Studentischer Erfahrungsbericht: Aufenthalt an der University of Saskatchewan (U of S) in Kanada

Studentischer Erfahrungsbericht: Aufenthalt an der University of Saskatchewan (U of S) in Kanada Name: Kontaktmöglichkeit: Studienfach: Zeitraum: Mü...
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Studentischer Erfahrungsbericht: Aufenthalt an der University of Saskatchewan (U of S) in Kanada

Name: Kontaktmöglichkeit: Studienfach: Zeitraum:

Müller, Rachel [email protected] Lehramt Gymnasium Mathematik, Biologie 1. September 2015 – 30. April 2016

1. Vorbereitung des Aufenthaltes Nachdem ihr den ersten Schritt gegangen seid, Euch für einen Auslandsaufenthalt zu entscheiden, müsst Ihr überlegen, in welches Land es gehen soll. Reizt euch eine bestimmte Kultur oder wollt Ihr besondere Sprachkenntnisse erwerben? Diese Frage beantwortet man zum Beispiel weil ihr eine Vorliebe für ein Land habt, die Kultur, den Alltag oder die Sprache in dem Land genauer kennen lernen wollt. Informiert Euch über die Partneruniversitäten und konzentriert Euch auf die Universitäten, die Eurem Schwerpunkt und Interesse entsprechen. Mir fiel die Beantwortung dieser Frage nach dem Ort recht einfach, weil mein erstes Ziel Kanada war, wo wir nur wenige Partnerschaften haben. Ich habe mich für die University of Saskatchewan entschieden, denn die Biologie-Fakultät legt einen Schwerpunkt auf die Ökologie: So organisieren sie Kanadas „Caribou-project“, bei dem Rentierherden erforscht werden. Für die Bewerbung im Auslandsamt ist ein Motivationsschreiben (in dem ihr unter anderem Euer Interesse anhand der Schwerpunkte für die Partneruni erläutern könnt) zwei Empfehlungsschreiben von Dozenten, sowie einen Nachweis der englischen Sprachkenntnisse beziehungsweise einen Nachweis, dass ihr zurzeit einen EnglischKurs besucht, nötig (Dies gilt für den englischsprachigen Bereich Kanadas gehen). Zwei Semester am Sprachenzentrum „Aufbauwortschatz Biologie“ haben meine Englischkenntnisse erweitert. Außerdem habt ihr am Sprachenzentrum die Möglichkeit, ein DAAD Sprachzertifikat abzulegen, das die U of S anerkennt. Dennoch solltet ihr Euch nicht zu viele Gedanken um die Sprache machen, denn man gewöhnt sich sehr schnell an den Fachwortschatz in den Vorlesungen und dem Freizeitwortschatz, um in der neuen Umgebung zurecht zu kommen. Nachdem ihr die offizielle Zusage von der Universität habt (die etwa Ende Mai ankommt) und ihr länger als sechs Monate im Land bleibt beziehungsweise auf dem Campus arbeiten wollt, müsst Ihr Euch für ein sogenanntes „Study permit“ an der kanadischen Botschaft in Österreich bewerben. Informationen über die benötigten Formulare findet ihr auf den Seiten von „Citizenship and Immigration“. In der Regel dauert es mehrere Wochen bis Ihr einen Bescheid per Mail bekommt, den Ihr dann zusammen mit der Aufnahmebestätigung der U of S bei der Einreise vorlegt. Wenn Ihr

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auf dem Campus arbeiten wollt, achtet darauf, dass dies auf dem Visum vermerkt wird. Man kann sich bereits im November an der U of S für einen Wohnheimplatz bewerben. Ihr solltet Euch spätestens darum kümmern, wenn die ersten Formulare von der U of S ankommen. Ausführliche Informationen über die Wohnheime gibt es auf den Seiten livewithus.usask.ca. Hier ist eine Zusammenfassung der verschiedenen Wohnheime: 

Seager Wheeler ist ein älteres, aber sehr günstiges Wohnheim mit 6 Leute in einer WG



Voyageur Place bietet 1 oder 2 Bett Zimmer direkt auf dem Campus. Das heißt, ihr habt ein Bad pro Stockwerk und ihr müsst für einen sogenannten „Meal Plan“ in Marquis Hall zahlen. In diesem „Meal plan“ gibt es drei Mahlzeiten pro Wochentag und je zwei (Brunch und Abendessen) am Wochenende.



