VIENNA FOR ART S SAKE! CONTEMPORARY ART SHOW

VIENNA FOR ART’S SAKE! CONTEMPORARY ART SHOW Winterpalais 27. Februar bis 31. Mai 2015 Einladungssujet Contemporary Art Show © 2014 Fabrica, Italien ...
Author: Ella Straub
13 downloads 0 Views 604KB Size
VIENNA FOR ART’S SAKE! CONTEMPORARY ART SHOW Winterpalais 27. Februar bis 31. Mai 2015

Einladungssujet Contemporary Art Show © 2014 Fabrica, Italien

VIENNA FOR ART’S SAKE! CONTEMPORARY ART SHOW Im Rahmen der Ausstellung kontrastiert zeitgenössische Kunst für drei Monate das prunkvolle Ambiente der ehemaligen Residenz des Prinzen Eugen von Savoyen. Auf Einladung des Designers und Ausstellungsmachers Peter Noever treten 13 zeitgenössische Künstler in Dialog mit 13 der barocken Säle des Winterpalais. Ausgangspunkt für dieses Projekt ist , der österreichische Beitrag zu Luciano Benettons Kunstprojekt Imago Mundi. Als Sammler und Liebhaber zeitgenössischer Kunst lädt der prominente italienische Modeunternehmer und Präsident der Fondazione Benetton Studi Ricerche dafür seit Jahren weltweit etablierte und aufstrebende Künstler ein, sich mit einer Leinwand im Postkartenformat 10 x 12 cm künstlerisch auseinanderzusetzen. Aktuell kann Benetton in seiner stetig wachsenden Bestandsaufnahme der zeitgenössischen Kunst auf mehr als 10.000 Werke aus 60 Ländern blicken. Im Unterschied zu anderen Länderarchiven von Imago Mundi hat Peter Noever das Archive Austria nicht nur für Künstler, sondern auch für Architekten und Designer geöffnet, die in Wien arbeiten, leben oder einen bedeutenden Beitrag hinterlassen haben ungeachtet ihrer geografischen und nationalen Zugehörigkeit. Die 161 Arbeiten des Archive Austria bilden die Basis für die aktuelle Ausstellung und sind als Primary Exhibition vom 27. Februar bis 31. Mai 2015 in der Sala terrena des Winterpalais zu sehen. Die speziell für die 13 Räume des Paradeappartements geplanten und entwickelten Interventionen der 13 Künstler, die aus dem Archive Austria ausgewählt wurden, setzen sich mit der Bedeutung zeitgenössischer künstlerischer Produktion auseinander und machen die ungebrochene Kraft von Denkern und Visionären sichtbar. Zu sehen sind Installationen von Vito + Maria Elena Acconci, Zaha Hadid, Magdalena Jetelová, Michael Kienzer, Hans Kupelwieser, the next ENTERprise, Hermann Nitsch, Eva Schlegel, Kiki Smith, Iv Toshain, Atelier Van Lieshout, Koen Vanmechelen und Manfred Wakolbinger. es, unsere verschiedenen Standorte zu Schauplätzen eines lebendigen Dialogs zu machen. Das Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen wird seit 2013 nicht nur museal genutzt, sondern ist vor allem auch ein Ort der Auseinandersetzung mit dessen interkultureller , so Agnes Husslein-Arco, Direktorin von Belvedere und 21er Haus. insofern sind die 13 Interventionen, die die diskursive Beschäftigung mit dem Barock auf allen Ebenen suchen, ganz in seinem Sinne. Das Winterpalais ist damals wie heute State of the Art! , so Agnes Husslein-Arco weiter. Die Wiener Ausstellung ist die erste, die im großen Maßstab zeigt, welche maßgebenden Künstlerpositionen hinter dem Postkartenformat 10 x 12 cm stehen. Maler, Architekten, Designer und Konzeptkünstler stellten sich der Herausforderung, auf einem ungewohnt kleinen initiierte Peter Noever auch einen Prozess, der die vorherrschende kuratorische Tätigkeit

