Michael Stecher
Trompetenschule Lehrerhandbuch Ein neuer Weg zum Trompetenspiel
Einblicke in die Konzeption Lernen geht anders Das Schulwerk vom Kind her denken
Konzepte
Lehrerhandbuch
Lernen geht anders Das Schulwerk vom Kind her denken Diese Trompetenschule unterscheidet sich in
die Unterrichtsinhalte zusammenkopiert, bis alles
einem unverkennbaren Punkt von anderen Un-
zur subjektiven Didaktik zu passen scheint. Auf
terrichtswerken: in ihrem Aufbau. Die Gliederung
der Schülerseite entwickelt sich so im Laufe des
und die grundsätzliche Konzeption machen diese
ersten Unterrichtsjahres ein Ringbuch als Kopien-
Instrumentalschule zu einem unverwechselbaren
sammlung. Mal sind die Seiten halbwegs gerade
Schulwerk. Ein Großteil der gebräuchlichen Instru-
kopiert, mal doch eher schief. Dann klappt das Lo-
Michael Stecher
mentalschulen ist in vorgefasste Lektionen oder
chen der Blätter auch nicht immer ordentlich und
Trompetenschule
fest umrissene Lerneinheiten eingeteilt. Ein ande-
einzelne Seiten reißen schon nach Kurzem aus der
Ein neuer Weg zum Trompetenspiel
Lehrerhandbuch
rer Teil der Standardschulen reiht die Unterrichts-
Ringmechanik aus. Auf jedem dritten Blatt ändert
inhalte in einer ungeordneten Mixtur aneinander.
sich der Stil des Notensatzes, „Trompetenfüchse“
Beiden Schultypen ist eines gemeinsam: Den An-
wechseln sich mit Bären oder Elefanten ab, aus
stieg der jeweiligen Schwierigkeitsgrade legt der
Helvetica wird Times und nicht selten eine niveau-
Autor des Lehrwerkes fest, die Progression ist da-
lose Funschrift.
mit vorgegeben. Die Problematik der rechtlichen Seite bedarf an
Informationen zum Autor: www.michaelstecher.de
In dieser strukturbedingten Fixierung
dieser Stelle keiner Erläuterung. Dass dieses Agie-
der Lerninhalte liegt das größte Defizit
ren gegen das geltende Urheberrecht verstößt,
herkömmlicher Instrumentalschulen.
weiß jeder. Es ist allenfalls bemerkenswert, dass der Berufsstand, der eigentlich vom Urheberrecht
Copyright © 2012, Lern Material Musik, Konzepte im Vertrieb der De Haske Hal Leonard GmbH
Ihre enge Autorengebundenheit und inhaltliche
Rotlaubstraße 6, 79427 Eschbach
Unbeweglichkeit erlauben nur in wenigen Ausnah-
profitieren sollte, unentwegt dagegen verstößt.
men eine schülergerechte Anpassung. In erster
Hier wäre der Blick auf die pädagogischen Aspekte
Linie dominiert die didaktische Überzeugung des
zu richten, denn bereits die Reformpädagogin Ma-
Layout und Gestaltung:
jeweiligen Autors. Somit ist die Auswahl der Unter-
ria Montessori verweist auf die enge Beziehung
Michael Stecher
richtsinhalte der didaktischen Verantwortung des
zwischen der Formvollendung des Unterrichtsma-
Lektorat:
einzelnen Lehrers entzogen. Daraus resultiert in
terials und der Arbeitshaltung der Schüler. Nicht
der täglichen Praxis, dass sich der Kern der Unter-
nur dieser Zusammenhang ist in der Reformpäda-
richtsvorbereitung und Planung eng an das Korsett
gogik umfassend herausgearbeitet.
Britta Beiser, Burkhard Osteneck
dieser werkimmanenten Vorfestlegungen bindet. Dieses Lehrerhandbuch ist in allen Teilen
Mit nur wenigen Abweichungen werden diese kon-
Die positiven Bildungspotenziale, die von
urheberrechtlich geschützt.
ventionellen Schulwerke „von vorne nach hinten“
ästhetisch anspruchsvollen Arbeitsmaterialien
Alle Rechte vorbehalten.
durchgearbeitet. Dies mag aus der Lehrerperspek-
ausgehen, dürfen nicht unterschätzt werden,
Die Verwendung der Noten, Texte und Grafiken,
tive durchaus bequem erscheinen, didaktisch sind
auch wenn sie meist im Unbewussten wirken.
auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung
diese Unterrichtsverläufe aber bedenklich. Die Instrumentalpädagogik wäre gut beraten, sich
des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung oder die
Die vertraute Unterrichtspraxis
diese Einsichten im Sinne einer Erziehung zur soliden Übehaltung zu eigen zu machen. Das didak-
Verwendung in Kursunterlagen und elektronischen Systemen. Hinweis zu § 52a UrhG:
Vielen Lehrkräften ist dieser Missstand durchaus
tische Defizit der Standardschulwerke lässt sich
Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne Einwilligung einge-
bewusst. Daher ist in ihrem Unterrichtsalltag eine
wohl durch eine Kopienwirtschaft abmildern. Da-
scannt und in ein Netzwerk eingestellt werden.
Handlungsstrategie zur Gewohnheit geworden,
durch schleichen sich aber andere pädagogische
Das gilt auch für Intranets von Schulen
mit der sie diesem Problemfeld ausweichen. Uner-
Unzulänglichkeiten in den Unterrichtsalltag ein.
und sonstigen Bildungseinrichtungen.
müdlich werden aus diversen Standardschulen
Wir sollten ihnen keinen Nährboden bereiten.
Lehrerhandbuch
Die Trompetenschule als offenes Lernkonzept Nicht erst die systemische Pädagogik, die sich im
Lehrerhandbuch
eine Didaktik entwickeln, bei der der Lehrer durch
Im Vordergrund muss die optimale Anpassung
l
Warum entscheide ich mich über einen
die Auswahl und Vorgabe geeigneter Inhalte die
an den Schüler stehen, nicht die Befriedigung
bestimmten Zeitraum für Lieder in tiefer Lage?
Lernprozesse beim Schüler mittelbar auslöst.
der festgefahrenen Lehrerpräferenzen.
l
Ab wann nimmt das unterscheidende Lernen
letzten Jahrzehnt in den Vordergrund schob, hat erkannt, dass kein Schüler einem anderen gleicht.
