Thomas Mann Der Zauberberg

Thomas Mann Der Zauberberg Es ist kein leichtes Unterfangen, Sie meine Damen und Herren, in einer guten halben Stunde einzuführen in das Stück, das Si...
Author: Nadja Pfaff
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Thomas Mann Der Zauberberg Es ist kein leichtes Unterfangen, Sie meine Damen und Herren, in einer guten halben Stunde einzuführen in das Stück, das Sie heute Abend sehen werden. Es ist ja – einmal mehr, wir haben diesen Umstand an dieser Stelle schon mehrfach besprochen - es ist ja eigentlich gar kein Stück, sondern ein dramatisierter Roman. Wieder wurde ein epischer Text umgesetzt in ein Drama. Wieder wurde ein Medium mit seinen spezifischen Eigenschaften übertragen in ein anderes, dessen Eigenschaften nicht minder spezifisch sind. Nun ist aber Thomas Manns Zauberberg nicht irgendein Roman – es ist DER Roman des 20. Jahrhunderts der deutschen Literatur. Kaum ein anderes Werk, das in epischer Breite alle Facetten des untergehenden Alten Europas aufnimmt, beleuchtet, beschreibt und vor unserem INNEREN Auge entstehen lässt, der Roman greift die tiefsten Lebensfragen auf, die menschliche Entwicklung, ja, das Menschsein schlechthin. Aber eben: all dies entsteht vor unserem inneren Auge, vor dem Auge der Leserin oder des Lesers in seiner inneren Realität. Drama, Theater macht nun diese inneren Vorgänge sichtbar, bringt sie auf die Bühne, macht sie damit auch eindeutig, es sind nicht mehr innere Bilder, es sind äussere Bilder geworden. Die Welt des Zauberbergs, diesen ORBIS PICTUS nun in einem Stück von anderthalb Stunden sichtbar zu machen, ist ein grosses Unternehmen, ein grosses Risiko auch, dem ich nur ein gutes Gelingen wünschen kann. Versuchen wir, das Thema des Zauberbergs in einem Satz wieder zu geben: Der Zauberberg erzählt die Geschichte eines jungen Hamburger Ingenieurs, Hans Castorp, der seinen lungenkranken Vetter, Joachim Ziemssen, besucht auf drei Wochen, von dieser Hochgebirgswelt aber derart gefangen genommen wird, dass er sieben Jahre dort bleibt, eine ungeahnte menschliche Reifung erlebt, alle Höhen und Tiefen des Menschlichen im Intellekt, im Geiste, wie im Körper erlebt und zu einem Humanisten wird, einem Humanisten im Sinne eines allseits gebildeten und erfahrenen Menschen, der seinen Schatten, um mit C.G. Jung zu sprechen, integriert hat. Der Donnerschlag des Ersten Weltkrieges setzt diesem Humanismus, aber auch der Welt „derer hier oben“ ein jähes Ende. Das ist die trockene Fabel dieses Romans, kein Wort von all den Bezügen, die Thomas Mann einwebt in den Teppich des Romans, kein Wort von der Mythologie, der Literatur, die immer wieder in Allusionen erscheint, kein Wort von all den Hintergründen, den doppelten Böden und Bezügen und Hinweisen, die den Roman zu einem der faszinierendsten der Literatur machen. Versuchen wir nun, die Stationen dieser Entwicklung des jungen Hans Castorp nachzuzeichnen in den groben Zügen, erklärend und erläuternd; hie und da, soll ein Hinweis eingeflochten werden auf die Hintergründe und Bezüge. Zuvor aber noch ein Wort zur Welt, in welcher der Zauberberg spielt. Es ist eine hermetische Todeswelt, das Davos des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine Todeswelt, in welcher in den luxuriösen Sanatorien gelebt und gestorben wird. Die Sanatorien sind Inseln eines todgeweihten Lebens, letzte Lebensstationen von Todkranken. In den Sanatorien wird der Tod zelebriert, gefeiert, man lebt ein Leben zum Tode hin, er ist omnipräsent, Gesundheit erscheint ausschliesslich in ihrem Verhältnis zum Sterben. Davos ist ein Schattenreich, wo „Tote sinnlos nichtig wohnen“. Aber ein Schattenreich, eine Unterwelt, auf grosser Höhe. Das ist für das Verständnis des Zauberbergs von ganz grosser Wichtigkeit: Das Sanatorium ist ein Ort des Todes, ein Ort, der dem Leben und seiner

