Kurs 3. Studienjahr / Strahlentherapie T1. Physikalische Aspekte ionisierender Strahlung (Ionisation/Wechselwirkung, Primärprozesse, Dosisbegriffe, Dosimetrie, Gerätekunde)
T2. Molekulare und zelluläre Strahlenbiologie (Sekundärprozesse, Folgeeffekte, zelluläre Strahlenempfindlichkeit, Strahlenschäden,Normalgewebe- und Tumor-Strahlenbiologie)
T3. Normalgewebe- und Tumor-Strahlenbiologie (Faktoren der Strahlenempfindlichkeit von Tumoren und Normalgeweben)
T4. Klinische Anwendung / Bestrahlungsplanung (Grundlagen der Radioonkologie / klinische Aspekte, räumliche und zeitliche Dosisverteilung, therapeutische Breite, Patientendemo)
T5. Strahlenrisiko / Strahlenschutz (Deterministische - / stochastische Effekte, akutes Strahlensyndrom, teratogenes, genetisches u. karzinogenes Risiko, Natürliche - / zivilisatorische Strahlenbelastung)
- Kurs 5. Semester Humanmedizin Strahlenphysik / Strahlenbiologie / Strahlentherapie
T5. Strahlenrisiko / Strahlenschutz ¾ Deterministische - / Stochastische Effekte ¾ Akutes Strahlensyndrom ¾ Teratogenes und genetisches Risiko ¾ Karzinogenes Risiko ¾ Natürliche u. zivilisatorische Strahlenbelastung ¾ Grundprinzipien Strahlenschutz / Grenzwerte
STRAHLENBIOLOGIE Ionisierende Strahlung Ionisation Freie Radikale DNA-Schädigung Reparatur ?
Chromosomenaberrationen asymmetrische
symmetrische
Zelltod
Mutation, Zelltransformation
Gewebe-, Organ-, Organismus-Schäden Karzinogenese, Genetische Effekte Deterministische Effekte ("high dose effects")
Stochastische Effekte ("low dose effects")
STRAHLENBIOLOGIE ¾
STOCHASTISCHE STRAHLENEFFEKTE: • • • • • •
¾
Grundlage sind Mutationen im Chromosomenapparart kein Schwellenwert (schon die geringstdenkbare Dosis kann eine Mutation auslösen) Zielstruktur ist somit die DNA mit hoher Wahrscheinlichkeit unizellulärer Vorgang Wahrscheinlichkeit des Auftretens steigt mit der Dosis Folgen sind genetische und karzinogene Effekte
DETERMINISTISCHE STRAHLENEFFEKTE: • Grundlage sind strahlenbiologische Effekte an den Zellbausteinen, die sich auf die Funktionen der Zellen und Organe auswirken. Ab einer bestimmten Dosis sind sie nicht mehr reparabel und manifestieren sich als Schäden. • Schwellenwert vorhanden • Ausmaß der Schädigung steigt mit der Dosis
STRAHLENBIOLOGIE ¾
DETERMINISTISCHE STRAHLENEFFEKTE: • Strahlenkrankheit / Strahlensyndrom • Teratogene Effekte „Teratogenes Risiko“
¾
STOCHASTISTISCHE STRAHLENEFFEKTE: • Genetische Effekte „Genetisches Risiko“
• Tumorinduktion „Karzinogenes Risiko“
STRAHLENBIOLOGIE ¾
KLINISCHER BEZUG:
1. Ganzkörperbestrahlung zur Knochenmarktransplantation 2. Risiken bei der Anwendung von ionisierender Strahlung / Radioonkologie • Spätfolgen 3. Risiken bei der Anwendung von ionisierender Strahlung / Diagnostik • Anwendungsumfang / Schutzmaßnahmen 4. Strahlenschutz / Personal
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit Ganzkörperexposition (TBI : „total body irradiation“)
Heilung
Ausreichende Gesamtdosis
Homogene Dosis verteilung
Toxizität adäquate Einzeldosis Adäquate Dosisrate
Adäquate Technik
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit Ganzkörperexposition (TBI : „total body irradiation“) Therapeutische Anwendung : Knochenmarktransplantation TBI der Chemotherapie überlegen (allogene KMT) Patienten /Regime
Autor Carpenter al., 1996
HD-Chx. : 26 HD-Chx.+TBI : 25
Bunin et al., 2003
HD-Chx. : 176 HD-Chx.+TBI : 451
n.s.
n.s.
