Wanderungen und kulturhistorische Streisziige durch den Salzburggau

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Selbstständige Mittheilungen. I. Wanderungen und...
Author: Lilli Frank
2 downloads 4 Views 5MB Size
© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Selbstständige Mittheilungen. I.

Wanderungen und kulturhistorische Streisziige durch den Salzburggau. Von Heinrich Wallmann. l. Das salzburger Vorland im Allgemeinen. Das salzburger Vorland, nördlich den Kalkalpen vorliegend, wird westlich von dem Salzachflußgebiete in der Strecke von Golling bis Laufen, östlich voll der vom Aber-, Mond- und Irrsee gebildeten Thalfurche, südlich von: Lammerflußgebiete und nördlich von den Seen um Mattsee, uud Mooreil von Lambrcchtshauseu begrenzt. Der Boden der salzburger Voralpen und des präalpinen Hügellandes besteht aus jüngeren Formationen der Erdschichtebilduug. Das salzburger Vorland besitzt von seiner südlichen Grenze bis zu der von Salzburg über Guggeuthal, Hof und Thalgau führende:: Straße den Voralpencharacter mit Erhebungen von 4000' bis 5500', nördlich von dieser Straße beginnt das präalpine Hügelland mit Erhebungen von 2000' bis 3000'. Das Vorland von Salzburg stellt eine Hochfläche mit Gebirgszügen und Thaleinschnitten dar, welche von Süd nach Nord und von Ost nach West geneigt ist. Zur besseren Anschauung diene folgende Znsammenstellung von Höhemnefsungen. Salzachthal als westliche Oestliche Begrenzung Vorland Begrenzung 1588' Golling 1479' Feuchten 2410' Ischl 1687' Hallein (Oberalm) 1420' (Hinterste) St. Gilgen 1500' Salzburg 1339' Hof 2129' Mondsee 1695') Anthering 1310' Fuschlsce 2090' (Thalgau 1460' Laufen 1244' Ebeuau 1882' Irrsee Seckirchen 1592' Michaelbenern 1428' Das Vorland als Hochfläche betrachtet hat von Hintersee bis M i chaelbeuern einen Höhenunterschied von 928' uud eine mittlere mittlere Seehöhe h

s

^

1 «s^>

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



2



Der Höhenunterschied zwischen Hochfläche nnd westlicher Begrenzung beträgt etwa 600' und zwischen Hochfläche und östlicher Begrenzung etwa 400'. Die westliche Begrenzung liegt um 200' niedriger als die östliche. Dieser Höhenunterschied zwischen Hochfläche und Begrenzung ergibt sich auch deutlich aus einer Betrachtung des Gefälles einzelner Gewässer und Straßenzügc. An der südlichen Grenze beträgt der Höhenunterschied zwischen Ursprung und Ausmündung der Lammer 3825', der der Taugl 3918', der Albe ebenso 4 1 1 1 ' ; an der östlichen Grenze hat der Zinkcnbach den Höhenunterschied zwischen Ursprung und Ausmündung von 3376', der Tiefenbach ebenso 897' u. dgl. Betrachten wir einige Straßeuzügc, z. B. von Abtcnau (2150') bis Golliug (1490'), von Ebeuau (1882') nach Hallein (1420'), von Hof (2124') über Guggeuthal nach Salzburg (1339'), von Seckirchen (1592') über Elirhausen nach Bergheim (1320'); östlicherseits von Fuschl (2090') nach S t . Gilgen (1687'), von Hof über Thalgan (1695') nach Mondscc (1500') u. s. w>, und die Höhenunterschiede der Ortschaften sprechen in beredten Zahlen. Diese Zahlen zusammengestellt geben ein plastisches Bild von der Gestaltung des Vorlandes. Das Salzburgcr Vorland bietet eine liebliche Mannigfaltigkeit; Naturforscher, Touristen nnd Maler werden in diesen Gegenden für ihre Zwecke befriedigt. Es paart sich das Erhabene mit dem Schönen. Während man z. B . in Hintersee, Faistenau uud Fuschl sich in eine Alpengegend versetzt findet, gelangt man nach einer dreistündigeil Wanderuug nordwärts in ein heiteres Hügelland. Wie wenig mühsam und doch so lohnend sind die Nuudsichten auf dem Wolfganger und Faistenauer Schafberg, auf dem Gennerhorn, Gaisberg, Schober, Hannsberg u. dgl.? > Wie reizend sind die See-Gegenden nm S t . Gilgen, am Hintersee, am Moud-, Waller- und Mattsee? welch' entzückendes Vergnügen gewährt der Doppelgeuuß einer Bergpartie und Seefahrt an einem Tage? Welche Bequemlichkeiten stehen dem voir ungünstigen Wetter überraschten Wanderer im Vorlande sogleich zu Gebote? Darum lade ich alle Freunde der Natur ein, das salzburger Vorlaud mit seinen Alpen, Fernsichten, Gebirgsdörfcrn, Seen, bewaldeten Hügeln und grüuen Wiesen, mit seinen, Märkten und Burgen zu durchwandern. Ist ihnen das Wetter günstig (was namentlich im September am wahrscheinlichste:: ist), so werden die Erwartungen nicht unbefriedigt bleiben. Ich will es versuchen, die Natur- uud Geschichtsfreunde durch das interessante Salzburger Vorlaud in Kreuz- uud Querzügeu zu führeu. U . V o n Golliug durch den Wallingwinkel i n das Tauglthal. Vou Golling aus besuchen wir den Schwarzbachfall uud die Salzachöfen im Paß Lucg und nehmen dann unsere Richtung gegen Abtenau. Nach 1 Stunde erreichen wir Scheffau, deren alte gothische Kirche dem Verfalle nahe ist; nach einer zweiten Stunde fiuden wir das einsame Wirthshaus zum Engelharter. Wir suchen zuerst die sehenswerthen L a m-

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at

m e r ö f e u (Lannnerstrub) auf, wo die kolossalen durchwühlten Wände des Strubberges ausgewaschene Höhlen und gähnende Klüfte zeigen, welche von der Brandung des Lammerwassers umtost werden, mit der grottesken Veitsbrücke (anch Tenfelsbrücke genannt) nnd dem furchtbaren Abgrund. Eine Stunde später bietet sich uns ein zweites Naturschauspiel dar; es ist der herrliche B i c h l f a l l , nicht unähnlich dem berühmten Wasserfalle des Teverone bei Tivoli nnd je nach der Wassermeuge weniger oder mehr imposant. Von den Bauernhäusern au: Bichl kann man dem Laufe des Akerbachcs folgend ans das Gennerhorn oder den Hochzinken oder über die Seewaldalpe auf den T r a t t b e r g (5559") mit seinen vielen Alpenhütten steigen. Wir wandern ans einem wildromantischen Pfade beim düsteren Scewaldsee und der sagenreicheu Wilhclmskapelle nach dem Dorfe S t . K o l o m a u , insgemein Taugl im Tauglthale, welches letztere ziemlich steil ansteigt und im oberen Theile eine hübsche Mulde darstellt. Der wilde Tauglbach hat sich ein tiefes nnd enges Rinnsal gegraben und bietet am Schmalccker Steg, am hohen Steg nnd bei den Tanglöfen (Tauglstrub) sehenswerthe Erscheinungen. Vom Dorfe S t . Koloman lassen sich mehrere Partien unternehmen. Ein interessanter Pfad führt über Seewald nach Abtenau; eine Straße führt über den Oberlangbcrg nach Golling nnd eine andere abwärts zur romantischen Tauglmühle und über die Teufelöbrücke nach Vigann und Hallciu; und ein anderer Weg geht über den hohen Steg bei den Tauglöfen vorbei und führt über die Bergeralpeu uach Hintcrsee. Die Bergpartien auf den Rcgensftitz (5358'), Schmittenstein (5360') nnd ans den Trattberg entlohnen reichlich die nicht gar großen Mühen. I n S t . Kolomann beim Wirthe Walliuger findet man verläßliche Führer und eine genügende Unterkunft.

