Informationen zur Suchtvorbeugung
Tra n s fe r N e w s l e t t e r
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Förderung des Nichtrauchens und Verringerung der Tabakabhängigkeit in NRW 30. November 2001
Themen: Studien 2 Projekte 12 Medien 14 Kontakte 15 Impressum 16
Landesinitiative der Landesgesundheitskonferenz unter besonderer Beteiligung der Landesverbände der Krankenkassen vor dem Hintergrund der Umsetzung des § 20 SGB V, Abs.1. Vier Millionen Menschen in NRW rauchen. Dies
stellten Familien. Über das Setting Schule sollen
entspricht einem Anteil von 36% der Bevölke-
infolgedessen insbesondere Kinder und Jugend-
rung zwischen 15 und 59 Jahren. Der Anteil der
liche aus Stadtteilen mit einer besonderen
Raucher, insbesondere der der starken Raucher,
Problemdichte erreicht werden.
ist zwar in den letzten zehn Jahren deutlich ge-
Die bereits bestehenden Aktivitäten zur Prä-
sunken. Frauen und Jugendliche scheinen aller-
vention der Tabakabhängigkeit (örtliche Projek-
dings von diesem Trend abgekoppelt zu sein. Der
te der Suchtvorbeugung, Gesundheitsförde-
Tabakkonsum bei den 13- bis 15jährigen in NRW
rungsprojekte, das bundesweite Projekt “Be
steigt ebenfalls: seit 1994 um ca. 5%.
smart - don`t start”, Raucherentwöhnungskurse
Angesichts der unbestrittenen gesundheit-
etc.) werden im Rahmen dieser Initiative zu-
lichen Risiken und der Auswirkungen auf ein
sammengeführt, um zusätzliche Bausteine
späteres Suchtverhalten werden jetzt, auf der
ergänzt und in ein Gesamtkonzept integriert.
Grundlage der bereits bestehenden Koopera-
Die Umsetzung erfolgt in drei Phasen:
tionen im Bereich der Gesundheitsförderung
-
aufnahme
nahmen auf dem Gebiet der Prävention des
geplanten Aktivitäten, einer zentralen
Tabakrauchens verstärkt. Im Rahmen einer Lan-
Startveranstaltung und
desinitiative werden die verschiedenen an der
tivitäten (ca. 6 Monate). -
gen und Institutionen an dieser Gemeinschaftspartner sollen gewonnen werden. Die Initiative
für Suchtvorbeugung in NRW
Im Auftrag des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen
bildet den strukturellen und konzeptionellen
der
bestehenden
und
weiteren Ak-
Realisierungsphase mit der Initiierung und Umsetzung
initiative mitarbeiten. Neue Kooperations-
Landeskoordinierungsstelle
einer Bestands-
und der Suchtprävention in NRW, die Maß-
Gesundheitsförderung beteiligten Einrichtun-
ginko
Startphase mit
zusätzlicher Bau-
steine/Projekte (ca. 1 Jahr). -
Phase der Implementierung in die örtlichen Institutionen und Netzwerke.
Rahmen, der es den verschiedenen Institutio-
Der Stand der Initiative und der Verlauf der
nen, wie Krankenkassen, Schulen, Vereinen etc.
Projektarbeit wird durch eine Arbeitsgruppe
ermöglicht, ihr spezifisches Engagement einzu-
begleitet, die sich aus Mitgliedern der Landes-
bringen und deutlich zu machen.
initiative zusammensetzt. Die Geschäftsfüh-
Schwerpunktmäßig richtet sich die Initiative an
rung übernimmt die Landeskoordinierungsstelle
Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 13 Jah-
für Suchtvorbeugung (GINKO). Projekte und
ren, einem Alter, in dem sich in der Regel noch
Maßnahmen werden auch weiterhin im
keine ausgeprägten Konsumgewohnheiten
Newsletter “Transfer” vorgestellt.
entwickelt haben. Der Anteil rauchender Kinder in sozial benachteiligten Gruppen liegt erheblich höher als bei Kindern aus sozial besser ge-
Nachfragen an: Hans-Jürgen Gass (Projektleitung) Karin Franke (Projektkoordination)
1
S t u d i e n
Der Gebrauch psychoaktiver Subtanzen Repräsentative Zahlen für Nordrhein-Westfalen
Alkohol: Prävalenzen steigen
Im Rahmen der bundesweiten Repräsentativ-
Alkoholabhängigkeit (DSM IV) diagnostiziert.
erhebung 2000 zum Gebrauch psychotroper
In absoluten Zahlen beinhaltet dies, dass
Substanzen erstellte das Institut für Therapie-
420.000 Bürger in NRW Alkohol missbrauchen
forschung in München (IFT) erstmalig eine
und 375.000 als abhängig gelten können.
Sonderauswertung für das Land Nordrhein-
Tr end:
Westfalen.
Die Trendanalysen zum Thema Alkohol ver-
Befragt wurden deutschsprachige Bürger des
deutlichen, dass nach einer Phase des Rück-
Bundeslandes NRW im Alter zwischen 15 und
gangs die Prävalenzwerte wieder zunehmen,
59 Jahren (Bundesstudie: 18 bis 59 Jahre).
sowohl hinsichtlich der getränkespezifischen
Einige Ergebnisse in Kurzform:
Prävalenzen, als auch bezüglich der Konsum-
Alkohol:
frequenzen. „Inwieweit diese Veränderungen
Lediglich 3,2% der Befragten gaben an, noch nie
eine Umkehr des seit Jahren auch in multiplen
Alkohol getrunken zu haben, 6,4% der
Querschnittsstudien bei Jugendlichen (BzgA,
Befragten lebten im Jahr vor der Erhebung
1998) zu beobachtenden Trends eines seit 1973
abstinent, 76,3% zeigten einen risikoarmen
stetigen Rückgangs des häufigen Alkohol--
Konsum (Männer: 0-30g/pro Tag; Frauen: 0-20g/
konsums bedeuten“, muss nach Meinung des
pro Tag , Klassifizierung entsprechend WHO
IFT offen bleiben.
Empfehlung). Des weiteren fielen
Hinweis: Andere Studien belegen einen An-
·
12,1% durch einen riskanten Konsum
stieg des problematischen Alkoholkonsums
(Männer: 30-60g/pro Tag; Frauen: 20-40g/
z.B. bei 13- 15jährigen für NRW (5% in der HBSC
Tabak: mehr Konsum
·
bei jungen Frauen
·
pro Tag),
Studie). (vergl. Newsletter 2)
4, 4% durch einen gefährlichen Konsum
Tabak:
(Männer: 60-120g/pro Tag; Frauen: 40-80g/
Vier Millionen Menschen in NRW im Alter
pro Tag), und
zwischen 15 und 59 Jahren rauchen. Dies ent-
0,8% durch einen Hochkonsum (Männer:
spricht einem Anteil von 36%. Auffällig ist, dass
>120g/pro Tag; Frauen: >80g/pro Tag) auf.