31% 8%
OS 34% 40%
p = 0.005
23% 15%
3 year LFS 35% 50%
3 year 40% 55%
p 0.003
p = 0.01
n.a.
k.A..
22% 17%
6 year EFS 22% 43%
p = 0.03
3 year 47% 67%
p=0.09
24% 9%
3 year EFS 29% 58%
et HD-Chx. : 42 HD-Chx.+TBI : 114 HD-Chx. : 21 HD-Chx.+TBI : 22
Gesamt p-Wert -ÜL
EFS 27% 36%
et
Davies et al., 2000 Granados al., 2000
Therapieas. LFS / DFS p-Wert Mortalität / EFS
=
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit Ganzkörperexposition (TBI : „total body irradiation) Todesfälle und Verletzte nach den Atombombenangriffen Deaths Within
Surviving 2-120 days Casualties
1 day
Uninjured
Total Population
Hiroshima
45,000
19,000
72,000
119,000
255,000
Nagasaki
22,000
17,000
25,000
110,000
174,000
Todesfälle und Verletzte nach Tschernobyl Deaths Within 1 day
Surviving Casualties a
10-120 days 2
29
Uninjured Exposed People 200
400,000
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit Dosis
ÜLZ
Klin. Zeichen/Symptome
> 40-50 Gy
1-2 Tage
ZNS-Syndrom - Hirnödem, Kardiovaskuläre Insuffizienz
(L.: 0.25 - 5 h)
> 10 Gy
2 Wochen (L.: 3 - 5 d)
> 2 Gy
3-8 Wochen (L.: 2 - 3 W.)
< 2 Gy
-
Gastrointestinales Syndrom Hämorrhagie, Infektion, Diarrhoe, Dehydratation Hämatopoet. Syndrom – (=„KMT“) KnM-Aplasie, Infektion, Hämorrhagie Prodromal-Syndrom
LD50 = Letale Dosis für 50 % einer Population (ohne Ther.: LD50= 2.5 Gy; bei guter supportiver Ther.: LD50= 5 Gy; wenn Knochenmark-Transplantation erfolgreich: LD50= 9 Gy*, [*Pneumonitis als Spätkomplikation])
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
TBI - Maus
Prodromal stadium Exposition
Latenzzeit
Manifeste Erkrankung
ZNS-Syndr.1-2 Tage gastro-intest. Syndr. 2Wo. Hämatopoet. Syndr. 3-8 Wo.
Zeitschiene
Tod oder Erholung
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit Reaktorunfall Tschernobyl 1986 (~ 200 Pers. mit TBI = 0.5 - 16 Gy)
Dosis
n
letal
>6.0 - 16 Gy
22
20+
4.2 - 6.3 Gy
23
7*
2.0 - 4.0 Gy
53
1
0.5 - 2.1 Gy
107
0
GESAMT
205
28
(UNSCEAR 1988) LD50 2.5 Gy - ohne Behandlung 5.0 Gy - bei guter supportiver Therapie 9.0 Gy - bei erfolgreicher KnM-Transpl.
Dosis-Wirkungs-Kurve für die akute [+ thermische Verbr. u. schwere ßHautverbr. *6/7 schwere ß-Hautverbr.] Letalität nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl (Goskova et al. 1987)
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko • Viele schwangere Frauen werden ionisierender Strahlung ausgesetzt • Unkenntnis verursacht erhebliche Unsicherheit und ggf. unnötige Schwangerschaftsunterbrechungen • Für die meisten Patientinnen ist die diagnostische Strahlenexposition medizinisch gerechtfertigt und das Strahlenrisiko für den Fetus gering
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Beispiel: Gerechtfertigte CT-Untersuchung nach Unfall Fetal skull
ribs
Blood outside uterus
Fetal dose 20 mGy
Gerechtfertigte CT-Untersuchung nach schwerem Verkehrsunfall
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Beispiel: Gerechtfertigte CT-Untersuchung nach Unfall
Free blood
Kidney torn off aorta (no contrast in it)
