Wege zueinander: Die Kunst zu ermahnen

Hartmut Weyel Predigt am 26.5.2002 Wege zueinander: Die Kunst zu ermahnen „Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zorns bestimmt, sondern dafür, d...
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Hartmut Weyel Predigt am 26.5.2002

Wege zueinander: Die Kunst zu ermahnen „Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zorns bestimmt, sondern dafür, daß wir durch Jesus Christus, unseren Herrn, das Heil erlangen. Er ist für uns gestorben, damit wir vereint mit ihm leben.... Darum tröstet und ermahnt einander, und einer richte den anderen auf.“ (1.Thess. 5,9-11) Einleitung • • •

Ermahnung - eine schwierige, aber notwendige Angelegenheit zwischen Christen Ermahnung - eine geistliche Aufgabe, die gelernt werden muss Ermahnung im Sinne der Bibel ist: anmahnen und zurechthelfen; gut zusprechen und ermutigen; auffordern und warnen; trösten und aufrichten; zurechtweisen und korrigieren; hinweisen und raten.

I. Wer kann wen ermahnen? A) Zur Ermahnung ist eine gemeinsame Basis nötig: der Glaube an Christus und das Bekenntnis zur Gültigkeit der Schrift (2.Tim. 3,14-17) B) Ermahnung ist eine Aufgabe des allgemeinen Priestertums, also aller Christen (1.Thess. 5,11) C) Ermahnung ist Aufgabe der Ältesten (Titus 1,9) und des Pastors (2.Tim. 4,2) D) Zur Ermahnung ist Berufung und Begabung nötig (Röm. 12,8)

II. Wo geschieht Ermahnung? (In welchen Bereichen?) A) In Lehrfragen (Tit. 1,9; 1.Tim. 6,2b-4; 6, 20-21; 2.Tim. 4,2-4) B) Bei Leid, Trauer, Not (2.Kor. 1,4-5) C) In der Ethik: z.B. bei Fehlverhalten in der Gemeinde, im Privatbereich, im Beruf (Eph. 4,1-3; Phil. 4,2; 2.Thess. 3,12; Hebr. 12,15-16; 1.Tim. 6,1-2; 6,1719) D) Im Glaubensleben: z.B. bei Müdigkeit und Enttäuschung, bei Minderwertigkeitsgefühlen und Angst, bei drohendem Abfall, bei mangelnder Mitarbeit, bei Mutlosigkeit, bei nachlassender Endzeiterwartung, bei mangelndem Vertrauen zu Gott und bei Geringachtung der eigenen Fähigkeiten (1.Kor. 6,1-2; 8,6; 1.Thess. 4, 17-18; 2.Thess. 3,13-15; Hebr. 3,12-14; 10,24-25; )

III. Wie ermahnen wir richtig? A) Ermahnung kann nur auf einer Beziehungsebene funktionieren, d. h. wenn zwischen den Beteiligten eine Beziehung besteht oder geschaffen wird (z.B. Liebe in der Gemeinde, Gemeinschaft, Hauskreis, Ehe, Familie, Freundschaft usw.) B) Ermahnung kann nur auf einer gleichen Ebene geschehen, d.h. wenn nicht von „oben herab“ ermahnt wird C) Ermahnung muss im Gebet vorbereitet werden D) Ermahnung droht und verurteilt nicht, sondern ergeht auf dem Hintergrund des „Erbarmens Gottes“ (Röm. 12,1) und der „Freundlichkeit und Güte Christi“ (2.Kor. 10,1) E) Ermahnung wird gelingen, wenn sie konstruktiv geschieht, d.h. wenn sie zum Aufbau, zur Stärkung, zur Besserung, zur positiven Veränderung führt (2.Thess. 2,16-17) F) Die richtige Art der Ermahnung erkennen und anwenden, ob z.B. trösten oder warnen oder zurechtweisen oder aufrichten oder korrigieren oder mutmachen angebracht ist

Hartmut Weyel Predigt

Wege zueinander: Die Kunst zu ermahnen (1. Thess. 5, 9-11)