III. Hallew, Wisthal, Mchgersieig, Faistenau, Hinterste. Die alte Salinenstadt Hallein mit dem merkwürdigen Salzberge Dnrrnberg (von Salzdörre den Namen habend?) nnd der herrlichen Umgebung würde sich als Saisonort gewiß einen vorteilhaften Ruf verschaffeu, weun eine Flügelbahn voll Salzbnrg nach Hallcin angelegt wäre uud für zeitgemäße, zweckmäßig und komfort eingerichtete Sooleubäder uud für die Verschönerung der Stadt das Allernothwcndigste geschehen wäre. Durch mehrere Wocheu findet der Naturfreund in der Umgebung Hallein's stets nene überraschende Gelegenheiten zu Spaziergängen uud Bergfahrten. Die Ansflüge anf den D ü r r n b e r g znr Bcrgmanustreue, dnrch das liebliche Ramsauerthälchen mit der Rasvenhöhe, zum Hallerspichl mit den merkwürdigen Alterthümern nnd Gräbern, dnrch den Abtswald, anf das Roßfcld, anf den Babcnstein, die unterirdische Fahrt dnrch den, Salzberg u. s. w. gewähren mannigfache nnd überraschende Vergnügen. Für den Naturforscher bietet der Salzberg und die Saline reichlichen Stoff zu Studien. Die gleichartige Zusammensetzung der an den Salzbergbauen zn Hallstadt, Ischl, Aussee, Halleiu, 1^

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Berchtesgaden und Hall gewonnenen Auslauguugsvrodukte läßt ans cine entschiedene Gleichförmigkeit des Haselgebirges in dieser weiten Ausdehnung schließen. Der Gehalt an Chlornatrinm (Kochsalz) schwankt in allen diesen Soolen zwischen 23.10 bis 25.11 Prozent; jener an Nebensalzen zwischen 1.22 bis 4.73 Prozent. I m Jahre 1863 belief sich die gewonnene Salzmenge zu Hallein auf 278.801 Zentner Salz, welches aus 1,778.222 Kubikfuß Soole mit einem Brennstoff-Aufwande von 4953 Kubikklafter ( - 9906 Klafter 36") weichen Holzes erhalten wurde. Das neue Salinengebäude und seine Einrichtung ist sehenswert!). Wir wandern über die Salzachbrücke gegen das uralte Dorf O b e r a l m , besuchen dort die Kirche mit den denkwürdigen Grabschriften und die Fabriksgebäude des emsigen nnd freundlichen Besitzers I . Robert. Eine Grabschrift in Oberalm will ich hier erwähnen: 8UMU8, 1i0L

Von Vorstabpichl kommen wir bei den Bauerngütern Walt! und Garten vorbei. Bei Garten steigen wir auf den nahen Hügel„Hangham" hinanf nnd genießen gegen Norden auf das präalpine Hügelland eine liebliche Aussicht. Von da steigen wir über Wang hinab uud gelangen zur Straßentheilung entweder nach Thalgan oder auf der Linzcr Reichsstraße nach Henndorf. I n der nächsten Entfernung liegt das Dorf Eug e n d o r f , inbendorf in Arno'ö Indiculus genannt. I n der Nahe von Eugeudorf kommen mehrere alte Benennungen vor: Strazza (Straß), Kalham, Bibcring, Unzing. Wir wandern auf der Rcichsstraße nach H e n n d o r f , eigentlich Höhendorf genannt. Zur Linken erblicken wir auf diesem Marsche die kleinen Kirchen zu Unzing nnd Kirchberg. Ueber Hcnndorf soll einstens die Nömerstraße geführt haben. Sehenswert!) ist in Henndorf die nach dem Muster der hl. Grabkirche zu Jerusalem angelegte Kapelle, welche Iohaun Entzinger von Entzing, kais. Saliter nnd Pulver-Inspektor zn Wien im I . 1721 erbauen ließ und im I . 1857 auf Kosten vou U. X . reuovirt wurde. Das große Bräuhaus in Hcnndorf wurde — wie eiue Inschrift sagt — von Erzbischof Johann Ernest im Jahre 1629 von Neuem erbaut wegeu der vorbeifahrenden Getreidcfnhren und des benachbarten Holzhandels. I n der Nähe von Henndorf befindet sich das alte Schloß Alttann, jetzt daselbst eine Wirthschaft, dem Bräner zn Henndorf gehörig. Von Henndorf kann man über den Thalgauerberg nach Thalgau gelangen. Von Henndorf führt die Reichsstraße nach Neumarkt. Von der Burg Alttann, welche einst der Sitz eiues Pfleggerichtes war, siud seit dem Braude ew 1659 uur spärliche Reste vorhanden; die Veste Lichtentann, welche ans einem Hügel im großen Henndorfer Walde stand, war schon im I< 1609 ganz zerfallen nnd gegenwärtig nur an einem Mauerwerk erkennbar. Das Pfleggericht Ncumarkt ist aus der ehemaligen Herrschaft Alt- nnd Lichtentann, dem Stiftsgute Chessendorf (Kestendorf) und dem uralten Seekirchen zusammengesetzt. Henudorf gehört zu den ältesten Besitzungen des Erzstiftes; es ist in den ältesten Urkunden als eondorf angeführt uud lag schou damals im Salzburggau. Die Henndorfer Weiber und Kinder betrieben einstens das Zwirnspitzenklöppeln; diesen einst einträglichen Industriezweig soll ein Wirth von Eugeudorf vor 200 Jahren in Henndovf eingeführt haben, indem er einen großen Leinwandhandel nach Hall ( T i r o l ) , wo die Spitzenklöppelei gerade in Schwuug kam, betrieb uud einige Henndorfer mit sich nach Hall nahm uud sie dort unterrichten ließ. Den Namen dieses Biedermannes und edlen Menschenfreundes konnte ich nicht erfahren. I n Henndorf fand man auch eine römische Meilensänle, einstens am ehemaligen Gerichtsnun Gasthanse Nr. 21 am Eingange von einem Ueberacker nach der Sage hingestellt, vor dem sie noch rechts an der Ecke einer Feldmauer steht. I n etwa 10 Minuten stehen wir am Ufer des Wallersee, vulgo Seekirchner See genannt, welcher einen Raum von 1127 Joch und 759 Quad.-Klafter einnimmt; seine Znflüsse erhält er vom Gers-, Alt-, Weier-, Stein-, Starzen-, dann von dem Henndorfer-, Waller- und

— 12 Austria; — © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, download unter www.biologiezentrum.at

Fischachbache; sein Abfluß ist die Fischache. I n seinem Wasser,nährt er Lachsforellen, Hechte und den im vorigen Jahrhunderte vom Erzbischof' Hicronimus ans Italien Hieher versetzten Sandart (l^,rek ineio^Lr^) und dm Wels, vom Volke Wallerfisch geuaunt. Der Wallcrsce liegt ausgegossen zwischen lieblichen Hügeln, welche, namentlich süd- nnd nordwärts allmälig ansteigen. Am Ausflusse des See's (Fischache, auch Ache) liegt der uralte Markt S e e k i r c h e n . Wir fahren von der Uebcrsnhr bei Henndorf an's jenseitige Ufer nach Zell nnd marschiren über Schloß S e e b ü r g (jetzt eine von dem edlen Menschenfreunde Bayrhammcr im Jahre 1844 gegründete Armenstiftnng) nach S e e k i r c h e n . M a n erzählt sich, daß der fromme Rupert auf seiner Reise von Lorch an den Wallcrsee kam, die Kirche zum hl. Petrus erbaute und Willens war, sich hier bleibend anzusiedeln; erst als er von den Ruinen des uahen Iuvavum Kunde erhielt, begab er sich dahin. Im

(^cmg'68wm ^,!'NONÏ8 kommt Seekirchen als 6o«l68ia, aä 86S vor.

