Von Rock n Roll bis Hip-Hop

Von Rock‘n‘Roll bis Hip-Hop Peter Rüttgers Von Rock‘n‘Roll bis Hip-Hop Geschlecht und Sexualität in Jugendkulturen Peter Rüttgers pro familia Dui...
Author: Fritz Straub
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Von Rock‘n‘Roll bis Hip-Hop

Peter Rüttgers

Von Rock‘n‘Roll bis Hip-Hop Geschlecht und Sexualität in Jugendkulturen

Peter Rüttgers pro familia Duisburg, Deutschland

ISBN 978-3-658-10845-8 ISBN 978-3-658-10846-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-10846-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra¿e; detaillierte bibliogra¿sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover¿lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Stefanie Laux, Stefanie Loyal Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1 Jugend(kulturen), Geschlecht und Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Jugendkulturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5 5 10 17 25

2

Die fünfziger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Wiederaufbau und Restauration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Schwarzwaldmädel und CapriÀscher: Massenkultur in den 50ern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Restauration im Geschlechterverhältnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Kindheit und Jugend in den 50ern: die alltägliche Verteidigung der Korrektheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Skeptische Generation, Existentialismus und Teenager-Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Die Halbstarken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

31 31 37 44 51 58 64

VI

Inhaltsverzeichnis

3 Die sechziger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 3.1 Das Ende der Ära Adenauer und der Aufstand der Bildungseliten . . 73 3.2 Entfaltung der Konsumgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 3.3 Die „Sexy Sixties“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 3.4 Jugend im Aufbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 3.5 Vom Rock ’n’ Roll zum Beat und Progressive Rock . . . . . . . . . . . . . 100 3.6 Die Hippies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 4

Die siebziger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Ölkrise und „deutscher Herbst“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Gelockerte Bindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Liberalisierung und Verschiebungen im Geschlechterverhältnis . . . 4.4 Jugend zwischen Emanzipation, Konsum und Krise . . . . . . . . . . . . . 4.5 Protestsongs, Glam Rock und Disco . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Punk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

117 117 123 130 138 143 150

5 Die achtziger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Die „geistig-moralische Wende“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Kommerzfernsehen in der „Multioptionsgesellschaft“ . . . . . . . . . . . 5.3 PorNo-Kampagne, sexueller Missbrauch und AIDS . . . . . . . . . . . . . 5.4 Jugend in den 80er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Video killed the Radiostar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Gothic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

161 161 168 174 181 189 196

6

Die neunziger Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Die deutsche Wiedervereinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Soziale Unsicherheit in der Erlebnisgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Sexuelle Selbstbestimmung und Verhandlungsmoral . . . . . . . . . . . . 6.4 Jugend im vereinten Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Grunge, Brit Pop und Riot Grrrls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6 Techno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

205 205 212 218 225 233 240

7 Die zweitausender Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Hartz IV und Bankenkrise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Deutsche Zustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Sexualität in Zeiten des Internets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Jugend in der interkulturellen Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Rock und Pop am Beginn des neuen Jahrtausends . . . . . . . . . . . . . . 7.6 Hip-Hop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

251 251 258 265 272 281 288

Inhaltsverzeichnis

VII

Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303

Einleitung

Die vorliegende Studie nähert sich dem Thema Jugendkulturen, Geschlecht und Sexualität aus einer historischen Perspektive. Sie geht der Frage nach, wie sich in Zusammenhang mit den politischen und sozialen Entwicklungen, den Normvorstellungen und Auseinandersetzungen in Geschlechterverhältnis und Sexualität, den Angeboten der Rock- und Popmusik jugendkulturelle Stile entwickelt haben. Sowohl die Populärmusik als auch Jugendkulturen stehen in einem Kontext gesellschaftlicher Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit und einer gesellschaftlich normierten Sexualität, wobei sie sowohl eine treibende Rolle hinsichtlich des Aufbrechens von sexuellen Tabus und der Rigidität von Geschlechterrollen spielen können als auch starre – und manchmal überwunden geglaubte – konservative Einstellungen reaktivieren können. Im Gegensatz zu Veröffentlichungen, die sich aus der Sicht eines Geschlechtes (s. z. B. Rohmann 2007, Farin/Möller 2014) mit jeweils speziÀschen und aktuellen Jugendkulturen befassen, verfolgt dieses Buch die Intention, aus einer längerfristigen Perspektive die Entwicklung von Jugendkulturen darzustellen; es geht um eine systematische Darstellung in sozialgeschichtlichem Kontext, wobei Aspekte von Geschlecht und Sexualität im Mittelpunkt stehen. Um die Darstellung anschaulich und authentisch zu gestalten, werden neben wissenschaftlichen Texten und Zeitdiagnosen auch pädagogische Programme, Medienberichte aus der jeweiligen Zeit, Zitate aus Romanen, Songtexte sowie Aussagen von ZeitzeugInnen und Jugendlichen aus den jeweiligen Szenen als Quellen herangezogen.

