emmaus Rundbrief der Emmausgemeinschaft St. Pölten 01/16

März 2016

Von Syrien nach Murstetten Familie Jaseem Ali findet eine neue Heimat Jaseem Ali (40), Lastwagenfahrer. Zusammen mit seiner Frau Zarifa (31) und den Kindern (v.l.n.r.) Majd (5), Raitham (10), Halema (8), Asmah (6), Renat (3) und Mohamad (10) lebte er in der Stadt Ma`dan im Osten der syrischen Provinz Ar Raqqah. Nach 14-tägiger Flucht betrat die Familie am 18. Oktober österreichischen Boden. Mit im Bild (ganz li.) Erika Breitner aus Murstetten (Seite 8). Foto: Böswart

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Vorwort

Liebe FreundInnen und Förderer der Emmausgemeinschaft!

„Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“

Die Emmausgemeinschaft St. Pölten hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Nach vielen Jahren des Wachstums und der Schaffung neuer Angebote, vor allem im Jugendbereich, wurde eine Neuordnung notwendig. Besonders am Standort Viehofen wurden durch den Um- und den Zubau viele neue Möglichkeiten geschaffen. All jene, die noch nicht den Weg nach Viehofen gefunden haben, sind herzlich eingeladen, sich von den tollen neuen Räumlichkeiten, aber auch von den Angeboten des Altwarenhandels, des Flohmarkts und des Quatschcafés zu überzeugen.

Notwendig wurde auch, nach dem Abgang von Charly Rottenschlager, die Veränderung und Verjüngung der Geschäftsführung. Die neue Geschäftsführung hat sich hervorragend eingearbeitet und bereits weitreichende Entscheidungen getroffen. Seit wenigen Monaten ist der Jugendbereich – mit Ausnahme der Jugendnotschlafstelle - in der neu geschaffenen Tochtergesellschaft Antlas GmbH konzentriert. Durch die Neustrukturierung soll jene Flexibilität und Dynamik gewährleistet sein, die im Jugendbereich notwendig ist. Für Emmaus bedeutet dies eine Redimensionierung und die Konzentration auf den Erwachsenenbereich. Antlas kann sich, als Tochtergesellschaft, auf einen starken Emm a u s - Rü c k h a l t verlassen. All diese Änderungen waren das Ergebnis „emmaustypischer“ Prozesse: Wie immer bei wichtigen Entscheidun gen werden alle Argumente ausführlich diskutiert, das Für und Wider abgewogen und auf diese Weise Entscheidungen vorbereitet. Ziel all der Dis-

Hab 2,4b

Bild: Danussa/shutterstock.com

Vorwort kussionen ist ein Konsens. Einfache Mehrheitsentscheidungen gab es nie, stattdessen herrschte Einstimmigkeit oder zumindest wurden im Verein große Mehrheiten für wichtige Entscheidungen gefunden.

Ostern und Antlas Wir leben in einem wunderbaren Land, nicht nur, weil Österreich zu den reichsten Ländern der Erde gehört. Wir haben auch das Privileg, das Erwachen der Natur nach dem Winter ganz besonders intensiv zu erleben. Die Tage werden länger, es wird wärmer und grüner, und die ersten Blumen erfreuen das Auge. Ausgerechnet in diesen Abschnitt des Jahres fällt Ostern mit der Auferstehung - für mich eine ganz besonders gütige Fügung. Für unseren Glauben ist Ostern mit der Auferstehung wohl das schönste Symbol. Nach Leid und Tod gibt es noch Hoffnung! Mit Antlas und vor allem dem neuen Antlashof in Hofstetten, erhalten zahlreiche Jugendliche wieder neue Hoffnung und Unterstützung auf ihrem Weg zurück zu einem würdigen Dasein. Vielen Dank für ihre Unterstützung und ein gesegnetes Osterfest!

Aus dem Inhalt „Es ist vollbracht…“ Die letzte Woche im Leben Jesu

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Neubeginn für Jugendliche Emmaus gründet die Antlas GmbH Seite 6 Mit-Mensch: Mehr Gottvertrauen …

Seite 7

Von Syrien nach Murstetten Eine neue Heimat für Familie Ali Seite 8 Geschichte: Havels Hoffnung

Seite 10

Ethik: Loslassen können Seite 12 Aus den Emmaus-Werkstätten Oster- und Frühlingsdekoration Seite 14

„Menschen sind spannend!“ Als Freiwilliger am Kalvarienberg Seite 16 So schlank, so krank Magersucht

Seite 17

Menschlichkeit und Verantwortung Die SOMA-Sozialmärkte in NÖ Seite 18

Franz Angerer Obmann Emmausgemeinschaft St. Pölten

Thomas Frind – neuer Leiter des WH Herzogenburger Str. Seite 19 Buchtipp: Scharia – der missverstandene Gott Seite 22

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Ostern

„Es ist vollbracht ...“ Die letzte Woche im Leben Jesu In den Evangelien nimmt die letzte Woche im Leben Jesu unverhältnismäßig viel Raum ein. Würde die gesamte Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu in vergleichbarer Ausführlichkeit dargestellt, wären die Evangelien zwischen 700 und 1100 Kapitel lang. Die Stadt Jerusalem hatte damals nur etwa 50.000 Einwohner. Zu Passah war sie überfüllt mit Pilgern – ca. 1 Million! Die Atmosphäre ist gespannt bis explosiv – die Menge des Volkes bereitet Jesus einen triumphalen Einzug. Die Menschen knüpfen enorme Erwartungen an Jesus - für die Obrigkeit und das religiöse Establishment eine beunruhigende Entwicklung. So ist die erste Hälfte dieser Woche für Jesus angefüllt mit Reden an das Volk und mit heftigen Disputen mit Pharisäern und Schriftgelehrten. Jesus nutzt diese Gelegenheiten, sich zu erklären: Messias, Sohn Davids, Sohn des Hochgelobten – und wegen dieser Ansprüche wird er im Prozess befragt – und für seine Antwort verurteilt. Als Jesus am Montag die Händler aus dem Tempel wirft, läuft das Fass end-

gültig über - ein Schlag ins Gesicht der Firma (der Hohepriester) „Hannas und Kaiphas“. Die Tempelbank, ein ziemlich reiches Finanzunternehmen, steht unter ihrer Verwaltung. Dabei verletzt Jesus mit seiner radikalen Aktion weniger religiöse Gefühle, vielmehr entlarvt er die finanziellen Interessen hinter der Religion. Und Religion ist ein einträgliches Geschäft. Nicht nur, dass Jesus Vergebung ohne Opfer verkündigt, er macht auch klar, dass die Zeit des alten „Systems“ abgelaufen und nun nichts mehr davon zu erwarten ist.

