Versorgungskonzepte unter Total Cost of Ownership-Aspekten

Produktionsplanung und -steuerung Versorgungskonzepte unter Total Cost of Ownership-Aspekten Teil 2: Bewertung der versorgungsrelevanten Logistikproz...
Author: Silvia Krüger
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Produktionsplanung und -steuerung

Versorgungskonzepte unter Total Cost of Ownership-Aspekten Teil 2: Bewertung der versorgungsrelevanten Logistikprozesse Holm Fischäder, IPOL – Institut für Produktionsorganisation und Logistik GmbH, Philipp Halbig, AUDI AG Ingolstadt und Herfried M. Schneider, TU Ilmenau

Supply Concepts in the Supply Industry under Total Cost of Ownership Aspects Part 2: Evaluation of Supply-Related Logistics Processes In the previous issue (Industrie 4.0 Management 5/2016) the features and characteristics of supply concepts and the fundamentals of the Total cost of ownership (TCO) concept were explained. The present article addresses all supply related logistics processes and refers to specifics of the TCO concept.

Im vorangegangenen Beitrag (Industrie 4.0 Management Ausgabe 5/2016) wurde die Versorgungsplanung als Teilaufgabe der Logistikplanung vorgestellt. Die Merkmale und Ausprägungen von Versorgungskonzepten sowie die Grundzüge des Total Cost of Ownership-Konzepts wurden erläutert. Auf dieser Grundlage kann sich der folgende Beitrag der Bewertung der Logistikprozesse unter Total Cost of Ownership-Aspekten zuwenden und die Spezifik des TCO-Konzepts für die Prozesse der Materialversorgung produzierender Bereiche im Unternehmen näher erörtern. In einem abschließenden dritten Beitrag wird schließlich das notwendige und zweckmäßige Instrumentarium zur Bewertung als Grundlage der Auswahl eines optimalen Versorgungskonzepts vorgestellt.

Keywords: Total cost of ownership, supply concepts in supply industry, logistics costs, cost-effective design of logistics processes

Als Grundlage einer kostenmäßigen Bewertung alternativer Versorgungskonzepte müssen die spezifischen Merkmale der logistischen Teilprozesse und deren Kostenbestandteile erfasst werden. Materialbereitstellung

Dr. rer. pol. Holm Fischäder ist Geschäftsführer der IPOL – Institut für Produktionsorganisation und Logistik GmbH Ilmenau.

M. Sc. Philipp Halbig ist Planer im Bereich Betriebsmanagement Materialversorgung bei der AUDI AG in Ingolstadt.

Prof. Dr. oec. habil. Herfried M. Schneider ist wissenschaftlicher Direktor der IPOL – Institut für Produktionsorganisation und Logistik GmbH Ilmenau.

[email protected] www.ipol.eu

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Der Logistikprozess Materialbereitstellung umfasst das physische Bereitstellen des Materials am Verbauort. Bild 1 zeigt die möglichen Merkmalsausprägungen. Kostenbestandteile der Materialbereitstellung sind • Handlingkosten: Personal- und Betriebsmittelkosten für Flurförderzeuge, die durch Kostensätze bewertet werden. Als Kostentreiber für diese lmi-Kosten dient die Anzahl bereitgestellter Handling Units (HU) und als Bezugsgröße zur Berechnung der Kosten die Handlingzeit je Teilefamilie, die über analytische (REFA) oder synthetische (MTM) Verfahren ermittelt werden können [1]. • Flächenkosten: Bewertung des Flächenbedarfs über Flächenkostensätze, in die Gebäude- und Flächenkosten mit ihren einzelnen Kostenbestandteilen eingehen. Flächenkosten sind variable Einzelkosten, die direkt den Kostenträgern zugerechnet werden können, sofern deren Gesamtum-