Thomas Mann: Der Zauberberg Nützlichkeit verloren gegangen ist, ein Ort, wo in grossem Luxus ein Leben stattfindet, das eigentlich schon gar keines mehr ist. Davos ist ein Ort der Auflösung, man lebt auf Raten, das Leben ist ein ungedeckter Check. Das ist auch medizinisch so. Die Therapie mit ihren Liegekuren, mit dem stunden-, tage und jahrelangen Liegen im Freien bei jedem Wetter ist medizinisch eigentlich ohne viel Sinn und beruht einzig auf dem Umstand, dass Lungentuberkulose im Hochgebirge weit weniger vorkommt als im Flachland. Die mögliche Heilung beruht auf der fragwürdigen und medizinisch wenig stringenten Hoffnung, dass die Höhenluft die Tuberkulose irgendwann heile, weil die Bewohner des Hochgebirges kaum an Tuberkulose erkranken. Wenn man diese Luft jahrelang einatmet, dann gibt es eine Chance auf Heilung, mehr nicht. Tuberkulose ist – wenn Sie mir diesen medizinischen Dilettantismus erlauben – eigentlich das Gegenteil von Krebs. Krebs ist eine Wucherung, ein Organ hört nicht mehr auf zu wachsen, Tuberkulose löst ein Organ schrittweise auf. Sie kann jedes Organ befallen, ausser dem Herzen, wie Krebs. Die Lunge ist aber am anfälligsten, deswegen wird Tuberkulose als eine Lungenkrankheit angesehen. Sie befällt vor allem junge Menschen, das Lungensanatorium ist bevölkert von jungen Menschen, die krank, ohne viel Hoffnung, ohne zielstrebige und medizinisch relevante Therapie im Luxus dem Leben, in welchem sie Fuss fassen sollten, abhanden kommen und einem ziemlich sicheren Tod entgegen leben. Zudem musste man reich sein, wenn man nach Davos gehen wollte. Die Menschen dort oben waren reich oder zumindest materiell unabhängig, sie entstammten alle einer Oberschicht. Wir treten ein in eine Welt des Luxus’ und des Lotterlebens; diese Menschen waren jung, lebenslustig, todkrank, hatten nichts mehr zu verlieren. Sie führten ein liederliches Lotterleben trotz aller Sanatoriumsordnung, suchten krampfhaft das Vergnügen, suchten krampfhaft die Lebensflamme zu erhalten, solange es ging, mit allen Mitteln. Gieriger Genuss und Ausschweifung waren das, was diese Menschen noch kurze Zeit am Leben erhielt, sie hatten alle Zeit der Welt, weil sie jahrelang hier waren und trotzdem keine Zeit mehr. Weil ihr Leben ungelebt am Verlöschen war. Und wenn der eher unwahrscheinliche Fall eintrat und jemand als geheilt entlassen werden konnte, kamen diese Menschen zurück in das Flachland – zu nichts mehr nütze, nun auch diesem Leben abhanden gekommen, nicht mehr fähig, sich einzufügen in eine bürgerliche Gesellschaft und in einen nützlichen und befriedigenden Beruf. Viele gingen weder hinauf in die Sphäre der Liederlichkeit, der erotischen Libertinage und der grossen Unverbindlichkeit im Luxus. Aber diese Todeswelt war auch im Stande, etwas anderes zu bieten, etwas weit Wertvolleres. Ich habe gesagt, dass es eine hermetische Todeswelt gewesen sei, da oben. Hermetisch gewiss im Sinne der Abgeschlossenheit, aber auch im alchemistischen Sinne der Steigerung. Der Alchemist verwandelt die Materie, um aus Blei Gold zu machen. Aber man würde die Alchemie gründlich missverstehen, nähme man diese Handlungen zum Nennwert. Es sind immer symbolische Handlungen, die Transmutation betrifft immer den Menschen. Er ist das Blei, das, unter hermetischen Bedingungen eben, zu Gold verwandelt wird. Zum Gold einer reifen, integrierten Persönlichkeit, zum Homo sapiens sapiens im besten Sinne. Der Zauberberg – und damit sind wir dem Titel des Romans und des Stücks einen wesentlichen Schritt näher – ist gleichsam die alchemistische, hermetische Retorte, in der Hans Castorp geläutert, veredelt und gesteigert wird zum Humanisten, zum Homo humanus. Nun, meine Damen und Herren, merken Sie wohl, wenn Sie mir diese schulmeisterliche Wendung gestatten, merken Sie wohl, in welcher Ambivalenz diese Re-

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Thomas Mann: Der Zauberberg torte sich befindet. Die Steigerung zum Homo humanus findet statt im Hochgebirge, in der Welt der Krankheit, des Todes und der Liederlichkeit. Damit ist der Rahmen abgesteckt: Hans Castorp wird ausgebildet, er bildet sich zu einer umfassenden Persönlichkeit, aber nicht in der bürgerlichen Welt der Arbeit und der Vernunft, sondern in jener fragwürdig-romantischen Welt des Zauberbergs. Das Ziel seiner Bildung ist nicht das nützliche Mitglied der menschlichen Gesellschaft, die Weltfahrt seiner Bildung führt nicht am Schluss zur Bewährung, welche ja recht eigentlich diese Weltfahrt erst rechtfertigen würde. Hans Castorp ist nicht zu vergleichen mit den anderen Helden des Bildungsromans der deutschen Literatur, welche durch Erfahrung gesteigert werden zur Bewährung in dieser Welt. Goethes „Wilhelm