Jesus ist anders Auch bei den Jüngern dürfte diese Woche ziemlich an den Nerven gezerrt haben. Einerseits stehen sie mit ihrem Meister im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, andererseits ist Jesus nicht bereit, die (politischen) Erwartungen zu erfüllen. Mit dieser „Verweigerung“ kündigt Jesus etwas komplett Neues an: Er ist nicht gekommen als politischer Befreier, auch nicht als religiöser Aufrührer, ja nicht einmal als ReforFoto: Renata Sedmakova/shutterstock.com

Ostern mator. Er will Heil und Erlösung, die weit über die Wünsche und Vorstellungen der Menschen hinausgehen. Aber zunächst steuert alles auf ein verhängnisvolles Ende zu … Der Donnerstagabend gehört noch einmal Jesus und seinen Jüngern. In der Südwestecke der Stadt liegt das Viertel der Essener. Hier hat diese religiös-jüdische Gemeinschaft auch ein Gästehaus mit einem Saal in einem Obergemach. Und hier feiert Jesus mit den Jüngern Pessach (das „letzte Abendmahl“) - Lamm, Brot, Wein. Wichtig! Das Abendmahl stellt die Gemeinschaft mit Christus nicht her, sondern dar. Die letzten Wege Jesu führen ihn dann immer tiefer in ein fast unverständliches Dunkel hinein. Im Garten Gethsemane geht Jesus hinein in den Willen des Vaters, der den geliebten Sohn preisgeben wird, um die auch geliebten, aber verlorenen Mensch zurückzu-holen. Es wird ein einziger Leidensweg. Wozu Menschen fähig sind, was Sünde anrichtet, das wird sich alles an Jesus entladen – Verrat, Verleugnung, Verleumdung, ein unfairer Prozess, bei dem die religiöse Obrigkeit unter dem Deckmantel vorgespielter Rechtschaffenheit 23-mal ihre eigene Prozessordnung verletzt. Zu sehr hat Jesus das System „Religion“ in Frage gestellt.

Von Gott verflucht Was dann vor Pilatus abläuft – es ist inzwischen Freitag, früher Morgen bzw. Vormittag – soll nur noch einem

dienen: Weg mit dem, kreuzige ihn! Er muss nicht nur einen grausamen und schändlichen Tod sterben, sondern auch den Tod eines Verfluchten. Es soll unmissverständlich klar werden: Wer so stirbt, ist ein von Gott Verlassener; wer so verreckt, ist ein von Gott Verfluchter! Und es stimmt: Am Kreuz hat Jesus unseren Platz eingenommen – er ist der Verfluchte! Aber es ist der Fluch, der auf uns liegt, den er an unserer Stelle trägt. Für Jesus sind diese letzten Stunden seines Lebens die Erfüllung seiner Sendung. Er ist nicht in ein unabwendbares Scheitern hineingestolpert. „Es ist vollbracht…“ sagt er, kurz bevor er stirbt – und das bedeutet nicht „Endlich ist es vorbei…“, sondern die Vollendung des Werkes Jesu. Der Ostermorgen ist schon der Anbruch einer neuen Woche. Dieser Tag zeigt, dass die Katastrophe des Kreuzes keine Niederlage und kein Desaster gewesen ist: Der Auferstandene – und nur er, der lebendig Gemachte! – kann den Frieden verkündigen, den Gott nun jedem anbietet, der sich in Christus zu ihm wendet.

Kurt Schneck

Israelexperte Kurt Schneck war bis 2015 Leiter der Bibelschule Schloss Klaus in Oberösterreich. Zusammen mit seiner Frau genießt er heute die Pension in Wernberg/Kärnten.

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Die Antlas GmbH wird gefördert von:

Antlas

Neubeginn für Jugendliche Emmaus gründet die Antlas GmbH Seit 1. Jänner 2016 ist es offiziell: Neben SOMA hat nun auch eine zweite Emmaus-Tochtergesellschaft, die Antlas GmbH, die Arbeit aufgenommen. Gegründet wurde die GmbH im Juni 2015. Auslöser dafür war die spezielle Situation und die Rahmenbedingungen von Jugendangeboten in Niederösterreich. Die Anfänge der Idee für den Antlashof reichen zwei Jahre zurück. Damals wurde der Landesregierung die Idee unterbreitet, ein eigenes Projekt für psychisch kranke Menschen ins Leben zu rufen und dafür einen bestehenden Bauernhof zu adaptieren. Das Projekt war gefunden, als Emmaus-GF Roland Hammerschmid 2015 den Hof seines Vaters erbte, ein mehr als 400 Jahre altes Gebäude, mit einer Wald- und Grundfläche von insgesamt 14ha. Jetzt geht es an den Ausbau des Antlashofes, ein Pferdestall wurde bereits errichtet und eine Schar Hühner gekauft. Eine Pflanzenkläranlage und eine Solaranlage sind geplant. „Antlas“ steht für den Antlastag (=Gründonnerstag), den Tag des Erlasses der Foto: Weichhart

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Sünden und Kirchenstrafen. Büßer wurden wieder in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Im übertragenen Sinn steht Antlas für Erneuerung und Neubeginn, für das Bearbeiten und Hinter-sich-lassen der Vergangenheit und um die (Wieder-) Aufnahme in das gesellschaftliche Leben.

Arbeitsbereiche Am Antlashof in Hofstetten-Grünau im Südwesten von St. Pölten sollen 12 psychisch kranke Menschen würdevoll im Einklang mit der Natur leben können und dadurch psychische Stabilität erlangen - in der Arbeit mit Holz, Tieren, Obst und Gemüse. Mittelfristig soll ein selbstbestimmtes Leben möglich sein. Dazu werden am Antlashof Wohngruppen und Arbeitsräume neu gebaut, die schon im September 2016 fertig sein sollen. Die Wohngruppe Masala ist eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft für 6-14 jährige Kinder. Die WG ist für 10 Kinder und Jugendliche aus Österreich bzw. für minderjährige Kinder, die österreichischen gleichgestellt sind. Ziele: • Den Minderjährigen wird ein stabiler, äußerer Ort der Sicherv.l.n.r. Bgm. Arthur Rasch, Pfr. Leonhard Obex, LR Barbara Schwarz u. Antlas-GF Roland Hammerschmid beim Spatenstich am Antlashof.