fang über die gesamte Produktionsdauer bekannt ist bzw. mit hinreichender Sicherheit bestimmt werden kann. Als Bezugsgröße wird der Flächenbedarf je Teilefamilie angesetzt, abhängig von der Art der Materialanstellung sowie von der Anzahl der anzustellenden Varianten. • Betriebsmittelkosten: Sie können als fixe Einzelkosten direkt auf die Endprodukte verrechnet werden, sofern das Produktionsvolumen über die gesamte Produktionsdauer bekannt ist. Beispiele hierfür sind KLT-Durchlaufregale, GLT-Trailer oder auch Sequenzwägen, deren Anschaffungskosten sowie Kosten für Reparatur, Wartung und Ersatz zu berücksichtigen sind. Als Bezugsgröße werden die Kosten für Betriebsmittel zur Materialbereitstellung je Teilefamilie berücksichtigt. Interner Transport Der Transport von Material innerhalb eines Werks zwischen Quelle und Senke erfordert Transportbehälter und Transportmittel. Bild 2 stellt die verschiedenen Merkmalsausprägungen dar. Zu vorgelagerten Prozessen ist der interne Transport abzugrenzen. Er beginnt mit der Aufnahme der zu transportierenden Teile auf der Wareneingangsfläche. Die Auslagerung aus Industrie 4.0 Management 32 (2016) 6

Versorgungskonzepte in der Zulieferindustrie unter Total Cost of Ownership-Aspekten Teil 2: Analyse und Bewertung der Logistikprozesse – Abbildungen

Produktionsplanung und -steuerung

Merkmale Anordnung der Teile Art der Materialanstellung

Ausprägungen sortenrein KLT-Gebinde

sequenziert GLT auf Trailer

KLT/Durchlaufregal

dem Wareneingangslager ist ein Teilprozess

GLT am Boden Sequenzwagen/ -gestell

Bild 1: Merkmalsausprägungen Materialbereitstellung.

terial, das aus dem Supermarkt portioniert,

Bild Merkmalsausprägungen der 1: Lagerung. Er beginnt daherMaterialbereitstellung. erst nach der sortiert und sequenziert in kurzen Lieferzyklen