Einleitung Stellen Sie sich folgende Situation vor: Da kommt jemand in Ihre Wohnung und sagt Ihnen mit ernster Miene: „Dein Leben geht zu Ende. Du wirst in den nächsten Tagen sterben. Deshalb ermahne ich Dich: Bestell dein Haus, d.h. mach’ Dein Testament, regle Deine Angelegenheiten, sorge für ‘klar Schiff’, bringe in Ordnung, was in Deinem Leben unordentlich ist!“ Wie würden Sie reagieren? Würden Sie diese Ermahnung ernstnehmen? Natürlich käme es darauf an, wer diese Ermahnung ausspricht: Ist dieser Mensch glaubwürdig? Kann er überhaupt wissen, dass ich demnächst sterbe? Oder hat er tatsächlich den absoluten Durchblick? Will er mir nur Angst machen? Oder will er mir damit helfen? Ist er vielleicht an meinem Erbe interessiert? Oder hat er absolut nichts davon? Liebt er mich oder hasst er mich? Will er mir damit Gutes tun oder will er mir schaden? Ob eine solche Ermahnung ankommt, hängt wesentlich davon ab, wer sie ausspricht, aus welchen Motiven heraus und wie sie gesagt wird. Übrigens: Eine solche Ermahnung hat es tatsächlich gegeben. Damals im alten Israel erschien ein Prophet mit Namen Jesaja bei seinem König mit Namen Hiskia und sagte ihm: „So spricht der Herr: Bestell dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben“ (Jes. 38,1). Ganz schön mutig, dieser Prophet, der es wagt, seinem König den Tod anzusagen und ihn zu ermahnen, seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen! Was macht der König? Schreit er den Propheten an und jagt ihn zum Teufel, diesen Unheilsbringer? ‚Wie kannst du hergelaufener Prophet es wagen, mich zu ermahnen! Kehr doch vor deiner eigenen Tür!‘ Nein, der König reagiert völlig anders: Er fängt an zu beten und zu weinen. Er nimmt die Ermahnung ernst. Offensichtlich ist dieser Prophet Jesaja, der im Namen Gottes mit ihm spricht, glaubwürdig. Er will seinem König keinen auswischen, er will ihn nicht deckeln, sondern ihm helfen, die letzten Stunden seines Lebens sinnvoll zu verbringen. Genau damit sind wir bei dem Punkt, um den es heute morgen geht. Ermahnung ist ein schwieriges „Geschäft“, aber ein sehr notwendiges. Ohne Ermahnung wäre dieser König möglicherweise unvorbereitet, blind und tief verschuldet in seinen Tod gegangen. Ohne die Ermahnung, sein Haus zu bestellen, hätte dieser König möglicherweise blutige Auseinandersetzungen um seine Nachfolge hinterlassen. Es wäre zum Streit um sein Erbe oder gar zum Bürgerkrieg gekommen. So aber kann er reagieren. Er kann auf die Ermahnung antworten, indem er verändert, was unbedingt verändert und geregelt werden muss. Dieses Beispiel aus dem alten Israel zeigt nicht nur, wie notwendig und wichtig Ermahnung ist, sondern auch wie sehr der Erfolg von zwei Faktoren abhängig ist:

a) von der Glaubwürdigkeit und den guten Motiven dessen, der ermahnt, und b) von der positiven Reaktion dessen, der ermahnt wird. In unserem Beispiel (Jeremia – Hiskia) geschieht die Ermahnung in der Form des ernsten Hinweises, der Warnung, der Anmahnung und Aufforderung. Andere Formen der Ermahnung in der Bibel sind: gut zusprechen, ermutigen, trösten, aufrichten, aufmuntern, raten. Wiedere andere Formen sind: zurechtweisen, korrigieren, zurechthelfen. Wer die Bibel durchstöbert, um zu entdecken, wo und wer und wie dort ermahnt wird, der wird vor allem in den Briefen des Apostels Paulus fündig. Bei Paulus kann man hervorragend lernen, wie biblische Ermahnung geschieht. Wenn man nicht auf die Mitchristen in der Gemeinde verzichten will, kann auch nicht auf Ermahnung verzichten. Wer auf die Schwestern und Brüder in der Gemeinde verzichten will, der verzichtet auf Christus. Denn keiner von uns stellt für sich allein den Körper Christi dar. Nur zusammen bilden wir den Leib des Christus. Und der funktioniert nur, wenn wir uns gegenseitig ermutigen, warnen, korrigieren, trösten, zurechthelfen, also ermahnen. Nur so lebt Gemeinde und nur so überleben wir als Christen. Also, wem seine Mitchristen gleichgültig sind, wem egal ist, ob sie einmal bei Gott landen oder verloren gehen, der kann auf Ermahnung verzichten. Und wem gleichgültig ist, ob er selbst als Christ produktiv und zu Gottes Ehre lebt, wem egal ist, wo er einmal landet, der kann darauf verzichten, sich ermahnen zu lassen. Wem das alles aber nicht egal ist, der muss in die Schule der Bibel gehen, um Ermahnung, wie Gott sie will, zu lernen. Ich fand einige Sätze in 1.Thess. 5, 911, die sehr klar den Grund und die Grundlage für christliche Ermahnung widerspiegeln. Dort sagt der Apostel Paulus: 1.Bild vom Beamer

„Gott hat uns nicht für das Gericht seines Zorns bestimmt, sondern dafür, daß wir durch Jesus Christus, unseren Herrn, das Heil erlangen. Er ist für uns gestorben, damit wir vereint mit ihm leben.... Darum tröstet und ermahnt einander, und einer richte den anderen auf.“ Da haben wir in einigen Sätzen die entscheidenden Punkte zusammen: 1. Wer an Jesus Christus glaubt und in lebendiger Beziehung mit ihm lebt, darf sagen: Ich bin nicht mehr für das Gericht des Zorns Gottes bestimmt. Das gleiche gilt für meinen Mitchristen. Das gilt allerdings nur, wenn wir bei Christus bleiben. Wenn das stimmt, dann fällt die Drohung mit dem Gericht flach. Folglich kann auch Ermahnung nicht mit Drohung, Angstmache und erhobenem Zeigefinger geschehen. 2. Gott hat jeden, der an Christus glaubt, dazu bestimmt, durch ihn das Heil zu erlangen. Wenn diese Tatsache über unserem Leben steht, dann hat jede Ermahnung vor allem das eine Ziel: es soll erreicht werden, dass das gute Werk, welches Gott bei uns angefangen hat, auch vollendet wird. Dann frage ich deshalb bei jeder Ermahnung: Wie kann ich meinen Mitchristen vor dem Schlappmachen und vor dem Unheil bewahren, und wie kann die Ermahnung, die an mich ergeht, das gleiche bei mir bewirken? 3. Jesus Christus „ist für uns gestorben“, sagt Paulus, „damit wir vereint mit ihm leben“. Ermahnung gründet also auf der Tatsache, dass Christus für uns

