TIBET NEPAL SRI LANKA

PaulBuddhismus_final_rl.indd 1 26.01.10 18:11 MONGOLEI CHINA TIBET NEPAL BHUTAN MYANMAR INDIEN LAOS VIETNAM THAILAND SRI LANKA KAMBODSCHA M...
Author: Hennie Messner
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MONGOLEI

CHINA

TIBET

NEPAL

BHUTAN MYANMAR

INDIEN

LAOS

VIETNAM THAILAND SRI LANKA

KAMBODSCHA MALAYSIA

VERBREITUNG DES BUDDHISMUS Geburtsort Buddhas (ca. 563–463 v.Chr.) 5. Jh. v.Chr.– 1. Jh. n.Chr. 5./6. Jh. n.Chr. 11.–15. Jh. n.Chr.

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ANTEIL DER BUDDHISTEN AN DER BEVÖLKERUNG 90 %

KOREA

75 %

JAPAN

50 % mehr als 15 % mehr als 5 %

Der Buddhismus ist vor 2500 Jahren in Indien entstanden. Heute gibt es dort nur noch wenige Anhänger, weil sich im Lauf der Zeit andere Religionen durchgesetzt haben. Weltweit gibt es fast 500 Millionen Buddhisten.

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Mit dieser Publikation der Besucher-Dienste der Staatlichen Museen zu Berlin wird das Projekt „Abenteuer Kultur. Mit Paul im Museum“ fortgeführt. In diesem dritten Band der Reihe „Paul und die Weltreligionen“ begibt sich Paul, ein jugendlicher „Kulturbotschafter“, auf Erkundungstour zur Religion des Buddhismus. Wie in den Bänden zum Islam und zum Christentum sollen auch hier die Grundlagen zur Religion des Buddhismus vermittelt werden, um so einen ersten Einblick in den Buddhismus zu geben, der sich grundsätzlich von den monotheistischen Religionen unterscheidet. Der hauptsächlich in Asien verbreitete Buddhismus findet in der Gegenwart auch in Europa und Nordamerika Anhänger. Warum wird diese Lehre über alle Kulturgrenzen hinweg immer populärer? Ist es die Weltanschauung und das Bedürfnis nach einem friedvollen Miteinander, die Suche nach einem Weg zu innerem und äußerem Frieden in einer von weltweiten Krisen geprägten Zeit? Aus dem Wissen über andere Religionen entsteht gegenseitiges Verstehen und Wertschätzung. Toleranz ist in jeder multikulturellen Gesellschaft die KOPF DES BUDDHA Zentralasien, nördliche Seidenstraße, 5./6. Jahrhundert, Holz, bemalt und vergoldet

Grundlage für Frieden, auch der Religionen untereinander. „Wissen und nichts tun ist wie nicht wissen ...“ [Dalai Lama XIV., geistliches Oberhaupt des tibetischen Buddhismus]

„Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, soll es auch nicht für ihn sein; und ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten?“ [Samyutta Nikaya V, 353.35–354.2]

Auf dem Umschlag vorne siehst du: DIE ERSTE PREDIGT DES BUDDHA IN SARNATH Zentralasien, nördliche Seidenstraße, 8. Jahrhundert, Lehm, bemalt CHINESISCHE SCHRIFT Die Schrift im Hintergrund zeigt einen Abschnitt aus der heiligen Schrift der Buddhisten, dem Tripitaka. Dieser Text gehört zum zweiten Teil des Buches, der eine Sammlung von Lehrreden und Predigten des Buddha enthält. Ostasien, 18. Jahrhundert, Tusche auf Papier

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Paul und die Weltreligionen

BUDDHISMUS Karin Schmidl Illustration Christoph Heuer

PRESTEL MÜNCHEN · BERLIN · LONDON · NEW YORK

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INHALT

INHALT EINFÜHRUNG Hauptpersonen 4 Paul im Museum 5 Paul trifft Niram 6 Im Höhlentempel 8

Die Männer tragen ja tolle Kostüme. Was ist das eigentlich für ein Fest, dem du da zuschaust?

