Toscana Kultur, Geschichte und herrliche Landschaft

Toscana – Kultur, Geschichte und herrliche Landschaft 27.05.2013 4.40 Uhr, die Abfahrtszeit in Wissingen war schon eine Herausforderung – und dann kei...
Author: Björn Berg
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Toscana – Kultur, Geschichte und herrliche Landschaft 27.05.2013 4.40 Uhr, die Abfahrtszeit in Wissingen war schon eine Herausforderung – und dann kein Bus in Sicht. Ein Anruf weckt den Busfahrer. Er fährt uns nicht, da die Heizung „seines Busses“ defekt ist. Und Bernd, der uns nun nach Düsseldorf fahren soll, ist erst mal zum Bahnhof nach Wissingen gefahren, da die Landfrauen immer von dort abfahren. Dann klappt alles wie am Schnürchen. Alle „Zusteiger“ stehen am Kreishaus und kein Stau auf der Autobahn. Fast pünktlich hebt das zweimotorige Turboprop-Flugzeug – Typ Q 400 Bombardier – am Flughafen Düsseldorf Richtung Süden ab. Das Q steht für „quiet“, also leise, was wir nicht so empfunden haben. Am Flughafen in Florenz treffen wir unsere Reiseführerin Serena, die uns in den nächsten Tagen begleitet. Ankunft in unserem Hotel in Montecatani Terme, Schlüsselausgabe, „Zimmerbezug“ und dann bitte in 15 Minuten Treffen in der Hotelhalle. Wir gehen am Kurpark entlang zu einer der ältesten italienischen Standseilbahnen (Funicolare di Montecatini Terme) und fahren hinauf nach Montecatani Alto. Dieses Bergdorf ist der ursprüngliche Siedlungskern und liegt etwa 200 m oberhalb des Kurortes. Nach einer kurzen Führung durch den Ort genießen wir den herrlichen Ausblick in die weite Talebene und über Montecatini Terme. Eine Pause mit Imbiss haben wir uns nun verdient.

Montecatini Alto/ Terme Nach der Erkundung dieses beschaulichen Ortes fahren wir in Kleingruppen hinab nach Montecatini Terme und bummeln durch die Straßen solange die Füße uns tragen. 28.05.2013 Heute geht es zunächst nach Carrara zu den Marmorsteinbrüchen. Von dort holte sich Michelangelo den Marmor für den von 1501 bis 1504 entstandenen biblischen David. Das Original dieser Statue steht heute in der Accademia Galerie (Museum) und eine Kopie steht auf dem Palazzo Vecchio in Florenz. Die Dimension der Steinbrüche ist gewaltig. Bei Colonnata, dem ursprünglichen Ort der Steinbrucharbeiter, befindet sich der größte Steinbruch der apuanischen Berge, der GioiaSteinbruch. In dieser Region sind etwa 30 Steinbrüche im Betrieb, in denen der Ordinario (weißlich), Venato (weiß und grau), Arabescato und der Bardiglio (blau) abgebaut werden. In anderen Steinbrüchen gibt es den Cremo (hellgrau), den Zebrino (grau-grün gestreift), den Statuario (weiß-gelbliches Bildhauermaterial), den Statuario Venato (grau-weißes Bildhauermaterial), den Calacatta Vagli, der rotbraune bis rötlich-graue Arabesken auf weißem Grundton und den Calacatta Rocchetta, der graugrünliche Arabesken zeigt. 1 m³ Marmor wiegt ca. 2,75 t. Wirtschaftlich nicht verwertbarer Marmor wird in industriellen Steinmühlen zu Marmorstaub in Tausendstel-Millimetergröße zermahlen, der in Zahnpasta, Seife, Scheuermitteln sowie in der Glas- und Papierherstellung genutzt wird. In einem „Openairmuseum“ werden die Methoden des Marmorblockschneidens seit der Zeit der Römer (Holzkeile) bis in unsere Zeit (Diamantschneider) dargestellt. Danach fahren wir nach Colonnata und probieren dort den Lardo, einen fetten Speck, der in mit Salzlake gefüllten Marmortrögen ein halbes Jahr zum Reifen eingelegt wird. Für die Marmortröge eignet sich nur ein speziell ausgesuchter großkristalliner Carrara-Marmor. 1

Carrara Unser nächstes Ziel ist Pisa. Unterwegs stoppen wir in Pietrasanta, einer Kleinstadt, deren am Meer gelegene Ortsteil Marina di Pietrasanta ein bekanntes Seebad ist. Auf dem Fußweg zu einem typischen toskanischen Mittagessen erleben wir einen beschaulichen Ort mit großem Domplatz und kleinen Gassen.

