University of Hawaii Manoa

Abschlussbericht Internship Queen’s Medical Center Hawaii/ University of Hawaii Manoa Nach einigen Wochen Vorbereitungszeit und viel Eigeninitiative ...
Author: Andreas Böhler
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Abschlussbericht Internship Queen’s Medical Center Hawaii/ University of Hawaii Manoa

Nach einigen Wochen Vorbereitungszeit und viel Eigeninitiative war es mir möglich ein Semester in Honolulu, Hawaii zu verbringen. Diese Entscheidung war wohl die Beste die ich während meines Studiums getroffen habe und war für meine persönliche Entwicklung, sowie für meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse ein sehr großer Gewinn. Rückblickend kann ich das Motto meines Labors nur bestätigen: “The harder you work, the luckier you get!” Während meines Studiums wollte ich unbedingt zusätzlich ein Semester im Ausland verbringen, nur leider hat sich bis kurz vor meinem 2Staatsexam Pharmazie keine Gelegenheit geboten. Ich habe nach meinem Bachelor of Pharmaceutical Sciences zum Staatsexamen Pharmazie gewechselt. Nachdem mir diverse Scheine von meinem Bachelor für das Staatsexamen anerkannt wurden und ich ein sehr “vollgepacktes” 6.Semester belegt habe musste ich im 7. Semester nur einen Schein bestehen. Dadurch war es mir möglich hier meinen Wunsch ein Semester im Ausland zu studieren, in die Tat umzusetzen. Leider gab es keine Möglichkeit über eine Partneruniversität ein Auslandsemester zu machen und den fehlenden Schein dort zu bestehen. Ich habe mich daher an meinen Pharmakologieprofessor gewandt, der auch meine Bachelorarbeit betreut hat. Daraufhin gab er mir verschiedene Adressen anerkannter Professoren/ Arbeitsgruppen, die auf dem Gebiet meines Interesses forschen. Anschließend schickte ich an alle Adressen eine Bewerbung und bekam ein durchgehend positives feedback. Glücklicherweise hatte ich daher mehrere Arbeitsgruppen zur Auswahl. Meine Wahl fiel auf Hawaii, da ich das Gefühl hatte hier insgesamt am besten betreut zu werden. Ich habe mich für das Labor entschieden, dass mich zusätzlich am meisten mit der Beantragung des Visums unterstützen konnte. Meine Zeit bis zur Abreise war leider sehr knapp, daher war ich auf Hilfe und gute Zusammenarbeit dahingehend angewiesen.

Bewerbung Für die Bewerbung ist es empfehlenswert sich viel Zeit zu nehmen. Dafür habe ich mir auch bei Bekannten und Professoren Hilfe geholt, die Erfahrung mit Auslandsbewerbungen hatten. Außerdem ist es wichtig die Bewerbung von einem “native speaker” korrigieren zu lassen und wenn möglich sollte auch der Professor des Fachgebiets die Bewerbung lesen. Wichtig für die Bewerbung sind außerdem die “letters of recommendation”. Dafür hat mir mein betreuender Professor weitergeholfen und ich habe zusätzlich noch zwei weitere Professoren gebeten mir eine Empfehlung zu schreiben.

