Warum wird 2011 deutlich

01 Mit freundlicher Unterstützung von Januar 2011 Warum wird 2011 deutlich . . .  Anfang 2011 stiegen die Abgaben für die Sozialkassen, . . . teur...
Author: Herta Breiner
8 downloads 0 Views 1MB Size
01

Mit freundlicher Unterstützung von

Januar 2011

Warum wird 2011 deutlich . . . 

Anfang 2011 stiegen die Abgaben für die Sozialkassen, . . . teurer als das vergangene Jahr? für Flüge – und bald Im vergangenen Wahlkampf trat rung um 0,2 Punkte auch für Tabak. Schwarz-Gelb noch mit der Losung „Mehr Netto vom Brutto“ an. Die meisten Bürger ahnten ja damals schon, dass dieser Slogan nur ein schönes Versprechen war. Tatsächlich bleibt den Verbrauchern weniger in der Tasche. 2011 kommt es besonders dick. Hart trifft es dabei vor allem Gering- und Normalverdiener. Sie können den Zusatzbelastungen kaum ausweichen. Das gilt in erster Linie für höhere Sozialbeiträge und eine anziehende Inflation. So steigt der Beitragssatz in der Arbeitslosenversiche-

Zeitenwende Anfang des Monats sind die letzten Wehrdienstleistenden in die Kasernen eingerückt. Ein epochaler Einschnitt, gut zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Eisernen Vorhangs. Als Ventil für den Arbeitsmarkt wie in den 80er-Jahren steht die Armee nicht mehr zur Verfügung, umgekehrt fehlen den sozialen Einrichtungen die Zivis. Dort wird der Markt mehr zu seinem Recht kommen. Das Gleichbehandlungsgebot des Artikels 3 im Grundgesetz kommt wieder zum Tragen. Zuletzt wurden noch so wenig Rekruten benötigt, dass mehr und mehr der Zufall entschied, ob ein junger Mann sofort eine Ausbildung starten konnte oder noch ein Jahr beim Staat dienen musste. Die Profiteure werden es verschmerzen, dass sie mit besonders vielen Wettbewerbern um Ausbildungsplätze konkurrieren, vor allem in Bundesländern mit doppelten Abiturjahrgängen.

auf 3,0 Prozent und in der Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent. Durch die Flugverkehrsabgabe werden Tickets teurer – um acht Euro für Flüge bis 2500 Kilometer und um 25 Euro für Flüge bis 6000 Kilometer, wenn die Airline die Steuer komplett weiterreicht. Raucher haben noch etwas Schonfrist: Die Tabaksteuer erhöht sich erst ab Mai. Bei einer Zigarettenpackung mit 19 Stück muss der Raucher mit einer Preissteigerung von vier bis acht Cent rechnen.

Warum werden selbst Familien . . . . . . nicht geschont? Obwohl die Wirtschaft wieder brummt, gibt der Staat immer noch mehr aus, als er einnimmt. Bis 2016 soll das anders werden, dann darf er pro Jahr nur noch geringfügig neue Schulden ansammeln. Deswegen muss die öffentDer Staat spart liche Hand schon jetzt sich beim anfangen zu sparen. Elterngeld rund Familien bleiben davon 700 Euro nicht ausgenommen. – bezogen auf 14 So wird das Elterngeld gekürzt: Statt 67 Prozent Monate. vom letzten Netto bekom-

men Mütter und Väter, wenn sie zu Hause bleiben, nur noch 65 Prozent für 14 Monate. Bei einem Gehalt von beispielsweise 2500 Euro netto macht das, bezogen auf die gesamte Bezugsdauer, immerhin 700 Euro aus. Übrigens, Hartz-IV-Empfängern wird das Elterngeld ersatzlos gestrichen. Zwar erhöhte sich das Bafög im Oktober von 658 auf 670 Euro, die Inflation hat dieses Plus aber längst aufgefressen. Studenten, die sich selbst krankenversichern müssen, haben 2011 überdies weniger als 2010.

Chefredakteur, FOCUS-MONEY Kontakt: mailto:[email protected]

Inhalt

Hier geht’s zur Registrierung

Richtig bewerben

Ein aussagekräftiges Bewerbungsschreiben und ein gut aufgebauter Lebenslauf sind die Eintrittskarten ins Berufsleben

Seite

2

Euro am Scheideweg

Hat die Europäische Währungsunion langfristig eine Chance? Ein Blick in die Vergangenheit lässt starke Zweifel aufkommen

Seite

3

Amtlicher Wahnwitz

Deutschland ist alles andere als ein schlanker Staat. In der Bürokratie versacken jedes Jahr Milliarden. Die abschreckendsten Beispiele Seite

6

Lernen mit LINKS

Impressum

Die FOCUS-MONEY-Buchtipps und -Bookmarks

Seite

8

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Frank Pöpsel Verlag: Dieser Newsletter erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.