Durch den strukturellen Aufbau des Schulwerkes
Ihre Ausgangsvoraussetzungen sind derartig un-
kann daraus für jeden Schüler eine individuelle
terschiedlich, dass gerade im Anfangsunterricht
Trompetenschule gestaltet werden.
die Unterschiedlichkeit als Normalfall anzusehen ist. Die Vielfalt unter Kindern ist für jedes Entwick-
Bei dieser Öffnung zum Schüler hin trägt der Leh-
lungsmerkmal so groß, dass jegliche Normvorstel-
rer die didaktische Verantwortung. Sie gipfelt in
lungen den Kindern nicht gerecht werden können.
zwei zentralen Fragestellungen:
Diese Heterogenitäten zeigen sich auf drei Ebenen:
Unterrichtszeit in Anspruch?
l
Welche Übestrategien sollen verstärkt werden?
Der nachfolgende Fragenkatalog verdeutlicht diese
l
Welchen Stellenwert erhält der Übeplan?
Aspekte. Sie fördern die Wachheit des Lehrers für
l
Wie erarbeiten wir musiktheoretische Aspekte?
die Individualität seiner Schüler. Die Fragen sind für
l
Wie verstärke ich das Lernfeld Gehörbildung?
jeden Schüler immer wieder aufs Neue zu stellen:
l
Wann machen wir ein erstes Rhythmusdiktat?
l
Wie gewichte ich die einzelnen Lernfelder
Mögliche Schwierigkeiten
und welches Lernfeld erhält wann die Priorität?
Für welchen Schüler wähle ich
l
Wie gestaltet sich diese Gewichtung
Wer sich für ein neues Schulwerk mit lektionsorientiertem Aufbau entscheidet, lernt dessen In-
l
Die different ausgeprägten Vorläuferfähigkeiten
zu welchem Zeitpunkt welche Inhalte aus?
insbesondere im Anfangsunterricht?
im Wahrnehmen der musikalischen Parameter.
Und aus welchen Gründen entscheide ich mich
l
Wie verändere ich die Gewichtung der Lernfelder
halte meist mit dem Schüler zusammen genauer
an dieser Stelle für genau diese Lerninhalte
im Laufe eines Halbjahres?
kennen. Wohl verschafft man sich einen groben
l
Welche Übungen verwende ich in den
halte, aber eine tiefgreifende Analyse hat wohl eher
Überblick über die Struktur und die wichtigsten In-
l
Die heterogen ausgebildeten Denkstrukturen im
Verstehen von Musik (Audiationsfähigkeiten).
und nicht für andere? Traditionell aufgebaute Unterrichtswerke lassen
ersten drei Unterrichtsstunden?
Seltenheitswert. Warum soll man diesen Aufwand
l
Die ungleichen physiologischen und
der didaktischen Fragestellung nur wenig Spiel-
l
Welche Lieder sind für welchen Schüler
auch betreiben, der Autor nimmt einem doch die
anatomischen Grundvoraussetzungen.
raum. Zwar entscheidet auch hier jede Lehrkraft
in den ersten Einheiten geeignet?
didaktischen Fragestellungen mehr oder weniger
über die Inhalte, denn die Festlegung auf eine be-
l
Welche Inhalte wähle ich für die Förderung
ab. Seine pädagogischen Intentionen auch nur
Diese spezifischen Besonderheiten sprechen ein-
stimmte Instrumentalschule ist bereits eine didak-
der metrisch-rhythmischen Audiation?
nachzuvollziehen, fällt oft schon schwer genug, da
deutig gegen starre, geschlossene oder lektionsori-
tische Entscheidung; dennoch bleibt der individu-
l
Mit welchen Inhalten werden die klanglichen
ein aussagekräftiges Vorwort oder weitere metho-
entierte Lernprogramme.
elle Spielraum in der Ausformung und Gewichtung
und tonbildenden Aspekte gefördert?
dische Anmerkungen auf ein Minimum reduziert
der Lerninhalte und Lernwege äußerst begrenzt.
l
Wie stark gewichte ich die spieltechnischen
sind oder gleich ganz fehlen. Stattdessen erhalten
Fertigkeiten?
Nebenaspekte wie die geschichtliche Entwicklung
Wie viel Wert lege ich auf reine Lippen-
Ein offenes Lernkonzept passt sich den Bedingungen des Schülers an,
Dadurch rückt die didaktische Fragestellung im
die dieser aus seiner Eigenheit heraus mitbringt.
Verlauf eines Unterrichtsjahres immer mehr in den
l
Hintergrund, während die didaktische Anschau-
oder Mundstückübungen?
Man betreibt mit seinen Schülern eine Theorie
ung des Schulverfassers immer mehr die Ober-
l
Welchen Stellenwert soll das Ansatztraining
um der Theorie willen, anstatt das Verstehen
tigen, flexiblen Instrumentalschule, die sich indi-
hand gewinnt. Dieser Verlagerungsprozess läuft
bei welchem Schüler haben?
immer auch im Handeln erfahrbar zu machen.
viduell ganz unterschiedlich einsetzen lässt, be-
nicht selten unbewusst ab. Aus der Sichtweise der
l
Wann entscheide ich mich für statisches
ginnend ab der ersten Unterrichtseinheit und weit
systemischen Pädagogik heraus betrachtet, sind
und wann für dynamisches Ansatztraining?
Die Konzeption der Trompetenschule verlangt
über die ersten Jahre hinaus. Denn kein Schüler
derartige Entwicklungen nicht tragbar.
l
Wann ist das statische Training kontraproduktiv
im Vorfeld, dass sich die Lehrkraft weit mehr als
Hieraus ergibt sich der Bedarf nach einer neuar-
braucht zum gleichen Zeitpunkt die gleichen In-
der Trompete übermäßig viel Raum.
und wann gilt dies für das dynamische Training?
nur einen ersten bruchstückhaften Überblick ver-
halte in der gleichen Gewichtung. Ein Schulwerk
Die didaktische Verantwortung
l
Zu welchem Zeitpunkt machen Vokalisen Sinn
schafft. Die veränderte Werkstruktur erfordert
muss sich dem jeweiligen Schüler anpassen und
muss in die Professionalität
und für welchen Schüler sind sie abzulehnen?
anfänglich einiges an Vorbereitungszeit. Wird die-
nicht umgekehrt. Dieser Leitgedanke steht im Mit-
jeder einzelnen Lehrkraft übertragen werden. l
Wann und warum gestalte ich den Unterricht
gischen Idee dieser Schule nur ansatzweise näher.
telpunkt der Trompetenschule. Die didaktische Verantwortung trägt der Lehrer
se Arbeit nicht geleistet, kommt man der pädago-
Die Struktur der Trompetenschule öffnet diesen
liedorientiert und wann arbeite ich mit Etüden?