infrage stellte, da die Künstler die Möglichkeit hatten, wiederum einen Künstler, Architekten oder Designer einzuladen, am Projekt teilzunehmen. Formen meisterhaft besetzt, intensiv und geheimnisvoll, die maximale Konzentration von , so beschreibt Luciano Benetton seine Sammlung. 161 Werke vermitteln uns, jedes auf seine Art, dass heute trotz der obsessiven Konzentration auf die Wirtschaft eine kulturelle Geografie weiterexistiert, die uns wieder glücklich werden lässt. Denn die Lebendigkeit von Ideen macht unser individuelles wie unser kollektives Leben reicher, , so Benetton weiter. Luciano Benetton, der Österreich als traditionellen Kunstort besonders schätzt, war es ein Anliegen, Peter Noever mit der Erarbeitung von dem österreichischen Beitrag zur Luciano Benetton Collection zu betrauen. , so Peter Noever über die Zusammenarbeit. nd natürlich stellt sich die Frage, wie frei kann die Entscheidung zur Kunst sein, welche selbst unter zunehmender Abhängigkeit produziert wird? Die Weigerung, den Wert der Kunst gegen ihren Preis auszuspielen, ist naturgemäß ein zentrales Anliegen der Künstler. Sie beugen sich (oft eine Überlebensfrage) dem Diktat des Marktes, der Galerie, des Sammlers, des Auftraggebers mit klaren Vorgaben. Diese und andere Prämissen waren für mich bei der ersten Konfrontation mit dem vorliegenden Projekt die eigentliche Herausforderung. Ein Experiment. Ein Vorgang eben mit ungewissem Ausgang. Natürlich ging es mir dabei um nicht weniger, als einen befreienden Blick, eine neue Perspektive auf die tatsächliche Produktion zeitgenössischer Kunst und Architektur zu eröffnen, a , so Peter Noever weiter. Nach Looking Eastward (Russland), Snapshot Romania (Rumänien) und Iceland/Boiling Ice (Island) ist nun die vierte europäische Sammlung innerhalb von Imago Mundi definiert. Benettons Imago Mundi basiert auf einem philanthropischen Anspruch und zielt darauf ab, eine maximale Anzahl von Kunstpositionen und Künstlern in einem möglichst breiten Spektrum zu präsentieren.

Luciano Benetton Luciano Benetton zählt zu den profiliertesten, kreativsten und kunstsinnigsten Unternehmern weltweit. 1965 gründete er die Fondazione Benetton Studi Ricerche und führte diese mit nonkonformistischen Ideen zu internationalem Erfolg. In den 1990er-Jahren provozierte er mit der Werbekampagne gegen Krieg oder Rassendiskriminierung, die in Zusammenarbeit mit dem seither international bekannten Fotografen Oliviero Toscani entstand, hitzige Diskussionen. Mit seinem Sammlungsprojekt Imago Mundi verbindet er einen visionären und utopischen Ansatz, die Welt der Kunst im Format 10 x 12 cm zu vereinigen. Trotz seines weltweiten Erfolgs war es Luciano Benetton immer ein Anliegen, die Kultur und die Architektur im Veneto zu pflegen und weiterzuführen. www.imagomundiart.com

Peter Noever Der Designer und international erfolgreiche Ausstellungsmacher war von 1986 bis 2011 künstlerischer Leiter und CEO des MAK Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst in Wien. Von 1988 bis 1993 initiierte und verantwortete er den Generalumbau des Museums unter Mitwirkung international maßgebender Künstler, u. a. Donald Judd, Günther Förg und Jenny Holzer. 1994 gründete er das MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles/Kalifornien, welches drei zukunftsweisende Häuser des austroamerikanischen Architekten Rudolph M. Schindler umfasst, und begründete das MAKSchindler-Stipendiatenprogramm in den Mackey Apartments. Rund 520 Ausstellungen mit teilweise international beachtetem Erfolg. www.noever-design.com

Die 13 Künstler der Ausstellung Vito + Maria Elena Acconci, Zaha Hadid, Magdalena Jetelová, Michael Kienzer, Hans Kupelwieser, the next ENTERprise, Hermann Nitsch, Eva Schlegel, Kiki Smith, Iv Toshain, Atelier Van Lieshout, Koen Vanmechelen, Manfred Wakolbinger

Ein PDF des Katalogs steht unter folgendem www.belvedere.at/presse (Passwort: pr2015)

Link

zum

Download

bereit:

DIE 13 KÜNSTLER DER AUSSTELLUNG Vito + Maria Elena Acconci Kapelle TURN/BUMP/TURN, 2015 Luftpolsterfolie, Stahlseil, programmierte Farbleuchten, 198 x 345 x 635 cm Planung und Ausführung: Harald Trapp, Klaus Molterer Aufgrund der ungewöhnlichen Proportionen der Kapelle sie ist knapp 3,7 Meter lang, aber 6,9 Meter hoch stellt die Auseinandersetzung mit diesem Raum eine besondere Herausforderung dar. Vito + Maria Elena Acconci bauen eine prismatische Architektur aus Luftpolsterfolie in die Kapelle hinein, wodurch die vorhandene sakrale Gestaltung des Kirchenraums nur noch schemenhaft erkennbar ist. Ausgehend vom viereckigen Grundriss zieht sich ihre Raumarchitektur in einer diagonalen Bewegung in die Höhe. Spannung erhält dieser begehbare Raum im Raum darüber hinaus durch die polygonale Entsprechung an der Decke, wodurch sich sein unregelmäßiger Aufbau ergibt. Zu Zeiten Prinz Eugens befand sich die Kapelle noch in dessen Privatgemächern im hinteren Teil des Palais und wurde erst nachträglich, ca. 1752, an der heutigen Stelle eingerichtet mit dem originalen Altar.

Zaha Hadid Terrasse im Prinzipalhof

Stahl, 227,5 x 72,5 x 627 cm Design: Zaha Hadid, Patrik Schumacher, Projektleitung: Woody Yao, Designteam: Gerhild Orthacker, Peter Logan, in Zusammenarbeit mit Zumtobel / Dornbirn Der einzige Außenraum des Belvedere-Winterpalais ist die Terrasse der Beletage über dem Prinzipalhof. Hier kam im Zuge der Renovierungsarbeiten 2004 die Vorzeichnung für ein Wandfresko zum Vorschein, auf der ein antikes Amphitheater mit Säulen, Arkaden und Treppen dargestellt ist. Es ist bisher nicht bekannt, warum das Fresko nicht ausgeführt wurde. Zaha Hadid überführt die euklidische Geometrie der historischen Vorzeichnung gleichsam in ein Trompeverbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und beschreibt eine fließende, vierdimensionale Welt, die vom Narrativ der Abstraktion und vom Fluss des Raums bestimmt vor, ein mikrokosmischer Ausdruck der Dynamik, der Komplexität und der fließenden Raumgestaltung, die Hadids Architektur innewohnen.

Magdalena Jetelová Schlachtenbildersaal The essential is no longer visible, 2015 Titan, Kohlefaser, Projektion, Ton, 738 x 880 x 1400 cm in Zusammenarbeit mit Schiebel Der privilegierte Blick von oben auf die Welt galt ursprünglich als göttliche Perspektive, die Faszination dieser absoluten Herrscherperspektive ist erkennbar. Im heutigen Schlachtenbildersaal, gegenüber den Gemälden berühmter Schlachten Prinz Eugens, die Ignace-Jacques Parrocel zwischen 1704 und 1717 angefertigt hat, schwebt ein unbemannter Hubschrauber. Die Perspektive der Projektion zeigt eine neue Vogelperspektive, die nicht mehr göttlich, allwissend und vom Künstler gemalt, sondern digital errechnet und technisch ist. Magdalena Jetelová konfrontiert die Historie mit der heutigen Beschleunigung der Virtualität und der Realität. Sie überprüft unseren Blick auf die Welt der Kunst aus einer anderen Perspektive. Die Absenz der Realität ist die Realität.

Michael Kienzer Kleiner gelber Salon Vierung, 2014/15 Aluminium, Stahl, 246 x 314 x 400 cm Eine große Skulptur füllt den Galerieraum, in dem Prinz Eugen einst Teile seiner Kunstsammlung präsentierte. Die aus industriellen Aluminiumelementen bestehende abstrakte Skulptur stellt in ihrer komplexen Formsprache einen direkten Bezug zum barocken Prunkraum und zu dessen Geschichte her. Als Bildhauer interessiert sich Michael Kienzer besonders für die Eigenschaften seines Materials Aluminium und die Spannung der miteinander verbundenen alischer Zustand von umgebenden Barockraum. Der Raum, der große Hohlkörper, ist als Voraussetzung für die Skulptur immer mitgedacht er wird Teil der Skulptur, denn ausschließlich für ihn wurde sie konzipiert.