ProZent (Produktionsschule Zentralraum) wendet sich an Jugendliche nach abgeschlossener Schulpflicht bis zum vollendeten 21. bzw. 24. Lj., die eine Berufsausbildung absolvieren wollen und einen klaren und realisierbaren Berufswunsch haben. Zielgruppe sind Jugendliche, die durch Defizite bei Basiskompetenzen (sozial, Kulturtechniken inkl. Neue Medien) mit einer Berufsausbildung überfordert sind oder eine überbetriebliche Ausbildung oder integrative Berufsausbildung abgebrochen haben. BeVe (Begleitete Verselbständigung) ist eine Einrichtung, in der Jugendliche von 16 bis 18 Jahren in eigenen Wohnungen im Stadtgebiet in einem geschützten Rahmen ihren eigenen Haushalt führen. Betreuung ermöglicht ihnen ein geregeltes Alltagsleben. Ziel ist die eigene Wohnung ohne weitere Betreuung. In den teilbetreuten UMF Außenwohnungen werden jugendliche UMF ab 16 Jahren in ihrer Entwicklung unterstützt, hin zu Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn mit eigenen Handlungskompetenzen und Gestaltungsmöglichkeiten. Christian Veith

Mit-Mensch von Karl Rottenschlager

Mehr Gottvertrauen…

Im Jahr 1983 besuchte mich Frau Dr. Elisabeth S. in Emmaus. Sie meinte, ich solle „mehr Gottvertrauen“ haben, spendete 500,- Schilling und schenkte mir eine kleine Skulptur, die den Kreuz tragenden Jesus darstellt. Seither habe ich Frau S. nicht mehr gesehen. Am 23.12.2014 verstarb Frau Dr. S. Von ihren Verwandten erfuhr ich, dass sie ihr Ferienhaus in Murstetten (bei St. Pölten) der Emmausgemeinschaft vererbt hatte. Unser Sanierungsbetrieb renovierte das Haus, MitarbeiterInnen richteten es liebevoll ein. Ein Jahr später, am 23.12.2015, zog eine syrische Familie in das Haus ein. Jaseem Ali, seine Frau und ihre sechs Kinder - das siebte ist unterwegs - haben die Hölle des Krieges überlebt. Entsprechend verängstigt wirkten sie bei ihrer Ankunft. Doch die Verantwortlichen von Pfarre, Gemeinde, Schule und Kindergarten sowie die NachbarInnen waren äußerst hilfsbereit. Trotz Sprachbarriere gelang der Start optimal. Im Jänner fand im Pfarrzentrum Böheimkirchen ein Spielenachmittag für AsylwerberInnen statt. Neun Familien aus der Umgebung waren gekommen. Strahlende Gesichter, auch bei Familie Ali. Neben Deutschkursen und Begleitung bei Behördenwegen bieten freiwillige HelferInnen im Pfarrzentrum monatlich ein „Café International“ an. NÖN-Schlagzeile zum Spielenachmittag: „So klappt Integration.“

Foto: Böswart

heit geboten, an dem sie ge fordert und gefördert werden. Sie entwickeln ihre eigenen Res sourcen und neue Lebens konzepte. • Begleitung bis zur Selbständigkeit in der Volljährigkeit.

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Emmausgemeinschaft

Von Syrien nach Murstetten Familie Jaseem Ali findet eine neue Heimat „Es war ein gutes, ja perfektes Leben vor dem Krieg in Syrien“, sagt Jaseem Ali, der mit seiner Familie aus Syrien nach Österreich geflohen ist. „Ich hatte meinen eigenen LKW und 5 Fahrer beschäftigt. Ich hätte den Lastwagen nie verkauft, weil er so wertvoll für mich war. Aber um mit meiner Familie flüchten zu können, musste ich es tun…“ Heute lebt die Familie sicher und geschützt in einem Haus, das ihnen Emmaus zur Verfügung stellt. Vor der Flucht Vater Jaseem erzählt: „Ich selbst war auch in Saudi-Arabien und arbeitete am Bau. In dieser Zeit fuhren meine Leute mit dem Lastwagen. Aber alles nur innerhalb Syriens. Die ersten Angriffe kamen aus der Luft. Ich bekam Angst, als die Attacken immer häufiger wurden. Flugzeuge griffen die ganze Gegend an. Der IS kam am Boden, die Truppen von Assad aus der Luft. Mein Haus wurde nur leicht beschädigt, aber wie es jetzt aussieht, weiß ich nicht. Heute ist die Stadt zerstört. Praktisch jede Woche höre ich, dass Nachbarn gestorben sind, auch Cousins. Die meisten Leute haben kein Geld, um zu fliehen und andere wollen nicht, weil sie ihre Heimat lieben. In letzter Zeit ist die Stadt vom IS belagert. Keiner kommt derzeit heraus und niemand kommt rein. Nur Menschen mit schweren Krankheiten lassen sie gehen.“ Welches Kind soll ich retten … „Wir brauchten 14 Tage von Syrien nach Österreich. Unser Weg führte über die Türkei, Griechenland, Maze-

donien, Serbien, Kroatien und Ungarn nach Österreich. Die gefährlichste Situation hatten wir am Meer auf der Überfahrt von der Türkei zur griechischen Insel Chios. Das Boot war sehr klein, ein Schlauchboot, in dem 44 Leute, 8 davon Kinder, saßen. Mitten auf dem Meer bedauerte ich es, dass ich weggegangen war. Ich hatte Angst um die Kinder, und ich fragte mich, welche meiner Kinder ich im Fall des Falles retten sollte und welche nicht ... Wieder an Land, fühlten wir uns wie neugeboren.“ Warum Österreich „Wir wollten nach Österreich, weil die Schwester und der Bruder meiner Frau mit ihren Familien und auch einige syrische Freunde in Wiener Neustadt leben.“ In Österreich „Zuerst kamen wir in ein Flüchtlingscamp im 9. Bezirk in Wien. Wir konnten uns das nicht aussuchen, sondern wurden von der Polizei zugewiesen. Ein Iraner, der schon seit 40 Jahren hier lebt, leitete das Camp. Der wollte mich und meine Familie nach Graz

Foto: Jaseem Ali

Emmausgemeinschaft schicken. Ich wollte nicht, weil meine Frau krank und außerdem schwanger war. Nachdem ich deswegen mit ihm aneinandergeraten war, warf uns der Campleiter raus. Wir verbrachten die nächsten 18 Tage in Wiener Neustadt bei den Verwandten. Danach kamen wir in ein Flüchtlingslager in der Jagdschlossgasse in Wien und von dort hierher nach Murstetten.“