Seckirchcu ist also die Geburtsstätte der salzburgischen Kultur; ein denkwürdiger O r t ! Es ist mit großer Sicherheit anzunehmen, daß Ruperts Kirche zum heil. Petrus bereits am Ausflusse des See's hingebaut worden ist. Von Alterthümern findet mau in Scckirchen sehr wenig. Die im romanischen nnd Zopfstyle erbaute nnd vor mehreren Jahren restanrirte Crypta will man mit Rupert's Anwesenheit in Seekirchen in Znsammcnhang bringen. Die Sage erzählt anch, daß der fromme Bischof Rupert in Seekirchen die erste Trammg vollzogen habe; daher enthält das Marktwappen im Doppelfclde eine Kirche nnd zwei übereinander gelegte Hände. Das im I . 1679 in Seekirchen gestiftete uud noch jetzt bestehende Kollegiatstift besitzt keine Kapitelrechte wie Mattsee, sondern untersteht dem salzburger Konsistorium nnd die Ernennung des Stiftsdechantes ist dem salzb. Erzbischofe (likm-as caUationis OslZiäLimi) heinigestellt. Von Seekirchen gehen mehrere Straßenzüge ab: Eine an Landschaftsbildern reiche Straße führt über Kothgumprechting und Obertrum nach Mattsee; der Fußweg über den Buchbcrg (Mattseeroid, Sieger, Pfaffenberg) nach Mattsee ist für Touristen unterhaltend. Ein Fahrweg führt über Seeburg und Döllersdorf nach Schleedorf oder Kestendorf; eine andere Straße führt nach Henndorf; eine nach Eugendorf und auf die Linzer Reichsstraße nnd eine nach Elixhausen. Seekirchen, als Eisenbahnstation, soll von Salzburgern umsomehr benützt werden, weil von Seekirchen mehrere schöne Ausflüge, z . B . nach Henndorf, Eugendorf, Schifffahrten auf den: Wallerfee u. dgl. unternommen werden können. Ein hübscher Weg führt auch über Hallwang nnd das Fifchachthal uud Radeck oder über Ursprung, Elixhausen, Lengfelden und Maria Plain oder über Z i l l i u g , Eugendorf, und auf einem Fußwege bei einer in der Tiefe stehenden Mühle vorbei auf die Hauptstraße und über den Schmidberg (mit hübscher Aussicht) und Mayerwies anch Salzburg zurück.

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



13



»

Vl. Salzburg, Straß, Thalgau, Moudsee, Irrsee, Sommerholz, Sieghardstem, Nemnarkt, Keftendorf, Tanuberg, Mattsee, Seeham, Haunsberg. Eine wahrhaft romantische Straße führt über Gnigl nnd Mayerwies anf den Schmidberg, von dessen Höhe ein herrlicher Rückblick in's Salzachthal das Aufwärtssteigen entlohnt und weiter nach Straß nnd bis zur Straßentheilung bei Eugendorf, wir wandern rechts fort nnd bis zum Bärenthal, wo die Straße iu's Thalgan hinabzieht und hübsche Aussichten bietet. Der Ort T h a l g a u ist uralt und kommt im A als I^ackUum qui vocawr i^inAanL vor. Die Kirche des Pfarrdorfcs Thalgau hat einen hübscheu Thurm uud ist dem hl. Martin gewidmet. Thalgau zeichnet sich vor anderen Orten des Salzburggaues durch seine industrielle Thätigkeit aus; Eisenhämmer, eine Sensenschmide, Pfannenschmiede, Nagelschmiede u.dgl. belebten uud hoben Thalgan früher mehr als jetzt, wo die Industrie darnicdcrlicgt; die industrielle Betriebsamkeit gibt sich auch äußerlich im Baue der Häuser, in Anlagen und im Verkehre kund. Die landschaftliche Anlage Thalgan's bietet interessante Ansichteu. Einerseits erhebt sich der Schober mit der wilden kahlen Drachenwand (Stcinwand hier genannt), anderseits steigen die bewaldeten Höhen des Thalgauerbcrgrückeus hinan; die Thalfläche selbst ist ziemlich breit uud bebaut. Hagel uud Ungewitter richten hier viel Schaden an nnd thnu dem sonst gut bestellte:: und gedeihlichen Ackerbane großen Eintrag. Holzhandel und Viehzucht werden auch fleißig betrieben. Die Thalgauer erfreuen sich in physischer Beziehung keiner besonderen Ausbildung, sie sind sonst aber gutmüthig, redlich uud emsig. Z u Ende des 16. Iahrhundertcs übersiedelten die Beamten des Pfleggerichtes von der Burg Wartcnfcls nach Thalgau; seitdem besteht in Thalgan das Gericht. Die Pfleggcrichtsakten reichen über das Jahr 1539 nicht znrück. Laut eines Mauuskrifttes vom Jahre 1288 kamen Schloß uud Burgstallamt der Herrschaft Wartenfels durch Verzicht Kouraden von Ehrcnfalß und seiner Hausfrau, einer Ortcnburgerin, uuter Rudolf voll Hohenegg all das Erzstift Salzburg. Vielleicht soll statt Ehrcufelß eigentlich Wartcnfels Zu setzen sein. Zu Tann, Elsenwaug uud Thalgau wareu jederzeit fürstliche Amtmäuuer, welche erst im 17. Jahrhundert vollends mit dem Pflcggerichte Thalgau verewigt wordeu siud. Die Kirchftichler (Baderluck) uud Forstauer siud hiesige Freisassen gewesen. I m schwedischen nnd Bauerukriege vom Jahre 1660 waren in Thalgau Waffenplätze. Der langjährige Grenzstreit zwischen den Herrschaften Wartenfcls und Wildenegg (am Irrsee) wurde im Jahre 1759 durch Vergleich beigelegt. I u alten Laudrechtcu ist freier Handel und Wandel in beiden Bezirken bedungen gewesen. Der Pfarr- und Dechanthof ist ^ Stuude vom Dorfe entfernt.