Wichtig ist dabei dass man sich nicht scheuen sollte nach Hilfe zu fragen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man mehr Unterstützung bekommt als erwartet, wenn man sich bemüht und Einsatz zeigt. J1-Visum Die Beantragung eines Visums (J1) Visum benötigt viel Zeit und sollte einige Monate im vorraus geplant werden, da es unangenehm ist einen Flug zu buchen ohne das Visum in Händen zu halten. Bevor das Praktikantenvisum J1 beim Konsulat beantragt werden kann muss das sogenannte DS2019 vom Arbeitgeber/Universität bereitgestellt werden und das kann je nachdem bis zu 2 Monaten dauern. Erst dann kann man einen Termin mit dem amerikanischen Konsulat vereinbaren. Ich hatte das Glück, dass meine Chefin in Zusammenarbeit mit der Universität (UH Manoa) das Dokument überdurchschnittlich schnell bereitstellen konnten. Zusätzlich müssen noch eine Reihe anderer Dokumente vorliegen und verschiedene Gebühren bezahlt werden. Daher sollte man sich am besten erst gut informieren was genau mit der Visumsbeantragung zusammenhängt und die benötigte Zeit einplanen. Ich war überrascht was erwartet wird bevor man die Einreisen antreten kann. Daher sollte man am besten gleich nach Zusage den Arbeitgeber fragen, ob sie damit Erfahrung haben und in wie weit eine Unterstützung möglich ist. Bei größeren Firmen wird die meiste Arbeit und auch die Gebühren übernommen. Bei mir war es leider nicht ganz stressfrei vor allem auf Grund der mangelnden Zeit bis zum gebuchten Flug. Man sollte daher darauf achten, dass sich die Leute vor Ort mit dem Prozedere der Einreise auskennen und einem dabei weiterhelfen können, sonst ist man mit dem ganzen Papierkram etwas verloren. Erwartungen Ich wusste schon vor Antritt des Praktikums, dass es auf Hawaii eventuell schwerer sein könnte sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Es würde mehr Disziplin erfordern den Job nicht zu vernachlässigen. Besonders ein Forschungspraktikum ist sehr zeitintensiv. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass eine hohe Anzahl von Wochenstunden kein Problem ist, wenn die Arbeit Spaß macht und die Lebensqualität nebenbei wahnsinnig hoch ist. Man hat auf Hawaii auf jeden Fall das Gefühl, dass das Leben auf der Insel jede Überstunde wert ist. Man darf trotzdem nicht vergessen, dass ein Praktikum in einem Labor mit einem eigenen Projekt mehr Engagement erfordert, als 2 mal die Woche an die Uni zu gehen. Wer einfach nur die Zeit am Strand genießen möchte sollte sich überlegen regulär an der Uni zu studieren. Jedoch bleibt man dann nicht von den immensen Studiengebühren in den USA verschont und kann sich kein Bild von der amerikanisch/hawaiianischen Arbeitswelt machen. Sehr beeindruckend in Erinnerung bleibt mir, die positive Einstellung und enorme Freundlichkeit der Kollegen. Natürlich war ich neben der Arbeit auch wahnsinnig gespannt auf die hawaiianische Kultur und darauf etwas komplett Neues zu erleben. Praktikum Ich hatte eine internship Stelle im “Laboratory of cell and molecular signaling”. Meine Erwartung an das Praktikum war herauszufinden ob ich mir nach meinem Studium vorstellen kann in der Forschung zu arbeiten. Ich wollte sehen ob ich auf diesem bestimmten Gebiet später meine