Hans Kupelwieser Gelber Salon Hütteldorf im Himmelpfort, 2015 Konstruktion aus Fichtenholz, Neonröhren, 800 x 400 x 300 cm Der Barockraum ist verbaut! Hans Kupelwieser hat für seine Intervention ein Holzhaus eng entlang der Galeriewände in den Raum gebaut. Die einfache Konstruktion aus Fichtenholz wirkt wie eine Schutzhütte, in die man sich auch vor dem goldscheinenden Glanz flüchten kann. Kupelwieser bringt den Barockreichtum zum Verschwinden und ersetzt ihn durch einen schlichten, einfachen Raum. Nur durch bewusst gesetzte Schlitze in der Konstruktion gelangt goldschimmerndes Licht in das Innere dieser begehbaren Holzskulptur, Details der Umgebung lassen sich aber nicht mehr erkennen. Der Barock scheint in die Ferne gerückt. Die Hütte als politischer, revolutionärer Akt gegen den Palast!

the next ENTERprise Bibliothekssaal silent conquest, 2015 Objekt aus Complain-Folie, verschweißt, mit Luft und Wasser gefüllt und überzogen mit einem textilen Netz (45 mm Masche, Ø 3 mm diagonal), Scheinwerfer, Duft, 450 x 450 x 120 160 cm Duftkreation: Yogesh Kumar, www.dasparfum.com Lichtkonzept: Christian Ploderer in cooperation with Lukas Kaltenbeck Objektherstellung: Plecherplanen, www.plecher.at; Haanl, www.haanl.at the next ENTERprise-architects Ein großes schwarz-blaues Objekt besetzt den Rosa Salon, den ehemaligen Zweiten Bibliothekssaal. Bewusst ambivalent verhält sich die Intervention zu ihrer barocken Umgebung: Einerseits scheint das Objekt wie ein Fremdköper inmitten des Raums gelandet zu sein, andererseits ermöglichen seine haptischen Eigenschaften den Besuchern, untereinander und mit dem Raum spielerisch zu interagieren. Das luft- und wassergefüllte Objekt überträgt die Berührungen der Besucher in ein interaktives Deckengemälde aus Lichtreflexionen. Die Installation, die auch einen eigens kreierten Duft umfasst, provoziert Neugier und die Lust, den Fremdkörper zu begreifen. Das Haptische, Körperliche, Geheimnisvolle und Verführende der Installation und ihrer Proportionen sowie der Umgang mit Licht widersetzen sich der beschaulichen Repräsentationsarchitektur des Barock auf allen Sinnesebenen.

Hermann Nitsch Paradeschlafzimmer Vorbereitung zu einer Aktion, 2015 Installation, 115 x 909 x 687 cm Es ist alles bereit! Im ehemaligen Paradeschlafzimmer Prinz Eugens liegen sämtliche nötigt: Eine lange Tafel ist weiß gedeckt, Gläser, Weinflaschen, Tragbahren und Kübel mit Farbresten auf einem Bodentuch sind zu finden. Die lange Seitenwand ist weiß bespannt; auf den Baumwollstoff ist ein Manifest gedruckt, das Nitschs zentrale Themen und Gedanken konzentriert zusammenführt. Davor steht eine Holzwand, auf die der Mitschnitt einer Aktion projiziert wird, die Nitsch anlässlich der Biennale in Havanna 2012 durchgeführt hat, unterbrochen von Interviewsequenzen aus diesem Winter. Markiert wird durch die Projektion die Stelle an der Wand, an der das Schwein zum Ausweiden hängen soll Die Partitur für die Intervention im Winterpalais wird in einer Vitrine gezeigt, und ein Relikt (Malhemd) hängt an der Seitenwand. Zu Pfingsten veranstaltet Nitsch einen Pfingstempfang im Ausstellungsraum, bei dem er die Besucher mit seinem eigenen Wein bewirtet.

Eva Schlegel Konferenzzimmer Untitled (conference table), 2015 Stahl, Blei, Pigment, 670 x 70 x 70 cm Die kreuzförmige Tischskulptur im ehemaligen Konferenzzimmer versperrt den Besuchern beinahe den Zugang. Eva Schlegel greift mit ihrer Arbeit die Idee des Gesprächs, des Austauschs und des Aufeinanderprallens unterschiedlicher Argumente auf, die man mit einem Konferenztisch assoziiert. Eine matte Bleischicht überzieht die Tischplatte und kontrastiert das Gold der barocken Ausstattung des Raums. Das giftige Schwermetall verweist auf Waffen, Munition und Krieg, die den dekorativen Reichtum dieser barocken Umgebung erst ermöglicht haben. Mit blutrotem Farbpigment geschriebene Worte des chinesischen Militärstrategen Sunzi (um 544 496 v. Chr.) und Prinz Eugens bedecken die Oberfläche. In der Mitte der Skulptur befindet sich ein eingelassener Spiegel, der das historische Deckengemälde von Peter Strudel wiedergibt: Der Sieg der Gerechtigkeit über den ungerechten Herrscher.

