Tempel Geumsunsa Projekt 130+

Tempel Geumsunsa Projekt 130+ Einmal nach Südkorea, das war schon immer unser Traum. Im August 2013 war es dann soweit. Wir fliegen nach Seoul! Wir, d...
Author: Karl Beutel
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Tempel Geumsunsa Projekt 130+ Einmal nach Südkorea, das war schon immer unser Traum. Im August 2013 war es dann soweit. Wir fliegen nach Seoul! Wir, das ist ein Geschwisterpaar (18, 20) aus Berlin. Wir hatten uns im Rahmen des Projektes der 130+ Deutsch-Koreanischen Freundschaft für einen Templestay im Tempel Geumsunsa, Seoul entschieden. Da wir sehr interessiert an der buddhistischen Kultur dieses Landes waren, wählten wir das zweitägige Mitmachprogram am Wochenende. Wie vorher mit unserem koreanischen Partner (einem Deutschstudenten) per E-Mail vereinbart, trafen wir uns am frühen Nachmittag vor dem Gyeongbokgung Palast. Ein wunderbarer Zufall war es, das genau zu diesem Zeitpunkt am Tor eine Wachzeremonie stattfand. Es war ein atemberaubendes Spektakel, Männer in den bunten Kostümen der alten Wächter liefen über den Platz, um ihre Posten mit ernster Miene am Tor einzunehmen.

Aber bald darauf eröffnete sich uns ein Problem: Es waren nun so viele Menschen dort, wie sollten wir unseren Projekt-Partner finden? Wir hatten vorher keine Fotos ausgetauscht, also verließen wir uns darauf, dass wir auffällig genug aussahen, damituns unser Partner uns erkennen würde. Dies war zum Glück auch der Fall und schon bald gesellte sich ein junger Koreaner zu uns. Da wir uns schon etwas über E-Mail unterhalten hatten, fanden wir schnell ein Gesprächsthema, er fragte uns über unseren bisherigen Aufenthalt in seinem Land aus und wir ihn über sein Deutsch-Studium. Dann machten wir uns gemeinsam auf dem Weg zum Tempel.

Nach einer ca. 20 minütigen Busfahrt erreichten wir den Mt. Bukhansan Nationalpark. Obwohl wir wussten, dass der Tempel nicht weit von der City entfernt war, waren wir doch etwas überrascht. Ein Nationalpark mit Wäldern und Bergen, mitten in der Hauptstadt Seoul.

Da wir jedoch etwas früh dran waren, entschieden wir uns für einen kurzen Stopp in einem Restaurant an der Straße, am Fuße des Berges. Wir wollten uns stärken, bevor wir uns auf den Weg nach oben machten. Der Restaurantbesitzer war äußerst nett, wie fast alle Koreaner, und nach einer kurzen Unterhaltung, die uns unser Partner übersetzte, fanden wir heraus, dass seine Tochter mit einem deutschen Mann verheiratet ist. Als er das erfuhr, spendierte er uns eine Flasche Makgeolli,koreanischer Reiswein. Nach einer kurzen Pause verabschiedeten wir uns und machten uns wieder auf den Weg. Der Weg ging an manchen Stellen ziemlich steil bergauf, was unseren Trip recht anstrengend machte. Andererseits waren wir immer noch so fasziniert davon, dass es einen solchen Ort mitten in Seoul gab, dass wir nur mit Staunen beschäftigt waren und auf die müden Füße nicht achteten. Auch unterhielten wir uns viel mit unserem Partner, er war sehr neugierig und fragte uns viel über Deutschland. Nach weiteren 15 Minuten Laufen erreichten wir das Eingangstor vom Geumsunsa Tempel.

Wir hatten schon Fotos von koreanischen Tempelanlagen gesehen, aber noch nie eine betreten. Der erste Eindruck war wunderschön. Bei Geumsunsa handelt es sich um einen kleinen Tempel mit fast 600 jähriger Geschichte. Die einzelnen Häuser stehen leicht verstreut an den Berghängen und mitten durch die Anlage fließt ein kleiner Bach. Der Turm mit der großen Glocke, die Buddahallen und der Empfangsbereich waren wunderbar bemalt, in bunten Farben, wobei grün/blau dominierte, unsere Betreuerin erklärte uns später das dies die Farbe von Wasser darstelle und die Gebäude vor Feuer schütze.

