Von Rittern, Burgen und Bauern Leben im Mittelalter

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Leben im Mittelalter (Klasse 6)

Mittelalter • Beitrag 9

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Von Rittern, Burgen und Bauern – Leben im Mittelalter Andreas Hammer, Hennef

ewaltige Burgen, edle Ritter, farben-

Gprächtige Turniere und schöne Burgfräu-

lein regen immer wieder die Fantasie Heranwachsender an. Die vorliegenden Materialien nähern sich diesem Themenbereich in einer sozialgeschichtlich orientierten Herangehensweise. Sie sollen die Lebensverhältnisse der mittelalterlichen Gesellschaft aufzeigen, die häufig unter glorifizierenden Bildern und Wunschvorstellungen verdeckt sind.

T H C I S N A R O V Der König schlägt einen Vasallen zum Ritter.

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Das Wichtigste auf einen Blick

Klasse:

6/7

Dauer:

ca. 6–7 Stunden

Kompetenzen: • die Erziehung und Bildung eines Ritters beschreiben können • die eigene heutige Lebensweise mit historischen Vorläufern vergleichen können • die Funktion der Burgen als Herrschaftsinstrument herausarbeiten können • Aspekte des Lehnswesen beschreiben können

Aus dem Inhalt

• Worin bestanden Erziehung und Bildung eines Ritters? • Wie war das Leben auf einer Burg? • Was waren bauliche Merkmale einer Burganlage? • Inwiefern waren Burgen Herrschaftsinstrumente? • Was waren konstituierende Aspekte des Lehnswesens? • Wie war das Lehnswesen aufgebaut?

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Was lernte ein Ritter im 13. Jahrhundert? Hier lernst du, wie aus einem Jungen aus einer wohlhabenden Familie ein Ritter wurde. Als Ritter wurde er nämlich nicht geboren, sondern er wurde es erst nach einer langjährigen Erziehung und Ausbildung. Nachdem Arthur von Rabenstein getauft worden war, nahm die Mutter ihren Sohn in ihre liebevolle Pflege. Bei ihr lernte er sprechen und bestimmte Verhaltensregeln einzuüben, und er blieb bei ihr, bis er sieben Jahre alt war. 5

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Dann führte ihn sein Vater zu einem gebildeten Mann. Mit diesem Lehrer schickte er Arthur in fremde Länder, um ihre Sprachen zu erlernen. Sein Sohn sollte auch gelehrte Bücher lesen, um Wichtiges zu erfahren. Neben seinem Bücher- und Sprachenstudium beschäftigte sich Arthur viel mit dem Musizieren. Daneben lernte er auch, nach ritterlicher Art mit Schild und Speer zu reiten, ein Pferd zu zähmen und damit Hindernisse zu überspringen. Fechten, schweren Ringkampf, Weitsprung, Wettlauf und Speerwerfen – all dies konnte er hervorragend. Arthur lernte auch, sich an Wild anzuschleichen und zu jagen. Die Gesellschaftsspiele des Hofes wie Schach beherrschte er gut. Außerdem übertraf sein Aussehen das aller anderen. Die ritterlichen Tugenden wie Klugheit und Aufrichtigkeit, Bescheidenheit und Verlässlichkeit waren in ihm vollendet ausgeprägt. Als er vierzehn Jahre alt war, ließ ihn sein Vater heimkehren und zu Pferde die Umgebung erkunden, damit er Land, Leute und Gebräuche kennenlernte.

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Nachdem Arthur schließlich den Lehnseid und damit seinem Landesherrn wie auch Gott die Treue geschworen hatte, wurde er mit einundzwanzig Jahren in einer feierlichen Zeremonie zum Ritter geschlagen. Er bekam ein eigenes Pferd, ein Schwert und eine Rüstung und wurde fortan mit „Herr Ritter Arthur“ angesprochen.

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Der frischgebackene Ritter Arthur von Rabenstein suchte Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld und trug dabei sein Familienwappen. Um Macht und Wohlstand zu erlangen, versuchte er, eine reiche Frau zu heiraten und einflussreiche Freunde zu gewinnen.

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Text: Teile des Darstellungstextes sind nach dem Roman „Tristan und Isolde“ von Gottfried von Straßburg wiedergegeben. Stark gekürzt und sprachlich vereinfacht entnommen aus: Arbeitstexte für den Unterricht, Deutsche Literatur des Mittelalters. Für die Sekundarstufe hg. v. Rüdiger Brandt, veränderte und bibliographisch ergänzte Aufl. Stuttgart 1986, S. 67–71.