Mit freundlicher Unterstützung von

Seite

Immerhin

Karriere

schreiben schon

Richtig bewerben

94 Prozent der Firmen

Personaler wollen knackige Bewerbungen. Wer nicht auf den Punkt kommt, hat schon verloren

D

ie Bewerbung auf Papier ist mittlerweile fast schon ein Auslaufmodell. Aus Zeitmangel bevorzugen Personalleiter heute die Online-Bewerbungen. Einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge schreiben bereits 94 Prozent der Mitglieder freie Stellen im Internet aus. Dabei nutzen die Unternehmen Online-Formulare, akzeptieren freilich gleichberechtigt E-Mails.

Sorgfalt auch online. Diese neuen Medien sollten jedoch keinen Bewerber dazu verleiten, Anschreiben und Lebenslauf zu vernachlässigen. Wenn sie den Personaler auch über andere Wege erreichen, so achten die Entscheider doch genau auf Form und Inhalt. Das heißt, die Regeln, die für die Papierform gelten, gelten ebenso für die Online-Bewerbung. Zu einer Bewerbung gehören neben dem werbenden Anschreiben ein aussagekräftiger Lebenslauf sowie Kopien der Zeugnisse und Praktika. Was das Anschreiben betrifft, so sollte es schon in den ersten Sätzen auf den Punkt kommen. Floskeln sind tabu: Sie nerven Personaler nur. Belanglose Briefe werden ganz schnell aussortiert. Mindestens ebenso wichtig: Das Anschreiben sollte auf das Stellenangebot eingehen und dem Unternehmen das Gefühl vermitteln, dass sich hier einer anbietet, der genau

2

Heute nutzt jeder

ihre Stellen

vierte Betrieb  

online aus.

das Web zur Info über Bewerber.

auf die freie Stelle passt. Das wichtigste Argument des Jobsuchenden muss gleich am Anfang stehen. Ein „Hiermit bewerbe ich mich für . . .“ interessiert nicht. Apropos Betreff: Natürlich kommt es bei einer Bewerbung nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Form an. In der Geschäftswelt wird erwartet, dass eine Bewerbung aus Anschrift, Adresse, Betreff und Verweis auf Anlage sowie der Unterschrift besteht. Es lohnt sich, darauf zu achten, ob der Name des Ansprechpartners richtig geschrieben ist, ob der Text strukturiert ist und keine Rechtschreibfehler enthält. Übrigens, wer seine Bewerbung online verschickt, sollte sich um eine unverfängliche E-Mail-Adresse bemühen mit Vor- und Nachname statt eines lächerlichen Alias.

lagen als PDF (Portable Document Format) beizulegen. Tipp: Im Internet bieten Computermagazine kostenlose Software zum Erstellen von PDFs an. Mindestens ebenso wichtig wie das Anschreiben ist der Lebenslauf. Viele Personalchefs sehen darin eine wichtige Informationsquelle, schließlich transportiert der Bewerber sein Selbstbild – „und das sollte so aussagekräftig wie möglich sein“, betont Bewerbungsexperte Christian Püttjer gegenüber FOCUS-Online. Entscheidend sei, dass aus dieser tabellarischen Übersicht, die nicht mehr zwingend chronologisch vorwärtsgewandt geschrieben sein muss, klar hervorgeht, was der Bewerber kann und was er bislang gemacht hat.

bei einer klassischen Bewerbungsmappe geht das Anschreiben dem Lebenslauf, Arbeitsproben und Zeugnissen voraus. Das gilt natürlich auch für eine Online-Bewerbung, die allerdings einige Besonderheiten aufweist. Denn, der Betreff steht ja schon in der Betreffzeile, die Adresse des Empfängers sowie das Datum entfallen, alle Daten des Absenders gehören in die Signatur am Ende der Mail. Es empfiehlt sich, das Anschreiben und alle anderen Unter-

gut, soziales Engagement im Lebenslauf macht sich noch besser. Damit könne sich ein Bewerber aus der Masse hervorheben und sich einen Auswahlvorteil sichern, betonen Businesschoaches. 

