Umfassender Schutz des Lebens aktion leben Juni 2018 Tag des Lebens

Umfassender Schutz des Lebens aktion leben Juni 2018 Foto: Johannes Hollwöger Tag des Lebens Musikalische Gestaltung: Jungschar-Chor Leibnitz und ...
Author: Alke Huber
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Umfassender Schutz des Lebens aktion leben

Juni 2018

Foto: Johannes Hollwöger

Tag des Lebens

Musikalische Gestaltung: Jungschar-Chor Leibnitz und Seggauberg, Leitung: Kathrin Ully

www.katholische-kirche-steiermark.at In Zukunft leben mit Plan B

Das Leben verläuft nicht immer wie geplant. Seiten 2 und 3

Zukunft der Schöpfung

Lieben wir die Schöpfung und Gott in ihr. Seiten 4 und 5

Tag des Lebens, Juni 2018 Pflegende Angehörige

„Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden alt zu werden …“ Seiten 6 und 7

Juni 2018 Foto: DGS/Christian Jungwirth

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Grüß Gott zum „Tag des Lebens“! In ganz Europa feiern wir am 1. Juni den „Tag des Lebens“, der vor 40 Jahren von der damaligen Generalsekretärin und späteren Präsidentin von aktion leben österreich, Grit Ebner, „erfunden“ wurde. Wir erinnern uns daran, dass das Leben von seinem Anfang bis zu seinem Ende eingebettet ist in Gottes lebens- und liebenswerte Schöpfung. Das Motto, unter dem die heurigen Aktivitäten zum „Tag des Lebens“ in unserer Diözese stehen, lautet ZUKUNFT LEBEN. Die Sicht auf die persönliche Zukunft hat immer auch mit den eigenen Erwartungen zu tun. Im Idealfall sind diese erfüllt von Hoffnung und Freude. Doch Geldsorgen oder Partnerschaftsprobleme am Beginn einer (vielleicht ungeplanten oder sogar ungewollten) Schwangerschaft oder Krankheit und Einsamkeit im Alter können die Zukunft auch in düsteren Farben erscheinen lassen. Da ist Hilfe von außen nötig – ein aufmunterndes Wort, eine helfende Hand bis hin zu finanzieller Unterstützung. Damit kann so manch schwierige Situation in ein Happy End gewendet werden. Diese Beilage des „Sonntagsblatts“ ist verschiedenen Aspekten des Lebens gewidmet. Sie ist eine Einladung, über Freude am Leben, manche Not und den immer notwendigen Schutz von Leben und Schöpfung nachzudenken. Und sie will sagen: „Niemand ist allein. Deswegen kann jede und jeder vertrauensvoll in die Zukunft blicken.“

Ja zum neuen Leben

In Zukunft leben mit Plan B

Das Leben verläuft nicht immer wie geplant.

Von Gerhard Hofbauer Beim Bücherladen ums Eck – vermutlich einer der letzten in Graz – fiel mir kürzlich eine Spruchkarte in die Hände, auf der zu lesen war: „Willst du Gott zum Lachen bringen, dann mache einen Plan!“ Ziemlich frech, dachte ich mir. Als einer, der immer auch im Veranstaltungsmanagement unterwegs ist, gehört das zu meinem täglichen Brot. Ziele setzen, Finanzvorgaben einhalten, Abläufe optimieren und und und. Irgendwie scheint mir das schon in Fleisch und Blut übergegangen zu sein – und das ganze Leben zu ergreifen, beruflich wie auch privat. Und wenn ich so um mich blicke, fühle ich mich damit gar nicht allein. Wenn alles nach Plan verläuft (das ist ja schon eine Redewendung), sind wir zufrieden, denn das haben wir ja schließlich erwartet. Im beruflichen und noch viel mehr im privaten Kontext gibt es aber so manche Faktoren, die wir selber wenig beeinflussen können. Denken

