SUCHTBERATUNG. Diakonisches Werk Kreis- und Bezirksstelle Freudenstadt. Jahresbericht 2013 der Suchtberatungsstelle

Jahresbericht 2013 der Suchtberatungsstelle SUCHTBERATUNG Diakonisches Werk Kreis- und Bezirksstelle Freudenstadt In der Psychosozialen Beratungs- u...
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Jahresbericht 2013 der Suchtberatungsstelle

SUCHTBERATUNG

Diakonisches Werk Kreis- und Bezirksstelle Freudenstadt In der Psychosozialen Beratungs- und ambulanten Behandlungsstelle für Suchtgefährdete sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für alle Suchtthemen und Suchterkrankungen im Landkreis Freudenstadt zuständig. Die Beratung erfolgt überkonfessionell, kostenlos und nach den Richtlinien des Landes Baden-Württemberg sowie der Konzeption der Diakonischen Bezirksstellen in Württemberg. Das vergangene, ereignis- und themenreiche Jahr wird in unserem Jahresbericht zusammengefasst dargestellt, reflektiert und gibt Außenstehenden die Möglichkeit sich zu informieren bzw. an unserer Tätigkeit ein wenig teilzunehmen. Nur durch eine gute Vernetzung und die vielfältige Unterstützung der Institutionen sowie Partnern ist unsere Arbeit in dieser Weise möglich. Dafür ganz herzlichen Dank an alle!

Ressourcenerweiterung in der Fachstelle Sucht…

Ein Erfahrungsbericht einer Probephase:

Mit Ende 2013 erlebte der Fachbereich „Sucht“ der Diakonischen Bezirksstelle eine einschneidende, personelle Veränderung: Herr Sigmund Hänel beginnt im Januar 2014 seine passive Altersteilzeit. Dadurch erlebte unsere Fachstelle einen bedeutsamen Einschnitt. Der analytische Ansatz ist langjähriger und bedeutsamer Bestandteil der Suchtarbeit in der Diakonischen Bezirksstelle. Das Aufdecken der unbewussten Einflüsse auf die Psyche des Menschen und dadurch der Ursache der Sucht auf den Grund zu gehen wurden über 24 Jahre durch Herrn Sigmund Hänel in die Suchttherapiearbeit eingebracht. Diese Therapieform geht der Suchtberatung mit Ausscheiden von Herrn Hänel aber nicht verloren, da die langjährigen und qualifizierten Kollegen nach demselben Ansatz arbeiten. Seit 01.12.2013 wird nun der analytische durch den verhaltenstherapeutischen Ansatz ergänzt und fließt als zusätzlicher Bestandteil in die Suchtarbeit der Diakonischen Bezirksstelle ein. Herr Daniel Bezner wurde dafür als neuer Mitarbeiter gewonnen. Das ressourcen-, handlungs-, problem- und zielorientierte Vorgehen sind die Zielsetzungen seiner Arbeit. Dabei soll die kognitive Verhaltenstherapie im therapeutischen Arbeiten im Umgang mit verschiedenen Süchten wie Alkohol, Medikamenten, Drogen und dem Pathologischen Glücksspiel einfließen. Bei kognitiven Therapiemodellen geht es darum, gestörte Erkenntnisse, die z.B. mit der Spielsucht verknüpft sind, zu modifizieren. Dazu zählen u.a. überschätzte Gewinnchancen, Illusionen einer Kontrolle über den Spielausgang, Überzeugungen, wonach nach einer Reihe von Niederlagen ein Gewinn folgen muss und Tendenzen des Gedächtnisses, sich nur an Gewinne zu erinnern. Für den Jahresbericht 2013 haben wir die pathologische Glücksspielsucht als Schwerpunktthema ausgesucht.