Splenic laceration
3 Minuten CTUntersuchung und anschließend OP. Mutter und Kind haben Unfall und Behandlung überlebt.
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko • Die radiogenen Risiken sind vom Schwangerschaftsstadium und der absorbierten Dosis abhängig. • Sie sind während der Organogenese und der frühen Fetalperiode am höchsten, im 2. Trimenon geringer und im 3. Trimenon am geringsten.
Höchstes Risiko
geringer
am geringsten
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Pränatale Induktionsphasen für Strahlenwirkungen bei der Maus
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Strahlenbedingte Entwicklungsstörungen
Übertragung tierexperimenteller Daten auf die Phasen der menschlichen Entwicklung
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Strahlenbedingte schwere geistige Retardierung
Häufigkeit schwerer geistiger Retardierungen nach Bestrahlung in utero durch die Atombombenexplosion (Abhängigkeit vom Gestatiosalter u. der Bestrahlungsdosis)
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Strahlenbedingte schwere geistige Retardierung
Heterotope graue Substanz (Pfeile) in Ventrikelnähe bei einer mental retardierten Person infolge einer höheren Strahlenexposition in utero
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Strahlenbedingte schwere geistige Retardierung GEISTIGE RETARD. • Schwellendosis > 10 cGy (evtl. 20-25 cGy) • keine < 7. SSW • höchstes Risiko 8.-15. SSW • keine > 25. SSW Häufigkeit schwerer geistiger Retardierungen und 90%-Vertrauensbereich in Abhängigkeit von der absorbierten Uterus-Dosis (DS86) und der SSW (Otake et al. 1987)
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko Strahlenrisiko Gravidität Zeit 8. - 15. 16. - 25.
Dosis (Gy) 1,0 1,0
1. - 36.
> 0,1
RR 1,5-2,0
Leukämie Tumoren
1. – 36.
> 0,1
RR 1,8
Pränat. Tod
(Woche)
Wahrsch. (1) 40 % 10 %
Effekt Mikrocephalie Retardierung Mikrophthalmus
Maximal zulässige Dosis 0,2 Sv (200 mSv) bei höheren Dosen Empfehlung Interruptio
STRAHLENSCHUTZ – Diagnostische Radiologie Effektive Dosis bei Röntgenuntersuchungen Röntgenuntersuchung
¾ Schädel ¾ Thorax ¾ Abdomen ¾ Lendenwirbelsäule ¾ Magen ¾ Dickdarm ¾ Arteriographie ¾ CT - Schädel ¾ CT - Thorax ¾ CT - Abdomen
Effektive Dosis in mSv
0,01 0,5 1,0 2,0 5,0 10 10 - 20 2-5 5 - 10 10 - 20
STRAHLENBIOLOGIE ¾
DETERMINISTISCHE STRAHLENEFFEKTE: • Strahlenkrankheit / Strahlensyndrom • Teratogene Effekte „Teratogenes Risiko“
¾
STOCHASTISTISCHE STRAHLENEFFEKTE: • Genetische Effekte „Genetisches Risiko“
• Tumorinduktion „Karzinogenes Risiko“
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko
STRAHLENBIOLOGIE – Sterilität Die strahleninduzierte Sterilität (=deterministischer Effekt) spielt bei dem genetischen Risiko eine wichtige Rolle
Bereits niedrige Dosierungen führen zur Sterilität Dadurch wird eine genetisches Risiko nach höherer Dosisexposition verhindert
STRAHLENBIOLOGIE – Sterilität Strahleninduzierte Sterilität Strahleninduzierte Sterilität - Frauen - Männer • bis 3 Tage n. der Geburt sind alle • Self-renewal system: Zellen im Oozyten-Stadium. Spermatogonien (Stammzellen) → Keine weiteren Zellteilungen. Spermatozyten → Spermatiden → Spermatozoen • Schwellendosis für permanente • Schwellendosis: Sterilität: 2,5 bis 6 Gy. - temporäre Sterilität: 0,15 Gy - permanente Sterilität: 3,5 - 6 Gy. • Latenz zw. Bestrahlung & Sterilität • radiogene Sterilität führt zu • Induktion von Sterilität beeinflusst hormonellen Veränderungen hormonelle Balance, Libido oder vergleichbar mit der natürlichen physisches Vermögen nicht Menopause.
