Deutscher Bibliotheksverband AG Handschriften und Alte Drucke UAG Provenienzforschung und Provenienzerschließung 11. Sitzung am 20. Juni 2014 in der Staatsbibliothek zu Berlin

Teilnehmer Jana Kocourek (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) Annelen Ottermann (Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz) Elke Pophanken (Universitäts- und Landesbibliothek Münster) Dr. Bernd Reifenberg (Universitätsbibliothek Marburg) Michaela Scheibe (Staatsbibliothek zu Berlin, Sprecherin) Dr. Jürgen Weber (Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar) Ruth Weiß (Staatsbibliothek zu Berlin, Protokoll) Entschuldigt: Dr. Arno Barnert (Deutsches Literaturarchiv Marbach) Constance Dittrich (Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt) Herr Norman Köhler (bisher Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) gehört leider nicht mehr zum Kreis der Teilnehmer, da seine befristete Stelle an der SLUB Dresden ausgelaufen ist. Herr Dr. Arno Barnert konnte als neues Mitglied der UAG gewonnen werden. Er ist der stellvertretende Leiter der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Da Herr Dr. Barnert zum heutigen Termin verhindert ist, wird er erst an der nächsten UAG-Sitzung persönlich teilnehmen.

Tagesordnung 1. 2. 3. 4. 5.

Begrüßung der Teilnehmer Protokoll der letzten Sitzung Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO) – Anwendung und Ergänzungsbedarf Erschließung von Sammlungen (Herr Dr. Weber) Aktueller Stand Provenienz-Normdaten / Images von Provenienzmerkmalen (speziell: Praxis bei den Angaben zum „Buchbesitz“) 6. Bericht aus den Verbünden

1

TOP 1 Begrüßung / Regularien Frau Scheibe begrüßt die Teilnehmer(innen) herzlich in Berlin.

TOP 2 Protokoll der 10. Sitzung Es gibt keine Änderungswünsche zum Protokoll der 10. Sitzung, das somit genehmigt wird. Die Vertreter(inn)en aus dem HeBIS und dem SWB versprechen, Frau Scheibe in der kommenden Woche die aktuelle Zahl der Provenienznachweise in ihren Verbünden zu übermitteln, damit der vorgesehene Beitrag in der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (ZfBB) fertiggestellt werden kann. Notwendige Kürzungen der einzelnen Teile erfolgen nach Rücksprache mit den Verfassern.

TOP 3 Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO) Diskussion über mögliche Erweiterungen des Thesaurus der Provenienzbegriffe, -u.a. ein Desiderat von Herrn Dr. Barnert im Zusammenhang mit der Erschließung von Schriftstellerbibliotheken: Herr Dr. Weber weist daraufhin, dass Aufbau und Begriffsvorrat des T-PRO auf dem amerikanischen ACRL/ALA-Thesaurus für die Provenienzerschließung basieren und eine große Verbreitung gefunden haben. Der Thesaurus sollte daher möglichst konsistent bleiben. Eine Erweiterung auf einer 3. Ebene wäre weniger problematisch als die Veränderung vorhandener Deskriptoren, die zu einer uneinheitlichen Nachweissituation für ältere und neuere Daten führen würde. Die Sitzungsteilnehmer beschließen, folgende Kann-Deskriptoren befristet bis Ende 2015 in den Thesaurus aufzunehmen und anschließend über ihre endgültige Einführung zu entscheiden: 1. Einlage: Zettel: Zeitungsausschnitt (neuer Thesaurusbegriff „Zeitungsausschnitt“ auf 3. Ebene; Definition: „auch zu verwenden für Ausschnitte aus Zeitschriften, ganze Zeitungsnummern und Kalenderblätter“) 2. Einlage: Pflanze (für in Büchern aufgefundene getrocknete/gepresste Pflanzen, unabhängig von deren künftiger Aufbewahrung) Gesucht wird noch nach einer zusammenfassenden Bezeichnung von Einlagen menschlicher Herkunft wie z.B. Haarlocken. 3. Auf der Ebene der Exemplartypen: Aufführungsexemplar (zu verwenden für Regie-, Rollen- und Soufflierbücher aus Theatersammlungen und dergl.) Nach einer längeren Diskussion über Schwierigkeiten bei der Abgrenzung der Deskriptoren Initiale und Monogramm beschließen die Sitzungsteilnehmer, in einem Zeitraum von 14 Tagen Fachlexika zu konsultieren und sich anschließend per Email abzustimmen, um ein Votum in die Provenienz-Mailingliste einzubringen. Anmerkung von Herrn Dr. Weber gegen den Vorschlag, aus der Definition des Deskriptors Initiale den Begriff „handschriftlich“ zu entfernen: Alles was nicht handschriftlich ist, ist im 2

