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Tourismusinformation der Nationalpark Region Steyrtal

Herbst - Winter 2015/16

Herbst - Winter

Mollner Kreuzweg - Altes Handwerk - Winterwanderung - Kulturerbe - Schneeschokolade - Trachten

Griaß di! Nun ist es soweit. Der Wald verfärbt sich und eine wunderschöne rot, braun und gelbe Farbenwelt entsteht. Die Temperatur sinkt und es scheint, das Herz der Nationalpark Region Steyrtal schlägt etwas langsamer. Nun ist es Zeit, die letzten schönen Herbsttage an unseren gepflegten Wander- und Spazierwegen zu genießen, Almen und Hütten zu besuchen, bevor der Schnee unsere Landschaft sanft umhüllt. Auch unsere nostalgische Museumsbahn schaltet einen Gang zurück. Nur an besonderen Tagen, wie dem Nationalfeiertag und an einzelnen Tagen im Advent wird noch einmal richtig eingeheizt. Dann „schnauft“ sie in gewohnter Manier von Steyr nach Steinbach und wieder zurück, um die kulturellen und handwerklichen Attraktivitäten des Steinbacher Advents zu besuchen. Das alte Handwerk hat in unserer Region eine besondere Tradition und wir sind stolz Ihnen dieses, jedes Jahr auf´s Neue, am Steinbacher Adventmarkt hautnah erleben zu lassen. Sie treffen verschiedenste Handwerker, denen Sie bei der Arbeit zusehen können. Eine besondere handwerkliche Meisterleistung aus dem Steyrtal ist die Mollner Maultrommel, die seit kurzem von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Nun steht einem Besuch in der Nationalpark Region Steyrtal ja nichts mehr im Wege. Werden Sie Zeuge vom perfekten Einklang von Brauchtum, Kultur, Handwerk und Natur. Viel Spaß beim „Griaß di“ lesen! Der Obmann

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Christian Finner

Steyrtaler Mundartlexikon

Da wir im Steyrtal viele Ausdrücke gebrauchen, die vielleicht nicht überall und nicht von jedem verstanden werden, haben wir hier für Sie eine Art „Lexikon“ eingefügt. Die in den Texten kursiv geschriebenen Wörter können Sie hier nachschlagen. Von Molln aussa = aus Molln - Bua = Bub - Trumml = (Maul)trommel - ois = alle, alles Obizahra = wörtlich: der Runterzieher, wird für einen Arbeiter verwendet, der bei der Arbeit langsam bzw, faul ist - Aufreißa = wörtlich: der Raufreißer, wird für einen Frauenheld verwendet Lanfthüttn = mit Baumrinde eingedeckte Holzhütte - Steirische = diatonische Zieharmonika, Harmonika mit Knöpfen - schifoan = Schi fahren ��

Impressum Ausgabe 7: Für den Inhalt verantwortlich: Tourismusverband Nationalpark Region Steyrtal, Pfarrhofstr. 1, 4596 Steinbach an der Steyr. Tel: 07257-8411, FAX: 07257-8411-20, www.nationalpark-region.at, [email protected]. Redaktionsteam: Christine Dörfel, Eva Lubinger, Herbert Kandra, Gudrun Kößner, Willi Pils, Franz Stöger, Oskar Teichmann, Regina Teichmann, Helmut Welser. Layout & Satz: Oskar Teichmann. 2

Griaß di im Steyrtal

Dieses Magazin sowie weitere Informationen sind auch als download unter www.nationalpark-region.at erhältlich



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Mollner Maultrommler Text: Manfred Rußmann, Fotos: T-Man

„I bin von Molln aussa, a lustiga Bua - und wann i mei Trumml spiel, hört mir ois zua!“ Diesen Reim fand ich vor mehr als 20 Jahren - es ist kaum zu glauben - in einer amerikanischen Zeitschrift für Maultrommeln. Ich interessierte mich damals brennend für alles rund um die Maultrommel und als Mollner Maultrommler machten wir Anfang der 1990er Jahre die ersten Gehversuche. Heute zählt unser Ensemble mit den Instrumenten Maultrommel,

Tuba, Zieharmonika, Gitarre, Obertonflöte und Percussion zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen und europäischen Maultrommelspielkultur. Gefragt nach dem Geheimrezept, habe ich als Leiter dieser Musikgruppe sofort zwei Antworten parat: Erstens - der typische Sound von Maultrommel & Tuba, der an Heimat und Blasmusik erinnert und zweitens - der Spannungsbogen von Volksmusik hin zur Weltmusik bis zur Improvisation. „Mit

dieser Mischung können wir bei unseren Konzerten das gesamte Publikum mitreißen“, sind wir Musiker uns einig. Mit den bisherigen Auftrittsorten können wir einiges vorweisen: Brucknerhaus Linz, Konzerthaus Wien, Konzertreisen nach Norwegen, Jakutien bis Japan, Musikprojekte mit dem Landestheater Linz und Kurt Palm - in den mehr als 20 Jahren gemeinsamen Musizierens zeigt sich ein beachtliches musikantisches und künstlerisches Tätigkeitsfeld. Trotzdem bleiben wir „Maultrommler“, wie wir oft kurz genannt werden, am Boden - denn unser Motto „Vom Wirtshaus bis zur Konzertbühne“ sagt vieles aus. Besetzung Mollner Maultrommler: Manfred Rußmann: Maultrommel Robert Rußmann: Tuba Herbert Walter: Gitarre, Zither Christoph Köpf: Percussion, Obertonflöte Volker Klein: diat. Zieharmonika Griaß di im Steyrtal

