Dr. Liane Pluto
Was tun Jugendliche in und mit Politik? Ergebnisse und Empfehlungen des 15. Kinder- und J Jugendberichts db i ht 7. Forum Jugendarbeit und Schule Demokratie stärken! Chance für Jugendarbeit und Schule
Deutsches Jugendinstitut e. V. Nockherstraße 2 D-81541 München Postfach 90 03 52 D-81503 München Telefon +49 89 62306-0 Fax +49 89 62306-162
8. Dezember 2017, Gauting
www.dji.de
Jugendpolitische Aktivitäten (z.B. auf kommunaler Ebene, Bundesprogramme, „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“
Interesse Jugendlicher an Politik ist wieder Politik ist wieder gestiegen (Shell‐Studie 2015)
J Jugend und Politik d d P litik
Politikverdrossenheit Jugendlicher und große Distanz Jugendlicher zu i dli h politischen Parteien
Eingeschränkte politische g g Handlungsmöglichkeiten für Jugendliche (z.B. Wählen ab 18)
2
J Jugendliche dli h und dP Politik li ik – 15. 15 KJB Das Verhältnis Jugendlicher zur Politik ist Thema des Berichts, der den Berichtstitel hat: „Zwischen Freiräumen, Familie, Ganztagsschule und virtuellen Welten – Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsanspruch im Jugendalter Jugendalter“ Jugendphase steht im Mittelpunkt des Berichts => spezifische p Sicht des 15. KJB: Was sind gesellschaftliche Kernherausforderungen der Jugendphase und wie werden diese ermöglicht? 3
K h Kernherausforderungen f d d der JJugendphase d h Verselbstständigung: Es wird erwartet erwartet, dass junge Menschen soziokulturell, soziokulturell ökonomisch und politisch Verantwortung übernehmen. (Selbst )Positionierung: (Selbst-)Positionierung: Es wird erwartet, dass junge Menschen eine I t ität b l Integritätsbalance zwischen i h subjektiver bj kti Freiheit F ih it und d sozialer i l Zugehörigkeit ausbilden. Qualifizierung: j g Menschen allgemeinbildende, g , Es wird erwartet,, dass junge soziale und berufliche Handlungsfähigkeit erlangen sollen. 4
J Jugend d ermöglichen! ö li h ! Jugendliche haben eine eigenständige jugendspezifische Sicht auf die Gesellschaft Zugleich: gesellschaftliche Rahmenbedingungen tragen dazu bei, ob und wie Jugendphase ermöglicht wird „Es wird angenommen, dass gerade heute [...] gefragt werden muss, wie Jugend als eigenständige Lebensphase für junge Menschen jugendpolitisch ermöglicht wird. Dies zeigt [...] auch die Frage, welche Folgen die Politiken und Diskurse der vergangenen Jahre für die Lebensphase Jugend haben haben.“ (15. (15 KJB, KJB S S. 84)
Jugendarbeit und Schule sind Teil dieses H t ll Herstellungsprozesses! ! 5
I Interesse Jugendlicher J dli h fü für P Politik li ik 46 % sagen 2015, dass sie sich für Politik interessieren (Shell-Studie 2015) Abb: Zeitreihe politisches Interesse (Jugendliche im Alter von 15‐24 Jahren) 60 %
55 %
57 % 47 % 47 %
50 %
46 %
43 % 39 %
40 %
40 %
34 %
30 % 20 %
Q ll Sh ll J Quelle: Shell‐Jugendstudien 1984‐2015 d di 1984 2015
10 % 0% 0 % 1984
1991
1996
1999
2002
2006
2010
2015 6
I Interesse Jugendlicher J dli h fü für P Politik li ik
7
Wichtigkeit, über neue Entwicklungen schnell Bescheid zu wissen - sehr wichtig/wichtig 87 87
Info zu persönlichem Problem 82
Aktuelles, was in der Welt so passiert
84 80
Musik
76 77
Ausbildung/Beruf
73 62
Smartphone p
68 55
Bundespolitik
63 47
Sport in Deutschland/weltweit
66
Mädchen
49
Sport lokal
57
Jungen
54 53
Lokalpolitik
54
Fernsehsendungen/-serien Fernsehsendungen/ serien
51 61
Mode/Klamotten
40 27
Computer-/Konsolen-/Onlinespiele
68 48
Konzerte/Veranstaltungen regional
36 39
Stars
25
0
20
40
12-19-Jährige
60
80
100
Quelle: JIM 2015, Angaben in Prozent Basis: alle Befragten, n=1.200
