Vater sein!
Mancher Mann ist geneigt zu vergessen, dass das beste Angebot, das er seinen Kindern machen kann, er selbst ist! HENRY NEUMANN Als ich dieses Zitat zum ersten Mal las, berührte es mich sofort direkt in meinem Herzen. Durch meine eigene Biografie, meinem mittlerweile achtjährigen Sohn und den damit zusammenhängenden Herausforderungen als Vater drängten sich in mir Kernfragen zum Vater Sein auf. Als ich vor ein paar Jahren kurz vor dem Abschluss meiner Prüfung zum CoreDynamik-‐Therapeuten stand und wir alle ein Abschlussprojekt erstellen und durchführen mussten, wählte ich das Thema “CoreDynamische Elemente in der Mann, Vater, Sohn/Kind -‐ Arbeit“ und arbeitete zusammen mit einem befreundeten CoreDynamiker ein Konzept zu einem dreitägigen Vater-‐Sohn-‐ Erlebniswochenende aus. Das Thema Mann/Vater-‐sein sollte sich dem Teilnehmer auf sechs verschiedenen Tiefungsebenen zeigen und für ihn erlebbar werden. Ich wurde inspiriert durch Vater-‐Kind-‐ Wochenenden mit meinem Sohn in einer Gruppe mit vielen Vätern und ihren Söhnen. Es waren viele schöne freizeitpädagogische Erlebnisse, und die Kinder verbrachten viel Zeit mit ihren Vätern. Das war gut und wertvoll, doch fehlte mir etwas dabei. Ich entwickelte meinen eigenen Weg für diese Arbeit und fasste damals den Entschluss solche Wochenenden anzubieten. Hierüber werde ich im Folgenden berichten.
Seit drei Jahren biete ich nun schon Vater-‐Sohn und Vater-‐Kind Erlebniswochenenden (Söhne und Töchter) für Väter mit ihren Kindern im Alter von ca. 5 – 12 Jahren an. Viel persönlicher Einsatz ist in diese Arbeit geflossen! Warum ist der Vater für die gesunde Entwicklung eines Kindes so wichtig? Neben der Mutter-‐Kind Dyade (Das innere Bild der guten Mutter in sich tragend), der Objektkonstanz zur Mutter (Margit Mahler)und der Bindungssicherheit, die in den ersten zwei Lebensjahren als sogenanntes Urvertrauen den essentiellen Umgang mit Trennung prägt (John Bolby) kommt auch dem Vater eine große Bedeutung für die psychische Entwicklung eines Kindes zu. Der Vater als dritte Kraft (Triangulierung) hilft dem Kind unter anderem als „entwicklungsfördernder Störenfried“ bei seiner weiteren Entwicklung maßgebend. Er stört sozusagen die symbiotischen Beziehungstendenzen zwischen Mutter und Kind indem er sich „einmischt“. Dies setzt trianguläre Kompetenz bei beiden Elternteilen voraus und die Entwicklung von der Zweier-‐ Paarbeziehungskonstellation zur Dreier-‐Elternschaftskonstellation geht nicht ohne Konflikte ab. Triangulierung findet auf verschiedenen Ebenen statt, und gerade die immer höhere Zahl der alleinerziehenden Mütter macht hier einen neuen, unserem Zeitalter gemäßen kreativen Umgang mit dieser Thematik nötig. Bei einer stärkeren oder gänzlichen Abwesenheit des Vaters können dann zu einem gewissenTeil Institutionen, etc. oder ein vertrauensvoller Mann, der mit der Mutter in gutem Kontakt steht, mit dem Kind in einen lebendigen, ermutigenden und inspirierenden Kontakt treten. Denn gerade bei Jungen, die nur mit ihren Müttern, ohne Anregung der Väter aufwachsen, macht sich eine spürbare Omnipotenz und Härteentwicklung breit. Und leider hat jeder zweite Trennungsvater nach zwei Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Kind. Wofür brauchen die Kinder denn nun eigentlich den Vater? -‐ Er unterstützt die Autonomieentwicklung des Kindes -‐ Er ist entwicklungsfördernder Störenfried (bezüglich der Mutter-‐Kind-‐Dyade)