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Alte s Ha n dw er k Text & Fotos: T-Man

„Den Obizahra und den Aufreißa (zwei Personen, die mit einer Art manueller Bandsäge - Spaltsäge genannt - Bretter sägen, wobei einer die Säge

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hinunter zieht - der Obizahra, während der andere diese wieder in die Höhe reißt - der Aufreißa) haben wir heuer hier beim Krippenhaus“, freut sich Willi Pils, seines Zeichens Herr über 600 Krippen aus aller Welt und Erfinder des Steinbacher Adventkalenders. Vor einigen Jahren hat er die Handwerker der IG Handwerk Garstnertal nach Steinbach geholt. Ein Brunnenrohrbohrer und zwei Tramhacker sind vor dem Krippenhaus an der Arbeit und erklären den staunenden Besuchern vieles über diese Handwerkskünste. Schauplatzwechsel - am Ortsplatz erklingt das Hämmern des Schmiedes Karl Jura, der vierblättrigen Klee und Nägel aus Eisen schmiedet und diese verschenkt. Daneben bearbeitet Fritz Hauser mit einem Treibhammer Kupferblech. Gegenüber drechselt Ferdinand Holzinger Schalen, Uhren und ähnliches aus altem Apfelbaumholz. Hubert Hinteregger stellt Eisstöcke, Andreas Köberl Holzreliefs und Heiligenfiguren her. Dann jedoch verstummen die Arbeitsgeräusche. Der Alphornbauer Walter Gstettner hat einen bespielbaren Spazierstock fertiggestellt und lässt diesen zur Verwunderung der Adventmarktbesucher erklingen.



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Nach so viel Handarbeit hungrig geworden schließlich habe ich mitgesägt, -gehackt und -geschmiedet - begebe ich mich wieder zum Krippenhaus. Am Vorplatz steht eine original Lanfthüttn, von Holzknechten errichtet. Ich nehme an der offenen Feuerstelle Platz und lasse mir Suppe und Holzknechtknödel schmecken - Mahlzeit. Altes Handwerk am Adventmarkt in Steinbach an der Steyr am zweiten Adventwochenende und am 8. Dezember. Handwerksvorführungen - zum Mitmachen, Holzhackerkost. Weitere Auskünfte im Tourismusbüro, Tel: 07257-8411.

linke Seite oben: Aufreißa Wolfgang Jura und Obizahra Jonas Rettenegger an der Spaltsäge. unten links: Horst Baumschlager beim Schleifen einer Zugsäge. unten rechts: Wolfgang Hinteregger beim Tramhacken. Rechte Seite oben links: Manfred Hönikl beim Brunnenrohrbohren. Oben rechts: Andreas Köberl schnitzt an einem Relief. Mitte links: der Drechser Ferdinand Holzinger. Mitte rechts: Alphornbauer Walter Gstettner. Unten links: Schmied Karl Jura. Unten rechts: Fritz Hauser, Kupferschmied und Dachdecker. IG-Handwerk Garstnertal E-Mail: [email protected], www.ig-handwerk.at Griaß di im Steyrtal

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unterbleib“, jedoch bestand der französische Kommandant auf Plünderung. So wurde in Steinbach und Untergrünburg geplündert. Im Hafnerhaus (Hochgasse 15, Steinbach) wurde das meiste Geld gefunden und mit Schaufeln heraus geschafft. In Grünburg, Hauptstraße 9 kamen die Franzosen über das Weinlager. Wickelkinder wurden aus der Wiege geworfen, alle Kästen und Truhen aufgerissen und nach Geld und Wertsachen durchsucht. Auch im ehemaligen Gasthaus Egelseder (Untergrünburg 59), wurden Geld und Wertsachen gestohlen. Quelle: Heinrich Kieweg, Familienchronik Kerschbaumer, Archiv Messerermuseum

Text: Heinz Kieweg / Heinrich Kieweg, Fotos: T-Man

de. Ob was dran ist an dieser Deutung? Unser Land war drei Mal von den Franzosen besetzt, nämlich 1806, 1809 und 1810, warum sollten die Franzosen gerade bei diesem Haus Halt gemacht haben? Nahe dem „Eisernen Franzosen“ werden ein paar Hügel „Franzosengräber“ genannt. Ob dort wirklich jemand begraben liegt, kann niemand sagen. Es gibt aus jener Zeit Berichte von vereinzeltem Widerstand. Wenn sich die Gelegenheit bot, wurden feindliche Soldaten heimlich umgebracht und verscharrt. Könnte das auch hier in Grünburg passiert sein? Dann würde die Figur des „Eisernen Franzosen“ so eine Art später Triumph über den Feind darstellen. Die Franzosen wären vielleicht gar nicht ins Steyrtal gekommen, denn sie zogen über Nußbach, Bad Hall und Kremsmünster gegen Linz und Steyr. Da die Steinbacher aber voreilig mit allen Glocken Der eiserne Sturm läuteten, kamen die Feinde Franzose auch zu uns. Sie wollten Steinbach Vielleicht haben Sie sich gemit Kanonen, die wundert, dass in Grünburg vor einem Haus an der Steyrtalstraße in einem Feld in die lebensgroße Figur eines fran- Untergrünburg zösischen Soldaten aufgestellt ist. aufgestellt waren, Im Volksmund wird erzählt, dass zusammenschießen. Der damalige während der Franzosenkriege Pfarrer von Steindie französischen Soldaten bis zu diesem Haus gekommen sein bach vermittelte und „erreichte mit sollen und deshalb später die schwerer Not, dass Blechfigur hier aufgestellt wurdie Beschießung 6