Info & Kontakt

Dr. Wilhelm Krautwaschl Diözesanbischof von Graz-Seckau

Mag. Gerhard Hofbauer Arbeitskreis Umfassender Schutz des Lebens – aktion leben Bischofplatz 4, 8010 Graz [email protected]

wir nur an Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, aber es klappt nicht. Oder – der umgekehrte Fall – eine Frau wird ungeplant schwanger. Wenn dann auch noch eine oder mehrere Rahmenbedingungen nicht passen (Ausbildung noch nicht abgeschlossen, Beziehungsprobleme oder kein Partner, Wohnungsnot, Geldknappheit, keine Eltern in der Nähe, kein Freundesnetzwerk …), kann eine Entscheidung für das Kind schon schwerfallen. Schließlich bedeutet es ja die Änderung der Lebensplanung – ein Plan B. In solchen konfliktbehafteten Situationen hilft das Beratungszentrum für Schwangere der Caritas mit umfassenden Beratungen und Unterstützungen. Um ein Leben mit Kind – ob in Zukunft oder aktuell – zu erleichtern, stehen dabei auch einige Mittel zur Verfügung. Das erste ist das einfühlsame Gespräch, eine Abklärung der Situation und eventueller Rechtsansprüche. Vom Ergebnis dieses Gesprächs abhängig wird möglicherweise eine weitere Maßnahme gesetzt. Das könnte zum Beispiel der Einsatz von Ehrenamtlichen sein, sogenannten Startfeen, die Mütter mit Babys eine Zeit lang begleiten. Auch Sachunterstützungen wie Windeln oder Einkaufsgutscheine

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Foto: pixabay

Tag des Lebens

Und dann kam alles anders als geplant Foto: privat

Wenn ich einmal groß bin …

können über kurzfristige Notlagen hinweghelfen. Einmalige Geldunterstützungen (z. B. die Zuzahlung zu einer Miete) können über den Bischöflichen Lebensfonds oder Caritas-Spendenmitteln gewährt werden. Ist eine solche Unterstützung über einen längeren Zeitraum (bis zu einem halben Jahr) notwendig, kann das aus dem PatenschaftsFonds abgedeckt werden. Dieser wird aus Spenden von Personen gespeist, die sich bereit erklären, monatlich einen Betrag einzuzahlen (s. Info im Kasten).

All das trägt dazu bei, aktuelles und künftiges Leben zu ermöglichen. Darüber hinaus darf aber nicht der Boden fehlen, auf dem das alles fruchtbar werden kann – eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft. In dieser freuen sich viele über neues Leben (mit) und bereiten ihm ein herzliches Willkommen. Dann kann eine Änderung des Lebensplans, eine Entscheidung für Plan B, noch leichter fallen.

Patenschaften für das Leben

Eine Initiative von USL – aktion leben in Kooperation mit der Schwangerenberatung der Caritas

„Am Geld darf es nicht liegen“, heißt es – die Wirklichkeit schaut aber oft anders aus. Kleine und große Entscheidungen werden gerade wegen des Geldes so und nicht anders getroffen, manchmal auch die lebenswichtige Entscheidung für oder gegen ein Kind … Wenn das Notwendigste zum Leben fehlt, brauchen junge Mütter, junge Eltern Hilfe, um sich für das Leben entscheiden zu können. Seit über 20 Jahren ermöglichen Patenschaften der aktion leben finanzielle Hilfe für schwangere Frauen und Mütter/Eltern mit Kleinkindern. Wenn Sie eine Patenschaft übernehmen möchten, melden Sie sich bitte (siehe unten), oder spenden Sie direkt: Patenschaftskonto: IBAN: AT36 3800 0000 0007 7008 Verwendungszweck: Patenschaften 1305/340080

Weitere Info

Mag. Gerhard Hofbauer Arbeitskreis Umfassender Schutz des Lebens – aktion leben

Schon als kleines Kind war Sophie klar, welchen Beruf sie einmal ausüben und dass sie eine Familie mit mindestens drei Kindern haben wird. Zielstrebig verfolgte sie ihren Plan. Mit 35 hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie unterrichtete in einer AHS, war verheiratet und hatte drei Söhne. Sie war auf alles immer gut vorbereitet, kaum etwas konnte sie aus der Ruhe bringen. Und dann hatte ihr Mann diesen Unfall … Alles war mit einem Schlag anders. Plötzlich allein mit den Kindern, wurde sie vor viele neue, ungeplante Herausforderungen gestellt. Auch Bernadette plante ihr Leben, und alles verlief nach Wunsch, bis ihr Partner eine andere Frau kennen lernte und die Trennung verlangte. So wie Sophie und Bernadette ergeht es vielen Menschen. Ereignisse wie der Tod des Partners/ der Partnerin, Trennung, Scheidung oder auch plötzliche Arbeitslosigkeit oder der Tod von Angehörigen können die besten Pläne über den Haufen werfen. „Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst.“ Diesen Spruch kann man öfter lesen. Oft nur allzu wahr. Wenn das Leben aus den Fugen gerät, bedarf es einer Unterstützung. Bernadette und Sophie kommen seit einiger Zeit in unsere Beratungsstelle. Sie tauschen sich in den Sonntagscafés mit anderen Betroffenen über unterschiedliche Themen aus oder kommen in die Beratung, wenn sie allein nicht mehr weiterwissen. Und sie planen auch wieder … den gemeinsamen Sommerurlaub.

