Vergleich von zwei Weidesystemen mit Ziegen Dauerweide (Kurzrasenweide) Koppelweide

Vergleich von zwei Weidesystemen mit Ziegen Dauerweide (Kurzrasenweide) – Koppelweide Dieser Versuch wurde durchgeführt, um die Vorteile, die Zwänge, ...
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Vergleich von zwei Weidesystemen mit Ziegen Dauerweide (Kurzrasenweide) – Koppelweide Dieser Versuch wurde durchgeführt, um die Vorteile, die Zwänge, und die begrenzenden Faktoren zweier Weidesysteme mit Ziegen herauszufinden: - Die Wechselweide (Koppelweide) - Die Dauerweide (Kurzrasenweide) Beide Weidesysteme wurden gleichzeitig auf der Versuchsstation für Ziegen von Pradel im Laufe der Frühjahre 1996 und 1997 getestet. Wiederholung und Definition der Systeme: - Weideintensität: Anzahl der Tiere zu einem bestimmten Zeitpunkt /Größe der Weidefläche - Koppelweide: Die Weideintensität ist hoch: in unserem Fall 140 bis 260 Ziegen je Hektar (60 Ziegen auf Koppeln mit einer Größe von 0,21 bis 0,45 ha). Man wechselt ab zwischen einer kurzen Weideperiode (ein bis vier Tage je Koppel) und einer variablen Ruhepause, in der das Gras nachwächst (zwischen 15 und 30 Tagen ungefähr). Die Herde weidet auf einer wechselnden Anzahl von Koppeln, je nach Stärke des Grasaufwuchses (zwischen 7 und 14 Koppeln in unserem Fall) - Kurzrasenweide: Die Weideintensität ist gering, da der Herde nur wenige, große Koppeln zur Verfügung gestellt werden: 35 bis 60 Ziegen je Hektar (das bedeutet bei uns 60 Ziegen, die drei Koppeln mit einer Größe zwischen 1 und 1,7 ha nutzen). Die Ziegen sind dauerhaft auf der gleichen Koppel oder jeden zweiten Tag und regulieren den Grasaufwuchs. Es gibt für die Koppel keine Ruhepause, das Ziel ist ein kurzer Rasen. Die geringe Menge an Gras je Quadratmeter wird durch die Verfügbarkeit einer großen Fläche ausgeglichen.

Material und Methoden 120 Ziegen im Alter von ein bis sieben Jahren wurden in zwei Gruppen je 60 Ziegen aufgeteilt. 13 Koppeln mit Grasbeständen aus Deutschem Weidelgras, Bastard-Weidelgras, Knaulgras, Wiesenschwingel wurden mit den Tieren der Gruppe Koppelweide genutzt. Ihre Größe betrug zwischen 0,21 und 0,45 Hektar. 3 Koppeln mit einer Größe von 0,9 bis 1,7ha wurden mit der Gruppe Kurzrasenweide genutzt. Die botanische Zusammenstellung war die gleiche wie bei der Gruppe Koppelweide. Folgende Messungen wurden regelmäßig auf den Koppeln durchgeführt: - Koppelweide: • Höhe des Aufwuchses bei Weidebeginn und bei Weideende • Ernte und Wiegen von Proben des Aufwuchses um den Ertrag bei Weidebeginn festzustellen - Kurzrasenweide: • Wöchentliche Messung des Aufwuchses auf allen Parzellen Die Milchproduktion wurde täglich durch die Messung der Tankmenge jeder Gruppe kontrolliert.

Eine wöchentliche Milchkontrolle hat den genauen Vergleich der beiden Verfahrensweisen ermöglicht. Alle Maßnahmen auf den Weiden und die geernteten Heumengen wurden dokumentiert.