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Er aktiviert mit seiner ganz eigenen männlichen Art des Spiels das Kind, und begrenzt es dann auch wieder Das Vater-‐Kind-‐ Spiel ist bei Söhnen aktiver ausgeprägt als bei Töchtern Er leitet dadurch einen Wechsel vom ruhigen abgestimmten Spiel mit der Mutter ein Er hilft dem Kind eigene Aggression zu entwickeln , aber auch zu begrenzen Er fördert kognitive und emotionale Entwicklung auf männliche Art Die Tochter kann sich von der Gleichheit der Mutter befreien Der Sohn kann sich im Vater spiegeln, identifizieren und sich mit ihm reiben Der Vater vermittelt aber auch mütterliche Qualitäten Das Störungsbild ADHS zeigt sich bei 50 – 70% der vaterlosen Kinder Schaubild einer positiven Väterlichkeit Die Vaterpyramide
Auf dem Fundament (Zuneigung, Vertrauen, gemeinsame Zeit, verlässliche Grenzen, Stolz) bauen die übrigen Faktoren auf. Ganz oben an der Spitze der Vaterpyramide steht der Segen des Vaters beim Aufbruch des nun erwachsenen Kindes in die Welt. So entwickelt es sich aus der Abhängigkeit eines Kindes in die Unabhängigkeit eines Erwachsenen. Dafür bedarf es grundsätzlich einer guten Teamarbeit zwischen Vater und Mutter. Ausgangslage Jungen und junge Männer wachsen immer häufiger ohne männliche Bezugspersonen auf. Der psychische und seelische Hunger nach männlicher Identität, nach Männern, Vätern, die greifbar, spürbar und erlebbar sind, erschöpft sich jedoch nicht selten in stereotypen Männlichkeitsklischees, die nur ein Abbild, eine Reduzierung dessen sind, was möglich sein könnte. Väter wollen größtenteils ihre Verantwortung für ihre Söhne (Kinder) übernehmen und stehen nicht selten im Spannungsfeld eines sich wandelnden männlichen Selbstverständnisses. Ihre persönliche Geschichte, gesellschaftliche Erwartungen, Einschränkungen und Normierungen sind für die notwendige „Versöhnung mit dem eigenen Vater“ und dem Sohn sowie der männlichen Weiterentwicklung mit Herz, Vision, Tat und Verstand oftmals hinderlich. Ich habe mir unter anderem zur Aufgabe, gemacht die individuelle und gesellschaftliche Qualität der Vater-‐Sohn Beziehung nicht länger und ausschließlich an alte Erfahrungsmuster zu binden, sondern vielmehr mit Herz, Vision, Tat und Verstand Möglichkeiten einer lebendigen und wertschätzenden Begegnung zwischen Vätern und Söhnen erfahrbar zu machen. Der wichtigste nachwachsende „Rohstoff“ unseres Landes ist die Begeisterung junger Menschen am Entdecken und Gestalten. Bisher gab es immer genügend junge Leute, die sich als kluge Erfinder und Tüftler, als hochmotivierte Wissenschaftler, als kreative Unternehmer und Künstler, als engagierte, verantwortungsbewusste Mitarbeiter auf den Weg machten. Seit einigen Jahren aber entwickeln sich rückläufige Tendenzen. Die Lust am Lernen, am Entdecken und Gestalten geht immer mehr Jugendlichen verloren. Weniger den Mädchen, aber dafür umso besorgniserregender den Jungen. In
weiterführenden Schulen und an Universitäten ist der Anteil männlicher Absolventen inzwischen weit unter 50 Prozent gesunken. Die Wirtschaft klagt über einen Mangel an engagiertem und kompetentem Fachkräftenachwuchs. Auch hier fehlen vor allem entsprechend qualifizierte junge Männer. Zu viele Jungen verlassen die Schule ohne Abschluss, zu viele verlieren die Lust am Lernen, zu viele scheitern bei der Berufsausbildung. Es scheint so, als seien vor allem die Jungen dem Anpassungsdruck und den Veränderungsprozessen unserer Gesellschaft nicht gewachsen. Ihre Frustration entlädt sich dann allzu leicht als destruktive Mischung aus Verletztheit, Groll, Wut und Hass. So kommt aber kein Junge zur Welt .Kleine Jungen haben Ideen, sind neugierig und wollen sich ausprobieren. Wenn es gut für sie läuft, treffen sie auf Menschen