Meister“ etwa, der auch durch eine Zauberwelt geht, nämlich durch diejenige des Theaters, wird am Schluss zu einem Wundarzt, zu einem Diener an der Gesellschaft. Der „Grüne Heinrich“ desgleichen, nach seinen romantischen Wanderungen wird er zum Staatsschreiber. Beim Helden von Stifters „Nachsommer“ ist es nicht anders. Hans Castorp aber ist am Schluss ein Homo humanus in einer Welt der Liederlichkeit, der Krankheit und des Todes. Als er den Zauberberg verlässt, gerät er in das allumfassende Weltfest des Todes, in den Ersten Weltkrieg, seine Spur verliert sich in den Schützengräben der Westfront. Der Zauberberg ist eben auch ein Zeitroman, ein Zeitroman in doppeltem Sinne. Er hat die Zeit zum Gegenstand einerseits, die Zeit , mit der die Patienten grosszügig und liederlich umgehen, die Zeit im Sanatorium, die stehen bleibt und gleichzeitig rasend schnell fliesst, die Zeit in ihrer Relativität. Andererseits gestaltet der Zauberberg auch die Zeit des alten Europas, er charakterisiert und gestaltet auch das ausgehende 19. Jahrhundert. Das alte Europa ist das umfassende Davos des Todes, der Krankheit und der Liederlichkeit, das aber auch Menschen zu bilden weiss, zu grossen Persönlichkeiten, für deren Wirken aber in diesem Sanatorium Europa eigentlich gar kein Platz und kein Bedarf mehr ist. Das Lungensanatorium ist eine Allegorie auf das alte Europa, das mit dem Donnerschlag des Ersten Weltkrieges endgültig, unwiderruflich und brutal zu Ende geht. Was sind nun aber die Mächte, die Hans Castorp bilden? Womit gelangt er in der Retorte des Zauberbergs in Beziehung, was ihn hermetisch zum Homo humanus steigert? Ich will Ihnen die Stationen aufzeigen, ungefähr so, wie sie heute Abend auch auf der Bühne erscheinen und sichtbar gemacht werden. Es ist die Genialität des Erzählers Thomas Mann, dass es ihm immer gelingt, alles, was geschieht, bedeutend zu machen. Das Sanatorium ist ein Sanatorium, aber es ist auch eine Allegorie auf das Alte Europa. Das Fieberthermometer ist eben ein Gerät, um Fieber zu messen, aber ist auch Mercurius, Quecksilber, der römische Hermes, es wird dadurch auch zu einem Symbol für die hermetische Steigerung, die Hans Castorp mehrfach täglich gleichsam in den Mund nimmt. Es ist alles zweideutig hier oben! Diese Erkenntnis müssen Sie sich den ganzen Abend vor Augen halten! Das Geniale aber an dem Roman ist es nun, und es ist dies überhaupt das Geniale am Erzähler Thomas Mann, dass man den Roman durchaus auch eindimensional lesen kann, mit grossem Genuss, man nimmt dann die Vorgänge, die erzählt werden, einfach als Geschichten aus Davos. Ich erinnere mich, den Zauberberg zuerst so gelesen zu haben, vor vielen Jahren, ohne viel Ahnung von den Hintergründen. Bei einer zweiten Lektüre – und Thomas Mann empfiehlt ausdrücklich die mehrmalige Lektüre – beginnen einem die doppelten Böden, die Bezüge langsam aufzugehen, aber auch hier je nach Disposition. Der eine Leser wird die historischen Zeitbezüge im Vordergrund sehen, ein anderer die medizinischen, die mythologischen, die esoterischen Bezü-

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Thomas Mann: Der Zauberberg ge. Ein Roman kann das - das epische Medium erlaubt die Gleichzeitigkeit der verschiedensten Aspekte. Das dramatische Medium erlaubt diese Gleichzeitigkeit nicht oder nur sehr beschränkt. Die Bühne macht sichtbar und das verlangt Eindeutigkeit. Wie sehr es der heutigen Inszenierung gelingt, die Ambivalenz aller Dinge sichtbar zu machen, wird sich zeigen. Das erste, was Hans Castorp steigert, ist das Bewusstein von Krankheit und Körper. Er erkennt, dass Leben vom Tode begrenzt ist, dass Leben und Tod zusammen gehören. Das ist ein Faszinosum, dem er nicht ausweichen kann. War bisher für ihn als Flachländer das Leben eine Selbstverständlichkeit, ein So-Sein, so wird ihm hier oben bewusst, dass alles Leben vom Tod bestimmt ist, dass es auf den Tod hinsteuert, dass Leben ohne Tod nicht denkbar ist. Diese Erkenntnis prägt ihn in einer Weise, die ihn veranlasst, den Zauberberg sieben Jahre nicht mehr zu verlassen; letztlich ist es das Gewahrwerden der eigenen Sterblichkeit und der Sterblichkeit allen Seins, das ihn auf die Bahn der ungeahnten Steigerung schickt. Er spürt, dass der Tod das Leben adelt, ihm Exklusivität