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Franzosenkreuz



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Friedenslichtmarathon Text & Fotos: Rettenegger

Jeweils am Sonntag vor dem Heiligen Abend hat sich mittlerweile ein besonderer Brauch der Nächstenliebe im Steyrtal entwickelt. Läuferinnen und Läufer machen sich auf den langen Weg von der Michaelskapelle des Stifts Kremsmünster nach Molln und bringen im Laufschritt das Friedenslicht in die Friedenslichtgemeinden. Tradition ist es geworden, die entzündete Kerze in der dafür vorgesehenen Laterne zu den Heiligen Festen und an den Raunächten leuchten zu lassen. Damit soll ein Zeichen des Friedens und der Menschlichkeit gesetzt werden. Die im Rahmen der Veranstaltung gesammelten Spenden ergehen zur Gänze an die ORF Aktion „Licht ins Dunkel“ und werden zweckgebunden für Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Kinder in Not, die in unserer Region leben, verwendet. Das ist der Wunsch der Organisatoren. Ein beschwerlicher Weg, der jedes Jahr die Läufer, begleitet von Regen, Sturm und Tiefschnee, vor besondere Herausforderungen stellt. Ein Fixpunkt auf diesem Weg ist die Einkehr in das Alten- und Pflegeheim Micheldorf, bei der jedes mal ein herzlicher Empfang vorbereitet wird.

Vor 13 Jahren wurde die Idee des „Lichterlaufes“ von Manfred Rettenegger und seiner Frau Renate ins Leben gerufen und wird seither mit ehrenamtlichen Helfern durchgeführt. Unterstützt von zahlreichen Sponsoren wird der Weihnachtsgedanke lebendig. Friedenslicht-Marathon in Molln für Licht ins Dunkel Am Sonntag vor Weihnachten wird das Licht von den Läufern um 18.00 Uhr nach Molln gebracht und die Friedenslichtkerze vor dem Ortskreuz entzündet. Kontakt: 0664/6007253092

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Wintersonnenwende Text & Fotos: T-Man

21. Dezember bei 0 Grad. Nach den letzten eisigen Tagen direkt angenehm. Ich möchte heute das Wintersonnwendfeuer bei der Grünburgerhütte besuchen. Da der Wetterbericht blauen Himmel versprochen hat, entschließe ich mich für den längeren Weg über Schneeherrgott, Kruckenbrettl und Hochbuchberg. Nach einer Stunde am Kruckenbrettl angelangt, genieße ich die wärmenden Sonnenstrahlen sowie den wunderschönen Panora-

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mablick. Die Grünburgerhütte ist von hier aus zu sehen, allerdings noch zweieinhalb Wanderstunden entfernt. Über einen Almboden vorbei an einem Almstall kämpfe ich mich durch windgepressten Schnee bis zu einer Wegkreuzung - Schneeschuhe wären jetzt angebracht, heute muss es aber auch ohne gehen. Vorbei an der Teufelskirche bis zum Messerer Gscheid und weiter zum Sulzboden habe ich Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen. Zur Wintersonnenwende herrscht der kürzeste Tag und die längste Nacht. Diese Nacht wird auch Thomasnacht genannt und ist die erste von vier Raunächten. Da es nach der Wintersonnenwende mit dem Tag wieder aufwärts ging - die Tage wurden wieder länger - wurde dieser Zeitpunkt schon in frühester Zeit mit Auferstehung und Leben verbunden. Schon in steinzeitlichen Kultstätten wie Stonehenge finden sich Markierungen für die Sonnenwende.



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Die Germanen feierten an diesem Tag das Julfest, das Geburtsfest der Sonne. Räder - als Symbol der Sonne - wurden angezündet und den Berg hinunter gerollt. Laute Rufe verscheuchen jedoch jetzt alle Gedanken an Vergangenheit und Aberglaube. Ich bin beim steilsten Stück meines Weges angelangt und etliche Tourengeher jubeln lauthals über traumhafte Bedingungen zum Schifoan. stimmt. Ein Stamperl Schnaps noch zum Abstieg und auf Wiedersehen am 21. Juni, beim längsten Tag des Jahres - der Sommersonnenwende.

Vom Kruckenbrettl zum Messerer Gscheid. Vom Sattel am Fuß des Hochbuchberges (Sulzboden) auf Weg No. 404/409 zur Grünburgerhütte. Je nach Schneelage sind Schneeschuhe angebracht.