Entscheidungsprozess mit weitreichenden Auswir-
l
Wie stark ist der Unterricht technikorientiert
Die Trompetenschule verkörpert eine
kungen für die Schülerseite: Den individuell un-
und welches Technikprogramm scheint passend?
Ermöglichungsdidaktik aus dem Bestreben
Die Konzeption der Trompetenschule ist das pä-
terschiedlich ausgeprägten Fähigkeitspotenzialen
l
In welcher Liederkiste verweile ich länger
heraus, die Schülerindividualität ins Zentrum
dagogische Fundament. Aus ihr heraus lässt sich
kann besser entsprochen werden.
und wann gehe ich in höhere Tonlagen über?
der Unterrichtsvorbereitung zu stellen.
Lehrerhandbuch
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in elf Rubriken oder Kapitel eingeteilt. Jede Rubrik
auch dann die grafische Aufarbeitung die Lernpro-
l
statisches Training:
weist ein Sortiersystem auf: entweder nach the-
zesse zur Tonerzeugung. Die Ventilstellungen sind
Töne aushalten
Drei grundsätzliche Ebenen sind im Vorfeld unter
matischen Gesichtspunkten, nach rhythmischen
bewusst vorgegeben. Hier wird nicht die Methodik
die Lupe zu nehmen, um zu einem tieferen Ver-
Patterns oder nach aufsteigender Tonhöhe bzw.
des entdeckenlassenden Lernens verfolgt. Es geht
l
dynamisches Training:
ständnis des Konzepts dieser Schule zu gelangen.
zunehmendem Tonumfang. Die elf Kapitel lassen
darum, schnellstmöglich den wichtigen Zusam-
melodische Tonbewegungen in mittleren und
Zunächst setzt die Ermöglichungsdidaktik eine
sich in sechs Themenblöcke einteilen:
menhang zwischen Spielfluss und Luftführung
schnelleren Tempi sowie Obertonbindungen
Drei Verständnisebenen
ausführliche Auseinandersetzung mit den unter-
entstehen zu lassen. So wird einerseits das doch
schiedlichen Lernfeldern und Kapiteln sowie de-
l
Übungen für den Anfangsunterricht:
eher langatmige Erlernen der Ventilstellungen ver-
l
eine Mischform aus beiden Prinzipien:
ren inhaltlichen Teilaspekten voraus. Warum ist
Kapitel 1 und 2
kürzt. Andererseits sind auch komplexere Ventil-
langsame Vokalisen und Töne biegen
die Trompetenschule in Kapitel oder Rubriken ein-
Sortierung: thematisch und nach Tonhöhe
wechsel-Übungen bereits im Anfangsstadium
geteilt und welcher Lernstoff ist in den einzelnen Kapiteln zu finden?
spielbar. Die Vorgabe der Trompetengriffe und
Diese Rubrik ist keinesfalls einfach nur von vorne
l
Ansatztechnik:
die grafische Notation haben den weiteren Vorteil,
bis hinten durchzuarbeiten. Es sind die Übungen
Kapitel 3
dass der erste Quintraum chromatisch erschlos-
auszuwählen, die zum jeweiligen Grundtypus
Sortierung: thematisch
sen werden kann. Diese Halbtönigkeit unterstützt
eines Schülers und zu seinem physischen Leis-
Warum bildet die Struktur des Schulwerks eine
l
Spielstücke:
Einheit mit den gesonderten Übeplänen und aus
Kapitel 4, 5 und 6 sowie 10 und 11
welchem Grund bekommen die Übestrategien erst
Sortierung: rhythmische Patterns und Tonumfang
Wertigkeit? Die dritte Verstehensebene ist gleich-
l
Spieltechnik:
sam die wichtigste. Sie resultiert aus der Tatsache,
Kapitel 7
An zweiter Stelle rangieren die Verzahnungsaspekte zu den Übeplänen und den Übestrategien.
eine stabile Luftführung.
durch die Verwendung eines Übeplans eine höhere
Spiegelprozesse zwischen Lehrer und Schüler
bunden sein, mit gravierenden Folgen: bewusst. Die Trompetenschule möchte diesen Pro-
Eine funktional-ganzheitliche Balance der
zess vollständig in die Modellmethode überführen:
natürlichen Tonerzeugung ist dadurch gefährdet.
Der Lehrer macht vor und der Schüler imitiert. In diesem Fall können die dynamischen Tonbewe-
dass in der Trompetenschule bewusst auf
Daher sind Überlegungen zum eigenständigen
Schüler mit übermäßiger Körperanspannung ver-
Schriftliche Erklärungen zur Tonerzeugung fehlen
Sortierung: thematisch musiktheoretische Erklärungen verzichtet wird.
tungsstand passen. Denn gerade im Anfängerstadium kann das statische Training für das Gros der
l
Etüden:
Dem Nachahmungslernen ist an dieser Stelle
gungen ihre Wirkung entfalten: Melodische Linien
Kapitel 8
Vorrang einzuräumen.
in schülergerechtem Tempo (also nicht zu langsam)
Die Lehrperson selbst muss ins Spiel kommen,
fördern die Einheit zwischen natürlichem Luftfluss
sie ist methodisch das stärkste Mittel.
und allmählichem Zuwachs der Ansatzmuskulatur.
Sortierung: rhythmische Patterns und Tonumfang
Lernmaterial für die Musiklehre, Rhythmik und Gehörbildung unverzichtbar. Warum wird diesen
l
Das unterscheidende Lernen:
Bildungsbereichen im Schulwerk selbst kein Platz
Kapitel 9 Sortierung: thematisch
Für manche Schüler verhält es sich jedoch genau Diese Spiegelungsprozesse zwischen Lehrer und
umgekehrt: Das Töneaushalten stärkt ihre Ansatz-
eingeräumt? Weshalb sind sie in einem separaten
Schüler sind eher Garant für einen gelingenden
und Körpermuskulatur ohne verborgene Zusatz-
Lehrwerk ausgelagert?