mit 35,2% nahezu genauso viele Frauen rau-
Hochgerechnet auf die nordrhein-westfälische
chen wie Männer (37,5%). Hervorzuheben ist,
Bevölkerung sind dies rund zwei Millionen Men-
dass immer mehr junge Frauen rauchen. So la-
schen, die einen problematischen Umgang mit
gen beispielsweise in den Altersgruppen 15 bis
Alkohol aufweisen. Bei 3,8% der Befragten wur-
17 und 18 bis 24 Jahre die Anteile der Rauche-
de Alkoholmissbrauch, bei weiteren 3,4% eine
rinnen höher als die Anteile der gleichaltrigen männlichen Raucher. 30% der 15- 17jährigen bzw. 43% der 1824jährigen Jugendlichen in NRW rauchen. Tr end: Bezogen auf die 30-Tage-Prävalenz ist der Anteil der Raucher generell bzw. der Anteil der starken Raucher in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken. Dies trifft allerdings nicht
2
Studien
auf Frauen zu. Seit 1995 geht der Anteil der
Hinweise auf eine Abhängigkeit zeigten sich
Frauen die rauchen nicht mehr zurück, der
bei 0,9% der Befragten (nach DSM IV)
Anteil der jungen Frauen, die mit dem Rauchen
Trend Illegale Drogen außer Cannabis
beginnen, steigt hingegen. Der Anteil der
Die Lebenszeitprävalenzen bezogen auf die
jüngeren Raucher ( in der Altersgruppe der 15-
anderen illegalen Drogen sind im Vergleich zu
bis 17jährigen) ist ebenfalls nicht deutlich
1990 konstant geblieben, im Vergleich zu 1995
rückläufig, nach den Ergebnissen der Studie
4 Illegale Drogen: Kein Anstieg der Lebenszeitprävalenzen
ist er in den letzten zehn Jahren lediglich um 0,2 Prozent gefallen (von 1990: 29,7% auf 2000: 29,5%). Hinweis: Andere Studien belegen, dass der Tabakkonsum bei den noch jüngeren (den 13bis 15jährigen) deutlich steigt (ca. 5 - 6% seit 1994 ; HBSC Studie). (vergl. Newsletter 2) Medikamente: 46,4% der Befragten nahmen im letzten Jahr mindestens ein psychoaktives Medikament ein – vornehmlich Schmerzmittel. Nach wie vor greifen eher Frauen als Männer zu Medikamenten. Eine problematische Medikamenteneinnahme vermuten die Wissenschaftler
sind sie gesunken.
bei drei Prozent der Befragten, eine Medika-
Im Einzelnen haben 4,5% der Befragten (15 – 59
mentenabhängigkeit bei 2,5% (Ähnliche Er-
Jahre) schon einmal andere illegale Drogen als
gebnisse beim Bund).
Cannabis konsumiert. 2,4% konsumierten
Im Einzelnen:
Amphetamine, 1,1% Ecstasy , 1,9% Kokain,1,4%
Bereits 1,3% der 15- bis 17jährigen bzw. 1,2% der
LSD, 0,3% Heroin und 0,1% Crack.
Deutlicher
18- bis 24jährigen zeigen einen problema-
Trend Cannabis:
Anstieg des
tischen Medikamentenkonsum (nach KFM),
Die Lebenszeitprävalenz für Cannabis ist in al-
Konsums
1,8% der 15- bis 17jährigen können als abhängig
len Altersgruppen innerhalb der letzten 10 Jahre
gelten. Aufgeschlüsselt nach einzelnen Medi-
zum Teil deutlich angestiegen, insbe-sondere
kamenten wird deutlich, dass die meisten Be-
bei den 15- bis 17jährigen (von 6% auf 20% von
troffenen Schmerzmittel missbrauchen. Es fol-
1990 bis jetzt). Die 12 Monatsprävalenz bei
gen mit erheblichem Abstand Schlafmittel,
Cannabis in dieser Altergruppe hat sich in
Beruhigungsmittel und Appetitzügler.
diesem Zeitraum von 5% auf 17% verdreifacht.
Illegale Drogen:
Ein ähnlicher Trend wird in der Bundesstudie
·
7,4% der Befragten gaben an, in den letzen
gefunden. Leider ist bei Jugendlichen in dieser
12 Monaten vor der Erhebung mindestens
Studie nur der 10-Jahresvergleich möglich.
eine illegale Droge konsumiert zu haben,
Andere Studien (Drogenaffinitätsstudie der
4% hatten in den letzten 30 Tagen vor der
BZgA) belegen den Anstieg auch nach 1997.
·
Befragung illegale Drogen konsumiert. Sie gelten als aktuelle Konsumenten. Ein Missbrauch von illegalen Drogen wurde insgesamt bei 0,5% der Befragten gefunden.
3
Quelle: Kraus, L. et al. (2001): Repräsentativerhebung zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen in Nordrhein-Westfalen. Hrsg.: Institut für Therapieforschung in München.
Cannabis:
S t u d i e n
Rauschgiftkriminalität in Nordrhein-Westfalen Aktuelle Tendenzen
Leichter Rückgang bei erstauffälligen
Die im Jahresbericht 2000 des Landeskriminal-
Sicherstellungsmengen von einem Kilogramm
amtes NRW vorgestellten Statistiken zeigen
Heroin, Kokain, Opium oder Amphetaminen,
einen Anstieg der Rauschgiftkriminalität, der
zehn Kilogramm Haschisch und Marihuana oder
allerdings je nach Art der illegalen Drogen zum
1.000 Ecstasy-Tabletten oder LSD-Trips – wurde
Teil erheblich variiert.
doppelt soviel Heroin sichergestellt , ebenso wie
Konsumenten
Die Polizeiliche Kriminalstatistik, der Kriminal-
größere
insgesamt hoher
polizeiliche Meldedienst bzw. die Falldatei
Amphetaminderivaten und Cannabis, während
Anstieg bei
Rauschgift sowie sonstige behördliche Quellen
sich die Menge von beschlagnahmten Kokain
Amphetamin-
bilden die Grundlagen des vorgelegten Berich-
dagegen halbiert hat.
derivaten
tes. Da Erkenntnisse in Bezug auf die Rausch-
Ta t v er däch tig e erdäch dächtig tige
KonsumentInnen
giftkriminalität allerdings weniger – wie in an-
Auch die Anzahl der Tatverdächtigen ist im
deren Kriminalitätsbereichen – auf das An-
Vergleich zum Vorjahr von 47.767 um 6,1% auf
zeigeverhalten der Bevölkerung, sondern viel-
50.699 Personen gestiegen, wobei hier erneut
mehr auf polizeiliche Ermittlungen gestützt
Amphetaminderivate und Cannabis eine große
sind, muss nach eigenen Angaben des Landes-
Rolle zu spielen scheinen.
kriminalamtes neben diesen Befunden grund-
Hinsichtlich der erstauffälligen Konsumenten
sätzlich von einem großen Dunkelfeld, d.h. einer
harter Drogen zeigte sich ein leichter Rückgang
hohen Anzahl unaufgedeckter Fälle, ausgegan-
von 0,7%. Die Heroinkonsumenten sind dabei
gen werden.
mit 1.602 polizeilich auffällig gewordenen Per-
Rauschgiftdelikte
sonen die größte Gruppe geblieben. Den höch-
Insgesamt scheint es im Land NRW zu einem
sten Anstieg gab es in der Gruppe der Konsu-
leichten Anstieg der Rauschgiftkriminalität ge-
menten von Amphetaminderivaten: Im Ver-
kommen zu sein. So sind etwa die Rauschgift-
gleich zum Vorjahr hat es hier eine Steigerung
delikte seit dem letzten Jahr um 1,1%
von 84,0% (von 483 auf 806 Personen) gegeben.
angestiegen und haben damit den absoluten
Auch für Marihuana und Haschisch ist – bereits
Höchstpunkt innerhalb der vergangenen zehn
seit längerer Zeit – ein kontinuierlicher Anstieg
Jahre erreicht. Eine besondere Rolle spielen
der Zahlen zu beobachten. Bei den Amphe-
dabei Amphetaminderivate (worunter insbe-
taminen ist im Gegensatz dazu die Tendenz
sondere die Droge Ecstasy gehört) ebenso wie
rückläufig, ebenso bei auffälligen Erstkonsu-
auch Cannabisprodukte. Straftaten im Zusam-
menten von Heroin und Kokain.
menhang mit Heroin, Kokain sowie mit Amphe-
Rauschgifttote
taminen an sich haben dagegen abgenommen.
Die Zahl der Rauschgifttoten ist im vergan-
Sicherstellung von Rauschgift
genen Jahr wiederum gestiegen, auf insgesamt
Im Jahr 1999 konnten 2,7 Tonnen Rauschgift
505 Personen. Die meisten Todesfälle ereig-
sichergestellt werden, für das Jahr 2000 zeigte
neten sich dabei in der Stadt Köln, aber auch in
sich ein Zuwachs von 0,8 Tonnen. In den vergan-
Dortmund und Duisburg war ein deutlicher Zu-
genen vier Jahren steigerte sich somit die Ge-
wachs an Rauschgifttoten zu verzeichnen. Be-
samtmenge an sichergestelltem Rauschgift
sonders betroffen war hier die Altersgruppe der
kontinuierlich. Für verschiedene Rauschmittel
40- bis 50-jährigen, innerhalb derer sich die
werden allerdings unterschiedliche Entwick-
Todesrate um 50% vergrößerte.