Kiki Smith Grüner Salon Girl with white blankets, 1998 2014 Feinsilber (Figur), Bronze (Basis), ca. 52,7 x 27,9 x 14 cm Siebdrucktinte auf Steppdecke, je 170 x 159 cm Courtesy Pace Gallery, New York Die silberne Skulptur eines Mädchens (Girl) mit Federn in den Händen steht auf einem Sockel im Raum. Dieses poetische Werk befindet sich im ehemaligen Bibliotheksraum Prinz Eugens, dessen umfangreiche Büchersammlung den Grundstock der Österreichischen Nationalbibliothek bildet. Seit Jahren untersucht Kiki Smith in ihren Arbeiten das Verhältnis zwischen natürlicher und geistiger bzw. spiritueller Welt. Dabei rückt das Kreatürliche des Menschen mit seinen moralischen Vorstellungen und seinen animalischen Instinkten ins Blickfeld, aber auch seine seelische und geistige Bedürftigkeit; Kreisläufe der Natur, Verfall, Auflösung und Wiedergeburt bilden Smiths Kosmos. In Beziehung zum Girl sind weiße Decken, White Blankets, gesetzt, die mit Tuschezeichnungen von Vögeln versehen sind. Einerseits lassen die Decken an die Unschuld des Schlafs denken, andererseits strahlen die schwarzen Vögel etwas Bedrohliches und Unheilvolles aus.

Iv Toshain Antichambre NOMOS BASILEUS, 2015 Edelstahl, Chrom, Sandstrahl, Aluminium, Neon, Ø 250 cm (Morgenstern) Ein martialischer überdimensionaler Morgenstern, Symbol für Venus, Abendstern und Luzifer, empfängt den Besucher des Antichambre, des Vorzimmers Prinz Eugens, im Winterpalais. Den Platz des Kristallkronleuchters, der, seiner technischen und repräsentativen Funktionen beraubt, am Boden liegt, besetzt nun die Installation. Die von 21 Spikes durchbohrte Weltkugel sich auf einen Text des Dichters Pindar (518 446 v. Chr.) über die Taten des Herkules. Gewalt sowie auf die historische und gegenwärtige Konstante kriegerischer Auseinandersetzungen. Die Wörter bilden eine Formel für genau jenen Knotenpunkt, der dem westlichen politischen Denken vermacht wurde in einer Demokratie sind Gesetze die Herrscher. Bei Umkreisen des Morgensterns wird jedoch NOMOS BASILEUS zu BASILEUS NOMOS (der König ist das Gesetz).

Atelier Van Lieshout Audienzzimmer/Roter Salon Mechanical Turk, 2015 Stahl, 195 x 112 x 240 cm Atelier Van Lieshout, Courtesy Galerie Krinzinger, Wien Die Belagerungen der Stadt Wien durch das osmanische Heer sind als Erste und Zweite Türkenbelagerung (1529 und 1683) in die österreichische Geschichte eingegangen. Nicht zuletzt in der entscheidenden Schlacht bei Zenta gegen die Osmanen trat Prinz Eugen siegreich hervor. Eine Forschungslücke bildet bis heute der osmanische Blick auf Österreich bzw. auf die Zeit der Habsburger. Diesen Blick (re-)konstruiert Van Lieshout mit seiner Installation Mechanical Turk, die den Besuchern in englischer Sprache eine imaginierte Perspektive des damaligen Gegners entgegenhält. Die Arbeit bezieht sich auf den historischen -ungarischen Hofbeamten Wolfgang von Kempelen (1734 1804), das vorgibt, automatisch Schach zu spielen. Tatsächlich ist aber ein Mensch darin versteckt. Der Mechanical Turk ist ein Automat, der die Symbiose von Mensch und Maschine verkörpert.