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tenbrunner von Emmaus nur DANKE sagen! In Syrien habe ich so etwas nie erlebt. Ich träume davon, dass wir alle Papiere bekommen, um hierbleiben zu können und dass ich wieder arbeiten kann. Ich habe hier alles, was ich mir erträumt habe.“

Das Haus „Für mich ist es ein super Haus! Am Anfang hatte ich Angst, wie die Menschen uns hier aufnehmen würden, warm oder kalt. Jetzt fühlen wir uns alle sehr aufgenommen. Deswegen mag ich das Haus nur umso mehr.“ Alltag in Österreich „Ich bringe die Kinder in die Schule und in den Kindergarten. Dann lerne ich Deutsch und sorge für meine Frau, ich koche und mache sauber. Am Nachmittag hole ich die Kinder wieder ab. Ich gebe ihnen zu essen, dann dürfen sie fernsehen.“ Wünsche „Meine Kinder sollen hier ein gutes Leben haben und gut in der Schule sein. Ich habe keine Chance, nach Syrien zurückzukehren, weil ein Wiederaufbau dort Jahre dauern würde. Ich wünsche mir, dass Syrien wieder aufblüht. Wir wollen hier in Österreich bleiben und uns integrieren.“ Zukunftspläne „Ich bin sprachlos über die Hilfe der Bevölkerung hier in Murstetten und kann ihnen allen und auch Christa Kal-

Fee, Biene Maja, Indianer, Ritter und Paradiesvogel - im Fasching präsentieren sich Asmah, Renat, Majd, Mohamad, Halema und Raitham (v.l.n.r.) in ungewöhnlichem Outfit und strahFoto: zVg len um die Wette.

Am 13.3. erwartet Familie Ali das 7. Kind, wahrscheinlich ein Mädchen. Aus Dankbarkeit gegenüber „Frau Bürgermeister“ Erika Breitner soll es „Erika“ genannt werden … Vielen Dank an Samer Awad aus Kairo, der bei unserem Gespräch als Arabisch-Dolmetsch fungierte.

Christian Veith

Geschichte

Havels Hoffnung „Eine meiner wichtigsten Lektionen haben mich meine Schulkinder gelehrt“, vertraute mir eine ältere Lehrerin einst an: „Ich unterrichtete damals an einer städtischen Volksschule. Die Kinder meiner Klasse hatten offensichtliche Lernschwierigkeiten. In zahllosen Gesprächen, die ich mit ihnen führte, kristallisierte sich heraus, dass die meisten schwere Lasten zu tragen hatten. Es gab Schlüsselkinder, für die niemand Zeit fand, nicht wenige stammten aus zerrütteten Familien, die von Arbeitslosigkeit und Alkoholismus heimgesucht wurden. Viele erlebten es bereits als Erleichterung, ihre Sorgen im Klassenverband mitzuteilen. Aus diesem „Sorgen erzählen“ entwickelte sich im Laufe der Zeit ein fixes Ritual. Ich lud die Kinder dazu ein, ihre Lasten gedanklich zu übergeben – an jemanden, der sie leichter tragen konnte als sie selbst. Ich verglich diesen „Jemand“ – den Kindern stellte ich frei, ob sie Gott dazu sagen wollten, denn viele stammten aus glaubensfernen Elternhäusern – mit einem Wagen der Müllabfuhr, der unsere Sorgen und Probleme auflädt und abtransportiert. Nach dieser morgendlichen Sorgenübergabe durfte, wer wollte, eine Bitte oder einen Dank aussprechen. Diese Form des Betens wurde gerne in Anspruch genommen. Mit der Zeit bemerkte ich eine Veränderung in der Klasse: Die Kinder schienen weniger bedrückt zu sein, und auch ihre Leistungen besserten sich. Nicht so beim kleinen David. Sein Nachlassen im Unterricht und sein

häufiges Fehlen gab Anlass zu großer Besorgnis, die sich auch bald bestätigen sollte.

Einfach beten Untersuchungen ergaben, dass der Bub an einer seltenen Form von Krebs litt. Nun lag es an mir, meiner Klasse die Wahrheit behutsam beizubringen. Dies schloss auch die Wahrscheinlichkeit mit ein, dass ihr Klassenkamerad wohl nicht mehr zurückkommen werde. Ich rechnete mit Niedergeschlagenheit, doch das Gegenteil war der Fall. „Beten wir ganz einfach für David“, schlugen die Kinder vor. Bei ihrer morgendlichen Sorgenübergabe wollten sie von nun an „fest“ an ihren Klassenkameraden denken. „Ganz einfach“ - so stellten sich die Kinder das vor. Ich musste über ihren Eifer lächeln, gleichzeitig konnte ich es ihnen nicht ersparen, sie über den tatsächlichen Ernst der Lage zu unterrichten. Das Gebet sei kein Zaubermittel, stellte ich klar. Zudem wollte ich den Kindern eine Riesenenttäuschung ersparen. Doch sie waren von ihrem Entschluss nicht abzubringen: „Wir wollen es trotzdem probieren!“ Fern lag es, ihnen eine „Stundenverkürzungsaktion“ unterstellen zu wollen, zumal wir ja ohnehin jeden Morgen unser Sorgenübergabegebet praktizierten. So beteten wir von nun an für den kleinen David, während dieser weit

Foto: racorn/shutterstock.com

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Geschichte

entfernt im Krankenhaus gegen seinen ganz persönlichen Goliat kämpfen musste. Unser imaginäres Müllauto fuhr Sonderschichten und transportierte nicht nur Sorgen und Ängste ab, sondern auch Verbitterung, Wut, Zorn und so manche heimlichen Tränen – auch die meinen; besonders dann, wenn uns sein unveränderter Zustand mitgeteilt wurde.