Info & Kontakt Mag.a Petra Ruzsics-Hoitsch Projekt Alleinerziehende Kirchengasse 4, 8010 Graz http://projekt-alleinerziehende.graz-seckau.at/

www.katholische-kirche-steiermark.at

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Foto: KBW/Magerl

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Von klein auf die Welt retten Wie gelingt es, Kindern ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Angst zu machen die Wichtigkeit des Umweltschutzes zu vermitteln? In den Wald gehen, am Bach spielen, den Wolkenhimmel und die bunten Blumen betrachten und die Natur gemeinsam erleben! Naturerfahrungen wirken sich positiv auf die Persönlichkeit aus und motivieren zu nachhaltigem Handeln. Nur wer die Welt als wertvoll erlebt, wird diese auch schützen wollen.

Gelebte Schöpfungsverantwortung

Zukunft der Schöpfung Nichts hat mit uns angefangen, mit uns soll es nicht enden, aber zwischen Anfang und Ende wollen wir es gut machen.* Von Hemma Opis-Pieber

Vom Katholischen Bildungswerk entwickelte Gesprächskarten regen mit eindrucksvollen Bildern und kurzen Texten zum Nachdenken und zum Austausch an. Ob Mobilität, Nachhaltigkeit, Wunder der Natur oder Müllvermeidung – die Karten sind vielfältig einsetzbar. Für Kinder, Eltern, SeniorInnen oder einfach für Gruppen, die auch der Meinung sind, dass wir viel tun können! Ulrike Brantner, Katholisches Bildungswerk und Team „Pro Schöpfung“

Foto: Anna Kirchengast

Und: durch Vorbildwirkung in der Familie, in der Eltern-Kind-Gruppe und im Kindergarten! Reparieren statt wegwerfen, regional und saisonal einkaufen und gemeinsam kochen, Müll vermeiden bzw. trennen – tagein, tagaus, ganz selbstverständlich in den Alltag integriert.

Diesen mich sehr berührenden Text hat eine liebe Kollegin vor einiger Zeit mit in unsere Sitzung gebracht. Seitdem meditiere ich diese Aussage immer wieder – trotz aller Dringlichkeit ermutigt sie mich! Nichts hat mit uns angefangen. Für ChristInnen eigentlich selbstverständ-

Info & Kontakt

Mag. Hemma Opis-Pieber Arbeitskreis Nachhaltigkeit in der Katholischen Aktion Steiermark Bischofplatz 4, 8010 Graz [email protected] a

lich – wir verdanken unser Leben und das ganze Dasein der Schöpferkraft und Liebe Gottes. Mit uns soll es nicht enden. Hier wird es schon schwieriger – Verantwortung klingt an … Verantwortung setzt Wahrnehmung, Reife, Bildung und ernsthaftes Bemühen voraus – wie sieht es da bei uns aus? Zwischen Anfang und Ende. Genau – das ist jetzt! Wir bauen die Zukunft aus den Entscheidungen der Gegenwart … Wir wollen es gut machen. Ziemlich sicher empfinden wir alle so. Keiner

Foto: Christoph Oswald

Tag des Lebens

Zukunft leben – im wohlwollenden Miteinander Was wird morgen sein? Das wissen wir nicht. Auf dem Weg zu einem geglückten Leben können wir nur einen Schritt nach dem anderen gehen – allein oder in Gemeinschaft mit anderen. Der Dienst am Nächsten beginnt mit unserem Dasein und bei Bedarf auch mit Zuhören. Bekannt ist, wie sehr ein wohlwollendes Miteinander gesund erhält. In einer Welt, in der wir verstärkt auf unsere Leistungsfunktionen reduziert werden, geht oft die Zeit dafür verloren.

