Sucht- und Jugendhilfe in gemeinsamer Sorge um Kinder und Eltern - Workshop -

Sucht- und Jugendhilfe in gemeinsamer Sorge um Kinder und Eltern - Workshop - Zum Umgang mit suchtbelasteten Familien aus der Perspektive der Jugendh...
Author: Elizabeth Pohl
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Sucht- und Jugendhilfe in gemeinsamer Sorge um Kinder und Eltern - Workshop -

Zum Umgang mit suchtbelasteten Familien aus der Perspektive der Jugendhilfe Hans Leitner Geschäftsführer Start gGmbH Leiter der Fachstelle Kinderschutz im Land Brandenburg

Lübbenau, am 27. Juni 2016

Landkreis Oberspreewald-Lausitz Jugendamt

Fachliche Hinweise zur Unterstützung, Betreuung und zum Schutz von Kindern suchtkranker Eltern (Empfehlungen für die Arbeit in Brandenburger Jugendämtern)

http://www.fachstelle-kinderschutz.de/cms/upload/Publikationen/Fachartikel/Sucht_und__Kinderschutz.pdf

1. Gründe zur Erstellung der fachlichen Hinweise 2. Zur Situation von Kindern suchtkranker Eltern 2.1 Problemdarstellung 2.2 Wie viele Menschen sind betroffen? 2.3 Was bedeutet die Suchtkrankheit von Eltern für die Kinder? 2.4 Belastungen für Kinder 2.5 Rollen der Kinder 2.6 Wie können Probleme sichtbar werden? 2.7 Was brauchen die Kinder? 2.8 Ressourcen bei Kindern suchtkranker Eltern

3. Fachliche Hinweise zum Umgang mit suchtbelasteten Familien 3.1 Kooperation und Austausch mit anderen Institutionen 3.2 Bereitschaft und Fähigkeit der Eltern zur Bedürfniswahrnehmung 3.3 Umgang mit substituierten und drogenabhängigen Schwangeren 3.4 Prüfung der Lebensumstände in suchtbelasteten Familien 3.5 Besondere Aufmerksamkeit bei Neugeborenen und Säuglingen 3.6 Vereinbarungen mit suchtkranken Eltern treffen 3.7 Gemeinsame Hilfeplanung 3.8 Zusammenarbeit mit Gerichten 3.9 Bedürfnisse und Interessen der Kinder sind handlungsleitend

4. Nachbemerkung

Gründe zur Erstellung der fachlichen Hinweise •

unzureichende, konfrontative oder fehlende institutionelle Zusammenarbeit



fehlen einer gemeinsamen Haltung



unklare Aufgabenteilung



gegenseitig unangemessene Erwartungen



fehlende Kriterien für die Beurteilung des Kindswohles in derartigen „unberechenbaren“ familiären Situationen



unterschiedliche gesetzliche Aufträge und Interessenlagen



„willkürliche“ Gestaltung der Übergänge von so genannten freiwilligen Leistungen für Eltern zu gesetzlichen Schutzmaßnahmen für Kinder

Belastungsindikatoren insbesondere für in Suchtfamilien lebende Kinder Suchtfamilie bedeutet für alle Familienmitglieder: •

Krise und Dauerstress für ein Kinder und damit auch für Eltern



soziale Isolation und Sprachlosigkeit



finanzielle Probleme



wachsendes und delegiertes Schuldbewusstsein der Kinder



(Zwangs-)Loyalität zu den Eltern und gegenüber dem/r Partner/in als „geheime“ Verhaltensregel



Möglichkeit emotionale Bindung herzustellen und zu halten schwindet



Kinder werden „benutzt“, um zwischen den Elternteilen zu vermitteln



Rollen- und Generationsgrenzen werden immer unklarer



Alltag wird zunehmend unsicherer und unberechenbar



stark schwankende Stimmungen zunehmend auch außerhalb der Familie



Kinder erfahren ohnmächtig zunehmend emotionale, körperliche bis hin zu sexuellen Grenzüberschreitungen



