Umwelt und Natur. mit offener Struktur

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Author: Frauke Graf
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Bildungskonzept

Umwelt und Natur ERFAHREN – ERLEBEN – LERNEN – WOHLFÜHLEN

mit offener Struktur

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Gib dem kleinen Kind einen dürren Zweig und es wird mit seiner Phantasie Rosen daraus sprießen lassen. Liebe Eltern, Gemeinde und Interessierte! 2005 erarbeiteten wir, das Personal des Kindergartens Mäder, das Konzept zum „Offenen Umwelt- und Naturkindergarten Mäder“. Nach fünf ereignisreichen Jahren mit vielen Veränderungen wurde dieses mit dem gesamten Kindergartenteam im Frühjar 2011 neu überarbeitet. Wir möchten Ihnen mit dieser aktuallisierten Konzeption einen Einblick in unsere pädagogische Arbeit geben und allgemeine Informationen über unsere Einrichtung vermitteln. Als Basis für diese Dokumentation diente uns das Kindergartenkonzept 2005 sowie Fachbücher zum Thema „Offener Kindergarten“ und vor allem unsere Erfahrungen, die wir in den letzten fünf Jahren machen durften. Und auch diesmal heißt es: Versetzen Sie sich beim Lesen der folgenden Seiten bitte in Ihre eigene Kindheit zurück und denken Sie daran, was Ihnen als Kind Freude und Spaß bereitet hat. Sicher möchten Sie jedem Kind eine unbeschwerte und glückliche Kindheit ermöglichen, damit es zu einem lebensbejahenden Menschen heranwachsen kann. In unserem "Offenen Umwelt des Naturkindergartens“ haben wir die notwendigen Voraussetzungen für eine positive Entwicklung geschaffen, indem wir den Kindern vielfältige Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten bieten. Wir hoffen, dass Sie viel Freude am Lesen haben und unsere Arbeit noch besser verstehen lernen. Mit lieben Wünschen für Sie alle Ihr Kindergartenteam

Unser Leitsatz:

"Durch Erfahren, Erleben und Wohlfühlen lernen, die Natur und Umwelt zu begreifen."

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Allgemeine Grundsätze und pädagogische Prinzipien Der Kindergarten ist eine sozialpädagogische Einrichtung und hat neben der Betreuungsaufgabe einen eigenständigen Erziehungsund Bildungsauftrag als Elementarbereich des Bildungssystems. Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes und die Beratung und Information der Erziehungsberechtigten sind von wesentlicher Bedeutung. Der Kindergarten ergänzt und unterstützt dadurch die Erziehung des Kindes in der Familie. Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im ständigen Kontakt mit der Familie und anderen Erziehungsberechtigten durchzuführen und insbesondere o o o o o o o

ber anderen Kulturen und Weltanschauungen soll Verständnis entwickelt und Toleranz gefördert werden. Das Recht des Kindes Die Bestimmungen der UNO-Konvention dienen im Wesentlichen dem Schutz von Kindern, der Bereitstellung von Ressourcen für Kinder und ihrer Partizipation an der Gesellschaft. Einige Grundrechte der Kinder, auf die wir besonders Wert legen, sind folgende: Person Beziehung Lebensraum Soziale Sicherheit Freie Meinung Freizeit und Kultur Privatsphäre Information Schutz vor körperlicher und geistiger Gewaltanwendung

die Lebenssituation jedes Kindes zu berücksichtigen, dem Kind zur größtmöglichen Selbstständigkeit und Eigenaktivität zu verhelfen, seine Lernfreude anzuregen und zu stärken, dem Kind zu ermöglichen, seine emotionalen Kräfte aufzubauen, die schöpferischen Kräfte des Kindes unter Berücksichtigung seiner individuellen Neigungen und Begabungen zu fördern, dem Kind Grundwissen über seinen Körper zu vermitteln und seine körperliche Entwicklung zu fördern, die Entfaltung der geistigen Fähigkeiten und der Interessen des Kindes zu unterstützen und ihm dabei durch ein breites Angebot von Erfahrungsmöglichkeiten elementare Kenntnisse der Umwelt zu vermitteln.

Gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich: Der moderne Kindergarten kann nur erfolgreich geführt werden, wenn er sich am aktuellen gesellschaftlichen Geschehen orientiert, aber seine historischen Wurzeln nicht aus den Augen verliert. Der Kindergarten Mäder orientiert sich nach: o Vorarlberger Kindergartengesetz o Österreichisches Bildungskonzept "Bildung und Erziehung im Kindergarten" (C. Niederle)

Der Kindergarten hat dabei die Aufgabe, das Kind unterschiedliche soziale Verhaltensweisen, Situationen und Probleme bewusst erleben zu lassen. Jedem einzelnen Kind soll die Möglichkeit gegeben werden, seine eigene soziale Rolle innerhalb der Gruppe zu erfahren, wobei ein partnerschaftliches, gewaltfreies und gleichberechtigtes Miteinander, insbesondere auch der Geschlechter untereinander, erlernt werden soll. Die Integration behinderter Kinder soll besonders gefördert werden. Behinderte und nicht behinderte Kinder sollen positive Wirkungsmöglichkeiten und Aufgaben innerhalb des Zusammenlebens erkennen und altersgemäße demokratische Verhaltensweisen einüben können. Auch gegenü-

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Kindergarten Mäder früher - heute 1969 konnte durch die frei gewordenen Räume der ehemaligen Volksschule der passende Raum gefunden werden, um einen eingrüppigen Kindergarten mit der Kindergärtnerin Rosina Spalt zu eröffnen 1970 wurde wegen der großen Nachfrage ein weiterer Raum zur Verfügung gestellt. Ein Jahr darauf finanzierte die Gemeinde Mäder Turn- und Spielgeräte für den Spielplatz. Von 1980 bis 1990 wurde der Kindergarten zweigruppig geführt und das Personal konstant auf 2 Kindergärtnerinnen und eine Kindergartenhelferin aufgestockt. Leitung: Rosi Lamprecht 1990 wurde der Kindergarten Ulimahd mit 3 Gruppenräumen und diversen Nebenräumen durch Bürgermeister Hildebert Ender und Architekt DI. Klaus Pfeifer seiner Funktion übergeben. Aus Platzgründen installierte die Gemeinde 1999 in der benachbarten Volksschule weitere Räumlichkeiten für eine vierte Kindergartengruppe. 2005 Wandel vom Regelkindergarten zum Offenen Umwelt und Naturkindergarten Mäder Päd. Leitung: Kornelia Flatz Org. Leitung: Karin Vogler 2007 Kindergarten Brühl wird eigenständig und nimmt die 3-jährigen Kinder auf. Zusätzliche Räume der Volksschule werden provisorisch zu Verfügung gestellt. Päd. Leitung: Silvia Seeber 2010 Wald und Wiesengruppe wird gestartet. 2012 Neubau Kindergarten Brühl

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Die gesellschaftlichen Veränderungen Wie lebten eigentlich die Kinder in der guten alten Zeit? Und wie lebten die Eltern? Welche Erziehungsziele wurden verfolgt? Diese und ähnliche Fragen stellt man sich, wenn man versucht, die veränderten Kindheiten von früher und heute zu verstehen. Kindheit am Anfang dieses Jahrhunderts bedeutete Erziehung zu Gehorsam, Unterwürfigkeit und Patriotismus. Körperliche Gewalt und Misshandlungen gegen Kinder gehörten damals zu den alltäglichen Dingen des Lebens. Daran hat sich im Laufe der Zeit - GOTT SEI DANK- einiges geändert.

tet. Nachmittags konnten sie mit den anderen Kindern des Wohnviertels draußen spielen. Heute finden sich neben der klassischen Familie noch viele andere Formen des Zusammenlebens. Die Zahl der alleinerziehenden Mütter bzw Patchwork wird immer größer. Traditionelle Werte wie Gehorsam, Verpflichtung, Ordnung und Unterordnung, religiöse und kirchliche Bindungen verlieren mehr und mehr ihre Bedeutung. An ihre Stelle treten neue Werte wie Selbständigkeit, Durchsetzungsvermögen, Lebensfreude und Konsum. Wir leben in einer Zeit, in der allgemein verbindliche Werte schwammig geworden sind und es wird immer schwieriger, den Kindern brauchbare Orientierungshilfen zu geben. Wie können wir unseren Kindern das Spielen mit anderen Kindern ermöglichen und sie gleichzeitig in ihren Stärken und Interessen fördern? Und wer schickt seine Kinder ohne schlechtes Gewissen alleine nach draußen zum Spielen und bevorzugt nicht wenigstens ab und zu das Stillsitzen der Kinder vor verschiedenen Medien wie Fernseher, Computer und Game Boy? An dieser Stelle merkt man, dass ein Kindergartenplatz schon lange nicht mehr nur für Kinder berufstätiger Eltern sehr wichtig ist. Der Kindergarten bietet den Kindern Entwicklungsmöglichkeiten, die man im privaten Rahmen nicht mehr schaffen kann. Außerhalb des Kindergartens sind viele Kinder in Vereinen oder organisierten Freizeitgruppen tätig. Doch wo bleibt dann die heute so wichtige FREIZEIT, die SPIELZEIT der Kinder? Wer sich die Zeit nimmt, über diese Thematik intensiv nachzudenken, wird feststellen, dass es gut ist, wenn sich der Kindergarten auf diese veränderte Kindheit einstellt und sich genau so weiterentwikkelt wie unsere Kinder. Viele Veränderungen sind zu Beginn fremd, und Fremdes stößt oft auf Ablehnung. Wir, die MitarbeiterInnen des Kindergartens, setzen uns dafür ein, dass auch "moderne Kindheiten" schöne Kindheiten sind. Für Kinder hat sich im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte auch sonst viel verändert:

Blicken wir Eltern von heute einmal auf unsere Kindheit zurück (es ist immerhin schon 20 - 30 Jahre her), haben wir manchmal das Gefühl, dass wir in einer anderen Welt aufgewachsen sind. Ein großer Teil unserer Generation ist in sogenannten intakten Familien aufgewachsen. Der Vater sorgte für den Lebensunterhalt und die Mutter für den Haushalt. Am Vormittag waren die Kinder im Kindergarten und wurden von den netten Tanten versorgt. Dort lernten sie ein angemessenes Sozialverhalten, lustige Spiele und wurden mit gezielten Beschäftigungen auf die Schule vorberei-

Veränderte Lebensbedingungen, eine veränderte Kindheit, fordern Konsequenzen für unsere Arbeit. In der Elementarpädagogik lässt sich nicht mehr so handeln wie vor zwanzig Jahren.

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Sie stehen heutzutage einem besonders reichhaltigen Förder- und Freizeitangebot gegenüber, das sie von der Notwendigkeit einer selbständigen Freizeitgestaltung entbindet. Oft bedeutet dies einen verplanten Alltag nach Terminkalender.

selbstauferlegten Lernprogramm der Kinder. So wird man einmal sozial fit und weiß sich zu arrangieren. Dass Kinder mit den unterschiedlichsten Medien aufwachsen, ist längst selbstverständlich und gehört zur kulturellen Gegenwart und Zukunft. Damit Kinder die zahlreichen Möglichkeiten später

Kinder werden häufig von Förderangebot zu Förderangebot, wie Musikschule, Ballett, Reiten, Chor etc gefahren. So kommen spontane Verabredungen immer seltener zustande. Sie weichen pädagogischen Inszenierungen, in denen der Erwachsene mit den Kindern etwas vor hat.

Die Konsequenz für die Arbeit im Kindergarten ist, Spiel in kleinen Gruppen und Nichteinmischung bei Konflikten, die die Kinder selbst lösen lernen können. nutzen und komplizierte Zusammenhänge begreifen können, bedarf es ganzheitlicher elementarer Erfahrungen, besonders in der Kindheit. Medien wie Fernsehen und Computer vermitteln Erfahrungen jedoch nur aus zweiter Hand und sind für das Lernen der Kinder nur sehr eingeschränkt nützlich, besonders, weil überwiegend nur die körperfernen Sinne, wie das Sehen und Hören angesprochen werden. Das unmittelbare Erleben mit

Nicht das einzelne Angebot ist dabei ein Problem, sondern die Menge an Programm. Damit schwindet die Zeit für eigenständiges Spiel und selbstgelenkte Aktionen in Kindergruppen auf der Straße oder auf dem Spielplatz. Dieses Lernfeld, zu dem neben der Straße oder dem Spielplatz auch Feld, Wald und Wiesen gehören und welches selbständig erobert werden konnte, geht den Kindern immer mehr verloren, unter anderem auch, weil die Sorge um Gewalt am Kind und dem zunehmenden Straßenverkehr, sowie das bequeme und verlockende Angebot durch die Massenmedien dazu beitragen. Für die Entwicklung eines positiven Selbstbildes

allen Sinnen und das Ausprobieren der Umwelt ist notwendig für selbsttätiges Erkennen von Zusammenhängen.