verleiht, Einzigartigkeit. Er sieht in den kranken Menschen dadurch gleichsam Adelige, die, weil sie dem Tode näher stehen, einzigartig sind. Mit der Beschäftigung mit dem Tode, dem Vorgang des Sterbens, mit der Auflösung beginnt seine Bildung und Steigerung. Hans Castorp überwindet diese Todestrunkenheit nicht, obwohl er im Roman einen Ansatz zur Überwindung fasst. Er bleibt dem Tode verbunden, bis er selbst im grossen Weltfest des Todes sein Ende findet. Dass es nur die Überwindung der Todessehnsucht wäre, die ihn zu einem wirklichen Homo humanus machen würde, soweit kommt er nicht. Soweit kommt auch das Alte Europa nicht, es löst sich auf im Krieg, wie Hans Castorp. Hans Castorp wird als erstes selber krank. Er adelt gleichsam sein Leben, indem er sich auf den Tod einlässt, sein eigenes Leben durch die Krankheit auf den Tod und die Auflösung hin ausrichtet, ihm den Todesaspekt beifügt. Durch das Finale treten alle Lebensäusserungen in ein neues Licht, in das Lichte einer Steigerung in das Metaphysische, in das Jenseitige, aber auch ins tief Zweideutige. Die Todessehnsucht und –verbundenheit ist aber immer auch eine Steigerung ästhetischer Art. Die rauschhafte Todessehnsucht ist Ästhetizismus. Mit den berühmten Worten August von Platens: „Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, ist dem Tode schon anheim gegeben.“ Hans Castorp wird auf dem Zauberberg auch zu einem Ästheten. „Mein Gott, ich sehe!“ sagt Castorp, als ihm der Röntgenapparat einen Blick in das Innere seines Vetters erlaubt. Er wird gewahr, dass der Körper der sterbliche Teil des Menschen ist, er wird gewahr, dass er selbst sterblich ist. Das „LeibSeele-Problem“ wird ihm beim Durchleuchten des Körpers schlagartig klar. Es wird ihm klar, dass der Geist in einem Körper wohnen muss, einem Etwas, was sterben wird. Castorp beginnt nun, biologische und anatomische Studien zu treiben, mit dem Ziel, den Körper als System zu verstehen. Zu verstehen, worauf der Geist sich einlässt, wenn er im Körper wohnt. Aber auch diese Studien sind bestimmt vom Tode, letztlich von einer Todessehnsucht. In Gesprächen mit dem Chefarzt, dem Hofrat Behrens, sucht er diese Studien zu festigen. Anhand eines Porträts, vom als Maler dilettierenden Arzt gemalt, setzt dieser Hans Castorp auseinander, dass Leben letzten Endes nichts anderes sei als Sterben, alle Lebensprozesse seien

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Thomas Mann: Der Zauberberg eine „déstruction organique“, Auflösung, Sterben ist das Movens des Lebens. Der Arzt wird damit zum Höllenfürst, Phlegeton oder Rhadamanthis, der über den Auflösungsprozess des Lebens herrscht, als Schattenfürst. Das Verhältnis zum Tode bestimmt auch Castorps Verhältnis zum anderen Geschlecht. Er verliebt sich in die kranke Russin Clawdia Chauchat – Clawdia, die Geschlossene, auch wieder ein Hinweis auf die hermetische Retorte – Frau Chauchats Körper ist krank, sie zu lieben ist Todessehnsucht, die Liebe Castorps zu dieser Frau ist nicht die Liebe des Flachlands, die Liebe zu einem „Gänschen“, wie er sagt, deren Zweck die Familiengründung ist, die Erhaltung der Art, eben genau jene notwendige Überwindung des Todes. Es ist eine unvernünftige, eine verbotene Liebe zu dieser Frau, tief fragwürdig, tief menschlich auch. Zudem ist Frau Chauchat noch eine Kirgisin, eine Asiatin also, lasziv und ohne Aufklärung, sie lässt liederlicherweise die Glastüre scheppernd ins Schloss fallen und dreht am Tisch unartigerweise Brotkugeln, ein Verhalten, dass Liebe zu ihr noch weit fragwürdiger, weil unbürgerlicher macht. Hans Castorp sucht keine Beziehung zu ihr, jedes Gespräch vermeidet er, weil ein gesellschaftlicher Verkehr Bürgerlichkeit wäre, Leben. Er ist mit ihr verbunden durch den Eros Thanatos, er will sie nicht kennen, es sei denn ein Erkennen im biblischen Sinn. Er sucht in dieser Liebe nicht die irdische Erfüllung, er sucht den Liebestod, die Auflösung in der Ekstase, die rauschhafte Vereinigung, nach der es keine Fortsetzung mehr geben kann, Tristan und Isolde, den Liebestod, „ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust“ – um mit Richard Wagner zu sprechen. Diese rauschhafte Vereinigung gewährt ihm Frau Chauchat in der Faschingsnacht, im Karneval, in der Walpurgisnacht, wo die letzten bürgerlichen Schranken, die auch hier oben noch gelten, aufgehoben sind. In der Nacht, wo die Welt der Unverbindlichkeit in sich noch einmal potenziert wird, wagt Hans Castorp, sich Frau Chauchat zu nähern. Er leiht sich einen Bleistift aus von ihr, um bei dem Karnevalsspiel des Schweinchen-Zeichnens mitzumachen. Die Sexualsymbolik ist unübersehbar, Frau Chauchat fordert ihn am Schluss zu einer Liebesnacht auf, indem sie von ihm die Rückgabe des Bleistifts fordert: „N’oubliez pas de me rendre mon crayon!