Visite am im NDR Fernsehen

Visite am 07.03.2017 im NDR Fernsehen COPD: Neue Richtlinien für Behandlung Was hilft gegen Haarausfall? Antibiotika mit gefährlichen Nebenwirkungen N...
Author: Lothar Kolbe
0 downloads 4 Views 192KB Size
Visite am 07.03.2017 im NDR Fernsehen COPD: Neue Richtlinien für Behandlung Was hilft gegen Haarausfall? Antibiotika mit gefährlichen Nebenwirkungen Neue Aortenklappe: Operation oder Katheter? Gesunden Chicorée richtig zubereiten Abenteuer Diagnose: Zyste statt Burn-out

COPD: Neue Richtlinien für Behandlung Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen - häufiger noch als Herzinfarkt. Die Ursache ist in den meisten Fällen langjähriges Zigarettenrauchen. In den ersten Jahren bemerken die Betroffenen die Schäden oft nicht. Doch einmal zerstörtes Lungengewebe kann sich nicht erholen. Die Krankheit ist nicht heilbar, doch für die Behandlung gibt es neue Richtlinien. Symptome: Bronchitis, Atemnot, Emphysem Das erste Symptom ist ein scheinbar harmloser Raucherhusten, aus dem sich eine chronische Bronchitis entwickelt. Schließlich verengt die dauerhafte Entzündung die Atemwege so stark, dass eine COPD entsteht. Erkrankte bekommen immer schlechter Luft, die Atmung wird flacher. Frische Atemluft strömt kaum noch nach. Dadurch verliert das empfindliche Lungengewebe an Elastizität und wird überbläht - ein Lungenemphysem entsteht. Diagnose: Lungenfunktion und Beschwerden Wichtig für die Diagnose ist ein Lungenfunktionstest (Spiroergometrie). Dabei wird gemessen, wie viel Luft der Patient innerhalb einer Sekunde ausatmen kann. Anhand des Wertes wurde die Erkrankung bisher in vier Stadien eingeteilt - von einer milden COPD mit kaum spürbarer Atemnot bis zum Endstadium mit einer Ausatemkapazität von weniger als 30 Prozent des Normalwertes. Die nach neuen Studien aktualisierten Behandlungsleitlinien messen dem Lungenfunktionstest bei der Einteilung der Schweregrade eine geringere Bedeutung zu. Vielmehr bestimmen die tatsächlichen Beschwerden die Therapie: Welche Symptome treten auf? Wie belastbar ist der Betroffene? Haben sich die Beschwerden akut verschlechtert? Therapie: Medikamente und Bewegung Je früher eine COPD diagnostiziert wird, umso eher lässt sich der Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen. Die Therapie fußt auf drei Säulen: Medikamente, täglicher Sport und Verzicht auf Zigaretten.





Zu den eingesetzten Medikamenten gehören Betamimetika (erweitern die Bronchien) und Anticholinergika (blockieren verengende Mechanismen). Die Medikamente ermöglichen Bewegung, indem sie die Bronchien erweitern und so das Atmen erleichtern. Körperliche Bewegung spielt nach den neuen Leitlinien eine wichtigere Rolle. Viele COPD-Patienten denken fälschlicherweise, sie müssten sich schonen, weil sie bei Belastung schnell außer Atem geraten. Dabei ist das Gegenteil richtig: Sie müssen ihre Muskulatur trainieren, damit die Luftnot nachlässt. Denn starke Muskeln verbrauchen weniger Sauerstoff.