Menge
an
Amphetaminen,
lungen deutlich: Speziell im Bereich der „bedeutenden Sicherstellungen“ – d.h. ab
Quelle: Rauschgiftkriminalität in Nordrhein-Westfalen. Jahresbericht 2000. Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen Abteilung 3, Sachgebiet 31.3, Düsseldorf
4
Studien
4
Bestandsaufnahme des “Crack-Konsums” in Deutschland Endbericht liegt vor Das Ziel der Studie von H. Stöver war es, vor
langfristigen Störung der natürlichen Dopa-
dem Hintergrund eines seit Beginn der 90er
minproduktion.
Jahre zu verzeichnenden Anstiegs des Kokain-
Aus Hamburg und Frankfurt wird seit 1999 von
Konsums, einen Überblick über die Verbreitung
einer erheblich beschleunigten Dynamik der
von Crack in Deutschland geben zu können.
Crack-Situation berichtet. Zwar gab es auch
Dazu wurde nicht nur eine umfassende Litera-
im Vorfeld schon Hinweise auf die Droge, erst
turanalyse betrieben, sondern auch persön-
in den letzten Monaten wurden diese aber
liche bzw. telefonische und schriftliche Befra-
aufgrund eines Anstiegs von sowohl Konsu-
scheint immer
gungen von Experten, den Drogenbe-
mentInnen als auch Diskussionen bezüglich
noch in erster
auftragten der deutschen Bundesländer sowie
möglicher Hilfsangebote offensichtlich. Auf-
Linie ein Groß-
von Personen durchgeführt, die beruflich mit
fällig ist, dass zwar gut zwei Drittel der offenen
dem Thema „Crack“ konfrontiert werden (Poli-
Drogenszene in beiden Städten Kokain und
zei, Drogenberatungsstellen etc.). Die Konzen-
Crack benutzen, der alleinige Crack-Konsum
tration der Untersuchung lag auf den offenen
aber bislang eine Ausnahme ist. So gebrauchen
Drogenszenen der Metropolen Hamburg und
etwa 1600 (Frankfurt) bzw. zwischen 500 und
Frankfurt am Main, aber auch andere bundes-
900 (Hamburg) Personen aus der offenen
deutsche Großstädte wurden berücksichtigt.
Drogenszene Crack, nur ca. 500 (Frankfurt) bzw. 300 (Hamburg) dagegen rauchen Crack, ohne daneben auch noch andere Drogen zu konsumieren. Die MitarbeiterInnen von Drogenberatungsstellen, Konsumräumen o.ä. Hilfseinrichtungen sehen sich hinsichtlich des Crack-Konsums mit unerwarteten Problemen konfrontiert. Die Gründe hierfür liegen z.T. in dem oftmals
Bei der Droge Crack handelt es sich um ein rauchbares Kokainderivat: Das Kokainhydrochlorid wird mit Ammoniak, Salmiak oder Backpulver aufgekocht und getrocknet, so dass kleine beigefarbene Steinchen entstehen. Diese Steinchen werden in Pfeifen geraucht, was einen intensiven, aber nur kurzfristigen Rausch verursacht. Die Wirkung zeigt sich in einer anfänglichen Euphorie, die aber schnell in Depressionen umschlagen kann. Gerade in dieser Wirkungsweise wird das hohe psychi-
aggressiven Verhalten der Konsumenten gegenüber den MitarbeiterInnen und anderen DrogenkonsumentInnen. Crack-Konsum erscheint insgesamt eher ein Großstadtphänomen, dass sich außerhalb von Hamburg und Frankfurt bislang nur in der offenen Drogenszene von Hannover wiederfinden lässt. Der Anteil von Behandlungen im Zusammenhang mit Crack-Konsum liegt dabei in den Beratungs- und Therapieeinrichtungen mit 2,4% des Gesamtklientels relativ niedrig.
sche Suchtpotential der Droge gesehen. Die körperlichen Schäden, die je nach Intensität des Konsums entstehen können, reichen von Lungen- oder Herzschäden bis hin zu einer
5
Quelle: Stöver, H. (2001): Bestandsaufnahme „Crack-Konsum“ in Deutschland: Verbreitung, Konsummuster, Risiken und Hilfeangebote. Universität Bremen: Bremer Institut für Drogenforschung (BISDRO).
Crack-Konsum
stadtproblem zu sein
Studien
Weniger Risikoverhalten bei jungen MigrantInnen
MigrantInnen weisen ein geringeres Maß an Risiko-
In ihrer Expertise kommen Helga Dill, Uli Frick,
Ergänzend wurden zwei weitere Datensätze
Renate Höfer, Barabara Klöver, Florian Straus
aus Studien des Bayerischen Forschungver-
vom Institut für Praxisforschung und Projekt-
bundes „Public Health“ sowie die „Biogramm-
beratung (IPP) zu dem Ergebnis, dass sich in
Erhebung Jugend und Gesundheit in Mün-
Deutschland lebende jugendliche Migrant-
chen“ hinzugezogen.
Innen in ihren Risikoverhaltensweisen, auch
Als Ergebnis der Untersuchung lässt sich fest-
bezüglich des Konsums von illegalen Drogen,
halten, dass MigrantInnen ein geringeres Maß
Alkohol oder Medikamenten, von ihren deut-
an Risikoverhalten aufweisen als deutsche
schen Altersgenossen deutlich unterscheiden.
Jugendliche. So zeigten ausländische Jugend-
Grundlage für diese Studie bildete eine bereits
liche deutlich weniger riskanten Umgang mit
verhalten auf
abgeschlossene Untersuchung des IPP über die
Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten.
als deutsche
„Jugendgesundheit zwischen den Kulturen“.
Auch der prozentuale Anteil derer, die bisher
Jugendliche
Risikoverhalten wird dabei von den Autoren als
noch nicht in Kontakt mit einer dieser Sub-
gesundheitlich relevante Handlungsweise
stanzen gekommen waren, lag bei den ju-
verstanden, die im Zusammenhang mit bela-
gendlichen MigrantInnen deutlich über dem
stenden Problem- oder Stresssituationen ste-
der deutschen Jugendlichen. Allerdings ließ
hen. Es umfasst nicht nur den Konsum legaler
sich für die Gruppe der MigrantInnen beob-
und illegaler Drogen, sondern auch Gewaltan-
achten, dass sich ihre Werte mit steigender
wendung, delinquentes Verhalten allgemein,
Dauer ihres Aufenthaltes in Deutschland de-
Diäterfahrungen sowie einen verstärkten
nen der deutschen Jugendlichen anglichen.
Medienkonsum.
Darüber hinaus zeigte sich ein deutlicher Zu-
Die Daten wurden mittels einer schriftlichen
sammenhang zwischen der Gewaltbereit-
Befragung an verschiedenen Berufsschulen in
schaft der Jugendlichen und ihrem Konsum-
München gewonnen, die unter dem Aspekt
verhalten. Diejenigen, die verstärkt Alkohol
eines hohen Ausländeranteils ausgewählt
und illegale Drogen zu sich nehmen, weisen
worden waren. Insgesamt umfasste die Stich-
auch ein höheres Maß an Gewaltbereitschaft
probe 5800 Jugendlichen mit einem Durch-
auf.
schnittsalter von 19 Jahren. 38,9% davon waren ausländische Schüler und Schülerinnen aus 58 verschiedenen Nationen.
Quelle: Dill, H. u.a. (2000): Risikoverhalten von jugendlichen MigrantInnen: Eine Expertise. Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP). München.
Drogenkonsummuster in der Techno-Party-Szene Veränderungen in längsschnittlicher Perspektive Die Arbeit von H. P. Tossmann, S. Boldt & M.
aus der Techno-Party-Szene beschäftigten.
