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BAS-Vortragsreihe 2011 Familien stärken - Adaption und Evaluation eines familienbasierten Programms zur Suchtprävention: Das Strengthening Families P...
Author: Gerburg Schuler
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BAS-Vortragsreihe 2011

Familien stärken - Adaption und Evaluation eines familienbasierten Programms zur Suchtprävention: Das Strengthening Families Program aus Iowa/USA

Referentin: Anne Lubinski, Fachreferentin für Prävention, Condrobs e.V. 20.07.2011 in Regensburg

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Bundesforschungsprojekt Projektleitung Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, DZSKJ Standort München Condrobs e.V. Inside @ School

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Überblick über das, was Sie erwartet

• Ausgangslage • Entstehungsgeschichte • Evaluationsergebnisse aus den USA • Die Studie • Das Programm • Praxisbeispiele • erste Aussagen über die Wirkung • Ausblick

Die Studie: „Adaptation und Evaluation des Strengthening Families Program 10-14 zur familienbasierten Prävention von Sucht- und Verhaltensstörungen im Kindesalter“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Das DZSKJ führt die Studie durch und bezieht Zuwendungen von der Hansestadt Hamburg, sowie Drittmittel u.a. durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Werner-Otto-Stiftung und des Vereins „Hamburg macht Kinder gesund“.

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Ausgangslage zur familienbasierten Prävention: Wirksam ist v.a. die Bezugnahme auf multiple Risiko- und Schutzfaktoren und das Training von sog. Life-skills sowie der familiären Interaktions- und Kommunikationsmuster. Familienprävention ist insbesondere dann effektiv, wenn sie bei noch nicht konsumierenden Kindern ansetzt. Effekte auf das Konsumverhalten treten verzögert auf („Sleeper Effekte“) Maßnahmen zur Einbeziehung schwer erreichbarer Familien sind erfolgreich.

Ausgangslage zur familienbasierten Prävention: In der Bundesrepublik sind bisher keine standardisierten Programme zur Familienprävention des Substanzmissbrauch verfügbar. Befunde aus den USA zeigen die Wirksamkeit familienbasierter Programme in der universellen und selektiven Prävention von Substanzmissbrauch. Die Datenlage für den deutschsprachigen Raum ist insgesamt noch ungenügend. Kombinierte Eltern-, Kinder- und Familientrainings sind in der universellen und selektiven Prävention empfehlenswert.

BZgA-Expertise (Bühler & Kröger 2006) zur Familienprävention von Suchtstörungen

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Entstehungsgeschichte zweier familienbasierter Präventionsprogramme: Strengthening Families Program: Utah

Strengthening Families Program: Iowa

Die Programme auf einen Blick: SFP-Utah

SFP Iowa

Ansatz:

Selektive Prävention bei „Hochrisikofamilien“

Universelle Prävention

Rekrutierung:

Beratungsstellen der Sucht- und Jugendhilfe, Kliniken etc.

Schulen

Materialien:

Therapiemanuale

Therapiemanuale und Videos

Altersgruppe n:

3- bis 5 Jahre, 6- bis 12 Jahre und 12- bis 17 Jahre

10- bis 14 Jahre

Struktur:

14 wöchentliche Termine mit 2 Booster-Sessions

7 wöchentliche Termine mit 4 Booster-Sessions

Evaluation:

Nur wenige „RCT´s“, mittlere bis hohe Effektstärken

Mehrere „RCT´s“, niedrige bis mittlere Effektstärken

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Ergebnisse der Evaluation SFP-Iowa: Signifikante Verzögerung des Konsums von Tabak, Alkohol und Cannabis bei AdoleszentInnen in späteren Altersstufen Signifikante Minderung des allgemeinen Aggressionsniveaus der Jugendlichen Signifikant bessere Selbstbehauptungsfähigkeiten der Jugendlichen in Bezug auf Druck durch die Peer-Gruppe Signifikant bessere Fähigkeiten der Eltern zur angemessenen Grenzsetzung, dem Zeigen von Affekten und der allgemeinen Unterstützung der Kinder/Jugendlichen

Inhalte der Sieben initialen SFP 10-14 Sitzungen Parent Sessions (engl. Version)

Elternsitzung (deutsche Version)

Using Love and Limits Making Home Rules Encouraging Good Behavior Using Consequences Building Bridges Protecting Against Substance Abuse

Liebe zeigen und Grenzen setzen Regeln für zu Hause aufstellen Erwünschtes Verhalten verstärken Konsequenzen müssen sein Brücken bauen Schutz gegen den Missbrauch von Tabak, Alkohol und illegalen Drogen Hilfe f. Familien i. kritischen Situationen

Using Community Resources

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Die Pilotstudie: „Familien stärken!“