Nach der neuen Behandlungsrichtlinie wird Kortison nur noch bei einer akuten Verschlechterung eingesetzt. Bisher dachten Ärzte, Kortison zum Inhalieren würde die Beschwerden lindern. Inzwischen haben aber große Studien gezeigt, dass eine Kombination von zwei bronchienerweiternden Medikamenten deutlich wirksamer ist. Lungenemphysem: Überblähtes Gewebe entfernen Bei einem fortgeschrittenen Lungenemphysem sind die Lungenbläschen so überbläht und schlaff, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können. Verlieren ganze Lungenabschnitte ihre Funktion, müssen sie meist in einer Operation entfernt werden, um intaktes Lungengewebe nicht einzuengen. Langfristig benötigen Betroffene oft dauerhaft Sauerstoff und ein Beatmungsgerät für die Nacht. Im Endstadium der Erkrankung bleibt als letzte Option nur noch die Lungentransplantation. Ventile erleichtern das Ausatmen Bei einem Teil der Erkrankten mit Lungenemphysem lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung durch eine minimalinvasive Verringerung des Lungenvolumens hinauszögern. Die Betroffenen können zwar gut einatmen, aber das Ausatmen fällt ihnen schwer. Die Lunge bläht sich immer weiter auf. Mithilfe kleiner Ventile aus Titan lassen sich die kranken Lungenareale in einigen Fällen entlüften. Die Ventile werden minimalinvasiv mit einem Bronchoskop in die Lunge eingebracht. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Anschließend sorgt das Ventil dafür, dass beim Einatmen keine weitere Luft in den überblähten Lungenabschnitt eindringt, während beim Ausatmen die darin enthaltene Luft ausströmen kann. Dadurch wird der funktionsuntüchtige Lungenabschnitt immer kleiner, der übrige gesunde Teil der Lunge kann sich wieder ausdehnen und mehr Luft aufnehmen. Titan-Spiralen: Spannkraft für die Lunge Nicht geeignet sind Ventile, wenn die Lungenlappen miteinander verbunden sind. In solchen Fällen kommen wenige Zentimeter große Titan-Spiralen (Coils) zum Einsatz. Sie werden ebenfalls minimalinvasiv eingebracht, funktionieren aber ganz anders: Mit den Coils lässt sich die verlorengegangene Spannkraft der Lungen teilweise wiederherstellen. Und weil sich das Gewebe mit dem Coil zusammenzieht, wird das Lungenvolumen reduziert. Bei Patienten mit fortgeschrittener COPD kann der Einsatz von Coils möglicherweise verhindern, dass eine Lungentransplantation nötig wird.

Ernährung, Übungen, Psychotherapie und Impfung Im Rahmen der Therapie lernen Erkrankte die richtige Ernährung bei COPD. Außerdem üben sie das richtige Atmen, die sogenannte Lippenbremse und das richtige Abhusten. Dabei kann ein Lungentrainer, ein sogenanntes Cornet, helfen: Das Atemröhrchen löst durch Vibrationen und Druckschwankungen Schleim. Durch Dehnübungen und Lungensport lassen sich Anfälle vermeiden. Viele COPD-Patienten leiden unter depressiven Zuständen und Erstickungsangst, deshalb sollte eine psychologische Betreuung fester Bestandteil der Behandlung sein. An COPD Erkrankte sollten sich gegen Influenza und Pneumokokken impfen lassen. Diese Infekte können noch mehr Lungengewebe zerstören. Um ein mögliches Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen, sollten sich Betroffene ein- bis zweimal im Jahr vom Lungenfacharzt untersuchen lassen. Interviewpartnerin im Studio: Dr. Regina Prenzel, Direktorin Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Gastroenterologie Pius-Hospital Oldenburg – Medizinischer Campus der Universität Oldenburg Georgstraße 12, 26121 Oldenburg Internet: www.pius-hospital.de Interviewpartner im Beitrag: Dr. Peter Hannemann, Chefarzt Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin Allgemeines Krankenhaus Celle Siemensplatz 4, 29223 Celle Internet: www.akh-celle.de Weitere Informationen: Deutsche Atemwegsliga e.V. Raiffeisenstraße 38, 33175 Bad Lippspringe Internet: www.atemwegsliga.de Deutsche Lungenstiftung e.V. Reuterdamm 77, 30853 Langenhagen Tel. (0511) 21 55 110, Fax (0511) 21 55 113 Internet: www.lungenstiftung.de Koordinationsstelle der Selbsthilfegruppen Lungenemphysem-COPD Lindstockstraße 30, 45527 Hattingen Internet: www.lungenemphysem-copd.de COPD-Deutschland e. V. Fabrikstraße 33, 47119 Duisburg Internet: www.copd-deutschland.de