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko Tierexp. Daten - Indirekte Methode (Specific Locus Test)
Geschätzte Mutationsverdopplungsdosis 1,0 Gy (ICRP 60 1990)
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko • Experimentelle Daten: • autosom.-dominante Mutationen (Skelettfehlbildungen, Katarakt/Maus) • autosom.-rezessive Mutationen (Specific Locus Test/Maus)
• natürliche Prävalenz (P): (UNSCEAR 1988) • Mendelsche und chromosomale Erkrankungen: 165 auf 10.000 Geburten (104) (autosom.-dom. 95/104, autosom.-rez. 25/104, X-chrom. 5/104, chromosomal 4/104)
• Mutationsverdopplungsdosis (DD) [↓ LET, ↓ Dosisleistung, chron.Exp.]: • ICRP 60 (1990): • LSS (Neel et al. 1990):
1 Gy (Mausmodel) 3.4 – 4.5 Gy (Hiroshima / Nagasaki)
Eine Dosis von 3,4 - 4,5 Gy führt zu einer Verdoppelung der Inzidenz von einer Mutation von 165 auf 330 / 10.000 Geburten (Sterilität tritt zwischen 2,5 und 6 Gy auf) (Dosis verursacht akut hämatopoet. Syndrom bei Ganzkörperexposition)
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko Epidemiologische Daten - Life Span Study: • Elternexposition ~ 250 mSv (500 mSv – 3 Sv) • Kohorte von ca. 88.500 F1 - Kindern, die zwischen Mai 1945 und Dezember 1984 geboren wurden • Keine Assoziation zwischen absorbierter Dosis und der Inzidenz hereditäter Erkrankungen oder von Tumoren (entspricht Erfahrungen nach Schwangerschaft nach KMT) ⇒ Die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen durch Vererbung genetischer Schäden ist äußerst gering (Meiose - Effekt) Geschätzte Mutationsverdopplungsdosis 3,4 - 4,5 Gy (Neel et al. 1990)
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Nature 2001
DNA-Schädigung, Reparaturmechanismen und Konsequenzen
STRAHLENBIOLOGIE Strahlenwirkung auf die DNA ~ 100 strahleninduzierte Läsionen wurden bisher identifiziert, aber nicht alle sind gleich kritisch Aufgrund der Tatsache, daß: 1. 10-15 eV den Verlust einer Nukleotidbase (AP-Site) initiieren können 2. Korrekturmechanismen nicht 100% fehlerfrei sind ( DNA-Reparatur, ImmunoSurveillance, …) ⇒ Gegenwärtige Philosophie des Strahlenschutzes: Selbst die niedrigste Strahlendosis birgt ein bestimmtes, wenn auch extrem geringes Risiko einer Genomschädigung, die zur Tumorinduktion oder genetischen Schädigung führen kann (keine Schwelle).
