Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht_Christina Bisanz_2012 Dieser Bericht beinhaltet einige der erworbenen Erfahrungen während meines Winter-Semesters 2012 in Schweden an der Blekinge Tekniska Högskola, Karlskrona, Studiengang: Urban desing. Ich hoffe damit anderen bei der Organisation ihres Auslandssemesters im Rahmen des ERASMUS-Programms zu helfen.

Reisen Es gibt mehrere Wege um nach Karlskrona zu gelangen. Für die Hinfahrt via Auto mit Freunden empfiehlt sich die Fährverbindung Puttgarden-Rödby und weiter über die „Øresundsbron“ nach Schweden (Sommerticket 166€, Maut Brücke 1x Weg 31€). Vorteil man kann so viel Gepäck wie möglich mitnehmen allerdings muss man auch die erhöhten Spritpreise in Schweden berücksichtigen. Der nahegelegenste Flugplatz ist Ronneby, weitere liegen in Karlsham oder Lund. Um dort hin zu kommen kann man die "flygbussen" von Karlskrona Station "Bergåsa“ nehmen. ( 90kr.~ 11€). Für einen Besuch in Deutschland zu Weihnachten habe ich den Nachtzug von Kopenhagen nach Frankfurt gewählt. Dorthin kommt man von Karlskrona aus ohne Umsteigen mit dem "Öresundståg" nach Frankfurt ( 258kr.~ 32€, ab Karlsham für Studenten mit Ausweis frei). Im Nachtzug jedoch sollte man Anstelle einer engen Schlafkabine einen Platz im meist leere Abteil buchen. Vorteil hier auch keine Gepäckgewichtsbegrenzung für die Weihnachtsgeschenke und man fährt über die ebenfalls über die " Øresundsbron ".

Segel setzten (Planung/Bewerbung/Vorbereitung) Wichtigste Ansprechpartner für die Informationsmaterial und Fragen zu jeglichen Dokumenten ist die Abteilung Internationales und der Erasmus- Koordinator des jeweiligen Fachbereichs. Gut ist es auch sich mit gleichen Institutionen an der Gasthochschule zu befassen. Mit der Planung im Allgemeinen lohnt es sich ein halbes Jahr vorher anzufangen, wichtig sind die Bewerbungsfristen welche für das Erasmus- Stipendium/ Studienjahr an beiden Hochschulen auch von Jahr zu Jahr variieren können. Ggf. sollte man sich vorher mit der Bafögstelle in Verbindung setzen und sich ebenfalls von der Heimatuniversität Beurlauben lassen. Ratsam ist es sich eine Kreditkarte, Onlinebanking zu zulegen und auch ein paar Kronen im Voraus mitzunehmen. Mit einer gültigen Krankenversicherungskarte muss man in EU-Ländern nichts beachten und ist versichert. Manche meiner Kommilitonen haben im Voraus ein schwedisches Bankkonto (z.B. bei Nordea oder SEB) eröffnet und eine schwedische Nationalnummer beantragt was sicherlich den Zahlungsverkehr am unkompliziertesten gestaltet. Eine schwedische Handynummer kann man sich am Vorort besorgen, gängige Anbieter sind Telenor oder Telia.