DAS LEBEN DES BUDDHA Comic Teil 1: Siddharthas Geburt 10 Comic Teil 2: Kindheit und Jugend 26 Comic Teil 3: Wahrheitssuche und Erleuchtung 40 Comic Teil 4: Lehrreden und Tod 52

DIE WELTFLUCHT DES PRINZEN SIDDHARTHA Hier siehst du den Ausschnitt eines Bildes, das eine Legende aus dem Leben des Buddha zeigt: die Flucht aus dem Palast. Das Bild stammt aus einem großen thailändischen Faltbuch. Thailand, 1767, Deckfarben und Goldtusche auf Papier

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GESCHICHTE

GLOSSAR

Wie alles begann 12

Kleines Lexikon 60

Siddhartha Gautama – Der Buddha 14 Mayas Traum 16

ANREGUNGEN UND NACHWORT

Mythische Geburt 17

Anregungen zum Thema 64

Siddharthas Flucht 18

Nachwort 65

Maras Angriff 19 Vom Prinzen zum Buddha 20 Heilige Schrift 22

ALTTIBETISCHES FEST Kloster Hemis, Ladakh, Indien, 2008

Ein buddhistisches Lehrbuch 24

DIE LEHRE BUDDHAS Die Drei Juwelen 28 Vier Edle Wahrheiten 30 Der Achtfache Pfad 32 Fünf Grundregeln 34 Die Meditation 36 Das Mandala 38

HEILIGE ORTE Der Stupa 42 Heilige Orte 44 Klöster und Tempel 46 Ein Mönch erzählt 48 Ein Tag im Kloster 50

BUDDHISTEN HEUTE Buddhistische Schulen 54 Gläubige 56 Der Dalai Lama 58 Verbreitung des Buddhismus VORSATZ Rezepte NACHSATZ

Es ist ein Fest zu Ehren des ersten tibetischen Klostergründers. Die Männer verkörpern Helden aus der alttibetischen Geschichte.

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EINFÜHRUNG Hallo, ich bin Paul! Ich bin diesmal in Sachen Buddhismus unterwegs. Ihr könnt mich gern auf meiner Reise begleiten.

HAUPTPERSONEN PAUL Das ist Paul. Er ist zehn Jahre alt, spielt gern Fußball und liest am liebsten Comics. Außerdem will er immer alles wissen. Deshalb fragt er viel. Manche meinen, er sei neugierig, dabei ist er nur wissbegierig. Paul interessiert sich einfach für alles, was um ihn herum geschieht, vor allem aber für die Kultur und Religionen fremder Länder. Er reist viel und besucht Orte der Kunst, Kultur und Religion. Man nennt ihn deshalb auch den Kulturbotschafter. Besonders gern streift Paul durch Museen. Dabei trifft er immer wieder auf Menschen, die ihm seine Fragen beantworten und Spannendes erzählen. Paul möchte diesmal mehr über den Buddhismus erfahren. Im Fernsehen hat er Bilder von Männern und Frauen in roten und orangefarbenen Gewändern gesehen. Er weiß zwar, dass es Buddhisten sind, aber was der Buddhismus bedeutet, weiß er nicht. Deshalb besucht Paul das Museum für Asiatische Kunst. Dort hofft er, mehr über diese Religion zu erfahren.

NIRAM Niram ist elf. Er wurde in Thailand geboren und lebt seit zwei Jahren mit seinen Eltern und seiner großen Schwester in Berlin. Niram ist Buddhist und war auch schon für einige Wochen im Kloster. Er ist oft mit seinen Eltern im Museum für Asiatische Kunst und im Ethnologischen Museum, weil es dort so viele schöne Buddha-Statuen gibt. Sie fühlen sich dann fast wie zu Hause in Thailand.

Sawadee krub, ich heiße Niram. Ich komme aus Thailand und bin Buddhist.

Niram ist immer gut gelaunt und lacht viel. Er mag aber auch die Stille. Deshalb geht er oft allein ins Museum. Dort kann er prima abschalten und nachdenken. Er liest viel und schaut sich gerne Cartoons an. Er kann Kung-Fu und mag deshalb Kung-Fu-Filme. Er liebt es, Drachen steigen zu lassen – natürlich am liebsten welche aus Thailand. Das Beste: Niram besitzt die Fähigkeit, durch Zeit und Raum zu reisen …

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Ein me-ditie-render Buddha?

Neulich im Museum für Asiatische Kunst ... Hier muss es sein, das Museum für Asiatische Kunst.

Komische Frisur, ein langes Ohrläppchen und ein Zeichen auf der Stirn???

G rrrr ! grr r

Eine Höhle? Toll! Da sind sogar Buddha-Malereien an den Wänden!

r!