weiteren Sinne künstlerisch gestaltet, daher ggf. ein „Monogramm“. Ein Monogramm (aus „künstlerisch gestalteten oder verschlungenen Anfangsbuchstaben“) kann jedoch auch handschriftlich sein. Zur Frage des Begriffs „Initialen“: T-PRO ist nach DIN 1463 aufgebaut, darin ist festgelegt, dass die Deskriptoren im Singular zu verwenden sind, es sei denn, es gibt nur die Pluralform. Die HAAB hat 836 Einträge mit Initiale, u.a. mit nur einem Buchstaben. Es wird beschlossen, die Deskriptoren Beutegut, NS-Raubgut, Restitution aus der Liste der Exemplartypen herauszunehmen und eine 4. Gruppe für Restitutionsfälle und Beutegut einzurichten. Vorschlag für deren Benennung: Status. Dieser wird von Herrn Dr. Weber geprüft. In diesem Zusammenhang wird zugleich eine Änderung der Definition des Deskriptors Restitution vereinbart: Ersatz des Begriffs „Wiedergutmachung“ (z.B. durch „Rückerstattung“) und Streichung des Passus „während des Nationalsozialismus“, damit der Deskriptor auch für Restitutionsfälle im Zusammenhang mit der Bodenreform in der SBZ, Enteignungen durch DDR-Institutionen etc. verwendet werden kann. Es stellt sich heraus, dass die Praxis der Bibliotheken bei Verzicht der (Nach)erben auf Restitution uneinheitlich ist: die HAAB Weimar dokumentiert diese Fälle als „Restitution“ mit anschließender Schenkung an die Bibliothek zurück, die SBB-PK Berlin erfasst den Tatbestand als „Verzicht auf Restitution“. In der Arbeitsgemeinschaft Alte Drucke beim GBV (AAD) kam die Frage auf, wie Unbedenklichkeitsvermerke durch Zensurbehörden zu erfassen sind. Bisher werden sie mangels eines entsprechenden positiven Deskriptors als Zensurexemplare erschlossen. Beschluss: Recherche nach einem geeigneten Fachbegriff innerhalb der nächsten 14 Tage. In einer Diskussion, wie symbolhafte Zeichen und Markierungen benannt werden können, die gelegentlich in Sammlungen oder Teilbeständen vorgefunden werden (z.B.. in der herzoglichen Bibliothek Schloss Gottorf) ohne dass in jedem Fall die Bedeutung bekannt ist, werden folgende Begriffe vorgeschlagen: - „Zeichen“: Vorschlag der AAD, laut Herrn Dr. Weber jedoch zu allgemein – der Deskriptor „Merkzeichen“ existiert bereits - „Symbol“, jedoch mit einschränkender Definition - „Kennzeichnung“ - „Symbolhaftes graphisches Zeichen“ - „Graphische Markierung“/“graphisches Zeichen“/“graphisches Kennzeichen“ - „Graphem“ Beschluss: auch in diesem Fall Recherche nach einem geeigneten Fachbegriff innerhalb von 14 Tagen. Eine Anfrage von Frau Kocourek zum Deskriptor Autogramm versus Namenszug ergibt keinen Änderungsbedarf. Beide Begriffe werden in der Fachliteratur synonym verwandt, d.h. ein „Namenszug“ stammt i.d.R. von eigener Hand. Für Namenseinträge von fremder Hand ist der Deskriptor Notiz zu verwenden.