Doktorarbeit machen wollte. Rückblickend bin ich sehr zufrieden mit der guten Organisation meines Projekts durch die Betreuer. Mir wurde ein genaues Ziel gesetzt, ich habe die Praxis bezüglich meines Projekts gelernt und viele neue Eindrücke in die Forschungsarbeit bekommen. Meine Aufgabe war es einen Ionenstrom in dendritischen Zellen unter unterschiedlichen Bedingungen mittels Patch-Clamp-Technik zu untersuchen und zu charakterisieren. Einen Großteil der Praktikumszeit habe ich damit verbracht allein die Technik, die nicht ganz einfach ist und viel “Fingerspitzengefühl” erfordert, zu lernen. Bis meine Daten wirklich zuverlässig waren hat es einige Zeit gedauert. Ich habe zusätzlich die verschiedenen Proteine mittels Western Blots in den Zellen nachgewiesen und verglichen. Außerdem musste ich meine Zelllinie, die als vergleich diente selbst in der Zellkultur versorgen und für das Patchen vorbereiten. Ebenso musste ich die dendritischen Primärzellen vom Knochenmark der Mäuse isolieren und zur Ausdifferenzierung kultivieren. Was nicht ganz einfach war, war dass mir mehrere Betreuer zugeteilt wurden für die verschiedenen Bereiche meiner Arbeit. Zeitweise wusste ich nicht wer für mich zuständig war oder an wen ich mich wenden sollte und niemand hat sich 100% zuständig gefühlt. Ich habe mich ein wenig wie eine zusätzliche Belastung für die Arbeitskollegen gefühlt. Besser ist es einen Betreuer zu haben der genau mit dem eigenen Projekt vertraut ist bzw. daran arbeitet und zu Beginn die Versuche mehr als einmal mit einem zusammen durchführt. Es ist natürlich schwer nach mehr Hilfe zu fragen da man denkt es wird erwartet selbständig zu arbeiten. Rückblickend hätte ich mich öfter dazu überwinden müssen nochmals nach Hilfe zu fragen, besonders da mein Projekt für einen Anfänger nicht ganz einfach war, theoretisch aber vor allem praktisch. Ich habe durch meine Fehler dennoch sehr viel gelernt und auch an Eigenständigkeit im Labor sehr dazugewonnen. Die Datenanalyse hat mich sehr viel Zeit gekostet. Leider habe ich viele Fehler gemacht die mir erst nach meiner Abschlusspräsentation bewusst wurden. Insgesamt gesehen habe ich aber gerade dadurch am meisten gelernt und war am Ende des Praktikums sehr sicher mit dem Analyseprogramm. Meine Betreuer, Kollegen und Vorgesetzten waren immer sehr hilfsbereit. In der Einarbeitungsphase ist man oft ratlos und kann froh sein um jede Hilfe der Kollegen. Ich hatte das Glück in einem tollen, netten Team zu arbeiten. Es war zwar manchmal eine Überwindung die Kollegen von der eigenen Arbeit abzuhalten und ich konnte oft schwer einschätzen: Was wird von mir erwartet? Muss ich dieses Problem selbst lösen? Die Kollegen haben mir jedoch immer gerne weitergeholfen, trotz eigener zeitlicher “Engpässe”. Ich hätte trotzdem noch mehr nach Feedback fragen sollen von Beginn an, um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Erfülle ich die Erwartungen? Muss ich mehr arbeiten um diese zu erfüllen? Dies kann wirklich hilfreich sein! Was mir erst nachteilig erschien half mir jedoch selbständiger zu arbeiten und meine Experimente besser im Vorraus zu planen. Ich habe gelernt noch öfter nach Hilfe zu fragen, um Fehler zu vermeiden. Was die Gestaltung meines Projekts anbelangte, so hatte ich sehr viel Freiheit. Dadurch war ich sehr motiviert, da das Projekt wirklich in meiner Hand lag und ich mitentscheiden konnte, wohin das Ergebnis führt