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von uns will bewusst anderen wehtun, die eigene Lebensgrundlage zerstören, Gottes wunderbare Schöpfung vernichten. Und doch passiert es alltäglich, in unseren Büros, Wohnungen und Pfarren. Dieses beklemmende Gefühl können wir für übertrieben erklären und verdrängen. Wir können aber auch – mit Gottes Hilfe – wagen, den Tatsachen ins Auge zu schauen. „Ökologische Gewissenserforschung“ nennt das Papst Franziskus: „Die Gewissenserforschung, die Reue und das Bekenntnis (…) führen zu einem festen Vorsatz, das Leben zu ändern. Und dieser muss in Haltungen und konkrete Verhaltensweisen

Im Kampf um den eigenen Status in der Gesellschaft verlieren wir leicht den Blick für die Nöte unseres Nächsten. Wirtschaftlicher Erfolg wirkt oft trennend. Und je mehr wir unser Vertrauen zueinander verlieren, desto wichtiger wird unser eigener Erfolg.

umgesetzt werden, die mehr Achtung gegenüber der Schöpfung zeigen.“ Wie machen wir es gut? Wir können das bewährte KA-Prinzip „sehen – urteilen – handeln“ umwandeln in „lieben – wahrnehmen – handeln“. Denn wichtiger als unsere Bequemlichkeit und unser Wohlstand ist eine gute Zukunft. Daher: Lieben wir die Schöpfung und Gott in ihr, nehmen wir die Not wahr, die herrscht und in unseren Brüdern und Schwestern sogar ein Gesicht hat – und handeln wir!

Die Gemeinschaft rückt so wieder ein Stück weiter weg von uns, das Bedürfnis nach Sicherheit wird größer. In diese Kerbe versuchen viele zu schlagen – die einen, um ihren Machtanspruch zu vergrößern, die anderen, um ihren Status zu heben. Erkennen wir gemeinsam die Hintergründe, die uns von unserem Glück im Leben entfernen wollen, dann sind wir auf dem besten Weg zu einer „grassierenden Gesundheitsepidemie“. Mögen unsere diesbezüglichen Übungen gelingen. Arno Niesner, Wirtschaftspädagoge, Arbeitskreis Nachhaltigkeit

*Autor/in ist uns nicht bekannt.

www.katholische-kirche-steiermark.at

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Solidarisch leben

„Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden alt zu werden, ist nach wie vor vorherrschend“ Mag.a Lisa Weidinger MA, Verantwortliche für die Programmleitung und organisatorische Leitung im Albert-Schweitzer-Trainingszentrum spricht, über Möglichkeiten der Entlastung pflegender Angehöriger. Interview: Anton Tauschmann

Pflege wird oft von Familienangehörigen übernommen. Mit welchen Belastungen sind pflegende Angehörige konfrontiert? Durch die Pflege kommt es nicht nur zu körperlichen, sondern auch zu psychischen Belastungen. Besonders wenn bettlägerige Menschen öfters gehoben, getragen, gestützt oder umgelagert werden müssen, kommt es zu Verspannungen im Schulterbereich. Aber auch andere Symptome wie z. B. Herz-Kreislaufprobleme bis hin zur körperlichen Erschöpfung können auftreten. Alarmsignale wie Gereiztheit, Ängste, Schlafstörungen, Kopf-

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Mag. Anton Tauschmann Bakk. phil. Referent im Bereich Seelsorge & Diakonie im Bischöflichen Pastoralamt Bischofplatz 4, 8010 Graz [email protected]

schmerzen und sozialer Rückzug gilt es ernst zu nehmen. 83% der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden laut aktuellem Stand zu Hause versorgt. 42% davon ausschließlich durch Angehörige. Welche Maßnahmen braucht es, um eine gute Pflege vor Ort sicherzustellen? Eine altersgerechte Anpassung der Wohnung ist mittlerweile eine machbare Lösung für Personen, die möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen möchten. Oft sind es einfache Hilfsmittel, die das Leben erleichtern. Beispiele sind etwa die Entfernung von Bodenschwellen, sodass die Wohnung rollator- bzw. rollstuhlgerecht wird, oder der Einbau einer bodengleichen Dusche im Badezimmer. Im Frühjahr 2018 wurde das Trainingszentrum für pflegende Angehörige in der Albert-Schweitzer-Klinik eröffnet. Welche Hilfestellungen kann Ihre Einrichtung pflegenden Menschen geben?