Koen Vanmechelen Tafelzimmer Protected Paradise - C.C.P., 2015 Gelbbrustaras, Mais, Glashaus, Holz, Neon, 150,3 x 54,3 x 22,4 cm Berge von goldgelbem Mais sind im ehemaligen Tafelzimmer Prinz Eugens an die Stelle des barocken Blattgoldes getreten, im Raum ist eine große industrielle Vogelvoliere aufgestellt, in der zwei Gelbbrustaras leben. Koen Vanmechelen stellt die Frage nach dem Gegensatz von Kultur (Barock) und Natur (Vögel). Die Natur findet sich im künstlerisch-künstlichen Raum des Winterpalais nur in domestizierter Form, im Käfig, wieder. Bereits Prinz Eugen besaß eine Menagerie mit exotischen Tieren und Vögeln. Vanmechelen stellt eine direkte Verbindung zwischen unserer Gegenwart, bedrohter Natur und barocker Vergangenheit her. Die gefährdetes Paradies.

Manfred Wakolbinger Goldkabinett Forces (Highrise), 2014 Edelstahl, Aluminium, 283 x 325 x 87 cm Galaxies #1-4, 2012 2015 Je 6,13 min, Loop, HD Animation: Philipp Leissing, Soundscore: Christian Fennesz Ein Geschoss scheint durch das Goldkabinett zu fliegen, gleichzeitig lässt Manfred Wakolbingers Skulptur aber auch an ein Fruchtbarkeitssymbol oder ein Ei denken. Ihre Materialität wirkt kalt und hart, ihre Form hingegen weist Sinnlichkeit und Weichheit auf. Dieser irritierende Gegensatz setzt sich in Beziehung zum Raum, einem barocken Gesamtkunstwerk. Die dazugehörige Videoarbeit Wakolbingers zeigt Unterwasserlebewesen (Pelagische Seescheiden) und verweist damit auf den Ursprung des Lebens im Wasser, auf eine paradiesische Natur und zugleich auf den Zyklus von Leben und Sterben. Die Videoarbeit tritt in Dialog mit den himmlischen Putten und Blumen des Deckengemäldes. Den Soundtrack komponierte der Avantgardemusiker Christian Fennesz.

„Wo bleibt der Künstler?“ Markus Mittringer im Gespräch mit Peter Noever MM: Was bedeutet Künstlersein heute? Wie in vielen anderen Lebensbereichen scheinen auch in der Kunst bloß Erfolgsmodelle öffentlich wirksam zu sein. PN: Das gewinnende Lächeln allein reicht in einer Zeit, in der nahezu alles aus den Fugen gerät, aus allen Nähten platzt, vermutlich nicht mehr aus. Kunst heute, hier und jetzt kann die teils dramatischen Dinge, die uns umgeben, nicht einfach ausblenden. Ein zeitgenössischer Akt tut wieder not jetzt!

PN: Eigentlich nicht. Mehr Percept als Konzept. Ich sehe ihn als einen Akt, der dem eigentlichen Wesen der Kunst entspricht, aus freien Gedanken geboren ist, als einen Akt, der Elemente der Überraschung und des Unverbrauchten, des Neuen in sich birgt. Einen solchen Moment des Zeitgenössischen für einen Augenblick einzufangen, darzustellen, darum geht es mir bei den 13 ausgewählten Positionen im prunkvollen Barockambiente des Winterpalais. Um das ist ja die eigentliche Herausforderung , bedarf es eines entsprechenden Potenzials an Radikalität, das kein Experiment scheut. Darum geht es, wenn wir über zeitgenössische Positionen in der Kunst sprechen. Damit beschränkt sich eine derartige Kunstpräsentation nicht unbedingt auf das Zeigen von Bekanntem und Vertrautem, sondern eröffnet im Idealfall neue Perspektiven, neue Blickwinkel. MM: Man spürt in den Künstlerstudios immer wieder Resignation. Die Folgen sind Rückzug oder das Erfüllen eines Marktdrucks, wobei Erfolgsmodelle bestenfalls variiert werden. Die Reflexion des eigenen künstlerischen Handelns bleibt oft ausgeschlossen. PN: Künstler können und müssen sehr wohl die Dinge infrage stellen wirkungsvoll ist das dann, wenn sie sich von der Gegenwart nicht beirren oder gar betäuben lassen. und/oder

bloß

radikal

eigenständig? PN: Die Rolle des Künstlers heute ist mein Anliegen, war es immer. MM: Ein Rol definieren wie geht das vor sich: die eigene Haltung als Vorbild? Öffentlichkeit über das Werk hinaus? Alternative Netzwerke? Es bedarf jedenfalls einer radikalen schicken Ort und einen angesagten Kurator direkt in den Auktionsmarkt. Und: Muss man nicht auch

alles wird vorgegeben ist wie ein Ausmalbuch. Jetzt kauf noch beim richtigen Händler, und alles wird gut, Künstler lieben dich, Abendempfänge stehen dir