Die Konsequenz für die Arbeit im Kindergarten ist, mehr Zeit für selbstgeleitetes und eigenständiges Spiel - mehr Freispielzeit. Die Kinder sollen im Kindergarten selbständig aktiv und aus eigener Motivation heraus handeln können. müssen Kinder die Erfahrung machen können, dass das Resultat ihrer Handlungen aus eigenem Antrieb erfolgt ist. Zufällige oder gar fremdbestimmte Handlungserfahrungen tragen dazu wenig bei. Sie müssen von sich wissen: „ Ich bin etwas, ich kann etwas und ich kann auf dieser Welt eigenständig wirksam werden.“ Verabredungen unter Freunden müssen häufig erst telefonisch abgesprochen werden. Besonders beliebt sind Zweiergruppen. Die machen verständlicherweise die wenigsten Probleme, weil es weniger Konflikte, weniger Lärm, etc. gibt. Aber auch die Erfahrungen des häufigen Streits gehörten zum

Kinder brauchen Handlungsräume. Auch hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges verändert. Schöner wohnen und schöner Garten, die Attraktivität gepflegter Anlagen geht häufig vor den Spielinteressen der Kinder. Die Folge daraus ist, das oft nichts anderes übrig bleibt, als den Kindern ein Programm zu bieten; Spielzeit wird einseitig zur Konsumzeit.

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Die Konsequenz für die Arbeit im Kindergarten ist, den Kindergarten so zu gestalten, dass die Kinder einen "Möglichkeitsraum" vorfinden, in dem vielfältigstes Lernen über Handeln mit Kopf, Herz und Hand möglich ist. Dabei steht nicht das Konsumieren, sondern das selbst und aus eigener Initiative Tätig sein, im Vordergrund.

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Grundannahmen zum Kind (Th. Kühne) In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder an grundlegenden Fragen über den Menschen gearbeitet. In Bezug auf unser tägliches Handeln und unsere Haltung im Umgang miteinander hat uns beschäftigt, welche Vorstellungen und Theorien über den Menschen und sein Lernen hinter unseren Umgangsweisen stehen. Aus den Antworten wurden von uns folgende Grundannahmen über den Menschen gebildet. Besonders gelten folgende Annahmen natürlich dem Wesen des Kindes und den Bedingungen für möglichst gute Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten im Kindergarten. Die Antworten, so eine wichtige Erfahrung vorweg, sind jedoch universell für alle Menschen gültig, denn ein Kind unterscheidet sich strukturell nicht von einem erwachsenen Menschen.

Kind muss seine gewaltige Entwicklungsleistung selbst erbringen und weiß in der Regel, was für seine Entwicklung richtig ist.

+ Es gibt keinen Grund für uns Erwachsene, in Kindern unreife, unfertige und nur halbe Menschen zu sehen, obwohl oder nur weil wir ihnen an Erfahrungen und Wissen voraus sind. + Wir gehen von einer Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit zwischen uns und den Kindern aus. Diese Gleichheit auf der Ebene des Menschseins ist die Basis unserer Beziehungsgestaltung. Achtung, Wertschätzung und unbedingtes Vertrauen, damit ist auch Vertrauen in die Entwicklungskräfte eines Kindes gemeint, gehören zu unserem Selbstverständnis.

+ Kinder sind Forscher. Sie erforschen eigenständig, mit einer ihnen eigenen inneren Dynamik die ihnen gebotene sachliche und soziale Welt. Diese Aussagen mögen für manche Ohren ungewohnt klingen, sie sind jedoch nur konsequent, wenn man sie aus erkenntnistheoretischer, bzw. neurobiologischer Sicht sieht. Die Folgen daraus sind:

+ Ebenso bedeutsam ist die Einsicht in die Individualität, die Einzigartigkeit eines jeden Menschen.

a. Freiheit für Spiel und Bewegung als wichtigstes Lebens- und Erfahrungselement und Offenheit für die Bildungsbedürfnisse der Kinder in einem anregenden und zu neuen Lernerfahrungen herausfordernden Rahmen und in einer vorbereiteten Umgebung, die die Selbstorganisation von Lernprozessen ermöglicht.

Diese Werte und Erkenntnisse bilden eine Richtschnur für unsere Haltung zu den Kindern, bzw. zu anderen Menschen. Sie legen auch die Grundlagen für eine gutes Lernklima im Kindergarten und damit für eine gute Entwicklung jedes Kindes, denn nur in einer Atmosphäre der Würde und des Vertrauens kann man sich wohlfühlen und ungestört Erfahrungen mit sich, mit anderen Menschen, der Natur und Umwelt, schließlich mit Gott machen - ganz nach individuellem Tempo und spontaner Erfahrungslust und ohne den Druck, anders sein und nach den Vorstellungen Anderer funktionieren zu müssen.

b. Eine Halt gebende, Orientierung und Sicherheit bietende erwachsene Begleiterin, die auf die individuellen Bindungsbedürfnisse der Kinder eingeht und die auch in ihrer Erfahrungs- und Erlebnislust, ihrem Drang nach Wissen, ihrer „Lust auf Welt" genügend Anregungen bietet und Kinder so mehr mit unserer Kultur bekannt macht.

Ein Kind ist ein weltoffenes Wesen. Es will lernen und sich entwickeln und orientiert sich dabei an seinen Vorbildern. Dabei ist es Selbstgestalter seiner Entwicklung. + Man kann ein Kind nicht entwickeln. Ein

Kinder verhalten sich oder handeln immer richtig. Sie leben nach einer individuellen Logik und nach einer individuellen Vernunft, die in ihrem Bezugssystem Sinn machen und für sie bedeutsam

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sind. Sie passen sich mit ihrem Handeln den gegebenen Umständen bestmöglich an. Aus dieser systemischen Sicht ergibt sich, nicht das Kind ändern zu wollen, sondern die Strukturen in denen es lebt und schließlich sich selbst, damit ein Kind andere und vielleicht sinnvollere, vernünftigere und sozial verträglichere Handlungsweisen erlernen kann. Dabei suchen wir mit den Kindern eine Basis des Verstehens. Verstehen heißt jedoch

nicht, alles zu billigen und jedes Verhalten zu akzeptieren. Wir bieten den Kindern hier Regeln des Zusammenlebens. Einen Vergleich des traditionellen Bildes vom Kind mit unserem konstruktivistisch/systemisch orientierten Vorstellungen vom Kind bietet die folgende Seite. Die Anregungen dazu kommen aus dem Buch: Offener Kindergarten konkret, Veränderte Pädagogik, Hamburg 1993

Lernen im Kindergarten Die zukünftige Wissensgesellschaft wird Menschen brauchen, die mit Selbstbewusstsein, Engagement, viel Lernbereitschaft und großer Flexibilität auf immer neue Lernanforderungen reagieren können und in der Lage sind, kommunikativ und kooperativ zusammenzuarbeiten. Zukünftig wird wieder ein hohes Maß an persönlicher und sozialer Intelligenz verlangt. Für diese wichtigen Kompetenzen werden alle elementaren Grundlagen im Kindergartenalter gelegt. Dieser Aufgabe muss sich der Elementarbereich stellen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass Kinder jetzt noch mehr lernen müssen, sondern dass sie ihren Lernhunger bewahren und bereit sind, ihr Wissen ständig zu erneuern und dazuzulernen. Bildung wird, ebenso wie auch die Entwicklung eines Menschen, als ein Prozess der Selbstbildung verstanden, der vom Kind ausgeht und nicht steuerbar ist. Kinder brauchen für ihre Selbstbildung einen vielfältig gestalteten Möglichkeitsraum, mit vielen Freiheiten zum selbsttätig sein. Dies wird besonders vor dem Hintergrund der Lebensbedingungen der Kinder heute mit ihren immer stärker werdenden Einschränkungen für ihre Entfaltung wichtig. Erkenntnisgewinn, Selbstbildung ist mit Lust und Freude verbunden, wenn • Kindern ein individueller und bedürfnisgerechter Lernweg zugestanden wird, • Kindern verschiedene Zugänge zu Themen und Inhalten eröffnet werden, • auf die Fragen der Kinder eingegangen wird, sie forschen, experimentieren und "Fehler" machen können, • sie keine Antworten auf Fragen bekommen, die sie nicht gestellt haben - wenn sie nicht belehrt werden, • Lernen mit Kopf, Herz und Hand verbunden sind, • erwachsene Vorbilder zur Verfügung stehen, die Bedeutsamkeiten anbieten und Sinn vermitteln können, • erwachsene Vorbilder dabei sind, die mit ihren Werten eine Ausrichtung auf ihrem Lernweg bieten, • Kinder mit anderen Kindern einen gemeinsamen Lernweg gehen können, • Kinder Mitgestalter und Mitentscheider bei Fragen des Kindergartenalltags sind, wenn sie konsequent miteinbezogen werden. • Kinder sich insgesamt wohlfühlen und

immer wieder neue Lernherausforderungen vorfinden können. Die Folgerungen für unsere Arbeit im Kindergarten sind: • Den natürlichen Wissensdrang der Kinder zu unterstützen und ihnen bei ihren Forschungsbemühen, ihren Fragen und ihrer Suche nach Erkenntnissen Partner und Gegenüber zu sein. Partner, die sie in ihrem Entwicklungsstreben unterstützen und fördern, und Gegenüber, die sie an ihrem Wissen teilhaben lassen und ihren mit Werten und Normen, einer "Ethik des Miteinander" eine Lebensrichtung bieten. • Eine Vielfalt an Bildungserfahrungen und Lernanreizen über eine liebevoll vorbereitete Umgebung anzubieten. • Individuell auf die Bildungsbedürfnisse der Kinder einzugehen und Raum für alle Kinder schaffen. • Angebote und Projekte zu entwickeln, die auf Sinnzusammenhänge verweisen und nicht dem Selbstzweck dienen oder einfach sinnlose Beschäftigung bieten. • Den Kindergarten insgesamt als ein Lebens- und Lernraum zu verstehen, bei dem viele alltägliche Aufgaben, Pflege, Reparatur, Gestaltung, ... als Lernfelder für Kinder und ggf für Erwachsene gesehen werden. Eine Atmosphäre der Gelassenheit, des Vertrauens und der Geborgenheit zu schaffen und damit die Basis für eigenständiges Lernen zu legen.

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Was bedeutet “Offener Kindergarten”? „Offener Kindergarten" ist ein zusammenfassender Begriff, der für viele Bereiche der pädagogischen Arbeit im Kindergarten steht. Insofern ist dies nicht mit einem Satz zu beantworten. "Offene Arbeit" verwirklicht sich in allen Bereichen der Begleitung der Kinder.

wenn im Diskurs immer wieder am gemeinsamen Ziel die Auseinandersetzung gesucht werden soll. Offen sein für die Kinder und für sich selbst bessere Bedingungen zu erreichen. Sind wir offen, Anwalt des Kindes zu sein und hierfür auch politische Aktivitäten mit anderen durchzuführen und in diesem Zusammenhang Verbesserungen anzustreben?

Offen sein für die Bedürfnisse der Kinder. Kinder kommen mit unterschiedlichen Entwicklungsbedürfnissen in den Kindergarten. Alle Kinder sollen ihren Platz finden, an dem sie ihre Herausforderung finden und zu ihrem Lernen kommen. Hier brauchen wir Offenheit, um uns immer wieder auf Veränderungen durch die Kinder einzustellen.

Offen sein für Veränderungen in uns und für eigene Lernprozesse. Offen sein bedeutet die Bereitschaft an sich selbst weiterzuarbeiten, Standpunkte aufzugeben und sich in einem fortwährenden Prozess weiterzuentwickeln.

Offen sein für Nähe und Distanz. Einige Kinder brauchen im Kindergarten überwiegend andere Kinder. Andere wiederum für lange Zeit „unsere Hand". Sind wir offen für eine unterschiedliche Beziehungsgestaltung an den Wünschen der Kinder orientiert? Können wir das nicht gebraucht werden aushalten und Nähe und Distanz nach den Bedürfnissen der Kinder regulieren?

Aus dem Zusammenhang der vorhergehenden Ausführungen ergeben sich wichtige Grundsätze für die Gestaltung der pädagogischen Arbeit in unserem Umweltkindergarten, die uns bei der Erstellung unseres Konzepts geleitet haben: Kinder o sind aktive Lerner o lernen in sozialen Zusammenhängen o lernen durch spielerische Aktivität und aktives Spiel o brauchen emotionale Sicherheit und Zuwendung als Basis für kindliche Lernprozesse und die Entwicklung ihrer Selbst o lernen durch Teilhabe und Aushandlung o haben das Recht auf Anerkennung ihrer Individualität Die Kindergartenpädagogin o ist Gestalterin einer anregenden Lernund Erfahrungsumwelt o Dialogpartnerin und Impulsgeberin o orientiert ihre Arbeit an der Lebenswelt und dem Bedarf der Kinder und Eltern o ist geprüfte Fachperson in Fragen der Erziehung, Bildung und Förderung der Kinder Die Einrichtung o sichert allen Kindern - unabhängig von Geschlecht, Herkunft, und sozialem Status - Lern- und Entwicklungschancen o fördert durch Begegnungsangebote in der Natur selbständiges Entdecken (Piaget), und eine wertschätzende, achtsame Beziehung zu Natur und Umwelt

Offen sein für Prozesse der Zusammenarbeit in der Mitarbeiterschaft. Öffnung braucht ein hohes Maß an Kooperation und ständige Absprachen. Sind wir offen Unterschiede stehen zu lassen? Öffnung erfordert die Bereitschaft zu geben und das ständige Bemühen um einen gemeinsamen Weg in der Arbeit. Offen sein für die Erfahrungen anderer. Wir können von den Erfahrungen von anderen Mitarbeitern und der Eltern profitieren, wenn wir offen sind für ihre Eindrücke und Empfindungen. Offen sein für den Diskurs mit den Eltern, für einen Prozess der Verständigung. Wir brauchen Offenheit für die Meinungen der Eltern, für ihre Sorgen und Befürchtungen, dass ihre Kinder nicht genug lernen könnten, wenn dem Spiel zu viel Priorität eingeräumt wird. Offen sein für einen Diskurs mit dem Träger, für eine Verständigung und die bestmögliche Arbeit mit den Kindern. Mitarbeiter/innen in der Gemeinde und Kindergarten haben auf unterschiedlichen Ebenen Zugang zur Arbeit des Kindergartens. Auch hier ist Offenheit und gegenseitiges Verstehen gefragt,

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Schwerpunkt Umwelt Umweltbildung als Schwerpunkt im Kindergarten Mäder ist ein bedeutender Bildungsauftrag. Dieser nimmt in der umweltfreundlichen Betriebsführung der Gemeinde ihren Ausgang und setzt sich in der

Konsumverhalten allgemein. Die Entwicklungen in jedem einzelnen Bereich schreiten enorm rasch voran und können nur mit Hilfe von Experten erkannt werden. Die Pädagogen des Kindergartens sind keine Fachleute für Umweltfragen, aber sie wissen, dass sie ihr Wissen je nach Situation aktualisieren müssen und wo sie sich Fachwissen holen können. Sie sind also auf Vernetzungspartner angewiesen. Wir befinden uns auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. Wissen ist das Kapital unserer Gesellschaft, Wissen ist die Grundlage, auf der sich Bildung vollziehen kann. Das ist Grund genug, sich ein Wissen über die Bedingungen unserer Umwelt anzueignen. Auf jeden Fall sollten Kindergartenpädagoginnen neugierig sein und nicht nachlassen, Fragen zu stellen und Experten zu Rate zu ziehen.