Und trotzdem ... Die Therapie schlug aber irgendwann doch noch an, und seine Gesundheit besserte sich entgegen allen Vorhersagen. Nach vielen Monaten konnte David als geheilt entlassen werden und drückte schließlich wieder mit den anderen die Schulbank. Einige Prüfungen hatte er nämlich in der Klinik absolvieren können. Ob allein die Kunst der behandelnden Ärzte die Genesung bewirkt hat? Wäre

dasselbe geschehen, hätten wir nicht für David gebetet? Für mich ist das keine so entscheidende Frage. Was mich vielmehr fasziniert hat, war die Hartnäckigkeit meiner Kleinen, nicht aufzugeben; selbst dann nicht, nachdem ich sie über die Schwere der Erkrankung in Kenntnis gesetzt hatte. Das „Trotzdem“ der Kinder hat mich damals mitgerissen und tut es auch heute noch, wenn ich mich selbst in scheinbar ausweglosen Situationen befinde. Ich wünsche meinen Schützlingen von einst – die inzwischen natürlich längst alle erwachsen sind – dass sie sich etwas von ihrem Widerstandsgeist bewahrt haben.“ Vor einiger Zeit, so die Lehrerin abschließend, habe sie ein Zitat des tschechischen Schriftstellers und späteren Präsidenten Vaclav Havel gelesen, der die beschriebene Haltung sehr treffend auf den Punkt bringe: Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. Kurt Neumeyr

Kurt Neumeyr (*1975) ist Religionspädagoge, AHS-Lehrer und Freiwilliger in der Emmausgemeinschaft St. Pölten.

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Ethik

Loslassen können In unserer Kultur zählen die „Macher“. Jene, die fest zupacken und etwas voller Energie angehen, sind hoch angesehen, sogar über ihren Tod hinaus. Und das ist seltsam. Denn angesichts des eigenen sicheren Sterbens müssen wir eines lernen: das Zurückstecken, Loslassen, es den-anderenüberlassen, das Vertrauen. Anders ausgedrückt: Die Einwilligung in die

on nun engagiert um relativ „kleine“ Dinge bemüht, ohne darüber gleich in der Zeitung lesen zu wollen? Ja? Dann erzählen Sie diese Mutmacher-Geschichten weiter! Unsere Zeit auf der Erde läuft irgendwann ab. Mitgestalten können wir dann nicht mehr. Aber gleichzeitig kann etwas ganz Neues entstehen, wenn eine Aufgabe von anderen Menschen – mit anderen Ansätzen oder Begabungen – aufgegriffen wird. Vielleicht wird es dann besser, als wir selbst es je gekonnt hätten. Immer schon haben Menschen Dinge optimiert. Ich ritze keine Runen mehr in Stein, sondern tippe auf einer Tastatur – praktisch! Ich denke an die 3. Strophe eines Gedichts des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer aus dem Jahr 1944 mit dem Titel „Stationen auf dem Wege zur Freiheit“. Walter Steindl

Endlichkeit, also in das Enden der eigenen Möglichkeiten. Das ist kein Stoff für Heldengeschichten! Dahinter steckt aber eine große menschliche Leistung. Kennen Sie BeispieLeiden le geglückter FirWunderbare Verwandlung. Die starken, tätigen Hände men- oder Hofübersind dir gebunden. Ohnmächtig, einsam siehst du das Ende gaben? Oder haben deiner Tat. Doch atmest du auf und legst das Rechte beobachtet, wie still und getrost in stärkere Hand und gibst dich zufrieden. sich jemand nach Nur einen Augenblick berührtest du selig die Freiheit, einem Schlaganfall dann übergabst du sie Gott, damit er sie herrlich vollende. oder einer Wirbelsäulenverletzung in den eigenen nun eingeengt scheinenden Möglichkeiten Walter Steindl leitet das Männerfröhlich und zufrieden bewegt? Oder wohnheim Kalvarienberg und ensich nach der Pensionierung aus einer gagiert sich in der Freiwilligenarmit viel Ansehen verbundenen Positibeit bei Emmaus Foto: Brisbane/shutterstock.com

Krise zu neuem Leben Durchbruch endlich gewagt mich anzuvertrauen meine Schattenseiten anzuschauen meine Verletzungen behutsam zu berühren meine Wut auszudrücken Endlich erahnen wie Du mich durch diese Krise zu neuer Lebenskraft begleitest Bei dir ist die Quelle des Lebens

Foto: photolike/shutterstock.com

(Nach Psalm 36,10)

Aus: Pierre Stutz, Du hast mir Raum geschaffen. Psalmengebete, 2. Auflage, München (Claudius Verlag) 1997.

Betriebe Viehofen

Bunte Oster- und Frühlingsdekoration Ostern im christlichen Sinn oder einfach nur Nesterl suchen und Eier essen – egal. Mit den handwerklichen Schmuckstücken aus den EmmausWerkstätten wird die Osterzeit besonders schön. Emmaus bietet Kerzen mit österlichen Motiven in verschiedenen Ausführungen an. Die Preise reichen von 6,60 Euro bis 8,80 Euro. Gerne nehmen die EmmausWerkstätten auch Ihre Bestellung für Individualkerzen entgegen.

Blumenstäbe aus Glas 9,50 Euro/Stück

Fotos: Böswart

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Betriebe Viehofen

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Ostereier aus Glas 4,90 Euro/Stück

Osterhasen aus Glas 4,90 Euro/Stück

Osterküken aus Glas 4,90 Euro/Stück

Auch die beliebten Emmaus Firmanstecker sind ab sofort wieder erhältlich. Gerne können Sie auch mehrere Exemplare zur Ansicht bestellen. Retournieren Sie einfach innerhalb von drei Monaten die nicht verkauften Paare. Ausgehend von der Anzahl Ihrer Firmlinge empfehlen wir, ein Drittel mehr Anstecker zu bestellen, um eine Auswahl bieten zu können. Wir berechnen natürlich nur die von Ihnen behaltenen Exemplare.

Ratschen aus Emmaus Eigenproduktion gibt es in diversen Ausführungen ab 6,50 Euro.

Freiwilligenarbeit

Menschen sind spannend! Als Freiwilliger am Kalvarienberg

Robert erzählt: „Ich stamme aus komplizierten familiären Verhältnissen und hätte selbst Gast bei Emmaus werden können. Ich wollte mein Wissen und meine Lebenserfahrung für andere einsetzen – und deswegen bei Emmaus mitarbeiten.

Nachtschicht Im Oktober 2011 begann ich mit meiner Arbeit am Kalvarienberg - immer den ganzen Sonntag. Ich führte Gespräche, half bei der Essensausgabe und aß gemeinsam mit den Gästen. Ich hatte keine feste Funktion und unterstützte daher die hauptamtlichen Kollegen, z.B. beim Wäsche waschen. Es war spannend, weil jeder Dienst anders war. Seit Juni 2012 bin ich geringfügig beschäftigt und mache Nachtschichten am Kalvarienberg. Ich helfe den Gästen und stehe für Notfälle zur Verfügung. Ich sichere das Gebäude oder mache die Abrechnung zusammen mit dem Saftbeislwirt.