Im Dezember 2012 trat die Erlacher Höhe an uns heran, ein regelmäßiges, suchtspezifisches Beratungsangebot in ihrer Einrichtung durchzuführen. Der Bedarf sei hoch und nicht alle Betroffenen hätten bisher Zugang zum Suchthilfesystem. Hier könne man im günstigen Fall durch einen persönlichen Kontakt in den Räumen der Erlacher Höhe motivieren und Brücken bauen - so die Einschätzung der dortigen Mitarbeiter. Da es uns im Rahmen unserer Kapazitäten ein grundsätzliches Bemühen ist, niederschwellige Zugänge zu unserem Hilfsangebot zu ermöglichen, kamen wir diesem Kooperationswunsch nach. Gemeinsam wurde eine Probephase mit 8 Sprechstunden in 14-tägigem Abstand im Zeitraum von April bis Juli 2013 vereinbart. In diesem Zeitraum wurden 7 Klienten überwiegend im Einzelgespräch von uns beraten. An 3 Terminen konnten die Mitarbeiter der Erlacher Höhe keinen Klienten in die Sprechstunde vermitteln. Es stellte sich für diese als schwierig heraus, das suchtspezifische Angebot in den vielfältigen Abläufen der Einrichtung im Blick zu haben und es zu integrieren, obwohl der genannte Terminwunsch von unserer Seite aus realisiert werden konnte. 4 Klienten hatten in der Vergangenheit bereits Kontakt zu unserer Fachstelle Sucht, den sie aufgrund fehlender Veränderungsmotivation bis hin zu chronifiziertem Suchtverhalten abgebrochen hatten. In 3 dieser Fälle fanden Folgegespräche in unseren Räumen statt.

Unser Jahresberichts-Motto von 2012: „Wir sind dann mal außer Haus“ wurde für uns auch 2013 handlungsrelevant.Wir haben erstmalig ein offenes Beratungsangebot in der Erlacher Höhe umgesetzt.

cht 2 i r e b s e r Jah

013

Fortsetzung: Ein Erfahrungsbericht einer Probephase Bei einem Klient erfolgte das Erstgespräch in der Erlacher Höhe. Der Betreffende hatte aber bereits einen Beratungstermin bei uns vereinbart. Ein Klient war bereits fest bei uns angebunden und wir nutzten die Kontaktzeit zur gemeinsamen Fallbesprechung mit dem Betreuer der Erlacher Höhe und dem Klienten. Nur ein Klient war uns bis dato gänzlich unbekannt und dieser sah keinen Bedarf für einen weiteren Beratungsprozess. In der Auswertung der Probephase beschlossen wir in deckungsgleicher Einschätzung mit dem Mitarbeiter der Erlacher Höhe, das Projekt in dieser regelmäßigen Form nicht weiterzuführen. Die Ausgangsüberlegung, bislang unerreichte Klientinnen oder Klienten einen Zugang zu schaffen, erwies sich als weniger zutreffend als gedacht und der zeitliche Aufwand der Suchtberaterin stand mit den geringen Effekten nicht im Verhältnis. Wir sind an einer engen fallbezogenen Kooperation mit der Erlacher Höhe interessiert und werden, wenn wir dafür angefragt werden, im Einzelfall auch weiterhin aufsuchende Arbeit machen.

„Wir sind dann mal außer Haus“ …in einem Gymnasium in Baiersbronn Erleben statt Belehren Schwer bepackt mit allen möglichen Materialien besuchten die beiden Suchtberater Maria Flaig-Maier und Rüdiger Holderried zwei neunte Klassen des Richard von Weizsäcker-Gymnasiums in Baiersbronn. Sie waren der Einladung der Suchtpräventionslehrerin Andrea Fahrner gefolgt und gestalteten mit den beiden Klassen jeweils eine Doppelstunde zu suchtpräventiven Themen. Dabei stand vor allem die Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls im Vordergrund. Die beiden Fachkräfte der Fachstelle Sucht der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt arbeiten mit Schulklassen eng am Erfahrungshintergrund der jeweiligen Klasse und grundsätzlich erlebnisorientiert. „Worte oder gar Appelle sind schnell wieder vergessen, was hängenbleibt sind Bilder und Erlebnisse“, weiß Maria FlaigMaier aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit Schulklassen unterschiedlicher Schularten. Mit Rollenspielen, einer Ja-Nein-Wippe, dem Einsatz von Rauschbrillen, einer Standfestigkeitsübung auf leeren Bierflaschen und nicht zuletzt einer Gemeinschaftsübung konnten die Schülerinnen und Schüler eindrucksvoll erleben und erkennen, dass nur sie selbst gute Entscheidungen für ihr Leben treffen können und dass sie dabei immer auch das Risiko im Blick haben sollten, welches sie beispielsweise beim Konsum von Alkohol eingehen. „Die Rückmeldungen von den Schülerinnen und Schülern zu unserem suchtpräventiven Angebot waren durchweg positiv“ freute sich Rüdiger Holderried zusammen mit seiner Kollegin. Gerne nehmen die beiden Pädagogen Anfragen von Schulen entgegen und besprechen mit den Lehrkräften ein auf die jeweilige Klasse zugeschnittenes Programm. Das Präventionsangebot der Fachstelle Sucht für Schulen ist kostenfrei und kann bei der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt direkt angefragt werden. Eine gute Clique ist eine Clique, die mich nicht runterzieht, sondern mich auffängt und trägt, wenn es mir nicht so gut geht.