College Quarter (CQ) ist ein neues und daher sehr beliebtes Wohnheim mit 2er, 3-er oder 4-er WG. In einer 4er WG teilt man sich ein großes Bad mit einem der Mitbewohner und eine große Wohnküche mit Küchenzeile und Sesseln mit den anderen drei Leuten.

College Quarter : Pine Hall (Die drei anderen Häuser sehen genauso aus)

Zimmer im College Quarter

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Seid ihr graduate students dürft ihr im Grad house wohnen. Seager Wheeler, CQ und Grad house liegen etwa 10 min zu Fuß vom Campus entfernt.

2. Ankunft Habt ihr ein Visum, sollte ausreichend Zeit zum Umsteigen in Kanada (z.B. in Toronto) eingeplant werden, denn die Wartezeit kann unter Umständen sehr lang sein. Ich musste ungefähr vier Stunden warten und hatte glücklicherweise von vorneherein den Flug nach Saskatoon für den nächsten Tag gebucht und somit eine Nacht in Toronto in einem Hotel verbracht. Um die Ankunft in Saskatoon für die internationalen Studenten zu erleichtern, bietet die U of S eine kostenlose Taxifahrt vom Flughafen und eine Hotelübernachtung in Saskatoon an, was man vorher anmelden muss. Kanadische Universitäten nehmen die Studenten an die Hand, sie klären Euch also über die wichtigen Dinge auf. Wichtig ist die Ausstellung eines Studentenausweises, der für die Bibliothek, die Zahlung in diversen Läden auf dem Campus, sowie teilweise als Haustürschlüssel in den Wohnheimen genutzt wird. Auch habe ich ein Konto bei Royal Bank of Canada eröffnet, weil diese in Campusnähe liegt und keine Kosten für die Öffnung beziehungsweise Schließung anfallen. Andere Austauschstudenten waren bei der Bank of Nova Scotia, die ebenfalls sehr studentenfreundliche Angebote haben. Wenn ihr eine Telefonkarte braucht oder wollt, gibt es folgende Anbieter, die auch von vielen Austauschstudenten genutzt werden: Kodoo, Fido, Virgin. Da es allerdings auf dem gesamten Campus Internet gibt, kommt man auch gut mit Whatsapp oder Facebook klar.

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3. Vorstellung von Kanada bzw. Saskatoon

Sicht auf das Hauptgebäude im Januar

Sicht auf das Hauptgebäude im April

Kanada ist sehr divers, was sich sowohl in der Natur als auch an den Menschen zeigt. British Columbia und Alberta haben in eine unglaubliche Landschaft, die vor allem in den Rocky Mountains beeindruckend ist. Aber auch die Landschaft in Saskatchewan ist faszinierend , es ist zwar eine flache Provinz und wird deshalb von vielen Einheimischen belächelt (man sieht nämlich schon am Freitag, wer am Montag kommt), aber die Blicke über die Felder vor allem während der Sonnenuntergänge sind beeindruckend! Der Spruch auf den Autokennzeichen ist übrigens „Land of living skies“! Hier die Vorstellung von Saskatchewan aus der Sicht eines Kanadiers: Saskatchewan hat drei „große“ Städte, nämlich Prince Albert (PA), Saskatoon und Regina und 5

jede Stadt durfte sich eine Aufgabe aus den folgenden dreien aussuchen. PA hat das Gefängnis, Regina den Regierungssitz und Saskatoon die Universität. Unter uns gesagt, Saskatoon hat die beste Entscheidung getroffen. Die Stadt wird durch den South Saskatchewan River geteilt und ist bekannt für ihre Brücken. Die Wege entlang des Flusses sind sehr schön, vor allem zum Sonnenuntergang. Wenn man großes Glück hat kann man nachts an diesen Wegen sogar Polarlichter sehen!

