09.10.2012
K LIMATECHNIK IM OPE INE KRITISCHE Ü BERSICHT
M ARC D ANGEL , MPH K LINIK FÜR I NFEKTIOLOGIE & S PITALHYGIENE U NIVERSITÄTSSPITAL B ASEL
WARUM BRAUCHT ES EINE L ÜFTUNG IM OP?
Erwartungen an OP‐Lüftungskonzepte
Keimreduktion (Patientenschutz)
Reduktion von Rauch während der Operation (z.B. Kauter) als Personalschutz
Luftfeuchtigkeit und Temperatur regeln
Sicherer und energieeffizienter Betrieb
Unabhängig von Medizintechnik funktionieren
Kostengünstig sein:
Zwei Interessen: Investition, Betrieb
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L ÜFTUNGS - UND K LIMAANLAGEN VOR 1970
Ungenügende Filteranlagen
Luftwäscher als Keimschleudern
Kanäle mit Innenisolation
Zuluft über Hohldecken
Keine endständigen Filter
WANN HAT ES ANGEFANGEN ?
1964 Ultraclean‐air techniques to minimize contamination (Charnley J. : A sterile–air operating enclosure. Br. J. Surg. 51, 195‐205)
1968 Impuls durch Sir John Charnley
Deutliche Reduzierung der Infektrate
1978 Lowburry E. & Lidwell O. M. Multihospital trial on the use of ultraclean air systems in orthopaedic operating rooms to reduce infection: prliminary communication. J. R. Soc. Med. 71, 800‐806
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Lidwell Studie
1987 Zusammenfassung des Wissenstands von den publizierten Studien
D IE SWKI R ICHTLINIE
SWKI: Der Schweizerische Verein von Gebäudetechnik‐Ingenieuren
Suche nach Alternativen
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D IE A LTERNATIVEN
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F ILTER
Filtergruppen:
Entsprechend der Norm DIN EN 779 werden Filter in folgende Gruppen eingeteilt:
G – Grobstaubfilter
F – Feinstaubfilter
Filterklassen:
Filter der Gruppe G und F werden entsprechend ihrer Leistung (mittlerer Abscheidegrad gegenüber synthetischem Staub oder mittlerer Wirkungsgrad gegenüber atmosphärischem Staub) klassifiziert.
Filter der Gruppe G werden in vier Klassen unterteilt: G1, G2, G3, G4
Filter der Gruppe F werden in fünf Klassen unterteilt: F5, F6, F7, F8, F9
F ILTER K LASSEN Grössenordnung für Fraktionsabscheidegrade in Abhängigkeit der Filterklassen G 1 bis F 9 nach DIN EN 779. Filter in nicht staubigem, sauberen Zustand Abscheidegrade in % Filter‐
Partikelgröße (µm)
Klasse
0,1
0,3
0,5
G 1
‐
‐
‐
‐
0 ‐ 5
5 ‐ 15
40 ‐ 50
G 2
‐
‐
‐
0 ‐ 5
5 ‐ 15
15 ‐ 35
50 ‐ 70
G 3
‐
‐
0 ‐ 5
5 ‐ 15
15 ‐ 35
35 ‐ 70
70 ‐ 85
G 4
‐
0 ‐ 5
5 ‐ 15
15 ‐ 35
30 ‐ 55
60 ‐ 90
85 ‐ 98
F 5
0 ‐ 10
5 ‐ 15
15 ‐ 30
30 ‐ 50
70 ‐ 90
90 ‐ 99
> 98
F 6
5 ‐ 15
Okt 25
20 ‐ 40
50 ‐ 65
85 ‐ 95
95 ‐ 99
> 99
F 7
25 ‐ 35
45 ‐ 60
60 ‐ 75
85 ‐ 95
> 98
> 99
> 99
F 8
35 ‐ 45
65 ‐ 75
80 ‐ 90
95 ‐ 98
> 99
> 99
> 99
F 9
45 ‐ 60
75 ‐ 85
90 ‐ 95
> 98
> 99
> 99
> 99
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Anmerkung: Diese Tabelle zeigt Richtwerte für die verschiedenen Filterklassen. Spezifische Werte für unterschiedliche Filtertypen müssen unter Berücksichtigung der jeweiligen Anströmgeschwindigkeit gemessen werden.