Die Höhle stammt aus einer Höhlenkloster-Anlage ... nördliche Seidenstraße, fünftes bis sechstes Jahrhundert.

Echt? So alt? 1500 Jahre?

Ob es da hinten wohl weitergeht?

Ich ... ich ... ich hab nichts angefasst!

Du hast dich zu weit übers Geländer gebeugt. Ist mir beim ersten Mal auch passiert!

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EEINFÜHRUNG INFÜHRUNG

PAUL TRIFFT NIRAM Wie, beim ersten Mal? Warst du denn schon öfter hier? Ja, ziemli ziemlich oft sogar. Die vielen Buddha-Figuren erinnern mich an mein Zuhause. Ich komme aus Thailand und … Was, aus Thailand!? Bist du etwa auch ein Buddhist? Sorry, ich meine … da du das jetzt falsch verstehst! Ich freue mich nur so, weil … nicht, dass Du redes redest ja schnell. Hol doch erst mal Luft! Ja, ich bin Buddhist. Sawadee krub. Was? Sawadee krub. So begrüßen wir uns in Thailand! „Sawadee“ heißt „Hallo“ oder einfach einf „Guten Tag“. Männer sprechen als Endung „krub“ und Frauen „ka“. Da siehst du ja komisch aus!

Guten Tag. Sawadee krub! Ach so, G übrigens Niram! Und du? Ich bin üb Sorry. Paul! Sor Niram – ein schöner Name! Er bedeutet bedeut Ewigkeit. Und Paul? stammt von Paulus ab. Paul bedeutet aber auch „der Kleine“. Paul stam Na ja, passt pa ja irgendwie. Schau mal, ma hier liegt ja ein Foto! O, das ist meins, muss ich wohl vorhin verloren haben. Bist du ddas etwa? Gar nicht wiederzuerkennen! Stimmt, so s ohne Haare und im Mönchsgewand. Da war ich gerade im Kloster. Was, du warst im Kloster? Ja, in Thailand. Tha Das erste Mal war ich mit acht Jahren im Kloster. Seitdem trete ich jjedes Jahr, wenn ich meine Großeltern in Thailand besuche, für einige Wochen W in das Kloster ein, um die Lehren des Buddha zu lernen. In dieser Zeit Ze bin ich Mönch auf Probe, und deshalb werden mir die Haare abrasiert abrasiert. Warum ddenn? Wir trenn trennen uns von jeglichem Besitz, auch von den Haaren. Cool, du bist Buddhist! Da kommst du ja wie gerufen! Wieso?

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Weil ich mehr über den Buddhismus wissen will und ich einen Begleiter egleiter für meine Erkundungstour suche. Ach so? dhismus Hast du nicht Lust, mir das Museum zu zeigen und mir den Buddhismus zu erklären? ressierst Ja, schon. Aber … alles weiß ich natürlich auch nicht. Warum interessierst du dich ausgerechnet für den Buddhismus? abe ich Ich finde fremde Kulturen und Religionen spannend. Letztens habe ändern im Fernsehen Männer und Frauen in roten und orangenen Gewändern gesehen. nen. Hmm, das waren wahrscheinlich buddhistische Mönche und Nonnen. ster. Na ja, Wir sind hier übrigens in einem uralten buddhistischen Höhlenkloster. nicht ganz. Das hier ist der Nachbau eines Raumes der Höhle. Sie gehörte ursprünglich zu einer Höhlenkloster-Anlage in den Bergen an der nördlichen Seidenstraße. Seidenstraße? So nennt man die Handelsstraßen, die Ostasien mit dem Mittelmeer eer verbanden. Über diesen Weg wurden Waren zwischen Osten und Westen ausgetauscht, darunter auch Seide. Auch der Buddhismus breitete sich über diesen Weg aus. Gibt es die Höhle noch? Ja, allerdings nur noch Teile davon. Aber viele Wandbilder konntenn gerettet werden. Einige wurden in dieser nachgebauten Höhle angebracht.. Das ist einzigartig auf der Welt. Schau mal, Paul, die farbigen Stellen sindd originale Malereien und die hellen sind Ergänzungen.

Das liegt an dem kahl geschorenen Kopf, das ist das wichtigste Erkennungsmerkmal eines buddhistischen Mönchs, und an dem Gewand, der Mönchsrobe.

