Gewässerunterhaltung im Zeichen der Vision: „In der Verbandsgemeinde Daun leben – in einer gesunden Welt zu Hause! Gesunder Lebens-, Wohn- und Arbeitsort.“

Von Ewald Adams, Abteilungsleiter, Verbandsgemeindeverwaltung Daun

Der Erhalt und die Entwicklung unserer Kulturlandschaft, eines ökologisch wertvollen Naturraumes und lebenswerter Dörfer sind wichtige Ziele zur Gestaltung des demografischen Wandels. Unsere landschaftlichen Besonderheiten bilden die Basis für das „GesundLand Vulkaneifel“ und damit den Schwerpunkt der touristischen Ausrichtung unserer Region. Eine hohe Bedeutung kommt hierbei unserer Gewässerlandschaft zu. Nicht nur die Maare der Vulkaneifel sondern auch der Zustand unserer Fließgewässer verlangen Aufmerksamkeit. Durch Eingriffe des Menschen veränderte Bachläufe wieder in eine naturnahe Situation zu versetzen (Renaturierung) ist als Umweltziel seit vielen Jahren erklärte Aufgabe staatlicher und kommunaler Stellen. Die Europäische Union setzt mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) konkrete Standards und fordert mit zeitlichen Vorgaben das Erreichen guter ökologischer Zustände der Gewässer. Angeregt und gefördert werden Projekte zur Renaturierung seit 1995 durch die Aktion Blau des Landes Rheinland-Pfalz.

Die Verbandsgemeinde (VG) Daun als unterhaltungspflichtige Körperschaft für ca. 500 Kilometer Gewässer 3. Ordnung engagiert sich seit über 20 Jahren durch eine Vielzahl von realisierten Projekten für eine positive Entwicklung ihrer Fließgewässer. Eine besondere Bedeutung kommt den Verbesserungen bei der Abwasserbeseitigung zu. Viele der 47 Dörfer wurden in den 90er Jahren erstmals an zentrale Kläranlagen angeschlossen. Der

Wirkungsgrad der Anlagen wird ständig verbessert mit dem Ergebnis, dass die Gewässer immer weniger belastet werden. In die Abwasserbeseitigung wurden in der VG Daun in den letzten 25 Jahren nahezu 100 Mio. Euro investiert.

Die Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern dienten vorrangig der Optimierung der Gewässerstruktur und der Gewässergüte. Ehemals begradigte Bäche können sich über die Bereitstellung von Uferrandstreifen dynamisch und damit natürlich entwickeln. Die Randstreifen dienen zudem der Verhinderung bzw. Reduzierung von Stoffeinträgen aus diffusen Quellen. Letztlich bietet eine gewässerverträgliche Bodennutzung im Einzugsgebiet eine maßgebliche Voraussetzung für die Qualität des Wassers und den guten Zustand der Bäche und Vorfluter. Hier ist konkret die Landwirtschaft aufgerufen Belastungen zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Fachliche Beratung und eigenes Interesse sollten zur positiven Entwicklung beitragen.

Durch Beseitigen und Reduzieren von Verrohrungen wird die Durchgängigkeit von der Quelle bis zur Mündung für Fische und Kleinlebewesen wieder hergestellt. Die Gewässer beginnen "zu leben“ und ihre ökologische Funktion in der Natur zu erfüllen. Das Landschaftsbild verbessert sich maßgeblich, wenn Auenlandschaften von Waldbeständen befreit und damit auch wieder sichtbar werden. Nicht zuletzt reduzieren natürliche Gewässerstrukturen die Hochwassergefahr durch höhere Rückhaltekapazitäten. Der Aufwand für die Unterhaltung reduziert sich, insbesondere durch eine verbesserte Selbstreinigungskraft der Gewässer. Positive Ergebnisse stellen sich zudem relativ schnell ein.

