Was versteht man unter Investitionen? Überführung von Zahlungsmitteln in Sach- oder Finanzvermögen • Unter Investition versteht man den wirtschaftlichen Sachverhalt, dass Zahlungsmittel ausgegeben und damit langfristig gebunden werden. • Investition schafft die Voraussetzung dafür, dass man zu einem späteren Zeitpunkt wieder Zahlungsmittel einnehmen kann. • Es wird erwartet, dass die künftigen Einnahmen grösser sein werden als die getätigten Ausgaben.
Investitionsarten
Investieren
Aktiven materielles Anlagevermögen finanzielles Anlagevermögen immaterielles Anlagevermögen Lager (Umlaufvermögen) Debitoren (Umlaufvermögen) Zahlungsmittel (Umlaufvermögen)
Maschinen, Fahrzeuge, Mobilien, Immobilien Beteiligungen, Wertpapiere, Aktivdarlehen Forschung, Entwicklung, Patente, Ausbildung
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Investitionscharakter Gründungsinvestitionen Kapital wird gebunden um ein neues Unternehmen aufzubauen.
Ersatzinvestitionen Kapital wird eingesetzt zum Fortführen der bisherigen Produktion, ohne dass man besondere Rationalisierungsmassnahmen ergreift.
Erweiterungsinvestitionen Kapital wird eingesetzt um die Kapazitäten zu erweitern.
Rationalisierungsinvestitionen Kapital wird gebunden um eine wirtschaftlichere Leistungserstellung zu ermöglichen.
Investitionsmerkmale Langfristige Betrachtungsweise Investitionen sind zukunftsbezogen. Der Nutzen tritt nicht sofort ein.
Langfristige Kapitalbindung Die finanziellen Mittel sind in der Regel langfristig gebunden. Sie fliessen letzlich zurück in Form von Ueberschüssen (Cashflows) aus erfolgreichen Investitionen.
Vermehrte Fixkosten Die Kostenstruktur einer Unternehmung verändert sich durch Investitionen. Der Anteil der fixen Kosten steigt.
Komplexität bei Datenbeschaffung und -beurteilung Die relevanten Daten fallen aus allen Bereichen der Unternehmung an (Marketing, Fertigung, Finanzen usw.).
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Zweck der Investitionsrechnung Investitionsrechnungen zeigen die wirtschaftlichen Konsequenzen einer Investitionsentscheidung auf. Investitionen gehören zu den wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen, da sie aufgrund ihrer Merkmale einen wesentlichen Einfluss haben auf die • • • •
Rentabilität Liquidität Sicherheit Unabhängigkeit
einer Unternehmung.
Terminologie der Investitionsrechung (1) Investitionsbetrag I (Kapitaleinsatz) Dazu gehören nicht nur die Kosten für die Beschaffung der Anlagen sondern auch weitere Folgekosten wie Projektierungs-, Installationsund Schulungskosten sowie weitere unabdingbar mit der eigentlichen Investition verbundenen Kosten.
Liquidationserlös L Geldzufluss aus der Veräusserung einer Sachanlage am Ende ihrer Nutzungsdauer. Marktwert am Ende der Nutzungsdauer abzüglich etwaiger Entsorgungs- und Demontagekosten.
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Terminologie der Investitionsrechung (2) Nutzen G In Folge der Investition kommt es zu Geldzuflüssen (Umsätze) und zu Geldabflüssen (Löhne, Material, Energie). Der Nutzen entspricht dem jährlichen Netto-Geldstrom, das heisst der Differenz zwischen den jährlichen Geldzuflüssen und Geldabflüssen.
Nutzungsdauer n Die Nutzungsdauer entspricht dem Zeitraum, für den aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten eine Nutzung der Anlage erwartet wird.
Kalkulatorischer Zinssatz i Zinssatz, zudem das investierte Kapital (Investitionsbetrag) verzinst werden soll. Zinssatz orientiert sich an Marktzinsen für langfristige Kapitalien plus entsprechender Risikozuschlag (häufig Gesamtkapitalrentabilität).
Investitionsrechnungsverfahren
Verfahren der Investitionsrechnung
statische Verfahren
dynamische Verfahren
Kostenvergleich
Kapitalwertmethode
Gewinnvergleich
Annuitätenmethode
Renditenrechnung
Interner Ertragssatz
Payback-Methode
Dynamisierte Payback-Methode
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Kosten bei statischer Investitionsrechnung Betriebskosten - liquiditätswirksam • • • • • •
Personalkosten (Löhne, Gehälter, Sozialleistungen) Materialkosten (Fertigungs-, Hilfs- und Betriebsstoffe) Instandhaltungskosten (Wartung, Unterhalt, Instandsetzung) Raumkosten (Miete, Heizung, Licht) Energiekosten (Verbrauch von Öl, Gas, Strom) Werkzeugkosten (Maschinen- und Messwerkzeuge)
Kapitalkosten - nicht liquiditätswirksam • Kalkulatorische Abschreibungen • Kalkulatorische Zinsen
Kalkulatorische Abschreibungen I ohne Liquidationserlös
I
100%
100%
75%
75%
50%
50%
25%
25%
0% 0
n 5
10
mit Liquidationserlös
Liquidationserlös L n
0% 0
Abschreibung =
5
10
I - L n
5
Kalkulatorische Zinsen I ohne Liquidationserlös
I
100%
100%
75%
75%
50%
Durchschnittskapital
25%
n 5
Ø Kapital =
10
I 2
Durchschnittskapital
50%
25% 0% 0
mit Liquidationserlös
0% 0
Liquidationserlös L n 5
Ø Kapital =
10
I+L 2
Renditenrechnung Die Rentabilität (ROI Return on Investment) entspricht der Verzinsung des investierten Kapitals.