Den Hochbuchberg lasse ich heute links liegen, weiß ich doch die Grünburgerhütte in unmittelbarer Nähe. Die sonnenbeschienene Terrasse sowie der Wunsch nach einem Stück Apfelstrudel sind einfach zu groß. Während allmählich die Dämmerung einsetzt, finden sich immer mehr Wanderer ein. Die ersten Feuer sind auf den rundum gelegenen Bergen zu sehen und dann brennt endlich auch der von Alpenvereinsmitgliedern errichtete Holzstoß nahe der Hütte. Eine Steirische erklingt und bald darauf werden Lieder angeGriaß di im Steyrtal

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tallrahmen und einer darin schwingenden Stahlzunge. An den Zahnreihen angelegt, mit Immaterielles Kulturerbe den Lippen umschlossen wird die Stahlzunge Text: Gudrun Kößner, T-Man, Fotos: T-Man mit dem Finger gezupft und die Mundhöhle sowie der Kopf des Spielers dienen als Resonanzraum. Fast alle Naturvölker kennen die Maultrommel und produzieren sie aus den verschiedensten Materialien; nur in Molln wird sie aus Metall hergestellt und ist seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesen. Um 1800 sind 33 Meister bekannt, die an die zwei Millionen Stück Maultrommeln beinahe weltweit versendeten. Das Maultrommelspiel ist vor allem bei den asiatischen Völkern verbreitet und zählt mit zu den ältesten Musikformen der Menschheit. Vom asiatischen Raum ist die Maultrommel nach Europa gekommen und hat sich vor allem im Mittelalter weit verbreitet. Seit 2012 zählt das Spielen der Maultrommel zum Kulturerbe und hatte historisch vor allem im Bereich der Liebeswerbung („Fensterln“) und beim geselligen Musizieren eine wichtige Rolle. In Österreich ist das Maultrommelspiel bis heute besonders durch die Wechseltechnik charakterisiert. Dabei verwendet ein Spieler zwei bis vier unterschiedlich gestimmte Maultrommeln. Nachdem die Maultrommel von der MundDie UNESCO hat sich 2003 zum Ziel gesetzt, harmonika verdrängt wurde, erlebte sie ab das Immaterielle Kulturerbe der Menschheit zu den 60er Jahren eine Renaissance. 1997 wurde der erhalten. Dies umfasst „…Praktiken, DarstellunÖsterreichische Maultrommelverein gegründet. gen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, 1998 fand das dritte Internationale Maultrommeldie Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenFestival in Molln statt. Seit den 1990er Jahren befalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturschäftigen sich in Molln die beiden Brüder Manerbes verstehen“. So haben auch die Bewohner fred und Robert Rußmann mit der Maultrommel. des mittleren Steyrtals einige Fertigkeiten, die von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt sind, hervorgebracht. Von den insgesamt 82 Traditionen in der Liste des immateriellen Kulturerbes finden sich sechs im mittleren Steyrtal. Davon ist eines nur in dieser Region zu finden: die Maultrommelherstellung. Seit 2014 ist die Erzeugung der Mollner Maultrommel, die noch in drei Schmieden (WimmerBades, Schwarz, Hörzing/Jofen) hergestellt wird, zum Kulturerbe erhoben worden. Dieses kleine UNESCO-Generalsekretärin Gabriele Eschig im Gespräch mit Manfred Rußmann von den Mollner Maultrommlern Hosensackinstrument besteht aus einem Me10

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Weiteres immaterielles Kulturerbe: Die Falknerei - Die Kunst mit Vögel zu jagen - umfasst im engeren Sinn die Jagd mit speziell dafür abgerichteten Falken. Aber auch Vogelarten wie Adler, Sperber und Habichte werden dafür verwendet. Die im Bereich „Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum“ im Jahr 2010 in die Liste aufgenommene Falknerei wird auch im Steyrtal praktiziert und kann am 3. Adventwochenende in Steinbach an der Steyr erlebt werden. Das Sensenschmieden - Lange Zeit zählte die Sense weltweit zu den wichtigsten Erntegeräten in der Landwirtschaft. Bis weit ins 20. Jahrhundert blieb dieses Mähgerät auch nach der Mechanisierung der Landwirtschaft in bäuerlichen Kleinbetrieben ein wichtiges Erntegerät. 2014 wurde das österreichische Sensenschmieden in das Kulturerbe aufgenommen. Ein bis 1967 aktives Sensenwerk befindet sich in Leonstein. Die Schmiedleithen ist das einzige in dieser Vollständigkeit erhaltene Hammerherren-Ensemble entlang der OÖ. Eisenstrasse und ist seit 2009 ein Freilichtmuseum. Die Köhlerei - Ein weiterer Vertreter der traditionellen Handwerkstechniken aus dem Kulturerbe ist die Köhlerei. Diese österreichweit aus dem bäuerlichen Umfeld entstandene Technik mittels trockener Destillation aus Holz unter Luftabschluss Holzkohle zu bereiten ist auch bei uns im Steyrtal vertreten. Dieses seit 2011 in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommene Handwerk wird österreichweit noch von 15 Personen beherrscht und von Josef Roidinger im Steyrtal ausgeübt. Die Volkstanzbewegung - Aus dem Bereich der darstellenden Künste ist die österreichische Volkstanzbewegung, die seit 2011 in die Kulturerbeliste aufgenommen wurde, zu nennen. Dabei stehen das gemeinsame Tanzen unterschiedlicher Altersgruppen und verschiedener Professionalität im Vordergrund. Die österreichische Volkstanzbewegung wurzelt in der Forschung und Sammeltätigkeit einiger Persönlichkeiten des ausklingenden 19. Jahrhunderts und nahm Anleihen aus ländlichen oft nur noch in Resten erkennbaren Traditionen. Griaß di im Steyrtal