Studien zeigen, dass Pflegebelastungen und Depressivität durch Unterstützungsangebote verringert werden können. Daher haben die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz an der Entwicklung eines Entlastungsangebotes gearbeitet. Pflegende Angehörige haben hier die Möglichkeit, pflegerisches Handeln unter professioneller Anleitung in einer Kleingruppe zu erlernen. Im Rahmen von Schulungen zu relevanten Pflegethemen und speziellen Krankheitsbildern im Alter werden die TeilnehmerInnen auf ihre häusliche Betreuungssituation vorbereitet: Das Kursangebot im Albert-SchweitzerTrainingszentrum umfasst ein breites Spektrum: Im Kurs „Basiswissen: Grundlagen zur Pflege und Betreuung zu Hause“ bekommen Angehörige einfache Tipps zu unterschiedlichen Pflegethemen. In den Praxismodulen steht das Üben in alltagsnahen Situationen im Vordergrund. Pflegenden Angehörigen wird in den vier Modu-

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Foto: Sujet

Tag des Lebens

Wir sind da

Foto: 2DreamProductions

„Wir haben schon manchmal Tage gehabt, wo es gar nicht funktioniert hat.“ Dies ist nur eine Wahrnehmung aus einer Salzburger Studie, die sich mit der Situation pflegender Angehöriger beschäftigt, eine Situation, die nicht immer einfach ist: Menschen investieren viel Zeit, Energie und Kraft in die Pflege ihrer Angehörigen, sei es in Pflegeeinrichtungen, aber vor allem auch zu Hause, wo immerhin drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen betreut wird.

len durch PflegeexpertInnen und TherapeutInnen die Möglichkeit gegeben, in Fallbeispielen mit Schauspielern und Puppen zu lernen. Als wertvollen Nebeneffekt unserer Schulungen sehen wir auch den Erfahrungsaustausch der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer untereinander. „Wir begegnen dem Geheimnis Gottes in der Liebe zu den Armen und Benachteiligten.“ So heißt es im Zukunftsbild der Diözese Graz-Seckau. Wie kann Kirche – etwa in den Pfarrgemeinden vor Ort – pflegende Angehörige unterstützen? Ich sehe Kirche als einen Ort, wo sich Menschen treffen, miteinander sprechen und sich austauschen. Pflegende Angehörige zu bestärken, zu informieren und zur Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten zu ermuntern, sehe ich als zentrale Aufgabe der Kirche.

Die Diözese Graz-Seckau stellt sich zu ihrem 800-Jahr-Jubiläum die Frage: „Glauben wir an unsere Zukunft?“ Welche Anforderungen ergeben sich in der Zukunft für die Pflege, und was würden Sie sich für die Zukunft in diesem Bereich wünschen? Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden alt zu werden, ist nach wie vor vorherrschend. Um dies zu ermöglichen, ist es wichtig, Servicestellen auszuweiten, Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu forcieren und mobile sowie teilstationäre Pflegedienste auszubauen. Als Herausforderung sehe ich definitiv den Fachkräftemangel in Gesundheitsberufen (Pflege, Medizin) und die immer knapper werdenden Ressourcen des Gesundheitssystems. Abgesehen davon würde ich mir wünschen, dass der Pflegeberuf oder auch die Berufung (die es für Laien, pflegende Angehörige oftmals ist) ein höheres Ansehen in der Gesellschaft erlangen würde.

Vielfach passiert dieser Dienst unbemerkt, ein Umstand, den die IG pflegender Angehöriger auf ihrer Homepage kritisch anspricht: „Die Unterstützung von pflegenden Angehörigen wird weder von der Gesellschaft noch von der Politik anerkannt und wertgeschätzt.“ Dies spiegelt sich auch im gesellschaftlichen Image pflegender Angehöriger wider: „Es fehlt an Anerkennung, Information, Vernetzung, niederschwelligen Beratungs- und Unterstützungsangeboten und vielem mehr“, heißt es etwa weiter. Auch die Kirche steht als Teil der Gesellschaft in der Verantwortung, pflegende Angehörige zu unterstützen. Vieles passiert in den Pfarren inpunkto Hilfs- und Informationsangeboten bereits, vielfach ist es jedoch wenig bekannt. Mit einer Karte, die vom Pastoralamt in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk, der Caritas und der Evangelische Kirche Steiermark herausgegeben wurde, soll die Sensibilität gesteigert, auf Hilfsangebote verwiesen und eine kleine Form der Wertschätzung diesem oft unbekannten Dienst der Pflege entgegengebracht werden. Diese Karte kann im Intranet oder im Pastoralamt ([email protected]) bestellt werden. Anton Tauschmann www.katholische-kirche-steiermark.at

