Umgang mit Aggressionen Ursachen, Intervention, Prävention Fortbildung für Schulbegleiter/innen Powered by FÖV/Gerner

Ablauf der Fortbildung/Themenbearbeitung • Theoretischer (systemischer) Überblick • Austausch von Erfahrungen aus der Praxis (brainstorming) • Kollegiale Beratung in Kleingruppen • Dauer: evtl. 2 Teamsitzungen, a 1,5 Stunden

Systemische Betrachtungsweise Familie

Institutionelle Rahmenbedingungen

Ursachen Auslöser Aggression

Soziale Umgebung Lerngeschichte

Kurzfristige Intervention

Deeskalation

Langfristige Intervention Anpassung der Rahmenbedingungen Prävention

Beziehungsgestaltung

Theorien zur Aggression Klassisches Konditionieren

Lerntheorien

operantes Konditionieren

Frustrations-Aggressions-Hypothese Modelllernen

Angst- Aggressions-Hypothese

Aggresssion als Folge (gestörter) Interaktion

Aggression angemessene Aggression

Entwicklungstheorien

Aggressivität (pädiatrisch/psychiatrisch)

Psychoanalyse: Triebtheorie (FREUD)

Diagnostische Typisierung von Aggressionen B: Emotionaler Typ

Ursache im Vordergrund z.B. Frustration, Angst, Neid Ziel: Reduktion v. Spannung; Abwehr v. Reizen reaktiv, automatisch, reflexhaft

A: Funktionaler Typ Aggression

C: Erregungstyp

Effekt, Wunsch im Vordergrund Vermeidung v. Anforderungen Wunsch nach Zuwendung, Belohnung

Verlust der Selbstkontrolle; hohes Erregungspotential Anlässe können Dynamik nicht erklären weitgehend ungesteuert und unsteuerbar 3 Phasen:

1 Eskalation, noch ansprechbar 2 höchste Erregung; keine Kommunikation mgl. 3 Entspannungsphase

Exkurs: Aggression in der kindlichen Entwicklung • (direkte) kindliche Aggressivität in allen Stadien der Entwicklung, ein notwendiges und „normales“ Phänomen (Exploration, Neugier, Effekte erfahren) • „Pubertätskrise“ • (indirekte) Aggression, z.B. Überkorrektheit, um andere in Unrecht zu setzen; Schadenfreude, Petzen, Mobbing • „Aggressive Gehemmtheit“ [SCHULTZ-HENKE] (Affektstau, Affektdurchbruch) • „Verdrängte, autoritär unterdrückte Aggression“ – innere Spannung- Ersatzhandlungen – Somatisierung

Potentielle Auslöser in der Situation Zum Beispiel: • • • •

Überforderung (Unterforderung) Reizarmut, Reizüberflutung Provokation durch andere Mangelnder Bedürfnisaufschub bei Belohnungserwartung (nicht abwarten können) • Konkurrenzsituationen; eigenen Willen durchsetzen; Grenzen austesten • Unklare Anweisungen; doppelbödige Botschaften • Unsicherheit des Betreuers

Beispiele aus der Praxis Jetzt kommt die Gruppenarbeit

Potentielle individuelle Ursachen Behinderungsbedingte Einschränkungen (Autismus, ADHS, GB, Entwicklungsverzögerung, Zwänge, hirnorg. Beteiligung) • • • • • • • • •

Veränderte Wahrnehmung: Gespräche, Mimik, Gestik, Umgebung u.a. Mangelnde Selbststeuerung, Impulskontrolle Erhöhte Reizempfindlichkeit (Lärm); niedrige Reizschwelle Schwierigkeiten im Verständnis, in der Kommunikation, im Einfühlungsvermögen (Empathie); Geringe Frustrationstoleranz; zu wenig Schlaf, Schmerzen Affektive Labilität (kann hirnorganisch mitbedingt sein) Erhöhte Reizbarkeit im Umfeld von Epilepsie Rigides Beharren auf bestimmten Ritualen Absetzen von Psychopharmaka