Blick über North Saskatchewan River und Saskatoon

Das Klima in Saskatchewan ist trocken, das heißt, dass sich -4 °C in Vancouver kälter anfühlen als -4°C in Saskatoon. Dennoch sollte man die Kälte nicht unterschätzen, da die Temperaturen im Winter in der Regel gerne zwei bis drei Monate lang auf -30°C und noch kälter fallen können. Mit Windchill fühlt es sich teilweise sogar noch kälter an. Windchill ist grob gesagt die gefühlte Temperatur in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit. Auf den Seiten von „Environment Canada“ findet ihr die stündlichen Temperaturangaben, Windchill sowie die „Feel like -Temperatur“, schaut Euch also am besten diese Seite an, bevor ihr rausgeht, um in etwa abschätzen zu können, was und wie viel ihr anziehen müsst! Wegen dieser Kälte solltet ihr Euch auch erst in Kanada einen ordentlichen Wintermantel beziehungsweise Schuhe kaufen, da sie die entsprechende Kleidung in den Läden anbieten.

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4. Universität Anders als in Rostock befinden sich nicht nur alle universitären Gebäude auf einem großen Campus, sondern es gibt unter anderem eine Arztpraxis, eine Food Court (Rotunde mit verschiedenen Fast-Food-Ketten, wie A&W, Extreme Pita) und Buchläden mit den nötigen Fachbüchern. Die Sporteinrichtungen, eine Bar, sowie manche Wohnheime gehören ebenfalls zum Campus. Wie bereits erwähnt kann der Studentenausweis mit Geld aufgeladen werden und in manchen Läden zur Bezahlung verwendet werden. Die Vorlesungen (Lectures) und Übungen (Labs) sind ganz anders konzipiert als in Deutschland. Zu Beginn des Semesters schreibt der Dozent ein bestimmtes Lehrbuch vor. In der Regel erwarten Dozenten, dass dieses gekauft wird, da die Bücher beziehungsweise die Aufgaben in den Büchern für den Unterricht benötigt werden. (Anders als in Deutschland sind die

Lehrbücher nicht

Bestandteil der

Universitätsbibliothek. Am Ende des Semesters gibt es aber meistens eine Möglichkeit diese Bücher wieder zu verkaufen). Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist, dass die Professoren während der Vorlesung einige Fragen stellen, die dann von Studenten beantwortet werden. In der Regel hat man auch in jedem Fach Hausaufgaben (Assignments), die dann gemeinsam mit den Klausuren, dem Midterm (Klausur über die erste Hälfte des Semesters) und dem Final (Klausur über das gesamte Semester, wobei der stoffliche Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte liegt) in die Note einfließen. Das heißt die Endnote setzt sich wie in der Schule aus mehreren Noten zusammen. Die Inhalte der Vorlesungen sind im Allgemeinen viel angewandter als in Deutschland, so werden etwa in der Bioinformatik konkrete Algorithmen gezeigt, die dann mit wenigen Änderungen in den assignments übernommen werden können. Auch das Undergraduate Program (Bachelor) ist an der U of S ganz anders organisiert als in Deutschland. Erstens kann man zwischen verschiedenen Programmtypen wählen, nämlich 3 or 4 years undergraduate beziehungsweise honours program. Zweitens gibt es nicht ein allgemeines Grundstudium in der Biologie, das jeder Student absolviert, sondern sie entscheiden sich bereits im zweiten Studienjahr für eine Fachrichtung und wählen dementsprechend ihre Kurse. Kurse mit Level 100- 699 sind Kurse für das „Undergraduate program“, wobei meistens die Kurse mit niedriger 7

Nummer einfacher sind. Scheut Euch nicht davor Kurse mit höherer Nummer zu wählen, da die Kurse angewandter und somit einfacher sind.