Hawaiian Lifestyle – das Leben neben dem Praktikum Zu Beginn ist es wichtig zu wissen, dass es in der Forschung durchaus eine 7 Tage Woche geben kann. Nicht unbedingt weil es der Chef verlangt, sondern weil Experimente oft nicht laufen wie man es erwartet und gute Ergebnisse viel Einsatz erfordern. Was man präsentieren möchte ist einem selbst überlassen, jedoch möchte man natürlich gute Resultate bei der Präsentation am Ende des Praktikums vorweisen. Es ist also etwas anderes auf Hawaii zu leben als dort Urlaub zu machen. Wer davon träumt den ganzen Tag am Strand unter Palmen zu liegen hat eine falsche Vorstellung. Die Lebensunterhaltskosten auf Hawaii sind unglaublich hoch. Besonders wer ein unbezahltes Praktikum absolviert kann sich hier ganz leicht verschätzen. Mietkosten sowie Lebensmittelkosten sind doppelt so hoch. Die Wohnungssuche sollte man am besten vor Ort vornehmen evtl. schon vor Reiseantritt Termine für Besichtigungen vereinbaren. Zu empfehlen ist www.craigslist.org. Mehr als ein WG Zimmer ist auf Grund der Mietpreise jedoch nicht bezahlbar und auch vom europäischen Hygienestandard muss man sich etwas lösen. Öfter umziehen ist verschwendete Zeit da ein halbes Jahr wie im Flug vergeht. Man sollte bei der Wohnungssuche darauf achten dass der Vermieter seriös erscheint. Sollte einem irgendetwas komisch erscheinen, sollte man sich zu nichts drängen lassen. Besonders mit internationalen naiven Studenten wird versucht Geld zu machen. Im Vertrag sollte ausdrücklich stehen, dass die “security deposit” zum Ende des Mietvertrags zurück gezahlt wird. Am besten ist es unter der oben angegebenen Adresse nach Studenten-WGs zu suchen. Achtung vor nicht drogenfreien Mitbewohner! Auf Hawaii leider weitverbreitet. Die harte Arbeit lohnt sich, da Hawaii einiges zu bieten hat. Besonders wenn man sehr aktiv ist kann kein anderer Staat mit dem Angebot an Stränden, Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten mithalten. Die Lebensqualität ist wirklich enorm hoch. Ich bin beispielsweise ab und an vor der Arbeit surfen gegangen. Das war der perfekte Ausgleich zur Arbeit. Mein Chef hatte den Leitspruch “ the harder you work the luckier you get”. Und für Hawaii trifft dies 100% zu. Auch wenn man eine 7 Tage Woche hat wird das belohnt. Wo sonst kann man Freitag nach der Arbeit bei Sonnenuntergang surfen gehen. Da ist so mancher Stress schnell vergessen und man geht am nächsten Tag wieder gerne in die Arbeit! Ich würde auch empfehlen eher ein Praktikum auf Hawaii zu machen als an die Uni zu gehen. Andere Studenten, die ich kennengelernt habe sind fast ausschließlich unter den meist deutschen Mitstudenten an der Uni geblieben und haben das richtige hawaiianische Leben kaum mitbekommen geschweige denn ihr englisch verbessert. Ich hatte das Glück, dass meine Arbeitskollegen mir so viel wie möglich von der hawaiianischen Kultur mitgeben konnten. Sie haben mir außerdem die schönsten Stellen der Insel gezeigt und das ist alles andere als was Touristen in Waikiki erleben. Was mich auch sehr beeindruckt hat war die Gastfreundlichkeit mit der man hier aufgenommen wurde und die allgemeine gute Laune der Einwohner. Man wird oft einfach auf der Straße oder im Bus angesprochen und in ein Gespräch verwickelt, was einem in München in der U-Bahn selten passiert. Obwohl die Obdachlosigkeit und Armut auf Oahu ein riesen Problem ist habe ich nirgends so viel Freundlichkeit und positive Lebenseinstellung entgegengebracht bekommen wie hier.

Meine Arbeitskollegen haben von Beginn an etliche Ausflüge Bbqs und Abendessen organisiert. Ich habe auf der Insel von Koreanisch, Kubanisch über nepalesisch bis hin zu traditionell hawaiianisch, kulinarisch fast alles probiert. Besonders der asiatische Bevölkerungsanteil ist hoch. Sushi und andere asiatische Spezialitäten bekommt man fast an jeder Ecke bei den “lunch waggons”. Die sind meist günstiger als ein Einkauf im Supermarkt. Selbst frisch zu kochen ist hier teurer als sich ein paar Shrimps um die Ecke zu holen.

Fazit Insgesamt gesehen hat es sehr viel Eigeninitiative gebraucht um die ganze Reise zu realisieren. Besonders wenn es ein Programm ist das von der Uni nicht unterstützt wird und nicht schon “erprobt” ist. Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt. Ich habe durch diesen Aufenthalt sehr viel gelernt. Ich würde es jederzeit wieder machen und kann es nur jedem Empfehlen sich dafür einzusetzen. Ich habe herausgefunden wo ich mich beruflich in meinem Leben sehe und ich habe wahnsinnig viel über mich selbst glernt. Meine persönliche Entwicklung ist auch meinem Umfeld zuhause positiv aufgefallen. Der Aufenthalt hat mich nur noch mehr für mein Studium motiviert und ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich bedanke mich bei der DAAD für die Unterstützung. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie wichtig es ist Studenten zu motivieren ein Auslandssemester oder überhaupt ein Praktikum zu machen. Selbst jede schlechte Erfahrung bringt einen weiter und man lernt daraus zumindest was man nicht möchte. Eigeninitiative sollte belohnt und unterstützt werden. Wer noch nicht genau weiß in welche Richtung sein Studium führen soll, sollte die Möglichkeit haben das herauszufinden. Hat man zusätzlich noch die Option die Sprachkenntnisse zu verbessern ist das ein riesiges Plus für den weiteren Lebensweg.

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