Auslagerung bzw. mit der Aufnahme der be- produktionssynchron am Verbauort bereitgereits ausgelagerten HU von einer Übergabeflä- stellt wird [2]. che. Bei einem Supermarkt beginnt der interne Merkmale Ausprägungen Transport mit der Übernahme der zu transpor- Zwei Teilprozesse können unterschieden werSequenzwagen/ tierenden Teile – bspw. in Sequenzwägen – auf den: KLT Transportbehälter GLT -gestellstellt die Behälter Gebinde der Übergabefläche des Supermarkts. Die Be- • Die Versorgung des Supermarkts Quelle Wareneingang Lager Supermarkt reitstellung der Sequenzwägen auf der ÜberBereitstellung der Teile im Supermarkt dar Senke Lager Supermarkt Verbauort gabefläche ist Teil des Prozesses Supermarkt. und ähnelt der Materialbereitstellung am Verbauort. Transportmittel Schleppzug Stapler Manuell Auch zu nachgelagerten Prozessen kann der • Die operative Durchführung der Superinterne Transport abgegrenzt werden. Die Einmarkt-Aufgaben beinhaltet die logistischen Bild 2: Merkmalsausprägungen interner Transport Hauptaufgaben eines Supermarkts. lagerung in das Lager ist ebenfalls ein Teilprozess der Lagerung. Ein vorgelagerter interner Transport endet daher vor der Einlagerung Die Hauptaufgabenbereiche eines Superbzw. mit dem Abstellen der HU auf einer Über- markts umfassen [3]: Merkmale Ausprägungen gabefläche. Der interne Transport endet am • Bedarfsgesteuerte Kommissionierung von KLT Warenkörben Supermarkt. Das Bereitstellen der Teile im Suendproduktspezifischen Lagereinheit (HU) GLT permarkt ist Teil des nachgelagerten Prozesses. • Bedarfsgesteuerte von TeiBehälter Sequenzierung Gebinde Das Bereitstellen der Teile am Verbauort ist Teil len beiinterne Einlagerung nein bei Auslagerung derVereinzelung Materialbereitstellung. Der Trans- • Verbrauchsgesteuerter Materialnachschub port endet demnach am Verbauort. für die Montagelinie Lagerung auf Lagerart Bodenlagerung Regallagerung • Vereinzelung von KLT-Gebinden Fördermitteln Kostenbestandteile des internen Transports Versorgungskonzepte in der Zulieferindustrie unter Total Cost of sind: Kostenbestandteile des Supermarkts sind: Ownership-Aspekten • Handlingkosten: Kostentreiber dafür ist die • Handlingkosten: Ermittlung analog zur MaBild 3: Merkmalsausprägungen Lagerung Anzahl transportierter HU. Als Bezugsgröterialbereitstellung. Als Bezugsgröße dient Teil 2: Analyse und Bewertung der Logistikprozesse – Abbildungen ße dient der Zeitbedarf für den internen die Handlingzeit für die MaterialbereitTransport (Handlingzeit) je HU. Er ist insbestellung im Supermarkt je Teilefamilie. Zur sondere von den folgenden Parametern abBerechnung der Kosten für die operative hängig: Anzahl der Quellen und Senken, AnDurchführung der Supermarkt-Aufgaben zahl HU je Transportvorgang, Anzahl unterwird als Bezugsgröße die Handlingzeit je schiedlicher Teilefamilien je TransportvorLogistikauftrag angesetzt. Als LogistikaufMerkmale Ausprägungen gang, Transportmittel und Transportstrecke. trag ist die Durchführung einer der o. g. Anordnungdieser der Parameter unterscheidet Aufgrund Hauptaufgaben mit einem jeweils zu desortenrein sequenziert Teile sich die Handlingzeit für jeden spezifischen finierenden Start- und Endpunkt (Quelle Anwendungsfall und muss daher separat GLT– auf Senke), mitam derBoden Übernahme KLT-Gebinde TrailerbeginnendGLT Art der Materialbestimmt werden. des Materials bis zur Übergabe an einer Sequenzwagen/ anstellung KLT/Durchlaufregal definierten Abstellfläche, -gestellzu verstehen. Der Supermarkt Kostentreiber für diesen Teilprozess ist die Anzahl der Logistikaufträge. BildSupermarkt 1: Merkmalsausprägungen Materialbereitstellung. Ein ist ein fertigungsnahes Logis- • Flächenkosten: Sie werden ebenfalls analog tiksystem für den Umschlag von Montagemazur Materialbereitstellung berechnet. BeMerkmale Transportbehälter

GLT

Quelle Senke Transportmittel

Wareneingang Lager Schleppzug

Ausprägungen KLT Behälter Gebinde Lager Supermarkt Stapler

Supermarkt Verbauort Manuell

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Bild 2: Merkmalsausprägungen interner Transport

Merkmale

Sequenzwagen/ -gestell

Bild 2: Merkmalsausprägungen interner Transport.

Ausprägungen

Produktionsplanung und -steuerung

zugsgröße ist der Flächenbedarf des Supermarkts je Teilefamilie. • Betriebsmittelkosten: Beim Betrieb eines Supermarkts werden ebenfalls Investitionen in Betriebsmittel notwendig. Dazu zählen bspw. Regale, Bereitstelltechnik, Kommissioniersysteme (Pick-by-Light, Pick-by-Voice usw.) oder auch IT-Systeme [4]. Bezugsgröße sind die Kosten für Betriebsmittel des Supermarkts je Teilefamilie. Die Berechnung erfolgt ebenfalls analog zur Materialbereitstellung.