“ Am nächsten Tag reist sie ab, lässt Castorp allein hier oben, er wird Jahre auf sie warten. Der tief zweideutige Oberarzt Dr. Krokowsi untersucht Hans Castorps todesverbundene Liebe gleichsam in seinen sie paraphrasierenden Vorträgen. Er treibt „Seelenzergliederung“, worunter wir wohl eine Vorform der Psychoanalyse verstehen können. In zweideutigen und von Lüsternheit nicht freien Vorträgen erklärt er die Krankheit als fehlgeleitete Liebe. Alle Krankheit ist verwandelte Liebe, Liebe ist ihm eine todesverbundene Erotik, sie wird zum Eros thanatos, der sich – wenn ihm der bürgerliche Weg der bürgerlichen Erfüllung nicht offen steht, seinen Weg zum Körper sucht und dort die Krankheit „festlich“ – wie Thomas Mann sagt – ausbrechen lässt. Die Welt der Todessehnsucht hat nun aber ihren Gegenpol. Herr Settembrini, Ludovico Settembrini ist der grosse Aufklärer, er ist es, der in Hans Castorps Krankenzimmer tritt, um in der Dämmerung das Licht anzuzünden, in einem symbolischen Akt in das Leben und Lieben Castorps das Licht der Vernunft zu entzünden. Settembrini stellt die Vernunft über alles, das todesverbundene Sanatorium ist ihm letztlich ein Gräuel, ein Ort der Verwesung, der Körper ist ihm ein notwendiges Übel, den Geist zu tragen, die Krankheit Gegenstand der Verachtung. Er fristet ein ärmliches Schriftstellerdasein, das Wort ist ihm das höchste, Sprache der Ausdruck der höchsten menschlichen Fähigkeit zur Vernunft und

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Thomas Mann: Der Zauberberg zur Schönheit. Er ist der homme de lettre, der Literat, durch ihn lernt Castorp die Literatur als Bildungsmacht kennen. Settembrini stellt immer wieder die literarischen Bezüge her. Krankheit und Tod sind für Settembrini widernatürliche Mächte, die es zu bekämpfen gilt. Alles, was den Menschen wegzieht von der Vernunft, der Schönheit in der Arbeit und der Gesundheit, bekämpft er aufs bitterste. Musik ist ihm politisch verdächtig, weil sie den Menschen einlullt, seine Aufmerksamkeit herabsetzt und ihn damit in seiner Menschenwürde schmälert. Die Patienten aus Asien sind „Parther und Skythen“, er verachtet sie, weil sie ohne Aufklärung geblieben sind und geisselt sie wegen ihres grosszügigen und liederlichen Zeitverbrauchs. Voltaire, der im Namen der Vernunft gegen das Erdbeben von Lissabon protestiert hatte, gegen diesen Unfug der Natur, Voltaire ist sein Vorbild, die grossen italienischen Aufklärer sind ihm Massstab. Als echter Aufklärer ist Settembrini aber auch – das liegt in der Natur der Aufklärung – ein echter Pädagoge. Er sucht Hans Castorp unermüdlich zur Vernunft zu bringen, ihn loszulösen von der Krankheit und der Todesverbundenheit. Er fordert ihn auf, bereits am ersten Abend, gleich wieder abzureisen, weil er spürt, dass hier ein junger Mensch dem Flachland, dem Beruf, dem Staate verloren zu gehen droht. Er sucht Klarheit und immer wieder Licht in das Dunkel zu bringen, die Fackel der Aufklärung zu entzünden, Hans Castorp mündig zu machen, ihn aus dem Hindämmern in der Todeswelt zu erretten. Castorp jedoch bleibt von den pädagogischen Bemühungen Settembrinis weitgehend unberührt. Er bleibt resistent gegen die Vernunft und die Aufklärung, zu sehr ist er der Weltflucht und der Schönheit im Sterben verhaftet. Er findet Settenbrinis Bemühungen „hörenswert“. Sie dienen ihm, seine humanistische Bildung zu fördern. „Placet experiri“, es gefällt mir, Versuche anzustellen, ist sein Wahlspruch. Er erkennt den heiligen Ernst, den Settembrini beflügelt, nicht – und es bleibt zu fragen, ob der heilige Ernst wirklich so heilig ist. Auch Settembrini ist krank, auch er ist hinauf- oder hinab gezogen, wo „Tote sinnlos nichtig wohnen“, er ist der Aufklärer im Totenreich. Es bleibt zu fragen, ob der Aufklärer an diesem Ort