Ratgeber: Peter Hannemann: Gut leben mit COPD: Endlich wieder durchatmen. 144 S.; Schlütersche (2016); € 19,99 Jan Baltsch: 100 Fragen zum Thema COPD. 152 S.; Dustri (5. Aufl., 2015); € 16,-

Was hilft gegen Haarausfall? Im Laufe des Lebens hat die Mehrheit der Männer mit Haarausfall zu kämpfen. Bis zum 80. Lebensjahr haben 80 Prozent der Männer Haarausfall, zum Beispiel Geheimratsecken, schütteres Haar oder Glatze. Doch auch jede fünfte Frau leidet unter lichter werdendem Haar. Meistens müssen Betroffene lange suchen, bis sie die richtige Therapie gefunden haben. Nur mit der richtigen Diagnose kann man Haarausfall gezielt bekämpfen. Ursachen für Haarausfall Mögliche Ursachen für Haarausfall sind       

erblichen Faktoren Stress hormonellen Störungen Infekte Operationen Nebenwirkungen von Medikamenten wie Betablocker und Fettsenker Angriff des eigenen Immunsystems auf die Haarfollikel

Ist die Ursache gefunden, lässt sich der Haarausfall meist gezielt behandeln. So stellt der Arzt Haarausfall fest Wenn im Frühjahr und Herbst verstärkt Haare ausfallen, ist das völlig normal. Dauert der Haarausfall jedoch länger als vier Wochen und gehen täglich mehr als 100 Haare aus, sollte man zum Arzt gehen. Bei der Untersuchung fragt der Arzt ausführlich nach der Vorgeschichte, bisherigen Untersuchungen und Therapien, betrachtet die Haare unter der Lupe und schaut, ob sie brüchig sind. Ein Zupftest zeigt, ob sich die Haare schnell lösen. Anschließend wird die Haarwurzel untersucht. Ein sogenanntes Trichogramm zeigt, in welcher Wachstumsphase die Haare ausfallen. Weitere Erkenntnisse kann eine computergestützte Haaranalyse liefern. Formen des Haarausfalls Haarausfall tritt in unterschiedlichen Formen auf: 

Erblicher Haarausfall (androgenetische Alopezie) ist die häufigste Ursache von Haarausfall bei Frauen und Männern. Dabei reagieren die Haarwurzeln empfindlich auf

das männliche Sexualhormon Testosteron. Typisch sind die Geheimratsecken, die sich langsam ausdehnen. Der androgenetische Haarausfall kann sich auch als schleichende Abnahme der allgemeinen Haardichte über die Jahre bemerkbar machen. Bei Frauen kann die Abnahme der Haardichte zum Beispiel auch durch ein Polyzystisches Ovar Syndrom (PCOS), oder eine übermäßige Testosteronproduktion bedingt sein. 

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) kann in nahezu jedem Lebensalter auftreten Dabei gehen die Haare schmerzlos und büschelweise aus. Die Krankheit kann neben dem Kopfhaar auch die übrige Körperbehaarung betreffen. Durch einen Angriff des Immunsystems werden die Haare in ihrem Wachstum so stark gestört, dass sie ausfallen.



Diffuser Haarausfall ist eine häufige Form von Haarverlust, die viele verschiedene innere Ursachen haben kann. Um sie herauszufinden, sind neben der Haardiagnostik meist Blutuntersuchungen notwendig. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen, bestimmte Medikamente, chronische Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten, schwere Infekte oder eine Chemotherapie. Eine häufige Ursache sind Crash-Diäten oder veränderte Ernährungsgewohnheiten. Vor allem Eisenoder Vitamin-D-Mangel können noch Monate später die Haare ausfallen lassen.



Einige Kopfhauterkrankungen können vorübergehend oder dauerhaft zu Haarverlust führen. Dazu zählen schwere Ekzeme der Kopfhaut, Pilzerkrankungen (etwa Tinea capitis) oder vernarbende Alopezien (etwa Lichen planopilaris). Um solche Ursachen abzuklären, können eine Pilzdiagnostik oder auch die Entnahme einer Kopfhautprobe (Biopsie) erforderlich sein.