Rentabilität =
(Gewinn + kalkulatorische Zinsen) x100% Ø Kapitaleinsatz
• Investition mit der höheren Rentabilität wird bevorzugt. • Vergleich der Rentabilität mit dem kalkulatorischen Zinssatz.
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Amortisationsrechnung (Payback-Rechnung) Zeitspanne, die verstreicht, bis sich eine Investition mit dem erzielbaren Nutzen zurückzahlt. Investitionssumme I Amortisationsdauer =
Nutzen/Jahr G Nutzungsdauer
Rückflusszahl
=
Amortisationsdauer
• Paybackdauer für Rationalisierungsinvestitionen: 2 bis 4 Jahre • Paybackdauer für Erweiterungsinvestitionen: 3 bis 5 Jahre • In jedem Fall: Paybackdauer kürzer als Nutzungsdauer! • Geringes Risiko für Investition bei hoher Rückflusszahl!
Beurteilung der statischen Verfahren • Statische Verfahren sind einfach zu handhaben und für Laien auch einfacher verständlich. • Statische Verfahren lassen den zeitlichen Unterschied und die Unregelmässigkeiten im Anfall der Ein- und Auszahlungen jedoch unberücksichtigt. Sie beschränken sich auf ein Durchschnittswerte. • Es ist jedoch nicht immer einfach, differenzierte Daten für die gesamte Nutzungsdauer einer Investition zu beschaffen. Statische Verfahren liefern bei richtiger Interpretation auch heute noch durchaus brauchbare Ergebnisse!
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Dynamische Investitionsrechnung Heute verfügbares Geld ist mehr wert als künftiges! • Die dynamischen Verfahren betrachten die durch die Investition ausgelösten Zahlungsströme (Ein- und Auszahlungen). • Sie gehen von der Erkenntnis aus, dass Zahlungen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, nicht vergleichbar sind. • Um diese Zahlungen vergleichbar zu machen, müssen sie auf einen einheitlichen Zeitpunkt bezogen werden (Auf- und Abzinsung).
Dynamische Investitionsrechnung - Begriffe Aufzinsungsfaktor Barwerte
Zeitpunkt B
Zeitpunkt der Inbetriebnahme
Zeitwert D
Zeitwert B
Zeitpunkt A
Zeitwert C
Zeitwert A
Abzinsungsfaktor
Zeitpunkt Zeitpunkt C B
Zeitwert Wert einer Ein- oder Auszahlung zum Zeitpunkt des Anfalls. Barwert Wert einer Ein- oder Auszahlung zum einem Bezugszeitpunkt (meistens Beginn der Nutzung einer Investition)
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Auf- und Abzinsungsfaktor Aufzinsungsfaktor r
n i r r
Abzinsungsfaktor v 1 (1 + i)n
r = (1 + i)n
v=
n = Anzahl Jahre i = Zinssatz
n = Anzahl Jahre i = Zinssatz
= = = =
3 Jahre 12% ? (1 + 0,12)3 = 1,405
n i v v
= = = =
3 Jahre 12% ? 1 / (1 + 0,12)3 = 0,712
Kapitalwert (Net Present Value NPV) Geldrückflüsse NPV
Barwerte total
K -
Diskontierung der Zeitwerte zu Barwerten mit Zinssatz i
G1
+
+
+
+
+
0
1
2
3
4
5
K -
K
G2
G3
G4
G5
Jahre
= Kapitaleinsatz (Investitionssumme)
G = Nutzen NPV = Net present value
Geldabfluss
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Berechnung des Kapitalwertes NPV =
NPV G1 bis Gn n i I
G1 (1 + i)1 = = = = =
+
G2 (1 + i)2
G3
+
+
(1 + i)3
Gn (1 + i)n
-I
Kapitalwert Nutzen, Einnahmeüberschuss Nutzungsdauer in Jahren Zinssatz (kalkulatorischer Zinssatz) Kapitaleinsatz, Investitionsbetrag
Ein Investitionsprojekt ist durchzuführen, wenn der Kapitalwert Null oder positiv ist.
Annuitätenmethode Geldrückflüsse
Geldabfluss
i
K
R ?
R ?
R ?
R ?
R ?
0
1
2
3
4
5
K R
= Kapitaleinsatz (Investitionssumme) = Rente, Annuität
i
= Zinssatz
Jahre
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Berechnung der Annuität
Annuität =
K Rbf
K
= Kapitaleinsatz
Rbf = Rentenbarwertfaktor, für die Bestimmung müssen Nutzungsdauer n und Zinssatz i bekannt sein.
Ein Investitionsprojekt ist vorteilhaft, wenn der durchschnittliche jährlich Nutzen mindestens so gross ist wie die Annuität.
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