TEIL 3

Das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier

Das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier

In den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt im Raum um Halle und Leipzig das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier mit vier bedeutenden und drei kleineren Teilrevieren. Der Abbau vollzieht sich im Tiefland mit Höhen zwischen 70 und 200 m über NN und berührt nur im äußersten Süden im Bereich des Altenburg-Zeitzer Lößhügellandes geringfügig höhergelegene Gebiete. Abgebaut wird ein 8-12 m mächtiges Flöz, das jedoch in Kessellagen, die durch Salzabwanderung oder Salzauslaugung entstanden sind, eine wesentlich stärkere Mächtigkeit erreicht. Die Abraumüberdeckung ist geringer als im Rheinischen und Lausitzer Revier. Die Beseitigung des Abraums wird allerdings durch schlechtbaggerfähige Geschiebemergel und rutschungsgefährdete Schichtenfolgen erschwert. Im Blick auf den Kulturwert der Deckgebirgsschichten nimmt das Revier eine Mittelstellung zum Rheinland und zur Lausitz ein. Der Anfang der Braunkohlengewinnung liegt im 17· Jahrhundert im Geiseltal, später im Raum Altenburg und Zeitz. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts dehnen sich die "Gräbereien" im Handbetrieb an Orten, an denen das Flöz zutage tritt, bis in den Raum Borna, Halle und Leipzig aus. Mit der Erschöpfung der an der Oberfläche liegenden Flöze kommt es auch zum Untertagebau. Nach einer erheblichen Ausweitung der Abbauflächen in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, die Braunkohle bietet als Rohstoff günstige Voraussetzungen für eine ausgedehnte Folgeindustrie, kommt es in den 2oer und 30er Jahren zu immer größeren Tagebauen. 1929 wird in Mitteldeutschland die erste Abraumförderbrücke eingerichtet, 1933 arbeitet der erste Schaufelradbagger. Vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg erfährt die Braunkohlenförderung eine weitere Steigerung. In der Deutschen Demokratischen Republik genießt sie, vornehmlich zur Stromerzeugung und thermischen Umwandlung eingesetzt, oberste Priorität. Die höchste Förderung, die je im mitteldeutschen Raum erreicht wird, beträgt 140 Mio. t im Jahr 1960. Die nachteiligen Auswirkungen auf die Landschaft, den Naturhaushalt, insbesondere auf die Oberflächengewässer und das Grund-

wasser, die Luft und die Vegetation sind ähnlich schwerwiegend wie in der Lausitz. Dennoch entstehen zahlreiche für die Landwirtschaft und Forstwirtschaft rekultivierte Böden auf der Grundlage ausführlicher Rekultivierungsvorschriften. Wie in den anderen Revieren erfolgt die Wiedernutzbarmachung der Tagebaue entsprechend dem jeweiligen Lagerstättentyp, den Gesteinen des Deckgebirges, dem jeweiligen Stand der bergbauliehen Technik, dem Wissensstand der bodenkundliehen Forschung und den gesellschaftlichen Bedingungen, zu denen die bergrechtlichen Vorgaben und die wirtschaftlichen Zwänge zählen. Vom Mutterbodenbetrieb, bis etwa 1960 anzutreffen, geht es über zur Verwendung kulturfähiger Substrate tertiärer und quartiärer Deckgebirgsschichten, die eine intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit den Eigenschaften und der Eignung dieser Lockergesteine für die landwirtschaftliche und forstliche Nutzung voraussetzt. Aufbauend auf den Untersuchungsergebnissen und den gemachten Erfahrungen werden bereits in den 6oer Jahren Meliorations- und Rekultivierungsverfahren entwickelt. Landschaftsökologisch betrachtet kommt es nach mehreren Jahrzehnten zu Kulturböden von einer Qualität, die den von der Natur geschaffenen und vom Menschen in langen Zeiträumen entwickelten Böden kaum nachstehen. Weite, eintönige Ackerflächen und einförmige Forstkulturen, oft auch spontan durch Anflug von Birkensamen entstanden, prägen vielerorts das Landschafts bild. Trotz erster Anfänge erreicht die Verbindung von Tagebauseen, Wald und Erholungseinrichtungen nicht die Bedeutung, die sie bald nach der Wiedervereinigung bekommen sollte. Die Karte A 3 gibt einen Überblick über die Landinanspruchnahme nach dem Stand vom 1.1.1996 und der Wiedernutzbarmachung für die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft. Sie zeigt gleichzeitig die zahlreichen, im Zuge des Braunkohlenabbaues entstandenen großen und kleinen Seen. Die Landinanspruchnahme beläuft sich bis zum 31.12.1995 auf rund 51 360 ha. Die Gliederung des Teiles 3 über das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier entspricht im wesentlichen derjeni-