Ach so, hatte mich schon gewundert. Und was ist das für eine Nische? Da stand das Kultbild, eine Buddha-Statue, drin. Man konnte früher üher in so einem Gang um sie herumlaufen. Hier im Museum darf man dass aber aber nicht. Die uralten Malereien könnten Schaden nehmen. Deshalb ging vorhin der Alarm los!

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EINFÜHRUNG

IM HÖHLENTEMPEL Dann sind wir hier sozusagen g in einer Höhlenkirche? Ja, nur gibt es im Buddhismus Bu keine Kirchen. Die religiösen Stätten der Buddhisten heißen Kloster oder Tempel. de alle Klöster in Höhlen? Sind denn Nein nur die ersten buddhistischen Kultstätten. Nein, Me Menschen zogen sich in Höhlen zurück, um zu m meditieren, das heißt, die Gedanken loszul lassen, um zu Ruhe und innerem Frieden zu finden, so wie auch der Begründer des Buddhismus. Du meinst den Buddha? Ja, er auch, noch bevor er der Buddha wurde, a als er noch Siddhartha war, ehhh … also B Bodhisattva. W wie … verstehe nur Bahnhof. War er Was, nich gleich der Buddha? nicht B Nein. Buddhisten berufen sich auf die Lehren von Siddhartha Gautama, der erst durch die Erleuchtung zum Buddha wurde.

WANDMALEREI MIT DEM BUDDHA Kuppel aus der Höhle der ringtragenden Tauben, Kizil, Zentralasien, um 550

Was machst du da?

H t hhe ich i h nochh immer i Hmm, verstehe nicht ganz. Am besten, ichh erkläre es dir von ass uns nach Indien Anfang an. Lass reisen, ins Jahrr 563 vor Christus. dien, ins sechste Klar nach Indien, Jahrhundert vor Christus! Jetzt verkohlst du mich aber! mt nicht! Warte Nein! Bestimmt nt und stör’ mich einen Moment jetzt nicht!

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Pssst!! Ich muss mich konzentrieren!

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Hier zwischen dem Himalaya und dem Fluss Ganges entstand der Buddhismus. Man nennt Indien auch Land des Rosenapfelbaums.

Sechstes Jahrhundert vor Christus, Nordindien.

Schön hier! Und was macht das Pferd da so ganz allein?

Du hast uns weggebeamt !? Das glaubt mir keiner!

Du willst doch nicht etwa laufen, oder? Rosenapfel? Sieht eher wie eine Birne aus! Stimmt.

Hier regierte der König Suddhodana. Sein Palast stand in Kapilavastu, der Hauptstadt des Königreichs. Da reiten wir zuerst hin! Was machen die da?

Das sind indische Priester. Sie opfern ihren Göttern.

Wow!

Aber wie kommen Vielleicht wir da rein? mit dem Karren da. Komm!

Brahmane?

Der Brahmane soll den Traum deuten.

Heute Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Ein weißer Elefant kam vom Himmel auf mich zu. Mir war so, als ob er in meine rechte Seite eindrang.

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Das ist ein Priester.

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Majestät, der Brahmane!

Lass ihn näher treten!

Sie erwarten einen Sohn! Er wird ein großer Weltenherrscher oder ein religiöser Führer!

Endlich ein Thronfolger!

10 Monate später ... Im Wäldchen bei Lumbini, 15 km von Kapilavastu entfernt ... Wohnen hier Mayas Eltern?

Wo wollen die hin?

Königin Maya will ihr Kind bei ihren Eltern zur Welt bringen. Das ist so Tradition in Indien. Los hinterher!

Hier, nimm ein Kaugummi. Hält dich wach!

Paul, wach auf!

Nein! Die Geburt geht los! Sie müssen hierbleiben!

Haben wir die Geburt verpasst?

Kaugummi vom Baum??? Tatsache! Ich bin auch eingeschlafen … Ich zeige dir dann später im Museum ein Relief mit der Geburtsszene. Aber erstmal besuchen wir Onkel Arun.