Pädagogik fort. Beide Teilbereiche sind in der Praxis häufig miteinander verknüpft. Das Ziel ist es zum Mitmachen einzuladen. Umweltbildung ist niemals wertfrei zu sehen, vielmehr steht sie ganz bewusst für eine Werteerziehung. Umweltbildung ist daher in ethisches Empfinden eingebunden und so eng mit Religionspädagogik verknüpft. Beispiele: o Bewahrung der Schöpfung o Achtung vor Andersartigkeit o Achtung vor dem Leben Umweltbildung baut auf Naturerlebnissen auf, kann jedoch nicht auf die Wissensvermittlung verzichten. Umwelt ist äußerst komplex und beschränkt sich nicht nur auf die Natur. Sie umfasst ebenso die bebaute Umwelt, widmet sich Fragen der Ernährung, dem Energieverbrauch, Lärmschutz, den damit verbundenen Weiterentwicklungen technischer Möglichkeiten und nicht zuletzt dem

Kindergartenpädagoginnen haben die Verantwortung, den Kindern Wissen über unsere Umwelt kindgemäß zugänglich zu machen. Die Wege dazu führen o über das Beobachten in einer anregungsreichen Umgebung, o über die Ermunterung zum selbsttätigen Nachforschen, Ausprobieren und Experimentieren, o über das Zugänglichmachen verschiedener Informationsquellen, auch durch Nutzung der neuen Medien. Umweltbildung ist auf Vernetzungspartner angewiesen. An erster Stelle steht die Gemeinde Mäder, die sich die Ökologie als Schwerpunkt gesetzt hat und mit verschiedensten Institutionen verknüpft ist. Umweltbildung bezieht sich auf die aktuelle Situation und auf die Zukunft der Kinder. In der Regel entwickeln sich Projekte zur Umweltbildung aus einer aktuellen Situation heraus.

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Jährlicher Bericht über die Arbeit, damit ein Informationsaustausch zwischen den Bildungseinrichtungen möglich ist.

Einige Beispiele: o Im Zusammenhang mit einer Gartenumgestaltung interessieren sich die Kinder für die Lebensbedingungen eines Tieres, zB den Igel oder den Regenwurm o Grüne Meile o e5 o Sonnenfest o Ökogarten Mäder o Gezielter Einkauf von Produkten aus regionalem oder fairem Handel

Aktion: Grüne Meile Klimaschützer unterwegs - Das große Klimameilen sammeln. Kindergartenkinder und SchülerInnen aus ganz Europa beteiligen sich jährlich von März bis November an dieser Kampagne und sammeln umweltfreundliche Schul- und Kindergartenwege!

Aus jedem dieser oder ähnlichen Anlässe kann sich ein Projekt entwickeln, das eine Veränderung zugunsten eines gesunden und umweltfreundlichen Lebensstils zum Ziel hat. Die Kinder erleben dabei Erwachsene, die sich für eine Verbesserung ihrer aktuellen Lebensbedingungen starkmachen und die sich gleichzeitig für den Erhalt einer gesunden Umwelt einsetzen. Insofern richtet sich Umweltbildung immer auch auf die Zukunft der Kinder. Kinder erkennen das durchaus – auch ohne große Worte – an und können daraus Hoffnung für eine lebenswerte Zukunft schöpfen.

Ohne Auto unterwegs - bringt viele Vorteile Zu Fuß gehen bzw Rad fahren sind die leisesten Formen der Fortbewegung. Sie schonen Klima und Umwelt. Erst durch eigene Erfahrungen lernen Kinder, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Bewegung ist die beste Medizin. Sie stärkt die Abwehrkräfte und hilft gegen Übergewicht und Haltungsschäden. Vor Kindergärten und Schulen sind vor allem eilige, Auto fahrende Eltern eine Gefahr für die Kinder. Allein den Schulweg zu bewältigen, stärkt das Selbstvertrauen.

Kindergarten Mäder: 1. Klimabündniskindergarten Österreichs. Wozu bekennt sich ein KlimabündnisKindergarten?

Was ist eine Klimameile? Eine "Klimameile" entspricht einem umweltfreundlich zurückgelegten Kindergartenweg. Wurde ein Weg ohne Auto bewältigt, so kann eine Klimameile gesammelt werden. Für jede umweltfreundlich zurückgelegte Klimameile kann ein grüner Aufkleber ins Sammelheft geklebt werden. Mit jeder Klimameile (grüner Aufkleber) kommen wir dem Sammelziel näher.

Um die Lebensbedingungen auf dieser Erde zu erhalten, sehen wir uns als Bündnispartner für den Schutz der Regenwälder und des Klimas. Als Klimabündnis-Bildungseinrichtung bekennen wir uns zu folgenden 5 Punkten: Ganzheitliche Beschäftigung mit klimarelevanten Themen im Sinne einer Klimagerechtigkeit; Suchen von Wegen zu klimaschonendem Handeln gemeinsam mit den Kindern und Umsetzen konkreter Maßnahmen vor allem in den Bereichen Energie und Verkehr. Zusammenarbeit mit der Gemeinde für eine zukunftsfähige Entwicklung Vermittlung von Kulturen und Lebensweisen in den Ländern des Südens und Durchführen von Aktionen zur direkten und indirekten Unterstützung der Klimabündnis-PartnerInnen.

Während einer oder mehrerer Aktionswoche/n bringt jeder umweltfreundlich zurückgelegte Weg zu Fuß, mit dem Roller oder Rad, per Bus oder Bahn eine Grüne Meile für das Kindermeilen Sammelalbum. Gemeinsam mit vielen Kindern in ganz Europa sammeln wir „Grüne Meile Punkte“ für eine bessere Umwelt.

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Schwerpunkt Natur Warum Naturkindergarten? • • • •

Materialien regt die kindliche Fantasie an, sich mit der Welt und sich selbst zu befassen.

Das Spiel im Freien stillt den Bewegungsdrang und stärkt das Immunsystem. Haltungsschäden, Übergewichtigkeit und dem Schwinden der Sinnfähigkeit wird ent gegengewirkt Förderung von Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und des natürlichen Wissensdurstes der Kinder Kinder in der Natur lernen Offenheit, Verantwortungsbewusstsein und Anpassungsfähigkeit



Das Leben und Lernen mit allen Sinnen in der Naturzone Mäder Das Spielen unter freiem Himmel, unbegrenzt von Wänden und Regeln, die ein Spielen im Haus nun einmal mit sich bringt, bietet einen weiteren Raum für die körperliche, geistige und seelische Entwicklung unserer Kinder. Frische Luft und der jahreszeitliche Wechsel der Temperaturen trainieren das Immunsystem. Die Freude an der Bewegung sowie die Grobund Feinmotorik werden zusätzlich gefördert. Das Spiel im Freien wird sogar zu einem Sicherheitstraining, denn Kinder, die eine gute Körperbeherrschung haben, sind weniger unfallgefährdet.

Die Natur als Bildungs- und Erfahrungsraum für Kinder •

Die Kinder erleben hautnah den jahreszeitlichen Rhythmus.



Sie stellen Fragen zu den Geschehnissen der Natur, über Pflanzen und Tiere. Gemeinsam finden wir Antworten, so können die Kinder grundsätzliche Einsichten in Sinn- und Sachzusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten erfahren.



Ganzheitliches Lernen: Kinder verstehen die Natur durch den direkten Kontakt, der alle Sinne und den Körper anspricht.



Kinder bauen eine emotionale Bindung zur Natur auf und schützen sie.



Durch den ständigen Kontakt zu den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft wird das Kind in seiner Persönlichkeit bereichert und gestärkt.



Die Natur fördert körperliche Gesundheit und seelische Entwicklung.



Die Vielfalt der Formen, Farben und

Die Natur bietet ein Erkennen eines eigenen Standpunktes in der Welt.

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Der direkte Kontakt zu den Elementen Erde, Luft und Wasser – in begrenztem Umfang auch zum Feuer – spricht alle Sinne der Kinder an. Jeder von uns hat sicher schon einmal das sinnliche Vergnügen des Geruches von Regen erlebt, wenn im Sommer nach einem Schauer der Boden dampft. Wir riechen vermoderte Blätter im Herbst. Die Märzsonne kribbelt auf der Haut ... Wie fühlt sich der Matsch am Boden einer Pfütze an und wie rau ist die Rinde eines Baumes? All diese Erfahrungen und noch viel mehr können die Kinder auf unserem Außengelände machen. Die Liebe zur Natur kann in unseren Kindern nur dann entstehen und wachsen, wenn sie diese hautnah erleben können. Unser naturnahes Außengelände ist spielanregend, kreativitäts- und bewegungsfördernd und bietet unseren Kindern vielfältige Spielund Bewegungsmöglichkeiten. o Es sind Nischen, Weidenhäuser und Bauwagen vorhanden, in denen sich unsere Kinder in ungestörtes Spiel und Rollenspiele zurückziehen können. o Es gibt viele Büsche, Bäume und Ecken, hinter denen sie sich verstecken und etwas

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Spannendes verborgen halten können. Es fordert zum Klettern, Rutschen, Hangeln, Kriechen, Laufen, Springen, Runterrollen, Matschen usw auf.

Es bietet Raum für: o Ballspiele jeder Art o Tempelhüpfen o Dreirad fahren o Fallschirmspiele o Wasser, Sand und Steine elementar erleben. o Löwenkäfige und Aussichtsturm Zu einer ganzheitlichen Entwicklung eines Kindes gehört Bewegung unabdingbar dazu, ja sie stellt eine Grundlage für die geistige und seelische Entwicklung dar. Mit einem Fachwort heißt dies: Psychomotorik.

Was ist Psychomotorik? Heinar Kipphardt bezeichnet mit der Psychomotorik die enge Wechselbeziehung zwischen seelischen und körperlichen Vorgängen. Das sind alle bewussten Bewegungsabläufe, wie zB Gehen, Sprechen und Tasten. Gefühle und Stimmungen drücken sich in Körperhaltungen und Bewegungen aus. Umgekehrt können Emotionen durch körperliche Aktivitäten beeinflusst werden. So liegt in der Bewegung die Verbindung von Körper, Geist und Seele. Diese in Einklang zu bringen, sehen wir als unsere Aufgabe. Denn Sinne, Motorik, Gefühle und Sprache sind Anfang und Ursprung geistiger Entwicklung. Jean Piaget spricht von der "sensomotorischen Entwicklung" (= die Wahrnehmung mit allen Sinnen). Das heißt, die Basis der Intelligenz ist die

Wahrnehmung mit allen Sinnen über die Bewegung. Je mehr die Kinder aus sich heraus durch Bewegung die Umwelt erleben, desto günstiger verläuft die psychische und geistige Entwicklung der Kinder. Alles, was Kinder mit ihren Sinnen greifen können, können sie auch begreifen. Spontanität, Bewegungsdrang und Neugier sind die Triebfedern für die Entwicklung der Sinne. Durch Bewegungssituationen entstehen auch immer soziale Lernprozesse. "Psychomotorik" verstehen wir als ein Konzept ganzheitlicher Erziehung und Persönlichkeitsentwicklung durch Wahrnehmung und Bewegung. Mit dem Begriff Psychomotorik wird die enge Verbindung des Geistig-Seelischen und des Körperlich-Motorischen gekennzeichnet. Psychomotorisches Lernen findet statt, wenn Kinder ihren Spiel- und Bewegungsbedürfnissen nachgehen können und darüber hinaus bei allen sonstigen Tätigkeiten praktische Erfahrungen sammeln. Psychomotorisches Lernen findet verstärkt statt, wenn Kinder eine bewegungsfördernde Umwelt vorfinden. Einfach gesagt: Jeder Bewegungsablauf ist ein psychomotorischer Ablauf – auch ohne eine Spielidee von uns Kindergartenpädagoginnen.