Dennan-Tensil basiert auf drei Studien, die sich
Anhand dieser Studien wird das Konsumver-
auf unterschiedliche Weise mit dem Ecstasy-
halten bezüglich der Party-Droge Ecstasy sowie
konsum Jugendlicher bzw. junger Erwachsener
anderer illegaler Drogen verfolgt und analysiert.
6
Studien
Dabei zeigt sich, dass sowohl die Zugehörigkeit
einstellung und zu ihrem Drogenkonsum
zu der Techno-Party-Szene als auch der eng
befragt. Das Durchschnittsalter betrug 20
damit verbundene Ecstasykonsum als jugend-
Jahre, ein Drittel der TeilnehmerInnen war
typische Erscheinungen von begrenzter Dauer
weiblich.
betrachtet werden können.
Die Untersuchung ergab, dass insbesondere
Die erste Untersuchung aus dem Jahre 1998
der Konsum von Ecstasy eng mit dem Jugend-
sollte dazu dienen, differenzierte Muster und
alter verknüpft ist. Zwar zeigten die Teilneh-
Motive des Drogenkonsums aufdecken. Dazu
merInnen ein relativ stabiles Konsumver-
wurden in einem Zeitraum von sechs Monaten
halten bezüglich Alkohol, Zigaretten und
Fragebögen an die TeilnehmerInnen von Tech-
Halluzinogenen sowie einen ansteigenden
no-Parties verteilt. Insgesamt 1.412 Personen
Cannabiskonsum. Der Konsum von Ecstasy und
mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren
Amphetaminen dagegen schien jedoch inner-
wurden zu ihrem Drogenkonsum, d.h. zu der
halb der vergangenen zwei Jahre zurückge-
Häufigkeit, mit der sie Drogen konsumierten,
gangen zu sein. Die Zugehörigkeit zu der
der Menge an verschiedenen Drogen und de-
Techno-Party-Szene scheint somit – ebenso
ren Kombination, befragt. Zusätzlich wurde
wie der damit verbundene verstärkte Konsum
mit 19 der befragten Personen, die sowohl
von Ecstasy bzw. anderer illegaler Drogen – als
Ecstasy-Konsum
einen aktuellen Konsum an Ecstasy wie auch
temporäres Übergangsphänomen betrachtet
als Übergangs-
an anderen Substanzen aufwiesen, Interviews
werden zu können, ähnlich wie auch andere
phänomen
hinsichtlich ihres Umgangs mit den verschie-
jugendtypische Aktivitäten.
denen Drogen und mit den damit verbunde-
In einer dritten qualitativen Teilstudie
nen Risiken durchgeführt.
wurde hinterfragt, aus welchen Gründen es
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass
zu einer Reduzierung des Ecstasykonsums
Ecstasy von den Jugendlichen zum Großteil
kommt. Hierzu wurden 9 weibliche und 12
auf Grund der für sie attraktiven subjektiven
männliche Personen von durchschnittlich 22
Wirkung (z.B. Stimulation, Entspannung)
Jahren, die allesamt Erfahrungen bezüglich
konsumiert wird. Teilweise wird Ecstasy mit
Ecstasy sowie anderen legalen und illegalen
anderen (illegalen) Drogen, insbesondere
Drogen nachweisen konnten, interviewt.
Cannabis, Alkohol und Speed kombiniert.
Hierbei ergaben sich eine Vielzahl von
Dieser Mischkonsum wird unterschiedlich
Begründungen für das Beenden des
begründet: Während einige TeilnehmerInnen
Ecstasykonsums, die sich in insgesamt vier
lediglich das Ziel eines möglichst starken
Kategorien gliedern lassen:
Rausches verfolgten und wahllos neben Ecs-
- das Auftreten negativer Erlebnisse,
tasy weitere Substanzen zu sich nahmen,
- das Nachlassen der positiven Erfahrungen
hatten andere TeilnehmerInnen konkretere Vorstellungen von der erwarteten psycho-
mit der Droge, - eine Inkompatibilität des Drogenkonsums
tropen Wirkung und konsumierten differen-
mit den Vorstellungen bezüglich der weite-
zierter und kontrollierter.
ren Lebensführung sowie
In einer zweiten Untersuchung wurde über
- soziale Motive.
einen Zeitraum von 2 Jahren untersucht, inwieweit der Drogenkonsum in der TechnoSzene als stabil angesehen werden kann. 290 Personen wurden mittels eines Fragebogens jeweils zu zwei verschiedenen Zeitpunkten (1996 und 1998) zu ihrer persönlichen Lebens-
7
4
Quelle: Tossmann, H. P. u.a. (2001): Ecstasy – „Einbahnstrasse“ in die Abhängigkeit?Drogenkonsummuster in der TechnoParty-Szene und deren Veränderungen in längsschnittlicher Perspektive. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Köln.
Studien
Stadien der Veränderung bei Substanzmissbrauch und -abhängigkeit Eine methodische Übersicht Der Leitgedanke der Arbeit ist es, Einblicke in
gesamt fünf Veränderungsstadien ausgeht
das Stadienmodell der Veränderungen nach
(Precontemplation, Contemplation, Prepa-
Prochaska, DiClemente und Norcross von 1992
ration, Action und Maintenance), beschreiben
zu geben. Dieses Modell, das überwiegend im
andere Modelle auch eine abweichende An-
Bereich der Früherkennung und Frühinterven-
zahl von Veränderungsstadien. Gerade neuere
tion bei einem beginnenden Suchtverhalten
Studien schlagen vor, die einzelnen Stadien
Anwendung findet, dient dazu, die aktuelle
in sich weiter zu differenzieren.
Veränderungsbereitschaft eines Klienten zu
Auch bezüglich der geeigneten empirischen
ermitteln, um darauf abgestimmte effektivere
Methode zur Bestimmung der Stadienzu-
Behandlungsmethoden entwickeln zu kön-
gehörigkeit existieren zur Zeit keine Stan-
Stadienmodell
nen. Inwieweit dieses Modell, das bereits seit
dards. So haben sich für bestimmte Störungs-
nach Prochoska
einiger Zeit im Gesundheitsbereich verbreitet
bilder aus dem Suchtbereich zwar einige
und DiClemente
ist, dieser Zielsetzung gerecht werden kann,
methodische Herangehensweisen als beson-
wird von den Autoren Th. Heidenreich und J.
ders geeignet erwiesen (z.B. im Bereich
Hoyer in ihrer Studie aufgezeigt.
„Rauchen“). Über die verschiedenen Störungs-
Das Stadienmodell der Veränderungen (trans-
bilder hinweg hat sich aber noch keine spezi-
theoretisches Modell) nach Prochaska,
fische Methode als gebräuchlicher Standard
DiClemente und Norcross (1992) beinhaltet
durchgesetzt. Insofern sind momentan so-
einen integrativen Ansatz, dessen Zielsetzung
wohl vergleichende als auch generelle Aus-
es ist, jegliche Form menschlicher Verhaltens-
sagen über die Verhaltensänderungen im Be-
änderung modellhaft abbilden zu können.
reich der Gesundheitsförderung nach Ansicht
Dazu wird zwischen Veränderungsstadien und
der Autoren nur sehr schwer zu treffen.
Veränderungsprozessen (während der Verän-
Insgesamt betrachtet scheint das Stadien-
derung eingesetzte Strategien) unter-
modell der Veränderung ein vielverspre-
schieden. Veränderungsstadien meint hier
chendes Konzept zu sein, welches allerdings
eine feste Abfolge von Veränderungsschritten.
noch einiger Modifikationen bzw. Verfeine-
Es wird dabei angenommen, dass es nur in den
rungen bedarf. Insbesondere sollte auch näher
seltensten Fällen zu einer geradlinigen Ver-
untersucht werden, ob sich Verhaltens-
haltensänderung kommt; häufig werden ein-
änderungen tatsächlich an festgelegten
zelne Stadien mehrfach durchlaufen, beispiel-
Stadien orientieren oder ob der Prozess der
weise nach Rückfällen. Eine konkrete Aussage
Verhaltensänderung nicht doch nur künstlich
darüber, wie lange der gesamte Prozess der
in unterschiedliche Stadien segmentiert
Verhaltensänderung bzw. das Durchlaufen
wurde.