Statistische Größen im Beratungsjahr 2013 Die Fachstelle Sucht erreichte im Berichtsjahr mit 330% Personalkapazität, auf 5 MitarbeiterInnen verteilt, 548 KlientInnen, 76 % (417) davon männlich, 24 % (131) weiblich, alle im Alter von 13 bis über 70 Jahren.

Prävention Im zurückliegenden Jahr erreichten wir im Bereich der Prävention 461 Menschen. Davon waren 132 in unserer wöchentlich stattfindenden Sprechstunde im Krankenhaus. 10 junge Menschen besuchten im vergangenen Jahr unser Frühinterventionsprogramm Sucht (FIPS-Gruppe), das im Juli eingestellt wurde. Dieses Angebot findet ab März 2014 in veränderter Form und mit neuem Namen statt. In schulischen Präventionsmaßnahmen erreichten wir 300 Kinder/Jugendliche. Dies bedeutet, dass wir etwa jeden Monat in einer Schulklasse waren, um mit ihnen aktive Suchtprävention zu betreiben. Zusätzlich schulten wir Präventionslehrkräfte als Multiplikatoren.

Alter bei Betreuungsbeginn 0 - 20 Jahre 21 - 25 Jahre 26 - 30 Jahre 31 - 40 Jahre 41 - 50 Jahre 51 - 60 Jahre 61 - 85 Jahre

Männlich 92 50 44 76 81 63 11

Weiblich 21 7 13 17 37 30 6

Gesamt 113 57 57 93 118 93 17

Betreute KlientInnen der Fachstelle Sucht Im Vergleich zu 2012 haben sich die statistischen Daten in Bezug auf die Betreuungen leicht verändert. Neben der Zunahme der Einmalkontakte fällt die hohe Steigerung der abgeschlossenen Klienten auf. Auf den bereits erwähnten Personalwechsel kann zurückgeführt werden, dass im vergangenen Jahr mehr Kontakte beendet wurden. Die Klienten-Beraterbeziehung kann nicht ohne weiteres nach einem Beraterwechsel weitergeführt werden. Es wird spannend, wie viele der 2013 „abgeschlossenen“ KlientInnen im Jahr 2014 den Weg wieder in die Fachstelle Sucht finden. An dieser Stelle korrigieren wir einen Zahlendreher aus dem Jahresbericht 2012: Es hatten keine 432 KlientInnen, sondern nur 423 einen mehrmaligen Kontakt.

Klienten mehrmaliger Kontakt Summe Klienten einmaliger Kontakt Vom Vorjahr übernommen Neuzugänge Abgeschlossen/beendet Verstorben

2009

2010

2011

2012

2013

426 91 112 314 241 2

470 96 173 396 391 3

431 97 163 268 356 1

423 97 165 258 321 0

422 126 199 351 409 2

500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0

KlientInnenbetreuungen

2011 2012 2013

Hauptproblemlagen der 2013 beendeten Klienten-Kontakte (Bezugsgröße 409) Die im letzten Jahresbericht vermerkte Zunahme im Bereich des Glücksspiels hat sich im Jahr 2013 nicht weiterentwickelt. Glücklicherweise stagniert die Zahl im Bereich der Hauptdiagnosen. Es sollte an dieser Stelle vielleicht erklärt werden woher die vermeintlich extrem hohe Zahl der KlientInnen ohne Hauptdiagnosen kommt. Alle Einmalkontakte, die bei uns erfasst wurden, werden systembedingt (Klientenverwaltungsprogramm) ohne Hauptdiagnosen aufgenommen. Zusätzlich sind die Angehörigenkontakte auch ohne Hauptdiagnose erfasst. Glücklicherweise ist besonders bei jungen Klienten der Punkt einer Alkoholabhängigkeit noch nicht erreicht. Hier sprechen wir von einem riskanten Konsum und nicht von einer Diagnose (Alkoholabhängigkeit/Alkoholmissbrauch). Diese KlientInnen findet man auch unter dem Punkt „keine Hauptdiagnose“. Betrachtet man die Diagnosen im Bereich der illegalen Substanzen, so sind die Zahlen zunächst gering. Allerdings haben gerade junge KlientInnen oftmals neben Alkohol noch weitere Substanzen, die sie in abhängiger Form konsumieren, z.B. Cannabis und/oder XTC. Aber die Hauptdiagnose oder vielleicht besser die Hauptproblemlage, die festgehalten wird, ist der Alkohol. Hier wird der Kontrollverlust als extrem schädigend, bzw. beschämend empfunden, was sich natürlich auch im Verlauf der Betreuung/Abhängigkeit verändern kann.