Gesellschaftliches EngageLebenslauf entscheidend. Wie ment lohnt. Sprachkenntnisse sind

Infos zu Bewerbung und Lebenslauf: www.focus.de/finanzen/karriere/bewerbung www.abi.de „Bewerbung“ www.unicum.de „Abi“ www.bewerbung.de

Neue Studiengänge an Deutschen Hochschulen

Technik erklären

Form follows function

Manager fürs Soziale

Eine Maschine ohne Bedienungsanleitung ist wenig bis gar nichts wert. Deswegen setzten deutsche Maschinen- und Anlagenbauer alles daran, den Nutzern ihre Produkte so verständlich wie möglich zu erklären. Zehn Prozent des technischen Personals kümmern sich um diese Aufgaben. Dafür werden Experten gebraucht, die technisches Verständnis und sprachliche Kompetenz mitbringen. Diese Profis bildet die Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn/Soest aus – im Studiengang „Technische Redaktion und Projektmanagement“. Mehr Infos unter: www3. fh-swf.de/fbma

Wenn Marketing und Produktdesign nicht stimmen, verkauft sich auch das beste Produkt nur schwer. Studierende sollen deswegen an der FH Aachen das komplexe Zusammenspiel von Produkteigenschaft, Botschaft, Inszenierung und Vermarktung kennen lernen, um daraus die richtige Schlüsse abzuleiten. Wer sich für den erstmals im Sommersemester 2011 angebotenen Studiengang Kommunikations- und Produktdesign bewirbt, muss mit einer Projektskizze überzeugen. Mehr Infos unter: http://www.fh-aachen. de/8327.html

Natürlich ist eine Behindertenwerkstatt, eine Sozialstation, ein Altenheim oder ein Kindergarten nicht mit einem Industrieunternehmen vergleichbar, einige Aufgaben sind jedoch durchaus ähnlich. Diese Betriebe zu managen verlangt eben auch wirtschaftliches Verständnis. Dafür bildet die Hochschule Heilbronn Bachelor aus, die Controlling und Marketing für diese Einrichtungen übernehmen. Das entsprechende Studium dauert einschließlich eines Praktikums sechs Semester und endet mit dem Titel „Bachelor of Arts“. Mehr Infos unter: www.hs-harz.de

Mit freundlicher Unterstützung von

Seite

3

Währungsunion

Euro am Scheideweg Bislang sind noch alle Währungsunionen in eine politische Union gemündet, oder sie sind letztlich gescheitert. Für den Euro ist das ein böses Omen

A

us dem „Diral“ oder „Rialdi“ wird wohl so schnell nichts werden. Die Golfstaaten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain und Qatar waren noch Ende 2009 optimistisch, bereits im darauf folgenden Jahr eine gemeinsame Währung einführen zu können. Das Gulf Cooperation Council, sprich der Verbund dieser Länder, hatte sogar schon ein eigenes Zeichen für den Diral oder Rialdi kreiert: ein „G“ mit vertikalem Strich – in Anlehnung an den Dollar. Die Scheichs ließen sich damals vom Erfolg des Euro animieren. Die Träume sind zerplatzt: Die Währungsunion bleibt vermutlich nur eine nette Randnotiz in der Geschichte. Obwohl sich die Golfstaaten in puncto Wirtschaft, Sprache, Schrift und Mentalität sehr ähneln und ihnen eine Gemeinschaftswährung Vorteile brächte, sind sie zurzeit weiter davon entfernt als vor einem Jahr. Die Vereinigten Arabischen Emirate klinkten sich aus, weil sie nicht mit dem Standort der geplanten Golf-Zentralbank einverstanden sind: Die sollte nach den Wünschen Saudi-Arabiens im eigenen Land stehen, wogegen die Emiratis sie lieber in ihrer Kapitale Abu Dhabi untergebracht hätten. Wenn es freilich schon bei derart banalen Problemen zu Zerwürfnissen kommt, wie soll dann jemals eine Währungsunion zu Stande kommen? Wie sich die Golfstaaten damals bei ihren Überlegungen für eine Währungsunion vom Euro

animieren ließen, so entmutigt sie heute der Streit unter den Euro-Mitgliedern. Die aus 17 Ländern bestehende Währungsunion – Estland ist seit Januar neues Mitglied – kämpft zurzeit um ihren Zusammenhalt, wobei die Meinungen, welche Chancen der Euro hat und was gut für das Gemeinschaftsprojekt ist, weit auseinandergehen. Optimisten wie der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, streiten von Grund aus ab, dass die Währungsunion zerfallen könnte. „Das ist eine relativ absurde Idee“, postuliert der Volkswirt. Schon allein deshalb, weil die Verträge einen Ausstieg aus der Euro-Zone nicht vorsähen. EU und Euro seien auf die Ewigkeit angelegt. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, ist da nicht so sicher. Er sieht die Währungsunion wirtschaftlich auseinanderdriften. Freilich sei der Euro eine Schicksalsgemeinschaft, aus der „man ein Land nicht so einfach hinauswerfen kann“.