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HEPA F ILTER Klassifikation von HEPA- und Ulpa- Filtern nach EN 1822-1: 1998 Size Range = 0.1 – 0.5 mm, 0.1 – 0.2 mm, 0.2 – 0.3 mm, 0.3 – 0.5 mm, and > 0.5mm. Filter‐ klasse
Lokalwert 1)
Integralwert Abscheidegrad
Durchlassgrad
Abscheidegrad
Durchlassgrad
%
%
%
%
H 10
85
15
‐
‐
H 11
95
5
‐
‐
H 12
99,5
0,5
‐
‐
H 13
99,95
0,05
99,75
0,25
H 14
99,995
0,005
99,975
0,025
U 15
99,999 5
0,000 5
99,997 5
0,002 5
U 16
99,999 95
0,000 05
99,999 75
0,000 25
U 17
99,999 995
0,000 005
99,999 9
0,000 1
1) Local Efficiency/Penetration — The efficiency/penetration at a specific point on the superficial/useable face area of the filter element under given operating conditions of the filter.
D IE U MSETZUNG SKI 35/1987
Sterilgutversorgung Material rein
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D IE ERSTE A NPASSUNG Ü BERARBEITUNG DER DIN 1946-4
Fokus auf das Wesentliche Forderung begrenzt auf Operationen mit höchsten Anforderungen an die Keimarmut.
N EUE INTERNATIONALE H YGIENE -L EITLINIE RLT-A NLAGEN
Turbulenzarme Verdrängungsströmung (TAV) [LAF ‐Laminar air flow],
Grösse des Schutzbereichs 2.8 m x 2.8 m
Grösse der Decke 3.2 m x 3.2 m
Zuluft Geschwindigkeit 0.2 bis 0.4 m/s
...Insektengitter, wenn Fenster geöffnet werden können in Aufenthaltsräumen...
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TAV-Z ULUFTDECKE Schürzenlänge 40cm
D IE ERSTE K ONTROVERSE 2008
99’230 Operationen, aus dem KISS Conclusions: Unexpectedly, in this analysis, which controlled for many patient and hospital‐based confounders, OR ventilation with laminar airflow showed no benefit and was even associated with a significantly higher risk for severe SSI after hip prosthesis.
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D IE K ONTROVERSE
Journal of Hospital Infection 81 (2012) 73e78
Infect Control Hosp Epidemiol. 2011 Nov;32(11):1097‐102. Epub 2011 Sep 20. Laminar airflow ceiling size: no impact on infection rates following hip and knee prosthesis. Breier AC, Brandt C, Sohr D, Geffers C, Gastmeier P. Institute of Hygiene and Environmental Medicine, Charité‐University Hospital Berlin, Berlin, Germany.
D IE S TUDIE
Hintergrund: Um die chirurgischen Wundinfektionen (SSIs) zu verringern verwenden viele Krankenhäuser in den Operationssälen «Ultraclean Ventilation» (UVC), auch bekannt als «Laminar Air Flow» (LAF).
Jedoch der Beweis für diese Systeme ist begrenzt und die zusätzlichen Kosten für LAF sind erheblich.
Ziel: Die Wirksamkeit von LAF auf die Reduktion der SSI‐Rate bei Hüft‐ und Knie‐Prothesen zu prüfen.
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M ETA -A NALYSE
Systematische «Review» von Publikationen der letzten 10 Jahre (75’000 Knie‐ 120’000 Hüft‐ Prothesen)
Fazit: Es wäre eine Verschwendung von Ressourcen, neue OP‐Säle mit LAF zu bauen und fraglich, ob LAF Systeme in vorhandenen OP‐ Sälen nicht durch konventionelle Lüftungsanlagen ersetzt werden sollten
SN 22500
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S PITALHYGIENISCHE A NFORDERUNGEN AN DIE OP-T ECHNIK
Klassifizierung von Operationssälen
Operationssäle sind keine Reinräume im Sinne der Pharmaproduktion und somit nicht vergleichbar mit Produktionsräumen von sterilen Medikamenten oder Lösungen in der Pharmaindustrie.