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Der Tagesablauf Der für alle verbindliche Tagesablauf wird besonders durch den Wechsel zwischen Versammlungs-, Angebots- und Freispielzeit bestimmt. Er bietet neben dem Raumprogramm Orientierung und Struktur. Beziehungen der Kinder untereinander im Vordergrund stehen, am Rand des Geschehens. Sie sind präsent, beobachten die Kinder und gewinnen so neue Erkenntnisse für ihre Arbeit. Zudem bleibt hier die Zeit, Vorbereitungen zu treffen und kleinere Elterngespräche zu führen. Die Struktur des Tagesablaufes am Beispiel Ganztageskindergarten Brühl.

In der Versammlungs- und Angebotszeit, die etwa 1/3 der Zeit ausmacht, steht der Erwachsene mit seinen Absichten im Vordergrund. Die Freispielzeit wird von den Freiheiten des Freispiels bestimmt. • Das Kind spielt mit wem es will. • Das Kind spielt wo es will. • Das Kind spielt was es will. • Das Kind spielt wann es will. Die PädagogInnen stehen in dieser Zeit, in der die

7.00

Empfang Beginn Frühdienst

Die Kinder begrüßen sich, treffen ihre Freunde und gehen in den „Empfangsraum“ neben der Garderobe, manche setzen sich zur "EmpfangsmitarbeiterIn“

Morgenabsprache

Eine Mitarbeiterin begrüßt in der Vorhalle Kinder und Eltern, Anwesenheitsliste, Infopool für Eltern (Empfang)

Bis auf den "Empfang" treffen sich alle MitarbeiterInnen zum Planungstreffen im MitarbeiterInnenzimmer.

7.30

Freispiel

Der Kindergarten öffnet seine Türen für alle Kinder in fast allen Räumen. Die Kinder werden vom Empfangspersonal begrüßt und entscheiden dann selbst wo und mit wem sie wie lange spielen möchten

Alle anderen MitarbeiterInnen arbeiten mit den Kindern in den verschiedenen Funktionsräumen

9.00

Morgenkreis

Alle treffen sich im "Morgenkreisraum"

Moderation

Absprachen treffen, Regeln mitbestimmen, Entscheidungen fällen, aufpassen, zuhören, mitreden, singen, Geburtstag feiern, zur Ruhe kommen, Interessen vertreten, zuordnen, beschweren, Ärger loswerden, gegenseitig wahrnehmen, zusammen freuen, ...

Vorstellung der Angebote im Morgenkreis. Beteiligung an der Diskussion.

Die Kinder haben sich im Morgenkreis zugeordnet und begleiten die Erzieherinnen in die Bereiche. Hier sind sie für die Angebotszeit ungestört und können sich voll auf das Angebot konzentrieren. Kinder, die nicht an einem Angebot teilnehmen wollen, gehen frühstücken oder in die freien Bereiche.

Die Erzieherin steht im Mittelpunkt, zeigt, erweckt Interesse, schafft Bedeutungsanlässe, leitet an, geht auf die Kinder ein, assistiert bei den Forschungsbemühungen der Kinder....

Die Kinder entscheiden, ob sie aufhören oder weitermachen wollen. Freiheiten des Freispiels. Zeit für die Beziehungen der Kinder untereinander.

Die Erzieherin zieht sich aus dem Angebot zurück, dokumentiert ihr Angebot, beobachtet Kinder oder Gruppen.

9.20

ca. 10.00

Angebotszeit

Freispielzeit

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Zum Schluss Anleitung zur Reflektion: "Wie war das Angebot? Was hat es gebracht"

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11.10

11.15

Aufräumzeit mit Schlusskreisen in den Funktionsräumen

Motto: Jede/r hilft so gut sie/er kann.

Garderobe

Alle Kinder gehen zur Zentralgarderobe. Betreuungskinder treffen sich im Turnsaal zum gemeinsamen Toben und Springen.

Mithilfe beim Anziehen der Kinder. BetreuungspädagogIn „sortiert „ Betreuungskinder heraus und begleitet sie zum Turnsaal

Die restl. Kinder werden von ihren Eltern vor der Kindergartentüre empfangen.

Mitarbeiter übergeben die Kinder ihren Eltern

Randzeitenbetreuung

Betreuungskinder beschäftigen sich im Turnsaal oder im Freien bis sie abgeholt werden.

1-2 PädagogInnen begleiten die Kinder im freien Spiel im Turnsaal der Volksschule. 1-2 Erzieher richten den Mittagstisch für die Mittagsbetreuung her.

Mittagsbetreuung

Kinder werden von der Randzeitenbetreuung abgeholt. Händewaschen, Platz auswählen, „Essensspruch“ führen zum eigentlichen Mittagessen, welches in der großen Runde verzehrt wird.

1-3 PädagogInnen essen gemeinsam mit den Kindern in möglichst familienähnlicher Atmosphäre

11.30

12.00

Danach ordnen sich die Kinder zu einem Abschlusskreis, um den Vormittag ausklingen zu lassen.

Die PädagogInnen ist mit dabei. Beim Abschlusskreis wird der Morgen im Kindergarten reflektiert, Probleme besprochen, Ergebnisse präsentiert…

Mittagsruhe im Schlafraum 13.30

Schwerpunktnachmittag

Die Kinder treffen sich zum Schwerpunktnachmittag, für den sie sich entschieden haben, in der Garderobe. Die „Schwerpunktnachmittage“, zu einem Thema werden von den Kindern über den Zeitraum von 3/6/9 Monate mitgeplant und mitgestaltet.

Alle 3 Monate erarbeitet das Team ein Schwerpunktheft, bei dem die Eltern mit ihren Kindern auswählen, wie oft sie welches Projekt besuchen möchten. Nach 3 Monaten kann neu gewählt werden. Die PädagogInnen erarbeiten dieses Projekt mit den Kindern gemeinsam. Das Ziel ist im Heft vorgegeben. Projektüberschreitendes Arbeiten bzw Zusammenarbeiten ist möglich.

Nachmittagsbetreuung

Kinder, die noch von der Mittagsbetreuung schlafen, setzen dies fort, alle anderen finden sich in einem Raum zusammen, um im freien Spiel den Nachmittag zu genießen.

Parallel zu den Schwerpunktnachmittagen findet die Betreuung der 3 jährigen Kinder bzw. der Kinder, die unregelmäßig den Nachmittagskindergarten besuchen, statt. Dieser Betreuungsnachmittag zeichnet sich durch freies Spiel im Kindergarten aus.

15.30

Garderobe

bis 17.30

Randzeitenbetreuung

Kinder ziehen sich um und werden von den Eltern empfangen.

Die Erzieher helfen in der Garderobe mit und übergeben die Kinder. Das Freispiel der Betreuungskinder wird weitergeführt und die Kinder werden von den Eltern fließend abgeholt.

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Eintritt in den Kindergarten

fen, damit sich wirklich selbstständiges Handeln und Spielen entwickeln kann. Wir machen Angebote, weil wir uns an den Interessen und Bedürfnissen unserer Kinder orientieren. Die Kinder kommen mit Fragen und Anliegen und signalisieren uns in vielen Dingen, dass sie unsere Unterstützung und Anleitung wollen. Sie fordern uns dazu heraus, ihnen unsere Erfahrungen, unser Wissen, unseren Sachverstand, aber vor allem unser Verständnis für ihr Lernen über Spiel und Bewegung zur Verfügung zu stellen. Kinder haben Wissenshunger, sie wollen Sachinformationen über Dinge, die sie interessieren und beschäftigen. Dies alles bieten wir in der Zeit des "Angebotes".

Jedes Kind wird von einer „Empfangskindergärtnerin“ einzeln begrüßt, bzw. von den Eltern übernommen. Die PädagogIn klärt eventuelle Fragen der Eltern direkt oder leitet sie zur Beantwortung weiter.

Bei jeder Planung von Angeboten sind vor allem die Interessen und Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen: o Kinder zu lassen und Kinder zu fordern, o Leistungsverhalten wachsen zu lassen im Spiel und Leistungsverhalten anzuregen und zu steigern im gezieltem Tun, o Kinder selbstbestimmt handeln zu lassen und über Angebote und Projekte neues Lernen anzuregen und herauszufordern, o Kinder ihr Akteur-Sein zu ermöglichen.

Garderobe Jedes Kind hat seinen eigenen Garderobenplatz, der mit einem Erkennungszeichen markiert ist. Das selbe Zeichen findet sich im Leinensack für Wechselkleidung und in den Gummistiefeln wieder, welche ebenfalls beim Garderobeplatz sind.

Wenn offen mit den Kindern geplant wird und sie selbsttätig forschen, ausprobieren und organisieren können, ist jedes Angebot für Kinder interessant. Kinder haben Hunger auf neue Erfahrungen und spannende Erlebnisse. Wenn Angebote durch situativen Bezug mit den Kindern geplant werden, sind diese motiviert und haben Lust und Freude am gemeinsamen Tun. Dabei halten wir an einem Grundprinzip fest: nicht für die Kinder handeln, sondern mit ihnen planen und sich gemeinsam auf den Weg machen ins "Abenteuer Leben".

Die Haustüre wird „kindersicher“ gestaltet und ermöglicht für Eltern und Personal einen freien Zutritt. Für die Kinder ist das selbständige Verlassen des Kindergartens nicht möglich. Bei einem „Ich bin da Schild“ markieren die Kinder ihre Anwesenheit. Für die Eltern gibt es einen “Wochenplan“ an dem wichtige Termine bzw Aktivitäten vermerkt sind.

Es gibt Themen in unserem Kindergarten, die immer wieder vorkommen:

Morgenabsprache Das resltiche Kindergartenpersonal findet sich von 7.00 Uhr bis 7.30 Uhr zum Blitzlicht zusammen, um den aktuellen Tag zu koordinieren. Die Pädagoginnen der Waldgruppe informieren sich beim Abholen der Jause über die wichtigsten Punkte des Tages. Angebote Wir haben unseren Kindergarten so gestaltet, dass die Kinder zum selbstbestimmten Tun herausgefordert werden. Wir Mitarbeiterinnen wollen keine "Animateure" sein, sondern engagierte Begleiterinnen, die so wenig wie möglich eingrei-

- Jahreszeitl. Wechsel in Natur und Umwelt, - mit der Natur im Einklang leben, - Verantwortung für die Umwelt tragen, - jahreszeitliches Brauchtum, - Waldwochen, - Berufe kennenlernen, - Kennenlernen fremder Kulturen, - Tiere...

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Das Freispiel Wenn Kinder intensiv und selbstvergessen spielen, lernen sie auch. Sie lernen nach ihrem Tempo, ihrem Wissensstand, meist ganz spontan und nach ihren individuell geprägten Bedürfnissen. Freispielzeit ist immer auch Lernzeit und sollte nicht unterschätzt werden. Im Gegenteil, stimmen mit einer gut vorbereiteten Umgebung die Voraussetzungen, ist Freispiel die "Königsdisziplin" des Lernens. ihren Fragen nachgehen können und wollte damit ihre Lernprozesse unterstützen. Maria Montessori weist mit ihrem Credo: "Hilf mir, es selbst zu tun." auch auf die Selbsttätigkeit des Kindes hin. Heute weiß man auf Grund neurobiologischer Forschungen, dass Kinder sich die Welt durch Eigenaktivität mit allen Sinnen aneignen, das heißt genauer, konstruieren müssen. Dabei kommen ihnen ihre Neugier und Lernlust, ihr Lernwille und ihr unbändiger Wunsch, die Welt bis ins Detail zu

Spiel wird unterschätzt: Das freie, spontane Spiel wird oft als nutzlose, weil scheinbar lernfreie, Zeit unterschätzt. Erst wenn der Erwachsene im Mittelpunkt steht, etwas anleitet und vormacht, wird richtig gelernt. Ein Kind, oder allgemein, ein Mensch, scheint nach landläufiger Auffassung erst dann zu lernen, wenn er mit einer Art Trichter gefüllt wird. Ein Beleg dafür sind die übermäßig vielen Kurse und Angebote, bei denen Kindern möglichst frühzeitig etwas vermittelt werden soll. Das Gegenteil ist der Fall: Kinder lernen aus sich heraus von Anfang ihres Lebens an. Sie bringen die dafür erforderlichen Dispositionen mit auf die Welt. Schon Säuglinge sind kompetente Menschen, die selbsttätig lernen, sich von sich aus forschend die Welt aneignen, bzw die Welt in sich kreieren, und dabei ihre Umgebung aktiv beeinflussen. Kein Mensch bringt kleinen Kindern das Laufen bei, das lernen sie von selbst. Niemand kann Kindern das Sprechen er-klären. Diese Fähigkeit bringen sie sich nach dem "Trial & Error" Prinzip in einem bewundernswerten und unermüdlichen Aneignungsprozess selbst bei.