Zusammenbruch des Euro erwartet. Da sind der ehemalige Arbeitgeberpräsident Hans-Olaf Henkel, der euro-kritische Ex-Banker Wilhelm Hankel und Wirtschaftsprofessor Max Otte komplett anderer Meinung. Sie erwarten einen Zusammenbruch der Euro-Zone. Die Währungsunion sei ein gescheitertes Experiment, auch

Die Euro-Staaten Aus 16 wurden zum Jahresanfang 17 Staaten, die mit dem Euro als Landeswährung rechnen. Im Januar 2011 kam Estland neu hinzu. Die Esten erhielten für 200 Kronen 12,79 Euro. Sie folgten damit den Slowaken, die Anfang 2009 der Euro-Zone beitraten und seitdem statt mit slowakischen Kronen mit Euro zahlen. Irland Die Polen wären die nächsten, allerdings sind sie angesichts der massiven Probleme innerhalb der Währungsunion nicht sonderlich erpicht darauf, ihren Zloty gegen den Euro einzutauschen. Andere Länder wie Litauen, Estlands Nachbarn, stehen der europäischen Gemeinschaftswährung zwar aufgeschlossen gegenüber. Sie erfüllen jedoch auch in naher Zukunft kaum die Maastricht-Kriterien, die als Eintrittspass für die Euro-Zone gelten. Das gilt im Übrigen auch für Lettland, den dritten Portugal baltischen Staat. Dänemark und Großbritannien lehnen den Euro sogar rundweg ab.

Finnland

Niederlande Deutschland Belgien Slowakei

Luxemburg Österreich

Frankreich Italien

Slowenien

Griechenland Spanien

Quelle: DAI; Grafik: Focus-Money

Malta

Zypern

Mit freundlicher Unterstützung von

Seite

4

Fortsetzung von Seite 3

wenn das viele ihrer Kollegen noch nicht zugeben wollen. Der Ex-IBM-Manager Henkel schreibt in seinem Buch „Rettet unser Geld!“, er sehe keine Chance mehr für den alten Euro. Die Zeit sei abgelaufen. Europa brauche eine neue Währung, „die den nationalen Unterschieden Rechnung tragen muss“. Henkel schlägt deshalb zur Rettung des Euro „dessen Aufteilung in zwei Zonen“ vor – eine Nord- und eine Südzone, die eine angeführt von Deutschland, die andere von Frankreich. Als Name für die Währung könne er sich „Nord-Euro“ und „Süd-Euro“ oder „Euro-Mark“ und „Euro-Franc“ vorstellen. Ökonom Otte fordert, „die Südländer müssen raus aus der Währungsunion“. Hauptproblem der europäischen Währungsunion ist, dass die meisten Mitglieder die Regeln missachten, zu denen sie sich per Vertrag verpflichtet hatten. Dabei sind die unmissverständlich in Maastricht vereinbart worden: Keiner darf, gemessen an der Wirtschaftsleistung, mehr als 60 Prozent Schulden machen, das Staatsdefizit darf nicht mehr als drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Die No-Bail-out-Klausel verbietet es den Mitgliedern, die Schulden eines anderen zu bezahlen. Alle drei Regeln haben die Währungsunionisten gebrochen. Wegen der Verletzung der No-Bail-out-Klausel klagen der emeritierte Hochschulprofessor Hankel und einige Professorenkollegen zurzeit sogar vor dem Bundesverfassungsgericht. Das heißt auf gut Deutsch, dass die Mitglieder auf ihre eigenen Regeln pfeifen. Auf die Einhaltung der Verträge, so viel lässt sich heute nach zwölf Jahren Euro – am 1. Januar 1999 stellten die Banken bereits auf die Gemeinschaftswährung um – sagen, ist kein Verlass. Was freilich noch schlimmer ist: Für die Zukunft ist keine

Besserung in Sicht. Einige Politiker und Banker wollen sogar, dass der Rettungsschirm noch weiter aufge­spannt wird. Wenn selbst das ehemalige Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing, sagt, dass die Existenz der Währungsunion auf dem Spiel steht, wenn die Euro-Länder ihre Finanzpolitik mit den Bedingungen eines einheitlichen Währungsraums nicht in den Griff bekommen, dann will das schon etwas heißen. Eine Währungsunion kann nur dann funktionieren, wenn das Fehlverhalten und die Missachtung der Regeln empfindliche Strafen nach sich ziehen. Solidität, sprich eine gewisse Zuverlässlichkeit, ja, vielleicht passt am besten das Wort Rechtschaffenheit, ist Voraussetzung für eine Währungsunion.