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Holzknechtweihnacht - Steinbach an der Steyr

Schutzmantelmadonna 500 JAHRE

Text & Fotos: Markus Huemer

Die Frauensteiner Wallfahrt erfreut sich heute stetig wachsender Beliebtheit, birgt die Bergkirche doch einen der bedeutendsten sakralen Kunstschätze Oberösterreichs. Im Wandel der Zeiten und Jahrhunderte hatte der Pilgerstrom seine Höhen und Tiefen erlebt. An der Stelle der heutigen Kirche stand im Mittelalter die Burg Steyr Stain. 14

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Die aus den Trümmern der Burg erbaute Kirche gewann schon bald nach der Einweihung 1488 durch den Passauer Bischof an Beachtung. Von Nah und Fern kamen Gläubige. Auch Kaiser Maximilian I. hat die Kirche in besonderer Weise geliebt, war sie doch eingebettet inmitten eines seiner herrlichsten Jagdgebiete. So ist es auch zu verstehen, dass

er 1514 nicht nur die Vermögensverhältnisse der Kirche eigens durch eine Urkunde sicherte, sondern ihr auch um 1515 die herrliche Schutzmantelmadonna anvertraute, die er beim Schwäbischen Meister Gregor Erhart als Erfüllung eines Gelöbnisses in Auftrag gegeben hatte. Der Kaiser war 1489 in der Zuidersee in Holland in Seenot geraten. Eisschollen hatten den Schiffsrumpf soweit leck geschlagen, dass er zu sinken drohte. In seiner Not machte der Kaiser das Gelöbnis, bei Errettung eine Schutzmantelmadonna zu stiften. Unverkennbar hat sich der Stifter unter dem Schutzmantel an bevorzugter Stelle kniend, jedoch ohne die Insignien seiner Macht, verewigen lassen. So kam die kleine Kirche, die damals noch Maria Stain hieß, zu ihrem großen Gnadenbild. Die kleine Gnadenstatue, eine etwa 60 cm hohe Figur bäuerlicher Herkunft, war damals noch neben der Kirche an einer Linde angebracht. Anno 1594 hatte sie ein Bauer lutherischen Bekenntnisses bei einem Bildersturm abgenommen und ins Feuer geworfen. Als sie nach einer Stunde noch nicht verbrannt war, zog sie der reumütige Täter aus dem Feuer und brachte sie an seinen ursprünglichen Platz. Die Kunde von dem Wunder verbreitete sich rasch und so kamen viele um ihre Bitten und Gebete beim Gnadenbild zu verrichten. Schon bald nach der Tat wurde sie im Hochaltar angebracht und verehrt, wo sie bis zur Kirchenrenovierung im Jahr 1967 blieb. Auch unsere Schutzmantelmadonna musste manche Schmä-



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hung erleiden. Dem Kunstsinn des Hochbarock nicht mehr entsprechend, wurde die gotische Madonna um 1700 kurzerhand aus der Kirche entfernt. In der Sakristei fristete sie ein ungeliebtes Schattendasein. Verstaubt und vergessen interessierte sich einzig der Holzwurm für sie. So mussten erst an die 180 Jahre vergehen, bis sie 1886 der neu ernannte Pfarrer Johann Radauer entdeckte und in ihr den eigentlichen Schatz der Kirche erkannte. Vorerst bekam sie einen Platz an einem Seitenaltar an der Nordwand des Chors. Langsam aber stetig wurde auch die Kunstwelt auf sie aufmerksam. Durch Berichte in Fachzeitschriften und intensive Forschungsarbeit konnte sie letztendlich zum Schaffenswerk des Augsburger Bildhauers Gregor Erhart zugeordnet werden. Da der Großteil seiner Werke aufgrund Bilderstürme zerstört wurde, war die Entdeckung und Zuordnung der Frauensteiner Madonna umso bemerkenswerter. Es folgten aufwendige

Restaurierungsarbeiten in denen die ursprünglichen Farben wieder freigelegt und Schäden saniert wurden. Seit 1967 thront die Schutzmantelmadonna im Mittelpunkt des Hochaltares. Sie beeindruckt Gläubige und Kunstliebhaber gleichermaßen durch ihre königliche Hoheit, die doch so viel Güte, Liebe aber vor allem Mütterlichkeit ausstrahlt. Mit Recht trägt sie den Titel: Unseres Landes schönstes Liebfrauenbild.

Die unter dem Schutzmantel dargestellten Personen repräsentieren die drei damals bekannten Stände: Kaiser, Bürger, Bauer, Kaiserin, Bürgerin, Bäuerin. 1. in der Figur des Bauern hat sich vermutlich der Künstler Gregor Erhart selbst verewigt. 2. die Figur des Bürgers stellt den Ritter Florian Waldauf von Waldenstein dar. 3. die Figur zeigt unverkennbar den Stifter Kaiser Maximilian I. 4. die Kaiserin Bianca Maria Sforza. 5. in der Figur der Bürgerin wurde die Gemahlin Florian Waldauf von Waldenstein, Barbara Mitterhofer verewigt 6. in der Figur der Bäuerin wird die Gattin Gregor Erharts vermutet.

