Wie belichte ich meine Fotos richtig? Hans Bechheim

Wie belichte ich meine Fotos richtig? Blende, Verschlusszeit und ISO verstehen: erweiterter Auszug aus "Kreativ fotografieren jenseits der Automatik"...
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Wie belichte ich meine Fotos richtig? Blende, Verschlusszeit und ISO verstehen: erweiterter Auszug aus "Kreativ fotografieren jenseits der Automatik"

Hans Bechheim IMPRESSUM: © Hans Bechheim Ginsterweg 5 in 35041 Marburg 1. Auflage 2016, E-Book-Version Über Lob, konstruktive Kritik und Anregungen freut sich der Autor [email protected] Alle Rechte vorbehalten: Das Werk darf – auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors/Herausgebers wiedergegeben oder veröffentlicht werden. © Alle Fotos, Cover und Text: Hans Bechheim Die Inhalte dieses Buches sind mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt worden. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der zur Verfügung gestellten Inhalte. Die Nutzung der Inhalte des Buchs erfolgt auf eigene Verantwortung und der Autor übernimmt keinerlei Haftung für irgendwelche Schäden, die aus der Nutzung der Inhalte dieses Buches sowie der Links und der dort hinterlegten Inhalte entstehen.

Diesen bearbeiteten Auszug aus meinem Kindle E-Book: "Kreativ Fotografieren jenseits der Automatik" Möchte ich allen Lesern meines Makro-CoachingLetters und meiner Fotobücher kostenlos zur Verfügung stellen. Dadurch möchte ich sicherstellen, dass jeder fotobegeisterte Leser einige wichtige Grundinformationen bekommt, die ich nicht in jedem der Fotobücher extra eingefügt habe. Für die kostenlose PDF-Version dieses als kleines Ebook veröffentlichten Buchauszugs tragen Sie sich bitte in den Makro-Coaching-Letter auf meiner Website ein. Weitere meiner Kindle-Foto-E-Books: The Making Of, Band 1: Entstehungsprozesse außergewöhnlicher Fotos Band 1 The Making Of, Band 2: Entstehungsprozesse außergewöhnlicher Fotos, Band 2 Einführung in die Makrofotografie: Makrofotografie das Einsteiger-Buch Bilderverkauf in Bilderagenturen: Passives Einkommen, Spaß und Anerkennung durch Bilderverkauf

VORWORT Dieses kleine Ebook ist ein Auszug aus meinem Buch: "Kreativ fotografieren jenseits der Automatik. Wenn Sie das Buch schon erworben haben, bitte nicht noch diese kleine Einführung kaufen. Tragen Sie sich aber gerne in meinen Makro-Coaching-Letter ein, dann bekommen Sie die kostenlose PDF-Version, die dann auch ausdruckbar ist und außerdem noch zwei weitere kostenlose PDF-Ebooks dazu. (Der Link ist : http://www.makrofoto.com/coaching.htm) Was bringt es Ihnen, wenn Sie die Zusammenhänge kennen, die durch Kombination von ISO, Blende und Belichtungszeit die korrekte Belichtung des Fotos bewirken? "Das übernimmt doch die Automatik für mich, warum sollte ich mich überhaupt damit befassen?" könnte der erste Gedanke sein. Haben Sie nicht auch schon öfters mit der ach so intelligenten und verlässlichen Automatik Fotos bekommen, die gerade das was Ihnen wichtig war, viel zu dunkel oder gar ganz ausgebleicht und damit kaum erkennbar abbildeten? - Die viel zu dunklen Gesichter der besten Freunde, die gerade so cool gelacht haben, vor einem korrekt belichteten Himmel - Die tollen Wolken in der Traumurlaubslandschaft völlig ausgebleicht und unattraktiv - Der einmalige Augenblick, in dem Ihre Kinder beim Sport so toll aussahen, völlig verwackelt! - Der Schnee, der grau aussieht und die schwarze Katze auf dem dunklen Ledersofa mutiert zur grauen Wer die Zusammenhänge kennt, weiß in welchen Situationen er sich nicht vollständig auf die Automatik verlassen sollte, kann entsprechend korrigieren bzw. andere Einstellungen wählen und erhält dann auch Fotos, die nicht enttäuschen sondern begeistern!

