Vortrag auf dem DVV Symposium 2015

„Volleyball macht Kinder stark!“ In diesem Beitrag soll das Konzept „Volleyball macht Kinder stark!“ welches im Kern die Inhalte von „Volley spielen in der Grundschule“ anspricht, erklärt werden.

Ausgehend von der Idee der DVJ vor über 4 Jahren, in den Landesverbänden Grundschulturniere in Zusammenarbeit mit einzelnen Vereinen an Standorten zu installieren, entwickelte sich im Bayerischen Volleyballverband die Idee, dies in Zusammenarbeit mit der für den Schulsport zuständigen Stelle LASPO (Landesstelle für den Schulsport) großflächig mit einem methodischen-didaktischen Kindervolleyballkonzept umzusetzen. Grundschulspielturniere an verschiedenen Orten (einer pro Regierungsbezirk) waren die erste Zielsetzung, bei dem Grundschulen nach ihrer „Volleyspielen-Sequenz“ freiwillig noch teilnehmen könnten! Um sich neben den vielen bereits existierenden konkurrierenden Ballspielkonzepten der anderen Sportarten zu behaupten bzw. zu unterscheiden, wurde parallel dazu der Slogan „Volleyball macht Kinder stark“ kreiert. Diese Zielstellung soll in diesem Bericht ebenfalls später angesprochen werden. Das Ziel des Kindervolleyballkonzeptes sollte eine enge Verbindung der drei Säulen (Kinder, Lehrer, Vereine) sein, bei dem eine gemeinsame Ebene geschaffen wurde, das „Volley spielen“ effektiv im Unterricht einzuführen, freudvoll von Kindern erfahren und angenommen werden zu können, sowie nachhaltig mit der Möglichkeit Anschluss in Vereinen zu finden seine Fortsetzung finden kann.

Warum macht Volleyball unsere Kinder stark? Diese Frage beschäftigte die Macher seitens des BVVs und wir kamen zu folgenden grundsätzlichen Annahmen:  Volleyball schult das Ballgefühl, die koordinativen Fähigkeiten, den Teamgeist,  kann sowohl drinnen als auch draußen gespielt werden,  begeistert sowohl Mädchen als auch Jungen,  wird von Groß und Klein gespielt,  sorgt im Leistungs- und Breitensport für Bewegung und Freude.  Spiel ohne direkten gegnerischen Körperkontakt.  Fördert in besonderem Maße das Fair -Play und ein aggressionsfreies Miteinander

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Außerdem bietet sich unsere Sportart hervorragend für den in Bayern neu eingeführten Grundschullehrplan PLUS an, der einen großen Wert auf die Kompetenzvermittlung legt.

1. Selbstkompetenz – ein elementarer Baustein Die Fähigkeit, einen Ball erfolgreich „volley“ zu spielen, fördert Selbstwertgefühl, Motivation und Selbstvertrauen.

2. Führungsqualität – auch im Team In jeder Mannschaft finden sich Spieler, die Führungsqualität zeigen. Dies äußert sich vor allem in der Freude an der Übernahme von verantwortungsvollen Aufgaben, z.B. in der Organisation, beim Entwickeln von Ideen, bei Mitsprache und Mitgestaltung, beim Ermutigen und Trösten von Mitspielern

3. Soziale Kompetenz – zwei Gegensätze vereinen sich Die soziale Kompetenz setzt sich aus zwei diametralen Grundpositionen zusammen: Konfliktfähigkeit und Kooperationsbereitschaft. Erst beides zusammen bietet die Gewähr für die erfolgreiche Bewältigung positiver wie negativer Gemeinschaftserlebnisse. In der Grundschule werden alle Übungs-, Spiel- und Wettspielformen beim Volley-Spielen stark emotional erlebt. Umso wichtiger ist von Beginn an die deutliche Wertschätzung des Mitschülers. Toleranz im Zusammenspiel mit dem anderen Geschlecht, mit ausländischen Mitschülern, schwächeren Schülern oder Schülern mit Handicap muss eine Selbstverständlichkeit sein. Für Integration und Inklusion bietet sich das Volley-Spielen in der Grundschule sehr gut an.

4. Teamfähigkeit – die entscheidende Charaktereigenschaft Das Volley(ball)spiel entwickelt sich in einem Spannungsfeld aus verschiedenen Motiven, Kooperationsformen, aus Konfliktentstehung und Konfliktlösung sowie unterschiedlichen Kommunikationswegen in der Mannschaft. So gehört beispielsweise das Abklatschen des Partners nach jedem gespielten Punkt als Lob und Verstärkung oder als moralischer Trost und Aufmunterung zur Demonstration des Teamgeists. Das wiederholte Erleben und Verarbeiten von Sieg und Niederlage ist bereits im Grundschulalter ein außerordentlich wertvoller Lernprozess. Es fördert die Entwicklung der Persönlichkeit im Hinblick auf Verantwortungsübernahme, Einsatzbereitschaft und das Zurückstellen der eigenen Interessen zum Wohle des Teams.