Einstieg auf dem Instrument als Cartoons, Foto-
anspannungen.
Die Kapitel im Besonderen
grafien und geschriebener Text.
Die in diesem Absatz aufgeworfenen Fragen
Übungen für die ersten Stunden
bleiben bewusst unbeantwortet. Während der Beschäftigung mit dieser neuartigen Unterrichts-
In diesem Lernbereich wird die didaktische VerIn der Trompetenschule werden auch die Starttöne
antwortung des Lehrers besonders deutlich, denn
Kapitel 1 und 2 beinhalten Übungen für die ersten
nicht vorgegeben. In welcher Tonlage jeder Schü-
die Auswahl der Inhalte liegt vollständig in seiner
konzeption sollte jede Lehrkraft ihre eigenen Ant-
Unterrichtseinheiten. Man trifft auf ein doppeltes
ler seine ersten Töne erzeugt, ist individuell höchst
Hand. Seine Erfahrung, verbunden mit medizi-
worten finden. Kurzum: Dieses Lernkonzept stellt
Notationsprinzip: Die Übungen sind einerseits rein
unterschiedlich. Innerhalb des Quintraumes zwi-
nisch-physischem Grundlagenwissen um die An-
Anforderungen an die Lehrperson, die in dieser
grafisch dargestellt und parallel dazu in der tradi-
schen c und g stehen Anfangsübungen zu allen
satzbildung, sein Gespür und seine Beobachtungs-
Form selten sind. Die beschriebenen Zusammen-
tionellen Notenschrift gesetzt. So können Schüler
Tönen zur Verfügung.
gabe sind im Bereich des Ansatztrainings von
hänge müssen bereits im Vorfeld erfasst werden.
ohne Notenkenntnisse ihre Aufmerksamkeit voll-
Das System der Kapitel im Allgemeinen
ten rhythmischen Erfahrungen werden grafisch unterstützt. Schüler, die bereits über Kenntnisse
Kapitel 3 ist die Rubrik zur Ansatzbildung. Es ist
bis zu welcher Tonhöhe praktiziert wird,
Der Aufbau der Trompetenschule ist themenorien-
der Notenschrift verfügen, können sich an der
thematisch sortiert und kann nach seinem Wir-
denn gerade im Anfängerstadium sind Übungen
tiert und nicht lektionsorientiert. Das Schulwerk ist
Standardnotation orientieren. Dennoch unterstützt
kungsprinzip in drei Gruppen eingeteilt werden:
meist nicht in ihrer vollen Länge spielbar.
ständig der Tonerzeugung widmen. Auch die ers-
1
1
unschätzbarem Wert. Das Ansatztraining Die Lehrkraft muss auch festlegen, welche Übung
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Generell ist eine subjektiv höchst unterschiedliche
Das heißt nicht, dass Spielen ohne Metrum akzep-
Innerhalb einer Rubrik sind die Lieder systema-
Harmonik der Begleitsätze immer zunächst an der
Gewichtung dieses Lernfeldes zu beobachten. Wir
tabel wäre. Es bedeutet nur, dass die Begrenztheit
tisch nach zunehmendem Tonumfang eingeord-
klassischen Kadenzharmonik. Dieser Grundform
treffen auf Lehrmeinungen, die dem isoliert betrie-
der Aufmerksamkeit zu berücksichtigen ist.
net. So fällt es leicht, passende Lieder für den je-
werden dann aber zwei weitere Harmoniefolgen
benen Ansatztraining einen sehr breiten Raum im
weiligen Entwicklungsstand aufzufinden. Gerade
gegenübergestellt, und zwar sowohl eine Version
Sollen dennoch rhythmische Aspekte einfließen,
in der bequemen Mittellage (um a1) stehen für alle
in romantischer Harmonisierung als auch eine
der Unterrichtszeit wird von dieser Gruppe in die
so kann dies über die Übestrategien
rhythmischen Niveaus sehr viele Lieder zur Verfü-
jazzartige Begleitung. Allen Tracks gemeinsam ist
Ansatzübungen investiert. Auf der anderen Seite
der Notentextveränderung erfolgen.
gung. In den allgemein gebräuchlichen Instrumen-
die bewusste Ausklammerung des „Lauten, Wum-
alltäglichen Unterricht einräumen: Bis zur Hälfte
lehnen einige Lehrpersonen ein gesondertes Ansatztraining kategorisch ab. Sie bauen darauf, dass
talschulen ist der Liedvorrat für die Mittellage stark
mernden und Schrillen“. Die Trompetenschule
Als besonders nützlich erweist sich das Einbau-
eingeschränkt, was dazu führen kann, dass die
möchte der Auffassung Rechnung tragen, dass
sich die Ansatzprozesse idealerweise beim Erler-
en diverser Parktöne. Ist in diesem Bereich eine
ansatztechnischen Belange das Erfahren der musi-
die „Offenohrigkeit“ der Kindergehirne eine ent-
nen der Spielstücke automatisch entwickeln. Zwi-
Vertiefung der Thematik erwünscht, so wäre das
kalischen Strukturen in den Hintergrund drängen.
wicklungspsychologische Chance für die Instru-
schen diesen beiden fachdidaktischen Extremen
Lehrwerk Die Musikkunde neu denken zu empfeh-
In der Trompetenschule wird aber auch der umge-
mentalpädagogik darstellt. Es geht um nichts we-
treffen wir auf Einstellungen, die beiden Seiten
len. Das zweite Kapitel geht ausführlich auf das
kehrte Fall berücksichtigt, nämlich dass ein Schü-
niger als um die Ausbildung eines musikalischen
Rechnung tragen. Wie dem auch sei, die angebo-
Audiationslernen und die Übestrategien ein.
ler ideale ansatztechnische Voraussetzungen, aber
Geschmacks.
tenen Übungen im dritten Kapitel stellen auf jeden Fall eine Ein- oder Hinführung zu den Standard-
nur begrenzte metrisch-rhythmische VorläuferfäZu den Liederkisten
werken der Ansatzliteratur dar, die ab der Mittelstufe in der Blechbläserausbildung etabliert sind. Ansatzübungen und Audiation
higkeiten mitbringt. Für solche Schüler sind bereits im ersten Kapitel einfach strukturierte Lieder mit
entwickelt sich aus den soziokulturellen
Dem breitgefächerten Liedgut räumt die Trompe-
einem erweiterten Tonumfang (bis c2) zu finden,
Anregungen heraus.
tenschule den meisten Raum ein: Knapp 200 Spiel-
mit denen sie von Anfang an ohne rhythmische
Daher benötigen Kindergehirne anspruchsvolle
stücke stehen im Zentrum dieses Schulkonzeptes.