Spannende Schicksale Menschen sind spannend! Ihre Geschichte, ihre Erfahrungen und ihr Wissen. Und wie sie trotz Schicksalsschlägen oder Krisen wieder in ein stabiles Leben zurückfinden. Selbst

kleine Schritte bewirken Großes. Ich lerne sehr viel über andere Menschen und auch über mich selbst. Es ist herausfordernd, spannend und lehrreich, sich auf die jeweiligen Charaktere einzustellen und wie diese unterschiedlichen Menschen miteinander umgehen. Ohne diese Erfahrungen wäre ich heute nicht, wer ich bin. Durch die Geschichten der Gäste habe ich auch meine eigene besser verstanden. Egal, wie herausfordernd ein Dienst gewesen sein mag - wenn ich morgens nach meiner Nachtschicht nach Hause gehe, weiß ich, dass ich Sinnvolles getan habe. Als Teil von Emmaus kann ich jene unterstützen, die in der „normalen“ Gesellschaft kaum noch Unterstützung finden. Rückblickend habe ich 2011 die richtige Entscheidung getroffen.“ Wenn Sie Interesse an einer freiwilligen Mitarbeit bei Emmaus haben, wenden Sie sich bitte an: Jutta Strobl 0676 / 88 6 44 - 636 [email protected]

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Es war 2011, als Robert Koch eine Möglichkeit suchte, sich sinnvoll zu engagieren. Eher zufällig erfuhr er von Emmaus. Und begann 2011 ehrenamtlich im Wohnheim Kalvarienberg zu arbeiten.

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Thema

So schlank, so krank Magersucht

Psychische und Verhaltensstörungen Teil 4

Die Magersucht (Anorexia nervosa) zählt zu den Essstörungen und scheint eng an die westliche Zivilisation gebunden zu sein. Betroffen sind deutlich mehr Frauen als Männer (10:1).

Foto: chocolat01/pixelio.de

Die Ursachen sind einerseits genetisch und soziokulturell bedingt (Schlankheits- und Schönheitsideal), aber auch das Verlangen nach Kontrolle, narzisstische Bestätigung, negativer Selbstwert und Perfektionismus spielen eine Rolle. Depressionen und Persönlichkeitsstörungen sind häufige Begleiterkrankungen von Essstörungen. 5,6% der Betroffenen sterben innerhalb von 10 Jahren an Lungenentzündung oder Nierenversagen. Es gibt zwei Erkrankungsgipfel, um das 14. und um das 18. Lebensjahr, vereinzelt auch nach dem 25. Lj. Die jungen Frauen stammen aus höheren sozialen Schichten und sind meist überdurchschnittlich begabt. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome bis zum Beginn einer Therapie liegen 7 Jahre. Grund für die lange Verzögerung sind Scham- und Schuldgefühle.

sowhat - Institut für Menschen mit Essstörungen Grenzgasse 12/3. Stock 3100 St. Pölten www.sowhat.at

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Isolation und die zwanghafte Fixierung auf Essen führen im Verlauf der Erkrankung auch zu sozialen Problemen. Müdigkeit, Schwäche und Reizbarkeit lassen nur leichte und kurze Tätigkeiten zu. Darunter leiden Ausbildung und Berufsleben. Magersucht führt zu einem Gewichtsverlust von zumindest 25% des Normalgewichts bzw. zu einem BMI (Body Mass Index) unter 17,5 (Normalwert: zwischen 18,5 und 24,99). Die Folge sind hormonelle Störungen, Ausfall der Monatsblutung, Wachstumshemmung, Unterzuckerung, Osteoporose, Wasseransammlungen im Gewebe und Organschäden. Oft werden zusätzlich Abführmittel und Entwässerungstabletten verwendet. Weitere Symptome sind u.a. Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Verstopfung. Magersucht braucht professionelle Hilfe. Bei lebensbedrohlichen Zuständen (Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen oder Unterernährung) hilft nur stationäre Behandlung.

Bärbel Fichtl

www.sozialpsychiatrie-aktuell.at

SOMA

Menschlichkeit und Verantwortung Die SOMA-Sozialmärkte in Niederösterreich Ohne Einkaufspass geht in den SOMA-Sozialmärkten nichts. Wer sich die normalpreisigen Waren im Supermarkt nicht leisten kann, darf einen SOMA-Pass beantragen. Ihn haben in Niederösterreich derzeit schon über 11.000 Menschen. 2004 gegründet, betreibt die SAM (Sozialer ArbeitsMarkt) NÖ GmbH, an der die Emmausgemeinschaft mehrheitlich beteiligt ist, die SOMA-Sozialmärkte. Deren eines Ziel ist die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt. Heute gibt es in ganz NÖ 110 MitarbeiterInnen, 50 davon sind Transitarbeitskräfte, also langzeitarbeitslose Personen, die hier 6 Monate lang beschäftigt sind. Der erste Sozialmarkt eröffnete im November 2004 in St. Pölten. Heute sind es in ganz NÖ neun, zwei davon mobile Märkte im Most- und im Waldviertel.

Wer darf bei SOMA einkaufen Hauptklientel sind Personen mit (zu) geringem Einkommen, also Arbeitssuchende, Pensionisten, Alleinerziehende und Flüchtlinge. Den SOMA-Pass kann beantragen, wer nicht mehr als 900,- Euro netto (1350,- Euro für 2 Personen) im Monat verdient. Allerdings kaufen viele nicht bei SOMA ein, weil sie nicht als arm gelten wollen. Angeboten werden vor allem - voll verzehrtaugliche - Lebensmittel, die die SOMA-Märkte von Supermärkten, Landwirten etc. kostenlos erhalten. 2015 wurden an SOMA NÖ 1425 Ton-

nen Lebensmittel gespendet. So sparen die SOMA-Kooperationspartner Entsorgungskosten und helfen zugleich Menschen in Not. Allein zu SOMA St. Pölten kommen täglich 200-220 Einzelpersonen, die durchschnittlich rund 6 Euro pro Einkauf ausgeben. Damit lässt sich ein Einkaufskorb füllen. - Auch günstig essen ist in einem SOMA möglich. 2 Euro kostet das Menü. 30-35% des Gesamtbudgets muss selbst erwirtschaftet werden, da Fördergeber und Spenden bei weitem nicht alles abdecken. Wer will, kann Bedürftige mit dem „SOMA-Euro“ unterstützen - Gutscheine, die an hilfsbedürftige Personen verschenkt oder für diese im SOMA selbst hinterlegt werden. Christian Veith www.somanoe.at