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Oma‘s Schneeschokolade Text & Fotos: T-Man

„Kokosfett zerlassen, den Rest von den Zutaten einrühren und die Masse schnell abkühlen! So hat‘s meine Großmutter gemacht und so mach‘s ich“, erklärt Willi Pils der „Krippenvater“ von Steinbach an der Steyr. Wenigstens die Zutaten will ich von ihm wissen, damit ich es zu Hause versuchen kann, kenne ich doch die Schneeschokolade noch von meiner eigenen Oma. „Wenn‘s das nächste Mal schneit, kommst ins Krippenhaus, dann erzeugen wir unsere eigene Schokolade“, bietet er mir an. Gesagt, getan. Ende Jänner - es hat eine Woche lang geschneit - stehen Willi und ich am Vorplatz des Krippenhauses und warten gespannt, dass die Schokomasse, die wir in Blechformen gegossen und in den Schnee gestellt haben, erstarrt. „Als meine Oma ein Kind war, hat es diese Auswahl an Schokoladen und Süßigkeiten, die heute eine Selbstverständlichkeit sind, nicht gegeben. Da musste man erfinderisch sein“, erklärt er, um die Wartezeit zu überbrücken. „Kühlschränke gab es nicht, also musste man Schnee zum schnellen Abkühlen nehmen. Nur wenn die Masse schnell abkühlt, wird die Schokolade so schön knackig. Außerdem war die Süßigkeit ein 16

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Zeichen für die Kinder, dass Weihnachten nahe ist.“ Dann jedoch ist es so weit, ich schüttle die Schokolade aus der Form und schon der erste Bissen lässt Kindheitserinnerungen wach werden - zu Weihnachten hingen diese Schokostücke in Seidenpapier gehüllt am Christbaum meiner Großmutter, nächstes Jahr werden sie auch an meinem Baum hängen!



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Rezept Schneeschokolade 500 g Kokosfett 500 g Staubzucker 250 g Kakao 1 Packung Vanillezucker Rum bzw. Rumaroma Kokosfett über Dampf schmelzen, Staubzucker und Kakao durchsieben und zum geschmolzenen Fett geben. Weitere Zutaten dazu mischen und alles durchrühren. Blechformen mit kaltem Wasser abspülen, in den Schnee stellen und die Masse eingießen. Gut erkalten lassen.

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Steyrtaler Trachten Text: Regina Teichmann, Fotos: T-Man

Grünburger Tracht Nachdem das „lokal - traditionell entworfene Dirndl“ in vielen Orten immer mehr an Bedeutung gewann, tauchte auch in Grünburg im Jahr 2005 der Wunsch auf, eine eigene Tracht als Zeichen der besonderen heimatlichen Bindung zu entwerfen. Nach unzähligem Beisammensitzen, Diskutieren und Entwerfen wurde von den Grünburger Bäuerinnen und der Goldhaubengruppe in Zusammenarbeit mit der Trachtenwerkstätte Karin Brandstätter ein eigenes Dirndl kreiert und die Schnittführung und Farbgestaltung für die Festtracht und Alltagstracht festgelegt und vom OÖ. Heimatwerk genehmigt. Die neue „Grünburger Tracht“ wurde im Juli 2006 beim Tag der Trachtenmusik in Obergrünburg von den Bäuerinnen der Öffentlichkeit präsentiert. Die Grünburger Alltagstracht besteht aus einem Leinenoberteil in den Farben schwarz, grün, weinrot oder blau mit einem Rock in Baumwoll18

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druck passend zur Farbe des Oberteils. Das Leibchen, im Vorderteil mit unterschobenen Trägern, wird im Halsausschnitt und Armausschnitt mit gleichem Stoff gepasspelt, mit Schnurarbeit am Rücken- und Vorderteil verziert und mit sieben Silberknöpfen geschlossen. Dazu werden eine passende mehrfärbig gestreifte Baumwollschürze und eine weiße Bluse getragen.

Die Grünburger Festtracht besteht aus einem Leibchen in Seidenbrokat in den Farben schwarz, dunkelgrün, dunkelrot oder dunkelblau und einem Rock aus schwarzem Wollstoff. Dazu wird eine mehrfärbig gestreifte Seidenschürze farblich passend und eine weiße Bluse mit reicher Spitze getragen. Die Armausschnitte des Leibchens und der Halsausschnitt bis zur Taille werden mit einem sieben Millimeter breiten, schwarzen Schrägsamt eingefasst. Neben der Samteinfassung wird ein schwarzes Sutaschband aufgenäht. Als Rückenteilung wird je drei Mal nach oben breiter verlaufend ein Sutaschband aufgenäht. Die Rückenmitte wird mit einer Rosette aus schwarzen Perlen verziert. Der eingesetzte Latz ist in der Farbe des Leibchens aus ungemusterter Seide. Der obere Latzrand wird mit Sutasch und schwarzen Perlen oder einer Posamentrieborte mit Perlen verziert. Anschließend wird im Abstand von ca. 15 Millimeter ein schwarzes Sutaschband aufgenäht.