Die richtige Therapie bei Haarausfall Je früher die passende Behandlung eingeleitet wird, umso größer ist die Erfolgschance der Therapie von Kopfhauterkrankungen und Haarausfall. Sobald die Ursache des Haarausfalls gefunden ist, erstellt der Arzt einen individuellen Therapieplan, der in der Regel eine örtliche und in einigen Fällen auch eine innere Behandlung umfasst. Mögliche Therapien sind: 

Medikamente: Es gibt zwei Wirkstoffe, die dem Haarausfall wirksam entgegensteuern können: Der Blutdrucksenker Mioxidil lässt in einigen Fällen neue, kräftigere Haare nachwachsen. Der zweite Wirkstoff, das verschreibungspflichtige Medikament Finasterid, hemmt die Dihydrotestesteron-Produktion - die Haare bleiben. Doch Finasterid ist nicht frei von Nebenwirkungen: Es kann zu Libidoverlust bis hin zu Impotenz führen und Depressionen auslösen.



Tinktur mit Anti-Androgenen: Gegen hormonbedingten Haarausfall verschreibt der Dermatologe eine Tinktur, die Anti-Androgene enthält. Sie blockiert die Wirkung der männlichen Hormone auf die Haarwurzeln, fördert die Durchblutung der Kopfhaut und regt so das Haarwachstum an. Bis zu einem halben Jahr kann es dauern, bis Ergebnisse sichtbar sind.



Haartransplantation: Dafür werden Haare am Hinterkopf entnommen. An den kahl gewordenen Stellen setzt der Arzt dort, wo wieder Haare wachsen sollen, Mikroschlitze und verpflanzt die Transplantate. Dabei bestimmt er auch die Dichte und Richtung, in der die Haare in Zukunft wachsen sollen. Das Ganze geschieht in einer fünfstündigen Millimeterarbeit - und wie bei jedem Eingriff besteht die Gefahr von Nebenwirkungen: Schwellungen und Wassereinlagerungen können auftreten und einzelne Transplantate wieder ausfallen.

Interviewpartnerin im Studio: Priv.-Doz. Dr. Natalie Garcia Bartels, Hautärztin, Haarspezialistin Dermatologie am Kaiserdamm Kaiserdamm 26, 14057 Berlin Tel. (030) 493 79 25, Fax (030) 245 364 30 Internet: www.derma-kaiserdamm.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi, Klinikdirektorin (komm.) Leiterin Clinical Research Center for Hair and Skin Science Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Charité Centrum Innere Medizin und Dermatologie CC12 Charitéplatz 1, 10117 Berlin Studien-Telefon (Anrufbeantworter): Tel. (030) 450-518 176, Fax (030) 450-518 998 Internet: www.crcberlin.com und www.derma.charite.de Priv.-Doz. Dr. Annika Vogt, Oberärztin Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Adresse s.o. Weitere Informationen: Im Internet: www.haarausfall.net www.haarerkrankungen.de Alopecia Areata Deutschland e. V. Postfach 10 01 45, 47701 Krefeld Tel. (01805) 78 60 06 (14 ct./Min. aus dem dt. Festnetz), Fax (02151) 65 35 45-3 Internet: www.kreisrunderhaarausfall.de Ratgeber: Michael Rogall: HaarSprechStunde. 200 S.; Quell (2012); € 22,90 Jenny Latz: Wirksame Hilfe bei Haarausfall: Ursachen erkennen, Lösungen finden. 180 S.; TRIAS (2007); € 14,99