gestorben ist, für die Beseitigung unserer Schuld und für unsere Versöhnung mit Gott. Wenn wir ermahnen bzw. ermahnt werden, dann rufen wir uns gemeinsam unter das Kreuz. Anders geht es nicht. Ein begnadeter Sünder ermahnt den anderen begnadeten Sünder. Ein begnadeter Sünder tröstet den anderen begnadeten Sünder. Ein begnadeter Sünder richtet den anderen begnadeten Sünder auf. Wir ermahnen uns gegenseitig, unsere Schuld zu erkennen, zu bekennen und Vergebung in Anspruch zu nehmen. Wir ermutigen uns, die herrliche Freiheit der Kinder Gottes zu erleben. Auf dieser Grundlage können wir miteinander und mit Christus vereint leben. Ermahnung will das erreichen: dass wir wirklich vereint miteinander leben und vereint mit Christus leben. Nun weiß jeder, der schon selbst ermahnt hat oder ermahnt worden ist, wie schwer beides ist, und zwar für beide Seiten. Da hat man sich schon manchmal die Finger verbrannt oder - im anderen Fall - heftig und verärgert reagiert. Das kann daran liegen, dass wir etwas falsch gemacht haben oder mit der falschen inneren Einstellung ermahnt haben. Andererseits haben wir Ermahnung abgelehnt, weil wir sie nicht geistlich angenommen haben. Missbrauch soll aber nicht den guten Gebrauch verhindern. Deshalb ist es nötig, dass wir anhand der Bibel Ermahnung lernen, um zu einem guten, segensreichen Gebrauch zu finden. Christen werden in der Bibel auch „Jünger“ genannt. Und ‚Jünger‘ heißt übersetzt: Schüler, Lernender. Ich hoffe, Sie nehmen es gut auf, wenn ich Ihnen anhand der jetzt auf der Leinwand zu sehenden Fragen und Antworten einige Hinweise aus der Bibel gebe, wie die Kunst der Ermahnung zu lernen ist. Die erste Frage lautet: 2.Bild vom Beamer

I. Wer kann wen ermahnen? A) Zur Ermahnung ist eine gemeinsame Basis nötig: der Glaube und das Bekenntnis zur Gültigkeit der Schrift (2.Tim. 3,14-17) B) Ermahnung ist eine Aufgabe des allgemeinen Priestertums, also aller Christen (1.Thess. 5,11) C) Ermahnung ist Aufgabe der Ältesten (Titus 1,9) und des Pastors (2.Tim. 4,2) D) Zur Ermahnung ist Berufung und Begabung nötig (Röm. 12,8)

3.Bild vom Beamer

II. Wo geschieht Ermahnung? (In welchen Bereichen?) A) In Lehrfragen (Tit. 1,9; 1.Tim. 6,2b-4; 6, 20-21; 2.Tim. 4,2-4) B) Bei Leid, Trauer, Not (2.Kor. 1,4-5) C) In der Ethik: z.B. bei Fehlverhalten in der Gemeinde, im Privatbereich, im Beruf (Eph. 4,1-3; Phil. 4,2; 2.Thess. 3,12; Hebr. 12,15-16; 1.Tim. 6,1-2; 6,17-19) D) Im Glaubensleben: z.B. bei Müdigkeit und Enttäuschung, bei Minderwertigkeitsgefühlen und Angst, bei drohendem Abfall, bei mangelnder Mitarbeit, bei Mutlosigkeit, bei nachlassender Endzeiterwartung, bei mangelndem Vertrauen und Geringachtung der eigenen Fähigkeiten (1.Kor. 6,1-2; 8,6; 1.Thess. 4, 17-18; 2.Thess. 3,13-15; Hebr. 3,12-14; 10,24-25; )

4.Bild vom Beamer

III. Wie ermahnen wir richtig?

A) Ermahnung kann nur auf einer Beziehungsebene funktionieren, d. h. wenn zwischen den Beteiligten eine Beziehung besteht oder geschaffen wird (z.B. Geschwisterliebe in der Gemeinde, Arbeitsgemeinschaft, Ehe, Familie, Freundschaft usw.) B) Ermahnung kann nur auf einer gleichen Ebene geschehen, d.h. wenn nicht von „oben herab“ ermahnt wird C) Ermahnung muss im Gebet vorbereitet werden D) Ermahnung droht und verurteilt nicht, sondern ergeht auf dem Hintergrund des „Erbarmens Gottes“ (Röm. 12,1) und der „Freundlichkeit und Güte Christi“ (2.Kor. 10,1) E) Ermahnung wird gelingen, wenn sie konstruktiv geschieht, d.h. wenn sie zum Aufbau, zur Stärkung, zur Besserung, zur positiven Veränderung führt (2.Thess. 2,16-17) F) Die richtige Art der Ermahnung erkennen und anwenden, ob z.B. trösten oder warnen oder zurechtweisen oder aufrichten oder korrigieren oder mutmachen angebracht ist

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