wie Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Tante und Onkel, Freunde, Lehrer, Trainer, die ihrem Leben eine Richtung geben, sie ermutigen und ihnen Raum schenken, um Erfahrungen zu machen. Nicht wenige Jungen können jedoch nicht mehr auf solche Unterstützung zählen. Männliche Verwandte und Freunde fühlen sich kaum noch verantwortlich oder sind überfordert. Sie haben mit sich zu tun, denn zwischen den alten tradierten Rollenbildern und dem, was sie als Mann von der Zukunft erwarten können, klafft ein großer Graben. Es scheint, als würden sich manche Väter und Söhne von der Last ihrer Konflikte, der sich wie ein roter Faden durch die Generationen zieht, nicht mehr erholen können. Diese Irritation wird zu häufig noch als Rückzug oder Zementierung ihres männlichen Status verwendet statt als Chance, das männliche Selbstverständnis zu verändern. So fehlen nicht nur in Kindergärten und Schulen männliche Bezugspersonen, sondern auch dort, wo Männer sind, ist der Ton, den sie anschlagen, eher geprägt von Leistung, Druck und Unterordnung als von Wertschätzung, Achtung und Unterstützung Vater-‐Sohn Erlebniswochenende Es gibt eine Vielzahl von Förder-‐ und Hilfsprogrammen, von Initiativen, Aktivitäten und Modellversuchen, die zum Teil mit hohem finanziellen Aufwand versuchen, die negativen Folgen fehlgeleiteter Entwicklungen bei Jungen und jungen Männern zu vermeiden oder abzuschwächen. Die Erfolge solcher Programme sind nicht immer nachhaltig genug. Nicht selten wird zu viel gefördert, zu viel gefordert, zu viel belehrt und aufgeklärt, zu wenig eingeladen, ermutigt und inspiriert, zu wenig die Haltungen und Einstellungen der Jugendlichen in den Blick genommen, kein gemeinsamer Geist geweckt. Ich möchte mit den Vater-‐Sohn/Kind Erlebniswochenenden für Familienväter, Wochenendväter, Trennungsväter, alleinerziehende Väter und Stiefväter hauptsächlich einladen, ermutigen und inspirieren. Aussteigen aus dem Alltagsstress und sich bewusst Zeit nehmen für intensive neue Erfahrungen zwischen Vater und Sohn/Tochter, auch in der Gemeinschaft mit anderen Vätern und ihren Kindern. Ablauf eines Vater-‐Sohn Erlebniswochenendes (Sommer 2010) Bereits im Vorfeld bekommen die teilnehmenden Väter eine Teilnehmer-‐, Mitbringliste und eine Einladung zum bevorstehenden Wochenende. In der Einladung gibt es neben organisatorischen Dingen auch einige Fragen zur Einstimmung. Z.B.: • Was heißt für mich eigentlich Vater sein, und was verstehe ich darunter? In Bezug auf den Sohn: • Was kann er wirklich gut, und was sind seine Stärken und Fähigkeiten? • Was sind seine momentanen Herausforderungen und vor welchen Entwicklungsschritt könnte er gerade stehen? Die Erfahrungen der Männer mit ihren eigenen Vätern prägen mehr oder weniger bewusst nachhaltig ihr Verhalten zu ihren eigenen Kindern. Durch das Vervollständigen von Sätzen wie: • Mein Vater hat immer…………………….. • Mein Vater hat selten/nie………………. findet bereits eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater statt. Am Freitagnachmittag reisen die Väter mit Ihren Kindern an. Inmitten freier Natur, angrenzend an Wäldern und Wiesen auf dem wunderbaren Gelände des Orbes-‐ Zentrum bei Nidda treffen wir uns. Erstes Kennenlernen bei Kaffee/Kakao und Kuchen. Es gibt auch viel Platz zum Rumtollen nach der teilweisen langen Anreise. Erste Aufgaben werden verteilt. Das Camp wird aufgebaut und eingerichtet. Es entsteht ein Indianer-‐Tipi-‐Dorf. Es gibt mehrere 5 Meter breite Tipis, in denen jeweils zwei Väter mit Ihren Kindern übernachten. Das große 8 Meter breite Versammlungstipi und das kleinere feststehende Holztipi stehen bereits.