GRUNDEINSTELLUNGEN für die Belichtüng ünd was man damit bewirken kann Die drei Grundeinstellungen, die den Kernbereich der Kameraeinstellungen bilden, sind ISO, Blende und Belichtungszeit. Diese drei Einstellungen bilden das so genannte Belichtungsdreieck, das ich weiter unten detaillierter erkläre. Die richtige Einstellung dieser drei Werte bestimmt, ob im Foto die richtige Lichtmenge auf dem Sensor auftrifft. Wenn zu viel Licht auf den Sensor trifft, wird das Foto zu hell, und bei zu wenig Licht auf dem Sensor wird das Foto zu dunkel. Im Automatikmodus (grünes Rechteck) übernimmt die Kamera die Steuerung dieser drei Elemente vollautomatisch. Das bedeutet aber auch, dass wir hier überhaupt nicht gestalterisch eingreifen können. Die volle Kontrolle über diese drei Einstellungsparameter haben wir im manuellen Modus (M). In der Regel werden wir aber mit einem halbautomatischen Modus arbeiten, indem wir entweder die Blende oder die Belichtungszeit vorwählen. Die Kamera kümmert sich dann um die automatische Anpassung der beiden anderen Einstellungen. … Ich nenne hier schon einmal kurz die gestalterischen Aspekte dieser beiden Voreinstellungen. Mit der Blendenvorwahl kannst du die Schärfentiefe beeinflussen. Die Schärfentiefe bezeichnet den Entfernungsbereich im Bild, den das Auge noch als scharf abgebildet wahrnimmt. Mit der Zeitvorwahl kannst du bestimmen, wie Bewegungen wiedergegeben werden.

Die Lichtempfindlichkeit des Sensors (ISO) Wenn wir den Automatikmodus verlassen, kümmern wir uns immer zuerst um die Einstellung des ISO Wertes. Dabei beachten wir das Grundprinzip, dass der ISO Wert immer so niedrig sein sollte wie es geht, da die Bildqualität mit höheren ISO Werten abnimmt. Bei einem höheren ISO Wert kann der Sensor der Kamera in der gleichen Zeit mehr Licht einfangen. Daher passen wir den ISO Wert immer an die vorhandenen Lichtverhältnisse an. An einem sonnigen Tag können wir problemlos mit ISO 100 fotografieren. Bei (stark) bedecktem Himmel stellen wir den ISO Wert auf ISO 200 oder ISO 400. In Innenräumen haben wir in der Regel weniger Licht als draußen und stellen den ISO Wert je nach Helligkeit der Raumbeleuchtung auf ISO 400 oder 800.

Beschreibung Die ISO-Zahl steuert die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Bei niedrigen ISO Zahlen (ISO 100) ist die Lichtempfindlichkeit des Sensors gering, bei hohen ISO Zahlen (ISO 6400) hat der Sensor eine hohe Lichtempfindlichkeit. Auch in unseren Augen gibt es eine Lichtempfindlichkeitsfunktion. Die Netzhaut im Auge können wir vergleichen mit dem Sensor. Auf der Netzhaut befinden sich Millionen von Sehzellen, ähnlich den Pixeln auf den Sensoren. Im Augeninneren gibt es zwei Arten von Sehzellen: die Zapfen, die eine niedrige Lichtempfindlichkeit haben, und die Stäbchen, die eine hohe Lichtempfindlichkeit haben. Tagsüber, wenn viel Licht da ist, sind die weniger lichtempfindlichen Zapfen aktiv, und nachts, wenn wenig Licht da ist, sind die lichtempfindlichen Stäbchen aktiv. Die Nachtsehzellen können allerdings lediglich hell- und dunkel-Kontraste, also SchwarzWeiß Bilder erzeugen. Deshalb sehen wir in einer Mondnacht Schwarzweißbilder. Außerdem sind die Nachtbilder nicht so hoch aufgelöst, da die Anzahl der Nacht-Sehzellen geringer ist. Auch hier gibt es wieder eine erstaunliche Parallelität zum Fotosensor. Bei einer hohen ISO Zahl sinken auch beim Fotosensor die Auflösungs-Leistung und die Qualität der Farbwiedergabe durch das starke Rauschen. Eine Verdoppelung des ISO Wertes - beispielsweise von ISO 200 auf ISO 400 - entspricht einer Blendenstufe bzw. der Halbierung der Belichtungszeit.