PN: Die Kunst, das Kunstleben, der Kunstbegriff, der Quotendruck, die etablierten Institutionen, Tendenzen der Vereinheitlichung und Konformität, die bürokratische Arroganz, die Kälte der Intoleranz, die Statistiken, das Kosten-NutzenKünstler, der ja der Ausgangspunkt des Ganzen ist, Inspiration und Motiv für diese gigantische, weltumspannende Unternehmung? Da liegt ein eklatantes Missverhältnis vor! MM: Angst ist oft bestimmend: Angst, den falschen Ort, das falsche Medium, die falsche Stimme zu wählen. Zunehmend scheinen die Karrierestrategien von Künstlern die Anpassung an den Kunstmarkt zu präferieren. als einen radikalen Ausbruch zu proklamieren. PN: Wenn wir uns etwa die Gemälde von Ignace-Jacques Parrocel im Schlachtenbildersaal des Winterpalais oder Beispiele im Prado in Madrid ansehen, dann können wir feststellen, dass Malerei Gewalt auf eine sonderbare Weise erträglich machen kann; vor allem auch dann, wenn ein großer Zeitraum dazwischenliegt. MM: Malerei verharmlost, objektiviert, schärft oder hat sie die Fähigkeit, uns ebenso einzuspinnen wie gewaltverharmlosende Propaganda? Künstler wie Architekten sind oftmals nicht zimperlich, dieses beeindruckende Instrument für bestimmte Ideen oder Auftraggeber einzusetzen.

Ausstellung im Winterpalais ist auch, die eingeladenen 13 Künstler zu animieren, sich nicht darauf zu beschränken, Objekte aus ihrem Fundus zu zeigen, sondern tatsächlich auf das Hier und Jetzt, insbesondere auf den speziellen Ort, einzugehen unter Ausreizung aller Möglichkeiten.

KÜNSTLERLISTE Vienna for Art’s Sake!

161 Künstler des Archive Austria Vito + Maria Elena Acconci Uli Aigner Gerry Ammann Elena Ascari Christian Ludwig Attersee Alfredo Barsuglia Friedrich Biedermann Sabine Bitter & Helmut Weber Reinhard Blum Johanna Braun Gilbert Bretterbauer Sergej Bugaev Afrika CHRISTO Hermann Czech Gunter Damisch Matias del Campo Delugan Meissl Associated Architects Hernan Diaz Alonso Lui Dimanche Andreas Donhauser Veronika Drahotová Georg Driendl Heinrich Dunst Nathalie Du Pasquier Gregor Eichinger Raha Farazmand Marina Faust Didier Faustino Tone Fink Heinz Frank Padhi Frieberger Gab/Mer (Gábor Bachman) Gab/Mer (Meral Yasar) Frank O. Gehry Sara Glaxia Beka Goedde Chris Goennawein Dorothee Golz

Franz Graf Gregor Graf Sophie Grell Harald Gründl (EOOS Design) Helmuth Gsöllpointner Johann Georg Gsteu Zaha Hadid Florian Hafele Heiri Häfliger Aglaia Haritz Zvi Hecker Kurt Hentschläger Roger Herman Yuki Higashino Benjamin Hirte Richard Hoeck Edgar Honetschläger Michael Höpfner Fred Jellinek Magdalena Jetelová Brookhart Jonquil Franka Kaßner Milli Kaufmann Herwig Kempinger Michael Kienzer Peter Kogler Rebecca Kolsrud Zenita Komad Elisabeth Kopf Willi Kopf Julia Körner Kasper Kovitz Elena Kovylina Brigitte Kowanz Doris Krüger & Walter Pardeller Elke Silvia Krystufek Christoph A. Kumpusch Hans Kupelwieser