Die Vorstellungsrunde im Versammlungstipi mit einem indianischen Redestab, in der jeder Vater was Tolles über seinen Sohn sagt, ist für viele etwas ungewöhnlich. Aber erstaunlich, wie ruhig und konzentriert 6-‐ jährige Kinder eine Stunde sitzen und zuhören können. Durch das Wochenende begleiten uns viele kleine Rituale, wie das Räuchern und Reinigen mit Salbei im Versammlungstipi, das Reden mit dem Redestab, das lautstarke Bezeugen der Mitteilungen etc. Bei einem Blind-‐Walk findet eine erste Erkundung des Geländes statt. Der Vater führt seinen Sohn, der die Augen verbunden hat, anschließend wird gewechselt. Dies vermittelt vielen schon eine tiefere Erfahrung – VERTRAUEN!
Nach dem gemeinsamen Abendessen treffen sich die Männer ohne die Kinder zu einer reinen Männerrunde im Versammlungstipi wieder, wo sie ausreichend Raum haben, um sich mit allem zu zeigen, was sie wirklich tief bewegt. Themen sind z.B. das Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf, kulturelle Unterschiede, was versteht jeder einzelne unter seinem Mann sein und darin eingebettet sein Vater sein, Biografisches – der eigene Vater mit seiner „Axtseite“ (destruktive Anteile und die Möglichkeit einer Annäherung). Aussprechen hilft! Die anderen Männer hören zu und tauschen sich aus… Die Zeit rennt wie immer davon, wenn Männer sich öffnen…. Die Kinder werden in dieser Zeit von Christoph, meiner Assistenz, betreut. Sie gehen in den Wald und suchen Naturutensilien für ihren persönlichen Kraftstock, den sie anschließend basteln und jeweils einen Stock für sich und einen für ihren Vater fürs abendliche Stockbrot am gemeinsamen Lagerfeuer. Der zweite Tag beginnt nach dem gemeinsamen Frühstück (wie immer unter freiem Himmel) mit einer Specksteinarbeit. Vater und Sohn suchen sich einen gemeinsamen Stein aus und bearbeiten ihn zusammen.
Sie teilen den Stein mittig in zwei Hälften, taufen sie gemeinsam und ölen sie ein. Der Stein steht symbolisch für das Dauerhafte und ab nun haben beide ihren Stein der mit dem anderen Stein eine Einheit bildet! Nach dem Mittagessen kann man miteinander reden und ausruhen, Spaß haben und Spielen (ne Runde Fußball mit den aufblasbaren Toren ist immer gut). Dann gibt es Rauf-‐ und Rangelspiele für Klein und Groß. Kontakt-‐ und Seilübungen beenden den Nachmittag.