Wirkung Ein höherer ISO-Wert ermöglicht verwacklungsfreie Bilder aus der Hand bei wenig Licht. Du solltest jedoch immer versuchen, mit möglichst niedrigem ISO Wert zu fotografieren, da bei sehr hohen ISO Werten die Bildqualität stark reduziert werden kann. Eine höhere ISO Zahl ist angesagt, wenn die Lichtmenge bei geöffneter Blende und Verschlusszeit entsprechend der Faustformel (siehe Belichtungszeit) nicht ausreicht, um ein korrekt belichtetes,

verwacklungsfreies Foto aus der Hand zu erreichen. Eine weitere Situation, die eine Erhöhung der ISO Zahl erforderlich macht, ist das Fotografieren von bewegten Objekten ohne den Einsatz von Blitz bei wenig Licht. Beim Fotografieren von sich sehr schnell bewegenden Objekten, beispielsweise einer Libelle im Flug, kann es auch bei guten Lichtverhältnissen notwendig werden, die ISO Zahl zu erhöhen, um die kürzeste Belichtungszeit von 1/4000 sec zu erreichen. Beispiel: voreingestellt: größte Blendenöffnung f/2.8, Brennweite 50 mm (APSC-Sensor 80mm), angezeigte Belichtungszeit 1/15 Sekunde bei ISO 100, hier müsste die ISO Zahl auf 800 erhöht werden. Das verkürzt die Belichtungszeit auf 1/120 Sekunde Anmerkung: Bei nichtbeweglichen Objekten kannst du, anstatt die ISO-Zahl zu erhöhen, natürlich auch ein Stativ benutzen.

Gestaltung Der Nachteil einer hohen ISO Einstellung ist das steigende Bildrauschen, das zu Detailverlust und geringerer Auflösung führt. Bei höheren ISO Werten kann der Sensor in der gleichen Zeit mehr Licht einfangen. Was kann ich bei einer Verdoppelung der ISO Zahl zum Beispiel von ISO 100 auf ISO 200 verändern? Entweder kann die Blende eine Blendenstufe geschlossen werden (z.B. von f/2.8 auf f/4.0 oder die Belichtungszeit halbiert werden (z.B. von 1/50. auf 1/100 Sekunde). So konnte ich diesen alten Bus in Malta bei Nacht nur durch Erhöhung des ISO-Werts auf 1600 korrekt belichten. Mit dem Weitwinkelobjektiv konnte ich durch Mitziehen auch bei 1/15 Sekunde noch die sich im Bus nicht bewegenden Insassen scharf ablichten. Die sich drehenden Räder und der Hintergrund verwischen und zeigen, dass ich den Bus bei voller Fahrt fotografiert habe.

21mm, ISO 1600, f/4.5, 1/15 sec

Die Blende

Beschreibung Die Blendenöffnung bestimmt, wie viel Licht in einer bestimmten Zeit auf den Sensor fällt. (Die Bezeichnung der Blendenwerte ist: F, f/ oder f-stop. Ich verwende hier die im Text eindeutigere Bezeichnung f/.) Wir können uns das so vorstellen wie ein Fenster. Durch ein sehr kleines Fenster kann nur wenig Licht in den Raum gelangen und er wirkt dunkel. Bei einem großen Fenster gelangt eine große Menge Licht in den Raum und dieser ist hell und gut ausgeleuchtet. Auch unser Auge hat eine solche automatische Blende. Die Iris schließt sich sehr weit bei hellem Licht und öffnet sich weit bei Nacht oder in einem dunklen Raum. Deshalb sind die Pupillen im Auge bei Dunkelheit ganz groß und bei Sonne ganz klein. Die Blendenreihe zeigt an, dass die auf den Sensor treffende Lichtmenge sich von Blendenstufe zu Blendenstufe halbiert, wenn die nächste Blendenstufe einen höheren Wert hat (beispielsweise f/11 → f/16) oder sich verdoppelt, wenn die nächste Blendenstufe einen kleineren Wert hat (beispielsweise f/11 → f/8). Im Bild oben sehen wir links eine große Blendenöffnung f/2.8 und rechts eine kleinere Blendenöffnung f/5.6. Es handelt sich hier um das 50 mm Objektiv meiner alten analogen Minolta SRT 101b. Das Objektiv ist recht lichtstark mit der größten Blendenöffnung bei f/1.7 und die kleinste Blendenöffnung ist hier f/16. das klingt etwas widersprüchlich da die kleine Blende eine große Zahl hat, die große Blende eine kleine Zahl. Die Lichtstärke eines Objektivs ergibt sich aus der größten Blendenöffnung. Du kannst sie auf der Frontseite des Objektivs ablesen. Im Bild oben siehst du die Zahl 1:1.7, was dich erkennen läßt, dass es sich hier um ein lichtstarkes Objektiv handelt. Einfache Zoom-Objektive haben bei den unterschiedlichen Brennweiten meist auch verschiedene größte Blendenöffnungen. Ich habe zum Beispiel ein 28-300 mm Zoom. Dort steht 1:3.5-6.3 auf dem Zoomring. Das bedeutet, dass bei 28 mm die größte Lichtstärke bei f/3.5 liegt und bei 300 mm liegt sie bei f/6.3. Es gibt aber auch Zoom Objektive, die so konstruiert sind, dass die größte Blende bei allen Brennweiten gleich ist. Diese sind meist lichtstärker und auch erheblich teurer.