Helmut Lang Sonia Leimer Andrea Lenardin Madden Ulrike Lienbacher Ross Lovegrove Marko Lulic Constantin & Clemens Luser Greg Lynn Mark Mack Sandra Manninger Luiza Margan Ewald Maurer Thom Mayne Thomas Traxler Rudi Molacek Julie Monaco Janet Olmsted Cross Eric Owen Moss Otto Muehl Anca Munteanu Rimnic Johann Neumeister Flora Neuwirth the next ENTERprise (Marie-Therese Harnoncourt & Ernst J. Fuchs) Michael Niemetz Hermann Nitsch Oswald Oberhuber PAUHOF (Michael Hofstätter & Wolfgang Pauzenberger) Gustav Peichl Roman Pfeffer Franz Pomassl Wolf D. Prix (COOP HIMMELB[L]AU) Carl Pruscha Stephanie Rauch Lucas Reiner Paul Renner Martyn Reynolds Franz Riedl Paul Ritter Alexis Rochas David Roth Charly Roussel Constanze Ruhm

Peter Sandbichler Martina Schettina Alfons Schilling Kristina Schinegger & Stefan Rutzinger Eva Schlegel Hubert Schmalix Ferdinand Schmatz Anneliese Schrenk Vera Sebert Elfie Semotan Nicole Six & Paul Petritsch Kiki Smith Bernhard Sommer Marcelo Spina Béatrice Stähli Rudi Stanzel Station Rose (Elisa Rose & Gary Danner) Kamen Stoyanov Gabriele Sturm Helmut Swiczinsky Michael Szivos Linda Taalman tat ort (Alexandra Berlinger & Wolfgang Fiel) TEAM[:]niel (Veronika Bayer, Daniel & Claudia Feyerl) Anthony Titus Iv Toshain Josef Trattner Gerhard Treml Iké Udé Atelier Van Lieshout Koen Vanmechelen Manfred Wakolbinger Martin Walde Walking Chair (Karl Emilio Pircher & Fidel Peugeot) Adam Wehsely-Swiczinsky Hans Weigand Markus Wilfling Matthew Wilkinson Hiro Yamagata Giulio Zanet Dragan Zivadinov Heimo Zobernig Antoinette Zwirchmayr

KUNSTVERMITTLUNGSPROGRAMM Vienna for Art’s Sake! ÜBERBLICKSFÜHRUNGEN

Freitag, 27. Februar 2015 | 16.30 Uhr Freitag, 27. März 2015 | 16.30 Uhr Freitag, 17. April 2015 | 16.30 Uhr Freitag, 29. Mai 2015 | 16.30 Uhr (exkl. Eintritt) | Dauer: 1 Stunde | keine Anmeldung erforderlich

EXPERTENFÜHRUNGEN Sie möchten es genau wissen? In diesem Zyklus sprechen Experten aus unterschiedlichen Wissensbereichen über spezielle Aspekte der Ausstellungen und eröffnen eine Vielzahl von neuen Perspektiven auf Kulturepochen und Kunstwerke. Rock the Baroque Freitag, 6. März 2015 | 16.30 Uhr Mit der Ausstellung durchflutet zeitgenössische Kunst für drei Monate die prunkvollen Säle des Winterpalais. Ausgehend vom einzigartigen Projekt der Luciano Benetton Collection präsentiert Ihnen Axel Köhne (Kurator, Belvedere) künstlerische Interventionen, die 13 zeitgenössische Künstler speziell für die Räumlichkeiten von Prinz Eugens Residenz entwickelt haben. Teilnahme kostenlos mit gültigem Ticket | Dauer: 1 Stunde | Anmeldung

Belvedere Kunstvermittlung T + 43 1 795 57-134 M [email protected]

ALLGEMEINE INFORMATIONEN Ausstellungstitel Contemporary Art Show Ausstellungsdauer

27. Februar bis 31. Mai 2015

Ausstellungsort

Winterpalais

Exponate

174

Ausstellungsmacher

Peter Noever

Mitarbeit

Axel Köhne, Belvedere

Kontakt

Belvedere, Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien T +43 (01) 795 57-0 www.belvedere.at

Öffnungszeiten

Täglich 10 bis 18 Uhr

Regulärer Eintritt

(Winterpalais)

Führungen Kontakt

Kunstvermittlung Belvedere & Winterpalais T +43 (01) 795 57-134, M [email protected]

Presse Kontakt

Presse Belvedere & Winterpalais Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien T +43 (01) 795 57-177 M [email protected] Bilder stehen unter www.belvedere.at/presse kostenlos für Pressezwecke zum Download zur Verfügung. (Passwort: pr2015) Auf Nachfrage können wir ebenfalls Bildmaterial der 161 Künstler des Archive Austria zur Verfügung stellen.

Mit besonderem Dank an

Luciano Benetton