Vorbereitungen für die „Hauptnacht“ werden angegangen. Vater und Sohn suchen sich zusammen einen gemeinsamen Platz im angrenzenden Wald. Sie werden ohne Zelt, nur mit Schlafsack und Isomatte eine Nacht im Wald unter freiem Himmel völlig schutzlos verbringen. Sie suchen sich „ihren Platz“ und richten ihn für die kommende Nacht ein. Anschließend folgt wieder eine getrennte Vater/Sohn Zeit und die Männer versammeln sich wieder im Tipi. Viel ist bereits miteinander erlebt und erfahren und die Stimmung ist authentisch. Austausch, Mitteilungen, Gefühlsausdruck, archetypische Mann-‐ Qualitäten, Stille. Es kommt zu einer spontanen gemeinsamen Meditation. Eine neue Qualität der Erfahrung kündigt sich für viele an. Die wenigsten haben bis dato eine Nacht im Wald verbracht. Der tiefe dunkle Wald steht seit jeher für eine transformative Erlebniswelt. Er steht für das Unbewusste. Innere Ängste und Gefahren werden spürbarer und sichtbarer. In den Märchen erfährt die Märchenfigur im Wald stets eine Qualität der Läuterung und Wandlung. Durch meine Ausbildung zum Jugendritualleiter/Visionssucheleiter bei Haiko Nitschke (ehem. School of Lost Borders Germany) habe ich die initiatorische Naturarbeit in einem rituellen Kontext kennen und lieben gelernt. (Ich möchte hier nicht näher auf diese initiatorischen Arbeit eingehen. Das würde den Rahmen sprengen. In der Arbeit mit Jugendlichen biete ich diesen Sommer zusammen mit einer befreundeten integralen Kinder-‐ und Jugendtherapeutin das Initiationsritual „Walkaway“ an -‐Näheres dazu in einem separaten Artikel.) Für Vater und Sohn kann so eine Nacht viele Herausforderungen beinhalten, die letztlich tief verbinden können. Ich erinnere mich persönlich an eine Erfahrung mit meinem damaligen dreijährigen Sohn bei einem Vater-‐Sohn-‐ Wochenende. Das Thermometer fiel damals im September an der Mecklenburgischen Seenplatte in der Nacht auf 3 Grad. Wir schliefen in Tipis auf einer Liege. Wir hatten schlechte Schlafsäcke und keine Isomatte. Die Kälte war grausam und kroch uns in die Glieder. Mein Sohn weinte vor Kälte trotz drei Hosen, vier Pullis. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn die ganze Nacht in meinen Armen zu halten und ihn dadurch etwas zu wärmen. Die Nacht war brutal lang und am nächsten Tag war ich im ganzen Körper zerschlagen. Unterm Strich war das die eindrücklichste und eine bleibende Erfahrung für uns beide. Wir reden heute noch darüber. Zusammen durch Krisen gehen verbindet eben auch sehr. Nach dem Abendessen, fertig umgezogen, treffen wir uns im Versammlungstipi. Ich stimme alle mit Gesang, Shruti-‐Box und Didgeridoo auf die Nacht ein. Es dämmert draußen, im Tipi brennt ein Lagerfeuer und wir trommeln uns in eine leichte Trance. „Wir machen ne Menge Krach um letztlich in die Stille zu kommen!“ Als es an der Zeit ist, geht einer nach dem Andern in Stille aus dem Tipi. Paarweise treten Vater und Sohn in den Steinkreis. Ich gebe ihnen etwas mit auf den Weg, sie treten heraus und somit gehen sie über die symbolische Schwelle hinaus in den dunklen Wald in den Schwellenraum. Ich verabschiede so jeden einzelnen.
Nach ca. zwei Stunden kommt ein Vater mit seinem sechsjährigen Sohn zurück. Die Ängste wurden zu übermächtig. Zitat des Sechsjährigen: „Der Wald lebt ja wirklich, überall Geräusche!“ Ich würdige die zwei Stunden im dunklen Wald und empfange sie über den Steinkreis wieder zurück in dieser Wirklichkeit. Die anderen kommen am nächsten Morgen wohlbehalten, aber sichtlich ergriffen und bewegt aus dem Wald zurück ins Basiscamp. Ich empfange jeden einzelnen über den Steinkreis und heiße ihn willkommen.