Hauptproblemlagen der KlientInnen In der Grafik wurden nur die diagnostizierten Problemlagen berücksichtigt 3% (Bezugsgröße 278, ohne 131 = „keine Hauptdiagnose“) Alkohol Opiate Cannabis sonstige Illegale Substanzen Tabak Pathologisches Spielen

14%

9%

2%

6% 66%

Vermittelnde Instanzen (Bezugsgröße 548)

2012

2013

Auch dieses Jahr variieren die Vermittlungszahlen nur geringfügig. Die konstanten Zahlen sprechen aus unserer Sicht für eine gute, zufriedenstellende Zusammenarbeit. Die Fachstelle Sucht bedankt sich bei allen an uns vermittelnden Stellen!

Antragstellung einer Entwöhnungsbehandlung Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2013 wieder weniger Anträge auf eine Entwöhnungsbehandlung (Therapie) gestellt. Im Vierjahresvergleich sind die Antragsstellungen eher unauffällig. Einer Antragsstellung auf Therapie geht oft sehr viel Motivationsarbeit voraus.

2010 75 Therapieanträge 41 Stationäre Therapie 10 Ambulante Therapie 4 In Kombibehandlung 8 In Festigungsbehandlung

2011 56 45 5 4 2

2012 86 71 11 3 1

Hauptlebensunterhalt abgeschlossene KlientInnen (Bezugsgröße 409)

Arbeitslosengeld II Krankengeld, Übergangsgeld Lohn, Gehalt Arbeitslosengeld I Angehörige Rente, Pension Sonstiges Keine Angabe

Vor Betreuungsbeginn Nach Betreuungsende 55 55 24 35 115 107 24 22 57 42 11 14 9 9 114 125

140 120 100 80 60 40 20 0

In den vergangenen beiden Jahren berichteten wir über rückläufige Zahlen bei ALG II Empfängern. In diesem Berichtsjahr verzeichneten wir dagegen eine Verdoppelung der KlientInnen, die ihren Hauptlebensunterhalt mit dem Bezug von ALG II Leistungen bestreiten.

Vor Betreuungsbeginn Nach Betreuungsende

2013 71 62 4 2 3

HaLT – Projekt: Hart am Limit Alter bei Betreuungsbeginn

Seit 2009 wird in Freudenstadt das Präventionsprojekt Hart am Limit durchgeführt. Es werden bei Bedarf und Vorliegen einer „Schweigepflichtentbindung“ Jugendliche, die auf Grund einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, dort besucht. Insgesamt haben wir 21 Jugendliche im Jahr 2013 im Krankenhaus besucht. Davon waren 33% weiblich und 67% männlich. Beim näheren Betrachten der Herkunft der Jugendlichen fällt eine gleichmäßige Verteilung auf den gesamten Landkreis auf. Es gibt keine Kommune, die überproportional repräsentiert ist.

8 7 6 5 4 3 2 1 0 14 Jahre

15 Jahre

16 Jahre

17 Jahre

Statistische Werte zur Onlineberatung Im vergangenen Jahr erreichten uns 17 Anfragen über das Online Portal. 47 % (8) der Ratsuchenden waren weiblich, 35 % männlich (6). Bei 3 Anfragen wurde kein Alter angegeben. Im Gegensatz zu der Vorstellung, dass die Onlineberatung hauptsächlich von jungen Erwachsenen als alternatives Beratungsangebot in Anspruch genommen wird, zeigt die Altersspanne von 21-55 Jahren ein ganz anderes Bild.