Antibiotika mit gefährlichen Nebenwirkungen Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone können in seltenen Fällen zu Sehnenrissen, Nervenschmerzen oder Angstzuständen führen. Zu den Fluorchinolonen gehören zum Beispiel die Medikamente Norfloxacin, Ciprofloxacin, Moxifloxacin und Levofloxacin. Schon nach wenigen Tabletten können teilweise schwere Nebenwirkungen auftreten: Kribbeln im Gesicht und in den Händen, Taubheitserscheinungen, Schmerzen und Risse im Bereich der Sehnen, Muskelschmerzen, Angstzustände, Panikattacken und Leberschäden. Die Nebenwirkungen können sogar nach dem Absetzen des Medikaments monatelang oder auf Dauer bleiben. Ein Medikament aus der Gruppe der Fluorchinolone wurde deshalb bereits wieder vom Markt genommen. EU schränkt Indikation für Fluorchinolone ein Auf dem Beipackzettel der Medikamente sind die Nebenwirkungen weit unten als "seltene Nebenwirkungen" aufgeführt. Dabei sind in den Nebenwirkungsdatenbanken der EU für diese Antibiotika-Gruppe bereits Zehntausende Fälle aufgelistet. Nach einer Nutzen-Risiko-Analyse schränkten die Behörden 2008 die Indikation von Norfloxacin, Ciprofloxacin und Moxifloxacin ein, 2012 folgte Levofloxacin. Fluorchinolone nur bei lebensgefährlichen Erkrankungen In der Praxis würden die Warnungen jedoch oft nicht ausreichend ernst genommen, kritisieren Experten. Viele niedergelassene Ärzte verschrieben Fluorchinolone auch bei relativ harmlosen Atemwegserkrankungen oder bei nicht lebensgefährlichen Harnwegsinfekten. In Krankenhäusern werden diese Antiobiotika in der Regel nur noch bei lebensgefährlichen Infektionen eingesetzt, wenn keine anderen Medikamente zur Verfügung stünden. Medikament bei Nebenwirkungen sofort absetzen In den USA hat die Arzneimittelbehörde FDA 2016 angeordnet, dass die Hersteller in den Beipackzetteln von Fluorchinolon-Antibiotika unübersehbar in Fettdruck auf die seltenen, aber massiven Nebenwirkungen hinweisen müssen. Sofern andere Antibiotika für die Therapie zur Verfügung stehen, rät die Behörde Ärzten, Fluorchinolone nicht mehr zu verordnen. Beim Auftreten von Nebenwirkungen solle ein Fluorchinolon zudem sofort abgesetzt und auf ein anderes Antibiotikum umgestellt werden. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Hans Klose, Chefarzt Abteilung für Pneumologie II. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/ii.-medizinische-klinik-undpoliklinik/behandlungsangebot/sektion-pneumologie.html

Prof. Dr. Dr. Ingolf Cascorbi, Direktor Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel Arnold-Heller-Straße, 3 24105 Kiel Internet: www.uksh.de/pharmakologie-kiel Weitere Informationen: Nebenwirkungsdatenbank des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Internet: nebenwirkung.bfarm.de Neue Aortenklappe: Operation oder Katheter? Eine verengte Aortenklappe ist im Alter nichts Ungewöhnliches. Ursache sind meist Verkalkungen. Durch die enge Aortenklappe kann weniger sauerstoffreiches Blut in den Körper gepumpt werden. Betroffene sind schnell außer Puste und im Alltag immer weniger leistungsfähig. Das Problem lässt sich durch eine neue Aortenklappe lösen. Diese kann entweder im Rahmen einer Operation mit Öffnung des Brustkorbs eingesetzt werden oder minimalinvasiv per Katheter mit einer sogenannten Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI). Aortenklappe: Operation und Katheter im Vergleich Aortenklappen werden aus Herzbeutelgewebe von Rindern oder Schweinen gefertigt, das mit Tausenden Stichen auf einem Drahtgeflecht vernäht wird. Der Aortenklappenersatz per Operation gilt als sehr ausgereiftes, seit Jahrzehnten etabliertes Verfahren. Dabei wird die neue Klappe sehr sicher befestigt. Der Kathetereingriff hat in den vergangenen zehn Jahren große Fortschritte gemacht. Das Verfahren wird immer häufiger eingesetzt. Dabei wird die neue Klappe eng zusammengefaltet von der Leiste aus über einen Führungsdraht durch die Hauptschlagader ins Herz geschoben. Dort wird die alte Klappe mithilfe eines Ballonkatheters zur Seite gesprengt, aber nicht entfernt. An ihrer Stelle wird die neue Aortenklappe entfaltet und verankert. Welches Verfahren im Einzelfall eingesetzt wird, sollte idealerweise ein eingespieltes Team von Kardiologen und Herzchirurgen abwägen. Deshalb empfiehlt es sich, für Eingriffe an der Herzklappe in eine Klinik zu gehen, die beide Verfahren anbietet. Die Vor- und Nachteile im Überblick: Wie lange halten per TAVI eingesetzte Prothesen? Bisher galt die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation nur als Option für Patienten, bei denen eine konventionelle Operation zu belastend wäre. Doch immer häufiger wird TAVI auch bei jüngeren Patienten eingesetzt. Das stellt neue Anforderungen an die Haltbarkeit der eingesetzten Klappenprothesen: Jüngere Patienten werden voraussichtlich deutlich länger mit der neuen Herzklappe leben.