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GESCHICHTE

WIE ALLES BEGANN Sawadee krub, Onkel Arun! Sawade Kommt rein, Kinder. Du bist also der Paul, der sich für den Buddhismus interess interessiert? Ich habe schon von dir gehört! Dort st steht frische Mango und Mango-Lassi. Bedient euch! Die Anfänge des Buddhismus liegen sehr weit zurück, mehr als 2500 Jahr Jahre. Damals wurde im kleinen Fürstentum der Shakyas ein Kind geb geboren: Prinz Siddhartha Gautama, der spätere Buddha. Sein Vater w war der König Suddhodana. In Nordindien und Nepal gab es mehrere kleinere Reiche. Städte und lebhafter Handel entwickelten sich. In der damals vorherrschenden Religion verehrte man viele Götter. Die Menschen glaubten, den Göttern mit Opfern dienen zu müssen. Nur die Brahmanen, die indischen Priester, wussten, wie diese Opfer richtig auszuführen waren. Sie waren daher ssehr mächtig. Schon damals glaubten die Inder an einen Kreislauf de der Wiedergeburten. Durch gute oder schlechte Taten hatte man demnac demnach selbst in der Hand, ob man mit einem besseren oder schlechteren Schicksal Sc in eine höhere oder niedere Kaste wiedergeboren würde. Ihr müsst müs wissen, man unterteilte die Menschen in vier Gruppen, sogenannte Kasten. Zur ersten gehörten die Priester – die Brahmanen. Die zweite Gruppe war die Kaste der Krieger, zu der Könige, Fürsten, Soldaten PRINZ SIDDHARTHA Gandhara, 2.–5. Jahrhundert, Stuck

und höhere Beamte zählten. Zu ihr gehörte auch Prinz Siddhartha. Bauern, Händler und Handwerker bildeten die dritte Kaste, die letzte Gruppe war die Kaste der Dienenden. Jeder Mensch wurde in eine Kaste hineingeboren und blieb dort sein

Hmm, lecker! Schmeckt ja wie Joghurt!

Leben lang. Er durfte niemanden aus einer anderen Kaste heiraten. In die höheren Gruppen konnte man nur durch Wiedergeburt gelangen.

Du hast recht. Lassi ist ein Joghurtgetränk. Und Mango-Lassi mag ich am liebsten!

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Aber es gab auch immer wieder Menschen, die sich absonderten, um in der Waldeinsamkeit durch Askese besondere Einsichten zu erlangen. Sie verzichteten auf jeden Besitz, aßen und tranken fast nichts. Dies ist auch der Weg, den Siddhartha

MEDAILLON MIT DEM BUDDHA Der Buddha sitzt mit verschränkten Beinen unter einem Schirm auf einer Lotosblume und meditiert. Zentralasien, 7./8. Jahrhundert, Bronze, vergoldet

Gautama zunächst wählte. wuchs, Siddhartha, der als Prinz im Palast wohlbehütet aufwuchs, machte sich viele Gedanken über das Leben, besonders, nachdem er mit dem Leid der Menschen in Berührung gekommen war. Er erkannte, dass alles vergänglich und das Leben voller Leid ist. Als junger Mann verließ er Palast und Familie, um als heimatloser Asket in der Abgeschiedenheit nach einem Weg zur Überwindung des Leids zu suchen. Nach jahrelangem strengem Fasten und Entsagung ohne Erfolg gab er die strenge Enthaltsamkeit auf. Er erkannte, dass übertriebene Askese nicht der richtige Weg war, und ging den „mittleren Weg“. Er meditierte, bis er eines Tages in einen ganz besonderen geistigen Zustand geriet. Plötzlich war ihm alles klar. Er erkannte, wie die Dinge zusammenhängen und wie man sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburten und des Leidens befreit. Das, was er erlebte, wird als „Bodhi“ – „Erwachen“ bezeichnet. So wurde aus Prinz Siddhartha ein „Erwachter“. Seitdem trägt er den Ehrennamen „Buddha“. Seine Erkenntnisse verkündete er den Menschen. Seine Lehre fand zunächst in Indien Anhänger und breitete sich von dort in viele asiatische Länder aus. Die Menschen, die an die Lehre des Buddha glauben, nennen sich Buddhisten.

Verstehe, der Buddha war eigentlich der Königssohn Siddhartha Gautama, der die Ursachen für das Leid der Menschen erkannte und einen neuen Weg fand für ein besseres Leben ohne Wiedergeburt und Leid. A STEHENDERER BUDDHA gt Diese von Steinmetzen geschaffene Skulptur zeigt Prinz Siddhartha nach seiner Erleuchtung. Als d, Buddha trägt er nun ein einfaches Mönchsgewand, gt. seinen weltlichen Schmuck hat er abgelegt. aDie Künstler aus Gandhara arbeiteten diese Buddhan, Figur im 2./3. Jahrhundert aus Schiefer, einem Stein, n. den sie aus nahe gelegenen Steinbrüchen bezogen.

