USA?

What´s up in Minnesota/USA? Anfang Oktober 2016 fand der Gegenbesuch der NRW-Delegation in Minnesota/USA statt. Davor hatte im Juli 2016 die Minnesota...
Author: Jesko Albrecht
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What´s up in Minnesota/USA? Anfang Oktober 2016 fand der Gegenbesuch der NRW-Delegation in Minnesota/USA statt. Davor hatte im Juli 2016 die Minnesota-Delegation NRW und auch Siegen besucht. Diese Besuche sind Teil eines Austauschprojekts zwischen je fünf Kommunen in Minnesota und NRW. Projekthintergrund Das Projekt Climate-Smart Municipalities (übersetzt: Klimafreundliche Städte) ist eine Kooperation zwischen Deutschland/NRW und dem US Bundesstaat Minnesota. Es wird unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem transatlantischen Bündnis (Atlantische Allianz). Projektpartner sind das NRW-Umweltministerium (MKULNV), die Energieagentur NRW (EA NRW), die öffentliche Forschungsuniversität University of Minnesota (UMN), vier mit Energie und Umwelt befasste Landesministerien in Minnesota sowie drei Partner aus dem nonprofit Bereich und der Privatwirtschaft. Climate-Smart Municipalities knüpft an die positive Bilanz der Klimakonferenz COP21 in Paris an. Es setzt auf Städte und Gemeinden als Schlüsselelemente bei der Bewältigung der weltweiten Klimaherausforderung. In Städten und Gemeinden stellen sich die Energie- und Klimaproblematik in ihrer technischen und gesellschaftlichen Komplexität. Dort gilt es, individuell zugeschnittene umfassende Lösungen zu finden. Dort entscheidet sich, in welchem Umfang und mit welcher Geschwindigkeit Paris umgesetzt wird. NRW mit seinen Klimakommunen ist ein Vorreiter. bündelt und entwickelt in direktem Austausch integrative Ansätze zur Verringerung des CO2 Ausstoßes in Gemeinden und Kreisen. Im Zentrum des Projekts stehen jeweils fünf Gemeinden in Minnesota und NRW, die in Paaren klimaschutzrelevante Energieprojekte umsetzen wollen. Sie sollen von und miteinander lernen. Jedes Paar wird an universitäre Forschungskapazitäten in Minnesota und NRW angebunden. So wird disziplinübergreifender Wissenstransfer ermöglicht und die Umsetzung spezifischer Lösungen beschleunigt. Passende privatwirtschaftliche Partner vor Ort sollen die wichtige Rolle von Wirtschaft und Industrie sichtbar machen. Bürger, Schüler, Studenten, und eine regionale Öffentlichkeit werden über Kommunikationsstrategien und Öffentlichkeitsarbeit eingebunden. Ziel ist es zu zeigen, dass Klimaschutz und die Energiewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind, dass integrative Ansätze funktionieren—unabhängig von Einwohnerzahl, lokaler Wirtschaftsstruktur sowie geographischer Lage im ländlichen Raum oder in urbanen Zentren—und dass nachhaltige Konzepte auch wirtschaftlichen Nutzen entfalten. Dies erfordert die effektive Zusammenarbeit von Akteuren entlang der gesamten vertikalen Entscheidungssäule: Bürger, Kommunen, Ministerien, Parlament, Wirtschaft, und Wissenschaft. Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und besteht aus vier Modulen, die übers Jahr verteilt Kontinuität und aufeinander aufbauende Ergebnisse sicherstellen: eine einwöchige Informationsund Arbeitsreise der ins Projekt eingebundenen Akteure aus Minnesotas Kommunen, Regierung, Wirtschaft, und Wissenschaft nach Deutschland; ein öffentlichkeitswirksames Multiplikatorenforum in Minnesota, bei dem Inhalte und vorläufige Ergebnisse einer breiteren Gruppe von Akteuren, die im Klimaschutz unterwegs sind, vermittelt werden; individuelle Arbeitsprogramme der gepaarten Kommunen mit Anbindung an ortsnahe wissenschaftliche Einrichtungen; ein einwöchiger Gegenbesuch der in NRW am Projekt beteiligten Akteure aus Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft, und Politik nach Minnesota. Das Projekt wird jährlich mit diesen vier Modulen ausgeführt.

Von der Projekttheorie zur Praxis Die Stadt Siegen wurde im Mai 2016 aufgrund Ihrer zahlreichen Klimaschutz-Aktivitäten neben Münster, Saerbeck, Iserlohn und Arnsberg als eine der fünf teilnehmenden Kommunen an dem Fachaustausch mit den Minnesota-Partnern angesprochen. Anschließend wurde auch gleich intensiv das Programm für den anstehenden Besuch der Minnesota-Delegation im Juli 2016 vorbereitet. Am 8.7.2016 war Siegen Gastgeber. Nach dem Besuch bei den Deutschen Edelstahlwerken, wo der stellv. Bürgermeister Jens Kamieth die Delegation begrüßte, ging es zum feierlichen Abschluss in die Pfeffermühle. Dort wartete nicht nur ein mehrgängiges Menü, sondern auch ein Fachvortrag zu Abwärmenutzung und ein intensiver Austausch zum gegenseitigen Kennenlernen. Das war schon ein Vorgeschmack auf das Programm beim Gegenbesuch im Oktober 2016.