Überforderung ihre Tonbildung ausbauen können.
Wendungen und keine triviale, simple
Die logische Syntax der Musik kann daher stark Beim Ansatztraining ist einem weiteren Aspekt in hohem Maße Rechnung zu tragen: Ansatzübungen dürfen vom melodischen
Das Verstehen von und Denken in Musik
oder banale musikalische Billigware.
liedorientiert erfahren werden. Hier wird die me-
Das Liedgut ist nahezu durchgängig zweistimmig
thodische Basis des Schulwerkes besonders deut-
gesetzt. Das ist die erste Ebene für das Erfahren
Die Prämisse muss lauten: Musikalische Verbil-
lich, denn nur durch eine hohe Gewichtung dieses
harmonischer Wendungen.
dung verhindern. Bildung braucht Musik, aber
zentralen Lernfeldes Ein hoher Anteil an zweistimmigem Spiel ist
Denken benötigt daher einen Wandel: Wir sollten
kann dem Erfahrungslernen Vorrang
für Melodieinstrumente von enormer Wichtigkeit.
uns von der traditionellen Musikpädagogik lösen
vor dem Vermittlungslernen eingeräumt werden.
Nur so lassen sich ganzheitliche Audiations-
und uns mehr um eine Erziehung unserer Kin-
prozesse anbahnen und eindimensionales
der durch Musik kümmern. Dieser musikalische
Lernen vermeiden.
Erfahrungsraum muss aber ästhetischen Ansprü-
Audiationsprozess nicht abgekoppelt werden. Das parallele Ausbilden der Singstimme ist da-
Musik braucht auch Bildung. Unser pädagogisches
her unerlässlich. Die Aufmerksamkeit ist auf das Singen der Übungen mit unterschiedlichen Tonsil-
Für eine Vertiefung dieser Überlegungen sei auch
ben zu richten. In diesem Zusammenhang sollte
hier auf das Buch Die Musikkunde neu denken ver-
erklärt werden, warum die Übungen zur Ansatz-
wiesen. Dort wird der methodische Dreischritt in
Hinzu kommt, dass die Linienführung der zweiten
bildung die rhythmischen Aspekte bewusst aus-
der Abfolge „erfahren - erkennen - benennen“ aus-
Stimme selbst bei den einfachsten Anfangsliedern
Eine dritte Ebene bedarf der Erwähnung: Die Me-
chen gerecht werden.
klammern. Für viele Schüler ist es nicht ohne
führlich erörtert. Die Liederkisten 1, 2 und 3 wei-
über den reinen Terzabstand hinausgeht. Selbst-
lodien sind nahezu durchgehend mit einem Lied-
weiteres möglich, sich auf melodische und rhyth-
sen zwei Ordnungsprinzipien auf. Zunächst sind
verständlich gehört die Terzparallelität bei Zwei-
text unterlegt. Es kann nicht oft genug betont wer-
mische Facetten gleichzeitig voll zu konzentrieren.
sie nach rhythmischen Grundpatterns sortiert:
Die Konzentration auf die Korrektheit einzelner
stimmigkeit dazu, aber sie darf nicht auf primitive
den, dass die zentralen Audiationsprozesse über
Weise zur dominanten Stimmführung werden.
das Singen gefördert werden. In diesem Zusam-
Rhythmuspatterns führt unweigerlich dazu, dass
l
Liederkiste 1:
Dies ist leider in vielen Anfängerschulen auch heu-
menhang soll erneut ein Beispiel zum Unterschied
die Aufmerksamkeit auf die melodische Linienfüh-
Viertel- und halbe Noten
te noch der Fall.
zwischen „vermitteln“ und „erfahrbar machen“
rung rapide nachlässt.
angeführt werden. Das tiefe Empfinden eines Aufl
Liederkiste 2:
Die zweite Ebene bilden die Klavierbegleitungen
taktes kann nicht theoretisch auf der Ebene von
Achtelnoten
auf der Audio-CD. Einerseits wird der harmonische
Definition und Erklärung ausgebildet werden. Die-
Erfahrungsraum gegenüber der Zweistimmigkeit
se Vermittlungsmethodik taugt nicht, noch nicht
müssen bei den Ansatzübungen
l
Liederkiste 3:
erweitert. Andererseits wird das unterscheidende
einmal in Ansätzen. Auftakte lassen sich aber über
deutlich im Vordergrund stehen.
Die punktierte Viertelnote
Lernen ins Spiel gebracht. So orientiert sich die
den Text eines Liedes erspüren. Das wäre die Me-
Die melodische Vorstellungskraft und die damit einhergehende natürlich gestützte Luftführung
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thodik des „Erfahrbarmachens“. Die Trompeten-
traditionellen, einseitig auf Spieltechnik ausgerich-
Vortragslehre“ im Buch Die Musikkunde neu denken
schule führt viele Lieder zu dieser Thematik auf.
teten Instrumentalausbildung nach wie vor vermit-
zu finden.
telt wird. Derart ausgebildete Musiker glätten und Zu diesen Überlegungen gehört auch, dass das
nivellieren die Bindebögen in ihrem Spiel, die No-
Erfahren von Tonarten nicht an das Tonleiterspiel
ten werden eben einfach aneinander gebunden.
gebunden ist. Diverse Tonarten sind breitgefäch-
Zur Etüdenkiste Diese Übungen sind zunächst nach rhythmischen
Auch die Atemzeichen fehlen
Gesichtspunkten gegliedert, die Inhalte sind analog zum Ordnungsprinzip der Liederkisten ange-
Zu diesem Thema sei weiter angeführt, dass das
legt: Viertel- und halbe Noten, Achtelnoten und
Fassen wir die Musik aber als „Klangrede“ auf,
Konzept der Trompetenschule auch bewusst auf
abschließend die punktierte Viertelnote. Innerhalb
Struktur der Dur-Moll-Tonalität ist am Liedgut ein-
dann erhält der Bindebogen eine gänzlich andere
die Vorgabe von Atemzeichen verzichtet. Das
einer rhythmischen Aufgabenstellung erfolgt die
facher zu verinnerlichen, als dies durch das bloße
Bedeutung, er wird zu einem Betonungszeichen.