Lagerzeit. Kostenelemente und -bestandteile der Lagerplatzkosten sind Raum- und Flächenkosten, Kosten der Lagereinrichtungen, Kosten für das Lagerverwaltungssystem sowie Kosten für Energie und Wartung. Auch bei der Lagerhaltung bietet es sich an, Leistungskostensätze in Abhängigkeit von HU und Lagerart zu ermitteln [5]. • Zudem ist ein Sicherheits- und Produktionsbestand auf Basis der Anlieferfrequenz zu bestimmen, da die Lagerbestände über die Produktionsdauer nicht konstant sind, sondern in Abhängigkeit von der täglichen Lagerung Produktionsmenge und über die einzelnen Produktionsjahre schwanken. Aufgabe eines Lagers ist die Überbrückung • Bestandskosten: Sie werden durch die Verzeitlicher Differenzen zwischen ankommenweildauer der Materialien im Unternehmen den und abgehenden Gütern. Damit dient die beeinflusst und sind für jedes Teil gesondert Lagerung der Harmonisierung zwischen Matezu ermitteln [1]. Total Cost of Versorgungskonzepte in der Zulieferindustrie unter rialflussquellen und -senken sowie dem AusOwnership-Aspekten gleich von Bedarfsschwankungen zwischen Wareneingang Inbound- und Inhouse-Logistik. Ziel ist eine Teil 2: Versorgungssicherheit Analyse und Bewertung der Logistikprozesse – Abbildungen optimale [2]. Der Logistikprozess Wareneingang kann dem internen Materialumschlag zugeordnet werDer Logistikprozess Lagerung besteht aus den den. Er stellt die Schnittstelle zwischen Infolgenden Teilprozessen [5]: bound- und Inhouse-Logistik dar und umfasst • Einlagern der Lagereinheiten alle operativen Tätigkeiten, um durch Lieferan• Aufbewahren und Bereitstellen der Lagerten angelieferte Waren in den VerfügungsbeMerkmale Ausprägungen einheiten auf den Lagerplätzen (Lagerhal- reich des Unternehmens zu übernehmen. Dazu Anordnung der tung) gehören technische und organisatorische Täsortenrein sequenziert Teile der Lagereinheiten und Bereit- tigkeiten (Entladen, Puffern, Auspacken oder • Auslagern stellung auf einer Übergabefläche Sortieren), informatorische und KLT-Gebinde GLT auf Trailer GLT amadministrative Boden Art der MaterialFunktionen (Mengenprüfung und QualitätsSequenzwagen/ KLT/Durchlaufregal Bild 3anstellung gibt einen Überblick über die Merkmale kontrolle sowie die administrative Bearbeitung -gestell und die möglichen Ausprägungen des Logis- und IT-technische Erfassung aller Lieferungen) tikprozesses Lagerung. [2, 7]. Bild 1: Merkmalsausprägungen Materialbereitstellung.

Kostenbestandteile der Lagerung sind: Kostenbestandteile des Wareneingangs sind: • Handlingkosten: Es bietet sich in Abhän- • Handlingkosten: Sie entstehen bei der gigkeit von HU und Lagerart an, spezifische Durchführung der technischen und organiMerkmale Ausprägungen Leistungskostensätze zu ermitteln, um den satorischen Tätigkeiten des Wareneingangs. KLT Sequenzwagen/ Aufwand bei der Bestimmung dieser Kostentreiber ist die Anzahl entladener HU. Transportbehälter GLT HandBehälter Gebinde lingkosten zu minimieren. In diesen LeisAls Bezugsgröße dient hierbei-gestell die HandlingQuelle Wareneingang Lager Supermarkt tungskostensätzen spiegeln sich die Persozeit für den Wareneingang je Teilefamilie. Senke Lager Supermarkt Verbauort nal- und Betriebsmittelkosten bezogen auf Neben der Zeit für die Entladung der Teile eine HU wider. Kostentreiber für die Einumfasst die Handlingzeit auch Zeiten für die Transportmittel Schleppzug Stapler Manuell bzw. Auslagerung ist die Anzahl ein- bzw. o. g. sonstigen technischen oder organisaausgelagerter HU [5]. torischen Tätigkeiten. 2: Merkmalsausprägungen Transport • Bild Lagerplatzkosten: Sie sind voninterner HU sowie La- • Flächenkosten: Für die Annahme und Entgerart abhängig und beziehen sich auf die ladung der Transporte werden Flächen beBild 3: Merkmalsausprägungen Lagerung.