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ANDREAS SINGER: Schulsportbeauftragter Bayerischer Volleyballverband

Das Logo / Plakat zur Kampagne Das eigens geschaffene Plakat, welches in klein auch als Logo fungiert zeigt Kinder aus „allen“ Bereichen des Sports: männlich/weiblich, Freizeitsport (rechts und links außen), Leistungssport (mitte), Inklusionssport (2.von links), Integrationssport (rechts und links außen, 2.von rechts). Weiterhin die verschiedenen Bälle (Hallen-, Beach-, Jugendbälle). Vermittelt werden soll: „Freude am Volleyballsport“. Angeregt von den Umsetzungsideen der DVJ-Konzeption (Volleygrundschulcup) startete der BVV parallel folgende Aktivitäten. Mit Klaus Drauschke (BVV-Präsident) und Roland Höfer (Trainer und Mitarbeier im BVV) wurden die ersten Ideen und Gedanken sofort umgesetzt. Es wurde mit der Landesstelle für den Schulsport in Bayern erste Gespräche geführt. Eine sofortige Bereitschaft ein längerfristig, flächendeckendes Ausbildungs- und Fortbildungsangebot für Lehrer zu schaffen wurde bestätigt. Von Verbandsseite wurde dazu parallel eine umfassende „Schnuppertour“ (Roland Höfer, „ein Prediger mit Balltasche“) geplant, die auf das zukünftige Fortbildungsangebot aufmerksam machen sollte. Herr Höfer besuchte in der Phase 1 (Märt 2011 bis Dezember 2012) 65 Grundschulen in ganz Bayern und informierte ca. 850 Grundschullehrer aus 367 Grundschulen in Theorie und Praxis über das zukünftige Konzept „Volley spielen / Volleyball macht Kinder stark“. In diesem Zeitraum erarbeitete (von der LASPO organisiert) ein Expertenteam von Lehrern und erfahrenen Kinder- und Jugendtrainern (Autoren, siehe linkes Bild: Michael Huckle, Roland Höfer, Edgar Mayer, Rudolf Stein, Monika Claus, Stefanie Gräser, Meike Zölfel-Schwarzer zusammen mit Erika Schwitulla) das Methodische Lehrkonzept „Volley spielen in der GS“. In der Phase 2 (Februar 2012) wurden 77 weitere Lehrer an der Sportschule Oberhaching zu Multiplikatoren an 3 Tagen ausgebildet. Diese bildeten Referententeams, welche nach der Auftaktveranstaltung (November 2012) mit Staatssekretär Bernd Sibler in Vilshofen in 27 Tageslehrgängen weitere 850 Lehrer im Schuljahr 2012/2013 fortbildeten. Bis heute fanden insgesamt 13 Grundschulcups in Bayern statt. Weitere sollen regelmäßig folgen!

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Was ist „Volley spielen in der GS“ – kurz und knapp? Das Konzept Volley spielen in der Grundschule ist ein lehrerfreundliches und vereinsnützliches, zeitlich sehr variabel einsetzbares, durch den neuen Schulball unterstützendes Ballspielkonzept, welches über das Fangen und Werfen zum 2:2-Volley Spiel hinführt und bereits mit einer Basistechnik (oberes Zuspiel) auskommt! (Definition nach Andreas Singer, Schulsportbeauftragter BVV)

Welche Zielgruppe spricht das Konzept an? Bereits in Klasse 1 kann mit Hilfe des GS-Volleyballes das fangen und werfen, sowie etliche Spielvorformen eingeführt werden. In Klasse 2 bzw. in jahrgangsgemischten Klassen 1/2 kann mit der entsprechenden Differenzierung sofort kombiniert unterrichtet werden. Die Schwerpunktzielgruppe ist die Klassenstufe 3 und 4. Jedoch ist das Konzept so angelegt, dass die Inhalte des 2:2-Spieles und seinen Spiel-/Übungselementen hervorragend noch bis zur Klasse 6 umsetzbar sind. Der Anspruchscharakter sinkt hierbei nicht. Selbst in höheren Jahrgängen, die vor allem noch keine oder wenig Vorerfahrung mit der Einführung zum Volleyballspiel haben, lassen sich die Elemente motivierend, problemlos anwenden. Der Schritt zum 3:3 / 4:4 kann sich logisch danach anknüpfen. In den Aus- und Fortbildungen erfahren die Teilnehmer sehr kurz aber schulisch ausreichend Informationen zum Volleyballspielgedanken, sowie Koordination, Kondition und Methodik bzw. Organisation. Schwerpunkt der Fortbildung sind 5 Module sowie ein Technik-Basic-Block. In den 5 Modulen werden die grundlegende Ballschulung, spielerische Übungsformen für die Klasse 2, kleine Spiele für die Klasse 3-5, ein Stationentraining und Turnierformen vorgestellt. Im Basic Modul wird gezeigt, wie die beiden Grundtechniken oberes und unteres Zuspiel in 3 einfachen Schritten vermittelt werden kann. Ergänzungen zu Tipps, sowie Technikkorrekturmerkmale finden als Abrundung ebenfalls einen Platz. Material für Fortbildungsteilnehmer Alle Teilnehmer der Tageslehrgänge erhielten eine farbige (70-seitige) Broschüre, in der hauptsächlich die Übungen und Spielformen schnell nachzulesen sind. Der Aufbau ist nach folgendem einfachen Prinzip immer gleich gehalten. Treffende Bezeichnung der Übung / des Spiels, benötigtes Material, Durchführungshinweis, Variation bzw. Differenzierung. Parallel dazu ein prägnantes Bild zur Organisation bzw. Durchführung entweder aus der Vogelperspektive o-