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Das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier Karte A3. Mitteldeutsches Braunkohlenrevier. Landinanspruchnahme und Wiedernutzbarmachung. Stand 1.1.1996

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gen des Rheinischen und des Lausitzer Reviers. Die nach der Wiedervereinigung entwickelten energiepolitischen und raumordnerischen Leitlinien des Bundes und der Länder sowie die daraufhin geschaffenen planungsrechtlichen Grundlagen sind denen des Lausitzer Reviers ähnlich und können dort nachgelesen werden (vgl. hierzu Beitrag 39, Wittig). Auch im Mitteldeutschen Revier spielen die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der

landwirtschaftlichen und forstlichen Rekultivierung lange Zeit keine nennenswerte Rolle. Dennoch bleiben zahlreiche vernäßte, feuchte, trockene oder steile Hinterlassenschaften der natürlichen Entwicklung überlassen und weisen, obwohl nur selten als Schutzgebiet ausgewiesen, einen hohen Naturschutzwert auf. Nach der Wiedervereinigung werden viele solcher neuen Lebensräume als Natur- und Landschaftsschutzgebiete festgesetzt, künftige Schutzgebiete sind in der Planung oder

Das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier

Karte B3. Mitteldeutsches Braunkohlenrevier. Naturund Landschaftsschutzgebiete. Stand 1.1.1996. Die mit N oder L verbundenen Zahlen weisen auf die Namen der Schutzgebiete im Verzeichnis hin.

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in Aussicht genommen. Die Karte B 3 gibt nach dem Stand vom 1.1.1996 einen Einblick in die in den Tagebaugebieten ausgewiesenen Schutzgebiete, die zumeist mit bereits

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vorhandenen Schutzgebieten im unverritzten Gelände in Verbindung stehen. Wolfram Pflug

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Das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier

Verzeichnis der Naturund Landschaftsschutzgebiete

Naturschutzgebiete

N 59 AreodorCer Kippe

L

15 Porphyrkuppenl nd chaft bei Landsberg

N 61 Hirschrodaer Graben

L

16 Elster-Luppe-Aue

N 62 Auenlandschaft der Weißen Elster

L

17 Un trut-Ttiasland (Anteil achsen-Anhalt)

N 60 Kuckenburger H gen

N 63 Burgholz N 64 Collenberger Holz

Sachsm-Anhalt: N 1 Großer Hakel N 1 Kleiner Hakel N 3 Wilslebener ee N -1 Sewe kenberg N s Cösitzer Teich 6 Vogtei N 7 Untere Mulde Kleutscher Aue tillinge bei Niesau Forst aalegast N 8 Möster Birken N 9 Taubequellen N 10 Jö igk N u Mark Naundorf N u Thielenhaide 13 Tiefkippe Schlaitz 14 teilhangdes Muldetales N 15 Lunzberge N 16 Brandberge N 17 Bischofswiese