Nachdem wir uns angemeldet hatten trennten sich fürs erste unsere Wege, da Männer und Frauen in verschiedenen Häusern untergebracht waren. Wir ausländischen Frauen bezogen ein Haus etwas weiter oben am Berg, direkt neben dem Bach. Nun war es Zeit sich etwas frisch zu machen, die Tempelkleidunganzuziehen und sich kurz auszuruhen. So lernten wir auch die anderen Frauen in unserem Haus kennen,mit denen wir uns sehr schnell gut verstanden, auch wenn sie aus den unterschiedlichen Teilen der Welt stammten: Amerika, Canada und sogar aus den Niederlanden. Gegen 15:30 fanden sich dann alle Templestay-Teilnehmer in der Empfangshalle ein. Hier wurden uns Verhaltensregeln, das Programm und einige andere Dinge erklärt. Auch übten wir die korrekten Verbeugungen. Das Programm sah in etwa wie folgt aus: Samstag: 15:00~15:30 : Ankunft 15:30~16:00 : Einführung und Tempelmanieren 16:00~17:30 : Temple-Rundgang 18:00~18:30 : Abendessen 18:45 : Läuten der Glocke 19:00~19:30 : Abendliches buddhistisches Gebet 19:30~21:00 : Meditation und die 108 Verbeugungen 21:00~ : Schlafenszeit Sonntag: 04:30 : Aufstehen 04:45 : Läuten der Glocke

05:00~05:20 : Morgendliches buddhistisches Gebet 05:20~06:00 : Meditation 06:00~06:50 : Freizeit 06:50~08:10 : Baru Gongyang (traditionelles, monastisches Frühstück) 08:30~09:30 : Arbeit 09:30~10:30 : Bergsteigen auf dem Mt.Bukhansan 10:30~11:50 : Gespräch mit einem Mönch bei Tee 12:00~12:50: Mittagessen & und Kommentare schreiben 13:00~: Schlusszeremonie

Für die Tempelführung wurden die Teilnehmer in Koreaner und nicht Koreaner eingeteilt, damit es keine Verständigungsprobleme gibt, was wir etwas schade fanden, da wir so von unserem Partner getrennt wurden. Uns wurde alles auf Englisch erklärt. Bei dem Rundgang wurden uns alle Gebäude gezeigt und deren Funktion erklärt, wo die Mönche leben und wo gebetet wird. Auch wurden uns einige grundlegende Dinge über den Buddhismus erklärt. Als wir die Buddhahallen betraten zogenwir unsere Schuhe aus undverbeugtenuns vor Buddha, so wie es auch die Mönche tun. Auch wurde uns erklärt, dass Besucher die Halle immer von der Seite betreten, nur die Mönche von Hinten.

Es war ein toller Augenblick wie wir alle vor den Statuen standen und einfach nur gestaunt haben. Die Wandgemälde, die Statuen und die Altäre… atemberaubend schön. Es ist ein großer Unterschied, ob man so etwas auf Fotos sieht oder selber mitten drin steht. Es ist nicht nur der Anblick, sondern auch ein Gefühl der Ruhe. Danach hatten wir noch etwas Zeit bis zum Abendessen, also trafen wir uns mit unserem Partner und erkundeten die Umgebung. Wir kletterten in eine kleine Grotte hinab und folgten dem Bachlauf ein kurzes Stück. Dabei unterhielten wir uns über viele verschiedene Dinge, lachten viel und lernten auch neue Dinge übereinander. Er erklärte uns einige koreanische Bräuche, wie zum Beispiel das Stapeln von Steinen,um sich etwas zu wünschen. Es ist erstaunlich wie gut wir uns verstanden, obwohl wir aus zwei komplett verschiedenen Kulturen stammen. Dann war es Zeit fürs Abendessen, dass Koreaner und Nicht-Koreaner wieder zusammen aßen.

Das Essen bestand aus Reis, verschiedenster Gemüse, Tofu und einer Suppe. Das mag sich zwar etwas karg anhören, aber durch die verschiedensten Zutaten und Kochmethoden war das ein ausgesprochen gesundes und ausgewogenes Mahl. Und es schmeckte erstaunlich gut! Nach dem Essen versammelten sich alle an der Großen Glocke. Uns wurden die vier großen Instrumente des Buddhismus erklärt, die Trommel stand für die Lebewesen auf der Erde, der Wolkenförmige Gong für die aus der Luft und das fischförmige Holzinstrument für die Lebewesen des Wassers. Nach dem Läuten der Glocke, das jeder einmal versuchen durfte, war es Zeit für das Gebet und die anschließende Meditation. Uns wurde genau erklärt wann wir was zu tun hatten, und so war es ein außergewöhnliches Erlebnis, einmal ein Teil dieser Kultur zu sein. Danach folgten die 108 Verbeugungen, was eine ziemlich anstrengende Angelegenheit war. Jede der 108 Verbeugungen stand dabei für eine Sünde. Nach dieser Anstrengung kam das Meditieren, was jedoch nicht weniger anstrengend war, da es durchaus schwerer als gedacht war, für eine längere Zeit ruhig zu sitzen und sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Als wir gegen 21 Uhr zu Bett gingen, waren wir müde, jedoch auch total entspannt. Der Morgen begann wieder mit dem Läuten der Glocke, danach wurde wieder gebetet und meditiert. Diesmal wurden wir nicht in zwei Gruppen unterteilt, wodurch wir uns auch kurz mit den Koreanern über deren Abend austauschen konnten.