Eine bestimmte Kleidungsvorschrift für den Mann ist nicht festgelegt. Es wird aber gerne aus demselben Seidenstoff, der für die Schürze der Festtracht verwendet wird, eine Weste genäht und zu schwarzer Hose oder zu einem passenden Trachtenanzug getragen.

Quelle: OÖ Heimatwerk „Trachten des Bezirkes Kirchdorf an der Krems“ März 2008 Griaß di im Steyrtal

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Mollner Kreuzweg Text : Waltraud Steiner, Fotos: Fotoclub Molln

Einen erholsamen Spaziergang ganz in der Nähe des Ortszentrums bietet der Mollner Kreuzweg. Ausgehend von der Kunstschmiede Schmidberger führt der vorerst sanft ansteigende Weg auf der Südseite des Satterlrückens in eine Wiesenlandschaft, die durch die traumhafte Bergumgebung sofort Freude, Ruhe und Gelöstsein vermittelt. Nach der 4. Station taucht man in einen herrlichen Hochwald ein. Auf dem Plateau, wo die 10. und die 11. Station aufgebaut sind, steht man 20

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in einem gewaltigen Naturdom. Er strahlt einen besonderen Reiz aus, wenn die Sonne durch die hohen Baumkronen schimmert. Hier kann man sich entscheiden: Rechts ansteigend führt ein alpiner Steig auf das 624 m hohe Steinköpfl. Nach ca. 20 Minuten wird eine Plattform knapp unterhalb des eigentlichen Gipfels erreicht. Dieser über einer Felswand thronende Aussichtspunkt erlaubt eine wunderschöne Aussicht auf das Mollner Becken und die umrahmenden Berge Hambaum, kleiner und großer Landsberg, Dürres Eck, Gaisberg und Schoberstein. Nach einem Abstecher auf den Gipfel führt der Weg zurück zum Satterl. Wendet man sich nach links, kommt man über steiles Gelände zu den restlichen Stationen des Kreuzweges bis auf den Satterlgipfel. Von dort geht es abwärts über das Satterl zum Ortszentrum. Die 14 Kreuzwegstationen wurden aus Granitsäulen mit eingelassenen Edelstahlplatten bewusst schlicht und abstrakt ge-



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staltet, um eigenen Gedanken Raum zu lassen. Die modernen Skulpturen drücken Schmerz, Nähe, Verantwortungsbewusstsein, Heil und Erlösung aus. In einem Folder (an der 1. Station einem Behälter zu entnehmen) kann man die Intentionen der Mollner Künstlerin Waltraud Steiner nachlesen, die den Kreuzweg gestaltet hat. Ganz egal, ob man den Weg allein oder in Gesellschaft geht – er regt zum Nachdenken an. Geruhsames Wandern durch ein Stück unserer wunderbaren Natur, sie bewusst wahrzunehmen und dabei auch in sich hineinzuhorchen, das verspricht Erholung und Entspannung zu jeder Jahreszeit.

Führungen: Waltraud Steiner Dauer: ca. 1,5 Std. Kontakt: 07584/2796 oder 0660 5081610 Griaß di im Steyrtal

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Ein besonderes Schutzgut Text & Fotos: Franz Sieghartsleitner

Nach einer unrühmlichen Ausrottungsgeschichte und 150 Jahren Abwesenheit wanderten vereinzelt Luchse in die Region Nationalpark Oö. Kalkalpen ein. 1996 wurde Oberförster Walter Stecher im Nationalpark Kalkalpen erstmals auf ein Tier aufmerksam, das sich territorial verhielt. In der Kalkalpen Region stehen mindestens 120.000 Hektar geeigneter Lebensraum für den Luchs zur Verfügung. Südlich und östlich davon findet man Richtung Hochkar, Hochschwab und Gesäuse weitere qualitativ hochwertige Luchslebensräume vor. Trotz intensiver Nachsuche in Zusammenarbeit mit der Jägerschaft konnte damals kein weiterer Luchs bestätigt werden. So formierte sich 2008 der Arbeitskreis „LUKA“ (Luchs Kalkalpen). Dieser wollte dem Luchs, einer der gefähr22

detsten Tierarten Österreichs (EU-weit ist der Luchs nach der FFH-Richtlinie geschützt) Zukunft geben und genaue Informationen über die Notwendigkeit einer Bestandsstützung sammeln. Für den Nationalpark Oö. Kalkalpen war es ein gesetzlicher Auftrag den Erhalt des Luchses in der Region sicher zu stellen. Nach Rücksprache mit der Forschungsgruppe KORA wurde das Luchsmanagement Schweiz ersucht drei Tiere (zwei Weibchen und ein Männchen) für die Umsiedelung in die Nationalpark Kalkalpen Region zur Verfügung zu stellen. Am 9. Mai 2011 wurden die junge Luchsin „Freia“ und im Dezember 2011 das Luchsmännchen „Juro“ in den Nationalpark Kalkalpen übersiedelt. Beide Tiere wurden zuvor mit einem Halsbandsender

versehen. 2013 wurde Luchsin „Kora“ in die Kalkalpen umgesiedelt. Um dem öffentlichen Interesse an der Bestandstützung des Luchses in den oberösterreichischen Kalkalpen Rechnung zu