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Alt und Jung

Das Alter hat immer Zukunft Foto: Spiess

„Was denken Sie über die Zukunft?“ Von Martina Platter Diese Frage soll Jeanne Calment als schon sehr alte Frau mit dem Satz „Sie ist kurz“, beantwortet haben. Die Französin starb im Alter von 122 Jahren und ist bis heute die älteste Frau der Welt. Die kurze Zukunft war aber noch lang genug, um immer wieder Neues auszuprobieren. Mit 85 fing sie an, Fechten zu lernen. Mit 100 fuhr sie wieder Fahrrad.

genommen. Die vorherrschenden Altersbilder werden immer noch mit Abhängigkeit und Krankheit in Verbindung gebracht. Die Zukunft hört aber nicht mit dem Pensionseintritt auf. Zwischen 60 und 65 Jahren gehen Menschen in Pension, in einem Alter, in dem sie großteils noch fit und leistungsfähig sind und das auch noch länger bleiben können.

Laut Lebenserwartungsrechner hat ein 85-jähriger Mann noch eine Lebenszeit von ca. 5,2 Jahren. Bei einer gleichaltrigen Frau sind es sogar ca. 6 Jahre. Mehr als 1100 Hundertjährige leben derzeit in Österreich.

Professor Franz Kolland vom Institut für Soziologie in Wien sieht Bildung als wichtigen Baustein für Lebensqualität im Alter. Bildung ermöglicht es, Zukunft zu leben, auch im Alter etwas Neues auszuprobieren und sich etwas zuzutrauen.

Der Zukunftsforscher Peter Zellmann sagte in einem Interview, dass die Menschen im 20. Jahrhundert ein Drittel an Lebenszeit gewonnen haben, das sind 225.000 Stunden pro Leben. Diese Veränderung des menschlichen Zeitbudgets wird in der Gesellschaft oft noch viel zu wenig wahr-

Info & Kontakt

Mag. Martina Platter Pädagogische Mitarbeiterin im Bereich SeniorInnenbildung und Generationen im Katholischen Bildungswerk Bischofplatz 4, 8010 Graz [email protected] a

Dies zeigt sich zum Beispiel in den TIK-Tabletkursen des Katholischen Bildungswerkes. Studenten und Studentinnen arbeiten mit Seniorinnen und Senioren zwischen 60 und 90 Jahren am Tablet. Die Beweggründe für das Lernen am Tablet sind unterschiedlich. Für die meisten ist der Umgang mit neuen Medien eine neue Kulturtechnik, um in der Zukunft gut im Alltag bestehen zu können. Andere sind einfach neugierig, was man alles mit der neuen Technik noch machen kann, ob spielen, Zeitung lesen oder für die Kommunikation mit anderen. Kein Wundermittel kann verhindern, dass wir altern, aber wir können selbst viel dazu tun, um Selbstständigkeit und Lebensfreude möglichst lang zu

bewahren. In LIMA(Lebensqualität im Alter)-Gruppen treffen sich steiermarkweit Seniorinnen und Senioren. Dabei unterstützen LIMA-ReferentInnen die Teilnehmenden dabei, aktiv zu bleiben, mit Veränderungen im Alltag umzugehen und (neue) Lebensfreude in der Gemeinschaft zu erleben. Das Thema „Wie gestalte ich meine Zukunft?“ ist auch immer wieder ein gern diskutierter Inhalt der LIMAStunden. Eine knapp 90-jährige Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: „Das Alter hat immer Zukunft. Es ist das, was vor uns liegt. Da kann man immer noch erste Erfahrungen sammeln. Schließlich können wir unser Leben so oft neu anfangen, wie wir wollen, und das geht auch mit Arthrose oder einfach in den eigenen Gedanken.“

Termine

Sommerwoche mit Dr. Monika Specht-Tomann „Meine, deine, unsere Geschichte“, 27. bis 30. August 2018, Haus der Frauen, St. Johann bei Herberstein Ausbildungslehrgang für Generationenprojekte, Start Oktober 2018 in Graz TIK-Tablet-Kurse für Seniorinnen und Senioren: steiermarkweit LIMA-(Lebensqualität im Alter)-Gruppen: steiermarkweit

Nähere Informationen: [email protected], Tel. 0316/8041-345

Impressum: Herausgeber: Arbeitskreis Umfassender Schutz des Lebens – aktion leben, Bischofplatz 4, 8010 Graz. Redaktion: Gerhard Hofbauer, Hemma Opis-Pieber, Martina Platter, Petra Ruzsics-Hoitsch, Anton Tauschmann. Layout und Satz: DigiCorner der Diözese Graz-Seckau. In Kooperation mit dem Sonntagsblatt für Steiermark.