3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5

Anzal der Anfragenden Personen

0

Von der Schwierigkeit Gruppenangebote aufrecht zu erhalten am Beispiel der Angehörigengruppe in Horb: In Horb traf sich die Angehörigengruppe 14tägig unter überwiegender Leitung von Frau Henning, bzw. sonst im Sinne einer Angehörigen-Selbsthilfegruppe. Trotz diverser Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und regelmäßiger Gruppentreffen ist ein Rückgang der Teilnehmenden zu verzeichnen und es trifft sich nur noch der „harte Kern“, bestehend aus 4-5 TeilnehmerInnnen. Ähnliche Tendenzen beobachten wir bei anderen Gruppenangeboten wie der Motivations- und Beratungsgruppe sowie der Führerschein-Beratungsgruppe, die nur von wenigen TeilnehmerInnen wahrgenommen werden. Immer häufiger kommen diese Angebote wegen fehlender Anmeldungen und mangelnder Teilnahme nicht zustande. Möglicherweise hängt diese Entwicklung mit den vielfältigen Informationsmöglichkeiten im

Internet zusammen, wo man sich bequem von zu Hause aus und völlig anonym in entsprechenden Foren einbringen und beteiligen kann. Es scheint nicht mehr üblich zu sein, sich mit bestimmten Themen „face to face“ in einer Gruppe Gleichgesinnter auseinanderzusetzen. Wir sind dabei diese Entwicklungen zu analysieren, nach Ursachen und Hintergründen zu forschen und für 2014 Konzepte zur Belebung bzw. Veränderung unserer Gruppenangebote zu erarbeiten.

Die Dinger gehören verboten…“ - Eindrücke aus den ersten 6 Monaten der Selbsthilfegruppe für Menschen mit Spielsuchtproblemen – „Schön, dich mal wieder zu sehen“ – mit diesen Worten wurde ein von Glücksspielsucht Betroffener nach mehrmonatiger Spielabstinenz vom Thekenpersonal seiner Stammspielothek begrüßt. Er war wieder „‚zuhause“ und genau da, wo er unter keinen Umständen mehr sein wollte. Wer sich für Abstinenz entscheidet braucht vor allem, aber nicht nur in der ersten Zeit viel Kraft, um gegen den eigenen Suchtdruck anzukämpfen oder sich von Rückfällen nicht entmutigen zu lassen. Die Betroffenen erzählen von vielfältigen Suchtkarrieren: Besitz verspielt, hohe Verschuldung, Berge an ungeöffneten Briefen, Selbstmordgedanken, (fast) zerbrochene familiäre Konstellationen, Lügengeschichten… Sie alle sind in der Rückschau irgendwie fassungslos, dass ihnen das passieren konnte. Dieses Gefühl kennen auch die beiden Initiatoren der im Sommer 2013 gegründeten „Selbsthilfegruppe für Menschen mit Spielsuchtproblemen“ (SHG) sehr genau. Sie haben während einer stationären Therapie die Erfahrung gemacht, wie gut es tut, sich mit Leuten auszutauschen, die selbst wissen, wovon man redet. So ein Forum wollten sich die beiden auch in ihrem gewohnten Lebensalltag in Freudenstadt schaffen und das gelang ihnen. Mit Unterstützung und unter professioneller Begleitung der Suchtberaterin Maria FlaigMaier der Fachstelle Sucht, gründeten sie die Selbsthilfegruppe für Menschen mit Spielsuchtproblemen. Seither wächst die Teilnehmerzahl langsam aber stetig. Bis zu 8 Betroffene treffen sich in der wöchentlichen Runde dienstags um 18.30 Uhr in den Räumen der Diakonischen Bezirksstelle. Es ist in jeder Sitzung spürbar, wie sehr es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entlastet über ihre Sucht sprechen zu können, sich Anerkennung für die zurückliegende spielfreie Woche zu holen oder einen Rückfall offenzulegen – eben angstfrei ehrlich sein zu können. So erlebt es auch einer der Initiatoren: „Die Gruppe gibt mir Sicherheit und fängt mich auf. Ich übe hier, mich anderen anzuvertrauen, wenn es mir schlecht geht, anstatt mich wie früher vor den Automaten zu setzen, um meine Probleme zu vergessen. Wenn die anderen