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



14 —

Thalgau eignet sich znm Sommeranfenthalt; es lassen sich recht angenehme Ausflüge machen: Die Besteigung des Schober bietet etwas Schwierigkeit, aber keine Gefahr; die Nnudsicht ist schön. Von den Nninen der Burg Wartcnfels, welche anf einem westlichen AbHange des Schober, in der Nähe des Banmhofgntcs sich befinden, genießt man eine hübsche Anösicht. Ein Ansflug nach Fuschl über den westlichen Abhang des Schober oder nach Henndorf über den Thalganberg, oder nach Mondfee bietet großes Vergnügen. Auf den: Wege von Thalgan nach Mondsee beobachtet man in der, Ortschaft Keuschen, rechts vom Tumbingerbauerngnte anf einem Felde eine rundliche Mauer, von welcher seit 40 Jahren Materiale znm Bauen weggeführt wird; sie ist jetzt etwa 4 Klafter hoch, 5 Klafter lang, 4 Klafter breit nnd mit einem etwa 4 Schuh dicken Erdreich überzogen, inwendig hohl, obenauf wachsen Birkenbäume; diese Ruine heißt Kirchhaus nnd das Feld, wo die Mauer steht, Kirchhansfeld, weil man glaubt, daß diese Mauer Ucberrest eiuer Kirche sei. Es geht auch die Sage, daß von dieser Ruine ein unterirdischer Gang zur Burg Wartcnfels geleitet sei. Wahrscheinlich sind es die Ueberreste eines Wartthurmes. Von hier eilen wir über Tiefenbrunn nach M o n d see, ein schöner Markt am gleichnamigen See; in älteren Urkunden nnd noch hente im Volksmuude Mausee genannt. Die dortige altgothische Pfarrkirche und das anstossende große Gcbände (jetzt fürstl. Wrede'sches Schloß) war bis zum Jahre 1787, wo es aufgehoben wurde, ein ansehnliches Bencdiktinerkloster. Eine alte Lindenallee führt vom Markte bis zum See nnd gewährt einen angenehmen Spaziergang; in der Nähe ist das seit einigen Jahren bestehende Königsbad eingerichtet. Eine hübsche Ausficht genießt man unter der alten Linde neben der Mariahilfkirche, welche ein paar schöne Gemälde enthält. Von Mondsee lasseil sich zahlreiche Ausflüge zn Wasser und Land machen. Wir wandern auf einer Fahrstraße zum I r r - oder Zeller- oder Iungfcrnsce, an dessen östlichem Ufer das Dorf Zell am Moos nnd an dessen westlichem Ufer die Burgruine Wildencgg sich befinden. Der Irrsee bietet wenig landschaftlichen Reiz; er ist 1 Stunde lang und ^ Stunde breit. Die Sage erzählt, daß dieser See einmal festes Erdreich war, auf dem ein Schloß stand, in welchen: 2 Schwester:! — die eine mildthätig, die andere geizig — hausten. Die Strafe traf die Geizige ihrer Härte wegen, das Schloß versank nnd an dessen Stelle breitete sich ein See ans; daher der Name Iungferusee. Die Moudscer Chronik spricht von einer versunkenen Kirche ill Rnrippe. Vom westlichen Ufer des Irrsee steigen wir im Waldeöschatten hinanf zum S o m m e r h o l z , ein Weiler mit einer Kirche anf einem Höhenrücken des Taferlberges gelegen, und über Pfongan nnd Sicghartstein nach Nenmarkt hinab. Vor dem Hanse Nr. 30 in P f o n g a u findet man eine große Marinorftlatte, welche anf dem sog. Eichet ausgegraben wnrde. Die Kirche zu Pfongan wurde im Jahre 1862/63 renovirt; die Glasmalerei wurde von den Gebrüdern Daree in München beigestellt.

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at

15

alte Pendclnhr; das Werthvollste ist die ^ammlnng von Ritterrüstungen, alten Waffen nnd anderen Gerathen. Ueber Ncumarkt, wo sich in der Nähe eine Eisenbahnstation befindet, wandern wir nach Groß-Kcstendorf (ursprünglich Chessindorf). Anziehend winkt auf dieser Wanderung das Iohaunskirchlein am Berge zwischen Bäumeu herab. Auf dem Friedhofe zu Kcstcudorf befindet sich das Grab des akademischen Malers Josef M ö s l , welcher in der Moosmühle zu Kcsteudorf am 30. Jänner 1821 geboren wurde und daselbst am 9. November 1851 starb. Von Großkestendorf führt ein Fußweg uud eine Fahrstraße über Spanswag auf den T a n u b e r g (2480'). Die Fnßpartie ist theilwcise schattig und dauert '/2 Stunde. Auf dem Gipfel des Tauuberges findet man ein Försterhaus und ein, wohleiugerichtetes Gasthaus; hiuter diesem ist eine hölzerne Triangnlirungspl/ramidc aufgestellt, auf welcher man eine freie Rnndsicht von überraschenden nnd wahrhaft entzückenden Laudschaftsbildern genießt. Blickt man nach Süd und Südwest und Südost, so erscheint im Hintergrunde die mächtige Alpenkette vom Oetscher und Trauustciu im Osten bis zum Staufcn iiu Westen, näher erheben sich die Voralpen uud das Hügelland mit zahlreichen Ortschaften uud dem Wallersee. Braust gerade ein Eisenbahnzug zu unseren Füssen dahin, so wird die Landschaft eigenthümlich belebt. Die Wirkung dieser Anssicht nach Südeir wird durch deu Gegensatz des Ausblickes nach Norden und Westen erhöht; denn wir erblicken das mit Anmuth ausgestattete Flachland von Inuviertcl, Salzburg und Baicrn mit zahlreichen Ortschaften zwischen Feldern, Wäldern, Seen und Hügeln. Der weitgedchnte Gesichtskreis, die wmiderbare Anordnung und Reihenfolge der Landschaftsbilder gestatteu einen seltenen Gcnnß und wirken anf Ange und Gemüth äußerst wohlthuend. Der Taunberg ist der lieblichste Vermittler zwischen der großartigen und imponirenden Gebirgswclt nnd dem unmuthigen uud idyllischen Flachlande. Der Tannberg soll seinen Namen von dem salzb. Ministerialen von der Tam haben, welche auf oder am Taunberg vielleicht eine Bnrg besaßen. Die Tannbcrg-Partie ist derzeit von Salzburg und zurück in eiuem Tage leicht zu unternehmen; indem mai: Vormittags oder Mittags von Salzburg nach Nemuarkt mit der Eisenbahn fährt und von da in 1 ^ , Stunden die Höhe des Tannberg besteigt und mit dem Abeudzuge wieder nach Salzburg zurückkehrt. Oder man fährt mit dem Frühznge nach Ncumarkt, besteigt deu Taunberg, wandert nach Mattsce hinab, speist dort Mittags, macht Nachmittags eine Seefahrt nach Secham oder nach Obertrum und marschirt voll da nach Seetirchen, um mit dem Abendzuge nach Salzburg zu gelangen. Auch eine tägliche Fahrgelegenheit

— 16 Austria; — ' © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, download unter www.biologiezentrum.at geht um halb 4 Uhr von Mattsee zum Bahuhof Seekirchen. nur 30 kr.)