Wirkung Die Blende steuert also die Lichtmenge, die in einer bestimmten Zeit auf den Sensor trifft. Außer dieser Steuerungsfunktion für die Lichtmenge hat die Blende auch noch einen Einfluss auf die Schärfentiefe. Bei einer weit geöffneten Blende (z.B. f/2.8) ist der Bereich, in dem die Strukturen auf dem Foto scharf abgebildet werden, kleiner als bei weit geschlossener Blende (z.B f/22). Der Schärfentiefenbereich ist auch noch abhängig von der Brennweite und der Entfernung, auf die fokussiert wird. Ein Weitwinkelobjektiv kann einen erheblich größeren Entfernungsbereich scharf abbilden als ein Teleobjektiv. Stellt man auf ein Objekt scharf, das sich in unmittelbarer Nähe der Kamera befindet, ist auch hier der Schärfebereich wesentlich geringer als beim Scharfstellen auf weit entfernte Objekte. In der Makrofotografie gehen wir ganz nah an das Objekt heran, und die Schärfentiefe beträgt dadurch nur wenige Millimeter. Ich möchte hier noch ein optisches Phänomen erwähnen, das, wenn man es nicht kennt, zu unscharfen Bildern führen kann. Es handelt sich hierbei um die so genannte Beugungsunschärfe. Bei sehr weit geschlossener Blende werden die Lichtstrahlen an den Kanten der Lamellen gestreut und dadurch ergibt sich ein leicht unscharfes Bild. Je nach Qualität des Objektivs wird diese Beugungsunschärfe schon ab einer Blende von f/11 deutlich sichtbar. Wenn du dann beispielsweise eine Landschaftsaufnahme mit der kleinsten Blendenöffnung (z.B. f/22) aufnimmst, hast du zwar ein Foto mit einer großen Schärfentiefe, jedoch wirkt das Foto insgesamt nicht ganz scharf.

Gestaltung Die Blendeneinstellung überlasse ich meist nicht der Automatik. Hier hast du den stärksten Gestaltungsfaktor in der Hand, mit dem du beeinflussen kannst, wie die Wirkung des Bildes beim Betrachter ankommt. Mit der Blende kannst du den Schärfenbereich der Aufnahme gezielt beeinflussen. Bei Portraits und anderen Nahaufnahmen erreichst du eine bessere Wirkung, wenn das abgebildete Objekt vom Hintergrund freigestellt ist. Das bedeutet, dass die Person die du fotografierst, scharf abgebildet ist und der Hintergrund am besten völlig in der Unschärfe verschwimmt. Das erreichst du dadurch, dass du eine möglichst große Blendenöffnung vorwählst (Modus AV/A).

25mm, ISO 200, f/11, 1/350 sec

Andererseits wirst du in der Landschaftsfotografie, insbesondere wenn du mit einem Weitwinkelobjektiv arbeitest, eine möglichst große Schärfentiefe erreichen wollen. Der skurrile Baumstamm, der vor dem Wasser liegt, soll ebenso scharf abgebildet sein wie der grandiose Himmel im Hintergrund. Mehr dazu erfährst du im Kapitel "Kreativtraining mit der Blendenwahl" im Buch aus dem dieser Auszug stammt. "Kreativ Fotografieren Jenseits der Automatik".

Die Belichtüngszeit ( Verschlüsszeit)

Beschreibung Die Belichtungszeit steuert die Dauer der Öffnung des Verschlusses und somit die Menge von Licht, die auf den Sensor fällt. Die Belichtungszeit wird in Sekunden angegeben. Dabei bedeuten ganze Zahlen (z.B. 3 sec) ganze Sekunden und Brüche (z.B. 1/200) Sekundenbruchteile. Lass dich davon nicht verwirren. Die höheren Zahlen bei den Bruchteilen bedeuten kürzere Verschlusszeiten. Also 1/4 sec. belichtet länger als 1/2000 sec.! Bei den meisten Kameras ist die kürzeste Belichtungszeit 1/4000 Sekunde und die längste Belichtungszeit 30 Sekunden. Hier bietet sich der Vergleich mit dem Wasserhahn an. Wenn du ihn nur kurz öffnest hast du eine kleine Menge Wasser im Eimer, und wenn du ihn einige Sekunden geöffnet lässt, ist der Eimer vielleicht sogar schon voll. Wie viel Wasser sich dann im Eimer befindet, hängt auch davon ab, wie weit du den Wasserhahn aufgedreht hast (eben genauso wie die Lichtmenge von der Größe der Blendenöffnung abhängt).