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Stochastische Strahlenwirkung / Somatische Effekte
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko - Spondylitis ankylosans-Patienten (Darby et al. 1987, Br. J. Cancer 55: 179-190)
• n: 14.106 (RT zwischen 1935 - 1954) • Mittleres Follow up: 23 Jahre • Mittlere KnM-Dosis: 3.8 Gy (0.89 - 6.7 Gy) • Leukämien:
- erwartet:
12,29
- beobachtet:
39
(RR: 3,17)
- 50 % innerhalb der ersten 7,5 Jahre - 26 überzählige Leukämien innerhalb der ersten 10 Jahre → 26 / 14106 → ca. 0.2 % • UNSCEAR (1988): Jahresrisiko : 0.0002 / Gy
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko - Zervixkarzinom-Patienten (Boice et al. 1987, JNCI 79: 1295-1311)
• n: 150.000 Frauen (RT 1940-1970) - Fall-Kontroll-Studie • Mittlere KnM-Dosis: 7.1 Gy (Becken:78%; WS:16%; Femur:4%) • Leukämien: - Beobacht: 195 (52 CLL, 100 ALL/AML, 40 CML, 3 n.s.) - Erwart.: 745 (199 CLL, 390 ALL/AML, 151 CML, 5 n.s.) - RR für AL: 1.63 / RR für CML: 4.20 - RR für AL u. CML: 2.02 - RR steigt mit Dosis → RR @ 1 Gy: 1.7 → RR @ 4 Gy: 2.5 - absolutes Risiko ca. 0.1 % • UNSCEAR (1988): Jahresrisiko 0.00006 / Gy
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko Somatisches Strahlenrisiko:
Hiroshima (1945 -1990) (Report 12, Pierce et al., 1996) n: 86.572 Mitglieder der LSS Leukämien
erwartet
beobachtet
strahlenind.
162
249
87 (~ 35%) effekt. : 0.1%
Solide Tm.
7244
7578
334 (~ 4,4%) effekt. : 0.38%
GESAMT
7406
7827
421 (~ 5,4%) effekt. : 0.48%
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko Inzidenz und Risiko für Zweittumoren bei Kindern mit therapierten Tumorerkrankungen (0 bis 17 Jahre) SEER 1973 bis 2002 / USA (Inskip et al., 2007) Prim. Tumor
Gesamt
Beobachtet (%)
Erwartet (Fälle)
Überzählig (Fälle)
B/E Verhältnis
Leukämien
7.008
63 (0,9%)
12,71
50,29 (0,7%)
5,0
M.Hodgkin
1.865
111 (5,9%)
11,40
99,60 (5,3%)
9,7
ZNS-Tumoren
4.806
69 (1,4%)
10,90
58,10 (1,2%)
6,3
Nephroblastom
1.277
15 (1,2%)
2,84
12,16 (0,9%)
5,3
Ewing Sarkom
521
16 (3,1%)
1,24
14,76 (2,8%)
12,9
33 (1,7%)
5,9
27,1 (1,4%)
5,5
Weichteilsarkome 1.909
Therapien bestehen aus (neben der Operation) : - vorwiegend Chemotherapie (Leukämien, Nephroblastom), - vorwiegend Bestrahlung (ZNS-Tumoren), - kombinierten Therapien (M. Hodgkin, Ewing Sarkom, Weichteilsarkome)
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko Inzidenz und Risiko für Zweittumoren bei Kindern mit therapierten Tumorerkrankungen (0 bis 17 Jahre) SEER 1973 bis 2002 / USA (Inskip et al., 2007)
Das relative Risiko A ) für eine soliden Tumor (2. Tumor) nach alleiniger RT : 2,8 fach nach alleiniger Chx : 2,1fach nach Chx./RT : 3,2 fach B) für eine akute nicht-lymphatische Leukämie (2.Tumor) nach alleiniger RT : 2,5 fach nach alleiniger Chx : 13,9 fach Bestrahlung mit Chemotherapie und alleinige Chx. : hohes Risiko für 2. Malignom
Natürliche und zivilisatorische Strahlenbelastung Strahlenexposition der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1993
STRAHLENSCHUTZ Allgemeiner Strahlenschutz ¾ Sichere Vermeidung von Deterministischen Effekten (oberhalb einer Schwellendosis)
¾ Akzeptabler Umfang von Stochastischen Effekten (keine Schwellendosis)
STRAHLENSCHUTZ Medizinischer Strahlenschutz ¾ Vermeidung unnötiger Exposition ¾ Begrenzung unvermeidlicher Exposition für
Individuum Population
STRAHLENSCHUTZ – Deterministische Effekte Strahlenschäden an der Linse nach akuter Bestrahlung Art des Strahlenschadens
Schwellendosis
¾ leichte Linsentrübung
0,5 - 2,0 Sv
¾ Katarakt
> 5
¾ Dosiswirkung ist kumulativ !