Bild 1: Besuch der amerikanischen Delegation im Juli 2016 mit Barbecue in Saerbeck (Kollegen aus Partnerstadt Duluth v.l.n.r. Alex Jackson, Erik Birkeland / Jim Benning) Die Partnerstadt Duluth Duluth hat den größten Binnenhafen der USA am Oberen See. 86000 Einwohner, mit wachsender Tendenz, leben dort an der Grenze zu Kanada. Der Hafen und die Transport haben eine zentrale Bedeutung. Gleichzeitig gedeihen die Firmen im Technik-, Gesundheits-, und Bildungssektor. Duluth ist nicht nur Standort des Campus Duluth der University of Minnesota, sondern war lange Zeit wie auch Siegen Standort für Erzgewinnung (im Tagebau). Die Stadt will in Zusammenarbeit mit Siegen ein umfassendes Klima- und Energiekonzept (masterplan) erarbeiten. Es soll die vielen vorhandenen Einzelmaßnahmen (Fernwärme; Umrüstung des Heizkraftwerks auf Erdgas; LED Straßenlaternen; energieeffiziente Kläranlage usw. bündeln. Minnesota-Besuch im Oktober Gemeinsam mit dem Energieberater der Verbraucherzentrale NRW in Siegen, Dr. Rainer Kurzawa, ging es für den Siegener Klimaschutzbeauftragten Paul Hartmann für acht Tagen via Frankfurt nach Minneapolis, der Metropole Minnesotas. Der erste Tag mit einer Fahrradtour diente bei strahlendem Sonnenschein nicht nur dem Kennenlernen der amerikanischen Fachpartner, sondern auch der Landschaft und dem hohen Freizeitwert von Minneapolis.

Bild 2: Radtour rund um Minneapolis als Einstieg (Fahrradleihsystem) Die folgenden Tage waren eine sehr intensive Abfolge von Besichtigungen verschiedenen Energieund Forschungsinstitutionen in sehr unterschiedlicher Ausrichtung und Qualität. Das hochmoderne Gaskraftwerk (Bild 3) gehört ebenso dazu wie ein Müllheizkraftwerk von 1948!

Bild 3: Eine der zahlreichen Besichtigungen (Kraftwerk in Minneapolis)

Unterbrochen und umrahmt wurden die Besichtigungen von einem hocheffizienten Meet and Greet beim Business-Lunch bzw. –Dinner. Beim Dinner waren hochrangige Vertreter (Senatoren, Minister, LeiterInnen verschiedener Landesinstitutionen, Spitzenvertreter aus Kommunen und Energiewirtschaft) anwesend, die von der Projektleitung, Frau Dr. Engel von der UMN, gezielt mit den deutschen Vertretern in Kontakt gebracht wurden. Hier galt es hellwach zu bleiben, um dem intensiven Austausch (durchgehend in englischer Sprache zu) folgen sowie die vielen Fragen zur Situation in NRW beantworten zu können. Bemerkenswerte Erfahrungen dabei waren Art der direkten Kommunikation und der Zeitdisziplin der Gastgeber. Zu den verschiedenen Veranstaltungen fanden sich alle, auch die hochrangigen Vertreter, zwischen 5 und 10 min vor Beginn ein. Nicht früher und auch nicht später! Egal, ob zum Dinner oder zu den Fachvorträgen. Letztere wurden übrigens immer! pünktlich begonnen und beendet. Durch die amerikanischen Etikette (kein SIE, sondern YOU) ist die Kontaktaufnahme zum Gesprächspartner sehr viel direkter. So wird der Senator zum Dave statt zum Herr Senator. Eine sehr angenehme Erfahrung und sehr hilfreich für den hierarchiearmen Umgang miteinander. Viele spannende Erlebnisse, Gespräche und auch Erkenntnisse aus bemerkenswerten Details (s. Bild 4) runden das vorläufige Minnesota-Bild ab. So konnte in Minneapolis die Gelegenheit zum Besuch eines Finalspiels um die amerikanische Basketballmeisterschaft (Frauen: Vikings gegen LA) genutzt werden.

Bild 4: Gewöhnungsbedürftig – Kaffee mit vier Geschmacksrichtungen aus Pappboxen bei einem Klimaschutz-Meeting Vertieft wurde der Besuch abschließend für die beiden Siegener Vertreten in der Partnerstadt Duluth. Nicht nur beim festlichen Abschlussdinner, sondern schon bei der Begrüßung zeigte die Bürgermeisterin Emily Larson (s. Bild 5), Power und Tatkraft.

Bild 5: Begrüßung durch Bürgermeisterin Emily Larson in Duluth (l. Energieberater der Verbraucherzentrale NRW Dr. Rainer Kurzawa / r. Klimaschutzbeauftragter Paul Hartmann) In zwei Powersessions (darunter ein Business-Breakfast als Krönung der Business-Mania) wurden die Überlegungen zur Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten aus den Partnerstädten Duluth (s. Bild 1) und Siegen am letzten Tag fixiert und strukturiert. Dies ist dann die Basis für den weiteren Austausch, den Klimaschutzminister Remmel mit seinem Besuch 2015 initiiert hat. Mittlerweile fanden bereits mehrere Skype-Sessions statt, im Januar kommt eine größere Studentengruppe und Kontakte für einen weiteren Studentenaustausch sind auch schon angebahnt. Erfreulich für die deutschen Teilnehmer (s. Bild 6) war es, dass die gesamten Reisekosten aus den Projektmitteln der UMN finanziert wurden.

Bild 6: Deutsche Delegation mit amerikanischen Ansprechpartnern in Duluth