Wirkung Bei gleicher Blende wird bei langer Belichtungszeit das Bild hell und bei kürzerer Belichtungszeit ist es dunkler. Also lässt eine zulange Belichtungszeit mehr Licht zum Sensor (helles Bild - Überbelichtung), und eine zu kurze Belichtungszeit schickt ihm zu wenig Licht (dunkles Bild - Unterbelichtung). Um scharfe Fotos zu erhalten, sollten wir darauf achten, die so genannte "Faustformel" für die Arbeit mit unterschiedlichen Brennweiten einzuhalten. Bei einem Weitwinkelobjektiv kann ich mit viel längeren Belichtungszeiten als bei einem Teleobjektiv noch aus der Hand Fotos schießen, die keine Unschärfe durch Verwacklung zeigen. Diese Faustformel gilt für Objektive bzw. Kameras ohne Bildstabilisatoren und für Fotografen mit einer ziemlich ruhigen Hand. Bildstabilisatoren ermöglichen eine längere Belichtungszeit, und eine unruhige Fotografenhand braucht eine kürzere Belichtungszeit für ein scharfes Bildergebnis beim Fotografieren aus der Hand. Für die Faustformel benutzen wir den Kehrwert der Brennweite. Bei einem 50 mm Objektiv an einer Kamera mit einem Vollformatsensor ist das 1/50 Sekunde. Bei einer

Spiegelreflexkamera mit dem 1,6fach kleineren APSC-Sensor müssten wir die Brennweite mit 1,6 multiplizieren (Spezialbegriff = "Kropfaktor"). Es ist jedoch einfacher, die Belichtungszeit nochmals zu halbieren, was bei einem 50 mm Objektiv 1/100 Sekunde bedeutet. Bei einem 10 mm Weitwinkelobjektiv sind das 1/10 (APSC 1/20) Sekunde und bei einem 100 mm Teleobjektiv entsprechend 1/100 (APSC 1/200) Sekunde. Bei Zoomobjektiven gilt hier die gerade eingestellte Brennweite des Zooms. Diese Faustformel gilt zunächst einmal für Motive, in denen Bewegungen nicht eingefroren werden sollen. Bei Objekten oder Personen, die gerade schnelle Bewegungen ausführen, kann eine noch erheblich kürzere Verschlusszeit notwendig werden, um das Auftreten von Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

Gestaltung Sehr kurze Belichtungszeiten benutzt man zum Einfrieren schneller Bewegungen. BeispielSituationen hierfür sind die Sportfotografie und spielende Kinder. Längere Belichtungszeiten benutzt man meistens dazu, Bewegungen sichtbar werden zu lassen. Es gibt aber auch noch eine weitere Reihe sehr attraktiv wirkender Anwendungen von langen Verschlusszeiten. Dazu zählen die Nachtfotografie, das Fotografieren in der "blauen Stunde", das Fotografieren von fließendem Wasser und Langzeitaufnahmen von Szenen am Meer, die durch die Einebnung der Wellen eine große Ruhe ausstrahlen. Mehr dazu erfährst du im Kapitel "Kreativtraining mit der Belichtungszeit" im Buch aus dem dieser Auszug stammt. "Kreativ Fotografieren Jenseits der Automatik".