Diese Beispiele lassen sich mühelos fortsetzen. Die Erkenntnis, dass junge Menschen nicht mit Wissen gefüttert werden müssen, um zu ihrem Lernen zu kommen, ist keineswegs neu. Goethe sprach davon, dass die Jugend nicht belehrt, sondern angeregt sein wolle. Der Erfinder der Kindergärten, Friedrich Fröbel, wollte, dass Kinder

erforschen, entgegen. Würden Kinder in dem Tempo der ersten Lebensjahre weiter lernen, wären wir alle Genies. Die Frage, die uns Pädagogen nachhaltig bewegen muss, ist, weshalb diese Leistung im wenigen Jahren so deutlich nachlässt? Das ist sicher nicht nur die Folge neurobiologischer Entwicklung - obwohl sie eine sehr große Rolle spielt - sondern immer auch abhängig vom Umfeld und von den dargebotenen Möglichkeiten. Bei der Umkehrfrage, was zu tun ist, damit die Motivation zu lernen möglichst lange hält, rückt für den Kindergarten das so genannte Freispiel in einer gut vorbereiteten Umgebung (Settings) besonders in den Vordergrund. Begleitetes Freispiel, bei dem der Erwachsene im Hintergrund präsent ist und die Kinder das Geschehen eigenständig ausfüllen, ermöglicht viele Erfahrungen, die die Lust am Lernen fördern und am Leben erhalten. Die Erfahrung, aus eigenen Antrieb wirksam zu sein

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druckt hat. Damit Informationen und Impulse richtig verarbeitet und Lernprozesse wirklich abgeschlossen werden können, brauchen Kinder Zeit für von außen ungelenktes Spiel.

Nur in dieser Zeit bekommt ein Kind den unmittelbaren Eindruck, aus eigenem Antrieb heraus wirksam zu sein. Diese Erfahrung, aus den innersten Impulsen heraus etwas zu bewirken und für dieses Tun die uneingeschränkte Anerkennung und Bestätigung durch Erwachsene - die sich in ihrem Vertrauen und in den Möglichkeiten, die den Kindern eröffnet werden, ausdrückt - zu bekommen, bestätigt die ernsthafte Auseinandersetzung zur „Aneignung von Welt“. Dieses beantwortete Wirken ermöglicht erst den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes, fördert den Mut, Neues zu lernen und sich auf weitere Erfahrungen einzulassen.

Die Gelegenheit zum eigenständigen Forschen

Im Freispiel wird zudem nach dem "Versuch und Irrtum" Verfahren, ohne eine Wertung von außen und ohne Sorge vor Fehlern weiter geforscht. In diesen freien Situationen lässt sich gut "so tun als ob", also nachspielen, was erlebt und erfahren wurde und dabei etliche Variationen (was wäre, wenn ...) durchspielen, probeweise in die Rolle anderer schlüpfen usw. Hier entstehen kreative Lösungen für die Fragen der Kinder. Hier entstehen neue Fragen zum Verständnis von Welt.

"Ein positives Selbstbild kann sich nur herausbilden, wenn der Erfolg einer Handlung als selbst verursacht und nicht zufallsbedingt oder fremdbestimmt erlebt wird. Aus diesem Grund ist das Bereitstellen von Situationen, in denen das Kind selbständig aktiv handeln kann von großer Wichtigkeit."

Die Erfahrung, ganz nach eigenen LernInteressen handeln und forschen zu können

Die Möglichkeit, Erlebnisse, Erfahrungen und Impulse zu verarbeiten

Während in den Angebotsgruppen Erwachsene etwas zeigen wollen (was die Kinder natürlich vorher für sich ausgewählt haben), handeln die Kinder im Freispiel spontaner in einem vielfältigen und differenzierten Raum- und Materialangebot. Sie entscheiden dabei, ob die Gruppe zu der sie gerade gehören oder die Sache, mit der sie sich gerade beschäftigen, ihrem Interesse entspricht, ob also soziale Lernprozesse oder Sachfragen Gegenstand ihrer Forschungsbemühungen sind. Sie sind mit ihrer Aufmerksamkeit immer da, wo ihre Lerninteressen liegen und bringen nach ihrem Tempo und ihren Erkenntnisstand ihre Entwicklung voran. Sie sorgen somit für ihre Zufriedenheit und ihr Lebensglück. Hinweis: Für die Kinder ist die Angebotszeit oft nicht abgeschlossen. Sie sollen auch im Freispiel die Gelegenheit haben, die neuen Impulse weiter zu verarbeiten. Material, Werkzeug und Möglichkeit stehen ihnen im Freispiel also meist noch offen. So können sie ihre neuen Erfahrungen vertiefen, eigene Experimente machen und Ideen verfolgen. Andere Kinder kommen hinzu und es bildet sich eine neue Lerngemeinschaft gleichinteressierter Kinder. Lernen wird erst komplett, wenn Kinder die Gelegenheit haben, ihre inneren Strukturen ihren neuen Erfahrungen und Erlebnissen anzugleichen. Sie müssen ausdrücken und im Spiel nachvollziehen und nacherleben können, was sie beein-

Die Erfahrung, eigenständig in einer Gruppe zurecht zu kommen

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Während sich ein Kind in der Angebotszeit überwiegend auf die Erzieherin und ihre Impulse einlässt, werden im Freispiel die Kinder wichtiger. Jetzt ist Zeit für die eigenständige Beziehungsgestaltung. Die Kinder lernen miteinander umzugehen sich durchzusetzen, Hierarchien anzuerkennen (was übrigens oft viel besser ohne den Erwachsenen mit seinem "Sinn für Gerechtigkeit" geht) und Konflikte auszutragen. Das Gefühl, in einer Gruppe Gleichaltriger klarzukommen, sich zu behaupten, Anteil zu nehmen und gemeinsam Interessen zu verfolgen, macht Mut und Lust auf die Welt mit ihren Herausforderungen und Abenteuern, die es in einem Team Gleichgesinnter emotional gefüllt zu erleben gilt. Ein Kind macht so die Erfahrung, seinen Kräften und Fähigkeiten, unabhängig vom Erwachsenen zu vertrauen. Im Freispiel entstehen oft kleine Gruppen von Kindern, die sich über einen Zeitraum mit einer

mehr zu können. Sie bilden - oft nur für kurze Zeit - Lernteams mit anderen Kindern. Ist eine Frage zur Genüge beantwortet, ein Thema vorläufig abgehandelt, lösen sich diese Gruppen wieder auf und die Kinder wenden sich anderen Lerngemeinschaften zu.

Lerngemeinschaft mit anderen Kindern

Lerngemeinschaften sind für uns Kindergruppen, die eine Zeitlang die gleichen Interessen und Fragen verfolgen. Dabei geht es oft nicht allein um das Thema. Immer ist soziales Lernen mit im Spiel. Immer auch lernen Kinder die Balance zwischen Selbstbehauptung, Durchsetzungsvermögen und Konkurrenz auf der einen, und Rücksichtnahme, sich einlassen und Kooperation auf der anderen Seite. Für uns wird deutlich, wie sehr Kinder andere Kinder für ihr Lernen brauchen.

Sache, einem Thema beschäftigen. Bei der Beobachtung dieser Gruppen und dem interessierten Belauschen ihrer Gespräche, können wir feststellen, dass diese Kinder fragend, forschend, diskutierend, streitend, handelnd und nachahmend ihren Fragen gemeinsam nachgehen. Dies geschieht mit dem Ziel, hinterher mehr zu wissen,

Die Funktionsräume Ein wesentliches Element unserer pädagogischen Arbeit stellt die Ausstattung und Gestaltung der verschiedenen Spielräume dar. Sie sollen vielfältige, anregende und an den Kindern orientierte Möglichkeiten zum handelnden Lernen bieten und dabei in ihrer Funktion für die Kinder eindeutig erkennbar sein. Sie schaffen mit ihrer Gestaltung und Ausstattung Gelegenheitsstrukturen für die Selbstorganisation der Lernprozesse der Kinder. Zugleich werden Bereiche, in denen die MitarbeiterInnen mit ihrem Schwerpunkt tätig sind, so ausgerichtet, dass sie den Erfordernissen ihrer Arbeit gerecht werden. Im Laufe der Zeit hat sich eine idealtypische Gestaltung nach menschlichen Grundbedürfnissen entwickelt. Es geht dabei um Bedürfnisse nach Bewegung, Ruhe, Kommunikation, und dem Bedürfnis nach Selbstausdruck in jedweder Form. Hier einige Grundlagen, nach denen sich unsere Raumgestaltung entwickelt.

vergessen sein - aus sich heraustreten - in einer Gruppe sein - für sich allein sein - aktiv sein und mittun - konzentriert bei einer Sache sein - sich Unterhaltung verschaffen - zuschauen und betrachten - ... • Die Räume als Spielbereiche sind so gestaltet, dass sie die Kinder zum selbständigen Handeln und probieren auffordern. Räume sollen als "zweite Erzieherin" (Reggio Pädagogik) wirken. Die Kinder sollen ihr Lernen darin selbständig organisieren können.

• Den Kindern werden durch unterschiedliche Räume vielfältige Wahrnehmungsund Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet. Sie sollen darin möglichst intensiv bei ihren Aktivitäten sein können, das heißt: - in Ruhe sein - zu sich kommen entspannen - in sich hineinhören - in Bewegung sein - sich "auspowern" und toben - sich selbst Ausdruck verleihen - zeit-, raum- und selbst-

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• Die Räume haben eine deutlich erkennbare Funktion und vermitteln diese den Kindern durch ihre Gestaltung und die Wahl der Materialien.

abgesehen von einer Grundstruktur, für die Gestaltungswünsche und die Ästhetik der Kinder offen. Hier gilt es Freiräume zu lassen, in denen die Kinder Möglichkeiten haben Räume nach ihren Bedürfnissen zu verändern. Dem ungezwungenen Handeln der Kinder gilt hier höchste Priorität. • In den Bereichen Atelier und Werkstatt gilt: Die Kinder dürfen Spuren hinterlassen. • Das Raumprogramm endet erst am Gartentor. Es bezieht das Freigelände als Lernort ausdrücklich mit ein.

Denkerstüble:

• Die Gestaltung der Räume liegt in der Verantwortung der Mitarbeiter/in mit entsprechendem Schwerpunkt in diesem Bereich. Dabei wird auch berücksichtigt, dass dieser Raum Arbeitsraum für die Mitarbeiterin ist. Dementsprechend wird dieser Bereich, neben der Orientierung an den Bedürfnissen der Kinder, unter ihren fachlichen Aspekten eingerichtet. Die Fachfrau inszeniert durch Raumeinrichtung und Materialauswahl mögliche Lernprozesse und schafft sich einen Bereich, in dem sie gut arbeiten kann.

Im Denkerstüble finden neben Rückzugsmöglichkeiten vor allem Montessorimaterialien ihren Platz: • Übungen des täglichen Lebens • Mathematikbereich • Messen, Wiegen • Buchstabenwerkstatt • Sinnesmaterialien • Schreib- und Lesewerkstatt • Kosmischer Bereich mit kos mischem Winkel frei zugänglich um den Wissenschaftsdrang der Kinder zu unterstützen Im Denkerstüble findet das Umweltlabor seinen Platz. Was draußen passiert , kann drinnen experimentiert und erforscht werden. Im Umweltlabor finden die Kinder einfache Experimente die sie eigenständig durchführen können. Bildtafeln zeigen ihnen den richtigen Umgang mit den Materialien Wichtig ist die gute Einführung jedes Experimentes, die Benennung der Gegenstände. Es wird darauf geachtet , dass die Kinder die Forscher bleiben und nicht der Erzieher dem Ergebnis vorgreift. Fragen wie: „Was passiert da?“ statt Erklärungen sind wichtig.

Großbaustelle: Die Großbaustelle bietet den Kindern das Angebot großflächig zu bauen und zu konstruieren. • Trödelspiele • Bauklötze • Holzfahrzeuge • Kugelbahn • Legematerial

• Es gibt Bereiche, die gestalterisch und ästhetisch festgelegt sind, zB das Jausestüble, Atelier oder Ruhebereich. Andere Bereiche, wie zum Beispiel der Bewegungsbereich oder die Rollenspielecke in der „Großen Welt“ bleiben,

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• • • •

Naturmaterial Ziegelsteine Schachteln Arbeitsbekleidung (Overall, Bauhelm…) Dieser Funktionsraum eignet sich außerdem hervorragend um physikalische Gesetzmäßigkeiten zu erforschen und mit der Schwerkraft und Raumlage zu experimentieren zB Seilzug, Förderband,…

Möglichkeit, sich auf eine andere Art und Weise körperlich tätig zu werden. Bewegungsbaustellen und „Hengstenbergmaterial“ bieten den Kindern eine vielfältige Gestaltungsmöglichkeit ihres Turnsaales, der sein Bild immer wieder neu verändert. Ein wichtiger Bereich, der ebenfalls im Turnsaal abgedeckt wird, ist die Bewegung zur Musik, freier und geführter Tanz, Aerobic und Rhythmikeinheiten.

• Durch „wertloses“ Material bzw Naturmaterialien können immer wieder neue Impulse gesetzt werden z.B Rollen, Wellpappe, Schachteln, Äste, Steine. Die nähere Umwelt gibt der Grossbaustelle ein vielfältiges Repertoire an Möglichkeiten Angebote und Impulse anzubieten: • Versch. Baufahrzeuge, Kräne… • Transportwege von hier nach da… • Schachtelbaustelle

Auch geführte Turnstunden werden von den Kindern geliebt, sie dienen als Impulsgeber seitens der Pädagogin und bieten die Möglichkeit einer gezielten Beobachtung.

Atelier: Es geht in erster Linie darum die Kinder in ihrem „freien kreativen Tun“ zu unterstützen und deren Impulse und Interessen aufzugreifen. Den Kindern werden jederzeit Materialien und Werkzeug zur Verfügung gestellt, welches zum freien Malen und Gestalten anregt.