Setzen von Atemzeichen muss von Anfang an in
Etüdensortierung nach zunehmendem Tonum-
einem Raum des Probierens und Experimentie-
fang, der Tonraum wird also nach oben ausge-
Somit wird dieses Artikulationszeichen zu einem
rens erlebt werden. Es verhält sich ähnlich wie mit
dehnt. Im Vergleich zu den Liederkisten kommt
ert durch alle Liederkisten abgedeckt. Die logische
Trainieren von Skalen erreicht werden kann. Hiermit soll aber nicht gegen das Tonleitertraining argumentiert werden - dies ist durchaus nützlich, vor
enorm wichtigen Element der Melodiegestaltung.
den Bindebögen: Liefert ein Schulwerk hier bereits
das Etüdenkapitel dünn und schmal daher. Dies ist
allen Dingen dann, wenn es über das unterschei-
Gerade bei Volks- oder Kinderliedern ist diese wie-
fertige Ergebnisse, so werden wertvolle Erfah-
dadurch begründet, dass das Konzept der Trompe-
dende Lernen läuft (vgl. Kapitel 9). Es geht an die-
derentdeckte Auffassung neu zu beleben.
rungsräume einer zunehmenden Selbstorganisa-
tenschule nicht die konstruierte Etüde als Haupter-
ser Stelle erneut darum, auf die wichtige Lernform des direkten Erfahrungslernens zu verweisen.
tion des Schülers gar nicht erst eröffnet. damit diese selbständig an diversen Stellen
Wirksames Verstehen knüpft an
Zur Technikkiste
innerhalb einer Melodie gesetzt werden können.
bereits vorhandene Repräsentationen in den Gehirnen unserer Schüler an.
Dies muss regelrecht zu einer neuen Gewohnheit
fahrungsraum anvisiert, sondern die traditionell verankerten Liedformen.
In der Trompetenschule fehlen die Bindebögen,
Etüden sollten den melodisch-rhythmischen Die Übungen in der technischen Rubrik sind nach
Lernprozess nicht eröffnen,
thematischen Gesichtspunkten geordnet. Hier
sondern allenfalls flankierend begleiten.
werden. Anfänglich wird dazu die Hilfe des Lehrers
trifft man zunächst auf sehr einfache Übungen,
Die bei Anfängern typischerweise ausgebildeten
benötigt. Nach und nach wird das eigenständige
die einen „monotonen“ Grundcharakter aufwei-
mentalen Repräsentationen werden durch die Be-
Eintragen der Bindebögen zu einem individuellen
sen. Dies ist beabsichtigt: Gerade im Anfängersta-
und Einübung einer rhythmischen Silbensprache
schäftigung mit Liedstrukturen meist deutlich bes-
Experimentierfeld. Auch junge Instrumentalschü-
dium benötigen einige Schüler Übungen, die in ih-
Wert gelegt. Hier tritt die enge Verzahnung zum
ser angesprochen als durch bloßes Skalentraining.
ler sind recht schnell in der Lage, nach Schwer-
rer Struktur sehr leicht zu erfassen sind. So ziehen
begleitenden Lehrwerk Musiklehre - Rhythmik - Ge-
Bei den Etüden wird ferner auf die Einführung
Aus einem neuronal gut verankerten Liedvorrat
punkten innerhalb eines Melodieverlaufs zu su-
sich die rhythmischen Elemente oft gleichbleibend
hörbildung besonders deutlich hervor. Dort kann
heraus macht dann das Üben von Skalen durchaus
chen. Diesen verstärken sie dann durch das Setzen
durch eine ganze Übung. Wer die rhythmische Va-
die interessierte Lehrkraft auch ausführliche Infor-
Sinn. Der umgekehrte Lernweg, von den Skalen zu
eines Bindebogens. Es muss wohl nicht sonderlich
riabilität sucht, wird im Etüdenkapitel fündig.
mationen zu dieser Thematik finden und für die
den Liedern, scheint lernpsychologisch hingegen
betont werden, dass diese Auffassung positive
außerst fragwürdig.
Auswirkungen auf die Luftführung hat. Hier wird
In der Technikkiste geht es primär um
erneut deutlich, was der Unterschied zwischen
Skalen, Dreiklänge und Intervallsprünge,
dem einfachen „Vermitteln“ und dem anspruchs-
nur sekundär um eine rhythmische Vielfalt.
Warum fehlen die Bindebögen ?
Schüler stehen unzählige Übungen bereit.
volleren „Erfahrbarmachen“ ist. Eine stabile und
Das unterscheidende Lernen Dieses Kapitel stellt eine Besonderheit im Konzept
Im Zusammenhang mit den Liederkisten muss
gleichzeitig natürliche Luftführung lässt sich durch
Sollen im technischen Bereich erweiterte rhyth-
der Trompetenschule dar. Hier wird der Versuch
eine weitere Besonderheit dieses Schulkonzeptes
einen verbalen Lehrervortrag kaum hinreichend
mische Aspekte einfließen, so kann dies über die
unternommen, die neueren lernpsychologischen
erläutert werden: der Umgang mit den Bindebö-
vermitteln, solange der Schüler nicht auch Erfah-
Übestrategien der Notentextveränderung gesche-
Erkenntnisse für den Instrumentalunterricht un-
gen. Traditionell konzipierte Instrumentalschulen
rung in der praktischen Umsetzung sammelt.