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der Seitenansicht. Falls notwendig gibt aus volleyballspezifischer Sichtweise noch einen Tipp in roter Schrift, den es nach Möglichkeit zu beachten gilt. In der Broschüre wurden den teilnehmende Lehrer/innen auch ein Sequenzplan modelhaft beschrieben, an dem man sich gut orientieren kann. Auszüge aus der Lehrgangsbroschüre der Tagesfortbildungen für Lehrer/innen:

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Die Notwendigkeit eines solchen „starken“ Konzeptes spiegelte sich von Beginn an in den jährlichen Meldezahlen von Schulen (Grundschulen und alle weiterführenden Schulen) im Bereich Volleyball ab. Zu Beginn in der GS nicht vertreten fasst man mit der Sportart in den Grundschulen nun Fuß. Auswirkung hat dies hoffentlich auch demnächst auf die Anmeldungen der teilnehmenden Schulen bei den JtfO-Wettbewerben. Wissenschaftliche Begleitung

Das „Volley-spielen-Konzept“ wurde von Beginn an mit einer Umfrage seitens der Teilnehemer/innen sowie der Vereine wissenschaftlich begleitet. Frau Hüttinger hat an der TU München diese Arbeit in ihrem Studium absolviert und die Ergebnisse dem Bayerischen Volleyballverband zur Verfügung gestellt. Einige interessante Ergebnisse sollen hier stellvertretend aufgezeigt werden.

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Fortführungsphase Im Bereich der weiterführenden Schulen ist der BVV mit Herrn Höfer ebenfalls tätig gewesen. Von März bis Juli 2013 besuchte er 17 weiterführenden Schulen. Hier wurden 198 Teilnehmer aus 77 Schulen informiert. Mit der Vorstellung der Inhalte bei der „Kommunalen Unfallversicherung Bayern“ (KUVB) beim Lehrgang „Sport sicher und attraktiv unterrichten“ am 24.04.2013 in Weiler im Allgäu wurden 60 Teilnehmer aus allen Schularten geschult. Ziel bis 2014 war es alle 71 Landkreise Bayerns zu besuchen. Da aber keine finanziellen Mittel zur hauptamtlichen Fortführung des Projekts mehr vorhanden sind, wurde die Arbeit ehrenamtlich vom neuen BVV-Schulsportbeauftragter Andreas Singer ([email protected]) übernommen. Zehn neue Lehrgänge der LASPO für den Bereich 2.-6.Klasse waren im Zeitraum November 2014 bis Januar 2015 geplant und wurden abgehalten. Für das Schuljahr 2015/2016 sind 10 weitere Lehrgänge geplant. Das Interesse und der Bedarf sind also eindeutig zu erkennen. Mit den bereits bekannten und zusätzlich prognostizierten Teilnehmerzahlen ist das Konzept mittlerweile bei ca. 2000 Lehrern „angekommen“. Bei der Umsetzung sind ab jetzt auch die Vereine gefragt diese optimale Vorlage für sich zu nutzen! Im Bereich der Stützpunkt- und Ausbildungsvereine bietet der BVV ebenfalls bereits Zusatzinformationen an, damit diese Vereine modelartig die Kooperationen „Schulen & Vereine“ starten“ können und mit Rat und Tat allen zur Seite stehen können. Partner der Kampagne „Volleyball macht Kinder stark!“  Hammer-Sport (Mikasa)  Sport Nanka  Bayerische Landestelle für den Schulsport (LaSpo)  Bayerischer Landes-Sportverband (BLSV)  Deutsche Volleyball-Jugend (DVJ)  TU München (TUM)

Literatur Evaluationsbericht des Grundschulvolleyballprojekts „Volleyball macht Kinder stark!“ der an der Fortbildung teilgenommenen Lehrer Evaluationsbericht des Grundschulvolleyballprojekts „Volleyball macht Kinder stark!“ in den Vereinen des Bayerischen Volleyballverbands LASPO - Handreichung für Lehrer: “Volleyball macht Kinder stark” / “Volley spielen in den Jahrgangstufen 1-6 (2014)

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ANDREAS SINGER: Schulsportbeauftragter Bayerischer Volleyballverband