Projekt „Was ist ein guter Mensch?“

„Was ist ein guter Mensch?“ Brechts Klassikers „Der gute Mensch von Sezuan“ von 20 Jugendlichen auf der Bühne umgesetzt Die Theatergruppe der Geschwister Scholl Schule in Bremerhaven entschied sich dieses Jahr für die szenische Umsetzung des Brecht-Stückes „Der gute Mensch von Sezuan“. Inhalt Drei Götter haben eine Mission: Sie sollen auf der Erde gute Menschen finden. In Sezuan werden sie fündig, die Prostituierte Shen Te scheint ein guter Mensch zu sein und ist trotz eigener Nöte bereit den Götter Unterkunft zu gewähren. Diese bedanken sich bei ihr, indem sie ihr einen kleinen Laden geben, der sich nun schnell füllt: lauter Menschen in Not, die um Hilfe bitten, schmarotzen, oder sie übers Ohr hauen. Hilflos in ihrer Güte erfindet Shen Te ihren Vetter Shui Ta, der ihr helfen soll durchzugreifen. Sie verkleidet sich und erscheint als ihr Vetter um in kapitalistischer Manier die Ordnung wieder herzustellen und eine Fabrik aufzubauen, in der die Armen schuften müssen. Eine Lösung bietet sich auch am Ende des Stückes nicht an, vielmehr zeichnet sich ab, dass weder Shen Tes noch Shui Tas Verhalten langfristig alle Menschen zufrieden stellt bzw. glücklich macht. Aktualität des Stückes Brechts 1943 uraufgeführtes Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ erfährt dieser Tage angesichts der bei uns Schutzsuchenden eine neue Aktualität und wirft unter anderem die Frage nach einer Neuordnung der ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnisse auf. Wir haben uns während des Stückes mit den folgenden Fragen auseinander gesetzt: Was ist ein guter Mensch? Wie kann man in unserer auf Profit ausgerichteten Gesellschaft überhaupt gut und sinnvoll helfen? Und was heißt gut sein? Warum nutzen Menschen andere Menschen aus? Können sie sich angesichts der ungerechten ökonomischen Verhältnisse überhaupt anders verhalten? Und warum ändert keiner diese Verhältnisse? Erarbeitungsprozess Bei der Umsetzung für die Bühne war es eine große Herausforderung, eine Balance zu finden zwischen der vom Suhrkamp Verlag geforderten originalgetreuen Aufführung und der eigenen Lebenswelt. Obwohl das Original wie gefordert erhalten blieb, waren doch bei der Endfassung des Stückes die eigenen Ideen deutlich zu sehen.

Die Entwicklung der Figuren Während der Probenarbeit wurde intensiv an den Figuren gearbeitet, immer wieder ging es darum, was die einzelnen Figuren auszeichnet, welche Charakterzüge besonders hervortreten und wie man diese Charakterzüge auf der Bühne verdeutlichen kann. So bekam Shen Te z.B. eine kleine Topfblume zur Pflege, um ihren guten, selbstlosen Charakter zu verdeutlichen. Shui Ta, der in unserem Stück von einem Jungen gespielt wurde und nicht von der verkleideteten Shen Te, bekam die gleiche Topfpflanze, war aber zur Verdeutlichung seines Charakters von ihr genervt und legte sie oft achtlos beiseite.

Lange Diskussionen entbrannten auch bezüglich der Götter: Wie stehen sie zu dem Geschehen? Was für eine Haltung haben sie gegenüber Shen Te und Shui Ta? Können sie die Menschen retten? Letztendlich wurden unsere beiden Göttinnen mit Strickzeug ausgestattet, welches metaphorisch für die Gestaltung der Welt steht. Dieses Stricken wurde derart gleichgültig und monoton ausgeführt, sodass sich darin auch das Verhältnis der Göttinnen zum Geschehen ausdrückte sowie ihr Unwillen zum Eingreifen und zur Veränderung. Eine Alternative zu diesem Verhalten wurde von unserem Götterpraktikanten dargestellt, der zunehmend weniger bereit war, die Situation zu akzeptieren.

Das Bühnenbild

Langes Überlegen erforderte auch die Gestaltung der Bühne, die ja hauptsächlich aus dem Laden bestehen sollte. Die ursprüngliche Idee, einen Laden wie auch immer bauen zu lassen, ließen wir schließlich fallen, und entschieden uns, mit Holzkisten zu arbeiten, da sie flexibel eingesetzt werden konnten: man konnte auf ihnen stehen, sitzen oder liegen und das Bühnenbild immer wieder verändern, z.B. aus einem Laden eine Theke oder einen Tisch bauen.

Das Plakat

Unser Plakat zeigt ein wichtiges Requisit des Stückes: Einen Blechteller. Die Armen in unserem Stück bedrängten permanent Shen Te, die in einem großen roten Topf Reis kochte (Wir haben in unserem Stück letztendlich auf „Smacks“ zurückgegriffen, da die ursprüngliche Idee Reis zu kochen uns doch zu gefährlich erschien). Mit den Blechtellern konnten wir nicht nur essen, sondern auch ordentlich Lärm zur Verstärkung der Wut der Armen oder bestimmte Rhythmen zur Unterstützung der Musiker erzeugen.

Die Aufführungen Die Aufführungen fanden an vier Abenden im Theater im Fischereihafen in Bremerhaven (TiF) statt und waren sehr gut besucht. Da Bertolt Brecht Gegenstand der Zentralabiturprüfungen im Fach Deutsch sein wird, war das Interesse an dem Stück groß. Im Unterricht wurde anschließend das Stück und seine Umsetzung nachbesprochen, gelobt wurde unter anderem die kurzweilige, schülernahe Umsetzung des Stückes, kritisch diskutiert wurde dabei die Frage, ob das ernste Thema teilweise zu „witzig“ umgesetzt wurde.

Auszug aus unserem Programmheft:

Alles in allem war es für uns ein sehr erfolgreiches Projekt, das ohne die Unterstützung der swb Bildungsinitiative so nicht möglich gewesen wäre, da wir dadurch die Möglichkeit hatten, uns frei zu entfalten und uns intensiv mit den durch das Stück aufgeworfenen wichtigen Fragen auseinanderzusetzen. Vielen Dank für die tolle Unterstützung !!! Die Theatergruppe des Schulzentrums Geschwister Scholl unter Leitung von Guido Solarek und Ellen Lindek Fotos von Christiane Matthäi