Eine kanadische Studie hat per Herzultraschall untersucht, wie gut per TAVI eingesetzte Prothesen auf längere Zeit störungsfrei funktionieren. Während sie in den ersten Jahren in der Regel keinerlei Probleme bereiteten, hatte nach rund acht Jahren etwa die Hälfte der implantierten Prothesen deutliche Verschleißerscheinungen, besonders häufig bei Patienten mit chronischer Nierenschwäche. Untersucht wurde die Haltbarkeit von Aortenklappen der ersten Generation. Inzwischen werden weiterentwickelte Prothesen verwendet, zu deren Haltbarkeit es noch keine Studien gibt. Vor- und Nachteile: Einsatz einer neuen Aortenklappe Operation Katheter (TAVI) + alte Aortenklappe wird entfernt - alte Aortenklappe wird gesprengt + neue Klappe wird eingenäht - neue Klappe wird eingepresst + Routineeingriff - Langzeiterfahrungen stehen noch aus - Vollnarkose + keine Vollnarkose - Durchtrennung des Brustbeins + Brustbein bleibt unversehrt - Eröffnung des Herzbeutels + keine Eröffnung des Herzbeutels - Herz muss stillgelegt werden + Eingriff am schlagenden Herzen - Herz-Lungen-Maschine erforderlich + Herz-Lungen-Maschine nicht erforderlich Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Norbert Frey, Kardiologe Direktor der Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 3, 24105 Kiel Tel. (0431) 500-22 800, Fax. (0431) 500-22 804 Internet: www.uksh.de/kardiologie-kiel Prof. Dr. Jochen Cremer, Herzchirurg Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 3 (Haus 18), 24105 Kiel Tel. (0431) 500-22 000, Fax (0431) 500-22 004 Internet: www.uni-kiel.de/hgc-kiel Weitere Informationen: Deutsche Herzstiftung e. V. Bockenheimer Landstraße 94-96, 60323 Frankfurt am Main Tel. (069) 95 51 28-0, Fax (069) 95 51 28-313 Internet: www.herzstiftung.de

Gesunden Chicorée richtig zubereiten Chicorée führt im wahrsten Sinn des Wortes ein Schattendasein: Er wächst im Dunkeln, verträgt kein Sonnenlicht und ist bei Verbrauchern in Deutschland eher unbeliebt. Pro Person essen sie durchschnittlich nur 300 Gramm Chicorée im Jahr. Dabei steckt im Chicorée viel Gesundes:   

Seine Bitterstoffe sind gut für Verdauung, Stoffwechsel und Kreislauf. Er ist reich an Kalium, Folsäure und Zink, liefert auch die Vitamine A, B und C. 100 Gramm Chicorée haben nur 16 Kilokalorien, aber sehr viel Inulin.