(Fahrtare

Wir steigen von Tannberg herab nach Mattsee ( 1 ' / - Stunden); entweder über Lohen nach Niedertrmn und über den unteren Mattsee nach Mattsee oder bei Bauernhäusern vorbei auf die Schleedorfer Straße und durch das Münsterholz nach Mattsee; beide Wege bieten viel landschaftlichen Reiz. M a n kann anch zn Wagen oder zu Pferd auf einer Fahrstraße über Spaunswag und Schleedorf uach Mattsee gelangen. Diese Partie hat herrliche Aus- und Rückblicke ins Gebirg. Auf letzterem Wege passiren wir ober Schleedorf (Dorf) den Weiler M ö l k h a m ; vor diesem au der Straße zur Linken ist eine Wiese (Hofstattfleckel genannt), iu deren Erdreich man Mauerreste, Waffen, Armringe u. dgl. schon fand. Ob hier nicht einmal die Veste der Herreu von Schleedorf oder wenigstens ein Wartthurm staud? M a n hat dort eine weittragende Aussicht. Westlich erblicken wir die vier kleinen Egelseen am Fusse des bewaldeten Buchberg (2450'). Bevor mau iu's Münsterholz eintritt, mnß erwähnt werden, daß vom sog. Holzhäusel bis znm Lechncrgute uoch vor 12 Iahreu die Spuren eines Walles mit Gräben zu sehen war; dieser wurde seither eingeworfeu. Zur Zeit des Schwedenkricges beabsichtigte man deu untern Mattsee mit dem Wallersee durch eiuen Wall nnd Graben zu verbinden. Aber schon früher muß hier ein. Graben eristirt haben; denn im 0oä6x traäitionuin HI«i,tieLN8. kommt folgende Stelle vor: „Ortolf, Erzbischof von Salzburg (1343—1366), welcher damals die Veste (e^trunl nämlich Mattsee) als Pfand besaß, ließ vor dem Buchberg einen Graben machen, welcher vom Eglsee bis zum Mordgraben sich erstreckte." Der Mordgraben scheint der schluchtenartige Graben beim Holz- (auch M ü n -

stcr-) Häusel zu seiu.

Weuu wir aus dem Mnnsterholz heraustreten, werden wir überrascht durch den Anblick des lieblichen Dorfes M a t t see. Mattsee ist uralt. Eine Inschrift an der äußern östlichen Wand an der Stiftskirche meldet, daß Tassilo, zuerst Herzog, dann König, zuletzt Möuch, im Jahre 777 Mattsee gegründet uud mehrere Kirchen, dotirt hat. Neber Mattsee bestehe:: mehrere interessante Urkuudeu. Erwähueuswerth uud lehrreich stub 1. der Onäsx ti-aäitinunm von Dechant Christian Gold (1350?), welcher eine Chronik voir Mattsee nnd alle damals bekauuten Mattseer Urkuudcu und endlich auch ein Verzeichuiß der Reveuuen vom Stifte Mattsee cuthalt, und 2. das Diplom Ludwig des Deutscheu (weuu ich nicht irre — eine der ältesten und seltensten Urkunden Oesterreichs); es schließt: Datum V I I I . Iclu8 U^i anna X X V I I I . i'szni äomini I ä i i bsvsuÏLgincii; i'LA'is in oriyntnii irn,noia i'6tzun,nt6. luäietianL V I I I . ^ Ii,6L,ÄN«8^ni-L^ (Regensburg) eivitatL I-6AÏ3, in Ü6I Darunter findet sich das Monogramm: Kwä I m OoclLx ti-llä!t,innnm findet sich am Schluße über das alle Mattsee folgende l topographische hisch Notiz: N i I I n der Fehde Fh der Herren H von T Tann (1?3nnlun) ließ derselbe Kanonikus einen Graben machen, welcher sich ( H i ) W s t i ( ^ i ) bi S stckt vor Mattsee (Hiatus) vom Wartsteiu (^ar^Ltain) bis zum See erstreckte

f

( )

ß s

sch

ch,

chß

ch

sch

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



17



und mit Wall uud uassen Graben uud zwei Wartthürmeu ( p i t z eäiculig), welche gewöhnlich lillmntli geuauut wurdeu, befestigt war; letztere mit Brücke und geschlossenem Thore zum Schutze der Kastellaue vou Mattsee u. s. w. Noch heute sieht mau von dem Grabeu, welcher sich vom Wartstein bis zum See erstreckte die deutlichen Spureu; auch heißt eiu thurmartiges Gebäude mit eiuem Thore, durch welches man zum Gasthause des dortigen Bräuers gelangt, noch jetzt das Hamet. Ein Wartthurm scheiut auf dem heutigen Wartstein gestanden zu seiu; mau fiudet uoch Mauerreste. Als die Veste Mattste vou deu Haunsbergeru und Utteudorfern häufiger bedroht und nicht hinlänglich sicher war, so wnrde zur Winterszeit rings um die Burg herum das Eis ausgehackt, so daß gleichsam eiu uasser Grabeu bestand; die Fischer mußten, zur Nachtszeit in, dieser offenen Eisrinne herumfahren, damit dieselbe:: nicht zufrieren; für diese Dienstleistung bekam jeder Fischer sein Wachtbrot uud eiu Kandl B i e r ; daher heißen uoch heute die bei zunehmender Kälte sich selbst sprengenden Eisklüfte im Mattsee „Wacht." Aus eiuer alten Urkunde in Straßwalcheu kaun man entnehmen, daß in Mattsee eine lüonti-awi-mwn aä lacum bestand; dieser Bruderschaft wareu ursprünglich 10 Geistliche und 2 Laien einverleibt; es war eine geschlossene Gesellschaft; uur ehrliche Gäste durften in ihr „Höft"; Pfeifer, Fidler nnd Spielleute wurdeu uicht zugelasseu; im Jahre 1491 wurden neue Statuteu für 36 Brüder gemacht; die Bruderschaft kam dann von Mattsee nach Straßwalchen. Der älteste Probst vou Mattsee kommt im Jahre 1013 mit dem Namen „^.msliuuL" vor; der erste Dechant Namens Geroldus kommt um 1120 (?) vor; eiu bestimmter Dechant Namens Uswi-icu« ä^VracliLiin (Fraham? bei Mattsee) presd^wr 6t ki-awi- noZter wird erst im 13. Jahrhunderte erwähnt. Zwischen den I . 1196 bis 1290 werden 7 Dechaute erwähut. I u Erzbischof Wolf Dietrich's Urbar vom 14. Sept. 1591 heißt es: „Pflog Mattste ist eiue Herrschaft, Veste uud Gericht, Ihro Hochfürstl. Gnd. zn Salzburg angehörig uud iu 5 Ambter getheilt." I m I . 1840 ist das Collegiatstift zum hl. Michael iu Mattsee reorgauisirt wordeu; es besteht aus eiuem Probst (dessen Stelle seit 1809 uubesetzt ist) uud Dechaut, dem die Leitung des Stiftes znsteht, sowie ans 12 Kanonikern. Die Kapitulareu ergänzen sich selbst uud haben deu Dechaut frei zu wählen. Als Anszeichnuug tragen Dechant und Kapitularen ein goldenes blau emaillirtes Kreuz an einem blauen Halsbande uud seit eiuigcu Iahreu auch violettes Mozzett. Der Dechant trägt zum Zeichen des ihm zukommenden Prälatenranges einen Prälaten-Ring. Mattsee gleicht einem Markte, wenn es gleich nnr ein Dorf ist. Die Stiftskirche, der Dechanthof, die Kapitnlarhäuser (jeder Kapitular hat ein eigenes Haus zur Wohuuug), das Bräuhaus uud einzelne P r i vathäuser geben dem Dorfe Mattsce eiu uicht unbedeutendes Ansehen. Die Stiftskirche trägt Spuren romauischeu Styles au sich; so bestaud wahrscheinlich eine Crypta uuter dem jetzigen Presbyterium; der ansehnliche Thurm steht seit 100 I a h r e u , das Stiftsarchiv und die Stiftsbibliothek find besonders für Geschichtsforscher besucheuswerth. Mattsee