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GESCHICHTE

SIDDHARTHA GAUTAMA Über das Leben des historischen Buddha gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Geschichten über ihn und seine Lehren wurden jahrhundertelang nung nur mündlich m erzählt. Viele Legenden zeugen vom Glauben der Menschen in der damaligen d Zeit. Mehrere Jahrhunderte nach dem Tod des Buddha, etwa im ersten er Jahrhundert vor Christus, wurden Texte aufgeschrieben. Wann er geleb gelebt hat, ist nicht genau überliefert. Einige vermuten in der Zeit von 563 bis 463 vor v Christus, andere von 450 bis 370 vor Christus.

KINDHEIT UND JUGEND KIN In ein einer Vollmondnacht wurde in Lumbini, einem Ort im heutigen Nepal, am Fuße des Himalaya, ein Prinz geboren. Er erhielt den Namen Siddhartha. Das bedeutet „Der seine Ziele erreicht hat“. Mit Nachnamen hieß er Gautama, so wie w die Sippe, in die er hineingeboren wurde. Seine Eltern waren König Sudd Suddhodana und dessen Gemahlin Maya. Sie gehörten der Krieger-Kaste an. D Da sein Vater der Fürst der Shakyas war, wurde Siddhartha nach seiner Erleu Erleuchtung auch Shakyamuni „Weiser aus dem Volk der Shakya“ genannt. Siddh Siddhartha wuchs als Königssohn im Palast von Kapilavastu, der Hauptstadt des Shakya-Reiches, S auf. Er wurde als Krieger erzogen und erhielt Unterricht in der de brahmanischen Religion. Sein Vater hielt jegliches Leid von ihm fern.

VIER AUSFAHRTEN VIE Bei vier v Ausfahrten aus dem Palast begegnete der jugendliche Prinz erstmals dem Leiden der Menschen: Er sah einen Alten, einen Kranken, sogar einen Toten und einen Wandermönch, der Frieden ausstrahlte. Tief beeindruckt von V der Vergänglichkeit des Lebens, vom Leid und vom Gleichmut des Mönchs bega er, an der Beständigkeit seines Lebens im Luxus zu zweifeln. begann

EIN PRINZ Thailand 14 Thailand, 14. Jahrhundert Jahrhundert, Terrakotta

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FLUCHT DES PRINZEN SIDDHARTHA Mit seinem Lieblingspferd Kanthaka entflieht der Prinz dem weltlichen Leben aus dem Palast, um in der Einsamkeit des Waldes auf Wahrheitssuche zu gehen. Zentralasien, nördliche Seidenstraße, 9. Jahrhundert, Wandmalerei

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DER BUDDHA

SIDDHARTHA GAUTAMA ALS ASKET Siddhartha fastete zeitweise so streng, dass er fast starb. Seinem Ziel nach Erlösung vom Leiden kam er aber nicht näher. Daher aß er schließlich wieder und wählte einen sanfteren Weg. Gandhara, 2./3. Jahrhundert, Schiefer

LEBEN ALS ASKET Mit 29 Jahren verließ Siddhartha seine Familie, um nach einem Weg zur Überwindung des Leidens der Menschen zu suchen. Er zog sechs Jahre durch Indien. Dabei traf er Lehrer und Asketen, Menschen, die bewusst ohne Haus und Besitz lebten, streng fasteten und sich auf religiöse Übungen konzentrierten. Er lebte einige Zeit bei ihnen. Jahrelange Askese, Fasten und Entsagung brachten ihm jedoch keine Antworten.

ERWACHEN Siddhartha ging nun seinen eigenen Weg. Er zog sich zurück und übte sich in Meditation, bis er schließlich im Alter von 35 Jahren in tiefer Versenkung unter einem Baum die ersehnte Erleuchtung erlangte: Er wurde sich seiner Vorleben bewusst und begriff, dass er sich in einem Kreislauf befand. Er sah die Ursachen für das Leiden im „Habenwollen“, im Hass, der Gier und der Unwissenheit der Menschen. Er glaubte, dass die Menschen durch die Einsicht in diese Zusammenhänge und durch ein Leben nach acht Regeln den Kreislauf der Wiedergeburten und das Leiden beenden und somit ins Nirvana eingehen könnten. Nun war er der „Buddha“ – der „Erwachte“.