mir eine Rückmeldung auf meine Persönlichkeit geben, kann ich mich weiterentwickeln, anstatt vor dem Automaten zu versauern. Sollte ich mit meinem Verhalten quasi zum „Modell“ für andere GruppenteilnehmerInnen werden, dann ist das eine Win-Win-Situation für uns alle.“ Und dass sie vom Gespräch in der Gruppe profitieren und sich durch das wöchentliche Zusammensein stabiler fühlen, bestätigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nicht immer geht es ernst zu, denn Humor ist ja bekanntlich ein gutes Therapeutikum. Mit einem zynischen Unterton verkündet ein Teilnehmer beispielsweise, er habe in seinem Leben schon mindestens einen Mercedes finanziert - nur leider den des Spielothekbetreibers. Auch politische Fragen werden in der Runde diskutiert. Die Betroffenen ärgern sich über die Anzahl der Spielstätten, die in den letzten Jahren an jeder Ecke wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Sie sind sich einig über den sicherlich wirksamsten Spielerschutz: „Die Dinger gehören verboten!“

Glücksspiele machen meist Probleme Am 15. November 2012 hat der Landtag von Baden-Württemberg das neue Landesglücksspielgesetz beschlossen. In diesem neuen Landesglücksspielgesetz wird die Prävention im Bereich von Jugendschutz und Spielerschutz gestärkt. So werden beispielsweise, ab in Kraft treten des Gesetzes keine neuen Spielhallen im Umkreis (500 m) von Schulen bzw. Jugendeinrichtungen genehmigt. Ab spätestens 2017 werden auch bestehende Spielhallen, die im direkten Einzug von Jugendlichen liegen, keine weitere Genehmigung erhalten. Diese Regelung hat zur Folge, dass es ab 2017 in den meisten Innenstädten keine offiziellen Spielhallen mehr geben wird. Dies senkt die Verführung zum Glücksspiel und ist daher aus fachlicher Sicht sehr begrüßenswert. Allerdings sind Spielautomatenangebote in Gastronomiebetrieben von dieser Regelung ausgeschlossen. Diese Automaten üben insbesondere für abhängige und jugendliche Spieler einen sehr großen Reiz aus. Aus fachlicher Sicht bleibt zu hoffen, dass hier mit weiteren Änderungen nachgebessert wird. Um dem Spielerschutz einen höheren Stellenwert zu geben wurde im neuen Glücksspielstaatsvertrag zusätzlich eine Schulung für Mitarbeiter in Spielhallen festgeschrieben. In diesen Schulungen sollen Mitarbeiter von Spielhallen über ·Gefahren und Hintergründe des Spiels um Geld ·Suchtmodelle ·die aktuelle Gesetzeslage informiert werden. Neben diesen Informationen sollen in der Schulung explizit Verhaltensmöglichkeiten im Umgang mit

Spielern mit auffälligem Spielverhalten vermittelt werden. Diese Handlungskompetenzen können beispielsweise in Rollenspielen trainiert und gefestigt werden. Jede anerkannte Suchtberatungsstelle ist berechtigt diese Schulungen anzubieten. Um diese Schulungen auf fachlich höchstem Niveau durchführen zu können nahm ein Mitarbeiter der Fachstelle Sucht an der in Münzesheim angebotenen „Train the Trainer Ausbildung“ teil. Zu unserer Überraschung kamen leider keine Anfragen von Glücksspielanbietern bei uns an. Vermutlich wurden die Mitarbeiter der örtlichen Spielhallen bei größeren Anbietern oder zusammen mit Mitarbeitern außerhalb des Landkreises geschult. Die Spielstätten sind inzwischen verpflichtet Infomaterial über das örtliche Suchthilfenetz auszulegen. Diesbezüglich erhielten wir einige telefonische Anfragen mit der Bitte um Zusendung des Materials. Wir haben uns auch auf den Weg gemacht und einige Spielotheken im Landkreis persönlich aufgesucht, um dort unser neues Gruppenangebot zu bewerben. Überall wurden wir freundlich empfangen und konnten feststellen, dass unser Informationsmaterial vor Ort tatsächlich ausliegt. Für süchtige Spieler gibt die geplante Sperrdatenbank etwas Hoffnung. Hier kann dann im besten Fall vom Spieler selbst eine Sperrung für alle Spielhallen in den teilnehmenden Bundesländern beantragt werden. Bei einer personalisierten Einlasskontrolle ist es durchaus denkbar, dass eine Sperrung auch praktisch durchsetzbar ist. Insgesamt scheint das neue Landesglücksspielgesetz ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Die Folgen von problematischem Spielverhalten können wie im nachfolgenden Bericht „Die Dinger gehören verboten“ zu lesen ist, verheerend sein.