Vor Anker gehen (Unterkunft/Unterhalt) Es ist relativ schwierig eine Wohnung zu finden. In Schweden ist es üblich das man zu einer Immobilien Gesellschaften geht, private Vermietung gerade an Studenten eher selten. Gängige Immobilienvermittlungen in Karlskrona sind die z.B. Karlskronahem oder Pba. Man muss sich auf der jeweiligen Homepage anmelden und hoffen zur rechten Zeit der Erste zu sein der sich für eine der vorgestellten Wohnungen bewirbt, was in meinem Fall auch nicht funktioniert hat. Die ersten Wochen bis ich eine Wohnung gefunden hatte verbrachte ich daher auf dem Campingplatz (Skönstavik Camping) und in der einzigen Jugendherberge (Vandrarhem, Drottninggatan 39). Die meisten Studenten die ich kennen gelernt habe wohnten in Minveravägen oder Polhemsgatan, nahe an der Uni, mit den größten commen-rooms gut für Partys aber schlecht wenn man lernen will. In der Altstadt Trösso gibt es Wohnungen in der Bredgatan, um an die Uni zu kommen lohnt sich hier ein Fahrrad an der Uni zu mieten oder zu kaufen. Meiner Meinung nach ideal sind die Wohnungen in Galgamarken, nah an der Uni und den Partylocations, aber man hat immer noch seine Ruhe und in den Wg’s auch die Möglichkeit mit Schweden zusammen zu wohnen zu welchen sich der Kontakt ansonsten schwierig gestaltet. Etwas außerhalb liegt Kungsmarken, weshalb man sich eine Monatskarte für den Bus/Bahn anschaffen sollte (400 kr ~ 50 Euro). Die Gegend ist aufgrund des hohen Ausländeranteils etwas als Ghetto verschrien, was ich aber, während ich dort wohnte nicht bestätigen kann. Die Wohnungspreise sind teurer wie in Deutschland, auch sind die Wohnungen nicht immer möbliert oder haben zum Internetanschluss auch einen laufenden Vertrag, dies muss bei der jeweiligen Wohnungsgesellschaft erfragt werden. Braucht man Möbel rentiert es sich den Second-Hand-Shop (nähe "Bergåsa“) oder röda-korset-shop (in der Polhamsgatan) zu gehen. Allgemein sind die Unterhaltskosten etwas höher als in Deutschland, für Lebensmittel lohnt es sich daher Willys, Lidl oder Citycross aufzusuchen.

(Urban Design kurs_2012)

An der Gasthochschule

Der Studiumalltag war sehr organisiert und die Kurse blockweise ausgerichtet. Alle Informationen finden man online im „studentsportal“ darunter den aktuellen Studien-Katalog, aus welchem man seine Kurse für das „Learning Agreement“ heraussucht und sich ebenfalls für diese oder auch Klausuren anmeldet. Unter der Rubrik „e-services“, kann überprüft werden, ob man für die Kurse die man gewählt hat auch registriert ist. Leider hat in meinem Fall die Registrierung so gut wie nie funktioniert, aber dann hilft das „studiencenter“ zentral gelegen gerne weiter. Dies ist eigentlich Ansprechpartner für alles, zu Beginn für Studentenausweis, Aufenthaltsgenehmigung, student-account… und gegen Ende für die eigentliche Leistungsübersicht „Transcript of Recordszum“. Direkt gegenüber von diesem liegt das „International office“ an welchem man sich bezüglich des „report on duration abroad“ wenden kann. Ein weiter Link führt zur Plattform „Its-learning“ Dies ist die eigentliche Plattform für die man über das Semester detailliertere Information von Professoren und Kommilitonen bekommt, aktuelle Studienplan, Änderungen, Listen zu Präsentationen/Noten ausgehängt und auch Hausarbeiten abgegeben werden. Zu Beginn gab es ebenfalls eine Einführung zum Drucksystem, auch in diesem Fall hat das Drucken nur bei den regulären Studenten funktioniert. Doch auch das ist kein Problem weil man über die Mittstudenten drucken darf. Was sehr gut nach der Einführung funktioniert hat ist die Bibliothek, nicht nur das diese genügend Arbeitsplätze in einer modernen Atmosphäre bietet sondern auch das die 80% e-Books ohne Problem online verfügbar waren. Generell war es überall auf dem Unigelände möglich einen freien Arbeitsplatz, Gruppenräume und auch Internetzugang zu bekommen. Generell ist das Lernklima einfach super, auch wenn die Technik versagt ist das kein Drama und man kann sich immer auf das Verständnis und die Hilfsbereitschaft der Kommilitonen, Angestellten und Professoren verlassen. Ganz wichtig sind auch die regelmäßigen Kaffeepausen „fika“ in der man auf keinen Fall über die Arbeit redet. Und die große Lunchpause zu welchen es in jedem Fachbereich Studentenküchen gibt. Dort kann man zusammen kochen oder sein mitgebrachtes Essen aufwärmen. Eine etwas größere Essensausgabe befindet sich im JBuilding leider etwas teuer. Für Kaffee, Snacks und allerlei Süßigkeiten, nachdem die Schweden verrückt sind, gibt es das „studentkiosk“