Griechen tricksten schon früher. Alle bisherigen Währungsunionen, die sich nicht an Regeln hielten, sind untergegangen. Das sollte den heute Verantwortlichen eine Lehre sein. Die „lateinische Münzunion“ (Union monétaire latine), die offiziell 1865 in Paris gegründet wurde, hielt sich bis zum Ersten Weltkrieg. Offiziell wurde sie freilich erst 1927 zu Grabe getragen. Etabliert von Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz, gehörten ihr zeitweise bis zu 18 Länder an. Die Staaten prägten, anders als heute beim Euro, jeweils eigene Gold- und Silbermünzen: Zwei silberne 5er-Stücke, die auch unterschiedliche Namen trugen (Franc, Franken, Lira) mit 45 Gramm Feinsilber, entsprachen einer goldenen 10er-Münze mit 2,9032 Gramm. Der Zerfall setzte ein, als einige Mitglieder begannen, den Edelmetallgehalt der Münzen zu manipulieren, und mehr Münzen ausgaben als verein-

Deutliche Diskrepanz in der Euro-Zone Der Abstand zwischen den Ländern der Euro-Zone in puncto Wirtschaftskraft und Arbeitslosenquote wird eher größer als kleiner. Besonders groß ist die Diskrepanz zwischen Lu-

Arbeitslosenquote des Euro-Raums in Prozent

76,5

Luxemburg 35,8

Frankreich

29,6

Deutschland

29,3

Italien Spanien

25,2 22,9

20,7

Spanien 14,1

Irland Euro-Zone

10,1

Frankreich

9,8

EU 27

9,6 8,6

Italien

Zypern

21,2

Griechenland

20,7

Deutschland

Slowakei

11,6

Niederlande

6,7 4,4

Quelle: DAI; Grafik: Focus-Money

Wirtschaftskraft der Euro-Länder in Tausend Euro pro Kopf und Jahr

Irland

xemburg und dem Euro-Neuling Slowakei sowie zwischen Spanien und den Niederlanden. Allein diese Zahlen nähren Zweifel an einer dauerhaften Gemeinschaftswährung.

Mit freundlicher Unterstützung von

Seite

5

Fortsetzung von Seite 4

bart. „Italien und Griechenland haben schon damals getrickst“, erinnert sich Silvana Koch-Mehrin, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. Letztlich führten nationale Egoismen zur Auflösung dieser Münzunion, die zu Beginn von allen begeistert gefeiert worden war. Nicht viel besser erging es der skandinavischen Währungsunion zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen, die 1873 aus der Taufe gehoben wurde. Das Trio versprach, seine Währungen aneinander zu binden und ein bestimmtes Verhältnis zum Gold einzuhalten – eine 20-Kronen-Münze enthielt beispielsweise 8,96 Gramm mit einem Feingehalt von 900. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließen die Notenbanken den Goldstandard fallen. Die Regierungen finanzieren ihre Staatsdefizite teilweise mit dem Verkauf von Gold. Bis 1924 schließlich die Münzen nicht mehr gegenseitig in den drei Ländern akzeptiert wurden – was das Ende der Währungsunion bedeutete.

Positivbeispiel Deutschland. Dass eine Währungsunion nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist, bewies der deutsche Zollverein. Nach dem Sturz Napoleons ordneten die Fürsten auf dem Wiener Kongress Europa neu. Allerdings wurde für Deutschland die Zersplitterung in annähernd drei Dutzend Kleinstaaten zementiert. Da die vielen Grenzen den Handel behinderten, bildeten sich Handels- und Zollunionen. Preußen schließlich initiierte 1834 den Deutschen Zollverein als große Lösung. Der Wegfall der Zölle ließ den Gedanken reifen, auch die Vielzahl der Währungen zu reduzieren – und so einigten sich 1837 die süddeutschen Staaten auf den Guldenfuß. Ein Jahr später vereinigte die Dresdner Münz-