Ergebnisse

Koppelweide Kurzrasenweide

1996 Dauer (Tage) 91

Milch (kg) 3,87 3,83

Fett (%) 3,42 3,46

Eiweiß (%) 3,18 3,18

1997 Dauer (Tage) 112

Milch (kg) 4,23 4,19

Fett (%) 3,40 3,44

Eiweiß (%) 3,17 3,19

Man stellt fest, dass die Ergebnisse bei beiden Vorgehensweisen identisch sind, mit dem Wissen, dass beide Gruppen gleich zusammengesetzt sind. Es wurde kein signifikanter Unterschied bei der Milchmenge und deren Zusammensetzung festgestellt. Futtererträge: Die Menge des konservierten Futters war bei der Gruppe Koppelweide aus zwei Gründen deutlich größer (+10-20%): 1. Bei der Gruppe Koppelweide wurde eine größere Fläche gemäht 2. Der Zeitpunkt der Ernte war bei der Koppelweide deutlich später Die Entscheidungen zur Ernte wurden in Bezug auf die Qualität des nächsten Futteraufwuchses getroffen und nicht, um mehr Futter zu konservieren. Qualität des Futteraufwuchses Die Beobachtung der Milchproduktion (tägliche Milchmenge im Tank) zeigt eine geringere tägliche Schwankung für die Gruppe Kurzrasenweide: die negative Auswirkung von Grasarten wie Knaulgras und Wiesenschwingel im Verhältnis zu den Weidelgräsern aufgrund des Wechsels der Parzellen ist weniger sichtbar. Um die Futteraufnahme der Ziegen zu optimieren, können wir die folgenden Punkte festhalten: - Zu hohes Gras (>15cm) verleitet die Ziegen zur maximalen Selektion und ergibt einen mittelmäßigen nächsten Aufwuchs. - Zu niedriges Gras (< 6/7cm) ist durch die geringe Menge an angebotener Trockenmasse der Futteraufnahme eher abträglich, vor allem bei der Koppelweide - Eine Höhe von 7-14cm scheint günstig für die Verdauung zu sein, ab dem Moment wenn der Aufwuchs blättrig wird. Dies macht es bei beiden Systemen notwendig, ausreichend Fläche aus der Weide zu nehmen, vor allem zum Zeitpunkt des größten Zuwachses. Arbeitsbedarf 1. Die Weidehaltung benötigt eine permanente Beobachtung des Zustandes der Weideflächen, man darf demnach die nötige Zeit für diese „Arbeit“ nicht unterschätzen. 2. Die Überwachung scheint bei der Kurzrasenweide einfacher zu sein, aufgrund der geringeren Anzahl an Koppeln, dazu mehr Flexibilität und weniger Kosten beim Zaunbau.

Parasiten Wir haben bei beiden Systemen keine Auswirkungen auf die Menge der Wurmausscheidungen beobachtet. Im Allgemeinen muss man wachsam gegenüber einer explosionsartigen Vermehrung der Parasiten bleiben (Klinische Anzeichen bei den Tieren und/oder unerklärlicher Rückgang der Milchproduktion).

Kurzrasenweide Wie für die Gruppe Koppelweide ist auch hier die Überwachung der Aufwuchshöhe der verschiedenen Weideflächen einer der entscheidenden Punkte. Eine häufige Beobachtung der Koppeln hilft dabei, zu sehen ob die Höhe des Aufwuchses auf allen Koppeln trotz der Beweidung wächst. In diesem Fall muss die Fläche angepasst werden. Diese Entscheidung muss sehr früh getroffen werden. Einige Tage, nachdem man eine Fläche oder einen Teil davon aus der Beweidung genommen hat, schaut man, ob die Höhe des Grases nicht zu schnell abnimmt. Es ist besser, wieder Fläche zuzugeben bevor die Weide überweidet ist. Man kann diese Nutzung mit dem folgenden Beispiel illustrieren: • 21-28.03.96: RGH die Höhe des Aufwuchses hat um 1,2cm zugenomen RGA und Knaulgras sind auf dem Stand geblieben, das Wachstum hat noch nicht begonnen Weide nur auf RGH mit Zufütterung von Heu •

25.-30.04.96 Höhe des Aufwuchses Bastard-Weidelgras Dt. Weidelgras Knaulgras

Anfang des Zeitraums 10,5 cm 7,5 cm 8,2 cm

Ende des Zeitraums 14,5 cm 12 cm 11,8 cm

Das komplette RGH wird ab 1.5. aus der Beweidung genommen: Man sieht, dass der Aufwuchs zu diesem Zeitpunkt sehr stark ist, die 60 Ziegen sind auf 4,2 Hektar überfordert, 2,5 ha RGA und DACTYLE sind ausreichend, der überschüssige Aufwuchs wird als Heu geerntet. •