Angst, Traurigkeit, Wut, Scham und Schuld sind dominierende Gefühle



folglich: stark eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeit für ein positives Selbstwertgefühl



Ausweg: Flucht in Traumwelt / Krankheit



massive Überforderung führt zur psychischen Auffälligkeit und zur Krankheit

Wie können Probleme bei Kindern sichtbar werden? •

mangelnde Leistungen



unangemessenes Verhalten



geringere intellektuelle Leistungsfähigkeit



mangelndes sprachliches Ausdrucksvermögen



vermehrte Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen



Störungen des Sozialverhaltens



ängstliches Verhalten und depressive Stimmungen



sexuelle Gewalt gegenüber dem Kind und zwischen Kindern



Neigung zu somatischen und psychosomatischen Beschwerden



zunehmende Krankheitsneigung



Anzeichen von Ess- und Schlafstörungen

Rollen der Kinder in der Suchtfamilie •

Der Familienheld oder die Verantwortungsbewusste



Das schwarze Schaf oder der Sündenbock



Das „verlorene“, stille oder vergessene Kind



Der Clown, der Kasper, das Maskottchen

Was brauchen Kinder suchtkranker Eltern? •

Einsicht:

Wissen über die Krankheit Sucht; Wahrhaben der Störungen innerhalb der Familie, keine Verdrängung – zum Beispiel Einsicht, dass mit dem abhängigen Vater etwas nicht stimmt.



Unabhängigkeit:

gefühlsmäßiges und zum Teil auch räumliches Abstandnehmen von der Familie – zum Beispiel sich von Stimmungen der Eltern/der Familie nicht mehr beeinflussen zu lassen.



Beziehungsfähigkeit:

gesunde Bindungen aufbauen; gefühlsmäßig bedeutsame Beziehungen zu psychisch stabilen Personen außerhalb der Familie, ein tragfähiges soziales Netzwerk in Krisenzeiten.



Initiative:

starke Leistungsorientierung; zielgerichtetes Verhalten, das dem Gefühl der Hilflosigkeit entgegenwirkt – zum Beispiel in Form von zahlreichen sportlichen oder sozialen Aktivitäten.



Kreativität:

Ausdruck der inneren Konflikte zum Beispiel in künstlerischer Form.



Humor:

humorvoller Umgang mit der eigenen Situation als Mittel oder als Fähigkeit, sich zu distanzieren.



Moral:

ein von den Eltern unabhängiges Wertesystem.

Fachliche Hinweise zum Umgang mit suchtbelasteten Familien • Prüfung der Lebensumstände in suchtbelasteten Familien im Sinne eines Ressourcenchecks • besondere Aufmerksamkeit bei Neugeborenen und Säuglingen • Umgang mit substituierten und drogenabhängigen Schwangeren als Sonderfall • Kooperation und Austausch mit anderen Institutionen im Rahmen des eigenen Verfahrens (Risikoeinschätzung, Elterngespräche, Hilfe anbieten, Schutzplan erstellen, Kontrollieren, Sanktionieren, persönliche Übergabe bei „Systemwechsel“) • schriftliche und nicht folgenlose Kontrollvereinbarungen

• gemeinsame Hilfeplanung mit anderen Helfer/innen (Hilfesystemen) • ggf. frühzeitige Zusammenarbeit mit Gerichten • Bereitschaft und Fähigkeit der Eltern zur Bedürfniswahrnehmung gegenüber dem Kind ist entscheidend • Bedürfnisse und Interessen der Kinder sind immer handlungsleitend

Kontakt Fachstelle Kinderschutz im Land Brandenburg c/o Start gGmbH

Fontanestraße 71 16761 Hennigsdorf Tel.: Mail:

03302 8609577 [email protected]

Mitarbeiter/innen:

Fax: www:

03302 8609580 www.fachstelle-kinderschutz.de www.kischu-stadt.de www.start-ggmbh.de

Hans Leitner Leiter der Fachstelle Kinderschutz / Geschäftsführer Start gGmbH