Luchse sind Botschafter einer Naturregion

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tragen, veröffentlichte der Nationalpark Kalkalpen regelmäßig die Daten der besenderten Luchse „Freia“ und „Juro“ im Internet. Luchsin „Freia“ hat von Mai 2011 bis Jänner 2012 ein Gebiet von rund 25.000 Hektar durchstreift. Luchs „Juro“ kam auf seinen Streifzügen bis Hollenstein in Niederösterreich und nach Eisenerz. Alle weiblichen Tiere haben Junge in die Welt gesetzt. In Umfragen wurde festgestellt, dass die heimische Bevölkerung stolz darauf ist, den Luchs als Mitbewohner zu haben. Übergriffe der Waldkatzen auf Nutztiere wurden nicht bekannt. Einzelne Jungtiere wanderten aus der Nationalpark Region aus und tappten im Wildnisgebiet Dürrenstein in eine Fotofalle oder wurden im Nationalpark Gesäuse gesehen. Es schien als würde die Bestandstützung Luchs gelingen. Leider verschwanden die Männchen Klaus, Pankraz, Juro und Jago. Luchse, die immer wieder durch Fotofallen bestätigt werden konnten, bekam man auch zur Paarungszeit - diese findet von Mitte Februar bis Ende März statt - nicht mehr zu sehen. Weil Luchsmännchen zur Paarungszeit Weibchenreviere niemals freiwillig aufgeben würden, keimte schnell der Verdacht, dass das Verschwinden der Luchse durch illegale Abschüsse herbeigeführt wurde. Leider hat sich dieser traurige Verdacht bestätigt und es ist zu befürchten, dass

Der Luchs ist ein scheues Tier und verhält sich vorsichtig gegenüber dem Menschen

die grazilen Waldkatzen auf ebenso leisen Pfoten wieder verschwinden wie sie gekommen sind. Da Luchse aber über eine sehr hohe gesellschaftliche Akzeptanz verfügen, wird ihr Schicksal auch eng mit der öffentlichen Wahrnehmung der Jagdausübung verbunden sein. An ein Aufgeben denkt die Arbeitsgruppe LUKA keinesfalls. Das Wiederansiedelungsprojekt soll gelingen und deswegen wird die Umsiedelung eines männlichen Tieres aus der Schweiz in die Kalkalpen vorbereitet.

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Es wird Herbst Bienen trinken aus Königskerzen Falter tanzen dem Licht entgegen und es wenden sich die Herzen hin zur Liebe um zu leben. Vögel singen ihre Lieder freudig in den Tag hinein Wein reift in den Fässern wieder und wieder trägt man Trauben heim. Früchte bringt der Apfelbaum so wie jedes Jahr ist es Wahrheit oder Traum es wird Herbst wird mir gewahr. Ein goldgefärbtes Ahornblatt läßt aus den Träumen mich erwachen es tanzt vom Baum gereift und satt und schenkt mir noch ein letztes Lachen. Der Reigen hat sich längst gedreht lang werden die Nächte sein wie weise der Mensch, der es versteht wer sich verschenkt ist nicht allein.

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Anna Pollhammer lebt und schreibt in einem 500 Jahre alten Forsthaus in der Welchau/ Molln, in dem weder Strom noch Telefon an unsere laute Zeit erinnern. Ihre Worte wirken wie Inseln der Ruhe in einem Meer von Hektik. Sie sprechen vom Wunder der Schöpfung und von der Liebe Gottes. Wie ein roter Faden durchziehen Gottvertrauen und Liebe ihre Gedichte über das Leben in dieser und der nächsten Welt. Anna Pollhammer ist Gründungsmitglied der Hospizbewegung in Oberösterreich. Sie lernte viele Menschen kennen, die die Nähe der Stille - des Todes - erfuhren; dies hat ihr Leben und Schaffen geprägt. Die beiden Gedichte sind 2001 im Buch „Wenn die Seele zu sprechen beginnt“, Freya Verlag, erschienen.

Weihnachtsfrieden (erlebt am Stadtplatz in Steyr) Wo find ich sie, die stille Zeit seh‘ nur ein Treiben weit und breit, ein Hasten und ein Laufen ein sorgenvolles Kaufen, ein Rennen und ein Plagen Herzen voller Fragen. Wo find ich die Stille wo den Weihnachtsfrieden wo ist er geblieben, ein Bettler lädt mich ein auf eine Bank: „wülst an Schluck Wein“ ich setz‘ mich hin und hör‘ ihn an er trinkt beim Wein, so dann und wann, erzählt aus seiner Kinderzeit wie schön es war, sie liegt so weit, und doch, er denkt so gern zurück an daheim, an dieses Glück, an die Mutter, sie war brav und gut sie hatte so wie er viel Mut, und immer in der Weihnachtszeit denkt er an sie, das ist sein wärmend Kleid. Wir saßen lang noch auf der Bank und ich muß sagen, Gott sei Dank, denn Stille kehrte bei mir ein sie war nun leer, die Flasche Wein. ��

Foto: Robert Maybach