(aus Stefan Keller: Motivation zur Verhaltensänderung, Freiburg, 1999)
eines einzelnen Stadiums andauert, wird nicht getroffen – je nach Person kann der Veränderungsprozess sowohl äußerst kurz - als auch
Quelle: Heidenreich, Th. und J. Hoyer: Stadien der Veränderung bei Substanzmißbrauch und -abhängigkeit: Eine methodenkritische Übersicht. In: Sucht 47 (3) 2001, S. 158-170.
sehr langwierig sein. Die Autoren sichteten den Forschungsstand zu diesem Modell. Während Prochaska von ins-
8
Studien
Nationaler Drogenbericht in den Niederlanden Rückgang des Konsums von Cannabis, Amphetaminen und Ecstasy bei Jugendlichen Im März informierten der niederländische
Gebrauchs von illegalen Drogen einen Platz
Justizminister und der niederländische Minis-
im Mittelfeld ein.
ter für Volksgesundheit, Wohlfahrt und Sport
Ein besonderes Problem sind die auslän-
über neue Erkenntnisse und Entscheidungen
dischen Drogenkonsumenten. So ist diese
bezüglich Drogenpolitik, -prävention und -for-
Gruppe für Drogenberatungsstellen und ande-
schung.
re Hilfsorganisationen nur schwer erreichbar.
In diesem Zusammenhang wurde auch über
Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen
die aktuellen Trends bezüglich des Drogen-
von Sprachproblemen zwischen Helfer und
konsums in den Niederlanden informiert. So
Konsument bis hin zu einem erhöhten Miss-
hat im vergangenen Jahr erstmals seit län-
trauen der ausländischen Drogenkonsumen-
gerer Zeit bei den Jugendlichen nicht nur der
ten gegenüber den gängigen Therapieformen.
Gebrauch von Cannabis, sondern auch von
Hier signalisieren die Ministerien eine erhöhte
Ecstasy und Amphetaminen abgenommen.
Bereitschaft zur Beseitigung dieser Proble-
Der Konsum von Tabak, Alkohol und Opiaten
matiken.
ist dabei innerhalb der Gesamtbevölkerung stabil geblieben; lediglich in der Altersgruppe der 25-jährigen lässt sich ein leichter Anstieg im Kokaingebrauch verzeichnen. Europaweit
Quelle: Ministerie van Volksgezondheid, Welzijn en Sport De Voorzitter van de Tweede Kamer der Staten-Generaal, E. BorstEilers Den Haag http://www.drugtext.org/reports/wvc/2/Default.htm
nehmen die Niederlande hinsichtlich des
Wie nutzen Straßenkids ihre Anlaufstelle? Die Anlaufstelle für Jugendliche „ FREEZONE“
9
Das Ziel der Studie von Breithecker-Amend und
noch Einzelphänomene in den deutschen
Freesemann war es, Aufschluss über die vielfäl-
Metropolen Berlin, Frankfurt und Hamburg zu
tigen Erscheinungsformen von Straßenkindern
sein schienen, so lässt sich heute bereits auch
in Deutschland bzw. Mannheim zu geben. Dazu
in den anderen größeren Städten diese Erschei-
wurden die MitarbeiterInnen von FREEZONE,
nung beobachten. Dass es sich dabei nicht um
einer Anlaufstelle für Jugendliche in der Innen-
eine einheitliche Gruppe Jugendlicher handelt
stadt Mannheims, über einen Zeitraum von
ist ersichtlich: Neben Strichern und Drogenab-
beinahe drei Jahren von den Autoren begleitet
hängigen zählen ebenso Punks, Crashkids etc.
und über ihre Arbeit mit den Jugendlichen be-
zu den Straßenkindern. Um diesen Jugendlichen
fragt. Dabei zeigte sich, dass es insgesamt fünf
eine Möglichkeit auf Hilfe und Verbesserung
Gruppen von Jugendlichen sind, die die verschie-
ihrer Situation bieten zu können, etablierten
denen Angebote der Anlaufstelle in Anspruch
sich seit Beginn der 90er neben der Straßen-
nehmen.
sozialarbeit und den Beratungsstellen auch
Während Straßenkinder vor einigen Jahren
Straßenschulen, Übernachtungseinrichtungen,
4
S t u d i e n
betreute Wohnformen u.ä..
zung und ließen keine spezifischen Problem-
Eines dieser Hilfsangebote, das explizit auf
lagen erkennen. Die dritte Gruppe, die über-
Straßenkinder zugeschnitten ist, ist die Anlauf-
wiegend aus männlichen Jugendlichen be-
stelle FREEZONE in Mannheim. Im Mittelpunkt
stand, kam hingegen mit dem konkreten Ziel,
dieser Anlaufstelle steht dabei nicht nur die
die Versorgungsleistungen von FREEZONE, d.h.
präventive Arbeit mit Jugendlichen bzw. die
Duschen, Wäsche waschen, Essen oder Aus-
Straßensozialarbeit, sondern auch die Versor-
ruhen, in Anspruch zu nehmen. Trotz z.T.
gung , Beratung und Weitervermittlung an
schwieriger Lebenslagen (illegaler Drogen-
andere Hilfsinstitutionen. Um einen eingehen-
konsum o.ä.) lehnte aber auch diese Gruppe
deren Blick auf die Straßenkinderszene erlan-
weitere Hilfsangebote ab. Erst die vierte Grup-
gen zu können, haben die Autoren seit der Eröff-
pe, die überwiegend aus Mädchen bzw. jun-
nung von FREEZONE im Mai 1997 die Arbeit über
gen Frauen über 18 Jahren bestand, kam mit
einen Zeitraum von knapp drei Jahren begleitet
dem konkreten Wunsch nach Unterstützung
– nicht nur, um Informationen über die ver-
und Problemlösungen zu den Mitarbeiter-
schiedenen Gruppen von Straßenkindern zu
Innen von FREEZONE.
erlangen, sondern auch, um ein genaues und differenziertes Bild von ihren Karrieren, Problemlagen etc. zeichnen zu können. Dabei sollte diese Studie nicht nur der Aufklärung über die Straßenkinderszene in Mannheim dienen, sondern auch Anhaltspunkte für andere Städte bzw. Hilfseinrichtungen liefern. Die Untersuchung wurde auf zweifache Art
Es lassen sich
und Weise durchgeführt: Zum Einen wurden
fünf verschiedene
sog. „TIBs“ erstellt, d.h. Tagesinformations-
Nutzergruppen
blätter, auf denen von den MitarbeiterInnen der
Schließlich bildete sich noch eine Gruppe her-
unterscheiden
Anlaufstelle die Daten der BesucherInnen (Al-
aus, die insbesondere aufgrund ihrer „chaoti-
ter, Problemlage etc.) vermerkt wurden. Zum
schen“ Lebensweise ins Auge fiel. Hier zeigte
Anderen wurden mit dreißig dieser Jugend-
sich eine Vielzahl von Problemlagen bei den
lichen qualitative Interviews durchgeführt.
Jugendlichen: Drogenabhängigkeit, kein Kon-
Die Untersuchung ergab, dass sich insgesamt
takt zum Elternhaus und Ähnliches veranlass-
fünf verschiedene Gruppen von Jugendlichen
te diese Betroffenen, immer wieder zur An-
beschreiben ließen, die FREEZONE innerhalb
laufstelle zurück zu kehren, um dort die ver-
des Untersuchungszeitraums aufsuchten. Die
schiedenen Angebote zu nutzen.
Grenzen zwischen diesen Gruppen waren dabei
Das Resümee der Autoren bezüglich ihrer
fließend, so dass sich die individuelle Zuordnung
Untersuchung fällt positiv aus: Den meisten
eines Jugendlichen zu einer Gruppe im Laufe
Jugendlichen konnte, wenn z.T. auch nur in-
der Zeit ändern konnte. Die größte Gruppe
direkt, in ihrem Alltag hilfreich zur Seite ge-
waren Jugendliche, die lediglich an Informa-
standen werden. Außerdem war es möglich,
tionen, nicht aber an dem Versorgungs- oder
einige der Straßenkids an andere Institu-
Beratungsangebot der Anlaufstelle interessiert
tionen (z.B. zum Drogenentzug) zu vermitteln,
waren. Für die zweite Gruppe dagegen hatte die
damit ihnen dort effizienter geholfen werden
FREEZONE eher den Status einer Freizeitstätte:
konnte.