Pietrasanta In Pisa angekommen, geht es mit einem ordentlichen Verdauungsspaziergang vom Busparkplatz bis vor die Stadttore. Dort nimmt uns die engagierte Jo in Empfang und übernimmt die örtliche Führung. Dass Pisa einmal eine Seerepublik war, mögen wir fast nicht glauben, da der Stadtkern von Pisa heute ca. 14 km vom Meer entfernt liegt. Beeindruckend ist der Piazza dei Miracoli mit der Taufkapelle, dem Dom, dem Campanile (dem Schiefen Turm von Pisa) und den leider so zahlreichen Verkaufsständen für Touristen. Den Campanile soll schon Galileo Galilei bei der Untersuchung der Fallgesetze genutzt haben. Der Schiefe Turm begann sich bereits 12 Jahre nach der Grundsteinlegung (09.08.1173), noch vor Fertigstellung, nach Südosten zu neigen. Daraufhin wurde der Bau für rund 100 Jahre unterbrochen. Die nächsten vier Stockwerke wurden dann schräg gebaut, um die Schieflage auszugleichen. Danach musste der Bau nochmals unterbrochen werden, bis 1372 auch die Glockenstube vollendet war. Somit ist der Schiefe Turm in sich auch krumm. Aus Sicherheitsgründen sperrte man den Turm 1990 für Besucher. Ab Herbst 1998 wurde der Turm mit der Bodenextraktions-Methode aufgerichtet. Dazu wurde in den folgenden Jahren mittels tiefer Bohrungen 50 m³ Material unter dem nördlichen Teil des Turmes entfernt. Das Erdreich sackte langsam nach und der ganze Turm richtete sich zunehmend nach Norden auf. Heute kann der Turm wieder besichtigt werden. Bei uns reichte die Zeit für eine Besichtigung leider nicht.

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Pisa 29.05.2013 Am heutigen Tag ist „Mama“ Angela unsere Reisebegleiterin, da Serena einen Termin in Florenz hat. Wir fahren von Montecatini Terme Richtung Volterra. Als der Busfahrer die Hauptstraße verlässt, fahren wir durch eine herrliche, toskanische Landschaft, wie sie in vielen Reiseführern und Wandkalendern zu sehen ist. Bei einem Fotostopp, mit Blick auf Volterra, gibt es für einige Unachtsame unter uns ein kleines „Fußbad“ im Straßengraben. Volterra, eine alte Etruskerstadt, gilt mit ihrem spektakulären landschaftlichen Umfeld als eine der schönsten Städte in der Toskana. Der Stadtkern liegt abgeschieden auf einem 550 m hohen Bergrücken und ist von einer 7 km langen Ringmauer umgeben, die bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern erbaut wurde. Am Hauptplatz (Piazza dei Priori) im historischen Zentrum, steht der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana, der Palazzo dei Priori. Bei unserem weiteren Rundgang sehen wir das Teatro Romano, erbaut zur Zeit des Kaisers Augustus, dessen Zuschauertribüne für etwa 2000 Personen Platz bot und besuchen eine Werkstatt für Alabasterverarbeitung. Nach dem Stadtrundgang bleibt uns Zeit für einen Bummel auf eigene Faust, für Einkäufe und/ oder einen kleinen Imbiss.

Blick auf Volterra Unser nächstes Ziel ist San Gimignano. Wir fahren durch die sanft geschwungene Hügellandschaft der Toskana und sehen schon aus der Ferne das „Manhatten des Mittelalters“. Das Stadtbild von San Gimignano ist geprägt von den vielen Geschlechtertürmen. Die reichen Familien im Mittelalter versuchten, sich in der Höhe ihrer Türme gegenseitig zu übertrumpfen und damit ihre Macht zu demonstrieren. Das schien ihnen wichtiger zu sein als ein luxuriöses Leben, das in solchen Türmen nicht möglich war. Von den einst 72 Geschlechtertürmen existieren in San Gimignano heute noch 15. Die beiden höchsten, der Torre Grossa aus dem Jahr 1311 und der Torre della Rognosa, weisen eine Höhe von 54 bzw. 51 Metern auf.