Nach einem heißen Kaffee und Kakao hören wir uns gegenseitig gespannt zu, was jeder einzelne in dieser Nacht erlebt hat. Diese Nacht hat bei vielen etwas tief angerührt. Tiefer Kontakt zu seinem Gegenüber, zu sich selbst und zu dem großen Ganzen (wie immer man es nennen mag). Nach einem kräftigen Frühstück und tief bewegt, finden wir uns im Versammlungstipi zum Abschlußritual ein. „Das heilige Versprechen“ Vater und Sohn sitzen sich im Kreis der Gemeinschaft in einem Seilkreis gegenüber. Der Vater beginnt mit den Worten: „Mein Sohn, ich verspreche dir hier und heute………“!!!! Nach den vergangenen Tagen und den gemeinsamen Erlebnissen hört jeder mit äußerstem Respekt und Achtung, was der jeweiligen Vater seinem Sohn in diesem Moment sagt. Dieser Moment wird gesegnet und durch alle mit einem abschließenden kräftigen „Hough“ bezeugt.
Es fließen viele Tränen, alle sind tief berührt, offenes Herzensfleisch. Nachdem jeder Vater seinem Sohn sein heiliges Versprechen gegeben hat, sitzen wir in Stille, eine Weile diesem Moment nachspürend. Es folgt eine Abschlussrunde, in der jeder etwas sagen kann und ich beende offiziell damit das Vater-‐Sohn-‐ Erlebniswochenende. Wir bauen alle zusammen das Camp wieder ab, und essen ein letztes Mal zusammen Mittag. Wir sitzen zufrieden und erfüllt zusammen und einer nach dem anderen verabschiedet sich und tritt seinen Weg nach Hause an. Körperlich erschöpft und müde, aber seelisch ergriffen und berührt gehen wir wieder unserer Wege.
Schlußbemerkung Dass es ein ganzes Dorf braucht, ein Kind großzuziehen, ist ein gängiges Zitat. Es beschreibt die Herausforderung, vor der wir heute stehen. Vor allem die Jungen haben immer weniger Möglichkeiten, ihren eigenen (männlichen) Weg zu finden. Sie brauchen kompetente und verantwortungsbewusste Männer, Väter und Mentoren, die ihnen dabei behilflich sind. Im Sommer 2013: (Termine auf Anfrage, bzw. www.isip-‐institut.de) Vater sein (Vater-‐Sohn/Kind Erlebniswochenenden) Eltern sein (Mutter-‐ oder Vater-‐Kind Erlebniswochenenden) Walkaway (Initiations-‐/Übergangsritual für Jugendliche, Alter ca. 15 – 20 Jahre) Jugendvisionssuche (Initiations-‐/Übergangsritual für junge Erwachsene, Alter ca. 18 – 24 Jahre) Visionssuche für Erwachsene
Autor:
Jürgen Jud Heilpraktiker für Psychotherapie in eigener Praxis in Bad Nauheim tätig Dozent am Campus Naturalis Frankfurt in den Fachbereichen Heilpraktiker/in für Psychotherapie/ Psychologischer Berater Systemische Kinder-‐ und Jugendtherapie, Natur-‐, Wald-‐ und Erlebnispädagogik
Weitere Informationen unter: www.isip-‐institut.de Praxis-‐
[email protected] www.Vater-‐sein.com www.praxis-‐jud.de
Literatur: Sinn Stiftung (Menschen lernen Zukunft) Initiative Väter & Söhne – Männer für die Zukunft Männerpolitische Grundsatzabteilung des Österreichischen Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Kosumentschutz Peter Ballnik Vater bleiben – auch nach der Trennung