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Merkmale

Ausprägungen

Lagereinheit (HU)

GLT

Vereinzelung Lagerart

KLT Behälter

Gebinde

bei Einlagerung

nein

bei Auslagerung

Bodenlagerung

Regallagerung

Lagerung auf Fördermitteln

Bild 3: Merkmalsausprägungen Lagerung

Industrie 4.0 Management 32 (2016) 6

Produktionsplanung und -steuerung

Merkmale Transportzweck

Ausprägungen Inbound

Shuttle

Incoterms

FCA

EXW

DDP

Transportkonzept

Direkttransport

Milk-Run

Sammelgut

Bild 4: Merkmalsausprägungen externer Transport.

nötigt. Zudem ist eine festgelegte Zone des nerierenden Charakter. Unter den dispositiBild 4: Merkmalsausprägungen externer Transport Wareneingangsbereichs zur Pufferung der Teile vorzuhalten [7]. Da der Wareneingang für alle angelieferten Teile benötigt wird, ist Merkmale es schwierig, eindeutige Kostentreiber zu identifizieren. Die Flächenkosten des Mehrweg WarenArt der Verpackung eingangs werden deshalb als lmn-Kosten Quelle Wareneingang erfasst. Senke

ven Tätigkeiten werden Planungs-, Kontroll-, Informations-, Organisations- und Personalführungsaktivitäten verstanden. Dazu zählen Ausprägungen bspw. Auftragsdisposition, Auftragsverwaltung, Produktionsplanung, MaterialdispositiEinweg on, Lager Logistikplanung und Logistikleitung [5, 8]. Supermarkt Verbauort

Entsorgung Die von diesen Aktivitäten verursachten Per1:n sonalkosten werden als lmn-Kosten erfasst, da eine Kostenzurechnung über Kostentreiber Aufgabe dieses Logistikprozesses ist die räum- nicht geeignet ist. Beispiele hierfür sind die Bild 5:Überbrückung Merkmalsausprägungen Rückführung und Entsorgung liche der benötigten MaterialiKosten für Logistikleiter, Logistikplaner oder en zwischen dem Werk des Zulieferers, seinen Materialdisponent. Logistikpartnern und den Lieferanten. Er vernetzt die Aufgabenbereiche der Materialdis- Verpackung position, der Logistikdienstleister (LDL) sowie der Lieferanten [2]. Der externe Transport kann Die Verpackung begleitet die Materialien durch hinsichtlich der Merkmale Transportkonzept, die verschiedenen Logistikprozesse und dient Transportverantwortung sowie Transport- in erster Linie dem Schutz während des Transzweck unterschieden werden. Bild 4 systema- ports. Darüber hinaus hat die Verpackung die tisiert die Merkmalsausprägungen. Aufgabe, die Durchführung anderer Logistikprozesse zu erleichtern bzw. zu ermöglichen; Kosten des externen Transports stellen sie dient damit den Lager-, Transport-, ManipuFremdleistungskosten für Frachtführer bzw. lations- und Informationsfunktionen [7]. Damit Spediteure dar und können als variable Ein- sind Verpackungskosten verbunden, welche zelkosten direkt den Endprodukten zugerech- den Kostenelementen Ladungsträgerkosten Bild 6: Beispiel für Excel-Arbeitsmappe zur Analyse und Bewertung (Interner Transport) net werden. Auf die Ermittlung der Transport- bzw. Sachkosten zuzurechnen sind. kostensätze haben, ebenso wie beim internen Transport, mehrere Parameter Einfluss, u. a. In verschiedenen Standards, bspw. vom VerEntfernung, Transportgewicht, Transportkon- band der Deutschen Automobilindustrie zept und Transportvolumen, ggf. auch die In- (VDA), sind Anforderungen an die Verpackung coterms. definiert. Sie ist auf das Notwendigste zu beschränken und die Benutzung wiederverwendÜbergreifende Prozesse barer Verpackungen (Mehrwegsysteme) oder die Verwendung von stofflich wiederverwertAdministration und Disposition baren Verpackungsmaterialien (Einwegverpackungen) zu priorisieren. Für eine effiziente und wettbewerbsfähige Logistik bedarf es neben den in den vorange- Für die Ermittlung der Verpackungskosten wergangenen Abschnitten dargestellten opera- den folgende Annahmen getroffen: tiven Logistikprozessen, die den physischen • Die Verpackungskosten von EinwegverpaMaterialfluss abbilden, auch übergreifender ckungen sind bereits im Teilepreis enthalten Prozesse zur Planung, Steuerung und Kontund werden über diesen den Kostenträgern rolle. Diesen administrativen und dispositiven zugerechnet. Tätigkeiten kommt große Bedeutung zu, da • Die Berechnung der Verpackungskosten die materialflussbezogenen Prozesse zu ihrer von Mehrwegverpackungen erfolgt entweDurchführung vorgelagerter Führungs- und der über monatliche Mietkostensätze oder, Verwaltungstätigkeiten bedürfen. Adminisz. B. bei Spezialladungsträgern, über einen trative Tätigkeiten sind mit dem physischen kalkulatorischen monatlichen Kostensatz, Materialfluss in vielfältiger Weise verknüpft der die notwendigen Investitionen in Anund haben im Wesentlichen informationsgeschaffung, Reparatur, Reinigung, Ersatz und Rückgabeverhalten Externer Transport