Sachsen: N 31 Paupitzscher ee N 32 Torfwiesen W lpern N 33 Ehemaliger Exercierplatz N 34 Luppeaue N JS Burgaue bei B hlitz-Ehrenberg N 36 Elster- und Pleiße-Auwald N 37 Kulkwitzer Lachen N 38 Rohrbacher Teiche N 39 Haselbacher Teiche N 40 Eschefelder Tei he N 41 treitwald N 42 Hintere tlkkigt N 65 Pfarrholz Groituch

L

18 Rippachtal

L

19 Elsteraue

L 20 Kuhndorftal L

11 Zeitur Forst

L 43 Muldeaue Mittlere Mulde Pouch-R a L

«

Aga-Elstertal

L 45 Maibachtal L 47 zu Mitteleibe L 48 Müchelner Kalktäler L 49 Gröster Berge L so Fasanengrund Sachsen: L

u

L

13 Löbnltz/Roitzschjora (Muldeaue)

Dobener Heide (Erweiterung)

L 1-1 Mittlere Mulde 25

oitsche

ThÜJin8en:

L

N 43 Ph nix 0 1/RuppersdorfLuckaer Forst

L 26 Leine

N

«

Tagebaure tloch Ze hau

L

27 Noitzscher Heide und Prellheide

L 28 Loberaue

N 45 Lödlaer Bruch und Schiauditzer Holz

L 29 Kämmerei Forst

N 19 LinlbUKh

N 46 Lainawald

L

31 Leipziger Auewald

N 10 Lämmerberg und Vo kenwickel

N 47 Fasanerie

L

32 Partbenaue Machern

N 21 Galgenberg und Puch höhlen

N 48 Lainawald

L

33 Nördliche Rietzschke

N

N

18 Nordspitze Peißnitz

11

Salzwiesen bei Aseleben

L 34 Paunsdor(er Wäldchen

N 23 Salziger See

N 1-1 Pfingstanger bei Wörmlitz

L

Landschaftsschutzgebiete

N 15 Müchelbolz N 26 Trockenrasenflächen bei Karsdorf

L 30 Kalbsdorfer Teiche

35 Ö !liehe Rie1zschke- lünz

L 36 Partheaue (im Vi rfahren) L 37 Probstheida/Ettoldsche Sandgrube

N 17 Neue Göble

Sachsen-Anhalt: L 1 Hake(

L

J8 U!ßnig·Dölitz

N 28 Tote Täler

L

2 Bodenied rung

L

39 EI teraue

N 19 Grubengelinde Nordfeld Jaucha N 30 Hochkippe Pierkau N 49 (Halle-Leipzig-E.lsteraue) Auenlandschaft bei Döllnitz

L

3 Fuhneaue

L 40 Pleiße tausee Rötha

L

4 Petersberg

L

L

5 Milleleibe

L

6 Pöplitz

Thliringen:

L

7 Dübener Heide

L 42 Kohrener Land

N so Rößling

(Anteil ach en-Anhalt)

N 51 Braunbach N

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Mittlere Oranienbaumer Heide

L

N 53 Schlauch Burgkemnitz

41 Wyhra- und Eulaaue

L 46 Hainbergsee

8 DUbener Heide (Anteil chsen-Anhalt)

N 54 Porphyrlandschaft bei Brachwitz

L

N SS Porphyrlandschaft bei Gimritz

L

10

N S6 Rabeninsel und aaleaue bei BöUberg

L

11

Laweketal

L u

UßerSee

N 57 Schauehenberg

L

13 Dölauer Heide

N ;8 Muschelkalkhänge zwi hen Lieskau, Köllme und Benn tedt

L

14 Kie gruben Wallendorf/ Schladeba h

9 Goit.sche

aale

QueUen: Karte der Scbut:tgebiete achsen-Anhalt (LAU; Ll.t996) Karte der butzgebiete LRP 0 Lthüringen; mdl. Rückfrage (10/1996) Karte der Schutzgebiete Nordwestsachsen (to/1993)