Foto: SOMA

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Emmausgemeinschaft

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Vor den Vorhang Thomas Frind - neuer Leiter des Wohnheims Herzogenburger Straße Warum hast du dich bei Emmaus beworben? Von einem Bekannten habe ich von Emmaus gehört und erfahren, dass ein Wohnheimleiter gesucht wird. Du bist der neue Leiter des WH Herzogenburger Straße. Welche Erfahrungen hast du diesbezüglich? Ich habe bisher 19 Jahre im Sozialbereich (Arbeit mit Menschen mit Behinderung) gearbeitet und davon ca. 7 Jahre eine Tagesstruktur und einen Fahrtendienst geleitet. Was bedeutet dir die Arbeit mit Menschen? Eine Möglichkeit, christliche Nächstenliebe praktisch zu leben und abseits vom „Helfersyndrom“ Menschen professionell zu begleiten. So verschieden wir Menschen sind, so abwechslungsreich ist auch die Arbeit mit ihnen. Wie gehst du mit herausfordernden beruflichen Situationen um? Ich stelle mich ihnen ohne Angst – und kann aus jeder Situation etwas „mitnehmen“. Ich betreibe das mit einer gewissen Freude und großem Gottvertrauen!

Geboren und aufgewachsen: 1971 in Wien Familienstand: geschieden, 2 Kinder (16,5 und 18 Jahre) Wohnort: Wien Ausbildung: Reproduktions- und Drucktechnik auf der Grafischen. Danach beschäftigt als Layouter und Druckvorstufentechniker Tätig als: „Behindertenfachbetreuer“, also Begleiter und Betreuer von Menschen mit Behinderung. Als „Konfliktlotse“ in der Mobbing- und Konfliktberatung Hobbys: Familie und Freunde, SpieleAbende, Ausflüge, Tauchen, Klettern, Bücher, Theater, Musik ... Lieblingsspeise: Da gibt‘s viele (Hausmannskost, Cordon und Pizza). Ich esse sehr, sehr gerne! Lebensmotto: Aus der Bibel, 1. Kor. 13,13: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Lebensziel: Jeden Tag mindestens einen Menschen zum Lachen bringen Foto: zVg

Du bist Quereinsteiger im Sozialbereich. Wann und warum hast du gewechselt? Vor langer Zeit hatte ich ein Schlüsselerlebnis und da wusste ich, dass ich das machen möchte. Und habe meine Entscheidung bis heute keinen einzigen Tag bereut!

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Emmausgemeinschaft

Großzügige Spende der Erber Group Die weltweit agierende Erber Group mit Sitz in Getzersdorf ist bestrebt, ihre Werte wie Innovation, Partnerschaft, Wertschätzung und Nachhaltigkeit aktiv zu leben. Für die Konzernführung ist daher das Thema „Soziale Verantwortung“ sehr wichtig. Seit 2009 unterstützt die Erber Group immer wieder verschiedene Hilfsprojekte. Über 50 waren es bisher in 25 Ländern. Im Fokus standen dabei die Verbesserung der Trinkwasserqualität, Agrarentwicklung, Kinderwohlfahrt, die Unterstützung der Opfer von Gewalt und Naturkatastrophen sowie Menschen, die aus diesen Gründen auf der Flucht sind. Margarete Erber bei der Übergabe mit Roland Immer wieder unterstützt Erber Hammerschmid (links) und Karl Langer (rechts) auch die Arbeit der Emmausgemeinschaft. Wie schon im vergangenen Jahr wurde auch 2016 wieder eine namhafte Spende übergeben. Margarete Erber persönlich besuchte das Emmaus-Stammhaus in der Herzogenburger Straße und übergab Gutscheine in der Höhe von 3000,- Euro an die Geschäftsführung. Vielen herzlichen Dank!

RZ Pellets – seit Jahren treuer Sponsor 12 Tonnen Holz-Pellets für die CityFarm. Diese große Menge übergab die Firma RZ Pellets GmbH aus Ybbs im Dezember an die Emmausgemeinschaft. „Diese Spende sichert die Begleitung und Integration von psychisch kranken Menschen mittels Arbeitstherapie“, freuen sich Gabriele Kellner und Hans Kogler von der Emmaus CityFarm. Ein Dankeschön im Namen aller Gäste und MitarbeiterInnen an Dominik Kielhauser von der RZ Pellets Geschäftsleitung für dieses wahrhaft weihnachtliche Geschenk!

Das Team der CityFarm mit Herrn Tober (4.v.r.) von RZ Pellets. Foto: Kogler

Emmausgemeinschaft

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Da haben wir den Salat

Foto: Böswart

Bereits zum neunten Mal fand Ende Oktober in der Franz-Peer-Siedlung in St. Pölten ein Grätzelfest statt. Einer der Initiatoren, Stefan Hofer, besuchte danach das Team der Kochwerkstatt am Standort Viehofen – mit einem 500,- Euro Scheck in der Hand. Der Erlös des Festes ist alljährlich einem sozialen Zweck gewidmet, und diesmal wurde Stefan Hofer (4.v.l.) mit dem Team der erfreulicherweise Emmaus dafür ausgeKochwerstatt Foto: Emmaus wählt. Mit der Spende werden nun zwei Hochbeete angeschafft. Ab dem Frühjahr kann die Küche also auf selbstgezogene Kräuter, Salate und anderes Gemüse zurückgreifen. Vielen herzlichen Dank!

Foto: Böswart

Event Residenzen unterstützt Emmaus Am 21. Jänner trafen Birgit Hackenauer und Bernhard Wiehalm von Event Residenzen in der Herzogenburger Straße ein, in der Hand einen Scheck. Das Unternehmen betreibt die Veranstaltungszentren „Conference Center Laxenburg“ und - in zentraler Wiener Innenstadtlage - das „Palais Niederösterreich“. Vor einigen Jahren entschied sich Event Residenzen, zu V.l.n.r. Bernhard Wiehalm, Birgit Hackenauer Weihnachten keine Ge(beide GF Event Residenzen), Karl Langer (GF schenke mehr an MitarbeiEmmaus), Isabella Herzmanek (Assistentin der terinnen und Mitarbeiter zu Geschäftsführung) bei der Spendenübergabe im verteilen, sondern stattdesWohnheim Herzogenburger Straße. sen den dafür vorgesehenen Betrag zu spenden. Emmaus-Obmann Franz Angerer stellte den Kontakt zu Event Residenzen her. Sehr angetan von den Erzählungen über Emmaus, entschied sich die Geschäftsführung, Emmaus mit einer Spende zu unterstützen. Im Namen von Event Residenzen übergaben Birgit Hackenauer und Bernhard Wiehalm den Scheck von 2500,- Euro. Ein großes „Dankeschön“ für diesen Betrag!