hen, nicht aber über eine vorgegebene Notation. Ei-
mittelbar einsetzbar zu machen. Ein wesentliches
nige Übungen sind zusätzlich in grafischer Notation
Grundprinzip besagt,
regeln die Artikulationsanweisung des Bindens sehr genau: Sämtliche Bindebögen sind vorgege-
Wer lernt, mit der Rolle der Bindebögen
abgebildet. Das erleichtert dem Anfänger das Ein-
ben. Derartige starre Festlegungen werden jedoch
im Sinne der Musik als Klangrede umzugehen,
üben von chromatischen Tonfolgen. Ebenso kann
dass das Lernen über die direkte Konfrontation
mittlerweile durch die Erkenntnisse aus der histo-
dem eröffnet sich ein Erfahrungsfeld
bereits in den ersten Stunden der C-Dur-Bereich
mit Gegensätzen enorm viel bewirken kann.
risch orientierten Aufführungspraxis in Zweifel ge-
mit direkten Auswirkungen auf die Spielpraxis.
um entferntere Tonarten erweitert werden. Audiationsprozesse können somit wesentlich breiter an-
Mittels dieses so genannten „unterscheidenden
Affekte (ca. 1600 bis ca. 1800) eine wesentlich um-
Eine ausführliche Erörterung und zahlreiche Inter-
gelegt werden. Eine ausschließlich traditionell ge-
Lernens“ werden hier zwei Aspekte behandelt:
fassendere Bedeutung, als dies heutzutage in der
pretationsbeispiele sind im Kapitel „Stilkunde und
haltene Notenschrift lässt diese Flexibilität nicht zu.
zum einen der unterscheidende Erfahrungsraum
zogen. So hatte der Bindebogen im Zeitalter der
Lehrerhandbuch
Lehrerhandbuch
von Dur und Moll, zum anderen der Kontrast zwi-
eindeutige Struktur fördert zudem den wahren si-
Einbeziehen von Übeplänen könnte der Verdacht
oder Comics steigern. So werden Instrumental-
schen einer zwei- beziehungsweise dreifachen Un-
tuativen Ansatz.
aufkommen, dieses Konzept baue auf einer über-
schulen, die angeblich nach den neuesten lernpsy-
triebenen „Verplanung“ des Unterrichts und einer
chologischen Erkenntnissen entwickelt sein sollen,
terteilung der metrischen Nebenimpulse, welcher letztlich anhand von Liedern im Sechs-Achtel-Takt
Mit dem numerischen Ordnungssystem kann
durchkontrollierten Überwachung der Hausaufga-
mit Füchsen, Mäusen, Hasen oder Elefanten über-
praktisch nachvollzogen wird. Das Besondere ist
für jeden Schüler ein individueller Übeplan
ben auf. Das Gegenteil ist beabsichtigt:
frachtet, mit dem Ansinnen, die Lernmotivation
dabei aber der Lernweg: Binäre und ternäre Me-
aufgestellt werden, der das häusliche Üben regelt.
der Schüler zu steigern.
trik werden durch „Konfrontation“ erfahrbar. Eine
Das Konzept der Trompetenschule
Vertiefung dieser lernpsychologischen Richtschnur
Durch die klare Durchnummerierung lassen sich
ist in Die Musikkunde neu denken zu finden.
Hausaufgaben eindeutig schriftlich fixieren und
Zwei Kisten voller Kanons, Laternen- und Weihnachtslieder Die Entscheidung, Kanons nicht in die anderen
möchte den situativen Ansatz fördern.
Im Instrumentalunterricht ist nicht die tierische Identifikationsfigur entscheidend, sondern die
für den Schüler rasch wieder auffinden. Im Zu-
Aber der wahre situative Ansatz, der sich am in-
Lehrperson. Ihrer eigenen Handschrift muss
sammenhang mit der Übeplanung sind die Übeplä-
dividuellen Leistungsstand eines Kindes orientiert,
daher genügend Platz eingeräumt werden.
ne in Form von Aufgabenheften empfehlenswert.
entsteht nicht in einem Durcheinander, sondern
Sie sind als Beiheft erschienen und bieten Raum
innerhalb von Strukturen. Wer mit diesem Lern-
Die Lehrernotizen und persönlichen Bleistiftein-
für die folgenden Eintragungen:
konzept die Struktur über alles stellt und auch
tragungen, die situativ und schülerspezifisch als
die Übepläne im Stile von Masterplänen ausfüllt,
wichtige Randbemerkungen im Schulwerk Platz
Rubrik zu gestalten, hängt mit dem Spielen in
Liederkisten zu integrieren, sondern eine eigene l
die Inhalte: was will ich üben?
handelt nicht im Sinn der hier vertretenen syste-
finden müssen, brauchen ausreichend Freiräume.
Gruppen zusammen: Das Mobilisieren der Grup-
l
die Ziele: was will ich erreichen?
mischen Pädagogik. Es sollte auch deutlich formu-
Die Weißfläche einer Notenschulseite sollte daher
pe als Ganzes wird durch Kanons vereinfacht. Das
l
die Methoden: wie gehe ich vor?
liert werden, dass die didaktische Beliebigkeit, wie
nicht leichtfertig irgendwelchen Tierdarstellungen
sie vielerorts anzutreffen ist, nicht mit einem wirk-
oder anderen Comicfiguren geopfert werden.
Sortierprinzip gleicht den Liederkisten: zuerst nach rhythmischer Thematik und innerhalb dieses
Die Trompetenschule weist nicht nur eine inhalt-
lichen situativen Ansatz gleichgesetzt werden darf.
Lernfeldes nach zunehmendem Tonumfang. Die
liche Struktur auf, sondern auch eine methodische,
Regiert die unüberlegte und ungeplante Zufällig-
Jede einzelne Seite muss ausreichend Raum
Laternen- und Weihnachtslieder sind aus rein
die in den Übestrategien sichtbar wird. Diese sind
keit, so sind Lernziele auch dem Zufallsprinzip un-
bereithalten, damit die Handschrift des Lehrers zur Geltung kommen kann.
pragmatischen Gründen gesondert eingeordnet:
einerseits auf den beiden aufklappbaren Umschlag-
terworfen. Das hier vorliegende Lernkonzept baut
Steht das Erfahrungslernen im Vordergrund, so
seiten im Überblick zu finden, andererseits wird
auf eine didaktische Professionalität, indem es der
bauen gerade diese Lieder zu allen Kindern eine
bei jeder Übung die am besten geeignete Übestra-
Lehrkraft immer wieder die Frage stellt:
Brücke dorthin.