wirklich mehr ist als blosse Dekoration, ob die Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in ihrem Taumel dem Krieg entgegen, überhaupt noch Platz und Bedarf hat für die Aufklärung, ob diese Aufklärung nicht letztlich nicht mehr ist für sie als Schlaffheit und schönes Wort. Settembrini löst Hans Castorp nicht aus dem Venusberg, er bricht den Zauberberg nicht auf. Auch Settembrini hat seinen Gegenpol: den Jesuiten Leo Naphta. Leo Naptha ist Vertreter des tiefsten Mittelalters, des Gottesurteils, der Reaktion, des Zweckes, der alle Mittel heiligt. Geist ist für ihn Krankheit, Vernunft Fassade, Spiegelfechterei. Krankheit macht den Menschen vornehmer, als es alle Gesundheit könnte. Genie ist Krankheit und der Fortschritt, den Settembrini über alles verherrlicht, ist allein diesem Kranken, dem Genie zu verdanken. Ihm ist die Einfalt des Kindes, das glaubt, die Sterne seien nichts als Löcher im Himmelszelt, durch welche die ewige Klarheit scheine, diese Einfalt ist ihm tausendmal lieber als das Geschwätz, das sich als Wissenschaft vom Weltall ausgibt. In unendlichen, endlosen, ermüdenden – auch für den Leser ermüdenden – Gesprächen, Disputen, Auseinandersetzungen streiten Naphta und Settembrini um Fortschritt gegen Mittelalter, um Krankheit und Gesundheit, um Vernunft und Repression, um Freiheit des Menschen im Geiste und Knechtung und Terror, um Gott und die Welt. Die Dispute Naphtas und Settembrinis sind ziellos, ohne Aussicht auf Einigung, oft vertritt nach endlosem Wortstreit der eine die Position des

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Thomas Mann: Der Zauberberg anderen. Es ist die grosse Konfusion der Standpunkte, der Stillstand des Fortschritts in einer tragischen Sackgasse des Denkens. Hans Castorp findet dies alles hörenswert – placet experiri – Schlüsse für sich und das praktische Leben zieht er keine daraus. Er überlässt sich den wechselnden Erkenntnissen, den wechselnden Meinungen. Er bleibt – einmal mehr – der Todeswelt verhaftet, wartet auf seine Frau Chauchat, auf seine unvernünftige, unverbindliche Liebe und hört Musik! Musik ist eine grosse Bildungsmacht auf dem Zauberberg. Musik ist die grosse Verführerin. Hans Castorp taucht ein in diese Verführung. Thomas Mann wird später – zwanzig Jahre später – diesen Gedanken der Verführung durch Musik noch einmal grundlegend gestalten, in seinem Alterswerk „Doktor Faustus“. Er wird den grossartigen Versuch machen, den Faschismus, die Tatsache, dass Deutschland vom Teufel geholt wurde, zu erklären mit dem deutschen Wesen, mit des Deutschen Verhältnis zur Welt, welches – wie er sagt, „abstrakt und mystisch, also musikalisch“ sei. Musik ist abstrakt, sie folgt genauen und logischen Gesetzen, ihre Wirkung aber ist mystisch, die Wirkung verführt, Musik ist eine abstrakte Verführerin. Aus der Dialektik von Abstraktion und Mystizismus erklärt Thomas Mann den Faschismus. Dieser Gedanke ist im Zauberberg schon da. Hans Castorp ist gebannt von der Raffinesse letztlich, dass Musik zweideutig ist, wie alles hier oben. Sie verführt in die Todeswelt und die Auflösung, ist selber aber höchst strukturiert. Er ist fasziniert von der Tatsache, dass eine strenge Struktur in jene Tiefen der Todessehnsucht hinauf oder hinab führen kann, dass das Formlose, das er sucht und liebt, durch eine strenge Form zu Stande gebracht wird. Musik ist Zweideutigkeit als System. Nun liest sich der Zauberberg auf weite Strecken wie Wagners „Tristan“, zweiter Akt: „Stürben wir um ungetrennt ewig einig, ohne End ohn Erwachen, ohn Erbarmen namenlos in Lieb umfangen, ganz uns selbst gegeben, der Liebe nur zu leben“ oder „Ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust“. Das ist höchste Zauberberg– Musik. Nun verzichtet Thomas Mann aber gänzlich auf Wagner. Wagner hört Hans Castorp nicht. Trotzdem ist seine Musik omnipräsent auf dem Zauberberg, Wagner ist Zauberbergmusik, wie sie das ganze Werk von Thomas Mann durchzieht. Die ringende Chromatik der Tristan-Harmonik ist immer da. Warum Thomas Mann auf Wagner verzichtet, wäre interessant, würde aber hier zu weit führen. Hans Castorp hört andere Musik. Er hört den Schluss von Verdis „Aida“. Radames und Aida sind soeben eingemauert worden: „O terra addio, addio valle di pianti Sogno di gaudio, che in dolor svani!” Aida und Radarmes singen in seliger Melodik sich einem grässlichen Sterben entgegen, einem Sterben, das allein ihrer Liebe Raum geben kann. Hans Castorp aber hört vor allem Schubert: „Am Brunnen vor dem Tore“, die Nummer 5 aus der Winterreise, jenes grossartig zweideutige Lied, das in seiner Melodik tatsäch-