Z f i d h i miti D Zufriedenheit Demokratie k i 73 % der 12- bis 25-Jährigen geben an, mit der Demokratie, so wie sie in Deutschland besteht, zufrieden zu sein (Shell-Studie 2015) Zunahme der Zustimmung seit 2002 deutliche Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Jugendlichen g ((Ost: 54 %, West: 77 %), ) aber auch diese werden geringer Große Unterschiede zwischen Jugendlichen g mit Hauptschulabschluss (56 %), mittlerer Reife oder Realschulabschluss (75 %) und Abitur oder FH-Reife (78 %) (Sh (Shell-Studie ll St di 2015 2015, S S. 174) 9
V Vertrauen iin gesellschaftliche ll h f li h IInstitutionen i i 15‐ bis 25‐Jährige, 2015, Mittelwerte bei einer Skala von 1 (sehr wenig) bis 5 (sehr viel Vertrauen)
Umweltschutzgruppen Menschenrechtsgruppen Gerichte Polizei Bundeswehr Bürgerinitiativen Gewerkschaften EU Vereinte Nationen Bundesregierung Große Unternehmen Kirchen Banken Parteien
3,5 3,5 35 3,5 3,5 3,4 3,3 3,3 3,1 3,1 , 3 2,8 2,7 2,6 2,6 0
05 0,5
1
15 1,5
2
25 2,5
3
35 3,5
4
Quelle: 17. Shell‐Jugendstudie „Jugend 2015“, 2015, S. 177 10
Würde bei widersprüchlicher Berichterstattung am ehesten vertrauen auf … Gesamt
41
24
Tageszeitung Mädchen
Fernsehen
Radio
42
Jungen
25
Haupt-/Realschule
19
35
Gymnasium
25
50
12-19-Jährige
16 18
22 24
11
12
75
2 3 2 4
15 15
1 2
12
16
24 46
0
18
20 25
42
11
24
44
18-19 Jahre
weiß nicht
17
25
40
16-17 Jahre
Internet
3
19
22
38
14-15 Jahre
15
26
40
12-13 Jahre
18
4 14
2 100
Quelle: JIM 2016, Angaben in Prozent Basis: alle Befragten, n=1.200
Entwicklungstrends: Politisches Interesse, Partizipation und Aktivitäten in sozialen Bewegungen 18‐ bis 25‐Jährige, 1992–2014, Anteil in %
Quelle: DJI‐Jugendsurvey 1992, 1997, 2003 (gewichtet) und AID:A – DJI‐Survey 2009 und 2014 (gewichtet); 18‐ bis 25‐jährige Befragte mit deutscher Staatsangehörigkeit 12
J Jugendliche dli h iin d der P Politik li ik Bereitschaft Jugendlicher, selbst als Kandidatin oder Kandidat bei Wahlen politische Verantwortung zu übernehmen: ein Fünftel d JJugendlichen der dli h kkann sich i h di dies vorstellen, t ll üb über d dreii Vi Viertel t l lehnen dies ab – auch in der Bundesrepublik („European Youth: Participation p in Democratic Life“,, European p Commission,, 2013,, S. 16). g wünschen sich nach Resultaten der Shell-Jugendstudie g Zugleich 83 % der 15- bis 25-Jährigen „mehr junge Leute in der Politik“ (Shell-Studie 2015, S. 179) Etwa 2 % sind selbst in einer Partei , 3% in Gewerkschaft, 2 % in Bürgerinitiative aktiv (Shell-Studie 2015, S. 196) Zwischenfazit: Jugendliche sind demokratieaffin, aber institutionenkritisch
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Radius politisch gesellschaftlicher Beteiligung Quelle: FES‐Jugendstudie 2015, 14‐29‐Jährige An Wahlen teilnehmen
96 %
Bei einer Unterschriftensammlung unterschreiben Bei einer Unterschriftensammlung
91 % 91 %
Produkte aus pol., eth., Umweltgründen kaufen/nicht kaufen
76 %
An einer Demonstration teilnehmen
70 %
In einer Bürgerinitiative teilnehmen In einer Bürgerinitiative teilnehmen
59 % 59 %
Sich an einer Online‐Protestaktion beteiligen
56 %
Sich in Versammlungen an öffentlichen Diskussionen beteiligen
54 %
Selbst Unterschriften sammeln Selbst Unterschriften sammeln
46 % 46 %
An einem politschen Projekt in Jugendverband/‐initiative mitarbeiten
45 %
Eine Wahlkampagne unterstützen
39 %
P ö li h P litik /i Persönlich Politiker/innen kontaktieren k t kti
39 % 39 %
In einer Gewerkschaft aktiv mitarbeiten
38 %
Briefe/ E‐Mails mit politischem Inhalt schreiben oder weiterleiten
30 %
In einer Partei aktiv mitarbeiten
30 %
Mitglied in einem Jugendparlament/ kommunalen Gremium sein
28 %
Anstecker mit einer politischen Botschaft tragen
24 %
Videos/ Fotos mit politischem Inhalt ins Netz stellen
18 %