Flurbereinigungsverfahren gaben Gelegenheit die Situation der Gewässer in den Blick zu nehmen und Maßnahmen der Optimierung einzuleiten. Vorrangig galt es Uferrandstreifen auszuweisen. Zudem wurden jeweils Barrieren durch Entfernen und Aufweiten von Verrohrungen beseitigt. Gewässerrandstreifen sind nunmehr in folgenden Gemarkungen vorhanden: Dreis, Brück, Dockweiler, Gemünden, Neunkirchen, Pützborn, Waldkönigen, Steinborn, Immerath, Winkel, Strotzbüsch, Utzerath, Gillenfeld, Strohn, Udler und Hinterweiler.

Als überregionale Maßnahme zur Verbesserung der Durchgängigkeit eines Gewässers ist das Lieserprojekt aus dem Jahre 2001 zu erwähnen. Von der Quelle in Boxberg (Kreis Vulkaneifel) bis zur Mündung in die Mosel bei Lieser (Kreis Bernkastel-Wittlich) wurde der

Fluss auf knapp 74 km von Hindernissen befreit bzw. Barrieren für Fische und Kleinlebewesen überwindbar gestaltet.

Genutzt werden auch Verpflichtungen von Maßnahmeträgern Eingriffe in den Naturhaushalt durch Verbesserungen bei der Gewässerökologie auszugleichen. Erwähnenswert sind Projekte im Zuge des Baues der Autobahn 1.

Durch Rodungen, insbesondere das Beseitigen von Fichtenbeständen, wurden die Voraussetzungen zur Entwicklung von Auenlandschaften an den Gewässern Walmerbach, Marschbach, Trombach, Speicherbach, Salm, Mürmesgraben, Dreisbach sowie an einem namenlosen Gewässer in der Gemarkung Demerath geschaffen.

Das Foto von Joachim Lange zeigt den Marschbach nach der Beseitigung des Fichtenbestandes. Hier kann sich nunmehr eine natürliche Auenlandschaft entwickeln.

In der Verbandsgemeinde Daun wurden bisher knapp 1 Mio. Euro für Maßnahmen der Gewässerrenaturierung und Gewässerentwicklung aufgewendet. Etwa 2/3 der Kosten hat das Land getragen. Den Rest finanzierten Verbandsgemeinde und Ortsgemeinden. Neben der finanziellen Förderung unterstützte das Land die VG Daun durch fachkundige Beratung und Betreuung von Maßnahmen seitens der Regionalstelle Wasserwirtschaft der SGD Nord in Trier, des Forstamtes Daun, der Revierförster, der Dienstleistungszentren Eifel in Bitburg und Mosel in Bernkastel-Kues.

Beispielhaft kann über eine im Jahre 2015 abgeschlossene Renaturierungsmaßnahme im Flurbereinigungsverfahren Udler berichtet werden. Drei westlich der Ortslage entspringende Bäche wurden von einer Vielzahl von Verrohrungen und Sohlbefestigungen befreit. Dort wo weiterhin Überfahrmöglichkeiten erforderlich sind, wurden die Rohre so eingebaut, dass die Bachsohle für Kleinlebewesen durchgängig bleibt. Ehemals begradigten Strecken wurde eine neue Struktur gegeben. Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich über die Ausweisung von Randstreifen.

Dipl.-Ing (FH) Helmut Jüngels vom DLR Eifel erläutert den Teilnehmern einer Besichtigungskommission das Ergebnis der Neu-Strukturierung eines Gewässers in Udler (v.l.n.r. Michael Junk (SGD Nord), Ewald Adams

(VGV Daun), Helmut Jüngels, Peter Hommerding (VTG), Alfred Borsch (Ortsbürgermeister Udler) Foto VG Daun/Gassen

Weitere Projekte befinden sich in der Vorbereitung und gehen maßgeblich auf die Forderungen der WRRL zurück. Neben qualifizierten Planungen und der Bereitstellung von Finanzmitteln ist vielfach die Akzeptanz der Bevölkerung, insbesondere der Gewässeranlieger für Maßnahmen erforderlich. Anzutreffende Skepsis gegenüber Veränderungen kann durch Vermittlung der allgemeinen, aber auch der individuellen Vorteile überwunden werden.