5. Studentisches Leben Das studentische Leben im Gastland ist eine interessante und wichtige Erfahrung die Kultur kennenzulernen. Kanadier sind prinzipiell sehr aufgeschlossene und hilfsbereite Leute und reden sehr schnell über private Dinge. Allerdings haben manche Kanadier auch zugegeben, dass es schwer sein kann tiefe Freundschaften mit Kanadiern zu schließen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten mit Kanadiern außerhalb der Kurse in Kontakt zu kommen, etwa im Physical activiy complex (PAC) auf dem Campus. Im PAC gibt es zahlreiche Sportangebote und Einrichtungen wie Schwimmbad, Kletterwand Squash Hallen und ein Fitness Studio. Die Nutzung des PACs wird übrigens durch Eure „student fees“, die am Anfang jedes Semesters gezahlt werden, abgedeckt. Ebenfalls mit in den „fees“ inbegriffen sind die diversen Spiele von „students athletes“, zum Beispiel Eishockey, Football, Volleyball und Basketball.

Blick auf einen Teil des Football-Feldes

Aufwärmübungen vor einem Eishockey-Spiel im Rutherford Rink

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Man sollte auf jeden Fall einige Spiele sehen, denn hier herrscht eine uns unbekannte Atmosphäre und Stimmung. Beispielsweise singen die Besucher vor jedem Spiel die kanadische Nationalhymne. Es lohnt sich auch in der „Campus Recreation“ einer Sportgruppe, etwa Feldhockey oder Fußball beizutreten. Man spielt einmal in der Woche gegen andere Mannschaften und lernt somit viele nette Menschen kennen. Natürlich sollte man auch typische kanadische Feiern besuchen zum Beispiel Hauspartys, wobei Partys in der Regel am frühen Abend anfangen und gegen 12 Uhr zu Ende sind. Ausflüge

Ausflugsmöglichkeiten nahe bei Saskatoon sind Table Mountain, ein kleines Skigebiet etwa zwei Stunden nördlich von Saskatoon. Bereits auf der Fahrt dahin habt Ihr eine schöne Sicht auf die typische Prairielandschaft von Saskatchewan (Teils sehr flach und teils hügelig mit einigen Getreidehäusern).

Sicht von Table Mountain

Es lohnt sich auch, schon allein wegen der atemberaubenden Landschaft und der Tiere, einen Ausflug in einem der Nationalparks zu unternehmen. In Banff gibt es eine unglaubliche Bergkulisse mit den Rocky Mountains und ich hatte sogar das große Glück Rentiere, ein Moose und einen Schwarzbären in freier Wildbahn zu sehen! Außerdem gibt es unter anderem in Banff und in Coutney sogenannte „Hot springs“, Schwimmbäder mit warmen Wasser aus der Natur. Wer sich für das Leben der First 9

Nation interessiert, der sollte in der Nähe von Calgary „Head smashed in Buffalo jump“ besuchen, ein Ort an dem die First Nation Büffelherden gejagt haben. Das dortige Museum ist außergewöhnlich informativ.

6. Fazit Ein Auslandsjahr ermöglicht weit über Urlaubseindrücke hinausgehende Einblicke in ein fremdes Land und seine Leute. Gleichzeitig wird der Blick auf das eigene Land geschärft: Manches schätzt man plötzlich, bisherige Selbstverständlichkeiten stellt man plötzlich in Frage. Am wichtigsten finde ich jedoch die Eindrücke, die ich von der Kultur gewonnen habe und die Freundschaften, die ich geschlossen habe. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Ihr Euch keinesfalls vom Organisationsaufwand oder den finanziellen Mehrausgaben abschrecken lassen sollt. Alle nötigen Dokumente zu sammeln (Sprachzertifikat, Visum usw.) kann zwar lästig und teilweise auch kompliziert sein, aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall! Also, bewirbt euch für die University of Saskatchewan, denn dann heißt es ein Jahr lang: „Go Husky, go!“

Howler, das Maskotchen

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