Der Ballaststoff Inulin ist gut für die Darmflora, macht lange satt und lässt den Blutzuckerspiegel nur sehr langsam ansteigen. Gemahlene Zichorienwurzeln wurden früher als Kaffeeersatz verwendet. Auch heute noch ist das Pulver in Getreidekaffee enthalten. In der Volksheilkunde war ein Aufguss aus geraspelten Chicorée-Rüben ein beliebtes Magenmittel. Die Bitterstoffe halfen bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Saison von Oktober bis Mai Chicorée hat von Oktober bis Mai Saison, auch in Norddeutschland. Die Rüben (Zichorienwurzeln) werden geerntet und aufbereitet und kommen ins Kühllager. Dort halten sie bei null Grad eine Art künstliche Winterruhe. Der Chicorée wird in Kisten gesetzt, in denen die Rüben stehen, bis der Chicorée-Spross aus den Zichorienwurzeln wächst. Nach etwa 24 Tagen ist der Chicorée ausgewachsen. Dann wird er vorsichtig geerntet, gesäubert und in Lichtschutzpapier verpackt. Blattsprosse wachsen aus Rüben Dass aus den braunen Rüben auch ein Gemüse wächst, wurde erst im 19. Jahrhundert in Belgien entdeckt - durch Zufall. Der Legende nach hatte ein Bauer einen Haufen ChicoréeRüben für die Kaffee-Herstellung im Keller. Später bemerkte er, dass aus den Rüben Blattsprosse wuchsen. Diese schmeckten zwar etwas bitter, waren aber im Winter sehr gut als frischer Salat zu gebrauchen. Chicorée aufbewahren und zubereiten Chicorée darf nur ganz kurz ins Licht, sonst verfärbt er sich und wird schnell ungenießbar. In ein feuchtes Küchentuch eingewickelt, bleibt Chicorée im Kühlschrank eine Woche frisch. Er ist ganz schnell und einfach zubereitet. Bei bitterstoffarmen Sorten muss man nicht einmal den Strunk herausschneiden. Rezepte: Chicorée-Schiffchen ½ kleine Zitrone 150 g Frischkäse 150 g Magerquark

50 g saure Sahne 1 TL mildes Currypulver Salz 1 Prise Cayennepfeffer 1 Paprikaschote 1 Beet Kresse 2 Chicorée (ca. 250 g) Die Zitronenhälfte auspressen und 2 EL Saft abmessen. Den Zitronensaft mit Frischkäse, Magerquark und saurer Sahne in einer Schüssel glattrühren. Mit Curry, Salz und Cayennepfeffer abschmecken. Paprikaschote halbieren, waschen, entkernen und fein würfeln. 3 EL davon auf einen kleinen Teller für die Garnitur beiseitestellen, den Rest zum Frischkäse geben. Kresse mit einer Küchenschere vom Beet schneiden und unter den Frischkäse rühren. Die Blätter vom Chicorée ablösen, waschen und trocknen. Mit Frischkäse füllen und mit Paprika-Würfeln sowie Kresse garnieren. Zum Schluss ein paar Tropfen Leinsamen-Öl darüber geben. Gebratener Chicorée 1 EL Pinienkerne 2 Chicorée 2 EL Olivenöl 1 EL Honig 2 EL Balsamico-Essig Salz und Pfeffer Lachs und Meerrettich Die Pinienkerne werden in der Pfanne ohne Fett goldbraun geröstet und zum Abkühlen zur Seite gestellt. Den Chicorée unter fließendem Wasser abspülen und den Stielansatz dünn abschneiden, danach vierteln. Die Viertel sollten noch gut zusammenhalten. Dann Öl in der Pfanne erhitzen und die Viertel bei mittlerer Hitze 2-3 Minuten braten. Honig über den Chicorée träufeln und das Ganze mit Balsamico-Essig ablöschen. Alles 2 Minuten schmoren lassen und den Chicorée dabei wenden. Anschließend mit Salz und Pfeffer würzen und anrichten. Dafür die Pinienkerne über den Chicorée geben, Lachs und etwas Meerrettich dazu reichen. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Anne Fleck, Fachärztin Innere Medizin und Rheumatologie Moderatorin, Autorin und Healthcare Consultant
 Internet: www.docfleck.com Sascha Philipp, Geschäftsführer Landgut Pretschen GmbH & Co. KG Am Landgut 2, 15913 Märkische Heide – OT Pretschen Internet: www.landgut-pretschen.de

Ratgeber: Martina Gonser, Günter Löffel: Kochen mit Chicorée – vielseitig, lecker und gesund. 72 S.; Rhein-Mosel-Verlag (2011); € 10,90