Kontakt Aussenstelle Horb Diakonische Bezirksstelle Fachstelle Sucht Psychosoziale Beratungsund ambulante Behandlungsstelle

Neckarstrasse 29 72160 Horb am Neckar Telefon: 07451 - 4059 Telefax: 07451 - 621281

Herrenfelder Str. 26 72250 Freudenstadt

E-Mail: [email protected] Web: http://www.diakonie-fds.de

Telefon: 07441 - 8840 - 0 Telefax: 07441 - 8840 - 40

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:00 - 12:00 Uhr und 14:00 - 17:00 Uhr (außer Mittwoch Nachmittag). Und nach Vereinbarung

E-Mail: [email protected] Web: http://www.diakonie-fds.de

Aktionen in Horb:

Öffnungszeiten: Mo. - Do. 8:30 - 12:00 Uhr und 14:00 - 17:00 Uhr Freitags 8:30 - 12:00 Uhr Nach Vereinbarung Abendsprechzeiten

-Besuch der Suchtstation „Konrad 3“ Vinzenz von Paul Hospital Rottenmünster

Verwaltung und Sekretariat: Frau Gudrun Rahmel (40%) und Frau Ute Dölker (50%)

-Infostand und Tag der „offenen Tür“ der Suchberatungsstelle anlässlich des Horber Frühlings

-Ökumenischer Gottesdienst in der Evang. Johanneskirche Horb zum Thema „angehörig-zugehörig“ innerhalb der NACOA-Aktionswoche (für Kinder aus suchtbelasteten Familien)

Folgende Beratungs-, Motivations- und Informationsgruppen wurden angeboten: · Führerscheingruppe mit 10 Gruppensitzungen · Nachsorgegruppe (2 mal im Monat) · Angehörigengruppe in Horb (2 mal im Monat) · FrühInterventionsProgrammSucht (FIPS-Gruppe) bis 7/2013 · Motivationsgruppen mit 6 Gruppensitzungen Zusätzlich: · Tiergestützte Beratung/Therapie, Reitstunden für einzelne KlientInnen · Begleitung und Unterstützung der Selbsthilfegruppen (Freundeskreis, AA-und Frauengruppen)

Unsere SuchtberaterInnen: - Frau Maria Flaig-Maier (75%) - Frau Claudia Gutbrod-Breitschmid (50%) - Frau Susanne Henning (80%) - Herr Rüdiger Holderried (50% Suchtberatung u. 50% DynaMoS - Mobile Jugend- und Straßensozialarbeit) - Herr Sigmund Hänel (75% bis 12/2013) - Herr Daniel Bezner (95% ab 12/2013) (Prozentangaben verstehen sich als Beschäftigungsumfang)

Honorarkräfte: - Herr Dr. rer. nat. Dietmar Czycholl, - Herr Dr. med. Manfred Hüllemann, - Frau Dr. Brigitte Becker

Weiterbildungen und Fachtage: ·Fortbildung pathologische Glücksspielsucht in Münzesheim Fortbildungsprogramm zur Qualifikation zur Anbieterschulung nach §7.2 Landesglücksspielgesetz (16 Stunden) ·Fortbildung Supervision

Diakonisches Werk Kreis- und Bezirksstelle Freudenstadt

Diakonie

·Fachtag Ambulante Rehabilitation in Karlsruhe (DWW-Diakonisches Werk Württemberg) ·Fachgruppe ambulante Reha in Stuttgart (DWW) ·Fachgruppe Prävention (DWW) ·Fachgruppe Drogen (DWW) ·Fachforum Cannabis in Hirsau ·Tagung der Landesstelle für Suchtfragen - Sucht und Gewalt ·Mitgliederversammlung Fachbereich Sucht (DWW) ·Fachtag in Calw, „Effizienz im Suchthilfesystem“ ·Fachtag der Frauenhilfe „Herzklopfen“ in Freudenstadt

Renate Braun-Schmid Geschäftsführerin Herrenfelder Straße 26 72250 Freudenstadt Tel.: 07441 / 88 40 -0 Fax: 07441 / 88 40 -40

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