VERKÜNDUNG DER LEHRE Nach seinem „Erwachen“ erklärte er fünf Asketen seinen Weg und seine Lehre, die er die „Vier edlen Wahrheiten“ nannte. Sie wurden die ersten Mönche. So entstand die erste buddhistische Gemeinde. Von da an lehrte der Buddha selbst noch 45 Jahre lang, in denen er als Wandermönch umherzog und viele Anhänger aus allen Schichten gewann.

MEDITIERENDER SIDDHARTHA Hi it t er zurückgezogen ük iin einer i Hier sitzt Berghöhle und meditiert. Zentralasien, nördliche Seidenstraße, 8. Jahrhundert, Wandmalerei

TOD Der Buddha starb mit 80 Jahren und ging endgültig in das Nirvana ein. Kurz vor seinem Tod ermahnte er seine Anhänger, seine Lehre stets anhand ihrer eigenen Erfahrungen zu überprüfen. Nach drei Tagen der Trauer wurde sein Leichnam verbrannt, seine Asche an acht Herrscher in Indien gesandt, die über der Asche Heiligtümer zu seinem Gedenken errichteten.

TOD DES BUDDHA Das Relief zeigt den toten, in Tücher gehüllten Buddha und Trauernde. Gandhara, 2./3. Jahrhundert, Schiefer

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GESCHICHTE

MAYAS TRAUM

MAYAS TRAUM UND DIE TRAUMDEUTUNG Die Königin Maya wird hier im Schlafgemach ihres Palastes gezeigt. Im Traum erscheint ihr ein weißer Elefant, der in sie eindringt. Gandhara, 2./3. Jahrhundert, Schiefer

Nach ihrem Traum hat sie zehn Monate später einen Sohn geboren?

Hier wird Königin Mayas Traum erzählt, mit dem alles anfing. Der zukünftige Buddha sah vom „Himmel der Stillzufriedenen“ die indische Königin Maya, die besonders schön und tugendhaft war, und beschloss, durch ihren Körper wiedergeboren zu werden, so die Legende. Der zukünftige Buddha hatte also schon einmal gelebt? Ja, mehrmals sogar. Er wartete auf das Zeichen seiner Wiedergeburt. Kurz danach hatte die Königin einen Traum. Was träumte sie denn? Dass ein weißer Elefant in ihre rechte Seite eindringt. Komischer Traum. Ja, fand sie auch. Am nächsten Morgen erzählte sie ihn ihrem Mann. Er ließ gleich einen Traumdeuter kommen. Und was sagte der? Dass Maya einen Sohn bekommen wird, der entweder ein großer Herrscher oder ein religiöser Lehrer werden würde. Die beiden Männer links, das sind der König und der Seher.

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MYTHISCHE GEBURT Jetzt zeige ich dir die Geburt von Siddhartha Gautama. Siehst du die Frau in der Mitte? Das ist Maya. Sie steht und hält sich während der Geburt des Kindes an den Zweigen eines Baums fest. Ah, das Kind kommt aus ihrer rechten Seite, genau da, wo im Traum der Elefant war. Der Mann links von Maya, der mit der Kappe, nimmt den Säugling ganz behutsam in ein Tuch auf. Es ist der Gott Indra, der König der Götter. Warum hat Maya das Kind nicht im Palast geboren? Weil sie mit ihrem Gefolge auf dem Weg zu ihrem Elternhaus war, um dort das Kind zur Welt zu bringen. So war es Brauch in Indien. Sie schaffte es jedoch nicht mehr rechtzeitig. Das Kind kam früher und wurde so in einem Wäldchen geboren. Und wer ist die Frau rechts neben Maya? Das ist wahrscheinlich ihre Schwester – sie zog Siddhartha auf, nachdem Maya sieben Tage nach der Geburt starb – oder ihre Dienerin. Gerade erst geboren, soll Siddhartha sieben Schritte in alle Himmelsrichtungen gegangen sein und gesagt haben: „Ich bin der Erste in der Welt, ich bin der Größte in der Welt, ich bin der Einzige in der Welt, ich werde nicht geboren mehr, hinfort gibt’s keine Wiederkehr!“ Was??? Siddhartha war wirklich ein besonderes Kind!

Ja, so hat man sich vor etwa 2500 Jahren die Zeugung und Geburt von Siddhartha vorgestellt. Der Elefant gilt übrigens als ein königliches Tier.