Rückführung 1:1

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Incoterms

FCA

EXW

DDP

Transportkonzept

Direkttransport

Milk-Run

Sammelgut

Produktionsplanung und -steuerung Bild 4: Merkmalsausprägungen externer Transport

Merkmale Art der Verpackung Quelle Bild 5: Merkmalsausprägungen Rückführung und Entsorgung.

Ausprägungen Mehrweg

Einweg

Wareneingang

Lager

Supermarkt

Verbauort

Senke

Rückführung

Entsorgung

Rückgabeverhalten

1:1

1:n

Bild 5: Merkmalsausprägungen Rückführung und Entsorgung

Entsorgung über die Produktionsdauer einbezieht [2].

Logistische Dienstleistungen

Nachdem Unternehmen in der Vergangenheit bestrebt waren, möglichst viele logistische Tätigkeiten selbst durchzuführen, besteht seit längerem der Trend, einen zunehmenden Teil Beim Einsatz von Verpackungen ist auch die der Logistikleistungen an LDL zu vergeben. Frage nach deren Rückführung und Entsor- Dies trifft nicht nur auf OEM zu, sondern auch gung zu beantworten. Mehrwegverpackun- auf viele Zulieferer. Gründe für das Outsourgen werden wieder an den Lieferanten zurück- cing liegen bspw. in einer erhofften Kostenregeführt, Einwegverpackungen dagegen in der duzierung, einem möglichen besseren Service Regel beim Warenempfänger entsorgt. Dieser des LDL sowie der Konzentration auf eigene Logistikprozess wird durch die Merkmale Art Kernkompetenzen. Die Ermittlung der Kosten der Verpackung, Quelle und Senke beschrie- für extern vergebene Logistikprozesse obliegt Bild 6: Excel-Arbeitsmappe zur Analysedem und LDL. Bewertung (Interner Transport) ben, dieBeispiel in Bild 5fürdargestellt sind. Die Kosten liegen nach Angebotslegung dann als Richtpreise für Standard- und Um die Komplexität der Methodik zu reduzieren Sonderleistungen vor [5, 9]. und den Aufwand bei der Anwendung zu minimieren, werden die Kosten für die Rückführung Zusammenfassung und Entsorgung von Verpackungen nicht mit dem gleichen Detaillierungsgrad wie die ande- Die fortschreitende Digitalisierung verändert ren Logistikprozesse abgebildet. Daraus erge- industrielle Wertschöpfungsketten und erhöht ben sich einige vereinfachende Annahmen, die das Gewicht der Logistik über die gesamte bei der Ermittlung der Kosten für Rückführung Supply Chain. Kostenbetrachtungen rücken und Entsorgung heranzuziehen sind: deshalb verstärkt in den Fokus der strategi• Die Kosten für das Handling der Verpackun- schen Gestaltung von Logistikprozessen. Das gen und für den Transport von der Quelle Konzept der Total Cost of Ownership (TCO), das bis zur Senke sind in den Handlingkosten hier vorgestellt wird, erscheint geeignet, strateder anderen Prozesse berücksichtigt. gische Entscheidungen zu unterstützen. • Die Kosten für den Transport von Mehrwegverpackungen zurück an den Lieferanten In Teil 1 des Beitrags (Industrie 4.0 