Sie kamen, um Billard zu spielen, andere Jugendliche zu treffen o.ä.. Auch sie fragten weder nach Versorgung, Beratung oder Unterstüt-
Quelle: Bretihecher-Amend, R. u. O. Freesemann (2001): Wie nützen Straßenkids „ihre“ Anlaufstellen? In: Sozialmagazin, Nr. 3, S. 27-32
10
S t u d i e n
4
Internetsucht Studie auf der Grundlage einer „Internetsuchtskala“ In den letzten Jahren ist es vermehrt zu Dis-
tigt haben, konnten bisher kaum Aussagen
kussionen über das Phänomen der „Internet-
über die Prävalenz gemacht werden. Dies war
sucht“ gekommen. Schätzungen bezüglich
bisher zum Einen z.B. darauf zurückzuführen,
des Anteils süchtiger Internetnutzer schwan-
dass die bis dato veröffentlichten Studien auf
ken zwischen 3% und 80% und auch die Frage
Gelegenheitsstichproben beruhten, also hin-
nach einer genauen Definition von „Internet-
sichtlich der Grundgesamtheit nicht reprä-
sucht“ blieb bislang ungeklärt.
sentativ waren, zum Anderen aber auch darauf,
Der Begriff der „Internetsucht“ wurde 1995 von
dass noch kein methodisch einwandfreies Er-
dem New Yorker Psychiater Ivan Goldberg ge-
hebungsinstrument konstruiert worden war.
prägt, der eher scherzhaft, in Anlehnung an
Diese Defizite zu beheben war das Ziel der
die diagnostischen Kriterien zur Beschrei-
Studie von A. Hahn und M. Jerusalem (2000),
bung eines Suchtverhaltens, eine Liste mit
die auf Basis ihrer Internetsuchtskala (ISS)
Symptomen der Internetsucht veröffent-
eine Online-Befragung mit insgesamt 8266
lichte. Die Anzahl belustigter Reaktionen
Teilnehmern durchführten. Dabei ergaben
Drei Gruppen
durch Kollegen wurde aber bei weitem von der
sich drei Gruppen von Internetnutzern. So
von Nutzern
Anzahl an Emails von Personen übertroffen,
konnten 3,2% der Teilnehmer als „süchtig“ und
lassen sich
die sich selbst als „internetsüchtig“ bezeich-
6,6% als „Risikogruppe“ klassifiziert werden.
unterscheiden
neten und bei Goldberg Rat suchten.
Vor allem männliche Jugendliche erfüllten
Inzwischen hat sich in der Psychologie ein ei-
dabei die Kriterien des Suchtverhaltens, wobei
genes Feld zur Erforschung und Behandlung
mit zunehmendem Alter auch der Anteil
von Internetabhängigkeit etabliert. Die be-
süchtiger Frauen anstieg. Während sich die als
kanntesten Studien hierzu stammen von der
abhängig bezeichneten Mädchen und Frauen
amerikanischen Psychologin Kimberly Young,
überwiegend auf die Kommunikations-
die – in Anlehnung an Goldberg – die Kriterien
systeme wie Chats oder Foren konzentrierten,
der pathologischen Spielsucht aufgegriffen
suchten Jungen und Männer mit zunehmen-
und auf den Bereich Internet übertragen hat.
dem Alter vermehrt die erotischen Angebote
Obwohl nicht alle Autoren, die sich seit dem
des Internets auf.
mit Thema „Internetsucht“ beschäftigt haben, diesem Vorbild gefolgt sind, herrscht heute doch weitgehende Einigkeit darüber, welches die allgemeinen Kennzeichen einer solchen Abhängigkeit sind: Einengung des Verhaltensspielraums, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen sowie negative soziale Konsequenzen. Obwohl sich neben Therapiezentren wie dem Münchener oder auch dem Pittsburgher „Center for Online Addiction“ sowie Selbsthilfegruppen für Internetabhängige und eigenständige wissenschaftliche Studien intensiv mit dem Thema Internetsucht beschäf-
11
Quellen: Hahn, A. u. M. Jerusalem (2001): Internetsucht: Jugendliche gefangen im Netz. In: J. Raithel (Hrsg.) (2001): Risikoverhaltensweisen Jugendlicher. Erklärungen, Formen und Prävention. Opladen: Leske + Budrich.Hahn, A. u. M. Jerusalem (2001): Internetsucht: Reliabilität und Validität in der Online-Forschung. In: Theobald, A., Dreyer, M. u. T. Starsetzki (Hrsg.) (2001): Handbuch zur OnlineMarktforschung. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis. Wiesbaden: Gabler. Streß und Sucht im Internet. Unter: psilab.educat.hu-berlin.de/ssi/ am 08. 10. 2001 Münchener Therapiezentrum für Internet-Abhängige: Online-Studie. Unter: www.psychiater.org/Internetsucht/studie.htm am 08. 10. 01. Münchener Therapiezentrum für Internet-Abhängige: Aktuelle Studie. Unter: www.psychiater.org/Internetsucht/ studie2.htm am 08. 10. 01. Hooffacker, G. (1999): Hängen an der Online-Nadel. In: Chip 12/99. Unter: www.journalistenakademie.de/lesepr/mm106.htm am 08. 10. 01.
P r o j e k t e
Rauchersprechstunde Beratungskonzept für Gesundheitsberufe Als Ergänzung des Stufenprogramms der
kofaktoren und Erkrankungen - die Zusam-
Bundesärztekammer und der Kassenärzt-
menarbeit mit einem Arzt werden empfohlen.
lichen Vereinigung -„Frei von Tabak“ - hat das
Das Beratungskonzept sieht neben einem
Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidel-
Informationskontakt, bei dem offene Fragen
berg das Konzept der „Rauchersprechstunde“
zum Beratungsverlauf besprochen werden,
veröffentlicht. Vorgestellt wird ein modular
durchschnittlich fünf Einzelkontakte bei
aufgebautes Einzelberatungskonzept, das die
einem Zeitbedarf von jeweils ca. 30 Minuten
festgestellte Lücke zwischen Kurzberatung
vor.
und Gruppenprogrammen schließen will.
Zur Arbeitserleichterung wurden für die Rau-
Die einzelnen Module können je nach Bedarf
chersprechstunde Dokumentationsbögen zu
eingesetzt werden. So ist es möglich, dass so-
den einzelnen Stadien der Veränderungsbe-
wohl den unterschiedlichen Stadien der
reitschaft und weiteren Aspekten des Rauch-
Veränderungsbereitschaft (nach Prochaska
verhaltens für den Therapeuten oder die The-
und DiClemente) der Klienten als auch den
rapeutin sowie Arbeitsblätter zur Weitergabe
Ansprüchen und organisatorischen Rahmen-
an die Klienten entwickelt. Eine Checkliste
bedingungen in den verschiedenen Einrich-
mit Empfehlungen für schwierige Situatio-
tungen wie Kliniken, Praxen, Beratungsstellen,
nen liegt ebenfalls vor.
Gesundheitsämtern u.a. Rechnung getragen
Der Einsatz der Rauchersprechstunde wird be-
werden kann.
sonders bei Raucherinnen und Rauchern mit
Die Rauchersprechstunde wird für den statio-
schwerer Tabakabhängigkeit empfohlen.
nären Bereich als Pflichtprogramm empfohlen
Die in der „Rauchersprechstunde“ vorgestell-
und sollte – so die Herausgeber – fester Be-
ten Beratungskonzepte wurden von Dipl.
standteil des jeweiligen Versorgungs-
Psych. Peter Lindinger im Rahmen eines WHO
angebotes sein. Sie kann von Ärzten, Apothe-
Partnerschaftsprojektes und in Zusammenar-
kern, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpäda-
beit mit Experten in der Raucherentwöhnung
gogen, Krankenschwestern und Krankenpfle-
und dem Wissenschaftlichen Aktionskreis
gern sowie examinierten Mitarbeitern ande-
Tabakabhängigkeit (WAT) entwickelt.
rer Gesundheitsberufe durchgeführt werden. Kenntnisse und Erfahrungen in Gesprächsführung und Raucherentwöhnungsmaßnahmen und – insbesondere bei bestehenden Risi-
Deutsches Krebsforschungszentrum (Hg.): Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkon-trolle Band 1: Die Rauchersprechstunde – Beratungskonzept für Gesundheitsberufe, Heidelberg 2000. Kontakt: 06221/42-3007, Fax: 06221/42-3020.