Was an umfassender und zeitintensiver Vorarbeit zur Adaption seitens des DZSKJ notwendig war: • Übersetzung und Anpassung des Manuals nach kulturspezifischen Gesichtspunkten (Fokusgruppen aus ExpertInnen, FachkollegInnen und Familien der Zielgruppe; drei verschiedene Standorte: Hamburg, Schwerin, München) • Rückübersetzung ins Englische und Genehmigung durch die Iowa State University • Neudreh der Videos durch eine professionelle Filmagentur

Die Multicenter-Studie: „Familien stärken!“

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Ausstattung zur Umsetzung des Programms seitens der Projektleitung • eine Koordinationsstelle im Umfang einer halben Stelle zunächst für ein Jahr • 5 geschulte Familientrainerinnen • Sachmittel in Höhe von 500 Euro pro Durchführungsabend (für Catering, Kinderbetreuung, Geschenke für die Familien) • Manuale, Videos, Evaluationsinstrumente speziell in München • kostenfreie Nutzung großzügiger Räumlichkeiten der städt. Ludwig-Thoma-Realschule (incl. Mensa) • Catering einer DiätassistentInnen-Schule • Unterstützung vieler Schulen für die Rekrutierung der Familien • flexible Arbeitszeitgestaltung durch Unterstützung des Trägers Condrobs e.V.

Rahmenbedingungen des Programms

Gemeinsame Mahlzeit wird bereitgestellt Kinderbetreuung für jüngere Kinder Wöchentliche „keep in contact“ Anrufe Geschenke (incentives) in Form von Gutscheinen u.ä. Geldzuwendungen für die Mitarbeit der Familien (bei Befragungen) Gemeinsame Abschlussfeier „Familienzertifikat“ und Urkunde

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Rekrutierung der Familien • die meisten Familien konnten gewonnen werden über Schulen, an denen Inside @ School bereits tätig ist Es wurden Info-Abende an den Schulen veranstaltet, Elternbriefe herausgegeben etc. Entscheidend zum Gelingen trägt die Kenntnis der schulischen Abläufe, Termine usw. bei. • weitere Versuche wurden unternommen über Presse (Wochenanzeiger etc.). zentrale Infoabende in Condrobs-Räumlichkeiten, Kontakte zu Kinderärzten, Infos auf der Condrobs-homepage, im ConNews uvm. Anmeldung der Familien • mit der Anmeldung der Familien sind Einverständniserklärungen verbunden

Probandenaufklärung für jugendliche TeilnehmerInnen und Eltern zur Teilnahme an der Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit von „Familien stärken“ Jugendliche • was ist das Projekt und warum wird es durchgeführt? • zufällige Aufteilung in 2 Gruppen • in jedem Fall 4 Befragungen zu Hause in festgelegten zeitl. Abständen • Urinkontrolle, Begründung der Notwendigkeit • Schweigepflicht und Umgang mit den Daten • Häufigkeit der Trainings • 2 Trainings mit Kamera zur Auswertung der Arbeit der TrainerInnen

Eltern Zusätzlich: Information über Honorierung der Befragungen und ausführlichere Information zum Datenschutz

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Einschlusskriterien: Mind. eine relevante erwachsene Erziehungsperson und ein Kind im Alter von 11 bis 13 Jahren Lebensmittelpunkt (Schulbesuch) in sog. sozialen Brennpunkt. ⇒Siebtklässler aller Regelschulformen (Anfang des Schuljahres). Ausschlusskriterien: Manifeste Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Störungen, die die Gruppenfähigkeit massiv beeinträchtigen. Manifeste Suchtproblematik (schädlicher Gebrauch/ Abhängigkeit).

Struktur des Programms 7 wöchentliche Treffen á 3 Stunden. 4 Verstärkersitzungen nach 3 - 4 Monaten. Eltern und Jugendliche sind in der ersten Stunde getrennt (Jugendliche- und Elterngruppe). Im Anschluss gemeinsames Essen und dann Familiensitzung. Bis zu 12 Familien werden gleichzeitig durch 4 TrainerInnen angeleitet Das Programm ist manualbasiert. Wesentliches Lehrmittel sind Videosequenzen mit Modellfamilien und darauf aufbauende, interaktive Rollenspiele. 18

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Wichtig sind Rituale und feste Anhaltspunkte innerhalb der Sitzungen

• gemeinsame Grundregeln • Komplimenterunde • Übungen für zu Hause • Abschluss-Statement • Jugend-, Eltern-, und Familienmotto

Kinder und Jugendliche: Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung Umgang mit Stress und extremen Emotionen Lernen, mit Gruppendruck umzugehen und Selbstbehauptungsfähigkeit stärken Eltern: Reflektion des Erziehungsstils und Förderung einer klaren und stabilen Erziehungs- und Beziehungshaltung („Liebe zeigen und Grenzen setzen“) Zeigen positiver Affekte, Senden von IchBotschaften etc.

Inhalte des Programms

Familie: Abbau dysfunktionaler Kommunikationsmuster Förderung des familiären Zusammenhaltes etc.