Managesind ebenfalls bereits in den externen Trans- ment Ausgabe 5/2016) wurden die Grundportkosten enthalten. lagen des TCO-Konzepts und die relevanten • Die Kosten für die Entsorgung von Ein- Kostenfaktoren sowie die grundlegenden wegverpackung werden nicht gesondert Ausprägungen von Versorgungskonzepten beermittelt, sondern sind in die allgemeinen handelt. Der vorliegende Teil 2 ist der Analyse Kosten des Unternehmens für Entsorgung und Bewertung der Logistikprozesse unter Tovon anderen Stoffen, wie bspw. Produkti- tal Cost of Ownership-Aspekten gewidmet. Ein onsabfällen, einbezogen. in der nächsten Ausgabe folgender dritter Teil • Für die Rückführung von Mehrwegverpa- wird die Strukturierung einer ganzheitlichen ckungen wird ein Leergutsammelplatz be- Methodik sowie ein Beispiel zur praktischen nötigt. Die damit verbundenen Flächenkos- Anwendung der Methodik umfassen. ten werden als lmn-Kosten erfasst. • Handlingkosten für die Beladung der LKW Schlüsselwörter: mit Leergut werden analog zum Warenein- Total cost of ownership (TOC), Versorgungsgang ermittelt. Als Bezugsgröße dient die konzepte in der Zulieferindustrie, LogistikkosHandlingzeit Beladung Leergut je Teilefa- ten, kosteneffiziente Gestaltung von Logistikprozessen milie. Rückführung und Entsorgung von Verpackungen

Literatur [1] Schneider, M.: Logistikplanung in der Automobilindustrie – Konzeption eines Instruments zur Unterstützung der taktischen Logistikplanung vor „Start-of-Production“ im Rahmen der Digitalen Fabrik. Wiesbaden 2008. [2] Klug, F.: Logistikmanagement in der Automobilindustrie – Grundlagen der Logistik im Automobilbau. Heidelberg 2010. [3] Klenk, E.: Vom Soll-Wertstrom zur Umsetzung – Auslegungsverfahren zur Ausgestaltung und Dimensionierung logistischer Prozessbausteine am Beispiel Produktionssupermarkt. In: Günthner, W. A.; Boppert, J. (Hrsg): Lean Logistics – Methodisches Vorgehen und praktische Anwendung in der Automobilindustrie. Berlin 2013, S. 163175. [4] Hompel, M. ten; Sadowsky, V.; Beck, M.: Kommissionierung – Materialflusssysteme 2 – Planung und Berechnung der Kommissionierung in der Logistik. Berlin Heidelberg 2011. [5] Gudehus, T.: Logistik – Grundlagen – Strategien – Anwendungen. Berlin Heidelberg 2010. [6] Hompel, M. ten; Schmidt, T.; Nagel, L.: Materialflusssysteme – Förder- und Lagertechnik, 3. Auflage. Berlin u. a. 2007. [7] Bräkling, E.; Lux, J.; Oidtmann, K.: Logistikmanagement – Mit Logistik-Power schnell, schlank und fehlerfrei liefern. Wiesbaden 2014. [8] Weber, J.: Logistikkostenrechnung – Kosten-, Leistungsund Erlösinformationen zur erfolgsorientierten Steuerung der Logistik, 3. Auflage. Berlin 2012. [9] Weber, J.; Wallenburg, C. M.: Logistik- und Supply Chain Controlling, 6. Auflage. Stuttgart 2010.

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