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Thomas Mann: Der Zauberberg lich zum Volkslied geworden ist, Sie kennen es alle. Andererseits aber spricht es von nichts anderem als von der Sehnsucht nach dem Tode. „Und immer hör ich’s rauschen, du fändest Ruhe dort!“ Was in diesem Lied zum Ausdruck kommt, ist vielleicht die Botschaft des Zauberbergs, in ihrer höchsten und zugleich anschaulichsten Form. Das Volkslied, bekannt, eingängig, vertraut und geliebt, alltäglich schon fast - aber hinter ihm steht der Abgrund, der Tod, die Auflösung und der Wunsch des Sterbens. Die abgründige Welt zu kennen, zu lieben, mit ihr zu leben, ohne sie aber bestimmend werden zu lassen, das wäre das Ziel von Hans Castorps Bildung. Zu wissen, dass der Tod, die Auflösung hinter allem steht, das zu wissen, ohne sich von ihm bestimmen und rettungslos faszinieren zu lassen, das wäre die hohe Form des Humanismus, wie ihn Castorp am Schluss vielleicht erreicht. So wie das Lied vom Lindenbaum, in dem Tod und Auflösung als zum Leben gehörig hingenommen werden, ohne zu zerstören. Hans Castorp erreicht diese Höhe. Im SchneeTraum, als er auf einer Skitour in einen Schneesturm gerät und nur durch Glück überlebt, hat er einen Traum, der in der Erkenntnis gipfelt: „Der Mensch soll um der Liebe und Güte willen, dem Tod keine Herrschaft einräumen über die Gedanken!“ Das wäre der Höhepunkt, der Schluss, mit dieser Erkenntnis und dieser Erfahrung ausgerüstet, wäre der Gang ins Flachland angezeigt, die Anwendung müsste folgen, Castorp müsste als Schiffbauingenieur ein Diener der Menschheit und des Fortschritts werden. Aber diesen Schritt schafft er nicht. Er kehrt zurück in das Luxussanatorium, kehrt zurück in die Morbidität. Weiter lässt er sich bilden und verwirren von den Streitgesprächen zwischen Naphta und Settembrini; findet diese weiterhin hörenswert, obwohl sie regelmässig in Aporien und in der grossen Konfusion enden. Naphta und Settembrini zerstreiten sich derart, dass es zum Duell kommt. Im Angesicht des Todes erschiesst sich Naphta jedoch selbst, weil er inne wird, dass es eines ist, den Terror zu predigen, ein anderes jedoch, ihn zu verwirklichen. Frau Chauchat kehrt endlich nach Jahren zurück, aber anders als es sich Hans Castorp gewünscht und erhofft hatte. Sie kehrt zurück mit einem schwerreichen Kaffeekönig aus den Kolonien: Mynheer Peeperkorn, einer imposanten und ehrfurchtsgebietenden Persönlichkeit. Neben ihm verzwergen die Streithähne Naphta und Settembrini. Hans Castorp ist fasziniert von Peeperkorn, er begegnet seiner letzten Bildungsmacht: der grossen Persönlichkeit. Peeperkorn ist eine grosse Persönlichkeit, aber eigentlich nur deren äussere Form, kraft seiner Grösse, kraft auch seines Geldes und seines keinen Widerspruch duldenden Auftretens. Er lehrt das Gefühl, wie Settembrini die Vernunft lehrt und Naphta den Terror, so lehrt Peeperkorn die Heiligkeit des Gefühls. Gefühl ist alles – ein Versagen vor dem Gefühl ist todeswürdig. Alles ist Rausch, Gefühl, Schmerz und Hingabe. Dabei ist Peeperkorn nicht im Stande einen Satz zusammenhängend auszusprechen. Alles bleibt im Vagen, im Nebelhaften. Er tritt auf als eine Christus-Figur und feiert mit den Patienten des Sanatoriums das letzte Abendmahl. Am Schluss nimmt er sich das Leben, weil er als Mann versagt hat, als Mann vor dem Gefühl. Hans Castorp reist nicht ab, er bleibt auch jetzt, dem Leben verloren auf dem Zauberberg. Sein Vetter, Joachim Ziemssen, den er eigentlich vor vielen Jahren für drei Wochen hatte besuchen wollen, ist längst gestorben. Dann erfolgt der Donnerschlag – die Todeswelt des Alten Europa bricht zusammen, die grosse Konfusion wird allgemein, der Erste Weltkrieg bricht aus. Das Sanatorium wird aufgelöst, Hans Castorp muss abreisen, zurück ins Flachland, nicht als Ingenieur, sondern als Soldat, nicht seinem Vetter, dem Offizier, ist es vergönnt, in den Krieg zu ziehen, sondern ihm, dem Zivilisten – er wird Soldat.