konvention den Guldenfuß mit dem in Norddeutschland gebräuchlichen preußischen Taler – zum Vereinsdoppeltaler. In der Folge wurde daraus der Vereinstaler, den die Deutschen durchwegs akzeptierten. 1871 löste ihn die Mark – im Verhältnis 1 : 3 – ab. Erst 1907 verlor der Taler endgültig seine Funktion als gesetzliches Zahlungsmittel. Aus der Währungsunion erwuchs somit eine Gemeinschaftswährung. Diesen Prozess begleitete freilich die politische Einigung Deutschlands mit der Reichsgründung und der Ausrufung Wilhelms I. zum deutschen Kaiser. Davon ist der Euro weit entfernt. Steht ihm folglich das gleiche Schicksal bevor wie der lateinischen und skandinavischen Währungsunion? Sie sind letztlich gescheitert, weil sie den Goldstandard fallen ließen und den Wert der Währung unterminierten. Zudem stellten die Regierungen der Mitgliedsstaaten ihr nationales Interesse über das Gemeinschaftsinteresse und legten die Regeln zu ihren Gunsten aus. Der Euro hat mit der Europäischen Zentralbank (EZB) zwar ein gemeinsames Kontrollorgan. Aber was hilft’s, wenn die Mitglieder betrügen und für ihren Betrug nicht bestraft werden wie im Fall Griechenlands? Der EZB fehlen die Möglichkeiten, einzelne Länder wegen Misswirtschaft, Phlegma und Disziplinlosigkeit zu belangen und eine Verhaltensänderung zu bewirken. Der Euro hat nur dann eine Chance, wenn sich das ändert. Das würde indes bedeuten, ein großes Stück Souveränität aufzugeben – wozu wohl kaum ein Euro-Land bereit ist. Weitere Informationen: http://eh.net/encyclopedia/article/cohen.monetary.unions www.ecb.int/ecb/history/emu/html/index.de.html www.gulfcurrency.org

EZB druckt eifrig Geld Die Europäische Zentralbank kauft von hochverschuldeten Staaten wie Griechenland Anleihen auf und schafft dafür neues Geld. Die Menge des Euro-Bargelds, die davon nicht direkt berührt wird, erhöhte sich seit 2005

Staatsschulden in Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Euro im Umlauf Wert in Milliarden Euro

647,0

829,3

127,0 116,0

697,0

Quelle: EZB

784,7 582,7

um immerhin 44 Prozent – auch für neue Mitglieder. Die wirtschaftliche Leistung, sprich das Bruttoinlandsprodukt, stieg übrigens im gleichen Zeitraum in der EuroZone im Schnitt um 0,8 Prozent.

73,4

14,5 2005

2006

2007

2008

2009

Griechenland

Italien

Deutschland

Luxemburg

Mit freundlicher Unterstützung von

Seite

6

Bürokratie

Amtlicher Wahnwitz Staat muss sein, zu viel Staat ist eine Last, weil sich der Behördenapparat gern verselbstständigt. Die irrwitzigsten Beispiele

A

lle schimpfen über den Behördenstaat Griechenland, dabei ist Deutschland nicht viel besser. Viereinhalb Millionen Beschäftigte arbeiteten Mitte 2006 hierzulande im öffentlichen Dienst, einschließlich der in rechtlich selbstständigen Einrichtungen Tätigen waren es sogar fünfeinhalb Millionen. Das ist jeder sechste abhängig Erwerbstätige von den insgesamt 34,7 Millionen in diesem Land, resümiert Justus Haucap, Vorsitzender der Monopolkommission. Prozentual gesehen, liegt die Bundesrepublik damit nur knapp hinter Griechenland. In Staaten mit vermeintlich sozialistisch-bürokratischer Erblast wie Tschechien, Polen und Slowenien arbeiten im Verhältnis weit weniger im öffentlichen Dienst. Und obwohl Bund und Länder schon dick im Geschäft sind, können sie es nicht lassen, ihren Einflussbereich auszuweiten. So kaufte sich das Land Baden-Württemberg vor Kurzem beim Energieversorger EnBW ein und ist seitdem neben dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke Hauptanteilseigner. Sicher werden dafür wieder einige Beamte abgestellt.

