Vereinbarkeit von Beruf und Pflege eine individuelle und betriebliche Herausforderung

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege eine individuelle und betriebliche Herausforderung IHK Kassel / Stiftung ProAlter“, 24. April 2012 Lucie Perrot, be...
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Vereinbarkeit von Beruf und Pflege eine individuelle und betriebliche Herausforderung IHK Kassel / Stiftung ProAlter“, 24. April 2012 Lucie Perrot, berufundfamilie gGmbH

„Pflegequiz“

Welche Bevölkerungsgruppe ist heute größer? x Die Gruppe der Pflegebedürftige Die Gruppe der Kinder unter drei Jahren Um wie viel Prozent wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 ansteigen? um ca. 30 Prozent um ca. 35 Prozent x um ca. 40 Prozent

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Schon heute mehr Pflegebedürftige als Kinder unter 3 Jahren

Quelle: Statistisches Bundesamt: Demographischer Wandel in Deutschland, Heft 2, Wiesbaden 2010; Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe, Modellrechnungen für das Jahr 2013, Wiesbaden 2009, Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 2009, (Variante 1-W1); eigene Berechnungen

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Anzahl der älteren Menschen nimmt kontinuierlich zu

Quelle: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 2009, http://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide, (Variante 1-W1)

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Anzahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2030 nahezu auf der gleichen Höhe wie Anzahl der Kinder unter 6 Jahren

Quelle: Statistisches Bundesamt: Demographischer Wandel in Deutschland, Heft 2, Wiesbaden 2010; Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe, Modellrechnungen für das Jahr 2013, Wiesbaden 2009, Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2060, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 2009, (Variante 1-W1); eigene Berechnungen

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„Pflegequiz“

Wie groß ist der Anteil der Pflegebedürftigen, die in einem Pflegeheim versorgt werden? 20 Prozent x 30 Prozent 40 Prozent Welcher Anteil der Pflegebedürftigen wird zu Hause allein durch Angehörige versorgt? 26 Prozent 36 Prozent x 46 Prozent

Pflege wird überwiegend von Angehörigen geleistet

70 Prozent

30 Prozent

der Pflegebedürftigen werden zu Hause durch Angehörige betreut

der Pflegebedürftigen werden in Pflegeeinrichtungen betreut

46 Prozent der Pflegebedürftigen werden nur von Angehörigen gepflegt

24 Prozent der pflegenden Angehörigen erhalten Unterstützung durch ambulante Pflegedienste

Quelle: Statistisches Bundesamt

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„Pflegequiz“

Wie viele Pflegepersonen waren Ende der 90er Jahre nicht berufstätig? 50 Prozent x 60 Prozent 70 Prozent Wie viele Pflegende sind heute nicht berufstätig? x 46 Prozent 56 Prozent 66 Prozent

Immer mehr Personen müssen Beruf und Pflege vereinbaren, Tendenz steigend

Quelle: Universität Hamburg, AOK-Trendbericht

„Pflegequiz“

Wie viele Pflegebedürftige müssen 10 und mehr Jahre gepflegt werden? 7 Prozent x 17 Prozent 27 Prozent

Die Dauer der Pflege nimmt zu

Quelle: Statistisches Bundesamt: Demographischer Wandel in Deutschland, Heft 2, Wiesbaden 2010

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Pflegesensible Personalpolitik – der Alltag in deutschen Unternehmen

• Die berufundfamilie gGmbH führte gemeinsam mit der GfK im Oktober 2011 eine repräsentative Online-Befragung deutscher Unternehmen durch.

• Mit Hilfe dieser Umfrage sollte beantwortet werden, in welchem Maße die Arbeitgeber das Thema „Beruf und Pflege“ überhaupt als notwendiges betriebliches Handlungsfeld erkannt haben, welche betrieblichen Angebote für möglich gehalten werden und wo die Hindernisse für ein stärkeres Engagement liegen.

Studienüberblick

Zielgruppe:

Personalentscheider wie z.B. Vorstand, Inhaber, Geschäftsführer, Abteilungsleiter, etc.