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Thomas Mann: Der Zauberberg Wir treffen ihn noch einmal auf den Schlachtfeldern Flanderns, ein Soldat unter Tausenden, deren Menge nur dazu da ist, dass es Tausende bleiben, auch nach dem Angriff. Als wir ihm begegnen, hat er den „Lindenbaum“ auf den Lippen, das Volkslied, Ausdruck einer integrierten und menschlichen Todesverbundenheit – einer Menschlichkeit und Integration, die im Krieg niemand mehr will, für die es keinen Platz mehr gibt. Hans Castorp ist ein homo humanus geworden. Aber die Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts kennt diesen Humanismus nicht mehr. Das Alte Europa geht unter, mit ihm die Welt der Romantik, aber auch die Welt der Aufklärung, alles geht unter. Die Massstäbe gehen verloren. Und es mag am Schluss angezeigt sein, ganz kurz sich zu vergegenwärtigen, was denn alles für Massstäbe verloren gehen mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Wir können dieses Verlorengehen als einen Verlust ansehen, aber im Verlust und im Ende liegt immer auch der Anfang um Neuen. Verloren gehen die Massstäbe in der Physik: Einstein veröffentlicht die Relativitätstheorie, Zeit und Raum – zwei so wichtige Elemente des Zauberbergs – sind nicht mehr absolut. Verloren gehen die Massstäbe in der Bildenden Kunst: Es treten die ersten abstrakten Bilder auf, die Gegenständlichkeit und damit die Mimesis sind nicht mehr Richtschnur für die bildende Kunst. Verloren gehen die Massstäbe in der Musik. Die Tonalität löst sich auf, an ihre Stelle tritt die Atonalität, später die Zwölftontechnik. Verloren gehen aber auch die Massstäbe in der Politik – Europa sieht nach dem Ersten Weltkrieg anders aus. Verloren gehen aber auch die sprachlichen Massstäbe. Sprache beginnt zu versagen vor der Wirklichkeit. Hofmannsthal schreibt das berühmte Wort, dass ihm die „die Worte im Munde zerfallen, wie modrige Pilze“. Der Zauberberg sucht auf seine Art eine Analyse der Zeit, die diesem Donnerschlag vorausgeht und ihn vorbereitet. Als Thomas Mann den Roman schreibt – in den zwanziger Jahren – ist das Neue, das aus dem Verlust steigen kann, noch nicht klar sichtbar. Der Roman schliesst mit den vorsichtigen Worten: „Wird aus diesem Weltfest des Todes einmal die Liebe steigen?“ Es erwartet Sie ein Abend mit hohem Anspruch, meine Damen und Herren, es erwartet Sie die Dramatisierung eines der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts. Ich hatte das Glück, die Bühnenfassung lesen zu können. Und ich meine, dass den beiden Autoren Vera Sturm und Hermann Beil die unlösbare Aufgabe, diesen Roman für die Bühne zu bearbeiten, sehr gut gelungen ist. Und ich freue mich auch, dass das Stadttheater Langenthal mit dem heutigen Abend den fünfzigsten Todestag von Thomas Mann feiert. Ich wünsche Ihnen einen guten Abend mit den Versen aus Goethes Faust, der im Zauberberg auch eine grosse Rolle spielt, die wir jetzt ausser Acht gelassen haben. Es mag Ihnen in der grossen Konfusion ein Leitfaden sein. Mephisto sagt zu Faust in der Walpurgisnacht: „Der Berg ist heute zaubertoll, und wenn ein Irrlicht euch die Wege weisen soll, so müsst ihrs so genau nicht nehmen!“

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Thomas Mann: Der Zauberberg

10. November 2005

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