Potentielle soziale Ursachen als prädisponierende Faktoren Bisherige Lerngeschichte in Familie, Schule, Peergroup (Modell-Lernen) • Inkonsequenter Umgang mit Regeln • Milieubedingte Duldung und Verstärkung von aggressivem Verhalten; subkulturelle Identifikation und Belohnung • Autoritär-dominante Verhaltensmuster in der sozialen Umgebung • Inkonsistenz/Ambivalenz: Verwöhnung-Bestrafung; Zuneigung-Ablehnung • Identifikation mit dem Angreifer; Nachahmung

Intervention: Voraussetzungen im Team Umfassende, differenzierte und detaillierte Informationssammlung

Einheitliche Sichtweise der Ursachen und Auslöser Abstimmung von Vorgehensweisen

Zeit für Reflexion und Planung, Rückmeldung und emotionale Unterstützung

Intervention: Voraussetzungen beim Betreuer Bewusstmachen der eigenen Emotionen, (aggr.) Impulse und Einstellungen

Reflexion der eigenen Handlungen und Grenzen Unterstützung und Ausgleich suchen (dürfen) und erhalten; Fehler machen dürfen

Intervention, ein geplantes Vorgehen .. Beziehungsgestaltung

Wie kann ich Beziehung verbessern

Analyse dysfunktionaler Welche RahmenRahmenbedingungen bedingungen kann ich und ändern Veränderung

Einüben von Handlungsalternativen

Was sind die Ursachen der Krise

Aggression und dysfunktionales Verhalten

Welche Handlungsalternativen soll Schüler aufbauen

Wie kann ich Verstärker und Konsequenzen ändern

Ursachenforschung und Prävention

Wie kann ich rechtzeitig eingreifen und deeskalieren

Spannungsanalyse und Deeskalation

Analyse der Effekte und Konsequenzen

Kurzfristige Interventionen, um den Schüler, andere und sich zu schützen • • • • • •

Trennen von Streitbeteiligten „Stop“, „Nein“, mit mimischer Unterstützung Verstehendes Verbalisieren der Gefühle des Schülers Alternative(n) aufzeigen Beruhigende Worte und Körperkontakt (?) Mit dem Schüler „aus dem Felde gehen“; woanders abreagieren lassen; Zeit geben zur Beruhigung • Ablenken von der Situation • Festhalten, Unterstützung holen • Ignorieren bei instrumenteller Aggression

Langfristige Interventionen • Tokensysteme; Verträge schließen; Teacch-Programm; Selbstinstruktionen; „Rote und Grüne Karte“ • Achten auf Verstärkung von positiven Verhaltensweise, negative, wenn möglich ignorieren: „catch him, when being good“ • Rollenspiele, Pantomime, Fotos mit Gefühlsäußerungen, um Empathie und Handlungsalternativen zu fördern • Zeit für Gefühlsäußerungen geben (Blitzlicht) • Ausreichend Pausen (bei Überforderung) einräumen und angenehme Atmosphäre schaffen • Gelegenheiten zum (körperlichen) Abreagieren schaffen • Regelmäßige Entspannungsverfahren einüben • Kommunikationstraining (Bedürfnisse äußern, auf Probleme hinweisen)

Intervention/Prävention: Rahmenbedingungen anpassen • Klassenzusammensetzung überprüfen • Platzwahl, Abgrenzung, Sichtblende, Abläufe, Regeln und Grenzen überprüfen • Medikation überprüfen; Paradoxe Wirkung beim Absetzen; Schlafregulierung • Fachliche Hilfe holen, (MSD/A), Einzeltherapie, Elterngespräche • Teamprobleme, –zusammensetzung klären

Beziehungsgestaltung: Grundsätzliche Haltung bei Krisen • • • • •

Ruhe bewahren Sich nicht provozieren lassen Sich nicht in Machtkämpfe verwickeln Keine „Nachhutgefechte“ führen Beharrlichkeit zeigen; „gewaltloser Widerstand“ • Evtl. Hilfe holen

Beziehungsgestaltung Grundsätze der klienten-zentrierten Haltung (ROGERS) beachten und positive Beziehung aufbauen:

• Wertschätzung der Person vermitteln („Du bist o.k.“) • Empathie (Verständnis) zeigen (Spiegeln der Gefühle) • Authentizität (Echtheit) Autorität und Beharrlichkeit, nicht wegen der Strafmöglichkeiten, sondern aus persönlicher Integrität („wir wollen Probleme gemeinsam lösen“)

Schulbegleitung: Unterstützung und Hilfe bei der Entwicklung