Rauchertelefon Abstinenzquoten zwischen 15% und 20% nach zwei Monaten sind möglich In Zusammenarbeit mit der AOK Rhein-Neckar,
zentrum (DKFZ) Heidelberg seit Januar 1999
der Techniker-Krankenkasse und dem Gesund-
das Projekt „Rauchertelefon“ installiert. Dabei
heitsamt hat das Deutsche Krebsforschungs-
handelt es sich um einen Telefondienst, der
12
P r o j e k t e
montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr den (Ex))
- Aufhörbereite Raucher erhalten Ermutigung
Rauchern Unterstützung gegen ihre Tabak-
und Unterstützung bei der Vorbereitung und
sucht anbietet.
Terminierung ihres Rauchstopps.
Es handelt sich hierbei um ein auf deutsche
- Mit Rückfälligen wird die Rückfallsituation
Verhältnisse zugeschnittenes Angebot, wie es
besprochen und unmittelbar ein neuer Aus-
bereits in anderen Ländern seit einiger Zeit
stiegsversuch in die Wege geleitet.
existiert ( z.B. Quitline in London). Die Ziel-
Die Anrufer, die weitergehende Unterstützung
setzung des Rauchertelefons ist es, über das
brauchen, können außerdem die Adressen von
Rauchen bzw. über die damit verbundenen
Therapeuten und Kliniken erfragen. Auch Ex-
Risiken zu informieren und zur Aufgabe des
Raucher, die Angst vor einem Rückfall haben,
Tabakkonsums zu motivieren.
bereits mehrfach rückfällig geworden sind oder
Die Art der Unterstützung orientiert sich ins-
auch Nichtraucher, die Freunde, Verwandte o.a.
besondere an der Bereitschaft des Anrufers zur
zu einem rauchfreien Leben verhelfen wollen,
Veränderung seines Rauchverhaltens:
werden kostenlos beraten.
- Unmotivierte Raucher erhalten durch eine individuelle Nutzen-Analyse konkrete Anregungen zur Entscheidungsfindung.
Quelle: www.dkfz-heidelberg.de/rauchertelefon/index1.html vom 05. 10. 01.www.berlinonline.de/wissen/berliner_ zeitung/ archiv/2000/0426/wissenschaft/0274 /index.html vom 05. 10. 01. www.wareg.de vom 05. 10. 01
„Sucht hat immer eine Geschichte“ Koordinaten der Sucht Dokumentation der Fachtagung Das Gesundheitsministerium des Landes Nord-
Psychologie) sowie durch die Sichtweise zweier
rhein-Westfalen veranstaltete diese Fach-
alkoholkranker Menschen abgedeckt. Die Vor-
tagung gemeinsam mit dem Forschungs-
träge aus den unterschiedlichen Perspektiven
verbund „Substanzgebundene Abhängigkeit
wurden in vier Foren diskutiert (Ecstasy-
Nordrhein-Westfalen“, um in einer interdiszi-
Konsum, Frühintervention, Spiritualität und
plinären Diskussion einem gemeinsamen
Suchtkrankenhilfe, Heroinverbot – Heroinver-
Suchtverständnis näher zu kommen. Der breite
schreibung).
Konsens ist aus Sicht von Ministerin Fischer not-
Die Broschüre enthält 8 Vorträge, die dazu-
wendig, um neue Wege in der Suchtprävention
gehörenden Rückfragen und den Diskussions-
und -behandlung beschreiten zu können. Des-
verlauf aus drei Foren (das Forum zu Ecstasy-
halb wurde vor dem Hintergrund der vier Dimen-
Konsum konnte aus technischen Gründen leider
sionen des Menschseins (der somatischen, der
nicht dokumentiert werden). Durch den Blick
psychischen, der sozialen und der spirituellen
über den eigenen fachlichen „Tellerrand“ hin-
Dimension) versucht, ursachenorientierte
aus liefert sie interessante Denkanstöße und ist
Suchtdefinitionen zu diskutieren. Die Dimen-
durch grafisch abgesetzte Zwischenüber-
sionen wurden durch Beiträge aus 7 Fachdis-
schriften am Seitenrand gut lesbar.
ziplinen (Psychiatrie, Philosophie, Pharmazie, Theologie, Suchtkrankenhilfe, Soziologie und
13
Bestelladresse: Broschürenstelle des Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit, Herr Illhardt, Tel 0211 – 855-311 oder per mail
[email protected].
4
M e d i e n
Mailingliste Suchtvorbeugung Fachlicher Austausch
Im Rahmen der sektorübergreifenden Vernet-
feldern, insbesondere aus Nordrhein-Westfalen.
zung der Fachkräfte in der Suchtvorbeugung,
Sie soll die Möglichkeit eröffnen, sich fachlich
wie in der Sozialarbeit insgesamt, gewinnt das
auszutauschen, andere Meinungen einzuholen
Internet als tägliches Arbeitsinstrument zu-
und Anregungen für die eigene Arbeit bieten.
nehmend an Bedeutung. Neben der Öffentlich-
Natürlich sind hier nicht nur Info‘s und An-
keitsarbeit für die Themen der Prävention steht
sichten der Prophylaxefachkräfte gefragt , son-
bei Anbietern und Nutzern zunehmend der
dern auch die anderer Personen, die an dem
praktische Nutzen für die Expertenkommu-
Thema Suchtvorbeugung interessiert sind.
nikation im Mittelpunkt des Interesses.
Anmelden können Sie sich per e-mail an
Erwartet werden eine leichtere Informations-
[email protected] mit Ihrer e-mail-Adresse.
beschaffung, mehr Kooperation, Zeitersparnis,
Die angemeldeten TeilnehmerInnen dieser
eine bessere Kommunikation und reduzierte
Mailingliste haben die Möglichkeit sich per e-
Kosten (vergl. Oliver Poseck, Sozial@rbeit online,
mail auszutauschen. Die Liste ist offen und wird
Neuwied 2001;S.55). Der Wunsch nach einem
von der Landeskoordinationsstelle für Suchtvor-
Austausch über Newsgroups und Mailinglisten
beugung GINKO verwaltet. Jede Mail an die
steht dabei mit an oberster Stelle.
Adresse der
[email protected]
Von der Landeskoordinierungsstelle für Sucht-
erreicht alle TeilnehmerInnen der Liste. Eine
vorbeugung wurde deshalb eine Mailingliste
Liste der Mitglieder wird regelmäßig verschickt.
Suchtvorbeugung eingerichtet. Die Mailingliste Suchtvorbeugung dient zur
(Wer sich aus der Liste wieder abmelden möchte
Vernetzung aller in der Suchtvorbeugung täti-
oder weitergehende Fragen hat, schickt
gen Fachkräfte aus den verschiedenen Berufs-
ebenfalls eine Mail an
[email protected].)
Neue Broschüre zu Alkohol Die Landesarbeitsgemeinschaft Suchtvorbeu-
licher Form über die Droge Alkohol infor-
gung NRW, ein Zusammenschluß aller an der
mieren.
Suchtvorbeugung in Nordrhein-Westfalen
Dabei werden medizinische und pharmakolo-
beteiligten Organisationen und Institutionen,
gische Aspekte ebenso behandelt wie soziolo-
hat nach der erfolgreichen Herausgabe der
gische und rechtliche Fragestellungen. Darü-
Informationsschriften über Ecstasy und Can-
ber hinaus gibt es Hinweise zur Umsetzung
nabis nun eine weitere Initiative zur Aufklä-
von Maßnahmen zur Suchtvorbeugung sowie
rung im Alkoholbereich gestartet.