Ein weiteres wichtiges Element in der Großbaustelle sind Legematerialen aller Art, die die Kinder zum Staunen, zur Ruhe kommen, Mitte finden, Sortieren,…. anregen.

Turnsaal:

Kunst entsteht in und mit der Natur Unter diesem Motto verwirklichen die Kinder mit der Pädagogin sowohl im Freien als auch im Atelier ihre Kunstwerke. Dafür stehen ihnen • Farben aller Art • Papier • „Wertloses“ Material • Klebstoffe • Pinsel • Scheren • Stoffe • Werkzeuge • Kleister • und vieles mehr zur freien Verfügung.

Der Turnsaal kommt dem großen Bedürfnis der Kinder entgegen, sich bewegen und austoben zu dürfen. Im eigentlichen Turnsaal finden sich Materialien und Geräte welche den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder unterstützen: • Bälle • Kletterwand • Trampolin • Fallschirm • Langbänke • Spinnennetz • Rhythmikmaterial • Seile • Stelzen • Schmetterlingsschaukeln.

Die Arbeitsbereiche Malen und Werken sind getrennt und klar strukturiert. Freies großflächiges Malen und Schwungübungen sind genauso möglich wie das Experimentieren mit sogenannten „wertlosen Materialien“.

Aber auch jede Menge „wertloses Material“ wird zum Bewegen genützt. Zeitungen, Rollen, Kastanien…. Hin und wieder stellt die Pädagogin bewusst nur ein Material zur Verfügung, um den Kindern die Möglichkeit zu geben dieses „auszuspielen“. Hierbei bieten sich Schnüre, Wellpapierrollen besonders an. Kinder die sonst den Bewegungsraum eher meiden, finden hier die

Gemeinschaftsarbeiten entstehen genauso wie individuelle Kunstwerke. Gerade im Kreativbereich ist es wichtig, dass sich die Pädagogin im Hintergrund hält, um der eigenen Kreativität der einzelnen Kinder nicht vorzugreifen.

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Große Welt, Kleine Welt:

• Barfußwege

Die Auseinandersetzung mit der näheren Umwelt, aber auch mit Dingen, die in den Medien erfahren werden, findet vor allem im Bereich: „Große Welt, Kleine Welt“ statt.

Gerade im Freien bieten sich Möglichkeiten der sozialen Auseinandersetzung. Fair kämpfen lernen, aber auch einander auf einen „Berg“ helfen, finden hier ihren Platz.

Die Kinder finden hier ein reichhaltiges Angebot an: • Verkleidungsmaterialien zum Rollenspiel • Möbel und Zubehör zum Puppenspiel • „Kleine Welt Kisten“ in denen verschiedene Situationen aus dem Alltag nachgebaut werden können • Handpuppen • Kaufmannsladen • Puppenhaus • Tischspiele

Jausestüble: Das Jausestüble ist der Treffpunkt der Kinder. Hier findet nicht reiner Nahrungsverzehr statt, sondern • Austausch zwischen den Kindern, • zur Ruhe kommen, sich mitFreunden zu treffen • eine Pause einlegen bevor es wieder weitergeht. • Müllvermeidung • hauswirtschaftliches Tun Gleichzeitig bietet das Jausestüble aber auch die Möglichkeit sich im hauswirtschaftlichen Tun zu üben. Bei der Arbeit experimentieren die Kinder wie aus Körnern Müsliflocken werden, wie sich Mehl zu Brot verwandelt. Um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, werden die mithelfenden Eltern mit in die Verantwortung genommen. Sie unterstützen die Pädagogin beim Kuchen backen, Buffet herrichten, Saft pressen.

Dieser Raum kann von den Kindern und der Pädagogin immer wieder neu gestaltet werden. Auch als Themenraum bietet er sich hervorragend an, zB: Elemente-Raum, Geisterschloss, Märchenraum. Außerdem werden in diesem Raum religiöse Themen und Themen der Sexualerziehung sowie das globale Lernen aufgegriffen und vertieft.

Naturzone: Die Natur bietet alles was ein Kind für seine Entwicklung benötigt. Aus diesem Grund steht unsere Naturzone gleichberechtigt wie alle anderen Funktionsräume den Kindern ständig zur Verfügung. Es gibt: • Fahrzeuge, die in einer „Garage“ untergebracht sind und den Kindern frei zugänglich sind • Ein Außenatelier, in dem die Kinder ihrer Kreativität freien Ausdruck geben können • Balancierstämme, bei denen die Kinder ihre körperliche Geschicklichkeit und ihre Koordination üben können. • Wasser, Sand, Kies und Lehm (die Lernelemente der Kinder). • Naturgesetze entdecken, matschen… • Platz für Versammlungen • Möglichkei,t in Schwung zu kommen, und in den Körper zu fühlen • Platz zumEntspannen in der Natur • Möglichkeiten, Hütten zu bauen

Grundsätzlich gilt: • Das Buffet soll möglichst saisonal verändert werden. • Nicht alles gibt es zu jeder Zeit. • Es werden möglichst Produkte aus der Region bzw. aus fairem Handel verwendet. • Es wird auf Hygiene und Tischmanieren geachtet • Gesunde Jause

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Schwerpunktnachmittage - Projektarbeit Dreimal jährlich besteht die Möglichkeit, die Kinder für einen oder mehrere Schwerpunktnachmittage und deren Projekte anzumelden. Die Kinder und Eltern erhalten pro Trimester ein “Schwerpunktheft”, in dem alle Nachmittage und die Projekte kurz beschrieben sind. Mit dem Anmeldeabschnitt verpflichten sie sich, das Kind für das folgende Trimester an dem gewählten Projekt teilnehmen zu lassen.

ein, unterstützen sie dabei in ihren Forschungsfragen. Projekte sind für uns die Eröffnung neuer Möglichkeitsräume. Die tägliche Unterstützung der Forschungsfragen der Kinder nennen wir, die Kinder begleiten. Im Offenen Umwelt und Naturkindergarten Mäder bieten wir zu folgenden Schwerpunkten Projekte an:

Projekte: Lirum Larum LöffelstielSprachnachmittag Sprache ist viel mehr als das, was mit dem Mund geschieht. Sprache ist der Zugang zur Welt. Alle Sinne müssen bei der Aufnahme, der Verarbeitung und der Produktion der Sprache integriert werden. In jedem Kindergarten gibt es Kinder mit Sprachverzögerungen und Auffälligkeiten. Für einige Kinder ist Deutsch die Zweitsprache. Für andere ist eine zweite Sprache (Englisch, Spanisch ...) von großem Interesse. Im Offenen Umwelt- und Naturkindergarten Mäder unterstützen wir die integrative Sprachförderung. Beispiele: "Wir sind Kinder der Erde, we are childs of the world” -Englisch im Kindergarten

Der Kindergarten mit seiner Gestaltung und seiner Ausstattung bietet den Kindern vielfältige Anregungen und Herausforderungen für die Selbstorganisation ihrer Lernprozesse. Projekte sind für uns inzwischen Vorhaben, Kinder in andere Lernumgebungen einzuladen. Ihnen werden damit weitere Möglichkeiten angeboten, ihre Umgebung kennenzulernen und mit sich selbst und anderen Menschen neue Erfahrungen zu machen. Unsere Projektarbeit hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Inzwischen kristallisiert sich eine Arbeitsform heraus, die uns ermöglicht, den Kindern weitere Zugänge zu ihrer Umgebung und den darin enthaltenen Lernmöglichkeiten zu eröffnen, und die dennoch die Selbstorganisation ihrer Bildungsprozesse berücksichtigt. Unsere Projekte bekommen einen deutlichen Prozesscharakter, bei dem der Ausgang offen bleibt und bei dem wir uns konsequenter nach den Lernbedürfnissen und Lernwegen der Kinder richten. Dennoch entfalten wir ein Repertoire an Möglichkeiten, in dem wir uns in Bezug auf Material und mögliche Inhalte vorbereiten. Wir lassen uns auf einen gemeinsamen Forschungsprozess ein und bringen uns mit unseren Fragen und unserem Interesse an der Sache ein. Wir muten den Kindern unsere Themen zu und lassen uns auf ihre Wege

"Blaues Blaubeerenmus" Sprachförderung mit allen Sinnen schmecken, schlecken, strecken, lecken. “Sesam öffne dich” Deutsche Sprachförderung für Kinder (und Eltern) mit Migrantenhintergrund Mäder drumherum Natur- und Sachbegegnung In der Natur eignen sich Kinder grundlegende Kompetenzen an, die sie für die ganzheitliche Entwicklung brauchen. Durch den Erlebnisraum Mäder erfährt das Kind eine intensive Auseinandersetzung und entdeckt seinen ureigenen Forscherdrang. In ihrem Umwelterleben sind die Kinder aktive und verantwortungsvolle Mitgestalter der Gemeinde. Beispiele: “e5 zu Gast im Kindergarten” Energieprojekt “Maxi Schlau - Karlchen Schlaufuchs“ Schulprojekt

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“Kleine Tiere mögen wir” Natur und Sachbegegnung

“Aus der Nähkiste” Werken mit Textilien

Künstlertreff Kunterbunt Kreativität Kreativität und Fantasie spielen eine wichtige Grundlage für jedes spätere Lernen. Im Tun der Kinder liegt eine Vielfalt von sozialem und emotionalem Potential, das sich durch wertschätzende Begleitung der Erwachsenen entwikkeln und heranreifen kann. Beispiele: “Tausendsassa Hundertwasser” Kunstbegegnung

“Singend und tanzend um die Welt” Musikprojekt Wo die Wilden Kerle wohnen Spiel im Freien Durch Bewegung entsteht Körperbewusstsein. Das Selbstvertrauen wird gestärkt, Abwehrkräfte werden mobilisiert. Bewegung wirkt sich positiv auf den gesamten Bewegungsapparat aus. Wir trauen uns zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung hinaus. Aufgepasst, rasende Racker (Rollerskaten, Scooter fahren, Landhockey, Seifenkisten ...)

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Wald- und Wiesengruppe Laubfröschle den Kindern gründlich erforscht zu werden. Wald und Wiesenpädagogik – Was ist das? Ihre Wurzeln hat die moderne Wald- und Naturpädagogik in Schweden und Dänemark, wo diese Form der Vorschulerziehung seit den 50er Jahren besteht und inzwischen weit verbreitet ist.

Bei Schlechtwetter steht das Langhaus, welches in liebevoller Kleinarbeit von der Museumsgemeinschaft gerade errichtet wird, zur Verfügung. Rund um das Feuer wärmen sich die Kinder auf und erfahren täglich aufs Neue viel Wissenswertes über Klima, Jahreszeiten, Naturphänomene...

Wochenplan Zusätzlich unternehmen wir regelmäßig kleine und

Das Spiel findet bei jedem Wetter und zu allen Jahreszeiten im Freien statt. Gut geschultes Personal gestaltet gemeinsam mit den Kindern den Alltag, indem es die Natur als „Animateurin“ gewähren lässt und Impulse setzt. Der Treffpunkt der Wald- und Wiesengruppe ist im Alamannendorf beim Spielplatz in Mäder.

Montag

Alamannendorf und Umgebung

Dienstag

Kleiner Ausflug in die allernächste Umgebung (Sandgrube...)

Mittwoch

Großer Ausflug in die weitere Umgebung oder Exkursion (Bauernhof, Bäcker, Kummenberg...)

Donnerstag

Alamannendorf und Umgebung

Freitag

Wunschtag: Im Morgenkreis beschließen wir gemeinsam mit den Kindern, was wir heute unternehmen.

auch größere Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. So gehört der Besuch der Sandgrube und des Kummenbergs genauso ins Programm, wie die Mithilfe bei einer Kartoffelernte.

Was uns wichtig ist Naturpädagogik hat immer etwas mit „Learning by doing“, Selbsttätigkeit, Selbstbestimmung, Selbständigkeit, der Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen, Freiwilligkeit, Einlassen auf Neues, Gruppengemeinschaft und Reflexion zu tun.

Dieses Museumsdorf bietet mit seinen unterschiedlichen Unterschlüpfen und seiner Lage den idealen Ort für das tägliche Spiel und Lernen im Freien. In direkter Nähe befindet sich ein WC, der Spielplatz und vor allem die Natur, die nur darauf wartet, von

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Die Rolle der Mitarbeiter/innen Wir sind ein Team von 9 bzw 6 pädagogischen MitarbeiterInnen und verantwortlich für den gesamten Kindergarten und das pädagogische Konzept. Dieses Konzept wird von allen getragen, verantwortet und in einem ständigen Dialog weiterentwickelt.