Unsere Freizeit verbrachten wir hauptsächlich auf dem Platz vor der Empfangshalle, wir unterhieltenuns mit den anderen Teilnehmern und auch mit den koreanischen Betreuerinnen, die wirklich außerordentlich nett waren und uns jede Frage beantworteten. So erfuhren wir, dass eine der Betreuerinnen früher Deutsch gelernt hat, wovon sie immer noch einige Wörter sprechen konnte. Das war ziemlich erstaunlich, da uns schon vorher aufgefallen war, dass Deutsche und generell Deutschland unter Koreanern sehr beliebt zu sein scheint. Daher wissen sie auch erstaunlich viel über unsere Kultur. Leider kann man dies andersherum nicht sagen, wir, da wir uns schon länger mit Korea beschäftigen, bilden eher eine Ausnahme. Die meisten Deutschen können sich unter Korea nicht viel vorstellen, setzen es mit China gleich, was ziemlich schade ist, da diese beiden Länder sehr verschieden sind. Nach diesen wirklich interessanten Unterhaltungen wurde es nun Zeit für das Frühstück. Hierbei handelte es sich um ein monastisches Frühstück, wie es nur noch selten abgehalten wird, doch für Besucher wird es immer noch gezeigt. Im Grunde geht es hierbei um einen strengen Ablauf, bei dem keine Reste übrig bleiben dürfen. Auch wird nach dem Essen jede Schale ausgewaschen, es dürfen keine Essensreste übrig bleiben. Sind die Schalen sauber, werden sie mit klarem Wasser gespült und das Wasser in einem großen Kessel gesammelt. Dieses Wasser dient den sogenannten Hungergeistern als Nahrung. Da sie jedoch nur einen sehr kleinen Mund haben, können sie nur sauberes Wasser zu sich nehmen. Nachdem alles Wasser im Kessel gesammelt wurde, überprüfte ein Mönch es auf Sauberkeit, ist es nicht sauber, müssen die Hungergeister hungern.

Als nächstes folgte die Arbeit im Tempel. Häuser wurden geputzt, Unkraut gejätet und Geschirr gespült. Hierbei bekam jeder eine Aufgabe zugeordnet. Als alle Aufgaben erledigt waren gingen wir mit zwei Mönchen Bergsteigen. Auf dem Weg weiter nach oben trafen wir auf andere Bergsteiger die uns alle begrüßten, viele versuchten es sogar auf Englisch. Auf einem Felsplateau angekommen machten wir eine Pause und unterhielten uns, machten Fotos zusammen und lachten viel.

Nachdem wir wieder zum Tempel zurückgekehrt waren, machten wir uns fertig für die Teerunde. Wir saßen in einem Raum mit einer Nonneund den Betreuerinnen und unterhielten uns über den Buddhismus, über unsere Leben und Probleme. Wir durften Fragen stellen und um Rat bitten, die Nonne beantwortete alles sehr gewissenhaft. Auch persönliche Fragen über sie selbst, wie es dazu kam das sie als Frau entschied Nonne zu werden, beantwortete sie. Als die Abschlusszeremonie näher rückte waren wir alle irgendwie traurig. Es war ein sehr außergewöhnliches und anstrengendes Wochenende gewesen, aber man hat viele neue Leute kennengelernt und viel Neues erfahren. Auch mit unserem Partner haben wir nun einen neuen Freund in Korea gewonnen. Rückblickend war dies eines der schönsten und aufregendsten Wochenenden unseres Lebens. Wir haben viel über die koreanische Kultur gelernt und nette Menschen getroffen. Wir dürfen uns wirklich glücklich schätzen, die Gelegenheit gehabt zu haben, an solch einem Programm teilzunehmenund Menschen aus nicht nur Korea, sondern aus aller Welt kennen zu lernen. Nach diesem Erlebnis fühlt sich Korea und dessen Kultur nicht mehr so fremd an, und man lernt, dass es auch trotz der Unterschiede zwischen Korea und Deutschland auch viele Gemeinsamkeiten gibt.

Fotos von: Jessica Ebensberger und Tempel Geumsunsa

Jessica Ebensberger Reisezeitraum : 17.08 -18.08.2013 Autor :