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Konkrete Beispiele anhand von interaktiven Methoden und Videosequenzen Traumposter Familienbaum Briefe aneinander schreiben Gemeinsam kleinere Probleme lösen Sich einfühlen können, verstehen können

Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ)

Familie .......... _______________________________

ist Absolventin von

Dieses Diplom wird verliehen für den Lernerfolg der Familie, insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit Stress und Gruppendruck (Kind)erzieherische Unterstützung und das Setzen von Grenzen (Eltern).

__________________ Ort, Datum _______________________________ Unterschrift _______________________________ Unterschrift _______________________________ Unterschrift _________________________________ Unterschrift

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Evaluation • Prüfung der Manualtreue durch Fragebogen nach jedem Trainingsabend und einem Fragebogen nach jedem Programmablauf von 11 Abenden • 2 Kameraaufzeichnungen pro Programmablauf der 7 Abende • 4 Befragungen der Familien T0 bis T4 • Abschlussbericht in 2013

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Evaluationsinstrumente (Auswahl) Zielgröße

Instrument

Auskunft durch

Zeitpunkte

Soziodemogr. Daten

Selbstentw. FB

Eltern

T1

Suchtanamnese/Konsumstatus

Interview/ Drogenscreening

Kind

T1 – T4

Diagnostik ICD-10

Kinder-DIPS

Interview Kind

T1 – T4

Verhaltensauffälligkeiten/ -stärken Kind

SDQ

Kind/ Eltern/ Lehrer

T1 – T4

Einstellung zu psychotropen Substanzen

Standardisierter FB

Kind/ Eltern

T1 – T4

Selbstwirksamkeit

Standardisierter FB

Kind/ Eltern

T1 – T4

Erziehungsstil Eltern

ESI

Eltern

T1 – T4

Familien-Funktionsniveau

FACES III

Kind + Eltern

T1 – T4

Subjektives Familienbild

SFB

Kind + Eltern

T1 – T4

Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ)

Elternkurzprogramm

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Inhalt und Ablauf

Begrüßung und Vorstellungsrunde Kinder stark machen: Und wie? Abenteuer Erziehung: Der ganz normale Wahnsinn Videopräsentation: „Lass mich doch in Ruhe!“ Pause Videopräsentation: „Kiffen ist total normal“ Jugendliche und der Umgang mit Tabak und Alkohol Was ist eigentlich Sucht?

....ein paar O-Töne von Jugendlichen zum Programm..........

Jugendlicher 1: - Geschenke waren cool - komme jetzt besser mit manchen Situationen zurecht (vor allem mit anderen Jugendlichen) - habe neue Freunde kennen gelernt, mit einem habe ich mich jetzt schon außerhalb von „Familien Stärken“ getroffen Jugendlicher 2: - Ich kann jetzt mit einigen Situationen besser umgehen - Ich habe gelernt, wie ich vermeiden kann mich in Sachen reinziehen zu lassen - Ich habe gelernt, besser mit Stress umzugehen

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......und hier von Eltern....... Mutter: - es war sehr faszinierend, wie die Jugendlichen sich entwickelt haben. Unser Sohn denkt jetzt viel mehr nach und kommt z.B. im nachhinein und sagt: "Mama, das war jetzt gerade nicht so toll von mir..." und kommt mit mir ins Gespräch. Vater: - Für mich war es sehr erleichternd, zu sehen, dass andere Familie genau die gleichen Schwierigkeiten mit ihren Kindern haben. Bisher dachte ich immer, das geht nur uns so und wir machen vielleicht was falsch. Es war wirklich gut, da auch etwas von anderen zu hören...

....und hier von den Trainerinnen.......

• es ist unglaublich zu sehen wie sich die Familienmitglieder über die Wochen aufeinander zu bewegen, viel offener kommunizieren können • Die Eltern kommen untereinander sehr gut in‘s Gespräch und suchen den Austausch • Man spürt und erlebt, dass die Dinge zu Hause tatsächlich geübt und angewandt werden • Die Jugendlichen machen große Entwicklungsschritte in den Wochen und Monaten (incl. Booster Sessions) und es ist toll zu sehen wie ihr Selbstbewusstsein wächst • Die Eltern freuen sich zu kommen und sind dankbar dafür, dass es Familien stärken gibt • Es gibt immer wieder sichtbare und berührende Momente, in denen sich Eltern und Kinder besser kennenlernen

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Ausblick

Es wäre wünschenswert eine zukünftige Finanzierung zu gewährleisten, um nach dem Prinzip von „train the trainer“ weitere FamilientrainerInnen in Bayern ausbilden zu können und das Programm langfristig und ausgedehnt Anbieten zu können.

Übrig gebliebene Fragen zu

? Weitere Informationen unter www.familien-staerken.info und www.dzskj.de Kontakt für den Standort München: Anne Lubinski, Condrobs e.V. www.condrobs.de mail: [email protected]

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