GEBURT VON SIDDHARTHA GAUTAMA Gandhara, 2./3. Jahrhundert, Schiefer

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GESCHICHTE DER GROSSE AUFBRUCH DES PRINZEN SIDDHARTHA Hier siehst du eine bemalte Seite aus einer thailändischen Prachthandschrift. Sie zeigt die Flucht Siddharthas aus dem Palast. Neben Legenden aus dem Leben des Buddha zeigt die Handschrift in vielen Bildern das Wissen über die drei Welten: Götterwelt, Menschenwelt und Unterwelt. Die Prachthandschrift ist fast 32 Meter lang und besteht aus 136 Faltblättern, die ziehharmonikaartig zusammengelegt werden. Sie entstand im Auftrag eines thailändischen Königs mehr als 2000 Jahre nach dem Tod des Buddha. Aus der Bilderhandschrift Traiphum, Thailand, 1767, Deckfarben und Goldtusche auf Papier

SIDDHARTHAS FLUCHT 1 Die Legende berichtet, der Prinz habe in der Nacht heimlich den Palast verlassen, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. 2 Siddhartha, fürstlich gekleidet und geschmückt, sitzt auf seinem weißen Lieblingspferd namens Kanthaka, das ebenfalls prächtig herausgeputzt ist.

3 Damit die Torwächter nicht von den Geräuschen der Hufe geweckt werden, tragen vier Schutzgeister das Pferd.

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4 Die grünhäutige Gestalt vor dem Kopf des Pferdes ist der Gott Indra. In der altindischen Religion galt er als der höchste Gott des Himmels. Auch er hilft Siddhartha bei der Flucht. Hier hält Indra dem Pferd das Maul zu, damit es nicht wiehert.

5 Auch der vierköpfige und vierarmige Brahma begleitet die Gruppe. Mit den beiden vorderen Händen trägt er einen Ehrenschirm als Zeichen für das hohe Ansehen des Fliehenden.

6 Siddharthas treuer Diener Chandaka hält sich am Schweif des Pferdes fest. Später, nachdem

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Siddhartha ein einfaches Gewand angelegt hat, bringt er das Pferd, die königlichen Gewänder und den Schmuck des Prinzen in den Palast zurück.

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MARAS ANGRIFF MARAS ANGRIFF Gandhara, 2./3. Jahrhundert, Schiefer

Hier sitzt Siddhartha tief versunken unter einem Baum. Seine Augen sind halb geschlossen: Er meditiert. Mara, der Herr der Sinneseindrücke, Illusionen, Träume und Wünsche, will ihn mit einem Heer von Dämonen, mit Lärm und Waffen aller Art stören. Er will Siddharthas Erleuchtung verhindern, um seine Macht über ihn und die Menschen nicht zu verlieren. Fies! Welcher ist denn Mara? Das ist der mit dem Schwert in der Hand und dem Fuß auf dem Löwenkopf. Er ist sogar zweimal dargestellt. Siddhartha zeigt keine Angst, auch lässt er sich nicht abhalten. Dann schickt Mara seine drei schönen Töchter. Auch sie können ihn nicht ablenken. Zum Schluss ruft Mara verzweifelt: „Auch wenn du die Erleuchtung erlangst, so wird es niemanden geben, der dies bezeugen kann.“ Da berührt Siddhartha mit der rechten Hand die Erde. Die Erdgöttin erscheint. Siehst du sie, da unten am Sockel? Sie bestätigt seine guten Taten aus seinen früheren Leben und seine religiösen Verdienste. Sie verspricht, Zeugin zu sein. Ein Glück! Mara hat also verloren!

DER BUDDHA UNTER EINEM BAUM Hier ist eine Szene nach der Erleuchtung zu sehen: Unter einem Baum erwachte Siddhartha Gautama aus seiner Unwissenheit. Nun bitten ihn die Götter Indra und Brahma aus Mitleid mit den Menschen, sein Wissen weiterzugeben und damit das Rad der Lehre in Gang zu setzen. Gandhara, 1./2. Jahrhundert, Schiefer

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Staatliche Museen zu Berlin, Karin Schmidl Paul und die Weltreligionen: Buddhismus Gebundenes Buch, Pappband, 64 Seiten, 21,0 x 28,0 cm 100 farbige Abbildungen

ISBN: 978-3-7913-4026-5 Prestel Erscheinungstermin: März 2010