Abenteuer Diagnose: Zyste statt Burn-out Bei jeder Witterung joggt Hartmut W. barfuß über die Weiden. Bewegung ist für ihn ein Lebenselixier. Doch bei einer Skiwanderung in den Alpen streikt plötzlich sein Körper. Er ist müde, matt und hatte sehr starke Schmerzen im Halswirbelbereich. Hartmut W. vermutet Verspannungen auf Grund der Stockarbeit beim Skilaufen. Wieder zu Hause sind die Nackenschmerzen bis in den Kopf gewandert. Und er wird immer schlapper. Der Hausarzt stellt einen sehr niedrigen Blutdruck fest. Hartmut W. wundert sich: Eigentlich ist sein Blutdruck zu hoch. Deshalb nimmt er seit einiger Zeit einen Blutdrucksenker, mit dem er immer gut zurechtgekommen ist. Doch es kann passieren, dass Patienten über Jahre hinweg gut, aber plötzlich zu stark eingestellt sind. Hartmut W. halbiert die Medikamentendosis und tatsächlich lässt die Müdigkeit nach. Doch die Nackenschmerzen bleiben. In der Kernspinuntersuchung ist zu sehen, dass die Wirbel in seinem Hals abgenutzt sind – altersbedingter Gelenkverschleiß. Hartmut W. will den Schmerzen mit Akupunktur beikommen – und reagiert darauf heftig: Zuerst wird ihm heiß, dann ganz kalt. Sein Puls sackt unter 30. Er muss sofort ins Krankenhaus. Herzkatheter, Langzeit-EKG und Echokardiographie zeigen: Das Herz ist kerngesund. Die Ärzte tippen auf eine Fehlregulation des Kreislaufs – ausgelöst durch Angst vor der Akupunktur-Nadel. Hartmut W. ist erleichtert, doch Schmerzen und Müdigkeit nehmen zu. Der dumpfe Schmerz im Kopf wird immer drückender, die bleierne Müdigkeit immer zermürbender. Dazu ist er extrem durstig und muss dauernd zur Toilette. Seelisch am Ende, vermutet er eine Depression oder einen Burn-out. Dann legt sich plötzlich ein Schleier über sein linkes Auge – er kann nicht mehr klar in die Weite sehen: Mit letzter Kraft schleppt er sich zu einem Termin beim Neurologen, wo er nicht einmal mehr sitzen kann, sondern auf den Boden liegen muss. Auf den Neurologen wirkt er wie versteinert. Hartmut W. durchläuft einen Diagnose-Marathon. Und dabei wird auch sein Kopf noch einmal genau untersucht: Die Kernspin-Bilder zeigt eine bedrohliche Geschwulst. Das Augenlicht ist in Gefahr: Tief im Inneren seines Gehirns wuchert unaufhaltsam eine pflaumengroße Tumorzyste und attackiert den Sehnerv. Der Patient droht zu erblinden. Doch die Zyste drückt auch noch auf die wichtigste Hormondrüse im Körper, die Hypophyse. Sie ist für die Sekretion verschiedener Hormone verantwortlich – steuert auch die Produktion des Schilddrüsenhormons. Ein Mangel an Schilddrüsenhormon kann zu einer starken Müdigkeit führen. Nun passt alles zusammen: Hartmut W. hat einen kompletten Hormonausfall. Ihm fehlt das Stresshormon Kortisol, daher der niedrige Blutdruck. Und ihm fehlt das Schilddrüsenhormon, daher die Müdigkeit und die Schwäche. Auch der Toilettendrang lässt sich so erklären, denn die Hypophyse regelt auch die Konzentration des Urins. Funktioniert das nicht, muss man sehr viel mehr Wasser lassen und hat starken Durst. Die Zyste wird durch die Nase entfernt. Alles geht gut. Schon drei Tage später kehren bei Hartmut W. Kräfte und Lebensmut zurück. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Christian Weiß, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Chefarzt

Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin & Zentrum für Herzrhythmusstörungen Städtisches Klinikum Lüneburg gGmbH Bögelstraße 1, 21339 Lüneburg Internet: www.klinikum-lueneburg.de Prof. Dr. Henning Henningsen, Facharzt für Neurologie, Chefarzt Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie Städtisches Klinikum Lüneburg gGmbH Bögelstraße 1, 21339 Lüneburg Internet: www.klinikum-lueneburg.de Prof. Dr. Uwe Kehler, Chefarzt Abteilung für Neurochirurgie Asklepios Klinik Altona Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg Tel. (040) 18 18 81 16 70, Fax (040) 18 18 81 49 11 Internet: www.asklepios.com/altona

(Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 4156-0 Fax (040) 4156-7459

Suggest Documents