Land:

Deutschland (bundesweite Befragung)

Methode:

Online (Panel) Befragung

Stichprobe:

Gesamt: n=500 - Kleine Unternehmen (bis 49 Mitarbeiter): n=220 - Mittlere Unternehmen (50-499 Mitarbeiter): n=116 - Große Unternehmen (ab 500 Mitarbeiter): n=164

Fragebogen:

Länge: ca. 3-5 Minuten inkl. einer offenen Frage

Befragungszeitraum:

11. – 19. Oktober 2011

Durchgeführt von:

GfK Marktforschung, Nürnberg

Inhalte der Befragung



Frage 1: „Haben Sie sich in Ihrem Unternehmen schon mit dem Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ beschäftigt und kennen Sie betriebliche Angebote und Maßnahmen zu diesem Thema?“



Frage 2: „Inwieweit ist es Ihrer Meinung nach die Aufgabe der Arbeitgeber, durch betriebliche Angebote für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu sorgen?“



Frage 3: „Was könnten Ihrer Meinung nach die Gründe für Arbeitgeber sein, sich nicht stärker in diesem Themenfeld zu engagieren und keine betrieblichen Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu machen?“



Statistik: Position im Unternehmen, Anzahl der Mitarbeiter, Bundesland, Branche

Hauptergebnisse der Umfrage

• 62 Prozent haben sich bislang noch nicht mit dem Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ beschäftigt.

• 71 Prozent können keine betrieblichen Maßnahmen zum Thema benennen. • 30 Prozent der Arbeitgeber sehen sich selbst nicht in der Verantwortung, stattdessen sehen sie diese bei den betroffenen Familien oder dem Staat.

• 85 Prozent halten betriebliche Angebote für zu organisations-intensiv, 80 Prozent für zu kostenintensiv.

• 83 Prozent geben an, dass sie in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege bis jetzt nicht aktiv waren, weil es an Umsetzungshilfen und Praxistipps für den Einstieg in das Thema mangelt.

Was haben Unternehmen von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf?

Je schneller Beschäftigte durch kompetente Beratung und Information tragfähige Pflegearrangements finden, desto eher und unbelasteter können sie sich neben der Pflege auf ihre Berufstätigkeit konzentrieren.

Unterschiede zwischen Pflegeanforderungen und Kinderbetreuung sind nicht zu vernachlässigen

• weniger planbar (Beginn, Dauer, Intensität) • höhere psychische Belastung • Tabuisierung des Themas • hoher Informationsbedarf für pflegenden Angehörige

Typische Problemlagen im Alltag pflegender Beschäftigter • Informationsdefizite / -suche zum Thema „Pflege“ • Selbstzweifel „Mache ich alles richtig?“ • Kleine Verzögerungen können den Ablauf des straff organisierten Alltags durcheinander bringen • Kaum planbare Erholungsphasen • Professionelle Hilfen oft erst nach Überschreiten eigener Belastungsgrenzen (Burnout-Syndrom) • Druck, eigene Zukunftspläne ständig anpassen zu müssen • Leistungen der Pflegeversicherung (SGB XI) reichen häufig nicht aus • Finanzielle Reserven werden über die Zeit knapper

Pflegesensible Personalpolitik kann mit über 130 Maßnahmen aus 12 Handlungsfeldern gestaltet werden 1. Ermittlung des eigenen Bedarfs 2. Information- und Kommunikation 3. Beratung für Pflegende 4. Arbeitszeitflexibilisierung 5. Arbeitsort 6. Arbeitsorganisation 7. Gesundheitsfördernde Maßnahmen für Pflegende 8. Pflegesensible Führung 9. Personalentwicklung 10. Qualifizierung der Belegschaft: „Fit für Pflege“ 11. Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen 12. Service für Familien

Pflegesensible Personalpolitik: weg von Einzelmaßnahmen – hin zum systematischen Ansatz • Viele Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung können (mit Modifikationen) auch für die Erleichterung der Pflege älterer Angehöriger angewandt werden • Wesentlich ist Aufklärung und Enttabuisierung auf allen Ebenen • Erste Hilfestellungen können durch gebündelte Informationen und mehr Zeitsouveränität der Beschäftigten geleistet werden • Nachhaltigkeit entsteht durch Maßnahmen, die Pflegende entlasten und leistungsfähig halten • Betriebsspezifika und individuellen Pflegearrangements müssen berücksichtigt werden • Ohne Geduld und Durchhaltevermögen wird es nicht gehen

Der Stufenplan Beruf und Pflege

In vier Schritten zu einer pflegesensiblen Personalpolitik

1: Aufklären und enttabuisieren 2: Erste Hilfestellung bieten 3: Leistungsfähigkeit erhalten 4: Pflegesensible Unternehmenskultur leben

Investieren Sie in den Dialog und die Kultur – das stärkt das Leistungsangebot

Leistung

Dialog

Kultur

berufundfamilie Friedrichstr. 34

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