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



18 —

'

liegt gleichsam in einem kleineu Thale zwischen dem Schloßberg und Wartstein; diese beiden Felsen sind in der Tertiärperiode entstanden nnd enthalten interessante Versteinerungen (Ammoniten, Nmuuliteu, Nerei^ den :c.) Mattsce hat viele Eigenschaften zum angenehmen Sommcraufenthalte. M a n versäume nicht, den Schloßberg mit den Burgruiucu und die sog. Kapelle am Wartstein zu besucheu; auf beiden Punkten genießt man eine hübsche Aussicht. Auch Ausflüge zu See und Laud stud sehr lohuend; z. B . auf den Buchberg (Gaisberg, Gigner, Pfaffenberg, S i n ger), nach Zcllhof (Wallfahrtskirche mit Schloß uud Maierei) Tannberg, Hauusberg, nach Obertrum, Seeham, Berndorf, Obernberg, Schleedorf, Oebertsham u. f. w. Auch eignet sich Mattsee vorzüglich zum Gebrauche von Seebädern; eine recht hübsche uud passende Stelle zum Baden im Mattsee ist in unmittelbarer Nähe des Dorfes; man kann anch Moorbäder von den: uahcu Siegelmoos und anderen benachbarten Mooren sich bereiten lassen. Für gute Unterkunft und Verpflegung kaun man in Mattsee gesichert sein. Das große Binnengewässer um Mattsee ist theils durch uatürliche, theils durch künstliche Dämme in drei Abtheilungen gebracht, welche durch Kanäle untereiuauder verbunden sind. Sie heißen der obere uud uutcre Mattsee und der Grabensee (eigentlich und urkundlich Gramfee, Grambsee im Urbarbuch, Gramsse in lüoäex NaUiosns). Seit mehreren Jahrzehnten hat die falsche Bezeichnung Niedertrumer- (statt uuterer Mattsee) uud Obertrumcr- (statt oberer Mattsee) See Platz gegriffen uud sich eingebürgert. I m Urbarbuch kommt „Dorf Mattsee" bereits vor; früher galt die Bezeichnung: Ober- uud Uuter-Dorf uud Hofmark. Der Name Oberndorf gilt noch hente für eine Häufergruppe iu Mattsee. Von Mattsee fahren wir zu Schiff über dcu obereu Mattsee nach S e e h a m (Pfarrdorf), steigen im Waldes schatte« zum Pfarrhof hiuauf uud waudelu dann auf dem östlichen breiten AbHange des Hauusberg bei mehreren Bauernlehen vorbei, hinauf zum Rücken des Hauusbcrg, zum sog. K a i s e r b a u m , wo sich die schönste Rnndsicht im salzburger Hügel- und Flachlande erschließt. I n An (Wirthshaus) fiudet man beim Teiche uoch Spureu der eiustigeu obereu Burg der Haunsberger. Auch von Obertrum führt ein bequemer Weg bei bewohnten Ortschaften und über Au auf die Höhe des Hauusbcrgcs (2450'). Auf dem sog. Kaiserplatze uud bei der sog. Kaiserbuche steht seit 12. Oktober 1865, wo die feierliche Eiuweihung stattfand, eine vierseitige über 9 Fuß hohe, mit einer metallenen Kaiserkrone geschmückte Steinpyramide, welche an der Ostseite auf eiuer eiugefügteu Marmortafel die Inschrift trägt: „Hier stand der große Kaiser Josef I I . am 28. Oktober 1779." Ruhebänke laden zum Geuusse der herrlichen Ruudsicht deu Wauderer ein. M a n überschaut gegeu Westeu das baierische Flachland bis zum baierischeu und tiroler Hochgebirge, deu Lauf der Salzach mit der Stadt Laufen, die Seeu vor Wagiug, I b m und Armstorf; gcgeu Osten überraschen die liebliche Lage von Mattsee zwischen deu Seen, der Buch-

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



19



,

berg und Wallersee, dann die Reihenfolge der oberösterreicher und salzbnrger Berge; herrlich, namentlich bei später Nachmittagbeleuchtung, erscheint die Dachsteingruppe; gegen Süden, erblickt man die Stadt Salzburg und darüber die Kalk- und Central-Alpcn. Die Aussicht am Hochstand, anf der höchsten Knppe des Haunsberg ist durch Bäume gehemmt. Der Haunsberg trägt manche Zeichen einer Hochgebirgsgegend; die Westseite des Haunsberges ist bewaldet, die Ostseite ist mehr bebaut und bewohnt. I n seinem Schooße birgt er vorzugsweise Kalk-, Tuff- uud Sandstein mit interessanten Vcrsteineruugen der Tertiärformatiou augehörig. I m 16. und 17. Jahrhunderte wurde bei Ilefing am Hauusberg fogar auf Silber gebaut. Auch Erdöl (Petroleum) soll aus dem Haunsberg iu unbedeutender Menge fließen (im Oellinger Graben). Die ausgedehnten Forste und nahen Anen bei Weitwörth uud Anthering gewähren dem Edelwilde angenehmen Aufeuthalt; Hirsche sind sehr häufig. Noch im 17. Jahrhunderte hausten auf dem Hannsberg wilde Thiere. I m Juli 1838 wurde ober S t . Pankraz eine Gemse geschossen. Das sonderbare Monstrum (Forstteufel), welches im Jahre 1531 im Haunsberg auf einer Jagd gefangen wurde und im Schloßgarten zu Hellbrunn, plastisch dargestellt uoch hente zu sehen ist, muß als ein Fabelthier erklärt werden. Von Haunsberg kann man den Rückweg nach Obertrmn oder über Reitbach nach Anthering und Bergheim oder über S t . Pankraz (vulgo Schloßt) nach Weitwörth und Oberndorf-Laufen nehmeu. I u S t . Pankraz sieht man die wenigen Spuren der Bnrgruine der Hannsberger; in der dortigen, jüngst renovirtcu Kirche sind einige alterthümliche Kirchengeräthe zu sehen. Das Schloß Wcitwörth gehört jetzt dein Fürsten Auersperg. Die Haunsbcrger waren mächtige Ritter; sie hatten mehrere Bnrgen und spielten am salzburger Hofe wichtige und einflußreiche Rollen. Ihre Grabsteine findet man in Michaelbcuern, Mattscc, Lauscu, Halleiu, am Nonnbcrg u. s. w. I n der Nähe hansten die Herren von N n ß d o r f . Nußdorf ist ein Dorf am westlichen AbHange des Haunsberg ; ihre Bnrg stand wahrscheinlich oberhalb des jetzigen Dorfes. Auch vou dieseu Ritteru findet mau Grabsteine in Laufen, Michaelbcuern, Mattsee u. f. w. , Der Hannsberg bietet seit uralten Zeiten ein bedeutendes kulturgeschichtliches Interesse.