2

Einleitung

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und bezieht sich auf die Geschichte der Bundesrepublik von den 50er Jahren bis zum ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends; am Ende erfolgt eine kurze Schlussbetrachtung. Im einleitenden Kapitel werden die zentralen Begriffe Jugend, Jugendkulturen, Geschlecht und Sexualität erläutert und in Beziehung zueinander gesetzt. Die anschließenden Kapitel (Kap. 2–7) behandeln jeweils eine Dekade und sind nach dem gleichen Schema aufgebaut. Die jeweiligen Ausführungen erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es sollen lediglich zentrale Tendenzen dargestellt werden; am Ende folgt eine kurze Schlussbetrachtung. 1. Im ersten Kapitel wird kurz die ökonomische und politische Entwicklung beleuchtet. Es geht dabei sowohl um einschneidende politische Ereignisse in der „ofÀziellen“ Politik als auch um politische Auseinandersetzungen „auf der Straße“ wie Demonstrationen und Streiks sowie um den ökonomischen und sozialen Hintergrund für das Heranwachsen von Mädchen und Jungen. 2. Das zweite Kapitel befasst sich mit den sozialen Entwicklungen des jeweiligen Jahrzehnts; hierbei stehen das Alltagsleben, die Mentalität, der Massenkonsum und die Medien im Mittelpunkt sowie das Entstehen neuer Milieus und deren Werthaltungen, die charakteristisch für die jeweilige Zeit waren. 3. Geschlechterverhältnis und Sexualität sind Gegenstand des dritten Kapitels; hier geht es vor allem um vorherrschende Bilder im Bereich der Geschlechter und der Sexualität, darum, was als Leitbild für Frauen wie Männer gegolten hat, was sexuell als „normal“ galt, verpönt war oder verboten wurde und schließlich darum, welche sozialen Auseinandersetzungen um Bilder von Männlichkeit wie Weiblichkeit sowie um Erlaubnisse und Verbote im Bereich der Sexualität geführt wurden. 4. Das vierte Kapitel handelt von der Entwicklung und den Bedingungen, unter denen Mädchen wie Jungen in der entsprechenden Dekade aufgewachsen sind, davon, welchen medialen EinÁüssen sie ausgesetzt waren, welche Perspektiven ihnen geboten wurden, von den pädagogischen Vorstellungen und Praktiken der Zeit und von dem, was Heranwachsenden über „richtige“ Mädchen wie Jungen beigebracht wurde; zudem auch davon, welche Informationen und Normierungen ihnen in Schule wie Elternhaus in Bezug auf Sexualität vermittelt wurden und wie über Jugendliche in Wissenschaft und Medien gesprochen wurde. 5. Im fünften Kapitel geht es um die Entwicklung in der Rock- und Popmusik als zentraler Bestandteil von Jugendkulturen: Im Mittelpunkt stehen die bestimmenden Musiktrends, die prominenten Bands und Stars, die wechselnden Moden, das Aufkommen neuer Jugendkulturen, deren Vorstellungen und Praktiken, vor allem in Bezug auf Geschlecht und Sexualität.

Einleitung

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6. Das abschließende sechste Kapitel widmet sich einer speziellen Jugendkultur mit ihrer jeweiligen Kleidung, der Musik, ihrem Tanzstil, den Geschlechterdarstellungen von Mädchen wie Jungen sowie dem Umgang der jeweiligen Jugendkultur mit Sexualität. Im Mittelpunkt steht hierbei die Frage, in welchem Verhältnis der jeweilige Umgang mit Geschlechterrollen und Sexualität zu den mehrheitlichen gesellschaftlichen Überzeugungen und Praktiken stand.