Sv
STRAHLENSCHUTZ – Deterministische Effekte Beispiel: Katarakt bei interventionellem Radiologen Katarakt bei einem interventionellen Radiologen nach wiederholter Verwendung der Röntgenröhre über dem Tisch
STRAHLENSCHUTZ Personalschutz
¾ Vermeidung unnötiger Exposition - Personalbegrenzung im Kontrollbereich - Baumaßnahmen, optimale techn. Systeme - Abtrennung nuklidtragender Patienten
¾ Begrenzung unvermeidbarer Exposition - Abstand - Baumaßnahmen - Schulung des Personals
Dosisgrenzwerte für beruflich Strahlenexponierte Grenzwerte nach StrlschV und RöV Körperdosis
Grenzwert in mSv/a
Effektive Dosis
20
Augenlinse Haut, Hände, Unterarme, Füße, Unterschenkel, Knöchel Keimdrüsen, Gebärmutter, rotes Knochenmark
150
Schilddrüse, Knochenoberfläche
300
Dickdarm, Lunge, Magen, Brust, Blase, Leber, Speiseröhre
150
Berufslebensgrenzwert: 400 mSv
500 50
Dosisgrenzwerte für beruflich Strahlenexponierte Beruflich strahlenexponierte Person Durch Tätigkeiten ionisierender Strahlung ausgesetzt Personen Zum Zwecke der Kontrolle und arbeitsmedizinischen Vorsorge Zuordnung zu folgenden Kategorien 1. Beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie A: Effektive Dosis > 6 mSv oder > 45 mSv für die Augenlinse oder > 150 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße oder Knöchel 2. Beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie B: Effektive Dosis > 1 mSv oder > 15 mSv für die Augenlinse oder > 50 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße oder Knöchel, ohne in die Kategorie A zu fallen. (Früher: max. 1/3 der Grenzwerte)
STRAHLENSCHUTZ Einteilung von Strahlenschutzbereichen Überwachungsbereiche (§ 19 RöV, § 36 StrlSchV) Nicht zum Kontrollbereich gehörende betriebliche Bereiche, in denen Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 1 mSv oder höhere Organdosen als 15 mSv für die Augenlinse oder 50 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel erhalten können
Kontrollbereiche (§ 19 RöV, § 36 StrlSchV) sind Bereiche, in denen Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 6 mSv oder höhere Organ-dosen als 45 mSv für die Augenlinse oder 150 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel erhalten können
Sperrbereiche (§ 36 StrlSchV) sind Bereiche des Kontrollbereiches, in denen die Ortsdosisleistung höher als 3 mSv/h sein kann.
STRAHLENSCHUTZ Therapeutische Strahlenanwendung ¾ Charakteristik: ¾ Hohe Dosierung (Gefahr deterministischer und stochastischer Schäden) ¾ Strahlentherapie in jedem Alter notwendig (→ Differenzierte Betrachtung determ. und stochast. Schäden)
STRAHLENSCHUTZ Therapeutische Strahlenanwendung ¾ A. Vermeidung unnötiger Exposition ¾ Präzise Indikationsstellung ¾ Abwägung Risiko-Nutzen-Relation ¾ Prüfung anderweitiger Therapieverfahren
STRAHLENSCHUTZ Therapeutische Strahlenanwendung ¾ B. Begrenzung unvermeidbarer Exposition I ¾ Definition des Targets ¾ Definition der notwendigen Dosis ¾ Optimierung der relativen Herdraumdosis (Strahlenqualität) (3 -D- Bestrahlungs-Planung) (Konformierende Techniken) (Dosisanpassung im Target → Boosttechniken)
STRAHLENSCHUTZ Therapeutische Strahlenanwendung ¾ B. Begrenzung unvermeidbarer Exposition II ¾ Berücksichtigung indiv. Organsensibilität ¾ Einsatz strahlenabsorb. Materialien ¾ Ausnutzung biologischer Erholungseffekte ¾ Vermeidung von Interaktionen (Sensibilisierungseffekte)