• Kontrolliert die Einhaltung von Fristen und fordert sie bei den Eltern ein • Kinder die in die Naturzone wollen melden sich bei ihr an und ab • Sie hat den Überblick während der Morgenbesprechung des Kindergartenpersonals • Nach dem Morgenkreis behält sie den Überblick im Gangbereich

Springerin In der Freispielzeit wählen die Kinder nach ihren Bedürfnissen die Räume aus. Um eine ruhige Atmosphäre und den Überblick sicherzustellen wird eine Springerin eingesetzt. • Übersicht über geregelten Ablauf in den Räumen und im Gang

Buffetverantwortung • • • • •

Bezugspädagogin Der Bezugspädagogin kommt die wichtige Aufgabe zu, die ihr zugeteilten Kinder und deren Eltern über die ganze Kindergartenzeit zu begleiten. • Führung des Anmelde- und Erstgespräches • Begleitung der Eltern und Kinder beim Schnuppertag • Tür- und Angelgespräche der Eltern • Zusammenführung der Kindbeobachtungen • Erstellung des „Vorarlberger Beobachtungsbogen“. • Verantwortung für Entwicklungsgespräche

Projektpädagoge/in mit Zeitfenster Der Kindergarten mit seiner Gestaltung und seiner Ausstattung bietet den Kindern vielfältige Anregungen und Herausforderungen für die Selbstorganisation ihrer Lernprozesse. . Projekte sind für uns inzwischen Vorhaben, Kinder in andere Lernumgebungen einzuladen. Ihnen werden damit weitere Möglichkeiten angeboten, ihre Umgebung kennen zu lernen und mit sich selbst und anderen Menschen neue Erfahrungen zu machen. Der Jahreszeit und dem Schwerpunkt Umwelt und Natur entsprechend bieten wir unterschiedliche Angebote an. 1-2 Personen sind für die Durchführung von Projekten verantwortlich.

Empfangspädagogin Im Eingangsbereich des Kindergartens ist der Empfangstisch positioniert. Hier werden alle Kinder und Eltern freundlich und respektvoll in einer ruhigen Atmosphäre begrüßt. Die Eltern sind kompetent für ihr Kind, Erzieherinnen sind kompetent für die Pädagogik im Elementarbereich. Dies ist der Leitspruch für unsere Kooperation mit ihnen. Er zeigt zugleich die Möglichkeiten und die Grenzen auf. Das Ziel unserer Zusammenarbeit ist die bestmögliche Entwicklung für jedes Kind. Dazu braucht es Transparenz und Offenheit in der pädagogischen Arbeit und einen Vertrauensvorschuss von Seiten der Eltern. • Die Pädagogin ist optisch deutlich gekennzeichnet • Führt Anwesenheitslisten der Kinder • Nimmt Infos auf und gibt sie weiter (Eltern/Team) • Kassiert Jausengeld, Fotogeld….

Organisation des Jausenbuffets Einteilung der Elternmitarbeit Einkauf Abrechung Einteilung, Durchführung und Organisation des Mittagstisches bzw. der Randzeitenbetreuung

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• Sie planen diese selbstständig, dokumentieren und führen sie durch. • Die Zeitfenster für diese Projekte werden im Halbjahresplan vom Team festgelegt und eingeteilt. • Die Pädagogen bestimmen Angebot und Teil-

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nehmeranzahl und Zeit welche sie für die einzelnen Angebote benötigen. • Angebote werden dem Team vorgestellt und im Wochenplan fixiert. • Elternarbeit die mit den Projekten zusammenhängt, wird von den Verantwortlichen organisiert und durchgeführt. • Verantwortung für Elterninformation. • Vor und nach den Angeboten besteht Zeit, diese vor– bzw nachzubereiten. • Danach übernimmt die Pädagogin die eigene Funktionsraumverantwortung.

• Bezugskindergärtnerin für Kinder mit Gutachten • Eins zu eins Betreuung für Kind mit schwerer Mehrfachbehinderung • Interdisziplinäre Abklärungen und Austausch • Bereitstellung von Spiel- und Arbeitsmaterial für „besondere Bedürfnisse“ • Fachl. Begleitung der Mitarbeiter

Funktionsraumpädagogin Wenn Kinder intensiv und selbstvergessen spielen, lernen sie auch. Sie lernen nach ihrem Tempo, ihrem Wissensstand, meist ganz spontan und nach ihren individuell geprägten Bedürfnissen. Freispielzeit ist immer auch Lernzeit und sollte nicht unterschätzt werden. Im Gegenteil, stimmen mit einer gut vorbereiteten Umgebung die Voraussetzungen, ist Freispiel die "Königsdisziplin" des Lernens. Im Offenen Umwelt und Naturkindergarten Mäder gibt es unterschiedliche Funktionsräume mit zuständigem Verantwortlichen mit folgenden Aufgaben: • Vorbereitete Umgebung im Funktionsraum • Erstellen der Raumregeln • Gestaltung des Raumes • Einführung des Spiel- und Arbeitsmateriales • Ansprechpartner • Budgeterstellung und Bestellung bzw. Einkauf

Beobachtungspädagogin Ein Hauptaugenmerk im „Offenen Natur- und Umweltkindergarten Mäder“ wird auf die Beobachtung der Kinder, des Gruppenverhaltens und des Erzieherverhaltens gelegt. • Der Beobachtungspädagoge/in bewegt sich flexibel und im Hintergrund im ganzen Kindergarten. • Es werden Beobachtungen zu den Bezugskindern, zur Gruppendynamik und dem allgemeinen Kindergartengeschehen notiert. • In den Morgenbesprechungen werden aktuelle und wichtige Beobachtungen ans Team weitergegeben. • Zur Unterstützung dient ein Beobachtungsformular. • Die Dauer dieser Funktion ist auf eine Arbeitswoche ausgerichtet. Zusätzlich zu ihrer Aufgabe als Beobachterin übernimmt die Pädagogin die Verantwortung für den Morgenkreis

Nicht zu jeder Zeit ist jeder Funktionsraum mit einem/er Mitarbeiter/in besetzt. Vor allem die Naturzone (ab ca. 3-5 Kinder) und das Jausenstüble benötigen eine Person, welche die Verantwortung übernimmt, um einerseits der Aufsichtspflicht anderseits die Begleitung der Eltern im Jausestüble zu übernehmen.

Sonderkindergartenpädagogin Im Kindergarten Brühl werden Kinder mit relativem und absolutem Gutachten pädagogisch betreut. Integration bedeutet für uns: Alle Kinder werden nach ihren Bedürfnissen unterstützt und begleitet. Für Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf ist eine zusätzliche Sonderkindergartenpädagogin angestellt.

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Teamarbeit – Grundvoraussetzung für raumübergreifende Arbeit Unsere Teamarbeit setzt gegenseitige Akzeptanz, Wertschätzung und gegenseitigen Respekt voraus. Offenheit und der Wille zur Auseinandersetzung zur Verständigung bei. Eine tragen Grundvoraussetzung ist für uns die Bereitschaft, unsere Arbeit immer wieder zu überprüfen und zu reflektieren. In diesem unendlichen Prozess entwickelt sich das Konzept weiter.

Kennenlernen und Austauschen im Team vorhanden ist. Teamnachmittage Jeden Mittwoch Nachmittag von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr trifft das gesamte Kindergartenteam zur gemeinsamen Planung und Vorbereitung, bzw Austausch von Kindbeobachtung und Elterngesprächen zusammen. An diesem Nachmittag wird mind. 1 Stunde für den Stammgruppenaustausch freigehalten.

Die Verschiedenheit im Team wird unter diesen Voraussetzungen zur Qualität, weil sie die Diskussion um die pädagogische Arbeit fördert und lebendig hält. Gleichzeitig gilt für uns, dass die Werte, die Kindern vermittelt werden sollen, für uns selbst gelten müssen, damit sie vorgelebt und erlebt werden können. Nur so schließt sich der Kreis von Anspruch, der häufig den Kindern gilt, und Wirklichkeit im täglichen Miteinander. Wir wollen den Kindern keine Regeln, Werte und Normen empfehlen, die wir selbst nicht erfüllen wollen.

Feedbackrunde Jeden Freitag beim Morgenblitzlicht wird die vergangene Kindergartenwoche kurz reflektiert. Leiterinnenaustausch Eine Stunde pro Woche treffen sich die Leiterinnen zum gemeinsamen Austausch um ihre Aktivitäten zu koordinieren. Leiterinnensprechstunde Eine fixe Stunde pro Woche stehen die Leiterinnen für Wünsche und Beschwerden, aber auch für Anregungen und Ideen des Kindergartenpersonals zur Verfügung.

Formen der Teamarbeit Klausurtage Diese dauern 2-3 Tage und finden an einem kindergartenfernen Ort statt. Der Zeitpunkt wird in Absprache mit dem Team und der Gemeinde festgelegt. Einen Tag wird der Kindergarten geschlossen, der Rest der Klausur findet außerhalb der Kindergartenzeit statt. Die Kosten werden von der Gemeinde übernommen. Die „freie Zeit“ wird im Jahresarbeitszeitenmodell berücksichtigt. Es wird darauf geachtet, dass neben organisatorischer und pädagogischer Planung Zeit für das

Teamsupervision Vierteljährlich besucht das Team des Kindergartens gemeinsam eine Supervision um allfälligen Problemen vorzubeugen bzw diese aufzuarbeiten. Fortbildungen In unterschiedlichen Abständen werden Fortbildungen gemeinsam bzw in Kleingruppen besucht.

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10 Regeln der Zusammenarbeit im Team 1.

Vertritt dich selbst in deinen Aussagen: Sprich per „ich“ und nicht per „wir“ oder per „man“.

2. Wenn du eine Frage stellst, sage, warum du fragst und was deine Frage für dich bedeutet. 3.

Mache dir bewusst, was du denkst und fühlst, und wähle, was du sagst und tust.

4.

Halte dich mit Interpretationen von anderen so lange wie möglich zurück.

5.

Sprich stattdessen deine persönlichen Reaktionen aus.

6.

Sei zurückhaltend mit Verallgemeinerungen.

7.

Wenn du etwas über das Benehmen oder die Charakteristik einer anderen Person aussagst, sage auch, was es dir bedeutet, dass sie so ist, wie sie ist ( dh wie du sie siehst).

8.

Seitengespräche haben Vorrang. Sie stören und sind meist wichtig.

9.

Nur eine Person zur gleichen Zeit bitte.

10. Wenn mehrere gleichzeitig sprechen wollen, verständigt euch in Stichworten, über was ihr zu sprechen beabsichtigt.

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Öffnungszeiten

Bei allem, was man dem Kind beibringt, hindert man es daran, es selbst zu entdecken. jean Piaget

Kindergarten Ulimahd

Ganztageskindergarten Brühl

Vormittag Offener Umwelt- und Naturkindergarten

Vormittag Offener Umwelt- und Naturkindergarten

Montag - Freitag 7.30 Uhr - 11.30 Uhr

Montag - Freitag 7.30 Uhr - 11.30 Uhr

Schwerpunktnachmittage 4-5jährige Kinder:

Schwerpunktnachmittage4-5jährige Kinder und Nachmittagsbetreuung 3jährige Kinder

Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 13.30 Uhr - 15.30 Uhr

Randzeitenbetreuung: Montag - Freitag 7.00 Uhr - 7.30 Uhr 11.30 Uhr - 12.30 Uhr

Wald und Wiesengruppe Laubfröschle

Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 13.30 Uhr - 15.30 Uhr

Randzeitenbetreuung: Montag - Freitag 7.00 Uhr - 7.30 Uhr 11.30 Uhr - 12.30 Uhr 15.30 Uhr - 17.30 Uhr

Montag - Freitag 7.00 Uhr - 11.30 Uhr, immer im Freien Randzeitenbetreuung sowie Schwerpunktnachmittag können im Kindergarten Ulimahd genützt werden

Mittagstisch mit Mittagessen und Mittagsruhe

Mittwoch Nachmittag kein Kindergarten

Mittwoch Nachmittag kein Kindergarten

Montag - Freitag 12.30 Uhr - 13.30 Uhr

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Die Eingewöhnungsphase Die Eingewöhnung in den Kindergarten ist eine für das Gefühlsleben des Kindes, aber auch für sein Erleben von Bindung und Vertrauen zu den Eltern, sehr heikle Zeit.

Eltern und stellt sich auf diese ein. Es sollte so etwas wie gegenseitiges Vertrauen entstehen. Kinder lernen sehr viel, indem sie ihre Eltern nachahmen. Sie vertrauen ihren Eltern, dass sie ihnen nur Gutes wollen und sie sicher nicht "fallen lassen". Was die Eltern machen und wollen ist auch für das Kind etwas, was es zumindest einmal ausprobieren kann. Nehmen wir diese Eigenheit der Entwicklung von Kindern her und versuchen wir sie auf die Zeit der Eingewöhnung im Kindergarten anzuwenden. Warum sollten Kinder gerne an einem Ort bleiben, an dem erstens alles fremd ist und zweitens (und vor allem) an dem die Eltern „nur wenig Zeit“ verbringen wollen? Der Eintritt in den Kindergarten bedeutet für alle Kinder eine sehr große Veränderung. Und nicht nur das. Der Kindergarten stellt oft die erste Unterbringung außerhalb der Familie dar und wird so zum Muster für alle weiteren (Schule, Arbeit etc).

Kinder wachsen im günstigen Falle in einer intakten und zuverlässigen Familie auf. Es ist von der Schwangerschaft weg eine Lebensperiode, in der sich zunächst die Eltern sehr auf das Kind einstellen und sich nach dessen Rhythmus richten. Später, mit der Geburt, beginnt ein aneinander Gewöhnen von beiden Seiten her. Auch das Kind lernt - für die Eltern in den ersten Wochen und Monaten fast unmerklich - sehr viel von seinen

Im “Offenen Umwel-t und Naturkindergarten Mäder“ ist es uns wichtig, dass die Eltern und Kinder jene Zeit bekommen, die sie benötigen.