Freizeit

Die Schweden sind verrückt nach Sport, es gibt von Seiten der Universität einige günstige Angebote z.B. climbing. Weiterhin gibt es in Karlskrona sehr viele Fitnessclubs und Kampfsportvereine und auch eine kleine Schwimmhalle. Für das halbe Jahr besuchte ich den hiesigen Judoverein, eine gute Möglichkeit seine Sprachkenntnisse anzuwenden und die Schweden besser kennen zu lernen. Ein Muss ist im Sommer selbst eine Runde in der Baltic Sea zu schwimmen, dazu ist die Insel „Langö“ geeignet. Gerade im Winter sollte man die wenigen Sonnenstunden ausnutzen und in die Natur gehen, z.B. für einen Winterspaziergang auf dem Eis. Durch die Studenten und den Marinestützpunkt hat Karlskrona auch einiges an kleinen Clubs in der Innenstadt, zu bieten. Jedoch stehen der Eintritt und die Getränkepreise in keinem Verhältnis zur dargebotenen Musik und den Öffnungszeiten. Eine günstigere Alternative sind da die Erasmus-Party‘ s in den diversen commen-rooms in denen auch zusammen gekocht werden kann. Generell ist der Alkohol wesentlich teurer und das Monopol für den Verkauf liegt bei den staatlichen „systembolaget“ Shops (Arklimästaregatan 46, Wachtmeistergalerie). Allgegenwärtig in Karlskrona ist die Schifffahrtsgeschichte ein Tipp ist daher einen Tag im Marinemuseum (Nebensaison kostenlos) und auf der Insel Kungsholmen zu verbringen. Im Sommer gibt es auch ein MarineFestival bei dem die Marine die hiesige Kaserne und Schiffswerft für die Öffentlichkeit öffnet. Es lohnt sich den umliegenden Archipel selbst zu erkunden, dazu bietet sich die Gelegenheit mit der „gelben Fähre“ zur Insel „Aspö“ zu fahren (kostenlos) und dort ein Fahrrad zu mieten. Oder sich an einem der Campingplätze ein Motorboot für einen Tag ausleihen. (Miete + Benzin, max. 4 Personen, je 160kr ~ 20Euro) Etwas außerhalb liegt auch die Ice-Hockey Arena in welcher man selbst Schlittschuh laufen oder eine Spiel der Karlskrona KH sehen kann. Ein weiterer Tip sind Städtereisen ins Umland, Småland nach Lund oder Malmö oder mit dem Zug nach Kopenhagen. Man sollte die Nähe zum Wasser nutzen und z.B. mit der Fähre andere Staaten und Städte rund um die Baltic Sea erkunden.

Fazit Was ich auf jeden Fall für mich mitnehme ist alles etwas gelassener zu sehen, denn man trifft immer Menschen die einem weiter helfen können. Die Schweden sind sehr hilfsbereit und haben einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn. Das hat sein Gutes und Schlechtes. Die Lernatmosphäre in den Kursen, zwischen den Studenten/ Lehrenden/Organisationen ist einfach super, man fühlt sich willkommen und aufgehoben. In den Präsentationen wird nicht in erster Linie akribisch nach Fehlern gesucht sondern stärker das Positive heraus gestellt und abgewogen. Ich erinnere mich in Deutschland an manche Präsentationen ohne ein positives Wort, eine Atmosphäre von Konkurrenzkampf unter gestresste Kommilitonen, in Schweden undenkbar. Die stärkere Betrachtung des Positiven an einem Projekt, dauert vielleicht etwas länger führt aber zu vergleichsweisen ähnlichen Ergebnissen. Andererseits kann es auch vorkommen, dass man aus einer Diskussion eines Arbeitstages enttäuscht und ohne eindeutige Richtung herausgeht. Ein angemessener Kompromiss für alle Beteiligten wird immer vorgezogen auch wenn das Ergebnis vielleicht darunter leidet und kein klarer Weg eingegangen wird. Dies sehe ich in Deutschland wesentlich strukturierter und zielgerichtet organisiert. Was ich ebenfalls mitnehme ist daher ein objektiver Blick über mein Heimatland. Auf das ich stolz sein kann und meine Ausbildung in Deutschland im Vergleich sehr gut ist, aber mit Sicherheit auch wesentlich stressiger. Zusammenfassend würde jedem empfehlen ein Erasmus-Semester zu machen. Man sollte sich für dieses Erlebnis öffnen, sich in einem fremden Land und Sprache zu Recht zu finden, es stärkt die Eigeninitiative. Aber noch wichtiger ist ich habe neue Freunde und Bekannte aus aller Welt getroffen.

(Erasmus Gruppe_2012)

Med venlig hilsen,

Christina Bisanz