tegie genannt. Hier verzahnen sich die Übepläne
Dieser Grundsatz rangiert im grafischen Konzept der Trompetenschule sehr weit oben. Natürlich
mit dem Unterrichtswerk, denn das Hausaufga-
l
Wie plane und strukturiere ich
Hier kann der Dreischritt „erfahren - wieder-
benheft bietet Platz, um mögliche Methoden zu
eigentlich meinen Unterricht?
erkennen - benennen“ mit besonders deutlicher
den Inhalten schriftlich festzuhalten. Das Schul-
Schülerorientierung in die Tat umgesetzt werden.
werk liefert in kurzer schriftlicher Beschreibung
l
Und wann weiche ich bewusst und begründet
Emotionen auslösen. Dennoch scheint es bei vie-
und klaren Piktogrammen eine Erläuterung der
von meiner Planung ab?
len Instrumentalschulenschulen so, als ob es bei
ausgewählten Übestrategie. Ein weiterer Punkt ist
leitung der immanenten Regeln zu gelangen, sind
von Wichtigkeit: In den Übeplänen ist der „Kreis
Zur grafischen Gestaltung : Die Lehrperson als zentrale Identifikationsfigur
bereits stark verankerte Lieder eine notwendige
der rotierenden Aufmerksamkeit“ zu finden. Er lenkt und fokussiert die Übekonzentration. Das
zielle Information lenken und sie können auch die Attraktivität erhöhen und wahrscheinlich auch
Um vom praktischen Tun zur automatischen Ab-
Voraussetzung. Wer seinen Unterricht so aufbaut,
können Bilder die Aufmerksamkeit auf eine spe-
ihrer grafischen Aufmachung mehr um die Steigerung der Verkaufszahlen ginge als um ein pädagogisch sinnvoll gestaltetes Layout. Da werden vorrangig die verkaufspsychologischen Momente
dass die Lernerfahrungen vom Bekannten zum
Buch Die Musikkunde neu denken bietet zu diesem
Oft wird die Meinung vertreten, Anfängerschulen
bedient, während fundierte lernpsychologische Er-
Unbekannten und dann erst zur Regelableitung
zentralen Übethema ausführliche Zusatzinforma-
seien dann besonders schülergerecht, wenn ihre
kenntnisse eher unterbelichtet bleiben. Wer glaubt,
angelegt sind, wird den Sinn dieses Kapitels un-
tionen an.
grafische Gestaltung Kinder besonders anspreche.
dass comicartige Illustrationen maßgeblich für die
Dem kann im Grundsatz sicherlich zugestimmt
Übemotivation verantwortlich seien, hat zwei we-
Mögliche Fehlauffassungen
werden; nicht akzeptabel erscheinen jedoch ge-
sentliche pädagogische Aspekte nicht bedacht.
Der wahre oder echte situative Ansatz
wisse Auswüchse in diese Richtung, mit denen
mittelbar einsehen und es sich zunutze machen. Anmerkungen zu den Übestrategien Übepläne : Warum sind sie wichtig ?
einige, vermeintlich „zeitgemäße“ Schulwerke den
Da wäre zum einen die hierdurch ausgelöste über-
An dieser Stelle scheint es angebracht auf mög-
Spagat zwischen Ernst und Entertainment zu lö-
triebene Verkindlichung, die mittlerweile in Alters-
Ein durchgehend numerisches Ordnungssystem
liche Missverständnisse einzugehen. Gerade in
sen versuchen. Etliche Lehrwerke wollen ihre At-
schichten übergreift, in denen wir Kindern längst
erleichtert die konkrete Unterrichtsplanung. Die
Bezug auf die klare Ordnungsstrukur und das
traktivität durch eine Vielzahl an bunten Bildern
als Partner auf Augenhöhe begegnen sollten. Wir
Lehrerhandbuch
können im instrumentalen Anfangsunterricht die
ist ein ästhetisch anspruchsvoller Prozess. Unzäh-
drollige oder niedliche grafische Kleinkindwelt ge-
lige Instrumentalschulen, die in kleinen Eigen-
trost hinter uns lassen.
verlagen herausgegeben werden, erfüllen diese Anforderungen nicht. Doch selbst die weltumspan-
Die Kindergehirne im Grundschulalter wollen ernst genommen werden.
nenden Großverlage verstoßen recht oft gegen die ästhetischen Werte unserer Notenschrift. In der Trompetenschule spielen diese Aspekte eine große
Sie sind durchaus in der Lage, die Struktur und das
Rolle. In den Notensatz und das Layout wurde sehr
Ordnungsprinzip der Trompetenschule aus sich
viel Entwicklungs- und Gestaltungszeit investiert.
heraus zu verstehen. Und sie haben mehr Lernanregung, wenn sie über ein Piktogramm nachdenken, anstatt mit Füchsen, Mäusen oder Bären an
Michael Stecher
die vorschulische Zeit erinnert zu werden. Zum an-
im Mai 2012
deren geht es um die grundsätzlichen Zusammenhänge der Motivation zur Musik. Das Erlernen eines Instrumentes ist eine ernsthafte Angelegenheit, ernsthaft im positiven Sinnverständnis. Dagegen wird bereits im Titel vieler gängiger Schulwerke das Wort „Spaß“ oder „Freude“ missbraucht; an solchen Beispielen wird besonders deutlich, dass die Trompetenschule einen neuen Weg geht. Eine tiefgründige Lern- und Übemotivation entsteht nicht über das Lehrwerk an sich, schon gar nicht über eine verniedlichte grafische Gestaltung. Es sind die individuellen Dispositionen von Schülern, Eltern, Lehrern und dem gesamten sozialen Umfeld, die als die tragenden Determinanten für eine sich aufbauende Regelmäßigkeit im musikalischen Üben und Lernen anzusehen sind. Zur grafischen Gestaltung : Der Notensatz Unsere Notenschrift hat eine eigene Ästhetik, und dieser sollte man in einem Schulwerk auch gerecht werden. Es ist im Computerzeitalter längst keine Selbstverständlichkeit, dass der moderne Notensatz eine hohe grafische Wertigkeit aufweist, im Gegenteil: Meist kommen die Noten dicht gedrängt daher. Dadurch verringert sich der Weißanteil zwischen den Noten. Dies erschwert das visuelle Erfassen der metrisch-rhythmischen Längenbezüge. Das Spationieren oder Ausrichten des Notensatzes