V l l . Laufen, Maria Pichl, S t . Georgen, Lambrechtshausen, Dorfbeuern, Michaelbcuern, Lanterbach, Berndorf, Seeham, Obertrmn, Ursprung, Glirhansen, Lengfclden, Maria Plain. Von Salzburg nach Laufen führen mehrere Wege. Eine Fahrstraße geht über Bergheim, Muntigl (Noutieutu« der Römer, römische Neberfuhrstation (?), Anthering (NccioLia cum wi-riwi'i« llä ^nwrinFils in Arno's 0onß'68tum) und Weitwörth; die andere am linken Ufer anf bayerischem Gebiete über Freilassing, Salzburghofen uud Sur. Wir wählen den Wasserweg und fahren anf der Salzach nach Laufen; die Fahrt bietet hübsche Ausichten und ist sehr abwechselnd und uu-

i '

. für Salzburger. Landeskunde, ' . Salzburg, -_ 20Austria; — download unter www.biologiezentrum.at © Gesellschaft terhaltend. Laufen besteht eigentlich aus zwei Theilen. Die Ortschaft am rechten Ufer ist österreichisch und heißt O b e r n d o r f , war früher eine Vorstadt von Laufen und ist gegenwärtig eigentlich ein Dorf, indem es kein Marktprivilegium besitzt, aber wird im Landtage als Markt behandelt. Laufen am linken Ufer ist eine baierische Stadt. Die dortige gothische Stiftskirche und einzelne Hänser find sehenswerth, z.B. Iettenbacher's Hans. I n der dortigen Kirche und im Kreuzgange findet man prächtige Grabmäler der Nußdorfer (1428), Lampotting (1543, 1568, 1577), Haunsberger (1536—64), Tranner (1602), Gabriel Gutratcr (1485), Widmann von Miering, Probst in der Fusch (1569), Frau v. Breeffensee, geb. Khuen v. Belast) zu Lichtenberg (1600) u. s. w. Das frühere Schloß, welches Erzbischof Johann Ernest Graf Thun im Jahre 1701 ausbauen ließ, ist jetzt kgl. Gefangenhaus (Zuchthaus). Die Waffensammlung (Zeughaus) ist jetzt am Magistratsgebäude aufbewahrt; leider sind viele Stücke davon verkauft und verschleudert worden. I n Oberndorf an der Brücke steht die S t . Johann Nep. - Statue, welches durch das große Wasser im Jahre 1786 großen Schaden erlitt. Diese Statue und daranstossende steinerne Stiege auf den Kalvarienberg ließ Erzb. Franz Anton Harrach zu Folge eines Gelübdes errichten (1720). I n Oberndorf steht neben der Kirche der sog. Wasserthurm ; daselbst wird mittelst einer Maschine das Trinkwasser in die Stadt Laufen getrieben. Erwähuenswerth sind auch die Laufener Schiffergemeiude, ihre Geschichte, ihre Spiele uud sonstige Erinnerungen. Beim .Masserstechen" wurde ein Seil über die Salzach gespannt; an das Seil wurden die Preise gehängt; der Bestgewinner mußte am Ende des Schiffes stehend das Beste damit holen, daß er sich emporschwang nnd dann mit oder ohne erhaschten Preis in's Wasser fiel. Ein Bajazzo fuhr in einer Bottige und konnte sich auch ein Bestes holen, das ursprünglich in einer an dem Fusse aufgehängten Gans oder Taube bestaud, welchen Thieren er während des Fahrens den Kopf abbeißen mußte. — Das „ H i m m e l b r o d s c h u t z e n " wird während der Frohnleichuamsprozession dargestellt uud besteht darin, daß in einem Schiffe, welches 4 mit weißen und rothen Papier geschmückte Säulen trägt, nnd auf diesen 4 Fahnen (schwarz-gelb, roth-weiß und blau-weiß) aufgesteckt hat, 4 weiß gekleidete Knaben, welche ein roth-weißes Barret mit weiße.n Federbusch auf dem Kopfe uud rothen Gürtel um den Leib tragen und 4 Schiffer (Schützen genannt) sich befinden, welche russisch graue Hosen mit rothen Passepoils, rothen Waffcnrock mit weißen Passeports, weißes Riemenzeug und eine Muskete haben. Das Schiff fährt von der obern znr nntern Lend. Die Knaben halten ein weißes gewirktes Tuch an den vier Ecken ausgebreitet; auf der Tuchfläche licgcu Hostieu (Himmelbrod); wenn ein auf der Brücke stehender Schifferschütze mit einem Weißen Tuche das Zeichen gibt, daß bei der Iohannesstatue gerade der Segen ertheilt wird, schwingen (schützen) die 4 Knaben das Tuch, so daß das Himmelbrot in'ö Wasser fällt, um gleichsam das Wasser für eine ..glückliche Schifffahrt zu weihen. Nach diesem Akte steigen die Knaben

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at



21 —

.

.,

au's Land und begleiten mit leerem Tuche gerade vor dem Sanctissimum gehend die Prozession. Nachmittags am Frohuleichnamstage und am folgenden Sonntage fahren mehrere Schiffer in 8 bis 10 Schiffchen (Zillen) von der Weitwörther An — voran ein Schiff mit Musikanten — in einer Reihenfolge salzachabwärts. Das letzte Wasserstechen fand bei Anwesenheit des Cardinal-Erzbischofes Fürst Schwarzenberg im Jahre 1845 statt. I m Spätherbste und Winter, wenn die Schifffahrt ruht, reisen die Lanfner Schiffer in Baiern, Oberösterreich und Salzburg herum und geben theatralische Vorstellungen. — Außer dem Wasser- und Fischerstechen waren auch das Gänserupfen, das Abfahren des Hansels und der Gredel auf der Salzach beliebte Spiele. Die Schiffer haben — wie jede andere Innung — gewisse technische Ausdrücke, (Schiffersprache, Schöffmannsprache) angenommen. Die Schiffleute benennen sich untereinander mit angenommenen Namen (sog. Spitznamen), z. B . Frischei, Mußei, Zinsei, Gidl, Nagga, Gangerl, Schlei, Tatzbcrlzahn, Bauchbeisscr, Schlakerer, Rothgeiß. Beim Schifffahren, namentlich beim Stromanfwärtszichen der Schiffe mit Pferden sind eigene Ausrufe üblich. Z. B . Gietlarafta oder gietla, d. h. die Pferde sollen sich langsam vorwärts bewegen. Wahdi d.h. Achtgeben; haboda, d. h. die Pferde sollen sich in Bewegnng setzen; Baßachei, d. h. die Pferde sollen geschwinder gehen; saha reit sah, d. h. die am Schiffe ziehenden Pferde rechts lenken; beiha fah, d. h. Pferde links lenken; Röcka, d. h. Schiffseil anspannen; Seßthal, d. h. mittleres Schifftheil; die Steuer, d.h. Vorderschiff; Kranzl, d.h. Hinterschiff; Kehrruder, d.h. Steuerruder; Söß, d. h. ein Schöpfer mit einem Stiele zum Ausschöpfen des Wassers aus dem Schiffe. Die Schiffknechte haben nach ihrer Beschäftigung eigene Namen nnd stehen in einer gewissen Rangesordnung, z. B . der Seßthaler lenkt das Schiff, Salzheber, Plättenführer, Schopper, Treiber, Anszahler, Helferknechte, Scharler, Nanfergen, Gnöse. Die Geschichte Laufens hängt mit der Salzachschifffahrt uud dem Salzachhandel innig zusammen. So wurde fchon im Jahre 1400 das Pfleggericht Laufen oberstes Schiffgericht, dem ein Umgeheramt für Uferbauten beigegeben war. Einzelne Erzbischöfe hielten sich in Laufen zeitweise ans; Wolf Dietrich baute dort im Jahre 1608 eine Residenz (paiatium), die im Jahre 1702 vollendet wnrde. Anch sorgte das Erzstift für zeitgemäße Schifferordnung. So wurde unter Erzbischof Mark Sittich in den Jahren 1611 und 1616 eine „erneuerte Schüfordnung des Ertzstüffts Salzburg Nach deren der Halliugische Saltzaußgaug zu Wasser hie fürohin dirigirt werden solle" kundgemacht. Hervorragende Schiffleute wurden ausgezeichnet; so bekamen die Erbnaufergen Ständl (Hans, Bernhart, Dionys) von Kaiser Carl V. (Augsburg, 27. Juli 1530) Wappenbriefe. Es herrschte damals ein bedeutender Wohlstand nnter den Schiffleuten. Heutzutage siud die Schiffleute Laufeus in der Regel arm und verkommen; denn die Schifffahrt liegt gänzlich darnieder. Es könnten nur industrielle Uu-