12mm, f/9, 6 Sekunden, ISO 100

Züsammenspiel der drei Belichtüngsfaktoren Wir haben drei Möglichkeiten die Belichtung zu beeinflussen. Die Blende, die Belichtungszeit und die ISO Einstellung. Sie ergeben im Zusammenspiel die Belichtung des Bildes. Wenn wir selbst diese drei Werte kontrollieren, bestimmen wir damit, ob ein Bild korrekt belichtet ist oder ob es unter- oder überbelichtet ist. Das überbelichtete Bild wirkt flau und in den hellen Bereichen erkennt man keine Details. Das unterbelichtete Bild wirkt insgesamt düster und in den dunklen Bereichen fehlen die Details. Dieses Zusammenspiel können wir in dem bekannten Belichtungsdreieck, wie es im Bild unten zu sehen ist, darstellen. Wenn du dir den Flächeninhalt des Dreiecks ansiehst, kannst du dir vorstellen, dass damit die korrekte Lichtmenge für ein gut belichtetes Foto dargestellt ist. Wenn wir jetzt eine der drei Ecken des Dreiecks verschieben - beispielsweise eine kleinere Blende wählen - verändert sich der Flächeninhalt des Dreiecks. Er wird kleiner, das Bild würde dadurch unterbelichtet. Um den Flächeninhalt des Dreiecks wieder auf den Wert der optimalen Lichtmenge zu bringen, muss ich dann mindestens einen der anderen zwei Faktoren so verändern, dass der Flächeninhalt wieder stimmt.

Wenn wir die Kamera-Einstellungen selbst bestimmen, können wir diese drei Faktoren der Lichtsituation und der fotografierten Szene anpassen. Im Automatikmodus übernimmt die Kamera vollständig die Steuerung dieser drei Faktoren. Die Kamera kann über den Belichtungsmesser die Lichtsituation zwar erfassen, die Automatik wird aber versuchen, einen Durchschnittswert zu errechnen. Dabei werden dann größere schwarze Flächen dunkelgrau und größere weiße Flächen hellgrau wiedergegeben. Bei solchen Motiven kannst du entweder von der Belichtungskorrektur Gebrauch machen* (Achtung, der

Vollautomatikmodus lässt eine solche Korrektur nicht zu.), oder die Werte der Automatik ablesen und korrigierte Werte im manuellen Modus (M) eingegeben. Ich bevorzuge in den meisten Situationen, in denen es darauf ankommt schnell zu reagieren, die Methode eins. In den Situationen, in denen ich genügend Zeit zur Gestaltung habe, nehme ich den manuellen Modus. Dies gilt insbesondere auch für Nachtaufnahmen. Dort sind die gemessenen Belichtungswerte immer nur ein erster Anhaltspunkt. Eine erste Probeaufnahme mit der Blendenvorwahl Automatik zeigt recht deutlich, wie ich die Belichtungszeit dann im manuellen Modus anpassen muss. Eine genauere und detailliertere Beschreibung der Vorgehensweise für die Nachtaufnahmen findest du im Kapitel "KreativTraining mit der Belichtungszeit" im Unterpunkt "Nachtfotografie" im Buch aus dem dieser Auszug stammt. "Kreativ Fotografieren Jenseits der Automatik".

Beispiel +: gemessen f/5.6 und 1/60 sec M-Einstellung: f/4 und 1/60 sec Beispiel -: gemessen f/5.6 und 1/60 sec M-Einstellung: f/6.3 und 1/60 sec Du kannst also für mehr Licht (+) die Blende um eine Stufe öffnen (f/5.6 auf f/4) und für weniger Licht (-) die Blende um eine Stufe schließen (f/5.6 auf f/6.3).

* Die Bedienung der Belichtungskorrektur ist bei den einzelnen Kameramodellen unterschiedlich. Wie das bei deiner Kamera geht, kannst du in der Bedienungsanleitung für diese Kamera nachsehen.

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Hier habe ich meine Empfehlungen für die Ausrüstung zur Makrofotografie zusammengestellt. Sie finden dort Vorschläge für Makroausrüstungen im EINSTEIGER, FORTGESCHRITTENEN und PROFI-BEREICH. IMPRESSUM: © Hans Bechheim Marburg 1. Auflage 2016, E-Book-Version Über Lob, konstruktive Kritik und Anregungen freut sich der Autor [email protected] Alle Rechte vorbehalten: Das Werk darf – auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors/Herausgebers wiedergegeben oder veröffentlicht werden. © Alle Fotos, Cover und Text: Hans Bechheim Alle Texte, Fotos und Bilder stammen vom Autor und unterliegen dem Urheberrecht. Die im Text genannten Marken- und Produktnamen sind ausschließlich für die Information der Leser gedacht und sind Eigentum des betreffenden Herstellers oder Inhabers der Markenrechte. Die Inhalte dieses Buches sind mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt worden. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der zur Verfügung gestellten Inhalte. Die Nutzung der Inhalte des Buchs erfolgt auf eigene Verantwortung und der Autor übernimmt keinerlei Haftung für irgendwelche Schäden, die aus der Nutzung der Inhalte dieses Buches sowie der Links und der dort hinterlegten Inhalte entstehen.