50 besonders krasse Fälle. Dabei beweisen doch viele Beispiele, dass die öffentliche Hand selten der bessere Unternehmer ist. Der Verwaltungsexperte Haucap sammelte zusammen mit zwei Autoren und einem Journalisten im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft 50 Fälle aus der behördlichen Praxis und stellt sie im Buch „Behördenflut in Deutschland“ auf den Prüfstand. Er sagt, warum sie abgeschafft, verschlankt oder privatisiert werden müssten. Haucap fordert das Ende der Verschwendung von Steuergeldern – und als solche sieht er die von ihm vorgestellten Behörden und Institutionen an. Deutschland kann sie sich angesichts eines Schuldenbergs von 1,8 Billionen Euro, was 85 Prozent der Wirt-

Arbeitgeber öffentliche Hand Jeder 9. Erwerbstätige in Deutschland arbeitet heute bei Bund, Land, Gemeinde oder bei einem Sozialversicherungsträger. Insgesamt sind es rund 4,5 Millionen Menschen. Das ist fast so viel wie im gesamten verarbeitenden Gewerbe (4,98 Millionen), zu dem beispielsweise Autokonzerne, Maschinenbauer und Chemiefabriken gehören. Beschäftigte der öffentlichen Hand in Millionen

Bund

0,53

Länder

2 ,28

Gemeinden

1,35

Sozialversicherungsträger und Sonstige

0,38

Quelle: Statistisches Bundesamt

Hartnäckiger Behördenapparat Auch wenn viel über Bürokratieabbau geredet wird: Die Zahl der Beschäftigten bei der öffentlichen Hand nahm seit 2008 sogar wieder zu. Sicher ließen sich noch einige Aufgaben des Staates, der Länder und Kommunen privatisieren – einige Behörden erscheinen sogar überflüssig und könnten ganz abgeschafft werden. Personal im öffentlichen Dienst 1997 bis 2009, in Millionen Beschäftigten

Vollzeit

Teilzeit

5,16 5,07 4,97 4,91 4,82 4,81 4,78 4,67 4,60 4,57 4,54 4,51 4,55 1,08

1,12

1,16

1,21

1,24

1,29

1,34

1,34

1,36

1,38

1,40

1,40

1,43

4,08

3,95

3,81

3,70

3,58

3,52

3,44

3,33

3,24

3,19

3,14

3,11

3,12

1997

98

99

2000

01

02

03

04

05

06

07

08

2009

Quelle: Statistisches Bundesamt

Mit freundlicher Unterstützung von

7

Seite

schaftsleistung entspricht, nicht leisten. Dafür zahlt die öffentliche Hand mehr als 70 Milliarden Euro Zinsen.

75 Euro Subvention pro Karte. Ein besonders drastisches Beispiel von Subventionsirrwitz sind die Zuschüsse für die Musikfestspiele Bayreuth – Mekka der Wagnerianer und Kultstätte der Operngänger. Obwohl die Nachfrage nach Karten das Angebot um ein Vielfaches übersteigt und Interessenten vom Ticketservice auf eine jahrelange Wartezeit eingestimmt werden, glauben Bayern und der Bund, das Spektakel finanziell unterstützen zu müssen. Jedes Jahr steuert die öffentliche Hand vier Millionen Euro für die Wagner-Aufführungen bei. Für jede der 54 000 Karten zahlt der Steuerzahler 75 Euro – absolut unnötig, denn das kaufkräftige Publikum würde, ohne mit der Wimper zu zucken, höhere Kartenpreise akzeptieren. Selbst WagnerUrenkelin Nike Wagner habe gefordert, die Kartenpreise anzuheben und die frei werdenden Gelder anders zu verwenden. Welche Auswüchse die Bürokratie in Deutschland angenommen hat, belegt erschreckend das Beispiel der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB). Diese Behörde ist so überflüssig wie ein Kropf, weil der Europäische Gerichtshof das staatliche Monopol für Branntwein schon 1976 aufhob. Die Branntweinsteuer wird von den Hauptzollämtern eingetrieben, die BfB hat somit keine wirkliche Funktion und gehört nach Haucaps Meinung abgeschafft. Ebenso das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, das nur zusammenträgt, was andere Institutionen wie das Statistische Bundesamt, das Rostocker Zentrum zur Erforschung des demografischen Wandels und die Europäische Beobachtungsstelle zur Demografie und sozialen Lage liefern. Darauf lasse sich gern verzichten. Wer das Buch durchblättert, fragt sich automatisch, ob das so sein muss. Der Staat mus sich wieder auf seine ureigensten Aufgaben besinnen – nur, wer sagt ihm das? Die Steuerzahler können die öffentliche Hand nur anprangern und immer wieder den Finger in die Wunde legen – dieses Buch leistet dazu einen sehr wertvollen Beitrag.  Weitere Informationen: www.insm.de/insm/Themen/Steuernund-Finanzen/Buch-Beh-rdenflut-inDeutschland.html