3

TOP 4 Erschließung von Sammlungen Herr Dr. Weber berichtet über den Nachweis von Sammlungen als ein spezifisches Erschließungsvorhaben in der HAAB Weimar. Vgl. dazu: Weber, Jürgen: Sammlungsspezifische Erschließung : die Wiederentdeckung der Sammlungen in den Bibliotheken. In: Bibliotheksdienst ; 43.2009, H. 11 Auf der Grundlage von Dublin Core werden Sammlungsnormdatensätze gebildet. Diese enthalten differenzierte, recherchierbare Aussagen über die in einer Sammlung enthaltenen Materialien und Inhalte, die Funktion der Sammlung, Entstehungszeit, Umstände der Erwerbung, rechtliche Hintergründe, Umfang, Zustand, Aufstellungsart, Benutzungsbedingungen sowie Relationierungen zu anderen Sammlungen und zu Körperschaften und/oder Personen. Der Nachweis erfolgt im OPAC der HAAB bisher auf lokaler Ebene, zuständig ist eine einzelne Diplombibliothekarin. Die Normdatensätze werden mit Exemplardaten verknüpft. Auch wenn die NS-Raubgutforschung einen Schwerpunkt bildet geht es nicht nur um Sammlungen, die in diesem Zusammenhang erworben worden sind. Herr Dr. Weber weist darauf hin, dass die Erschließung von Sammlungen nicht identisch mit dem Nachweis von Provenienzen ist, Sammlungsdatensätze jedoch mir Provenienznachweisen verlinkt werden können. In der anschließenden Diskussion schlägt Frau Scheibe vor, die Normdatensätze nach Möglichkeit in der GND zu führen, nicht zuletzt da viele Sammlungen auf mehrere Bibliotheken verteilt sind. Es ist zu prüfen, ob dafür eine eigene Entität eingerichtet werden kann oder die Sammlungen z.B. als Körperschaftssätze angelegt werden. Frau Scheibe erklärt sich bereit, zu diesem Zweck Kontakt mit dem Standardisierungsausschuss der DNB aufzunehmen.

TOP 5 Provenienz-Normdaten: speziell Praxis bei den Angaben zum „Buchbesitz“ Einige Bibliotheken vermerken in Normdatensätzen für Personen und Körperschaften in Feld 678, dass in ihrer Einrichtung Bestände aus dieser Provenienz vorhanden sind (z.B. 678 $bBuchbesitz: ULB Münster; 678 $bBuchbesitz: SLUB Dresden). Eigentlich ist das Feld dafür jedoch nicht vorgesehen, vielmehr sollen, eingeleitet mit dem Begriff „Buchbesitz:“, Geschichte und Umfang des vorhandenen Bestandes in der jeweiligen Bibliothek erläutert werden. Die Sitzungsteilnehmer schlagen vor, Angaben über das bloße Vorhandensein von Buchbesitz, soweit diese für die Weiterleitung der Daten an die GND benötigt werden, künftig in Feld 667 (Redaktionelle Bemerkungen) einzutragen.

4

TOP 6 Bericht aus den Verbünden Frau Kocourek berichtet von einer AG in der SLUB Dresden, die sich mit der Anzeige der Provenienzdaten befassen soll. Bilder von Provenienzmerkmalen sollen zukünftig über die Fotothek der SLUB angeboten werden. Frau Scheibe teilt mit, dass im GBV inzwischen das Shared-level-Verfahren zum bibliotheksübergreifenden Nachweis von Provenienzen eingeführt wurde. Es wird in der Staatsbibliothek zu Berlin, aber z.B. auch in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek in Hannover und anderen Einrichtungen bereits praktiziert. Die Provenienzen sind im GVK recherchierbar (Suchschlüssel PRK für die wortweise bzw. PRP für die Stringrecherche), leider werden derzeit noch keine Links zu den Images von Provenienzmerkmalen angezeigt, obwohl diese bereits in großer Zahl im Provenienz-Wiki des GBV vorgehalten und mit TuWerksätzen in der GND nachgewiesen werden.

Nächster Termin Montag den 30.03.2015 in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster.

5