Aufgaben 1. Was erfahren wir über den Lebenslauf eines Ritters? Beachte die jeweiligen Altersangaben. 2. Unterstreiche im Text, was ein Ritter können und lernen musste und welche Eigenschaften er besitzen sollte. Überlege, wofür er das Erlernte brauchte. Für die Schnellen Lege eine Tabelle an und vergleiche deine Schulausbildung mit der Ausbildung eines Ritters. Welche Übereinstimmungen und welche Unterschiede gibt es?

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Hier siehst du den Plan der Burg von Arthur von Rabenstein. Leider ist die Beschriftung mit den Jahrhunderten etwas verblasst. Vervollständige den Plan. Der Text über Arthurs Tag hilft dir dabei.

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Wie lebte man auf einer Burg?

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Wie sahen die Bauern die Burg? Wie der Bauer Bernhard die gewaltigen Burgen seines Herrn, des Königs Heinrich IV., sah, erfährst du hier.

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„Heinrich wählt in menschenleeren Gegenden hohe und unzugängliche Berge, um Burgen anzulegen. Die erste und größte ist die Harzburg. Er umgibt sie mit einer gewaltigen Mauer und stattet sie mit Türmen und Toren aus. Innerhalb der Mauern lässt er schmuckvolle Gebäude bauen. So errichtete er auf der Harzburg auch eine Stiftskirche und versah sie mit vielen kostbaren Reliquien. Die Burg ähnelt in ihrem großen Aufwand einigen Bischofssitzen und übertrifft etliche sogar. Bei den anderen Burgen aber legte Heinrich mehr Wert auf Befestigungsanlagen und weniger auf die Pracht. Für uns Bauern sind diese Festungen ausschließlich eine große Belastung. Wenn wir die Absichten des Königs durchschaut hätten, so hätten wir bestimmt versucht, diese Burgen zu verhindern. Wir halfen bei den Bauarbeiten sogar noch mit Abgaben und Diensten, weil wir glaubten, man würde uns im Krieg in der Burg Schutz vor Feinden bieten, wie dies in den Gebieten anderer Herrscher der Fall ist. Seitdem dann die Ritter auf die Burgen zogen, ist das Leben für uns unerträglich. Heute gehen die Ritter in der Gegend auf Raubzüge und stehlen uns unsere Ernte oder schlachten unser Vieh. Wir müssen mit unserer Feldarbeit, die uns gerade so am Leben hält, diese brutalen Diebe ernähren. Wenn die Ritter einmal nicht unsere Ernte stehlen, kann es dann wiederum passieren, dass sie bei der Jagd nach Rehen oder Hirschen unsere Felder verwüsten.

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Uns freie Bauern zwingen sie zu Frondiensten auf ihren eigenen Äckern oder fremden Feldern oder lassen uns bei weiteren Befestigungsarbeiten an der Burg schuften.

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Jetzt erst ist uns klar, was diese Burgen sind! Doch wir können dagegen keinen Widerstand leisten oder uns verteidigen, denn wir haben keine Waffen.“

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Quelle: Hintergrund dieses Darstellungstextes sind die Sachsenkriege Heinrichs IV., über die der Chronist Bruno von Magdeburg (um 1082) ausführlich berichtet.

Begriffe:

Stiftskirche = Kirchen mit Grundbesitz, die häufig von Königen oder Adeligen gestiftet wurden Reliquie = ein Körperteil eines Heiligen oder ein Gegenstand aus dessen Besitz, der verehrt wird

Aufgaben 1. Liste auf, womit Heinrich IV. seine Burgen ausstattete. 2. Wie verhielten sich die Ritter, die auf den Burgen Heinrichs IV. lebten? 3. Was meint der Bauer Bernhard mit dem Satz „Jetzt erst ist uns klar, was diese Burgen sind!“?

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Die Lehnsgesellschaft Nun sollst du mithilfe der neu gewonnenen Informationen das abgebildete Schaubild beschriften.

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V Aufgabe

Beschrifte das Schaubild mit den folgenden Begriffen: – Kronvasallen – Geistliche (Bischöfe, Äbte) – Ritter – Untervasallen – Bauern – Schutz und Lehen – König – Rat und Hilfe – Adelige (Grafen, Herzöge) – Barone Tipp: Lies dir vorher nochmal den Text über das Lehnswesen durch.

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