> -. Landeskunde, Salzburg, __ 22 Austria; — download " unter www.biologiezentrum.at ' ' © Gesellschaft- für Salzburger tcrnehmer den verarmten Laufner Schiffleuten aufhelfen. Laufen kann sich auch rühmen, ausgezeichnete Künstler als Eingeborne zu nennen, z. B . Bildhauer Pfafftnger f 1758, Compositenr Brunnmayr f 1815, Hofmaler v. Rottmayr f 1727. Von Oberndorf steigen wir über die steinerne Stiege nach Maria Pichl (Wallfahrtsort) und wandern auf der nahen Straße weiter nach S t . G e o r g e n . Wahrscheinlich an der Stelle der auf einer Anhöhe stehenden Pfarrkirche hatten die Ritter der Hauusberger (Seitenlinie) eine Burg nnd Herrschaft. I n einem Stiftbriefe vom Jahre 1297 heißt es: „Der Enden die S t . Georgen Pfarrkirch liegt, ein Schloß gehabt, daselbst haben sie eine Kirche gehabt, daselbst haben in der Ehren des hl. Ritter S . Georg zn einer Pfarrkirch aufgcricht und gestiftet." Eine hübsche Aussicht auf die salzburger nnd baierischen Gebirge genießt man bei der Kirche in St. Georgen. Wir werden nun auf unserer Wanderung nach Michaelbcneru und Berndorf lauter uralte und denkwürdige Ortschaften theils sehen, theils Yassiren. Wir erblicken anch die ausgedehnten Moore zwischen der Salzach und Hannsberg in der salzburgcr und innvicrtler Ebene. Wir wandern auf der neuen Straße nach L am brecht sh a u s e u , ein uraltes Dorf, dessen Kirche einen alten Thurm mit einem Satteldache besitzt, welcher der Sage nach einmal ein Götzentempel war. Von da marschiren wir durch die uralten Ortschaften Asten, Weidenthal uud über den Größenberg (Wald) nach D o r f b e u e r u , dessen alte Kirche besucheuswerth ist, in dessen Nähe das uralte Benediktinerstift M i c h a e l b e u e r n (^n-iom, Vivarum, ?i,im'u) am Fusse des Liebenberges liegt. Die Stiftskirche hat mehrere alte Grabsteine, z . B . „ I t a G r ä f fin zw playn uud zuSchauuberg" gest. 1098, Werigandus, der erste Abt, gest. 1120. Die Stiftsbibliothck besitzt mehrere werthvolle Iucunabeln und seltene Handschriften. Die Lage nud Umgebung Michaelbeuern's ist lieblich. Der Immelberg erhebt sich mitten im Oichtenthal; die Oichter windet sich im trägen Laufe durch das Thal bis in die Salzach. Auf dem Lielonberg hat man eine hübsche Aussicht gegen Südwest. Wir wandern von Michaelbeuern am, Michaelbeurer Moos vorbei nach Lauterb ach (Liuterbach) eine uralte Stätte mit einem Kirchlein. Von der Burg der Lauterbacher weiß man nicht mehr den Standort. Lauterbach war im Jahre 1038 ein Kammergut des Kaisers Heinrich I I I . , 1164 ein Edelsitz des Bernhard von Lauterbach. Eine gewisse Glocke in der Lanterbacher Kirche wurde früher häufiger, jetzt seltener geläutet, wenn ein Gegenstand in Verlust gerathen ist, um ihn wieder zu finden. Auch werden noch manchmal Messen in dieser Intention bestellt. Ich habe an den Glocken und namentlich an der berühmten Lauterbacher Glocke keine alterthümlichen Spuren und Aufschriften entdecken können. Von Lauterbach wird das allbekannte Iuxlied gesungen: „Z'Lantabach Han i mein Strumpf valoan u. s. w." Von Lauterbach steigen wir im Walde auf einer Fahrstraße über den steilen Hauusberg und werden auf der Höhe durch eine hübsche Aussicht auf die oberösterreicher und salzburger Gebirge erfreut. Bald erreichen wir das im Thale liegende alte Dorf B e r n d o r f , welches

© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.biologiezentrum.at

bereits unter Erzbischof Arno bekannt war. Von Berudorf wandern wir nach P e r Wang im Innvicrtel, wo Kaiser Josef I I . am 2 8 . - 2 9 . Okt. 1779 übernachtete und fahren über den Grabenscc oder gehen über Fraham nach Zellhof nnd Mattsee oder auf der Straße nach Seeham, Obertrnm, Weitfeld, Elirhauseu, Leugfeldcu, Maria Plainberg nach Salzburg. Die Wanderung auf uud um den Hauusberg zeigt uus uralte Orte und denkwürdige Erinnerungen, nnd zugleich viele landschaftliche Reize. V l l l . Eine Wanderung durch das Hügel- und V o r l a n d . Von Salzburg wandern wir über Bergheim und Anthering auf den Haunsberg zum Kaiser Josef-Monument und dann längs der östlichen Abdachung über den Seehamer Pfarrhof hinab nach Seeham, zu Schiff nach Mattsee und auf den Tannberg, von dem wir herabsteigen nach Kcstendorf und von da über Tödleinsdorf nach Seekirchen nnd Eugendorf wandern und über den Nucken des Henbcrg über Vorftab nnd Schnnrn nach Koppl, Ebenau, Faistenau, Tiefeubrunnau und Kühlciten oder von Ebenau über Hof und Fuschl nach S t . Gilgen marschiren. Von da beginnt eine Gebirgswanderung. Zuerst besuchen wir das Ziukenbachthal mit dem schönen Schreinbachfall an der Vereinigung des Zinken- und Königsbaches; und besteigen das Königsberghorn (5125'), dann den Hochzinken (5385') und das Oennerhorn (5531') und den Regenspitz (5358'), steigen zur Storchuerund Bergeralpe herab und von da hinab durch das Tauglthal nud V i gaun oder über Hintersee, Metzgersteig nnd durch das Wisthal nach Hallein. Auf diesen Wanderungen lernt man das gesammte salzburgische Vorland kennen uud wird zur Ueberzeugung kommen, daß die Anmuth uud Lieblichkeit der Landschaftsbilder mit dem großartigen Hintergruude der Hochalpeuwelt Auge und Gemüth in wohlthätiger Weise erheitert und die angenehmen Erinnerungen, welche nach den unbeschwerlichen Wanderungen durch das Vorland zurückbleibe«, Wohl kaum zu bald aus dem Gedächtnisse schwinden werden. Darum liebe Leser! ergreifet den Wanderstab und durchwandert eine Gegend, die I h r fo oft vor Eureu Augeu habt und doch blos oberflächlich oder theilweise keuut!