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Und natürlich müssen wir das beste Eis der Toskana oder vielleicht sogar Italiens von der Gelateria Dondoli probieren. Besonders empfehlenswert: Beerenmix mit Rosmarin oder Safraneis mit Pinienkernen.

San Gimignano Zum Abschluss dieses Tages besichtigen wir das Landgut "Fattoria Poggio Alloro", essen dort zu Abend und genießen als Dessert den Vin Santo mit Cantuccini (tosk. Mandelgebäck)

und erfreuen uns an dem wunderschönen Blick auf San Gimignano. 30.05.2013 Ein heftiges Gewitter früh am Morgen, dicke Wolken am Himmel beim Frühstück und selbst bei der Abfahrt nach Pistoia noch Regen. Wie gut, dass der heutige Tag mit einer Besichtigung im Gewächshaus beginnt, so sind wir wenigstens im Trockenen. Im "Hesperidarium" von Oscar Tintori besichtigen wir auf rund 2000 m² Gewächshausfläche etwa 200 Zitrusarten, die der Eigentümer aus Klöstern, Landhäusern, Privatsammlungen und einfachen Gärten gesammelt hat. Anschließend verkosten wir Limoncello, einen italienischen Zitronenlikör. Dann geht es im Regen weiter nach Siena, der Stadt mit dem spektakulären Pferderennen. Der Regen begleitet uns, bis wir mit dem Shuttlebus in der Altstadt angekommen sind. Bis zum Treffen mit der örtlichen Führerin erkunden wir Siena auf eigene Faust und stärken uns für die Führung. Unsere Stadtführung beginnt an der Piazza del Campo, einem muschelförmig angelegten Platz. Auf diesem Platz findet zweimal jährlich der Palio di Siena (Pferderennen der Contraden) statt. Die Contraden sind Stadtteile/ Nachbarschaften deren Straßen mit dem jeweiligen Contrada-Wappen gekennzeichnet sind. Beeindruckend auf der Piazza del Campo ist das Rathaus (Palazzo Pubblico) mit dem "Torre del Mangia". Der Dom von Siena besteht aus schwarzem und weißem Marmor und ist eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur in Italien. Unser Rundgang führt an der 1472 gegründeten Banca Monte dei Paschi di Siena (älteste Bank der Welt) im Palazzo Salimbeni vorbei und endet an der Basilika San Domenico. Von dort haben wir nochmals einen schönen Blick über Siena.

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Siena

Zum Abendessen fahren wir nach Greve in Chianta. Im Castello Vicchiomaggio gibt es reichlich Pasta, guten Wein und leckeren Vin Santo mit Cantucchini.

31.05.2013 Unser 5. Tag beginnt mit einem Spaziergang zum Bahnhof von Montecatini Terme. Für Italien fast pünktlich bringt uns der Zug nach Florenz. Wir beginnen unsere Stadtführung an der gotischen Basilica di Santa Maria Novella, ganz in der Nähe des Bahnhofs. Typisch ist die dunkelgrün-weiße Marmorfassade mit strengen geometrischen Formen (Rechtecke, Quadrate, Kreise und Rundbögen). Weiter geht es zum Dom Santa Maria del Fiore (153 m lang, 38 m breit, Kuppelhöhe innen 90 m, Kuppelmalerei 4000 m²). An der Piazza della Signoria sehen wir den „Brunnen des Neptun“, die Nachbildung von Michelangelos „David“ vor dem Palazzo Vecchio und gehen dann zur Marmorstatue „Raub der Sabinerinnen“ von Giovanni da Bologna auf der Loggia dei Lanzi. Unsere Führung endet am Ponte Veccio, einer heute vorwiegend mit Schmuckgeschäften überbauten Brücke. Am Nachmittag besuchen die meisten Reiseteilnehmer die Uffizien und sind erstaunt über die Vielzahl der Madonnenbilder. Die „Nichtuffizienbesucher“ erkunden eigenständig Florenz und nutzen die Zeit zum Shoppen.

Florenz 01.06.2013 Den letzten Tag verbringen wir mit Muße in Montecatini Terme, bevor uns der Bus leider viel zu früh für den Rücktransport zum Flughafen abholt. 5

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