Staatsdiener werden zur Last Die Ruhegehälter der Beamten entwickeln sich zur finanziellen Zeitbombe. Vor zehn Jahren musste die öffentliche Hand erst 21 Milliarden Euro dafür berappen, bis 2040 wird sich dieser Betrag auf 90 Milliarden Euro mehr als vervierfachen. Pensionslasten der öffentlichen Hand in Milliarden Euro

80 60

Länder

40 20

Gemeinden 2000

05

Bund 10

15

20

25

30

0

35

2040

Quelle: Bundesregierung

Der Steuerzahler sitzt in der 1. Reihe Auch wer nicht ins Theater oder in die Oper geht, finanziert die Bühnen mit seinen Steuergeldern. In Sachsen-Anhalt wird jede Eintrittskarte sogar mit annähernd 110 Euro von der öffentlichen Hand bezuschusst. Zuschüsse für Theaterkarten in Euro je Karte, für die Spielzeit 2008/2009

Sachsen-Anhalt

109,16

SchleswigHolstein

101,50

Bayern

87,51

Niedersachsen

87,05

MecklenburgVorpommern Quellen: Deutscher Bühnenverein

79,96

Mit freundlicher Unterstützung von

Seite

8

Perfekt verschaukelt

M

it Statistiken lässt sich herrlich manipulieren. Das fängt schon mit Zitaten über dieses Thema an. Angeblich soll der frühere englische Premier Winston Churchill gesagt haben: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“ Der Spruch wurde ihm jedoch höchstwahrscheinlich von Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels in den Mund geschoben. Der wusste nur zu gut Misserfolge in Erfolge umzudeuten. Hinter Statistiken steckt fast immer ein bestimmtes Interesse. Das sollte jeder wissen und Zahlen nicht gleich für bare Münzen nehmen. Der Statistikprofi Gerd Bosbach und der studierte Historiker Jens Jürgen Korff fordern deshalb: Schluss mit der Zahlengläubigkeit! In „Lügen mit Zahlen“ demonstrieren sie, mit welchen Tricks Blender arbeiten, um Statistiken so hinzubiegen, dass schon das Gewünschte herauskommt. Sie schärfen den Blick der Leser für Ungereimtheiten und subtile Lügen.

Weil die beiden wissen, dass allein schon das Wort „Statistik“ abschreckend wirkt, garnieren sie die schwere Kost mit vergnüglichen Beispielen und persönlichen Erlebnissen. So klingt der Anstieg der Krankenkassenbeiträge Anfang 2011 von 14,9 auf 15,5 Prozent harmlos. Sind ja nur 0,6 Prozentpunkte. Wer genau nachrechnet, stellt fest, dass sich der monatliche Beitrag um annähernd drei Prozent erhöhte. Wahrheit ist eben relativ, so viel lernt der Leser daraus. Das gilt umso mehr für die Bildungsausgaben: Bund und Länder versprachen zwar, 2009 rund 18 Milliarden Euro dafür bereitzustelllen. Erst im Kleingedruckten steht, dass sich der Betrag auf die Jahre 2011 bis 2018 bezieht und sowohl für Bildung wie für Forschung ausgegeben werden soll – und wirklich garantiert sind nur sechs Milliarden. Wer genau kalkuliert, begreift, dass für Bildung kaum etwas übrig bleibt. Der Bildungsgipfel war nichts weiter als Augenwischerei und Volksverdummung. 

Gerd Bosbach, Jens Jürgen Korff, „Lügen mit Zahlen. Wie wir mit Statistiken manipuliert werden“, 324 Seiten, 18,99 Euro, Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-17391-0

Anschauliche Kanzlerin

Im Dutzend billiger

Mitmach-Politik

Was passiert gerade in der Bundesregierung? Wo tourt Kanzlerin Angela Merkel herum? Auf ihrer Homepage bekommt der Bürger einen Überblick. Clou der überarbeiteten Seite: der virtuelle Rundgang durchs Kanzleramt. Er gewährt einen Blick in ihr Büro und den Kabinettsaal. www.bundeskanzlerin.de

Nomen est omen: Groupon setzt sich aus „Gruppe“ und „Coupon“ zusammen – und genau das ist es, was die Macher bieten. Sie suchen möglichst viele Käufer für ein Produkt oder eine Dienstleistung und schlagen dafür beim Verkäufer einen ordentlichen Rabatt heraus. www.groupon.de

Die Robert Bosch Stiftung initiierte eine Internet-Plattform für Jugendliche, auf der sie über gesellschaftliche Themen diskutieren können. Hier können sie ihren Frust abladen, Aktionen starten und sich mit anderen kurzschließen. Die Site liefert zudem eine Menge politischer Infos. www.duhastdiemacht.de