01.5.-07.06.96 Höhe des Aufwuchses Dt. Weidelgras Knaulgras

Anfang des Zeitraums 11 cm 10 cm

Ende des Zeitraums 12 cm 13 cm

Über den gesamten Zeitraum bleibt die Höhe des Aufwuchses innerhalb der akzeptablen Werte. Die Anpassung zwischen nachwachsendem Gras und Futteraufnahme durch die Ziegen ist gut. Beibehaltung der beiden Weideflächen während des gesamten Zeitraumes: Die Aufwuchshöhe wird „beherrscht“. • 07.-25.06.96 Das Gras auf der Fläche mit Bastardweidelgras, die zuvor gemäht wurde, ist wieder gewachsen, sie wird wieder in die Planung miteinbezogen, die anderen

Grasbestände werden aus der Beweidung genommen und gemäht. Die gleichzeitige Nutzung von Wiesen und Kleegrasbeständen erlaubt es, die nachlassenden Nährstoffgehalte der Gräser zu Ende des Frühjahrs auszugleichen.

Koppelweide Im Fall der Kurzrasenweide versucht man, eine richtige und gleichmäßige Höhe des Aufwuchses beizubehalten (8-10 cm). Bei der Koppelweide kann man einen höheren Aufwuchs hinnehmen (10-14 cm). Jedoch muss man daran denken, im Frühjahr rechtzeitig Flächen aus der Beweidung zu nehmen. Wenn man dies nicht tut, wird man durch den immer stärkeren Aufwuchs mehr Tage auf einer Koppel verbringen, was es mit sich bringt, dass die nächste noch mehr Zeit zum Wachsen hat und so weiter. Man wird sich mit sehr hohem Gras wiederfinden, das wenig appetitanregend ist und viel Futterreste mit sich bringt. Wenn man im Gegensatz dazu den Aufwuchs im Voraus richtig abschätzt, dann entscheidet man, diese oder jene Koppel nicht mehr zu beweiden. Diese Entscheidung muss im Vollfrühling umso schneller getroffen werden, wenn das Gras am schnellsten wächst. Man kann sich als Ziel vornehmen, für 10 Tage Weide im Voraus Gras stehen zu lassen, zusätzlich zur in diesem Moment beweideten Koppel, der Rest wird gemäht. Wenn man am Anfang vom Frühjahr oder vor allem gegen dessen Ende immer öfters auf die gleiche Koppel kommt, muss man dagegen der Herde zusätzliche Flächen zur Verfügung stellen oder eine Mahlzeit Heu zugeben. Die Visualisierung eines Weideplans kann dies klarer darstellen: Koppeln 1 2 3 4 5

Der Abstand ist gleichmäßig. GUTE NUTZUNG

Koppeln 1 2 3 4 5 Der Aufwuchs ist reichhaltiger: Die Herde bleibt länger auf der Koppel. Die Abstände zwischen zwei Beweidungen werden größer, die genutzte Fläche muss reduziert werden, Koppeln gemäht werden, wenn dies nicht der Fall ist, werden die Bestandshöhen bei Weidebeginn zu hoch, es kommt zu Futterverschwendung.

Die Ziegen verbringen immer weniger Zeit auf einer Koppel. Die Abstände werden geringer.

Koppeln 1 2 3 4 5

Wenn sich das Wachstum sehr verlangsamt, wird es notwendig, zusätzliche Flächen in die Beweidung zu nehmen oder im Stall als Puffer zuzufüttern.

Schlussfolgerung Der Vergleich der zwei verschiedenen Weidesysteme (Koppel- und Kurzrasenweide) gibt uns die gleichen Informationen wie bei den anderen Tierarten, sprich eine gleichwertige Produktion. Wenn die grundsätzlichen Strukturen es erlauben, hat der Wechsel von der Koppelweide zur Kurzrasenweide einen nicht vernachlässigbaren Einfluss auf den Arbeitsbedarf (leichtere Kontrolle des Grasaufwuchses, geringerer zeitlicher und finanzieller Aufwand für Zaunbau und Treibgänge). Das Beherrschen des Grasaufwuchses ist wichtiger als die jeweilig genutzte Weidetechnik. Quelle: PEP Rhone-Alpes, DOMAINE DU PRADEL, 07170 MIRABEL http://www.pep.chambagri.fr/caprins-accueil Übersetzung : Rolf Seim