Politische Botschaften oder Graffiti auf Wände schreiben
8 % 14
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
Intensität politisch‐gesellschaftlicher Beteiligung bei Jugendlichen Angaben in Prozent. Basis: Nur Befragte, für die die jeweilige Aktivität in Frage kommt. 0
20
40
An Wahlen teilnehmen
25
32 4
73 29
13 6
51
18
69
5
10
90 8
Briefe/ E‐Mails mit politischem Inhalt schreiben oder weiterleiten
83
26 5
51 69
20
In einer Partei aktiv mitarbeiten
37
17
Persönlich Politiker/innen kontaktieren
19
55
9
86
Anstecker mit einer politischen Botschaft tragen
27
Videos/ Fotos mit politischem Inhalt ins Netz stellen
27
Quelle: FES‐Jugendstudie 2015
28
25
10
Eine Wahlkampagne unterstützen
39
28
6
15
10
80
20
An einem politschen Projekt in Jugendverband/‐initiative mitarbeiten
Politische Botschaften oder Graffiti auf Wände schreiben
29
35
Sich in Versammlungen an öffentlichen Diskussionen beteiligen
Mitglied in einem Jugendparlament/ kommunalen Gremium sein
18 11
15
Sich an einer Online‐Protestaktion beteiligen
In einer Gewerkschaft aktiv mitarbeiten
19
79
An einer Demonstration teilnehmen
100
9
57
d k l h l d k f / h k f Produkte aus pol., eth., Umweltgründen kaufen/nicht kaufen
Selbst Unterschriften sammeln
80
72
Bei einer Unterschriftensammlung unterschreiben
In einer Bürgerinitiative teilnehmen
60
26
47
14
59
10
Mehrfach
75 Einmal
Nie
15
Politische Bildung als alte H Herausforderung f d iin neuen K Kontexten Hintergrund für wachsenden Bedarf an politischer Bildung Zukunft der Demokratie in komplexer, global vernetzter Gesellschaft Digitalisierung g g von Gesellschaft und Arbeit Einwanderungsgesellschaft
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Neugestaltungsbedarf politischer li i h Bild Bildung iim JJugendalter d l „‘Jugend ermöglichen‘ bedeutet, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Gelegenheiten zu eröffnen, in denen sie als K P d Ko-Produzenten t der d Zukunft Z k ft b betrachtet t ht t und d verbindlich bi dli h einbezogen werden. Hierzu bedarf es einer ebenso ernsthaften wie nachhaltigen, g , auf jjeden Fall aber deutlich verstärkten politischen Bildung.“ (15. KJB, S. 471) „Jugendliche müssen befähigt und in die Lage versetzt werden, sich in politische Entscheidungsprozesse einzufinden und einzumischen sowie an Zielvorstellungen und d Umsetzungsprozessen U t mitzuwirken.“ it i k “ (15 (15. KJB, KJB S S. 471)
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Ansätze und Herausforderungen für die K Kooperation i von JJugendarbeit d b i und dS Schule h l Bewusstsein schaffen für gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Jugendlichen „Politisches“ ermöglichen Erweiterter Blick auf politische Aktivitäten Jugendlicher notwendig; darin auch Ansatzpunkt für Themen, die in politischer Bildung aufgegriffen werden können „Die Institutionen des Aufwachsens sind gefordert, mehr Zeit und Engagement in eine neue Kultur der politischen Bildung zu investieren und so eine demokratisch-offene Selbstfindung und Selbstpositionierung der Jugendlichen zu unterstützen.“ (15. KJB, S. 472) Jugendarbeit (und Schule): „das Politische der eigenen Arbeit und Notwendigkeit zu politischer Bildung neu und deutlicher erkennen und reflektieren“(15. KJB, S. 426)