Informationen über Hilfsmaßnahmen für Be-
Im Rahmen dieser Initiative entwickelte wie-
troffene.
derum eine Autorengruppe aus den Bereichen
Für Interessierte, die sich ausführlicher mit der
Wissenschaft, Medizin, Drogenhilfe, Suchtvor-
Thematik beschäftigen wollen, werden
beugung und Polizei im Auftrag der Landesar-
schließlich Hinweise auf weiterführende Lite-
beitsgemeinschaft eine Informationsbro-
ratur gegeben.
schüre zu Alkohol. Sie ist für Eltern, Erzieher und Erzieherinnen, Lehrer und Lehrerinnen, Ärzte und Ärztinnen und weitere Bezugspersonen von Kindern und Jugendlichen konzipiert und möchte in knapper und verständ-
Die Broschüre ist erhältlich bei der Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW, - GINKO – , Kaiserstrasse 90, 45468 Mülheim a. d. Ruhr Der Versand von Einzelexemplaren erfolgt kostenlos nur gegen Einsendung eines adressierten und frankierten Rückumschlags (3.- DM, DIN A5). Versand größerer Mengen nur bei zugesagter Übernahme der Versandkosten.
14
M e d i e n / K o n t a k t e
Landesprogramm gegen Sucht Fortschreibung liegt vor An der Entwicklung des zweiten Teils des
einschlägigen Gesetze, Verordnungen und
Landesprogramms haben alle verantwortlichen
Richtlinen, der Darstellung der Zuständigkeiten
Institutionen mitgewirkt, die sich in Nordrhein-
und Leistungen in den Bereichen Prävention,
Westfalen mit Fragen der Sucht befassen. Die
Behandlung und Rehabilitation sowie Re-
bereits im Zusammenhang mit dem ersten Teil
pression.
des Landesprogramms eingerichtete programmbegleitende Arbeitsgruppe wird auch die Umsetzung des zweiten Teils begleiten und das Programm im Hinblick auf die notwendige Weiterentwicklung und Fortschreibung überprüfen. Auch diese Broschüre stellt die einzelnen Schwerpunktthemen – Tabakabhängigkeit, Glücksspielsucht und einen Exkurs in den Bereich der Essstörungen – gesondert dar, denn sowohl die Suchtentwicklung als auch die Handlungsnotwendigkeiten sind sehr unterschiedlich. Den Abschluss bildet ein ausführlicher Anhang mit Auszügen aus dem Landesprogramm gegen Sucht, einem Verzeichnis der
Bestelladresse: Broschürenstelle des MFJFG, Herr Illhardt, 0211 / 855-3110,
[email protected]
Hauptsache gesund? Zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen Bei dem Kongress „Hauptsache gesund“ ging es
„Aufbruchstimmung“ ist sicherlich gegeben, die
den Veranstaltern darum, „für die beiden Sys-
Umsetzung in konkrete Praxisprojekte gestal-
teme Jugendhilfe und Gesundheitswesen einen
tet sich allerdings noch immer sehr schwierig.
Beitrag zu leisten, sich über
Einige der Hindernisse und Chancen konnten
- gemeinsame Perspektiven und fachliche
im Rahmen dieser Veranstaltung thematisiert
Orientierungen zu verständigen, - Chancen und Grenzen der Kooperation auszuloten, sich
werden. Die Referate von Klaus Hurrelmann, Bielefeld (Sozialisation und Gesundheit) sowie von Rolf
- mit neuen Forschungsergebnissen und in-
Rosenbrock, Berlin (Gesundheitsversorgung für
novativen Praxisprojekten auseinander zu
Kinder und Jugendliche), 6 Foren, und die nach-
setzen sowie
mittags stattfindenden 18 Arbeitsgruppen bo-
- bestehende Hemmnisse in der Zusammenarbeit zu überwinden.“
ten durch die zum Teil sehr kleinen Gruppen Gelegenheit für Kontakte und fachlichen Aus-
Die von Ministerin Birgit Fischer in ihrem Ein-
tausch.
gangsstatement geäußerte Hoffnung auf eine
Den Abschluss des Kongresse bildete ein durch
15
4
K o n t a k t e
ein Profi-Team zusammengestellter, 40 minü-
geordnete Rolle spielten.
tiger Film über die ersten beiden Kongresstage.
Leider waren die Infostände der Vereine, Ver-
Wenngleich sicherlich nicht ohne weiteres zu
bände und Institutionen ungünstig plaziert
wiederholen, da sehr aufwendig, erhielt man
und wurden so vom Großteil der Teilnehmer-
doch hier einen unmittelbaren Eindruck auch
Innen nicht aufgesucht. Erfahrungsgemäß wer-
über die Arbeit in den Foren und Arbeitsgruppen,
den gerade auf diesem Wege am ehesten und
die man selbst nicht aufgesucht hatte. Deutlich
leichtesten interdisziplinäre Kontakte ge-
machte gerade dieser Film noch einmal, dass der
knüpft
Hauptfocus des Kongresses eher auf die Schnitt-
.
stelle Jugendhilfe/ Gesundheitswesen im Be-
Kongress 3. – 5. September 2001 in Wuppertal Veranstalter: Institut für soziale Arbeit e.V., MFJFG, Stadt Wuppertal
reich der Betreuung bereits Abhängiger gerichtet war und präventive Aspekte eher eine unter-
Revision zum Betäubungsmittelgesetz in der Schweiz Stand der Diskussion Bereits seit einigen Jahren wird in der Schweiz
das Opportunitätsprinzip Anwendung finden.
Straffreie
die politische Diskussion über eine Le-
Danach unterliegen Polizei und Justiz nur noch
Beschaffung
galisierung von Cannabis geführt. Nachdem der
dann einer Strafverfolgungspflicht, wenn etwa
und Straffreier
Bundesrat eine Expertenkommission ein-
dritte Personen bzw. die öffentliche Gesundheit
Anbau
berufen hatte, um sich umfassend mit dem Be-
zu Schaden kommen können.
täubungsmittelgesetz auseinander zu setzen,
Durch eine derartige Gesetzesänderung er-
erarbeitete das Kabinett im Oktober 2000 Än-
hofft sich die Schweizer Regierung eine An-
derungsvorschläge zum bestehenden Betäu-
näherung der Gesetzeslage an die bestehende
bungsmittelgesetz, insbesondere im Hinblick
gesellschaftliche Realität, in der Cannabiskon-
auf eine Legalisierung des Cannabiskonsums
sum bereits fest etabliert ist, sowie eine Ent-
und der damit verbundenen Vorbereitungs-
lastung von Polizei und Justiz. Diese sollen in
handlungen (Beschaffung). Im Laufe dieses
Zukunft weniger in der Verfolgung von Konsu-
Jahres sollen die Gesetzesänderungen durch
menten als vielmehr in der Bekämpfung des
das Parlament bestätigt werden.
Drogenhandels, insbesondere aus dem Bereich
Im Mittelpunkt der Revision steht die generelle
der organisierten Kriminalität, eingesetzt wer-
Aufhebung des Verbots des Konsums von
den. Demnach bleiben sowohl der Import als
Cannabis sowie die straffreie Beschaffung und
auch der Export von Cannabis respektive ande-
der straffreie Anbau zum Eigenbedarf. Dabei
rer illegaler Drogen weiterhin strafbar. Ledig-
bleibt der kommerzielle Anbau von Hanf eben-
lich in der Schweiz angebautes Cannabis kann
so wie auch der Konsum anderer illegaler Dro-
somit straffrei beschafft werden.
gen weiterhin strafbar. Hier soll aber in Zukunft Impressum Herausgeber: AutorInnen Gestaltung: Druck: Datum:
Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung in NRW, GINKO Arbeitsbereich „Transfer“, Kaiserstr. 90, 45468 Mülheim an der Ruhr, Hans-Jürgen Gass A. Fiedler, K. Franke, H.-J. Gass, Dr. H.-J. Hallmann, S. Morlang, Th. Schweer, Hansen Kommunikation, Köln GINKO, Mülheim an der Ruhr November 2001
16