichten? Wie biologisch sind unsere Naturgärten, wie biologisch könnten Sie sein? Diesen und anderen Fragen widmet sich der seit einem Jahr bestehende Arbeitskreis Bioland/Naturgarten. Damit nicht nur die Teilnehmer der Naturgartentage, sondern alle Mitglieder informiert sind, möchten wir einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand des Arbeitskreises geben. Doch ganz kurz zurück zum Anfang: Warum haben wir uns eigentlich auf nur einen Anbauverband, Bioland,„festgelegt“? Warum möchte ausgerechnet ein so großer Verein wie Bioland mit uns zusammenarbeiten? Bioland kommt deshalb als Gesprächs- und Kooperationspartner in Frage, da der Verband seit der ersten Kontaktaufnahme (nach den Naturgartentagen 2006) sofort sehr interessiert und offen für die Thematik war. Jan Plagge (Geschäftsführer Bayern) sowie seine Mitarbeiterinnen haben keinen Weg gescheut, sich mit uns zu treffen und den Gedanken auf den Weg zu bringen. Auch sind bereits viele unserer Mitgliedsbetriebe gleichzeitig Bioland-Betriebe – auch das war ein Grund, warum wir nicht nach weiteren Anbauverbänden „suchen“ wollten.