Die 10 goldenen Regeln meiner Eingewöhnung Liebe Mama, lieber Papa, 1. In meiner ersten Kindergartenzeit helft ihr mir am meisten, wenn ihr mir zu Hause schon erzählt, was mich in meinem Kindergarten alles erwartet. 2. Es ist wichtig, dass ihr selbst überzeugt davon seid, dass ein Kindergartenbesuch gut für mich ist. 3. Es beruhigt mich am Anfang, wenn ich weiß, dass ihr die erste Zeit bei mir bleibt. 4. Ich will allein entscheiden, wann und mit wem ich spielen möchte. Vielleicht brauche ich erst mal Zeit, um die anderen Kinder zu beobachten und mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. 5. Wenn ihr weggeht, seid ehrlich zu mir: Eine genaue Absprache ist besser, als falsche Hoffnungen zu wecken. 6. Auch wenn ich weine, verabschiedet euch bitte kurz von mir - ich werde ganz bestimmt getröstet! 7. Wenn ihr beunruhigt seid, ruft doch einfach nach 10 Minuten im Kindergarten an; wahrscheinlich spiele ich dann schon längst. 8. Wenn es mir schlecht geht, rufen euch meine Kindergärtnerinnen an. 9. Damit ich mich gut eingewöhnen kann, ist es wichtig, dass ich regelmäßig in den Kindergarten gehe. Durch Unterbrechungen - besonders in der ersten Zeit - muss ich immer wieder von vorne anfangen mich einzugewöhnen. 10. Wenn ich mich im Kindergarten wohlfühle und weiterspielen möchte, heißt das, dass ich einen Schritt ins Leben gemacht habe, aber keinen Schritt von euch weg - ich habe euch genau so lieb wie vorher!

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Das Aufnahmegespräch

Dadurch wird der Kindergarten fest mit den inneren Bildern der Eltern verbunden. So ähnlich wie sich Kinder, die noch gestillt werden oft durch eine Stoffwindel beruhigen lassen, wenn sie nach der Mutter und ihrer Milch riecht.

Die Eltern werden schon einige Monate vor Kindergarteneintritt von ihren Bezugspädagoginnen zum Elterngespräch eingeladen. Die Erziehungsberechtigten berichten über die Besonderheiten des Kindes, dessen Entwicklung und Familiensituation. Diese Informationen, die absolut vertraulich behandelt werden, dienen der Pädagogin dazu, beim Erstkontakt mit dem Kind auf mögliche Besonderheiten Rücksicht zu nehmen.

Durch ein offenes Erklären der Vorgänge im Kindergarten wird dem Kind geholfen diese Fremdheit in sein bisheriges Weltbild zu integrieren. Erleichtert wird die Eingewöhnung dadurch, dass die Kinder ihr Familienbild und ein Kuscheltier mitnehmen können. Bietet dies doch einerseits Trost und andererseits den Pädagogen die Möglichkeit mit der einfachen Frage: „Wer ist denn auf diesem Bild zu sehen?“ eine Brücke vom Kindergarten zur Familie zu schlagen.

Der Schnuppertag Schon vor Kindergartenbeginn werden die Kinder mit ihren Eltern zu einem Schnuppertag in den Kindergarten eingeladen. Die Bezugspädagogin nimmt sich die Zeit, den Kindern und Eltern den Kindergarten zu zeigen, auf verschiedene Besonderheiten, Regeln und Rituale aufmerksam zu machen und ist offen für Fragen.

Der Kennenlernelternabend Kurz vor Kindergartenbeginn findet der allgemeine Kennenlernelternabend statt, bei dem es, wie der Name schon sagt, um das gegenseitige Kennenlernen geht. Die Pädagogen stellen das Jahresthema, die Schwerpunkte und die Ziele des Kindergartens vor und machen auf wichtige organisatorische Punkte aufmerksam. Ein Hauptaugenmerk wird darauf gesetzt, dass die Eltern und Pädagogen untereinander ins Gespräch finden und so ein vernetztes Arbeiten und eine vertrauensvolle Atmosphäre unter den Erwachsenen entsteht. An diesem Abend bekommen die Eltern die Aufgabe, zu Hause mit ihrem Kind gemeinsam ein Familienbild zu erstellen, bei welchem alle wichtigen Familienmitglieder abgebildet sind. Dieses Familienbild wird am ersten Kindergartentag in den Kindergarten mitgebracht.

All diesen Bemühungen und Hilfestellungen zum Trotz darf aber nicht vergessen werden, dass es für das Kind um Trennung geht. Daher ist es erforderlich, dass sich Eltern wie Kindergärtnerinnen dessen bewusst sind und sich darauf vorbereiten, sich auf so sensible Themen wie Trennung einzulassen. Denn jemand der gerade eine schmerzliche Trennung durchmacht (das Kind von den Eltern auch wenn es nur für Stunden ist) braucht wahrscheinlich niemanden der ihm sagt, dass es nicht so schlimm sei. Wenn jemand so etwas in einer solchen Situation sagt, dann (so muss wohl ein Kind verständlicher Weise phantasieren) hat derjenige nicht verstanden, um was für eine schmerzliche Trennung es sich handelt. Oft sind esschmerzliche eigene Trennungserlebnisse, die nicht erlauben, die Tränen der Kinder zu akzeptieren bzw. deren Angst zu verstehen.

Der erste Kindergartentag Bei Kindergartenbeginn kommen die Eltern mit in den Kindergarten und verbringen dort mit den Kindern die erste Zeit. Die Eltern nehmen den Raum symbolisch in Besitz. Sie sprechen mit der Empfangspädagogin oder sitzen einfach nur daneben, während ihr Kind die neuen Räumlichkeiten erforscht. So können die Kinder miterleben, dass auch die Eltern gerne Zeit mit den "Pädagogen" und im Kindergarten verbringen. Es braucht nicht einmal besonders angesprochen zu werden.

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Durch einen liebe- und verständnisvollen Eintritt wird dem Kind ein unnötig hartes Trennungserlebnis erspart oder zumindest erleichtert.

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Beobachtung In der Arbeit mit Kindern nehmen Kindergartenpädagoginnen das Verhalten der Kinder in vielen unterschiedlichen Gelegenheiten und in unterschiedlichen Stimmungen wahr. Diese sind jedoch meist zufällig und können von Wahrnehmungsfehlern (zB Vorurteile, Subjektivität, eigene Stimmungen...) beeinflusst sein. Das zielgerichtete Beobachten ermöglicht die notwendige Distanz, Objektivität und ein besseres Verstehen der Zusammenhänge. Für aussagekräftige Beobachtungsergebnisse sind regelmäßige Beobachtungen über einen längeren Zeitraum erforderlich. Im „Offenen Umwelt- und Naturkindergarten Mäder“ ist die gezielte Kindbeobachtung und der Austausch der Mitarbeiter über die besonderen Merkmale, Bedürfnisse, ... der Kinder Grundvoraussetzung für ein gutes Gelingen der täglichen Arbeit.

o o

o

Eltern fundierte Informationen über die Entwicklung ihrer Kinder geben zu können. Kooperationspartnern fundierte Informationen über den Verlauf der Entwicklung von Kindern geben zu können. (Hinweis: Im Falle der Weitergabe von Informationen an Dritte ist das Einverständnis der Eltern erforderlich!) Die Ziele der eigenen Arbeit regelmäßig überprüfen zu können (Erfolgskontrolle).

Als Grundlage für die Reflexion der pädagogischen Arbeit, als Ausgangspunkt für die Planung und Umsetzung von pädagogischen Angeboten und als Basis für den engagierten Austausch und die Kooperation mit Eltern und Familien dient die genaue Beobachtung.

Begriffsklärung: Entwicklungsbeobachtung ist eine Methode in der pädagogischen Arbeit im Kindergarten, um zu einem Gesamtbild der Kindergartengruppe, aber auch zu einem besseren Verständnis gegenüber dem Verhalten von Kindern zu gelangen. Entwicklungsbeobachtung dient der regelmäßigen, zielgerichteten und systematischen Wahrnehmung des einzelnen Kindes in der Gruppe. Im Kindergarten werden damit Teilbereiche des Erlebens und Verhaltens von Kindern erfassbar. Die Entwicklungsbeobachtung dient als Grundlage der gezielten und reflektierten pädagogischen Arbeit im Kindergarten.

Die Beobachtung konzentriert sich auf folgende Aspekte: o o o o o o o

Beobachtung konkret:

Ziele der Entwicklungsbeobachtung sind: o

o

Den Verlauf der Entwicklung der Kinder zu erkennen und individuelle Förderung anzubieten. Dies gilt insbesondere bei einer Beeinträchtigung oder Verzögerung der kindlichen Entwicklung. Gemeinsame und unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen der Gruppe zu erfassen.

Sozialverhalten Emotionale Entwicklung Lernen (Kognitive Entwicklung) Sprachliche Entwicklung Kreativität Spielverhalten (Motivation) Körperliche Entwicklung

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Schon beim Aufnahmegespräch mit den Eltern werden Besonderheiten der Kinder notiert und in dem eigens angelegten personalisierten Folder abgelegt. Diese Unterlagen dienen der Bezugspädagogin als Basis für ihre Kindbeobachtung. Während des Kindergartenjahres sind die Funktionsraumpädagogen aufgefordert ihrer

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Spezialisierung entsprechend regelmäßige Beobachtungen zu jedem Kind zu sammeln. Bei Auffälligkeiten treten sie mit den Bezugskindergärtnerinnen in Kontakt, bzw. informieren das Team beim Blitzlicht am Morgen darüber. Bei besonderen Auffälligkeiten und vor jedem Elterngespräch werden alle Informationen bei einer Teambesprechung zusammengeführt und im Folder dokumentiert. Zusätzlich wird im zweiten Kindergartenjahr der obligatorische „Vorarlberger Beobachtungsbogen - VBB“ ausgefüllt. Die Beobachterinnen bemühen sich um eine objektive, vorurteilsfreie Beschreibung ihrer Wahrnehmungen. Sie vermeiden Wertungen. Sie sind sich bewusst, dass Beobachtungen durch Verzerrungen in der Wahrnehmung, Interpretation, Erinnerung oder Wiedergabe beeinflusst werden können. Auch das Kind kann sich in der Situation des Beobachtet-Werdens anders als sonst verhalten. Zudem kann sich der jeweilige Situationszusammenhang direkt auf das Verhalten des/der Beobachteten

auswirken. Die Erzieherinnen betrachten deshalb ihre Beobachtungen immer als Wirklichkeitsausschnitte, die in ein Gesamtbild eingefügt werden müssen. Bei der Analyse und Interpretation der Beobachtungsergebnisse wird dies besonders beachtet. Im Anschluss daran erfolgt eine Auswertung der Beobachtungsergebnisse im Gesamtteam. Die im Anhang beigefügten Merkmale zur Kinderbeobachtung dienen der Erzieherin als Orientierungshilfe für die Einschätzung des Verlaufs der Entwicklung des beobachteten Kindes. Werden in der gemeinsamen Auswertung der Beobachtung im Gruppenteam besondere Auffälligkeiten (mögliche Abweichungen/ Defizite) festgestellt, werden Fördermöglichkeiten überlegt oder empfohlen, Fachdienste hinzuzuziehen und gegebenenfalls eine weitere Beobachtung durch Fachdienste nach Absprache mit den Eltern anzuregen.

Kinderträume machen uns Mut, die uns anvertrauten Kinder „loszulassen“ und ihnen hilfreiche Begleiter auf dem Weg zu ihrem eigenen Ich und ihrem eigenen Leben zu sein. Das Kindergartenteam

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Literaturverzeichnis und Links www.offener-kindergarten.de

Pädagogische Arbeit im Offenen Kindergarten Reihe: Profile für Kitas und Kindergärten Gerhard Regel, Thomas Kühne - Herder 2007

www.kindergarten-gustedt.de www.kindergarten-reitdorf.at

Plädoyer für eine offene Pädagogik der Achtsamkeit. Zur Zukunft des offenen Kindergartens Gerhard Regel - Eb Verlag 2006

www.familienhandbuch.de www.kindergartenpaedagogik.de www.kleinundgross.de/übersicht.html

Der Verliebtheit des Kindes in die Welt dienen Vom Sein und Werden im offenen Kindergarten CD: Powerpointpräsentation HRSG: Thomas Kühne, Gerhard Regel

www.heezemans.de/main.htm www.kindergarten-workshop.de www.erzieherinnenausbildung.de

Bildungsansätze im offenen Kindergarten. Die Erzieherinnen im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Thomas Kühne / Gerhard Regel (Hrsg.), Hamburg 2000

www.kramdose.de www.profikiosk.de www.gaidzik.de

Erlebnisorientiertes Lernen im offenen Kindergarten. Projekte und Arbeitsansätze aus der Praxis für die Praxis Thomas Kühne / Gerhard Regel (Hrsg.), Hamburg 1996

www.jeronimo.net www.waldorf.de www.familie.de

Offener Kindergarten konkret. Veränderte Pädagogik in Kindergarten und Hort Gerhard Regel / Axel Jan Wieland (Hrsg.) Hamburg 1993

www.kitanetzwerk.de www.freinet.paed.com www.leben-und-erziehen.de www.erzieherin.de

Kindgemäßes Lernen im Vorschulalter Gerhard Regel (Hrsg.) Hamburg 1990 EB - Verlag Hamburg

www.kindergarten-heute.de www.waldkindergarten.de/kiga.html www.forum-bildung.de

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