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Ansätze und Herausforderungen für die K Kooperation i von JJugendarbeit d b i und dS Schule h l Politische Bildung muss mit der Förderung von Partizipation einher gehen: Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitgestaltung für J Jugendliche dli h iin JJugendarbeit d b it und dS Schule h l fö fördern d und d schaffen h ff (Stichwort: Schulkultur, echte Mitwirkung von Jugendlichen, Beteiligung g g Jugendlicher g an der Kooperation p selbst)) Politische Bildung muss für Jugendliche erfahrbar sein: es ist nicht nur ein Gebot demokratischer Gesellschaften, dass alle an ihr mitwirken und dass Demokratie gelernt sein will, sondern, dass durch „Tun“ anders gelernt wird (Stichwort Selbstwirksamkeitserfahrungen); das heißt: Partizipation ist Inhalt, aber vor allem auch Voraussetzung für Politische Bildung Kein zu enges Zeitkorsett für Partizipationsmöglichkeiten Partizipation braucht auch Ergebnisoffenheit
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Ansätze und Herausforderungen für die K Kooperation i von JJugendarbeit d b i und dS Schule h l Gestaltung der Kooperation – Wie finden Jugendarbeit und Schule bei den unterschiedlichen Rahmenbedingungen zusammen? Kooperation will auch gelernt sein: z.B. durch Wissen über die Handlungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen des jeweils anderen um Verständnis füreinander und gemeinsames Ideen anderen, entwickeln zu können; Gemeinsame Fortbildungen können auch dazu beitragen; Einbindung der Schule insgesamt und nicht nur einzelner Lehrerinnen und Lehrer Kooperation als Partnerschaft gestalten kein „Auslagern“ der politischen Bildung an die Jugendarbeit
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Ansätze und Herausforderungen für die K Kooperation i von JJugendarbeit d b i und dS Schule h l „Politik ist und kann kein neutrales Feld sein, vielmehr gleicht sie einer Arena der argumentativen Auseinandersetzung, der Kontroversen um der Sache willen und des demokratischen Streits um Ergebnisse und Richtungen Im Mittelpunkt stehen dann nicht mehr allein Richtungen. oder vordergründig die Aneignung von Techniken oder Verfahrensweisen politischer Entscheidungsfindung in Parlamenten und Gremien, sondern die Entwicklung einer demokratischen Haltung, einer eigenen, begründeten Meinung und einer Bereitschaft, sich an der politischen Gestaltung des Gemeinwesens zu beteiligen.“ (15. KJB, S 472) S. 21
Ansätze und Herausforderungen für die K Kooperation i von JJugendarbeit d b i und dS Schule h l Zugänge und Themen Überdenken der Formen der p politischen Bildung, g, z.B. kritische Reflexion von Ein- und Ausschlussprozessen Anknüpfung im Sozialraum: z.B. gemeinsame Planung von Jugendzentrum und Bolzplatz, aber auch anderer Orte und Aktivitäten im öffentlichen Raum (z.B. das Thema Mobilität im ländlichen Raum Raum, Engagement im Bereich Umwelt oder das Thema Sicherheit) Lernen durch Engagement Z.B. Ehrenamtliches Engagement von Schülern aktiv einbeziehen ((z.B. für Geflüchtete,, im Jugendverband) g ) 22
Di JJugendbroschüre Die db hü Erstellt von einem Redaktionsteam der Jugendpresse Deutschland Jugendpresse Deutschlands Erstmals wurde der Versuch unternommen, die aus der Sicht junger Menschen zentralen Inhalte eines Kinder- und Jugendberichtes kompakt u u. verständlich auf knapp 90 Seiten aufzubereiten
Q ll Quellen: Bericht und Stellungnahme: https://www.bmfsfj.de http://pdok.bundestag.de/ (Eingabe: 18/11050) http://www.dji.de/index.php?id=43673 Expertisen zum Bericht: www.dji.de/15_kjb http://www.dji.de/ueber-uns/projekte/projekte/15-kinder-undjugendbericht/ergebnisse/projekt-publikationen.html Jugendbroschüre: p j j p j g g https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/jugend-ermoeglichen/114192
Herzlichen Dank! Dr. Liane Pluto Projekt „Jugendhilfe und sozialer Wandel“ Wandel Deutsches Jugendinstitut e.V., München j p g www.dji.de/jhsw j j Projekthomepage: Email:
[email protected] Tel.: 089 62306 169
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