S PITALHYGIENISCHE A NFORDERUNGEN AN DIE OP-T ECHNIK
Klassifizierung von Operationssälen
Die Klassifizierung von Operationssälen basierend auf Grenzwerten von Bakterienkonzentrationen in der Luft ist ebenfalls nicht sinnvoll, da die wissenschaftliche Evidenz für die Etablierung solcher Grenzwerte fehlt.
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S PITALHYGIENISCHE A NFORDERUNGEN AN DIE L ÜFTUNG IM OP-S AAL
Angesichts einer Publikation (Brand et al.), die den Nutzen der TAV (turbulenzarme Verdräng‐ ungsströmung) in Frage stellt, besteht aus spitalhygienischer Sicht aber auch die Option:
Orthopädische Implantationschirurgische Eingriffe in mit turbulenten Mischlüftungen (TML) belüfteten OP‐Sälen durchzuführen, falls alle anderen Präventionsmassnahmen umgesetzt werden und die ermittelte Infektionsrate innerhalb des Benchmarkbereichs liegt.
S PITALHYGIENISCHE A NFORDERUNGEN AN DIE L ÜFTUNG IM OP-S AAL
Empfehlungen zur Grösse (Fläche) des TAV können sich zurzeit nicht auf ausreichende wissenschaftliche Evidenz abstützen.
Die Installation eines TAV mit grösserer Fläche hat den Vorteil, dass auch der Instrumentier‐Tisch innerhalb des TAV‐Feldes platziert werden könnte (Verhinderung der Kontamination von Instrumenten ausgehend von allenfalls kontaminierter Luft in den peripheren Bereichen des OP‐Saales).
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Mangels wissenschaftlicher Evidenz für den protektiven Nutzen der TAV‐Lüftung in diesen Disziplinen liegt die Entscheidung für oder gegen den Einbau einer solchen Lüftung beim Spital.
Die Lüftung, deren Konzeption und die verwendeten Filter erfüllen die Anforderungen der aktuell gültigen Schweizer Empfehlungen bzw. Richtlinien.
L UFTSTROM
Damit kein Eintrag von Keimen und Partikeln aus benachbarten unreineren Räumen in die Operationssäle erfolgt, sind Lüftungsanlagen so zu konzipieren, dass die Luft immer von der reinen zur unreinen Seite strömt. (Kategorie IA)
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M IKROBIOLOGISCHES M ONITORING
Mikrobiologisches Monitoring soll im Operationssaal nicht routinemässig durchgeführt werden. Wenn nötig, beschränken
auf epidemiologische Abklärungen (Kategorie IB )
auf Forschungsprojekte
auf Monitoring einer potentiell gefährlichen Umweltbelastung
auf Qualitätssicherungsabklärungen um die Auswirkungen spitalhygienischer Massnahmen zu evaluieren
M IKROBIOLOGISCHES M ONITORING
Andere Beispiele für die Durchführung mikrobiologischer Untersuchungen im Rahmen der Qualitätssicherung sind allenfalls.
Untersuchungen vor Freigabe eines neuen oder renovierten Operationssaals bzw. Einheiten für immunsupprimierte Patienten oder auch Untersuchungen nach Änderungen der Arbeitsweise des Reinigungsdienstes.
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Z USAMMENFASSUNG
Lüftung ist nur ein Teilaspekt in der Prävention von SSIs, wichtiger :
Korrekte preoperative Hautdesinfektion
Zeitgerechte und noch besser Gewichts‐adaptierte Antibiotika Prophylaxe (Abgabe Zeitpunkt) + welches Mittel
Dekolonisation mit Mupirocin in der Nase bei Herz und Orthopädie
Perioperative Sauerstofferhöhung
Perioperative Körpertemperatur
Die grösste Gefahr…die Risiken, die der Patient mitbringt
Z USAMMENFASSUNG 2
In der Schweiz ist die SN 22500 (Dez. 2011) massgebend
Bis Ende 2012 ist die neue SWKI Richtlinie publiziert
Swissnoso (www.swissnoso.ch)
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