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Emmausgemeinschaft

Buchtipp Scharia - der missverstandene Gott. Der Weg zu einer modernen islamischen Ethik.

Foto: Rike/pixelio.de

von Mouhanad Khorchide, Herder Verlag, 2013, 19,50 Euro „Islam ist Barmherzigkeit“ – dieses Gottesverständnis geht von einem liebenden Gott der Barmherzigkeit aus – und lehnt die weit verbreitete Vorstellung von einem islamischen Gott des Gehorsams ab. Der Islamwissenschaftler und Soziologe Mouhanad Khorchide versucht in seinem Buch, die weitreichenden Konsequenzen aus diesem revolutionär neuen Gottesverständnis für den religiösen Alltag und das tägliche Miteinander zu ziehen. Khorchide führt den Begriff der Scharia aus der Verengung heraus, die er durch Fundamentalisten wie Islamkritiker in den letzten Jahren erfahren hat. In klarer Sprache erläutert der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster den historischen Kontext der Scharia und kritisiert traditionelle Fehlauslegungen der Scharia wie auch die Fehlauslegung durch den Salafismus. Für Khorchide geht es bei der Scharia um „eine Wechselwirkung zwischen der Läuterung des menschlichen Herzens und der Bewahrung von Gerechtigkeit und Menschenwürde in einer Gesellschaft“.

Emmaus dankt der Firma Elektro Taucher aus Perschling sehr herzlich für die Unterstützung der Familie Jaseem Ali! Vor den Vorhang auch Reinhard und Erika Breitner aus Murstetten, die sich liebevoll und mit großem Einsatz um Jaseem Ali, seine Frau Zarifa und ihre 6 Kinder kümmern.

Erika Breitner mit dem jüngsten Sohn der Familie Ali, Majd. Foto: B ös

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Offenlegung und Impressum lt. §25 Mediengesetz Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Emmausgemeinschaft St. Pölten - Verein zur Integration sozial benachteiligter Personen, 3100 St. Pölten, Herzogenburger Straße 48, ZVR: 248337422; Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Karl Langer; Redaktion: Mag. Christian Veith; Layout: Matthias Böswart; Herstellung: Ing. H. Gradwohl GmbH, 3390 Melk a.d. Donau; Die Emmausgemeinschaft St. Pölten ist zu 100 Prozent Eigentümer der vierteljährlich erscheinenden periodischen Druckschrift „Emmaus-Rundbrief“. Weiters ist die Emmausgemeinschaft St. Pölten Eigentümer und Betreiber der Homepage www.emmaus.at. Geschäftsführer der Emmausgemeinschaft St. Pölten, Herzogenburger Straße 48, 3100 St. Pölten, sind Mag. Karl Langer und Roland Hammerschmid; Verein: Obmann DI Franz Angerer, 1. Obmann-Stv. DI Benno Scheiblauer, 2. Obmann-Stv. Ilse Baier, Schriftführerin Gertrud Wallenböck, Kassierin Johanna Pfaffenbichler, Rechnungs- und Wirtschaftsprüfer: Höchtl & Partner Wirtschaftsprüfung GmbH, Mariazeller Str. 150, 3100 St. Pölten, Blattlinie: Der „EmmausRundbrief“ dient der Berichterstattung über die aktuelle Entwicklung der Einrichtungen der Emmausgemeinschaft St. Pölten und zur umfassenden Information für FreundInnen und Förderer des Vereins.

Kontaktdaten der Emmausgemeinschaft St. Pölten Geschäftsführung & Verwaltung Geschäftsführung:

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Referat Arbeit: Referat Wohnen:

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Fachärztliche Dienste:

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Öffentlichkeitsarbeit

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Exkursionen & Besuche

[email protected], 0676 / 88 6 44 - 636

Zivildienst

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www.emmaus.at

Dienstleistungen Altwarenhandel & Transporte Ortweingasse 2-8, 3107 Viehofen Möbelverkauf: Mi, 15-18 Uhr Tel.: 0676 / 88 6 44 - 520 Falls unbesetzt, aufs Band sprechen Fax: 0676 / 88 6 44 - 812 E-Mail: [email protected]

Kunstwerkstatt Ortweingasse 2-8, 3107 Viehofen

Sanierung Ortweingasse 2-8, 3107 Viehofen Tel.: 0676 / 88 6 44 - 283 Fax: 0676 / 88 6 44 - 812 E-Mail: [email protected]

KunstHandWerk-Verkauf Ortweingasse 2, 3107 Viehofen Tel.: 0676 / 88 6 44 - 770 Fax: 0676 / 88 6 44 - 802 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Mo, Do, 9.30-12 & 13-16 Uhr, Di, Mi, 16-18 Uhr, jeden 1. Samstag im Monat beim Flohmarkt, 9-14 Uhr

Gartenpflege Ortweingasse 2-8, 3100 St. Pölten Tel.: 0676 / 88 6 44 - 279 E-Mail: [email protected]

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 574 Fax: 0676 / 88 6 44 - 802 E-Mail: [email protected]

Österreichische Post AG Sponsoring-Post Benachrichtigungspostamt 3101 St. Pölten GZ 02Z033980 S

Hilfe über den Tod hinaus Immer wieder kommt Emmaus in den Genuss von Spenden, die anlässlich von Begräbnissen ehemaliger Gäste oder deren Angehöriger an die Gemeinschaft ergehen. Für Emmaus sind diese Spenden sowohl Freundschafts- als auch Vertrauensbeweis und Dank für die Wertschätzung und Hilfe, die Emmaus seit mittlerweile Jahrzehnten seinen Gästen entgegenbringt.

Dafür ein herzliches „Dankeschön!“ Foto: Böswart

Die Emmausgemeinschaft wird gefördert von:

NÖ Landesregierung, Arbeitsmarktservice, Bundesministerium für Justiz, Stadtgemeinde St. Pölten, Caritas, Diözese St. Pölten, Fachstelle für Suchtprävention NÖ. ZVR-Zahl: 248337422

Sparkasse NÖ Mitte-West, IBAN: AT84 20256 000000 38570 | BIC: SPSPAT21 Raiba St. Pölten, IBAN: AT96 32585 0000 1129360 | BIC: RLNWATWWOBG Spenden an die Emmausgemeinschaft sind steuerlich absetzbar! Die Registriernummer der Emmausgemeinschaft St. Pölten lautet: SO 1120.